Erdbeben-News 07.05.22: Island

Reykjanes wird von 2 Erdbeben M 3,5 und M 3,3 erschüttert

Datum: 07.05.22 | Zeit: 12:39:04 UTC | Lokation: 63.93 ; -21.97 | Tiefe: 7,3 km |  Mb 3,5

Die isländische Reykjanes-Halbinsel ist Austragungsort weiterer Schwarmbeben. In den letzten 48 Stunden registrierte IMO 238 Erdbeben. Die beiden Stärksten brachten es auf Mb 3,5 und Mb 3,3. Das stärkere Beben hatte ein Hypozentrum in 7,3 km Tiefe. Die Erschütterungen manifestierten sich unter dem Kleifarvatn, wo schon der Schwerpunkt der letzten Schwarmbeben lag. Der See liegt nordöstlich des Vulkansystems von Krýsuvík. Weitere Erdbeben ereigneten sich im Bereich von Grindavik und dem Fagradalsfjall. Ein Blick auf die Shakemap enthüllt, dass vereinzelte Beben entlang des Reykjanes-Ridge streuten. Ähnliches erlebten wir bei den massiven Schwarmbeben vor der Fagradalsfajall- Eruption, als die Schwarmbeben mit Bodenhebung assoziiert waren. Aktuell erkennt man auf an den GPS-Daten aber keine signifikanten Bodenhebungen. Dafür gibt es leichte horizontale Verschiebungen in nördlicher Richtung.

Beim Krýsuvík-Trölladyngja-Vulkansystem handelt es sich um vulkanische Manifestationen, die mit einem Nordost-Südwest streichenden Spaltensystem assoziiert sind. Die Spalten folgen den Hauptdehnungsrichtungen auf Reykjanes und erstrecken sich auf gut 50 km Länge. Bei den vulkanischen Manifestationen handelt es sich um Schlackenkegel, die sich auf Eruptionsspalten bildeten, sowie um eine Reihe kleiner Schildvulkane. Ein großer Zentralvulkan fehlt. Die Mehrzahl der Frakturen liegt westlich des Kleifarvatn, man kann aber auch davon ausgehen, dass sich einige Risse im Boden unter dem See befinden. Es ist nicht auszuschließen, dass sich der Seeboden hebt. Messpunkte unter Wasser gibt es meins Wissens nach nicht.

Der letzte Ausbruch des Vulkansystems ereignete sich im 14. Jahrhundert. Dass schließt allerdings die Fagradalsfjall-Eruption vom letzten Jahr aus, da genaugenommen auch das Fagradalsfjall-Risssystem zum Krýsuvík-Trölladyngja-Vulkansystem zählt. Allerdings liegt es an dessen Randbereich, so dass manche Autoren das Fagradalsfjall-System als eigenständig betrachten. Der Dyke, der den Ausbruch in 2021 zu Anfangs mit Magma versorgte, endete Nahe des Geothermalgebietes Krýsuvík.

Erdbeben-News Island: Neue Schwarmbeben unter Reykjanes

Unter Island bebt es in diesen Tagen wieder besonders häufig. Der Schwerpunkt der Aktivität liegt unter der Reykjanes Halbinsel. Dort gibt es entlang mehrere Spaltensysteme Erdbeben.

Kleifarvatn: Erdbeben M 3,4

Datum: 05.05.22 | Zeit: 00:09:44 UTC | Lokation: 63.93 ; -21.97 | Tiefe: 6,6 km |  M 3,4

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel gab es einen weiteren Erdbebenschwarm. IMO detektierte in den letzten 48 Stunden 173 Erschütterungen. Die meisten Beben manifestierten sich nordöstlich vom Krýsuvík-Vulkansystem, genauer, unter dem Kleifarvatn. Neben dem aktuellen Erdbeben M 3,4, gab es zuvor ein Beben M 2,9. Beide Erschütterungen wurden im Großraum Reykjavik gespürt. Der See ist mit einem Risssystem assoziiert und war in der letzten Woche bereits Schauplatz mehrere Erdbeben.

Im Süden des Vulkans Krýsuvík endete seinerzeit der Magmatische Gang, der den Fagradalsfjall speiste. Ob es bei den aktuellen Erdbeben zu Bodenhebungen gekommen ist, wurde noch nicht kommuniziert. Wie ich vorgestern schrieb, scheint sich tief unter Reykjanes ein großer Magmenkörper zu befinden, von dem es jederzeit zu weiterem Magmenaufstieg kommen könnte, der in einer Eruption gipfelt. Der Magmenkörper befindet sich in der Grenzschicht der Asthenosphäre, genauer, in einer Tiefe von 15-20 km und soll ein Volumen zwischen 2 und 9 Kubikkilometer haben.

In den letzten 3 Wochen wurden unter Reykjanes gut 1000 Beben detektiert. Die Meisten manifestierten sich im Gebiet von Thorbjörn, Eldvörp und Kleifarvatn. Gut die Hälfte der Beben wurde manuell überprüft. Bei einigen schwachen Erschütterungen im Bereich der Mikroseismizität könnte der starke Wind Auslöser der Erschütterungen gewesen sein. Doch die Mehrzahl der Beben hat entweder tektonische-, oder vulkanotektonische Ursachen.

Unter anderen Regionen von Island ereigneten sich ebenfalls weitere Erdschütterungen. So bebte es gestern öfters unter dem Gletscher Vatnajökull. Die meisten Beben trafen den subglazialen Vulkan Bardarbunga. Auch am Grimsfjall (der zum Grimsvötn gehört) kam es zu einem Erdbeben. Grimsvötn ist ebenfalls geladen und zu einer Eruption bereit.

Die Erdbebentätigkeit ist zwar erhöht, aber ich kann noch keine direkten Anzeichen einer bevorstehenden Eruption erkennen. Bei den Ausbrüchen der letzten Jahre -die übrigens viel häufiger hintereinander kamen, als es das langjährige Mittel vermuten lassen würde- manifestierten sich in den Wochen vor einer Eruption zig Tausende Erdbeben. Dennoch, es bleibt spannend!

Fagradalsfjall: Rätsel um schnelle Bodenhebung vor Eruption gelöst

Im letzten Jahr hielt uns der Fagradalsfjall-Ausbruch in Atem und bescherte einigen von uns ein einmaliges Vulkan-Erlebnis. Doch auch schon vor Beginn der Eruption ging es auf, bzw. unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel heiß her: Massive Schwarmbeben sorgten für Aufregung, umso mehr sie teilweise mit starken Bodendeformationen verbunden waren. In schneller Folge hob und senkte sich der Untergrund im Bereich von Grindavik und dem Geothermalkraftwerk Svartsengi. Es kam zu Bodenhebungen von bis zu 12 cm. Kurz darauf senkte sich der Boden wieder. Die Wissenschaftler eines gemeinsamen Forschungsprojektes von Iceland GeoSurvey (ÍSOR) und dem Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ unter Beteiligung der Tschechischen Akademie der Wissenschaften, reagierten sofort und installierten neuen Messsonden auf Reykjanes, um den Vorgängen den Puls zu führen. Jetzt veröffentlichte das internationale Team seine Forschungsergebnisse, in der Zeitschrift Nature Geoscience.

Vulkanausbruch ohne Bildung einer flachen Magmakammer

Das Besondere an der Situation auf Island war, dass die beschriebenen Vorläuferphänomene zu einem Vulkanausbruch an einer divergenten Plattengrenze führte, ohne dass es zur Bildung eines großen Magmen-Reservoirs in 4-5 km Tiefe gekommen wäre. Dass das Magma während des Vulkanausbruchs schnell aus großer Tiefe aufgestiegen war, ergab die Analyse der eruptierten Lava bereits während des Vulkanausbruchs. Was aber, so fragten sich die Wissenschaftler, verursachte die Bodenhebung bei Grindavik, wenn es kein Magmenkörper war, der in die Erdkruste intrudierte? Aus allen verfügbaren Daten modellierten sie nun ein Bild der Vorläuferphänomene. Torsten Dahm, einer der Mitautoren der Studie, erklärte in einer Pressemeldung des GFZ: „Wir waren zunächst verwundert über die relativ schnelle Absenkung unmittelbar nach den Hebungszyklen, die schwer zu erklären ist, wenn Magma in flache Ebenen eingedrungen ist. Schließlich entwickelten wir ein poro-elastisches Modell, bei dem Fluide mit geringer Dichte wie Kohlendioxid in einen bereits bestehenden Grundwasserleiter in vier Kilometern Tiefe an der Wurzel des geothermischen Systems eindringen. Dies löste das Rätsel und konnte überraschenderweise auch die Hebung und das schnelle Absinken zusammen mit den spezifischen Mustern der Seismizität erklären.“

Großes Tiefenreservoir könnte Reykjanes weitere Vulkanausbrüche bescheren

Die Überwachung zeigte deutlich drei Episoden von Hebung und erhöhter Seismizität, denen jeweils ein relativ schnelles Absinken folgte. Vierzehn Monate nach Beginn der Unruhen kam es am Fagradalsfjall, acht Kilometer östlich des Hebungszentrums, zu einem Vulkanausbruch. Unter dem Eruptionszentrum war dann kurz vor der Eruption ein Magmatischer Gang intrudiert. Das Magma stammte aus dem Grenzbereich zwischen Erdmantel und der Erdkruste und stieg aus 15-20 km Tiefe schnell auf. Dort hatte sich ein großes Magemen-Reservoir gebildet, das vom isländischen Wissenschaftler Ólafur Flóvenz wie folgt beschrieben wird: „Wir schätzen, dass das Mindestvolumen des entgasten Magmas unter der Eruptionsstelle mindestens in der Größenordnung von zwei bis neun Kubikkilometern liegt. Nur ein kleiner Teil dieses Volumens wurde bei dem sechs Monate dauernden Ausbruch des Fagradalsfjall eruptiert. Das deutet auf eine große Magmaquelle hin, die für wiederholte Eruptionen in der Zukunft bereit ist.“

Reykjanes: Vulkanologe hält weiteren Vulkanausbruch für wahrscheinlich

  • Es kam zu weiteren Schwarmbeben unter Reykjanes
  • IMO detektierte 86 Beben innerhalb von 48 Stunden
  • Ein Vulkanologe hält einen Ausbruch innerhalb eines Jahres für wahrscheinlich

Schwarmbeben unter Reykjanes

In den vergangenen Wochen ist wieder ein steigender Trend in Bezug auf die Häufigkeit von Schwarmbeben unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel zu erkennen, wobei die Seismizität unter Island generell hoch ist. Der letzte Bebenschub kam gestern. IMO zeigt 124 Erschütterungen in den letzten 48 Stunden an. Die meisten Erdbeben konzentrierten sich um Grindavik. Es gibt aber auch Erschütterungen an anderen Spaltensysteme unter Reykjanes. Die Beben könnten mit Magmenbewegungen zusammenhängen.

Vulkanologe hält weitere Eruption für wahrscheinlich

In einem RUV-Interview kam der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson zu Wort. Der Wissenschaftler vertritt die Meinung, dass auf Reykjanes sogar mehrere Eruptionen gleichzeitig möglich sind und sieht eine große Wahrscheinlichkeit, dass es innerhalb von einem Jahr einen weiteren Ausbruch auf der Halbinsel geben könnte. Er äußerte Überlegungen, wie sich die verschiedenen Ausbruchsarten auswirken könnten und stellte Vergleiche mit der Fagradalsfjall-Eruption an, die uns letztes Jahr in Atem gehalten hat. Diesen Vulkanausbruch bezeichnete Þorvaldur Þórðarson als kleine touristische Eruption, die keine größeren Probleme verursachte. Bei einer größeren Eruption stellt nicht nur die Lava ein Problem dar, sondern vor allem das Schwefeldioxid, dass die Luft stark verschmutzen könnten. Anders beurteilt er eine submarine Eruption vor der Küste: obwohl bei einem Unterwasserausbruch viel Dampf entsteht, würde das Meerwasser wie eine Filterwaschanlage wirken und einen Großteil des Schwefels herauswaschen, so dass es zu einer geringeren Schwefeldioxidbelastung in der Luft kommen würde. Auch des Ascheeintrag in der Luft wäre bei einer Eruption an Land größer, als bei einem Ausbruch Unterwasser.

Hintergrund zu diesen Überlegungen ist wohl ein Erdbebenschwarm, der sich in der letzten Woche vor der Westspitze von Reykjanes zugetragen hatte. Auch vor der Fagradalsfjall-Eruption gab es dort massive Schwarmbeben, die wahrscheinlich mit Magmenintrusion einhergingen. So scheint es der Wissenschaftler für möglich zu halten, dass es dort zu einem Ausbruch kommen könnte. Was Þorvaldur Þórðarson bei seinen Gedanken unberücksichtigt lässt, ist, dass submarine Eruptionen das marine Ökosystem stark beeinträchtigen könnte, was isländische Fischer nicht erfreuen dürfte.

Ein Blick auf die Karte enthüllt, dass es gestern auch zu Erdbeben an vielen anderen Lokationen auf Island kam. Besonders die Beben unter dem Vatnajökull sind für uns interessant, da hier ebenfalls aktive Vulkane liegen, die zu einem Ausbruch bereit zu sein scheinen.

Island: Neue Erdbeben am 13.04.22

Heute ist in der Welt der Erdbeben einiges los! Ich beginne meinen Bericht nicht mit dem stärksten Beben, sondern mit den Meisten. Sie ereigneten sich auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel.

Zusammenfassung:

  • Unter Westreykjanes bebte es 323 Mal
  • Stärkste Erschütterung hatte M 3,9
  • Weitere Beben unter dem Vatnajökull
  • Ein Schwarm gab es zwischen Hveravellir und Langjökull

Reykjanes: Starkes Schwarmbeben

Datum: 12.04.22 | Zeit: 21:21:53 UTC | Lokation: 63.854; -22.620 | Tiefe: 6 km | Mb 3,9

Unter der Westspitze der isländischen Reykjanes-Halbinsel manifestierte sich ein starker Erdbebenschwarm, so wie wir ihn in den Monaten vor der Fagradalsfjall-Eruption öfters sahen. IMO registrierte innerhalb von 48 Stunden 323 Erschütterungen. 8 Beben hatten Magnituden größer als 3. Das Stärkste brachte es auf M 3,9 und hatte ein Hypozentrum in 6 km Tiefe. Dae Epizentrum wurde 7.3 km NE of Reykjanestá lokalisiert. Beim EMSC wurde das Beben mit M 4,2 bewertet und weiter östlich lokalisiert. Das zeigt, wie schwer es ist Erdbebendaten auszuwerten.

Die Beben streuten in einem relativ großen Umkreis und es wurden auch Erschütterungen nahe am Fagradalsfjall und bei Grindavik festgestellt. Betrachtet man die Shakemap genauer, stellt man fest, dass sich die Beben entlang 3 verschiedener Störungssysteme ereigneten. Der östlichste Cluster folgt in etwa den Verlauf des Magmatischen Gangs am Fagradalsfjall.

Interpretation der Erdbeben

Die Interpretation der Erdbeben ist -wie so oft- schwierig. Betrachtet man die Tiefe der Hypozentren, dann möchte man auf rein tektonisch bedingte Erdbeben tippen. Den Aufstieg eines Magmenkörpers aus größeren Tiefen kann ich nicht erkennen. Dennoch ist es möglich, dass Magmenintrusion die Spannungen in der Erdkruste erhöhte und die tektonischen Störungszonen aktivierte. Genauere Untersuchungen werden zeigen, ob es zu einer Bodenhebung kam. Isländische Geowissenschaftler habe ja bereits im Zusammenhang mit der Fagradalsfjall-Eruption hervorgesagt, dass der Reykjanes-Halbinsel unruhige Zeiten bevorstehen und dass Ereignisse entlang der zahlreichen tektonischen Spaltensystemen oft in Schüben erfolgen, die mehrere Jahrzehnte andauern können. So muss man in dem Gebiet zwischen dem internationalen Flughafen von Keflavik und der Hauptstadt Reykjavik mit weiteren Erdbeben und Vulkanausbrüchen rechnen.

Bei den Eruptionen auf Reykjanes handelt es sich meistens um effusive Spaltenausbrüchen, die sich für gewöhnlich nur lokal auswirken. Dennoch könnten Lavaströme die wenigen Hauptverkehrswege unterbrechen. Selbst bei effusiven Eruptionen könnten Eruptionswolken entstehen, die den Flugverkehr beeinträchtigen.  Das ist besonders dann der Fall, Wenn Magma und Wasser interagieren. Erdbeben größerer Magnituden bergen Zerstörungspotenzial. Vor allem die Geothermiekraftwerke der Region könnten in Mitleidenschaft gezogen werden, was die Stromversorgung der Hauptstadt gefährden würde.

Weitere Erdbeben unter Island

Doch die Beben auf Reykjanes waren nicht die Einzigen, die Island erschütterten. Beben ereigneten sich auch in Südisland. Unter der Hekla kam es zu einer Erschütterung. 18 Beben manifestierten sich unter den subglazialen Vulkane des Gletschers Vatnajökull. Zudem kam es zu einem kleineren Schwarmbeben zwischen dem Thermalgebiet Hveravellier und dem Gletscher Langjökull. Hier wurden 27 schwache Erschütterungen registriert.

Reykjanes: Neuer Erdbebenschwarm am 03.03.22

Datum: 03.04.22 | Zeit: 14:19:16 UTC | Lokation: 63.884, -22.398 | Tiefe: 5,9 km | Mb 3,3

  • Unter Reykjanes gab es ein neues Schwarmbeben
  • Es wurden 226 Erdbeben registriert
  • Die stärkste Erschütterung brachte es auf M 3,3

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel manifestierte sich gestern Abend ein neues Schwarmbeben. Schauplatz des Geschehens war die Gegend um die Blaue Lagune, ca. 5 km nördlich von Grindavik und in Sichtweite des Fagradalsfjall-Vulkans. Die meisten Beben manifestierten sich am Hügel Sýlingarfell. Diese vulkanische Erhebung liegt im Osten der Blauen Lagune. In der Region wurde vor 2 Jahren erstmalig Bodenhebung registriert, die durch Inflation ausgelöst wurde. IMO registrierte in den letzten 48 Stunden 226 Erdstöße unter der Reykjanes-Halbinsel. Zwei Beben hatten Magnituden über 3, wobei es die stärkste Erschütterung auf M 3,3 brachte. Die Hypozentren lagen in Tiefen um 5 km und damit relativ flach. Es war der intensivste Erdbebenschwarm seit Monaten, auch wenn wir in den vergangenen Jahren durchaus stärkere Schwärme dort gesehen haben. Wodurch er ausgelöst wurde ist bislang nicht kommuniziert worden. Auch ist noch nicht klar, ob es eine Bodenhebung infolge von Inflation gab.

Frühere Schwarmbeben auf Reykjanes wurden durch Intrusion verursacht

Die Beben, die sich in der Region um die Blaue Lagune Anfang 2020 manifestierten, spielten sich in der gleichen Tiefe wie jetzt ab. Allerdings wurden dort bei einigen Schwarmbeben bis zu 4 Mal mehr Erschütterungen detektiert, als es jetzt der Fall war. Damals hob sich der Boden um den Thorbjorn bis zu 8 cm an. Beim Thorbjorn handelt es sich um einen vulkanischen Hügel südlich der Blaue Lagune, wobei Thorbjorn und Sýlingarfell ca. 1 km voneinander entfernt liegen. Erst in den folgenden Monaten verlagerten sich Erdbebenaktivität und Inflation in Richtung Osten, wo dann am Fagradalsfjall die Intrusion stattfand, die letztendlich zur Eruption führte.

Mehrere isländische Geowissenschaftler gehen davon aus, dass es auf Reykjanes in den nächsten Jahren weitere Eruptionen geben wird. Aber wir wissen ja, dass die längerfristige Vorhersage von Vulkanausbrüchen praktisch unmöglich ist. Selbst wenn ein Vulkan statistisch gesehen überfällig ist, oder die geophysikalischen Parameter eine bevorstehende Eruption andeuten, heißt das noch lange nicht, dass sich die Vulkane dran halten. Aber natürlich bin ich für einen Vulkanausbruch in unbewohnten Gegenden immer zu haben.

Erdbeben am 17.03.22: Iran

Südiran: Erdbeben Mw 5,8

Datum: 16.03.22 | Zeit: 23:15:45 UTC | Lokation: 26.99 N ; 54.60 E | Tiefe: 10 km | Mw 5,8

Im Süden des Irans gab es einen Erdstoß der Magnitude 5,8. Das Hypozentrum lag 10 km tief. Das Epizentrum wurde 56 km nordwestlich von Bandar-e Lengeh lokalisiert. In der Region gab es in den letzten Monaten häufiger Erdbeben. Erdbeben dieser Magnitude erzeugen bereits häufig Schäden an betagter Bausubstanz und auch Todesopfer sind möglich. Meldungen über Schäden liegen aktuell nicht vor. Dafür gibt es beim EMSC 2 Wahrnehmungsmeldungen. Sie bezeugen einen recht lange andauernden Erdstoß, der deutlich gespürt wurde.

Häufig starke Erdbeben im Iran

Die Gegend der Provinz Hormozgan wurde schon oft von starken Erdbeben erschüttert. Zuletzt ereigneten sich dort im November letzten Jahres 2 starke Erdbeben mit den Magnituden 6,4 und 6,3, die mindestens ein Todesopfer forderten. Im November 2017 waren bei einem starken Erdbeben im Iran mehr als 400 Menschen getötet worden. Die letzte wirklich große Erdbebenkatastrophe des Irans ereignete sich im Jahr 2003, als infolge eines Erdbebens der Magnitude 6,7 gut 31.000 Menschen den Tod fanden.

Die häufigen Erdbeben der Region sind ihrer Lage an einer dominanten Störungszone geschuldet, entlang derer die Kontinentale Naht zwischen der Eurasischen Platte und der Platte Arabiens verläuft. Im Zuge dieser Plattenkollision bildete sich im Bandar-Abbas-Gebiet ein Faltenschubgürtel, der von zahlreichen Störungen durchzogen ist. Im Osten der Provinz Hormozgan liegt der Makran-Akkretionskeil. Er zeugt von der Konvergenz der Platten, die mit gewaltigen Kräften aufeinander zugeschoben werden. Dabei werden Gesteine der tiefen Erdkruste abgehobelt und wie Sägespäne beim Hobeln aufgeschoben. Im Extremfall werden sogar Mantelgesteine ans Tageslicht gefördert, wie es z.b. im Süden von Kreta der Fall ist. Dieser Prozess hält seit Jahrmillionen an und wird der Alpen-Himalaya-Orogenese zugerechnet. Weiter im Osten des Irans gibt es eine weitere markante Plattengrenze mit dem Indo-Australischen Kontinent, auf dem auch das erdbebengefährdete Nachbarland Pakistan liegt.


Weitere Erdbeben-Meldungen

Island: Erdbeben M 3,0

Datum: 17.03.22 | Zeit: 10:49:01 UTC | Lokation: 63.90 ; -22.11 | Tiefe: 5,3 km | Ml 3,0

Auf der isländischen Reykjanes-Insel gab es heute Nachmittag einen Erdstoß der Magnitude 3,0. Das Hypozentrum lag 5,3 km tief. Das Epizentrum wurde 2.9 km nordwestlich von Krýsuvík verortet. Damit manifestierte sich der Erdstoß im Bereich des Magmatischen Gangs, der im letzten Jahr die Eruption am Fagradalsfjall gespeist hat. Ansonsten ist es in der Region seismisch verhältnismäßig ruhig.

Vulkan-Update 18.02.22: Inflation Island

  • Unter dem Fagradalsfjall wird Inflation registriert
  • Askja bläht sich ebenfalls auf
  • Grimsvötn könnte jederzeit ausbrechen

Reykjanes: Inflation unter dem Fagradalsfjall

Nach einem sehr spannenden Vulkanjahr 2021, scheint es nicht nur auf Island momentan ruhiger zu sein. Doch dass ist nur eine Momentaufnahme, was die sichtbare Aktivität angeht: unterirdisch ist so einiges los, insbesondere auf Island. Der IMO-Deformationsforscher Benedikt Gunnar Ófeigsson, interpretierte für die isländische Zeitung Morgunblaðið die aktuellen Geschehnisse unter Island. Demnach dokumentieren die Geowissenschaftler an mehreren Lokationen auf Island Bodenhebung, die durch aufsteigende Magmatische Fluide ausgelöst wird. Besonders unter dem Fagradalsfjall hebt sich der Boden weiterhin an, nachdem zum Jahresende ein neuer Magmatischer Gang intrudierte. Für uns wird die Bodenhebung indirekt sichtbar, da sie die zahlreichen Erschütterungen um den neu entstandenen Kegel auslöst. Der Deformationsforscher erklärte: „Die Aufblähung hat ihren Ursprung in beträchtlicher Tiefe. Ihr Zentrum liegt irgendwo im Gebiet unter dem Berg Fagradalsfjall. Es ist schwierig, es genau zu lokalisieren. Dies deutet darauf hin, dass sich Magma in einer Tiefe von etwa 12-16 km ansammelt.“

Bodenhebung unter Grimsvötn und Askja

Benedikt Gunnar Ófeigsson enthüllt weiterhin, dass es auch Bodenhebung im Gebiet des Vatnajökulls gibt. Hier ist es vor allem der Grimsvötn, der weiter auflädt. Der Forscher meinte, dass es jederzeit zu einem Ausbruch am Grimsvötn kommen könne. Die Vorwarnung durch Erdbeben beträgt normalerweise bei diesem Vulkan nur einige Stunden. Wenige Kilometer weiter nördlich liegt der Caderavulkan Askja. Obwohl das IMO den Kontakt zu den meisten Messstationen dort verloren hat, was im Winter regelmäßig vorkommt, zeigen die noch rein kommenden Messwerte einer Station, dass es Inflation gibt. Unter der Askja liegt das Magmenreservoire bereit sehr flach: es sammelt sich in nur 3 km Tiefe.

Bis jetzt lässt sich nicht sagen wann es wieder zu einer Eruption auf Island kommt, doch dass es wieder einen Vulkanausbruch geben wird, gilt als sicher.

Vulkan-Update 15.02.22: Reykjanes

  • Die isländische Hauptstadt Reykjavik könnte durch Magmenintrusionen gefährdet werden
  • Professor Páll Einarson erklärt, in welchen Regionen er eine besondere Gefahr sieht

Island: Magmaintrusionen könnten die Infrastruktur auf Reykjanes gefährden

Dass der Vulkanismus Fluch und Segen zugleich sein kann, erfährt man an wenigen Orten der Erde so gut wie auf Island. Dank der Vulkane und des Magmatismus hat man vielerorts einen hohen geothermischen Gradienten und kann Energie durch Erdwärme gewinnen. Neben Fischfang und Tourismus, ist die Geothermalenergie ein Standbein der isländischen Wirtschaft und mit ein Grund für den heutigen Wohlstand der Insel. Davon profitiert vor allem die isländische Hauptstadt Reykjavik, bei der sogar die Bürgersteige mittels der kostengünstigen Energie eisfrei gehalten werden. Die Hauptstadt liegt im Süden Islands, dort, wo die Reykjanes-Halbinsel beginnt. Lange Zeit war es dort seismisch und vulkanisch ruhig, doch seit 3 Jahren befindet sich die Seismizität in einer Hochphase. An mindestens 3 Orten standen Schwarmbeben im Zusammenhang mit Magmenintrusion. Magmatische Gänge drangen in den Untergrund ein und verursachten Bodendeformationen. Eine dieser Intrusionen gipfelte letzten März im Ausbruch des Vulkan Fagradalsfjall. Spätestens seitdem ist es vorbei, mit der Ruhe der Isländer, denn es wurde klar, dass es auch in der Nähe der Hauptstadt zu Magmenintrusionen kommen kann. Selbst wenn kein Ausbruch resultiert, könnte die sensible Infrastruktur zur Energieversorgung beschädigt werden. Dazu zählen einerseits die Geothermiekraftwerke selbst, denn auf relativ großen Arealen wurden Bohrlöcher abgeteuft und Kraftwerke erreichtet, die durch Bodenhebungen beschädigt werden könnten. Aber auch das kilometerlange Netz aus Zuleitungen für die Warmwasserversorgung des Hauptstadtbereichs könnte durch Bodendeformationen, oder starke Erdbeben beschädigt werden.

In einem Interview, dass Geowissenschaftler Páll Einarson der Zeitung Morgunblaðið gab, geht der Professor genauer auf die Gefahrensituation ein, und sagt, dass eine Magmenintrusion an der falschen Stelle ernsthafte Probleme verursachen könnte. Für besonders gefährdet hält er die geothermischen Gebiete Krýsuvík und Svartsengi, das Naturschutzgebiet Heiðmörk am Stadtrand von Reykjavík oder die Bláfjöll-Berge. Obwohl die Eruptionen auf Reykjanes meistens klein waren, könnten sie von starken Erdbeben begleitet werden, die Schäden in Reykjavik anrichten könnten. Ein Vulkanausbruch in der Hauptstadtgegend selbst kann langfristig betrachtet nicht komplett ausgeschlossen werden. Na, wenn das nicht mal eine Steilvorlage für einen realistischen Katastrophenfilm ist… .