Island: Lava am Stadtrand von Grindavik

Neue Spalte am Standrand von Grindavik – Erster Lavastrom erreicht Häuser

Die Eruption bei Grindavik auf der isländischen Reykjaneshalbinsel hat sich im Laufe des Vormittags weiterentwickelt. Kurz vor Mittag öffnete sich in der Verlängerung der bisherigen Spalte eine weitere kürzere Spalte. Das Brisante daran ist, dass sie unmittelbar vor dem östlichen Stadtrand von Grindavik liegt. Ich schätze die Länge der Spalte auf gut 100 Meter und genauso weit ist sie vom ersten Haus am Stadtrand entfernt. Aus der Spalte steigen kleine Lavafontänen hervor, die einen Lavastrom speisen, der inzwischen die erste Straße in Grindavik überquert hat und unmittelbar vor einem Haus stoppt.

Während ich diese Zeilen schreibe, verlängert sich die Spalte weiter und nun reicht sie bis auf ca. 35 m an eines der ersten Häuser heran. Eine einige Meter hohe Lavafontäne beginnt zu sprudeln. Für den Hausbesitzer bestimmt ein Alptraum, wobei ich selbst schon oft von einem privaten Minivulkan im Harten träumte, was für mich keine unangenehme Vorstellung ist, solange das Haus stehen bliebt.

In einem IMO-Update von 12:40 Uhr Ortszeit (UTC 13:40) schrieben die Forscher, dass die Eruption stabil sei und dass sich der Magmatische Gang nicht weiter ausbreitet. Anhand der Seismik konnte man den unterirdischen Weg des Magmas verfolgen, und man geht davon aus, dass sich der Dyke bis unter Grindavik ausbreitete. Die Gefahrenforscher halten es für möglich, dass sich entlang des Gangs weitere Eruptionsspalten öffnen, die bis nach Grindavik hineinreichen. Es ist also gut möglich, wenn nicht sogar wahrscheinlich, dass es zur Zerstörung von Gebäuden kommen wird.

Der Lava-Hauptstrom aus der großen Spalte, die sich in den frühen Morgenstunden öffnete, bog überraschenderweise in westlicher Richtung ab und fließt bis jetzt nicht in Richtung Grindavik. Tatsächlich teilte er sich auch vor dem Gewächshaus und verschonte es bis jetzt. Dafür kreuzte er eine Nebenstraße, die nun unterbrochen ist.

Die Eruptionsspalten liegen im Randbereich der roten Zone 3 der Gefahrenkarte von IMO. Sie öffnete sich in ca. 2 Kilometer Entfernung zur Sundhnúkar-Kraterreihe wo man eigentliche mit eine weiteren Spaltenöffnung gerechnet hatte.

Island: Lava könnte Grindavik zerstören

Eruptionsspalte nahe der Stadt – Schicksalsstunden für Grindavik

Seit heute Morgen ist der lange erwartete Vulkanausbruch in Gang und die neue Eruptionsspalte befindet sich an einem äußerst ungünstigen Ort, denn sie liegt praktisch vor den Toren von Grindavik. Sie durchschnitt den Schutzwall, dessen Konstruktion am 2. Januar begonnen wurde. Die Lava hält gerade auf ein Gewächshaus zu und könnte dieses in Kürze erreichen und zerstören. Momentan schreitet die Lava aber langsamer voran und es ist ungewiss, wie lange der Ausbruch anhalten wird und ob es zu größeren Zerstörungen kommen wird.

Wie im ersten Bericht geschrieben, standen Bagger und eine Flutlichtanlage direkt im Weg der Lavaströme. Während die Flutlichtanlage inzwischen Teil der Lava ist, konnten die Bagger noch in Sicherheit gebracht werden.

Die Bewohner von Grindavik, denen es ja kurz vor Weihnachten freigestellt wurde, in ihre Häuser zurückzukehren, dürften jetzt wieder mit Flucht beschäftigt sein. Dabei sollte der Ort morgen sowieso wieder evakuiert werden. Grund hierfür war aber nicht etwa die Gefahr einer Eruption, sondern die Sorge um sich neu öffnende Erdspalten und natürlich darum, dass Leute in den bereits vorhandenen Erdspalten verschwinden könnten, so wie es wahrscheinlich das Schicksal des Arbeiters war, der seit Mittwoch als vermisst gilt. Naja, wenigstens stehen die Chancen gut, dass die Erdspalten nun auch natürlicher Weise verfüllt werden. Allerdings dürfte das die Bewohner der Stadt wenig Anlass zur Freude geben.

Eine erste Analyse der Messdaten zeigt, dass mit Beginn des seismischen Schwarms heute Nacht ein neuer Magmatischer Gang intrudierte, der sehr wahrscheinlich vom Magmenreservoir unter Svartsengi ausging. Die Bodenhebung machte einen ordentlichen Satz nach oben und betrug gut 12 cm. Nahe der Eruptionsstelle wurde auch ein signifikanter horizontaler Bodenversatz registriert.

Während man im Allgemeinen das Risiko einer weiteren Eruption als groß eingeschätzt hat, gab es unmittelbar vor Einsetzen der seismischen Krise keine Anzeichen, die nahegelegt hätten, dass die Eruption heute beginnen wird. Zwar wurden in den letzten Tagen immer wieder Messabweichungen als Frühindikatoren für den bevorstehenden Ausbruch interpretiert, doch eindeutig zuweisen ließen sich diese nicht. Vergangenes Wochenende kam es zu einem vermeintlichen Rückgang der Bodenhebung bei Svartsengi. Dann nahm die Seismizität ab. Doch Tage vor dem Ausbruch kehrten die Werte auf die vorherigen Zustände zurück. Zuletzt wurde bei Eldvörp Subsidenz gemessen, doch auch hier stimmte das Timing nicht mit den Abweichungen vor der letzten Eruption überein. Eine mögliche Interpretation ist, dass die Eruption zu diesen Zeiten bereits starten wollte, aber eben doch nicht durchstartete.

Hier einige Screenshots der letzte Stunden (Quellen MBL Livecam, IMO, Uni Reykjavik):

Island: Neuer Vulkanausbruch am 14.01.24

Neuer Vulkanausbruch auf Reykjanes hat begonnen – Spalte öffnete sich nördlich von Grindavik

Heute morgen hat um 7:57 Uhr Ortszeit ein neuer Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjaneshalbinsel begonnen. Südsüdöstlich von Hagafell öffnete sich eine Eruptionsspalte, die sich südlich der letzten Spalte über dem Magmatischen Gang befindet. Damit liegt sie deutlich näher an Grindavik als die letzte Spalte und möglicherweise auf der Seite der Wasserscheide, die Richtung Grindavik geneigt ist. Damit ist die Gefahr größer als zuvor, dass Lava in Richtung des Ortes fließt.

Entlang der Spalte sieht man auf den Livecams Lavafontänen aufsteigen, die einige zehner Meter hoch sind. Sie speisen Lavaströme, die sich um die Spalte ausbreiten.

Die Spalte hat momentan noch eine überschaubare Länge von einigen hundert Metern Länge, könnte sich aber noch entwickeln und deutlich länger werden. Die letzte Spalte war 4 km lang.

Der Spaltenöffnung voran ging ein intensives Schwarmbeben, das heute Nacht gegen 3 Uhr begann. Das Beben hält an, was ein Indiz dafür ist, dass wir noch das Initialstadium der Spaltenöffnung erleben und sich der Ausbruch verstärken könnte.

Aktuell fließt die Lava auf ein Flutlicht zu, an dem zwei Bagger stehen. Ihnen droht die Zerstörung. Die Lava kommt aus Richtung des Schutzwalles, der Grindavik bzw. die Hauptstraße schützen soll. Tatsächlich gab der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson gerade ein Statement bei RUV ab und sagte: „Dies ist vielleicht einer der schlimmsten Orte, an denen es zu einem Ausbruch kommen kann, und er gefährdet Grindavík, wenn der Ausbruch anhält“. Demnach verläuft die Eruptionsspalte direkt durch den Erdwall, der Grindavik schützen sollte.

Es ist der fünfte Vulkanausbruch auf Island, seit Beginn der Eruptionsserie im März 2021 als sich eine Eruption am Fagradalsfjall ereignete.

Es sind diverse Livestreams verfügbar, die ich auf der Grindavikseite verlinkt habe.

Island: Grindavik wird wieder evakuiert

Neue Evakuierung von Grindavik angeordnet – Risiko als inakzeptabel eingeschätzt

In den letzten Stunden hat sich die Erdbebentätigkeit entlang des Magmatischen Gangs auf der Reykjaneshalbinsel wieder signifikant erhöht. Laut den IMO-Tabellen gab es innerhalb von 48 Stunden 166 Erschütterungen. Gestern sollen sich 185 Beben ereignet haben. Im ersten Tagesviertel waren es heute 85 Beben. Damit sind wir wieder auf dem Niveau vom Jahresanfang. Stellt sich die Frage, ob in den letzten Tagen nicht alle Erdbeben registriert wurden oder ob sich die Aktivität wirklich wieder steigerte. Klarheit könnte die Bodenhebung liefern: Tatsächlich scheint sich aus den Messungen der letzten Stunden wieder eine Beschleunigung der Bodenhebung anzudeuten, wobei der Unterschied zu den letzten Tagen nicht sehr groß ist.

Unabhängig von einer eventuell beschleunigten Bodenhebung wurde heute Nachmittag auf einer Konferenz der Verantwortlichen beschlossen, dass Grindavik am Montag wieder evakuiert wird bzw. dass der Zugang zum Ort wieder eingeschränkt wird. Die Evakuierungsmaßnahme gilt erst einmal für 3 Wochen. Als Grund hierfür wurde die neue Gefahrenanalyse der Spezialisten genannt, die ich gestern kurz vorstellte. Im Wesentlichen geht es um die Gefahr, dass sich in Grindavik neue Spalten öffnen könnten, auch unabhängig von größeren Ereignissen wie die Riftingepisode vom 10. November.

Ausschlaggebend für die neue Gefahrenbeurteilung war das spurlose Verschwinden eines Arbeiters am Mittwoch, über das ich ebenfalls berichtet habe. Der Mann war alleine dabei, eine der großen Erdspalten zu verfüllen, und stürzte vermutlich in sie hinein. Offenbar befand sich in der über 30 Meter tiefen Spalte bereits Füllmaterial, in dem der Mann versunken sein könnte. Bis gestern versuchte man den Mann oder dessen Leiche zu bergen, doch das Unterfangen wurde eingestellt: Das Risiko für die Rettungsmannschaft wurde als zu groß eingestuft. Plötzliche Erdbewegungen hätten auch diese Menschen verschütten können. Am Grund der Spalte gibt es eine größere Wasseransammlung und die Rettungskräfte hätte tauchen müssen. Zudem kam die Gefahr plötzlich aufsteigender toxischer Gase.

Island: Erdbeben M 4,3 am Grimsvötn

Gletschervulkan Grimsvötn wird von stärkstem Erdbeben seit Aufzeichnungsbeginn erschüttert – Gletscherlauf möglich

Datum 11.01.2024 | Zeit: 06:53:1 UTC | Lokation: 64.421 ;  -17.256 | Tiefe: 0,1 km | Mb 4,3

Heute Morgen manifestierte sich unter dem isländischen Gletschervulkan Grimsvötn ein Erdbeben der Magnitude 4,3. Das Hypozentrum wurde in nur 100 m Tiefe detektiert. Das Epizentrum lag 2.0 km nordnordöstlich von Grímsfjall. Laut IMO handelte es sich um den stärksten Erdstoß am Grimsvötn seitdem die Messungen begonnen wurden.

Die Bodenhebung ist seit einigen Tagen rückläufig und im Zusammenhang mit den Erdbeben meinen die IMO-Forscher, dass ein Gletscherlauf begonnen haben könnte. Unter dem Eis am Vulkan gibt es mindestens 2 Kavernen, in denen sich geothermal verursachtes Schmelzwasser sammelt. Wenn die Kavernen kein Wasser mehr fassen können und der Druck in ihnen zu groß ist, fließt das Wasser plötzlich ab und es kommt zu einem Gletscherlauf. Die plötzliche Druckentlastung auf den Boden könnte dann einen Ausbruch des Vulkans triggern. Tatsächlich sieht der Tremorgraph (sieh Artikel unten) so aus, als würde schwacher Tremor registriert werden.

Die Forscher beobachten den Vulkan genau und suchen nach weiteren Hinweisen für einen Gletscherlauf. Das Wasser in den abführenden Flüssen fängt an zu steigen und ändert seine elektrische Leitfähigkeit. Das gilt als Frühindikator, bevor die eigentliche Flut die Gletscherfront erreicht hat. Gletscherläufe (Jökulhlaup) sind auf Island gefürchtet, da sie großes zerstörerisches Potenzial haben. Selbst wenn sich meistens keine Orte im Bereich der gefährdeten Flüsse befinden, zerstören Jökulhlaups regelmäßig Straßen und Brücken. Besonders gefährdet ist ein Teil der östlichen Ringstraße im Bereich des Vatnajökulls.

Aber auch andere Vulkane können Gletscherläufe erzeugen, besonders wenn es zu einem subglazialen Vulkanausbruch kommt. Ein Kandidat ist die Katla. Der Vulkan unter dem Gletscher Myrdalsjökull war heute ebenfalls Schauplatz einiger Erdbeben.

Seismizität auf Reykjanes hat wieder zugenommen

Die Seismizität zog auch im Bereich der Reykjaneshalbinsel wieder an. Die Bodenhebung geht weiter, auch wenn manche Datenanalysten meinen, sie hätte nachgelassen. Diskutiert wird insbesondere ein Negativsprung des letzten Messwerts bei Eldvörp: Da sowohl vor dem Rifting-Event am 10. November als auch vor dem Ausbruch am 18. Dezember ein vergleichbares Muster wie jetzt auftrat, könnte der erwartete Ausbruch wieder einmal bevorstehen. Nur leider scheint sich auch dieser Vulkan nicht unbedingt an wiederkehrende Muster zu halten.

Island: Magmaansammlung unter Krýsuvík vermutet

Isländischer Geoforscher vermutet Sill unter Krýsuvík – Ausbruchswahrscheinlichkeit bei Svartsengi weiter hoch

Nach der Bebenserie bei Krýsuvík auf der Reykjaneshalbinsel, die sich Ende letzter Woche ereignete, spekuliert der isländische Vulkanologe Haraldur Sigurðsson darüber, dass sich unter dem Gebiet östlich von Fagradalsfjall und dem Magmatischen Gang bei Svartsengi ebenfalls eine Magmenakkumulation gebildet hat. Solche Vermutungen sind nicht neu und wurden bereits im Herbst letzten Jahres geäußert. Das neuerliche Schwarmbeben lieferte Nährstoff für diese Vermutungen. Hinzu kam die Erdbebenkarte des Naturgefahrenexerten Einar Hjörleifsson, der die Lage der Erdbeben im Dezember in Bezug auf die Hypozentren untersuchte. Haraldur Sigurðsson nahm die Karte und erstellte mit ihren Daten ein Histogramm und diskutierte es in seinem Blog. Ihm fiel auf, dass es nicht nur im Bereich des Magmatischen Gangs einen seismischen Schatten gab, sondern auch unter dem Areal von Krýsuvík. Unter dem Fagradalsfjall fehlte er. Ein seismischer Schatten entsteht, wenn Erdbebenwellen einen Magmenkörper passieren und sich somit die Dichte des Mediums ändert. Dann kommt es zu Laufzeitunterschieden oder sogar dem Ausbleiben bestimmter Wellenarten.

Bei einem Erdbeben entstehen Primärwellen (P-Wellen) und Sekundärwellen (S-Wellen). Die P-Wellen können sich durch Gestein und Magma bewegen, während die S-Wellen nur Gestein passieren können. Sie werden vom Magma quasi geschluckt. Beben es nun unter einem Magmenkörper, werden an Epizentrum -also dem Punkt an der Erdoberfläche oberhalb des Erdbebenherds nur die P-Wellen empfangen. Wenn man genug Erdbeben analysiert, lässt sich so die Lage eine Magmenkörpers kartieren. In unserem konkreten Fall ereigneten sich viele Erdbeben in mehr als 6 Kilometer Tiefe, von denen in den beiden beschriebenen Arealen nur die P-Wellen am Epizentrum ankamen. Daher vermutet Haraldur Sigurðsson zwei linsenförmige Magmenkörper auf Reykjanes: Einer bei Svartsengi und ein Zweiter im Areal von Krýsuvík. Laut Haraldur könnte dieser Magmenkörper zwischen 50 und 100 Quadratkilometer groß sein. Er sieht die nächste Eruption ehr in diesem Spaltensystem. Eine messbare Bodenhebung war bei Krýsuvík in den letzten Monaten aber praktisch nicht vorhanden, von daher glaube ich weniger an das beschriebene Ausbruchsszenario.

Die IMO-Vulkanologen bestätigten heute Nachmittag noch einmal die Bodenhebung bei Svartsengi und gaben die Rate mit 5 mm am Tag an. Im neuen Interferogramm für den Zeitraum 28.12.23 – 8.01.24 sieht man eine Bodenhebung von insgesamt 6 cm. Inzwischen habe sich wieder ein vergleichbares Schmelzvolumen wie vor der letzten Eruption akkumuliert, was eine baldige Eruption wahrscheinlich macht.

Übrigens sieht man auf dem Interferogramm am rechten Bildrand auch Krýsuvík, allerdings ohne die typischen Farbringe die Bodendeformation signalisieren.

Island: Erdbeben im Norden am 09.01.24

Erdbeben bei Grimsey – Auf Reykjanes ist es merkwürdig still

Datum 09.01.2024 | Zeit: 06:23:18 UTC | Lokation:  66.642 ;  -17.967 | Tiefe: 12 km | Mb 3,0

Heute Morgen bebte es um 06:23:18 UCT an der Tjörnes-Fracture-Zone mit einer Magnitude von 3,0. Das Hypozentrum lag in 12 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 11 km nördlich der Insel Grimsey verortet. Das Beben wurde bis jetzt nur automatisch erfasst und noch nicht von einem Seismologen überprüft. Die Trefferwahrscheinlichkeit der Daten liegt bei 90%. Der Erdstoß könnte als noch herabgestuft werden, so wie es gestern mit einem Beben Mb >3 passiert ist. Dieser Erdstoß hatte allerdings nur eine Trefferwahrscheinlichkeit von 50%.
Das Beben war Teil eines kleinen Erdbebenschwarms, der vor gut 2 Tagen an der TFZ begann. Solche Beben sind nichts Ungewöhnliches dort und können noch um ein Vielfaches intensiver ausfallen. Insgesamt wurden 93 Beben innerhalb von 48 Stunden annonciert.

Natürlich interessiert uns auch, was im Südwesten Islands los ist, genauer, am Magmatischen Gang auf der Reykjaneshalbinsel. Dort ist es seismisch betrachtet seit gestern merkwürdig still. Die IMO-Shakemap zeigt nur eine Handvoll Erdbeben, die stärker waren als in den letzten Wochen und überwiegend Magnitude über 2 hatten. Natürlich stellt sich die Frage, ob alle Erdbeben erfasst wurden, oder ob es zu windig ist, um schwächere Erdbeben festzustellen. Da auch noch kein Bericht erfolgte, könnte es auch wieder Probleme mit dem System geben.

Sollte es tatsächlich zu einer plötzlichen Abnahme der Seismizität gekommen sein, könnte es auch ein Vorzeichen sein, dass in den nächsten Stunden oder Tagen der erwartete Vulkanausbruch beginnt, denn Ähnliches sahen wir schon bei der einen oder anderen Fagradalsfjall-Eruption. Die Bodenhebung hält jedenfalls an. Während die Station bei Svartsengi bereits seit Tagen eine höhere Bodenhebung anzeigt als vor der Eruption am 18. Dezember, haben die meisten anderen Stationen jetzt ebenfalls zum Präeruptionsniveau aufgeschlossen.

Wie immer weise ich darauf hin, dass meine Gedankengänge hier nicht als Prognosen zu verstehen sind! Man kann nur die zur Verfügung stehenden Daten interpretieren und mit den Erfahrungen abgleichen und versuchen Rückschlüsse zu zeihen. Nach wie vor lassen sich weder Vulkanausbrüchen noch Erdbeben wissenschaftlich prognostizieren, da es zu viele Variablen gibt und wir uns nur ungefähr vorstellen können, was im Untergrund passiert.

Island: Grindavik baut Schutzanlagen

Bodenhebung bei Svartsengi geht weiter – Grindavik bekommt Schutzwall

Auch am 8. Januar hält die Bodenhebung in der Region von Svartsengi an. Das bestätigen neue Messdaten vom Morgen. Demnach beläuft sich die Bodenhebung seit dem 12. November – als der Tiefstand der Bodensenkung infolge des Riftings 2 Tage zuvor erreicht war – auf fast 39 cm. Ein beachtlicher Wert für diesen Zeitraum. Vor der Eruption am 18 Dezember gab es Diskussionen, ob noch genug eruptionsfähige Schmelze im Magmatischen Gang enthalten sei. Diese Frage stellt sich augenblicklich eigentlich nicht, denn man kann davon ausgehen, dass die aktuelle Bodenhebung in erster Linie durch Akkumulation in einem größeren Magmenkörper mit Zentrum Svartsengi zustande kommt, der sich in ca. 5–6 km Tiefe befinden dürfte. Unklar ist, ob die weiter entfernt stattfindende Bodenhebung entlang des Magmatischen Gangs dadurch zustande kommt, dass Schmelze von dem Magmenkörper ständig in den Gang fließt, oder ob sich der Magmenkörper unter Svartsengi bis unter den Gang ausdehnt und dadurch die Bodenhebung verursacht wird. Ich vermute die 2. Option ist der Fall, denn wir sehen Bodenhebung auch außerhalb des Gangs, etwa bei Eldvörp im Westen von Svartsengi oder an der Südküste beim Fagradalsfjall.

Die Erdbebenaktivität war in den letzten beiden Tagen vergleichsweise gering: gestern meldete IMO 50 Erschütterungen, die sich seit dem Vortag ereigneten, bis heute Morgen wurden nur 10 Beben registriert. Dabei gab es gestern Abend eine Reihe von Erdbeben, die bis zur Küste streuten. Diese Bebensequenz erweckte in mir die Erwartung, dass ein Schwarmbeben als Vorbote einer Eruption begonnen hat, doch dem war nicht so. Die aktuelle Erdbebenflaute könnte dem starken Wind geschuldet sein, so dass man nicht alle Beben registrieren kann.

Schaut man sich den Tremor an, dann scheint dieser seit einigen Tagen erhöht zu sein. Diese Erhöhung ist aber aller Wahrscheinlichkeit nach menschengemacht und wird von den Bauarbeiten zum Schutzwall um Grindavik verursacht, mit dessen Bau man am 2. Januar angefangen hat. Die Schutzanlagen um das Geothermalkraftwerk Svartsengi waren bereits zu Weihnachten so gut wie abgeschlossen gewesen.

Island: Bodenhebung beschleunigte sich am 06.01.23

Bodenhebung bei Svartsengi verstärkte sich wieder – Besonders hohe Hebung im Norden

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel hebt sich der Boden in besorgniserregendem Tempo. Die Bodenhebung beschleunigte sich seit der Wochenmitte deutlich. Schaut man sich die Jahreschart der GPS-Messungen von IMO an, dann sieht man, dass sich der Boden von der Nulllinie aus um 13 cm hob. Berücksichtigt man den Minuswert, der durch die Gangintrusion am 10. November zustande kam, beträgt die Bodenhebung seitdem sogar fast 30 cm. Ein enormer Wert für einen Zeitraum von fast 2 Monaten. Der Boden hebt sich aber nicht nur bei Svartsengi, wo der Hauptaufstiegskanal zum Magmenkörper in 5–6 km Tiefe vermutet wird, sondern auch entlang des magmatischen Ganges, der beim Rifting am 10. November entstand und der Schauplatz der Eruption vom 18. Dezember war. Die größte Bodenhebung am Gang sieht man derzeit an seinem Nordende. So hob sich bei Lita an der Messstation LISK der Boden um 35 cm. In den letzten Tagen stagnierte die Bodenhebung dort, setzt nun aber wieder ein.

Die Vulkanologen von IMO veröffentlichten gestern Abend eine neue Gefahrenkarte für das Gebiet und halten nach wie vor die Gegend um die Sundhnúksgígar, in der sich die letzte Eruption manifestierte, für den wahrscheinlichsten Ort eines weiteren Vulkanausbruchs. Sie reduzierten die Gefahrenstufe für Svartsengi, mit der Begründung, dass sich in dem Areal keine neuen großen Oberflächenbrüche gebildet haben. Der Fagradalsfjall liegt knapp außerhalb der Bewertungszone. Die GPS-Messstationen an diesem Vulkan sind offline, aber die Station an der Südküste beim Fagradalsfjall sendet und signalisiert eine moderate Bodenhebung von gut 5 cm seit dem 10. November.

Nach der Erdbebenserie im Spaltensystem Krýsuvík, die sich am 3. Januar zutrug, zeigen sich einige isländische Geoforscher besorgt, dass auch das Ausbruchsrisiko bei der Hauptstadt Reykjavik steigt, weil das Spaltensystem bis an den südlichen Stadtrand heranreicht. Eine konkrete Ausbruchsgefahr sehe ich dort im Moment nicht, aber da es so aussieht, als wäre die Reykjanes-Halbinsel in eine Aktivitätsphase eingetreten, die unter Umständen Jahrzehnte andauern könnte, lässt sich nicht von der Hand weisen, dass auch das Krýsuvík-System Schauplatz magmatischer Prozesse werden könnte. Bei den historischen Aktivitätsphasen der 5 Spaltensysteme auf Reykjanes wurden nach und nach mehrere Spaltensysteme aktiv. Spannende Zeiten aus Island!