Bodenhebung auf Reykjanes – Meldung vom 21.09.23

Bodenhebung durch Magmaansammlung unter Reykjanes bestätigt

Fast täglich wird in den isländischen Medien über die Geschehnisse auf bzw. unter der Reykjanes-Halbinsel berichtet, so auch heute in Form eines Artikels in der Zeitung MBL. Tektoniker Benedikt Gunnar Ófeigsson vom IMO gab heute seine Einschätzung der Lage zum Besten und sagte, dass die Anzeichen der Bodenhebung praktisch unübersehbar seien. Die Schmelze akkumuliert sich in ca. 16 km Tiefe, weshalb die GPS-Messstationen noch eine überschaubare Bodenhebung registrieren. Sobald ein kritischer Wert der Magmenakkumulation erreicht ist, wird das Magma sehr wahrscheinlich weiter aufsteigen und als Gang in flachere Bodenschichten intrudieren. Für gewöhnlich geschieht das in ca. 5 km Tiefe, weil dort der Dichteunterschied zwischen Schmelze und umgebenden Gestein nicht mehr groß genug ist, um einen weiteren Aufstieg zu ermöglichen. Damit es dann zur Eruption kommt, muss der Gasdruck der Schmelze den Umgebungsdruck des Gesteins überschreiten. Dazu ist eine gewisse Menge an entgasendes Magma nötig. Bleibt der Gasdruck zu gering, bleibt auch das Magma in der Erdkruste stecken. Bis jetzt lässt sich nicht vorhersagen, wann sich in der Tiefe genug Magma gesammelt hat, damit der weitere Aufstieg beginnt, doch vergleicht man die aktuelle Situation mit jenen vor den letzten Eruptionen, dann könnte bereits im November genug Schmelze in der Tiefe vorhanden sein, dass es zum finalen Magmenaufstieg kommt. Doch Benedikt Gunnar Ófeigsson bremst die aufkeimende Euphorie von Vulkanspottern ein wenig und sagte, dass es von sehr vielen Faktoren abhängt, ob und wann es zu einem weiteren Ausbruch kommen wird. Bis jetzt lässt sich dieser noch nicht prognostizieren und der Zeitpunkt ist ungewiss. Trotzdem müsse man sich auf der Halbinsel bereits jetzt auf eine neue Eruption vorbereiten. Da stellt man sich die Frage, warum man vor Ort immer die Livecams offline nimmt?

Seit meinem letzten Bericht zum Thema gab es auch weitere Erdbeben unter Reykjanes und insbesondere im Bereich von Grindavk und Fagradalsfjall. In den letzten 48 Stunden registrierte IMO 129 schwache Erschütterungen.

Erdbeben auf Island – News vom 20.09.23

Erdbeben bei den Vulkanen Thorbjörn und Skjaldbreiður

Heute Nacht gab es einen weiteren Erdbebenschwarm unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel. IMO detektierte 103 Erschütterungen, die sich an verschiedenen Lokalitäten ereigneten. Einige Beben wurden nahe den Vulkanen Fagradalsfjall und Keilir festgestellt. Die Mehrzahl der Erdbeben manifestierte sich allerdings in einem Bereich, der 4 bis 5 km nördlich von Grindavik lag. Dort befindet sich der Thorbjörn-Vulkan, von dessen Gipfel man prima die Blaue Lagune sehen kann. Dieser Vulkan ist dem regelmäßigen Vnet-Leser kein Unbekannter, denn dort ereigneten sich in den letzten 3 Jahren oft Erdbebenschwärme, die man als Vorbereitung der Eruptionen am Fagradalsfjall ansehen kann. Viele dieser Erdbebenschwärme gingen mit Bodenhebungen einher, bevor sie dann Richtung Fagradalsfjall switchten. Aktuell geben die GPS-Daten aber diesbezüglich nichts her. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass die Beben Indikatoren für weitere vulkanische Tätigkeit auf Reykjanes sind, die bestimmt nur noch einige Monate auf sich warten lassen wird.

Weitere Erdbeben, die mit dem Vulkanismus auf Island in Zusammenhang stehen, manifestierten sich in den letzten Tagen am Schildvulkan Skjaldbreiður, der zum Langjökull-Vulkansystem gehört. Die erhöhte Seismizität hier begann im Juni dieses Jahres. Seitdem gab es mehr als 800 Erschütterungen und der isländische Professor Þorvaldur Þórðarson hält es für möglich, dass sich dort ein Vulkanausbruch zusammenbraut. Das stärkste Erdbeben der letzten Tage hatte eine (automatisch ermittelte und noch nicht bestätigte) Magnitude von 3,6 und ein Hypozentrum in 2,9 km Tiefe. Die Region um den Skjaldbreiðu sah in den letzten zehntausend Jahren 26 Eruptionen, was im isländischen Vergleich nicht viel ist. Dafür waren die Eruptionen stärker, als etwa auf Reykjanes. Das Vulkangebiet, zu dem Skjaldbreiður gehört, liegt auf einem 120 km langen Spaltensystem, das sich von Thingvellir bis unter den Langjökull erstreckt. Auch das Haukadalur mit den bekannten Geysiren Strokkur und dem Großen Geysir gehören zu diesem System.

Þorvaldur Þórðarson wurde wieder in einem Zeitungsartikel von MBL zitiert und der Vulkanologe gibt zu bedenken, dass es nicht klar ist, ob es einen Zusammenhang zwischen der neuen Aktivität auf der Reykjanes-Halbinsel und dem angrenzenden Gebiet um dem Skjaldbreiður gibt. Der Island-Mantelplume wäre stark genug um beide Vulkane gleichzeitig mit Schmelze zu versorgen.

Schwarmbeben-Reykjanes auf Island am 18.09.23

Ein weiteres Schwarmbeben rockt Reykjanes und Grindavik

Heute Vormittag begann ein neues Schwarmbeben auf der isländischen Reyakjanes-Halbinsel. Innerhalb kurzer Zeit ereigneten sich nördlich von Grindavik mehr als 100 Erdstöße. 13 Beben hatten Magnituden größer als 2. Die Hypozentren liegen überwiegend in Tiefen von weniger als 5 km.

Die Erdbeben fangen an über einen größeren Bereich zu streuen, so wie es bei Schwarmbeben typisch ist, bei denen Magma in flacherer Gesteinsschichten eindringt. Bis jetzt ist die Seismizität noch nicht so hoch wie kurz vor einem Vulkanausbruch, aber es schaut so aus, als würden wir ein frühes Aufheizstadium erleben.

Weiter Erdbeben am Fagradalsfjall – News vom 16.09.23

Weiterer Erdbebenschwarm am Fagradalsfjall auf Island

Unter dem Isländischen Vulkan Fagradalsfjall gab es gestern einen weiteren Erdbebenschwarm. IMO registrierte in den letzten 48 Stunden 78 Beben. Die meisten Erschütterungen konzentrieren sich im Bereich des Fagradalsfjall-Vulkans und waren von geringer Magnitude. Die Hypozentren streuten grob in Tiefen zwischen 4 und 8 km, wobei es auch einige Ausreißer gab, die entweder flacher oder tiefer lagen. Die Daten sprechen dafür, dass die Beben im Zusammenhang mit dem magmatischen Gang stehen, der die letzten 3 Eruptionen auf Island mit Schmelze versorgte.

Gestern erschien bei MBL auch wieder ein Artikel, in dem der isländische Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson zu Wort kam. Er meinte, dass die Bodenhebung in der Region weiter anhält und rechnet in den nächsten Monaten mit einer weiteren Eruption auf Reykjanes. Der Forscher hält es für gut möglich, dass sich das Eruptionszentrum dann weiter Richtung Osten verlagern könnte. Statistisch gesehen rechnet er im Juni nächsten Jahres mit einem Ausbruch, da sich das Pausenintervall der letzten beiden Eruptionen jeweils um einige Tage verkürzte. Zwischen dem ersten und dem zweiten Ausbruch sind 321 Tage vergangen und dann 318 Tage zwischen dem zweiten und dem dritten Ausbruch. „Wenn sich dieses Muster fortsetzt, stehen wir irgendwann im Juni nächsten Jahres vor einem Ausbruch“, äußert sich Þorvaldur Þórðarson gegenüber MBL.

Östlich des Keilirs wurde eine Aufheizung des Bodens detektiert, worüber ich im letzten Update zu diesem Thema schon berichtete. Gestern wurde auf Youtube auch ein neues Drohnenvideo veröffentlicht, das Thermalaufnahmen zeigt, die diese Bodenerwärmung zu bestätigen scheinen. Allerdings muss man auch klarstellen, dass es auf Reykjanes mehrere Thermalgebiete gibt und warme Bodenstellen sollten auch ohne oberflächennahe Magmenintrusion keine Seltenheit sein.

In dem erwähnten Zeitungsartikel sprach der Vulkanologe auch über den Vulkan Katla, der ebenfalls Zeichen der Unruhe von sich gibt. Þorvaldur meint, dass der Vulkan innerhalb von 30 Jahren zu einer Eruption bereit sein könnte, vorausgesetzt, das Tempo der Aufladung ändert sich nicht. Das ist dann wesentlich länger, als andere Vulkanologen bereits vor Jahren postulierten.

Tatsächlich sehe ich aktuell unter der Katla eine stärkere Bodenhebung aus den IMO-GPS-Daten, als es am Fagradalsfjall ablesbar ist. Während sich an der Katla-Messstation AUST der Boden in den letzten 3 Monaten um gut 50 mm hob, erkennt man an der Fagradalsfjall-Messstation FEFC seit April eine Bodenhebung von knapp 30 mm. Anzumerken ist hier, dass es schon vor der Eruption im Juli zu einer Deflation kam und die Bodenhebung jetzt wieder so groß ist wie drei Wochen vor dem Ausbruch.

Erdbebentätigkeit unter Island hoch – News vom 12.09.23

Erdbebenschwarm und steigende Geothermie unter Reykjanes-Halbinsel

Datum 11.09.23 | Zeit: 19:02:55 UTC | Lokation: 63.667 ; -23.388 | Tiefe: 11.3 km | Mb 3,4

Unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel ist die seismische Aktivität weiter hoch. IMO registrierte in dem Bereich 177 Erschütterungen innerhalb von 48 Stunden. Die meisten Beben fallen auf einen Schwarm, der sich vor der Südwestspitze der Halbinsel ereignete. Dort gab es 3 Beben mit Magnituden größer als 3. Die stärkste Erschütterung brachte es auf M 3,4 in 11 km Tiefe. Die Beben lagen offshore und wurden zwischen dem Ort Reykjanestá und der Felseninsel Geirfugladrangur verortet. Einzelne Beben ereigneten sich aber auch im Bereich von Fagradalsfjall und Keilir, wo wir beim eigentlichen Grund für diesen Post wären: In den letzten Monaten gab es nicht nur Beben entlang des magmatischen Gangs zwischen den beiden vulkanischen Erhebungen, sondern auch östlich des Keilir. Damals spekulierte ich, dass die Beben magmatischen Ursprung sein könnten, was nun durch den Vulkanologen Þorvaldur Þórðarson indirekt bestätigt wurde.

In einem Interview mit der isländischen Zeitung MBL sagte er, dass es einen Trend dazu geben würde, dass sich die Eruptionen, die am Fagradalsfjall im Meradlair-Tal begonnen haben, weiter in Richtung Nordosten verlagern. Seiner Meinung nach könnte der nächste Ausbruch sogar östlich des Keilirs stattfinden, weil man dort einen signifikanten Anstieg der geothermalen Aktivität beobachtet hat, was auf Magmenintrusion zurückzuführen sein könnte. Bereits im Sommer, als es zum letzten Ausbruch bei Litla-Hrút kam, hatte sich zwischen Keilir und Trolladyngja ein neues Thermalgebiet mit Fumarolen gebildet, um denen sich Schwefel abgelagert hat. Außerdem starben Moose und Flechten in dem betroffenen Areal.

Während man im Yellowstone die Aktivität nun aufs Hydrothermalsystem schieben würde und einen Zusammenhang mit einer Magmenintrusion von sich weisen würde, halten die Isländer einen Vulkanausbruch für möglich. Ich denke, die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, ob die Isländer recht behalten sollen. Þorvaldur Þórðarson meint auf jeden Fall, dass man die Gegend im Auge behalten sollte.

Erdbeben M 3,8 auf Island am 09.09.23

Erdbeben Md 3,8 unter Reykjanes-Halbinsel

Datum 09.09.23 | Zeit: 03:24:38 UTC | 63.92 ; -22.045 | Tiefe: 6,0 km | Mw 6,9

Gestern Abend manifestierte sich auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel ein moderates Erdbeben der Magnitude 3,8. Dieser Wert stammt von IMO. Beim EMSC kam man auf M 3,3. Der Erdstoß ereignete sich um 03:24 Uhr und lag nur 2 km westlich von Kleifarvatn. Dem IMO liegen Berichte darüber vor, dass das Erdbeben im Hauptstadtgebiet zu spüren gewesen war. Dieses Erdbeben war nur das Initialbeben eines stärkeren Erdbebenschwarms. Das seismische Netzwerk registrierte innerhalb von 2 Tagen 182 Beben unter der Reykjaneshalbinsel. Die Hypozentren streuen zwischen 10 und 1 km Tiefe. Der Schwarm passt in das Muster an Erdbebenschwärmen, wie wir es ca. 2-3 Monate vor der letzten Eruption sahen. Die Erdbeben gehen mit einer noch vergleichsweise schwachen Bodenhebung einher, die nichtsdestotrotz vom Aufstieg magmatischer Fluide zeugt. Das Netz an GPS-Messstationen ist recht weit verstreut und kann bei weitem nicht genau detektieren, wie groß die Bodenhebung in einigen Klometern Entfernung zu den Stationen ist. Aussagekräftiger sind da dann InSAR-Messungen, die aber nur in unregelmäßigen Zeitabständen offengelegt werden. Es sieht also so aus, als würde sich unter Reykjanes der nächste Vulkanausbruch zusammenbrauen. Sollte der aktuelle Trend anhalten, dann sehen wir diesen Ausbruch möglicherweise früher als gedacht.

Es ist aber keineswegs sicher, dass der nächste Vulkanausbruch tatsächlich auf Reykjanes manifestieren wird, denn Askja lädt ebenfalls weiter auf und könnte innerhalb weniger Tage oder Wochen eruptieren. Längerfristig betrachtet könnte auch die Katla ausbrechen. Selbst unter Bardarbunga ist wieder eine schwache Bodenhebung infolge von Inflation zu sehen. Auf Monatssicht betrug die Bodenhebung hier gut 20 mm, ein Wert, der in etwa mit dem anderer Vulkane übereinstimmt. Sieht so aus, als würde sich Schmelze aus dem Erdmantel relativ gleichmäßig auf verschiedene verteilen.

Erdbeben und Bodenhebung auf Island – News vom 02.09.23

Erdbeben und Bodenhebung auf isländischer Reykjanes-Halbinsel

Datum 01.09.23 | Zeit: 17:55:13 UTC | 63.791 ; -22.865 | Tiefe: 10 km | Md 3,1

Auf Island kommt die Erde nicht zur Ruhe und wird es wohl in den nächsten Äonen auch nicht: Gestern Nachmittag gab es vor der Südwestspitze der Reykjanes-Halbinsel ein Erdbeben der Magnitude 3,1. Das Epizentrum wurde 7,2 km nordöstlich der Insel Eldey verortet. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe. Es gab weitere schwache Erdbeben in der Region. Insgesamt registrierte IMO 46 Erschütterungen am Reykjanes-Ridge.

Einen Erdbebenschwarm gab es auch in der Nähe des Fagradalsfjall-Vulkans und am Keilir, also in den Regionen, in denen sich der magmatische Gang erstreckt, der die drei Eruptionen am Fagradalsfjall mit Schmelze versorgte. Interessanterweise veröffentlichte die isländische Zeitung MBL heute einen Artikel, in dem sich ein Vulkanologe zu Wort meldet. Demnach wird in der beschriebenen Region bereits wieder Bodenhebung infolge von Magmenaufstieg festgestellt. Laut IMO-Wissenschaftler Benedikt Gunnar Ófeigsson ist es der frühste Beginn von Bodenhebung, der nach den Eruptionen auf Reykjanes beobachtet wurde. Benedikt ist Spezialist für Krustenbewegungen und geht davon aus, dass die Bodenhebung ein frühes Anzeichen der nächsten Eruption ist. Genaugenommen muss man sich da fragen, ob wir überhaupt von verschiedenen Eruptionen sprechen können, oder ob der Ausbruch nicht nur pausiert. Aber letztendlich ist da nur eine Definitionsfrage, die an der Sache nichts ändert: Mit hoher Wahrscheinlichkeit sehen wir in den nächsten Monaten einen weiteren Vulkanausbruch auf Reykjanes.

Die Bodenhebungen lassen sich mit den Grafen der verschiedenen GPS-Messstationen, die man auf der Seite von IMO einsehen kann, nur bedingt nachverfolgen. Gerade die Messstationen am Fagradalsfjall sind seit der letzten Eruption im Juli offline. Weiter entfernte Einheiten zeigen eine Bodenhebung von bis zu 18 mm. Allerdings können gravitative Einflüsse die Messungen verfälschen. Fest steht aber, dass es eine Bodenhebung gibt.

Nicht nur am Fagradalsfjall gibt es Bodenhebung infolge von Magmenaufstieg, denn auch der Calderavulkan Askja scheint sich auf eine Eruption vorzubereiten. Hier gibt es die positive Nachricht, dass die Messstation OLAC wieder online ist. Sie liegt im Zentrum des Areals mit der stärksten Bodendeformation und misst eine Hebung von 68 cm.

Schwarmbeben auf Island am 14.08.23

Massives Schwarmbeben vor Reykjanes-Halbinsel auf Island

Datum 13.08.23 | Zeit:  20:29:03 UTC |  63.637 ; -23.344 | Tiefe: 5,4 km | Mb 4,5

Seit gestern Abend bebt vor der Südwestspitze der Reykjanes-Halbinsel wieder die Erde. Langsam lässt der Erdbebenschwarm, bestehend aus mehr als 370 einzelnen Erschütterungen, wieder nach. 17 dieser Erdstöße hatten Magnituden von mindestens 3. Das stärkste Beben erreichte eine Magnitude von 4,5 auf der Momenten-Magnituden-Skala (Mb). Es hatte sein Hypozentrum in einer Tiefe von 5,4 km und das Epizentrum wurde etwa 5,4 km süd-südwestlich von Geirfugladrangur lokalisiert. Geirfugladrangur ist eine kleine Felseninsel, die sich etwa 30 km vor der Küste von Reykjanes befindet. Somit liegen die Epizentren ungefähr 35 km südwestlich von Reykjanestá. Diese Beben manifestieren sich entlang des Reykjanes Ridge, einer Verlängerung des Mittelatlantischen Rückens. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie tektonischer Natur sind, doch es lässt sich nicht ausschließen, dass aufsteigendes Magma das Spannungsfeld in der Region beeinflusst und indirekt zu den Beben führt.

Das Verteilungsmuster der Erdbeben unterscheidet sich jedoch von demjenigen, das wir in den Tagen vor dem Ausbruch am Fagradalsfjall gesehen haben. Damals waren die Beben über einen wesentlich größeren Bereich verteilt. Falls Magmenbewegungen involviert sind, könnten sie eher mit einer langfristigen Vorbereitung auf den nächsten Ausbruch auf Reykjanes in Verbindung stehen.

Am Wochenende traten entlang des magmatischen Gangs zwischen Fagradalsfjall und Keilir weitere schwache Erdbeben auf. Diese wiesen sehr geringe Magnituden im Bereich der Mikroseismizität auf und stehen höchstwahrscheinlich mit Abkühlungs- und Schrumpfungsprozessen in Verbindung. Dennoch kann nicht vollständig ausgeschlossen werden, dass Magmenbewegungen die Ursache für diese Beben sein könnten.

Eine weitere bemerkenswerte Meldung aus Island in Verbindung mit Erdbebentätigkeit betrifft den starken Gasgeruch, der gestern bei Blágnýpujökull am Hofsjökull wahrgenommen wurde. Dieser trat nach einem Erdbeben der Magnitude 3,0 auf, das im Zusammenhang mit einem kleinen Bebenschwarm auftrat. Wie bei praktisch jedem größeren Gletscher auf Island befindet sich auch unter dem Hofsjökull ein Zentralvulkan. Dieser Vulkan besteht aus einer Caldera mit den Maßen 7×6 km und wurde erst im Jahr 1983 entdeckt. Der Zentralvulkan unter dem Hofsjökull bildet das Herzstück eines Vulkansystems, das sich über eine Länge von 90 km erstreckt. Ein Gasgeruch in Verbindung mit Erdbeben könnte ein Indiz für fumarolische oder magmatische Aktivität unter dem Vulkan sein.

Vulkan Fagradalsfjall-Eruption – Status am 11.07.23

Eruptionsspalte gestern Abend. © Isak Finnbogason

Der Vulkanausbruch bei Litli Hrútur am Vulkan Fagradalsfjall geht weiter

Der Vulkanausbruch, der gestern um 16:40 Uhr in der Nähe von Litli Hrútur auf Island begann, geht weiter. Während des Initialstadiums der Eruption öffnete sich eine ca. 200 m lange Eruptionsspalte, die sich innerhalb von ca. 2 Stunden auf 900 m verlängerte. Zahlreiche kleine Lavafontänen schossen aus der Spalte hoch und förderten einen Lavastrom, der in Richtung des südwestlich gelegenen Vulkans Fagradalsfjall strömte. Die erste Schätzung der Ausstoßmenge zu Beginn des Ausbruchs ist im Vergleich zu früheren Ausbrüchen in diesem Gebiet deutlich höher. Die Wissenschaftler vom IMO betonen, dass die Gasverschmutzung im Umfeld des Ausbruchs hoch und gefährlich ist. Das Gas wird in Richtung Reykjanes geweht und verbreitet sich auch in der Hauptstadtregion. Reisenden wird geraten, sich nicht in das Gebiet zu begeben, bis die Einsatzkräfte die Möglichkeit hatten, die Lage zu beurteilen. Gasverschmutzung in der Nähe des Ausbruchs kann gefährlich sein. Auch an steilen Hängen ist Vorsicht geboten, denn nach den starken Erdbeben kann es zu Steinschlag kommen.

Die starke Seismizität ließ bereits in den Stunden vor dem Vulkanausbruch nach und ist bis heute Morgen immer noch erhöht. Neben den Erdbeben, die schwächere Erschütterungen zum Teil überlagerten, wurde ein vergleichsweise schwacher Tremor registriert.

Aktuell sieht man auf einer neu positionierten Livecam, dass der größte Teil der Eruptionsspalte seine Aktivität bereits eingestellt hat. Die Eruption konzentriert sich auf einen Teil der Spalte im zuerst gebildeten Spaltenbereich. Hier wird eine langgestreckte Lavafontäne ausgestoßen. Der Lavastrom fließt entlang der Spalte und könnte die weiter unten liegenden Teile des Risses verkleben.

Wie lange der Ausbruch anhalten wird, ist ungewiss. Nach dem starken Magmenaufstieg der letzten Tage wird er wohl nicht ganz so schnell enden. Es liegt im Bereich des Möglichen, dass sich neue Spalten entlang des magmatischen Gangs öffnen werden, besonders, wenn es zu einer Pause an der aktuellen Eruptionsstelle kommen sollte.