Bodenhebung unter Reykjanes detektiert – News vom 28.10.23

Erdbeben und Bodenhebung von 20 mm nahe Fagradalsfjall auf Reykjanes festgestellt

Das Schwarmbeben nördlich von Grindavik auf der Reykjanes-Halbinsel hält an, auch wenn die Intensität des Schwarms mittlerweile deutlich fluktuiert und sich ruhigere Phasen mit stärkeren abwechseln. Auf der Website von IMO ist zu lesen, dass sich bis heute Nacht um 2 Uhr ca. 6500 Beben ereignet hatten. Im Laufe des Tages dürfte dann um die 7000 Beben erreicht werden. Schon ein beachtlicher Schwarm, wenn auch nicht der Stärkste, den wir in den letzten Jahren auf Island beobachten durften. Bis jetzt wurde spekuliert, dass die Beben im Zusammenhang mit Magmenaufstieg stehen und dass sich Schmelze in einem tief liegenden Magmenkörper unter dem Fagradalsfjall ansammelt. Gestern wurden diese Spekulationen dann in einem deutlichen Anstieg der Bodenhebung bestätigt, als man an der Messstation FEFC, die südlich vom Fagradalsfjall liegt, einen deutlichen Anstieg der Bodenhebung um 20 mm feststellen konnte. Insgesamt hob sich der Boden seit dem Ende der letzten Eruption um 60 mm. An der Messstation GOHN, die im Zentrum des Fagradalsfjall-Hügelkomplexes steht, beträgt die Hebungsrate 42 mm. Die neuerliche Bodenhebung konnte in einer InSAR-Karte mit Daten zwischen dem 26. und 27. Oktober noch nicht abgebildet werden.

Die Wissenschaftler vom IMO gehen weiterhin davon aus, dass die Beben, deren Epizentren gut 5 km nordwestlich des Vulkans liegen, durch Spannungen im Untergrund ausgelöst werden. Dennoch lässt sich eine seitwärts gerichtete Migration des Magmas nicht ausschließen.

Ari Trausti, ein Geowissenschaftler von IMO twitterte (oder muss man Xte sagen? Schon erstaunlich, wie ein geldgeiler „Visionär“ eine etablierte Medienplattform verhunzen kann), dass man damit rechnet, dass es zu einer Eruption im Bereich des Fagradalsfjall kommen wird, sollte die Schmelze weiter aufsteigen. Dabei hält man es zumindest für möglich, dass die Lava weiter im Westen oder Süden austreten wird, als es bei den bisherigen Eruptionen der Fall gewesen war. Noch vor wenigen Wochen gab es die Spekulation, dass sich eine potenzielle Eruption weiter in östliche Richtung verlagern könnte. Ich denke, dass man bisher nicht sagen kann, wo genau es zu einem Ausbruch kommen wird. Dazu steckt das Magma noch zu tief im Boden und es steigt selten einfach nur senkrecht auf, sondern migriert entlang von schräg verlaufenden Schwächezonen im Gestein.

Natürlich wollen wir alle wissen, wann es zur nächsten Eruption kommt. Ich denke, mit einer Deformation von 60 mm haben wir schon ein gutes Stück Bodenhebung erreicht. Wenn sich der Wert verdoppelt kommen wir in den kritischen Bereich.

Magmenintrusion auf Reykjanes am 27.10.23

Erdbeben durch Stress infolge Magmenintrusion auf isländischer Reykjanes-Halbinsel

Datum 27.10.23 | Zeit: 04:02:56 UTC | Lokation: 63.871 ; -22.450 | Tiefe: 3,7 km | Md 4,3

Die intensive Schwarmbebenaktivität unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel hält den dritten Tag in Folge an. Bis jetzt gibt es keine Anzeichen für eine Entspannung der Situation, im Gegenteil: IMO zählte mehr als 5000 Erdstöße, von denen die meisten relativ schwach waren, aber es gab auch 18 Erdbeben mit Magnituden über 3. Darunter befand sich ein stärkerer Erdstoß Md 4,3, der sich heute Nacht um 04:02:56 UTC manifestierte. Das Hypozentrum befand sich in 3,7 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 3,6 km nördlich von Grindavik verortet. Kurze Zeit später gab es ein Beben Md 3,7. Die Erdbeben konzentrieren sich auf ein Areal in der Nähe des Geothermalkraftwerks Svartsengi, genauer zwischen Stóra-Skogafell und nordöstlich von Eldvörp. Dort bebte es auch im Vorfeld der Meradalir-Eruption von 2022. Bislang wurde in der Gegend keine nennenswerte Bodenhebung festgestellt, doch langsam beginnt eine schwache Bodenverformung an der GPS-Station FEFC östlich von Festarfjall messbar zu werden. Diese Bodendeformation könnte durch Magma verursacht werden, dass sich in der Tiefe von Nordosten nach Südwesten ausbreitet.

Karte zeigt Magmenintrusion

Schaut man sich die Shakemap an, dann erkennt man, dass die Beben über ein großes Areal streuen, wie es für die Vorbereitungsphasen von Vulkanausbrüchen dort typisch ist. Die IMO-Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Beben indirekt durch eine tiefe Magmenintrusion unter dem Fagradalsfjall Vulkan verursacht werden. Dadurch ändert sich das Spannungsfeld der Region und der Stressabbau führt zu den Erschütterungen entlang von Risssystemen nördlich von Grindavik.

Man rechnet damit, dass der aktuelle Schwarm länger anhalten wird und dass es in der nächsten Zeit weitere vergleichbare Ereignisse geben wird. Es ist wahrscheinlich, dass die Seismizität dann wieder in einer Eruption gipfeln wird.

Die Forscher planen die Erstellung einer neuen INSAR-Karte, die mittels Radarmessungen von Satelliten aus erstellt wird und eine genaue Übersicht der Bodenhebungen generiert.

Intensives Schwarmbeben auf Reykjanes am 26.10.23

Sehr starkes Schwarmbeben auf Reykjanes deutet auf Magmenintrusion hin

Das Schwarmbeben, das gestern unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel begann, dauert an und hat sich sogar intensiviert. Heute Morgen schrieb das IMO, dass mehr als 3000 Erschütterungen registriert worden seien. Das stärkste Erdbeben ereignete sich gestern Morgen und hatte eine Magnitude von 4,5. Insgesamt wurden 9 Beben mit Magnituden über 3 festgestellt. Die meisten dieser stärkeren Erdbeben konzentrierten sich in einem Bereich nördlich von Grindavik, genauer in der Nähe des Thorbjorn-Vulkans und des Geothermalkraftwerks Svartsengi. Dort befindet sich auch das bekannte Thermalbad Blaue Lagune. Im weiteren Geschehen verlagerte sich die Erdbebenaktivität Richtung Osten und näherte sich auch dem Bereich des Vulkans Fagradalsfjall. Die Hypozentren der Beben liegen flach und streuen um 5 km Tiefe.

Bis jetzt zeigen die GPS-Messungen am Thorbjorn keine ungewöhnliche Bodenhebung, und es ist unklar, ob das Schwarmbeben durch eine Magmenintrusion ausgelöst wurde. Ich halte einen Zusammenhang allerdings für wahrscheinlich. Die Beben finden ja statt, wenn das Magma seine Intrusion beginnt, und es wird eine Weile dauern, bis sich dieser Prozess in einer oberflächlich messbaren Bodenhebung widerspiegelt. Die Bodenhebung im Bereich des Fagradalsfjalls beträgt nach der letzten Messung gestern Abend wieder 40 mm, wobei ein relativ großes Areal von der Bodenhebung betroffen ist. Es breitet sich fast 8 km in Richtung Osten aus. Die größte Bodenhebung wird an der Küste im Süden des Vulkans festgestellt. An der Messstation FEFC liegt die Hebung bei 42 mm. Wie groß sie vor der Küste ist bleibt unklar.

Die IMO-Wissenschaftlerin Lovísa Mjöll Gudmundsdóttir äußerte sich gestern in einem Interview bei MBL zur Situation und sagte, dass das Schwarmbeben an die seismische Aktivität von 2022 erinnert. Wenige Wochen vor der Eruption im Meradalir-Tal gab es ähnliche Schwarmbeben am Thorbjörn. Damals verlagerten sie sich erst weiter westwärts, bevor die Aktivität dann auf den Fagradalsfjall übersprang. Auch schon vor der ersten Eruption in 2021 lag der Bebenschwerpunkt eine Weile beim Thorbjorn.

Der isländische Katastrophenschutz deklarierte eine „Phase der Unsicherheit“ und rief die Bewohner der Region zur erhöhten Vorsicht auf. Eine besondere Gefahr gehe von stärkeren Erdbeben aus, die Erdrutsche auslösen könnten und auch schwere Gegenstände in Gebäuden umkippen lassen könnten.

Starkes Erdbeben auf Island am 25.10.23

Erdbeben Mw 5,1 im Bereich des Bardarbunga

Datum 24.10.23 | Zeit: 22:19:46 UTC | Lokation: 64.716 ; -17.778 | Tiefe: 3 km | Mw 5,1

Heute scheint ein bewegender Tag auf Island zu sein, zumindest wenn man die Tektonik der Insel betrachtet. Das EMSC meldete gestern Abend um 22:19.46 UTC ein vergleichsweise starkes Erdbeben, das vom isländischen IMO registriert wurde. Es hatte eine Magnituden von 5,1 und manifestierte sich westlich des Gletschers Vatnajökull. Das Hypozentrum lag in 3 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 109 km süd-südöstlich von Akureyri verortet. Direkt beim IMO wird das Erdbeben ein wenig anders bewertet und brachte es demnach auf eine Magnitude von 4,9 und soll unter dem Nordrand des Gletschervulkans Bardarbunga gelegen haben. Wie auch immer, es war einer der stärksten Erdstöße auf Island, der seit einigen Monaten gemessen wurde, wobei es in letzter Zeit mehrere Erdbeben gab, die an der Spitze des Magnitudenbereichs liegen, der für Island typisch ist.

Erdbeben Mb 3,9 bei Grindavik auf Reykjanes

Natürlich mischt auch die Reykjanes-Halbinsel weiter im seismischen Geschehen Islands mit und präsentiert uns heute Morgen um 05:35 Uhr einen schönen Erdbebenschwarm, der sich wenige Kilometer nördlich von Grindavik zuträgt. Ein Kilometer nordwestlich der vulkanischen Erhebung Thorbjorn rappelte es mit einer Magnitude von 3,9. Der Erdbebenherd lag hier in 4,9 km Tiefe. Dieser Erdstoß ereignete sich im Rahmen eines Schwarmbebens, von dem auch die Region Fagradalsfjall betroffen ist. IMO registrierte hier in den letzten 48 Stunden 169 Erschütterungen. Viele befanden sich im Gebiet des magmatischen Gangs am Fagradalsfjall.

Die Bodenhebung hält weiter an und erreichte letzte Woche ein Maximum von 40 mm an der Messstation GOHN. Seitdem ist der Trend rückläufig, was aber auch durch Messungenauigkeiten zustande kommen kann. Allerdings beobachtete man auch vor der ersten Fagradalsfjall-Eruption 2021 ein gewisses Auf- und Ab der Bodenhebung. Am Thorbjorn wurde in den letzten Monaten keine Inflation festgestellt.

Apropos Bodenhebung: an der Askja scheint die Inflation nach 2 Jahren aufgehört zu haben und es bildet sich in den Messreihen ein Plateau aus. An der Messstation OLAC stagniert die Bodenhebung bei 66 cm.

Update 13:00 Uhr: Das Schwarmbeben unter Reykajnes hat sich weiter verstärkt. Es wurden 266 Erschütterungen registriert. Die meisten davon ereigneten sich in der Region um den Thorbjorn. Ein Beben hatte die Magnitude 4,5.

Erdbeben auf Island am 16.10.23

Ein weiterer Erdebenschwarm erschüttert Reykjanes

Heute ist ein unruhiger Tag auf Island, wenigstens in Bezug zur Seismizität: Ein weiterer starker Erdbebenschwarm erschüttert die Reykjanes-Halbinsel und den Fagradalsfjall. 200 Erdbeben wurden dort innerhalb von 48 Stunden detektiert. Die Beben konzentrieren sich auf den Vulkan und auf die Westspitze der Halbinsel, in der Nähe von Reykjanestá. Die meisten Beben hatten geringe Magnituden und es wurden nur 2 Erschütterungen im 2er-Bereich festgestellt. Die Hypozentren liegen oberhalb von 9 km und damit relativ flach, im Bereich des Fagradalsfjalls liegen sie in Tiefen, in denen sich auch der magmatische Gang befindet.

In diesem Zusammenhang erschien heute beim isländischen Sender RUV ein Interview mit der Geologin Kristín Jónsdóttir. Sie ist Leiterin für Naturgefahren beim Isländischen Meteorologischen Amt und empfahl Wanderern auf der Reykjanes-Halbinsel, vorsichtig zu sein, da es im Bereich des Vulkans eine starke Bodenhebung gebe und sich innerhalb von relativ kurzer Zeit ein neuer Vulkanausbruch ereignen könnte. Die Geologin gab als Zeitrahmen Wochen oder Monate an. Der Artikel war mit der Frage getitelt, ob es eine neue Eruption vor Weihnachten geben könnte. Die konkrete Antwort darauf blieb Kristín Jónsdóttir allerdings schuldig. Die Geowissenschaftler gehen auf jeden Fall davon aus, dass sich Magma unter dem Gebiet akkumuliert und dass die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Eruption relativ groß ist. Im Prinzip bestätigt der Artikel meine Spekulationen darüber, dass sich ein Ausbruch schneller ereignen könnte, als es die Statistik in Bezug auf die Pausenintervalle nahelegt.

Der Boden hebt sich auf jeden Fall weiter. Der letzte Messpunkt zeigt einen niedrigeren Wert an, als die beiden Messpunkte vom Wochenende, die eine Hebung von 40 mm anzeigten. Die nächsten Tage werden zeigen, in welche Richtung der Trend geht. Ich tippe auf einen weiteren Anstieg.

Nicht nur unter Reykjanes bebte es, sondern auch in mehreren Bereichen Südislands, unter dem Vatnajökull und entlang der Störungszonen, die in die Tjönres-Fracture-Zone münden. Ein bewegter Tag auf Island!

Bodenhebung auf Island bestätigt – News vom 14.10.23

INSAR Aufnahmen bestätigen Bodenhebung auf Reykjanes

Die Erdbeben auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel gehen weiter und es gab neue Schwärme bei Reykjanestá, Fagradalsfjall und Krýsuvík. IMO zeigt aktuell 85 Beben in der Region an. Doch die eigentliche Meldung besteht darin, dass neue INSAR-Satellitendaten bestätigen, dass sich der Boden im Gebiet des Fagradalsfjalls um gut 3 cm angehoben hat. In der Karte wurden Satellitendaten zusammengefasst, die zwischen dem 7. August und dem 6. Oktober 2023 gesammelt worden sind. Bei den Daten handelt es sich um sehr genaue Radar-Distanzmessungen zwischen Satelliten und der Erdoberfläche, die kleinste Abweichungen feststellen können. Sie sind genauer als die üblichen GPS-Messungen und können ein größeres Gebiet unabhängig von Messstationen erfassen. Die Daten werden dann in einer Karte zusammengefasst, auf der Bodendeformationen farblich dargestellt werden. Man erkennt, dass von den Bodenhebungen ein recht großes Areal betroffen ist, das sich von der Südküste der Reykjanes-Halbinsel bis fast an die Nordküste erstreckt. Man kann davon ausgehen, dass sich die Bodenhebung vor der Südküste noch Unterwasser fortsetzt. Das Zentrum des betroffenen Areals liegt im Nordwesten des Fagradalsfjalls, ungefähr dort, wo sich auch der Boden vor der letzten Eruption im Juli hob.

Die IMO-Forscher gehen davon aus, dass die Bodenhebung durch Magma zustande kommt, das sich in ca. 10 km Tiefe akkumuliert, und halten es für wahrscheinlich, dass sich bald wieder ein magmatischer Gang in flacheren Bereichen der Erdkruste bilden wird. Wie immer kann man jetzt noch nicht mit Sicherheit sagen, dass es dann auch wieder zu einer Eruption kommen wird – schließlich könnte der Gang auch in der Erdkruste stecken bleiben – doch die Wahrscheinlichkeit eines neuen Vulkanausbruchs wird als relativ hoch eingeschätzt.

Fagradalsfjall: Neue Bodenhebung im Oktober detektiert

Neue Messungen bestätigen Bodenhebung von 3 Zentimetern am Fagradalsfjall – Magmenakkumulation die Ursache

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel bleibt die Lage äußerst spannend, auch wenn der Hype in den Mainstreammedien nachgelassen hat. Dennoch lohnt es sich, die Situation weiterhin im Auge zu behalten, da sich innerhalb von Wochen neue Vulkanausbrüche ereignen könnten.

Einer der potenziellen Ausbruchskandidaten ist der Fagradalsfjall, der von 2021 bis 2023 aktiv war und in den vergangenen Wochen wieder vermehrt seismische Aktivität zeigte. Es gab Erdbeben, die mit Erschütterungen im benachbarten Krýsuvík-System einhergingen. Ich hatte über eine Bodenhebung als Ursache für die Beben spekuliert und in diesem Zusammenhang das stark reduzierte GPS-Messsystem kritisiert: Ausgerechnet die wichtigste Messstation GONH, im Herzen des Fagradalsfjall-Komplexes, ist seit der letzten Eruption Mitte vergangenen Jahres offline. Allerdings stellte sich nun heraus, dass dies nur für die Öffentlichkeit gilt, denn in einem IMO-Update wurde heute ein Plot der Messstation veröffentlicht, der eine stark ansteigende Kurve zeigt. Seit Juli hat sich der Boden um gut 3 Zentimeter gehoben. Auch InSAR-Satellitenaufnahmen zeigen eine Bodenhebung, die ein recht großes Gebiet umfasst und sich bis weit in den Norden von Reykjanes erstreckt, bis in die Region um den Keilir. Diese vulkanische Erhebung war Endpunkt früherer Intrusionen und befindet sich am Rand des Gebiets, das für den neuen Regionalflughafen vorgesehen ist.

Laut IMO wird die Bodenhebung durch die Ansammlung von Magma in etwa 10 Kilometern Tiefe verursacht. Die Forscher vergleichen die Situation mit der vor den letzten Eruptionen des Fagradalsfjall und halten es für möglich, dass es erneut zu einer Intrusion und zur Bildung eines magmatischen Gangs kommen könnte. Auch ein Vulkanausbruch ist nicht ausgeschlossen. Ein Ausbruch könnte sich innerhalb von Wochen oder Monaten ereignen.

Ich frage mich, ob es zu einer gleichzeitigen Eruption am Fagradalsfjall und bei Sundhnúkur kommen könnte oder ob die Aktivität wieder zum Fagradalsfjall zurückverlagert wird, wie ich bereits früher spekuliert habe. Beide Ausbruchsorte werden von der gleichen Magmadomäne gespeist.

In der vergangenen Woche wurden auf der Reykjanes-Halbinsel etwa 520 Erdbeben registriert, und in dieser Woche sind es bereits mehr als 220. Zwei Erdbeben mit Magnituden über 3 wurden letzte Woche gemessen: eines mit M 3,3 westlich von Kleifarvatn und ein weiteres mit M 3,2 etwa 5 km nordöstlich von Grindavík. Vor den Eruptionen des Fagradalsfjall in den Jahren 2022 und 2023 wurden kurz vor den Ausbrüchen, als sich der Magmakorridor der Oberfläche näherte, Tausende von Erdbeben registriert.

Erdbeben unter isländischer Reykjanes Halbinsel am 27.09.23

Anhaltender Erdbebenschwarm unter Reykjanes auf Island

Datum 26.09.23 | Zeit: 18:42:39 UTC | Lokation: 63.929 ; -21.99 | Tiefe: 6,5 km | Md 3,3

Unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel bebt es weiterhin. In den letzten 48 Stunden registrierte IMO 260 Erschütterungen. Die beiden stärksten Beben hatten die Magnituden 3,3 und 3,1. Sie manifestierten sich gestern Abend 6.0 km nordöstlich von Krýsuvík und 7,7 km west-nordwestlich von Grindavík. Sie lagen in 2 unterschiedlichen Erdbebenclustern. Ein dritter Bebenspot bildete sich bereits am Wochenende, 6 km westlich von Raufarhólshellir, wo die bekannte Lavahöhle liegt. Hier ist das Vulkansystem Bláfjöll von den Beben betroffen. Wir erleben ähnliche Bebenmuster wie vor den letzten Eruptionen am Fagradalsfjall, wo es überall bebte, nur nicht unbedingt dort, wo sich dann die Eruption etablierte. Besonders vor den ersten beiden Ausbrüchen sahen wir monatelang eine signifikant erhöhte Seismizität unter den verschiedensten Spalten- und Vulkansystemen auf Reykjanes. Vermutlich wurden sie durch geänderte Spannungsverhältnisse aufgrund des Auf- und Abstiegs magmatischer Fluide verursacht.

Die Bodenhebung zeigt heute an den meisten Messstationen leicht rückläufige Werte, wobei man die Messergebnisse immer mitteln sollte. Der Trend zur Hebung bleibt aber bestehen. Der Wert an der Messstation ODDF fällt aus dem Rahmen: Dort machte der aktuelle Messpunkt einen Sprung um 20 mm nach oben. Die Messstation befindet sich im Gebiet des Bebens bei Krýsuvík und nicht weit vom letzten Eruptionszentrum entfernt.

Erdbeben gab es in den letzten Tagen aber nicht nur unter Reykjanes, sondern auch unter dem Vatnajökull. Dort waren die Vulkansysteme Grimsvötn und Bardarbunga betroffen. Unter dem Grimsvötn hob sich der Boden seit Mitte Juni um gut 30 mm. Der aktuelle Trend der Bodendeformation zeigt wieder eine leichte Subsidenz. Dennoch könnte sich der Vulkan auf eine Eruption vorbereiten.

Im Bereich der Askja scheint es ruhiger geworden zu sein. Es werden nur wenige Erdbeben detektiert und die Bodenhebung pauseiert an den meisten Messstationen.

Insgesamt sind es unruhige Zeiten auf Island und es sieht so aus, als würden mehrere Vulkane aufladen, ohne dass ein Vulkanausbruch unmittelbar bevorstehen würde. Innerhalb der nächsten Monate könnte es aber zu einer Eruption kommen.

Erdbeben auf Island – Bericht vom 24.09.23

Erdbeben unter Reykjanes halten an und der Boden hebt sich weiter

In den letzten 48 Stunden ereigneten sich unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel 127 schwache Erdbeben. 4 Erschütterungen hatten Magnituden im 2er-Bereich. Die Tiefe der Hypozentren schwankte in einem Bereich zwischen 8 und 4 km. Die Mehrzahl der Beben manifestierte sich im Areal des Fagradalsfjall-Vulkans. Es gab aber auch schwache Beben in der Gegend von Keilir und vor der Südwestspitze der Halbinsel bei Reykjanestá. Es sind also die Bereiche verschiedener Spaltensysteme betroffen, ganz so, wie wir es vor den letzten 3 Eruptionen sahen.

Mit den Erdbeben geht eine Bodenhebung einher, die an verschiedenen GPS-Messstationen auf Reykjanes registriert wird. Von den öffentlich zugänglichen Stationen zeigt die Station GONH -deren Lage auf der Karte der Stationen nicht verzeichnet ist- die größte Bodenhebung an. Der Messpunkt liegt im Diagramm heute bei 26 cm. Es gilt zu berücksichtigen, dass die Messwerte Schwankungen aufweisen, die u. a. von der Erdrotation und den Gezeiten hervorgerufen werden. Diese Effekte müssen noch aus dem endgültigen Messergebnis herausgerechnet werden. Betrachtet man einen gemittelten Wert, kommt man auf ca. 24 cm Bodenhebung. Die Kurve verläuft verhältnismäßig steil. Allerdings gibt es große Lücken im öffentlich zugänglichen Messwert und dort, wo die Bodenhebung am größten zu sein scheint, gibt es keine Messstationen, deren Werte man öffentlich abrufen könnte.

Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson äußerte sich jüngst in einem weiteren Zeitungsartikel, dass er eine Eruption zwischen Keilir und Trölladyngju für möglich hält. Hierbei handelt es sich um 2 vulkanische Erhebungen, die nordöstlich vom Fagradalsfjall liegen. Auffällig ist, dass sich in diesem Areal offenbar keine Erdbebenwellen ausbreiten können bzw. sich langsamer ausbreiten, als es normalerweise der Fall ist. Der Wissenschaftler spricht von einem seismischen Schatten. Er geht davon aus, dass sich im Untergrund Fluide angesammelt haben, welche die Ausbreitung seismischer Wellen beeinträchtigt. Zudem kam es zu einer Verstärkung der geothermalen Aktivität. Die Indizien sprechen für eine Magmen-Akkumulation in der Gegend, wobei es natürlich auch einfach Thermalwasser sein kann, das sich in der Gegend ansammelte.

Interessant ist besonders ein Statement des Vulkanologen, das er in Bezug auf das Magma gab, welches die letzten drei Eruptionen speiste. Die aus dem Magma entstehende Lava entsprach einer Zusammensetzung, die untypisch für die Eruptionen auf Reykjanes ist und ähnelte eher der Lava, wie sie an der Askja oder am Baradarbunga austraten. Dort liegt das Zentrum des Island-Mantelplumes, welcher Magma aus dem Erdmantel fördert. Die Reykjanes-Halbinsel ist aber normalerweise mit den Risssystemen des Mittelatlantischen Rückens assoziiert, wo eine andere Magma-Art aufsteigt. Für die Wissenschaftler stellt sich die Frage, ob sich ein Arm des Island-Mantelplume bis unter die Reykjanes-Halbinsel ausgebreitet hat und was das für künftige Eruptionen bedeuten könnte. Nicht nur auf Reykjanes, sondern auch in anderen Regionen Islands.

Übrigens bebt es auf Island nicht nur im Bereich der Reykjanes-Halbinsel. Aktuell startete eine Erdbebenschwarm an der Tjörnes-Fracture-Zone. In der Nähe der Insel Grimsey gab es bist jetzt 27 Erdbeben.