Island: Neue Risse in Straße am 28.12.23

Bodenhebung am Gang ist hoch – Neue Risse in Straße entdeckt

Bereits gestern habe ich von einem ungewöhnlichen Sprung in der Bodenhebung berichtet gehabt, der von 2 Messungen angezeigt wurde und infrage gestellt, ob es sich um eine korrekte Messung handelte. Nun bestätigen weitere Messungen, das zwar die erste Messung mit der größten Bodenhebung gestern offenbar nicht korrekt war, aber dass die zweite Messung, die etwas niedriger ausfiel, wohl richtig war. Jedenfalls ginge die Messungen heute von diesem erhöhten Niveau weiter und dokumentierten eine kurzweilige Beschleunigung der Bodenhebung. Dadurch ist bereits jetzt wieder fast das Bodenhebungsniveau wie vor der Gangbildung am 10. November und der Eruption am 18. Dezember erreicht. Tatsächlich wurden auch neue Risse im Grindavíkurvegi entdeckt. hierbei handelt es sich um die Hauptstraße nach Grindavik, die an der Blauen Lagune und Svartsengi vorbeiführt und die man durch die Lava der letzten Eruption bedroht sah. Es bildeten sich nicht nur neue Risse, sondern bereits vorhandene erweiterten sich. Die Straße muss zwar noch nicht gesperrt werden, dennoch beobachtet die Straßenwacht das Geschehen genau und wird ggf. eine Sperrung verhängen.

Für die Anwohnern von Grindavik sind das keine guten Nachrichten, denn die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Eruption in den nächsten Tagen/Wochen ist groß.

Einstweilen gibt es neue Analysen der Lava, die beim jüngsten Ausbruch gefördert wurde. Wie erwartet handelt es sich um Tholeiitbasalt, wie er für Eruptionen auf Reykjanes typisch ist, doch das Kristallwachstum der Mineralien in der Lava zeigt, dass sich die Schmelze längere Zeit in einem Magmenkörper befand bevor sie eruptiert wurde. insofern unterscheidet sich die Lava von jener, die bei den vorherigen Eruptionen am Fagradalsfjall ausbrach. Das zugrundeliegende Magma ist relativ schnell aufgestiegen und verweilte nur kurz in der Erdkruste.

Island: Wachsende Ausbruchsgefahr am 27.12.23

Bodenhebung steigt deutlich – Die Ausbruchsgefahr ist groß

Nach wenigen Updates zur Situation auf Reykjanes sind heute wohl wieder mehr IMO-Mitarbeiter nach Weihnachten zum Dienst erschienen und es wurde ein ordentliches Update herausgebracht. Die Geoforscher berichten von 730 schwachen Erdbeben, die sich seit dem 22. Dezember entlang des magmatischen Gangs auf Reykjanes ereigneten. Gestern waren es 160 und in der ersten Hälfte des heutigen Tages wurden gut 100 Beben detektiert. Die Bebentätigkeit bleibt unverändert hoch, auch wenn sie ein gutes Stück von den Spitzenwerten der Magmenintrusionen entfernt liegen. Nichtsdestotrotz steigt weiter Magma auf und lässt den Boden im Bereich von Svartsengi anschwellen. Die Messwerte heute Nacht waren recht besorgniserregend, denn es gab einen plötzlichen Sprung in der Bodenhebung. So schien der Boden um gut 5 cm angehoben zu sein, doch in der Folgemessung halbierte sich der Wert, so dass die Vermutung naheliegt, dass es sich um eine Fehlmessung handelte. Schaut man sich den Verlauf des Grafen an, so sieht man, dass er dem vor der letzten Eruption ähnelt. Auch da kam es zuerst zu einer Bodensenkung und dann zu einem vergleichbaren Sprung wie heute, mit dem Unterschied, dass der Punkt der zweiten Messung noch höher lag, und heute die zweite Messung tiefer. Da auch kein neues Schwarmbeben einsetzt, rechne ich nicht mit einer unmittelbar bevorstehenden Eruption. Allerdings muss man mittelfristig mit einem weiteren Ausbruch rechnen. Auch die IMO-Vulkanologen sehen eine wachsende Tendenz beim Ausbruchsrisiko und sagen, dass die Geschwindigkeit der Bodenhebung mit jener vor der Eruption vergleichbar ist.

Modellrechnungen deuten darauf hin, dass im Zuge der jüngsten Eruption etwa 11 Millionen Kubikmeter Magma den Magmenkörper unter Svartsengi verließen und in den magmatischen Gang gelangten, der sich am 18. Dezember bildete und in der bekannten Eruption endete. IMO gibt an, dass es, basierend auf der aktuellen Geschwindigkeit der Landhebung, etwa zwei Wochen dauern wird, bis sich das gleiche Volumen im Magmenkörper angesammelt haben wird. Allerdings besteht große Unsicherheit darüber, wann der Druck in der Magmakammer hoch genug sein wird, um eine neue Magmainjektion auszulösen.

Wenn ich den Verlauf des Bodenhebungsgraphen extrapoliere, komme ich allerdings auf einen anderen zeitlichen Verlauf, denn meiner Meinung nach hat man das gleiche Bodenhebungsniveau wie vor der Eruption spätestens Anfang nächster Woche erreicht. Aber es kann sein, dass die IMO-Wissenschaftler den plötzlichen Anstieg der Bodenhebung unmittelbar vor der Eruption mit hinzurechnen. Wie auch immer, es bleibt spannend auf Island.

Island: erhöhte Seismizität unter Vatnajökull am 26.12.23

Erdbebentätigkeit bleibt erhöht – Reykjanes und Vatnajökull betroffen

Auch zu Weihnachten kommt die Erde unter Island nicht zur Ruhe und es gibt weiterhin zahlreiche schwache Erdbeben. Besonders betroffen ist nach wie vor die Reykjanes-Halbinsel, wo sich täglich ca. 100 Erschütterungen ereigneten, die meisten davon entlang des Magmatischen Gangs nördlich von Grindavik. Einige Erschütterungen gab es aber auch am Fagradalsfjall und bei Krysuvik. Schaut man sich die Statistiken genauer an, dann erkennt man gestern tagsüber eine Lücke in den Aufzeichnungen. Ob es tatsächlich weniger Erdbeben gab oder ob diese aufgrund des Windes nur nicht registriert wurden, bleibt unklar. Klar bleibt aber, dass es nicht nur auf der Reykjanes-Halbinsel Erdbeben gab, sondern auch im Bereich des größten Gletschers der Insel: dort wurden in den letzten 48 Stunden 23 Erdbeben festgestellt. Seit einigen Tagen kam es hier vermehrt zu Erdbeben, von denen 2 Magnituden im 3er-Bereich hatten und am Rand der Bardarbunga-Caldera verortet wurden. Allerdings lagen sie relativ flach und standen sehr wahrscheinlich nicht mit Magmenaufstieg in Verbindung. Anders sieht es da mit den Beben im Bereich von Grimsvötn/Grimsfjall aus, die sich seit gestern manifestierten. Hier gab es mehrere Erschütterungen in 5 km Tiefe, also jener Tiefe, in der sich gerne Magma akkumuliert. Schaut man sich die Bodenhebung der Region an, stellt man fest, dass sich der Boden im Dezember um gut 2 cm hob.

Deutlich höher ist die Bodenhebung im Bereich von Svartsengi auf der Reykjanes-Halbinsel. Aktuell liegt die Bodenhebung bei ca. 5 mm am Tag und es fehlen noch 25 mm, bis wieder das Bodenhebungsniveau wie vor der jüngsten Eruption erreicht ist. Von da an wächst die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Ausbruchs deutlich an. Die Daten sind aber mit Vorsicht zu genießen, denn je nach Quelle und verwendetem Messintervall können die Werte deutlich schwanken. Betrachtet man die aktuellen Daten von IMO, dann gab es seit gestern eine Bodenhebung von mehr als 1 cm. vorher war die Hebung deutlich geringer. Die oben angegeben 5 mm pro Tag sind von mir gemittelt.

Die Frage, die ich mir als Vulkanspotter stelle, ist natürlich die, ob es wieder eine kurzlebige Eruption wird oder ob sie länger anhalten wird, vorausgesetzt, es kommt zur Eruption.

Die isländischen Medien berichten jetzt über Weihnachten kaum noch von den Ereignissen bei Grindavik. Die Liveblogs ruhen, bis es neue Aktivität gibt. Vermutlich will man sich die Weihnachtsstimmung nicht mit Prognosen von Dingen eintrüben, die dann doch nicht eintreffen. Dazu gehören natürlich auch so Einschätzungen wie „signifikant geringeres Eruptionsrisiko„, wie es noch einige Tage vor dem Ausbruch bekanntgegeben wurde. Interessant ist auch die Aussage früherer Artikel gewesen, dass die Grindavikings dieses Jahr nicht mehr in ihre Stadt zurückkehren werden. Da hat man wohl die Rechnung ohne das Gesetz gemacht gehabt. Ein Indiz dafür, dass sich die politischen Gegebenheiten auf Island nicht so sehr von den unseren unterscheiden, wo die rechte Hand nicht weiß, was die Linke macht und schon gar nicht, was man laut Gesetz machen kann!

Island: Erdbebensituation am 24.12.23

Erdbeben M 3,7 unter Bardarbunga- Seismizität am Gang hält an

Zum Heiligen Abend liefere ich Euch noch einen kurzen Statusbericht zur Aktivität auf Island. Das stärkste Erdbeben der letzten 24 Stunden manifestierte sich wieder unter dem Calderarand des subglazialen Vulkans Bardarbunga, der unter dem Gletscher Vatnajökull liegt. Der Erdstoß M 3,7 ereignete sich heute Nacht in einer Tiefe von nur 1,1 Kilometer. Unter gesamt Island gab es in den letzten 48 Stunden 234 Erdbeben. Die meisten davon ereigneten sich natürlich auf der Reykjanes-Halbinsel und hier im Bereich des magmatischen Gangs. Auf der Halbinsel wurden im beschriebenen Beobachtungszeitraum 198 Erschütterungen registriert. Hiervon lagen die meisten im Bereich des Dykes, aber auch am Fagradalsfjall und bei Krisuvik wurden Erschütterungen registriert. Bis jetzt zeigen die GPS-Messungen noch keine signifikante Bodenhebung am Fagradalsfjall an, aber die Beben könnten darauf hindeuten, dass magmatische Fluide einen Durchbruch in dieses System versuchen.

Die Bodenhebung bei Svartsengi hält weiter an, hat sich in den letzten Stunden aber minimal abgeschwächt. Seit dem Ende der Eruption hob sich der Boden wieder um gut 4 cm. Der unterirdische Schmelzfluss ist identisch mit jenem, den wir vor der Eruption beobachten konnten. Hält er mit dem gleichen Tempo an, dann ist man bereits zum Jahreswechsel wieder auf dem Bodenhebungsniveau wie vor der Dykebildung und der jüngsten Eruption. Vielleicht gibt es dann wieder ein Silvesterfeuerwerk. Prinzipiell kann es jeder Zeit zu einer weiteren Eruption kommen. Natürlich könnte sich auch noch länger auf sich warten lassen. Dass der Magmenaufstieg einfach so abklingt und die magmatische Aktivität einschläft, liegt zwar im Bereich des Möglichen, doch da es so aussieht, als wäre Reykjanes in eine langanhaltende Aktivitätsphase eingetreten, rechne ich bestenfalls mit einer Pause, aber nicht mit einem Ende der Aktivität.

Obwohl ich als Vulkanophiler natürlich immer auf eine Eruption hoffe, drücke ich den Grindavikings und den Einsatzkräften trotzdem die Daumen, dass sie wenigsten ein paar ruhige Weihnachtsfeiertage verbringen können und natürlich, dass sie keine Verluste erleiden werden.

Den Lesern von Vnet wünsche ich nun frohe Weihnachten!

Island: Erdbeben auf Reykjanes und anderswo

Erdbeben am Fagradalsfjall, Katla und Bardarbunga

Die Erdbebentätigkeit auf Island ist weiterhin hoch, wobei es in den letzten 24 Stunden nicht nur Erschütterungen am Dyke auf Reykjanes gab, sondern auch unter den Gletschervulkanen Katla und Bardarbunga. An diesem Vulkan manifestierte sich sogar der stärkste Erdstoß: Er hatte eine Magnitude von 3,4 und ein Hypozentrum in 2,7 km Tiefe. Unter der Katla-Caldera, die vom Gletscher Myrdalsjökull bedeckt ist, kam es zu einem kleinen Schwarmbeben. Die Beben fokussierten sich auf den östlichen Calderarand. Betrachtet man die GPS-Daten, dann sieht man, dass die Höhenangaben oft schwanken und in Bezug auf Bodenhebung längerfristig keinen eindeutigen Trend ergeben. Dafür gab es in den letzten Wochen aber einen horizontalen Versatz von gut 3 cm.

Auch auf Reykjanes halten die Erdbeben an. In den letzten Stunden wurden nicht ganz so viele Erdbeben wie am vorherigen Tag registriert, doch das könnte erneut dem schlechten Wetter geschuldet sein. Auffällig ist, dass sich die Bebenaktivität jetzt nicht nur auf das Gebiet des Dykes konzentriert, sondern dass auch wieder vermehrt Erdbeben am Fagradalsfjall festgestellt werden. Leider sind die GPS-Messgeräte direkt am Vulkan offline, doch eins an der Südküste vor dem Fagradalsfjall überträgt Daten und zeigt eine schwache Bodenhebung. Diese geht im Bereich von Svartsengi wie in den letzten Wochen gewohnt weiter. Auf dem Graphen mit der Jahresübersicht sieht man sehr schön, dass die Kurve jetzt nach der Eruption wieder steiler verläuft als in den Tagen vor dem Ausbruch. Auf Jahressicht erkennt man, dass es zwar zwei Rücksetzter gab, als die Eruption und die Dykebildung einsetzten, doch ansonsten hob sich seit Mitte Oktober der Boden ungebremst. Magma sammelt sich in einem Magmenkörper unter Svartsengi. Seine Ausdehnung ist nicht bekannt, wird meiner Meinung nach aber deutlich größer sein, als man bisher im Allgemeinen annimmt. Nach wie vor gibt es ein hohes Eruptionsrisiko.

Grindavikings dürfen Weihnachten zuhause verbringen

Dessen ungeachtet wurden den Grindavikings freigestellt, Weihnachten in ihren Häusern zu verbringen. Diese Entscheidung wurde wohl aus rechtlichen Gründen getroffen, weil es laut gesetzlichen Regelungen auf Island eine zeitliche Befristung für Evakuierungsmaßnahmen gibt. Zwar dürfen die Bewohner der Stadt in ihre Häuser zurückkehren, aber Besuchern ist das Übernachten nicht gestattet. Die Behörden weisen explizit darauf hin, dass die Erdbewegungen noch nicht gestoppt sind und dass es jeder Zeit zu weiteren Ereignissen wie Erdbeben, Vulkanausbrüchen und Spaltenbildungen kommen kann. Was mich allerdings wundert, ist, dass man über die rechtlichen Beschränkungen der Zwangsmaßnahmen nicht früher diskutiert hat.

Island: weitere Bodenhebung am 22.12.23 bestätigt

Eruptionsspalte ruhig – Bodenhebung geht weiter

Nun wurde auch von offizieller Seite ein (vorläufiges) Ende der eruptiven Aktivität entlang der neu gebildeten Eruptionsspalte bestätigt. Allerdings sagen die Spezialisten vom IMO, dass es noch zu früh sei, um Entwarnung zu geben: Die Spalte könnte in einem neuen Ausbruch reaktiviert werden oder es könnten neue Spalten in dem Areal auf Reykjanes entstehen. Die Bodenhebung war infolge der Eruption um 8 cm zurückgegangen, allerdings war der Boden zuvor um ca. 40 cm angehoben worden, was auf eine entsprechend große Magmenakkumulation im Untergrund zurückzuführen gewesen war. Es wurde also nur ein kleiner Teil des Magmas eruptiert, das sich in den Wochen zuvor angesammelt hatte. Es ist aber unklar, wieviel von dem Magma noch als eruptionsfähige Schmelze vorliegt. Ein Teil könnte sich schon soweit verfestigt haben, dass es nicht mehr ausbrechen kann. Nichtsdestotrotz scheint mir die Gefahr noch nicht vorüber sein, denn an praktisch allen Messstationen, an denen wir in den letzten Wochen Bodenhebung gesehen haben, wird der Trend fortgesetzt, und zwar mit ähnlichen Raten wie zuvor, was jetzt ebenfalls von den Vulkanologen vorsichtig bestätigt wurde, indem sie meinten, sie sehen erste Trends, dass die Hebung anhält.

Gestern Abend war es aus seismischer Sicht relativ ruhig entlang des magmatischen Gangs, bis um Mitternacht neue Erdbeben einsetzten. Unklar ist, ob die vermeintliche seismische Lücke tatsächlich existiert, oder ob es wieder Schwierigkeiten mit der Datenübertragung im seismischen Netzwerk gegeben hat. Die anhaltende Seismizität direkt nach einer Eruption ist eigentlich untypisch, wenigstens wenn man die letzten drei Eruptionen auf Reykjanes als Vorbilder nimmt. Die Seismizität geht einher mit der Bodenhebung, und beides sind Indizien für Magmenbewegungen im Untergrund. Tatsächlich gibt es heute auch vermehrt Erdbeben unter dem Fagradalsfjall.

Wenn der Magmenzustrom in der Tiefe gleich bleibt, hat er in 10 bis 14 Tagen wieder das Bodenhebungsniveau wie vor den letzten beiden Ereignissen (Rifting und Eruption) erreicht und die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Eruption oder Dykebildung nimmt zu. Davon abgesehen kann es auch jeder Zeit zu einem neuen Ausbruch kommen, ohne dass das gleiche Bodenhebungsniveau erreicht ist.

Die isländischen Vulkanologen sehen Parallelen zur Krafla-Eruption, bei der es innerhalb von mehreren Jahren zu gut einem Dutzend kurzlebiger Ausbrüche an einem Spaltensystem kam. Island kommt wohl nicht mehr so schnell zur Ruhe!

Island: Rotglut und Bodenhebung am 21.12.23

Rotglut an einigen Stellen – Bodenhebung hält an

Heute sieht man auf den Livecams noch einige Stellen entlang der Eruptionsspalte, an denen Rotglut vorhanden ist. Aus Fumarolen treten zudem brennende Gase aus. Es ist also noch heiß im Untergrund. Tatsächlich bieten die Livecams nur Fernblicke, aus der Nähe betrachtet könnte die Aktivität stärker sein, als es den Anschein hat. Anhand der geophysikalischen Parameter, insbesondere des rückläufigen Tremors, lässt sich das aber nicht bestätigen.
Eine Sattelitenaufnahme von vorgestern zeigt, dass bereits wenige Stunden nach Eruptionsbeginn nur noch zwei Stellen entlang der Spalte aktiv waren. Der größte Teil des 3,7 Quadratkilometer großen Lavafelds war bis dahin schon generiert worden. Nachmittags war noch ein Lavastrom aktiv, der sich einige hundert Meter vom Schlot entfernte. Insgesamt war es schon erstaunlich, wie kurzlebig die eruptive Hauptphase des Ausbruchs war und wie schnell der Ausbruch an Schwung verloren hat.

Heute scheint die Erdbebenaktivität entlang des magmatischen Gangs gering zu sein, wobei unklar ist, ob IMO bereits alle Beben in seiner Shakemap anzeigt. Dafür kristallisiert sich allerdings immer mehr heraus, dass die Bodenhebung weitergeht, und zwar nicht nur bei Svartsengi, sondern auch an Messstationen entlang des magmatischen Gangs. Magma steigt also aus der Tiefe weiterhin im gleichen Tempo auf wie vor der Eruption und verteilt sich entsprechend im Fördersystem.

Die isländischen Forscher rücken nun mehr und mehr von der Vorstellung eines Sills unter Svartsengi ab. An seiner Stelle tritt das Bild eines größeren Magmenkörpers, der ein deutlich größeres Volumen an Schmelze fassen kann als ein flacher Sill. Eigentlich eine klare Vorstellung, denn seit 2020 kam es in der Region immer wieder zu Phasen mit Bodenhebung. Die aktuell eruptierte Lava war weiter differenziert als die meisten Laven, die am Fagradalsfjall gefördert wurden. Ein Indiz dafür, dass es sich länger in der Erdkruste befand und Zeit zur Reifung hatte. Denkbar wäre auch, dass sich der Sill oberhalb eine größeren Magmenkörpers bildete, der vielleicht 2-3 Kilometer tiefer als der Sill liegt.

Heute wurde wieder eine neue Gefahrenkarte veröffentlicht. Das Eruptionsrisiko für Grindavik wurde herabgestuft und den Anwohnern soll heute tagsüber wieder das Betreten der Stadt gestattet werden.

Island: Vulkan köchelt noch

Ein Schlot ist schwach aktiv und köchelt noch – Küstenwache musste Wanderer retten

An der isländischen Eruptionsspalte ist immer noch ein Schlot schwach aktiv und spattert Lava. Via Webcam kann man die Aktivität beobachten. Auffällig ist, dass es wieder relativ viele Erdbeben entlang des magmatischen Gangs gibt und dass der Tremor noch nicht ganz runter ist. Seit dem Rückgang der Bodensenkung, die zeitgleich mit der Eruption einsetzte, wurden nun wieder mehrere GPS-Datenpunkte gesetzt und es ist tendenziell wieder eine Bodenhebung zu erahnen, die auf dem Niveau der letzten Tage vor der Eruption liegt. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Ausbruch entweder bald wieder intensiviert. Sollte er ganz stoppen, dann ist mit einem neuen Ausbruch zu rechnen, wenn wieder ein ähnliches Bodenhebungsniveau wie vor der Dykebildung am 10. November erreicht ist.

Gestern versuchte natürlich der eine oder andere Vulkanstürmer das Eruptionsgebiet zu erreichen. Auf Bildern waren auch wieder einige Leute zu sehen, die an der Eruptionsspalte standen. Ob es Offizielle waren oder eben Vulkanwanderer, bleibt unklar. Klar hingegen ist, dass gestern Abend ein Mann in Schwierigkeiten geriet, der die Entfernung zur Eruption wohl deutlich unterschätzt hat. Ein Flugzeug beobachtete ein SOS-Signal, woraufhin ein Rettungshubschrauber der Küstenwache losgeschickt wurde. Der Wanderer wurde dann völlig unterkühlt und ohne Ausrüstung zwischen Fagradalsfjall und Keilir entdeckt. Ich vermute, er war von der Piste 42 am Kleifarvatn aus aufgebrochen, um nachts querfeldein durch schwieriges Gelände zur Spalte zu wandern, und wurde dann vom Schneesturm überrascht. Seine Ausrüstung hatte er bereits zurückgelassen und hatte versucht eine Schutzhütte zu erreichen, als er vom Hubschrauber gerettet wurde. Die besagte Piste liegt knapp außerhalb der Zone mit den Straßensperren. Luftlinie sind es gut 17 km zur Spalte. Ein ambitioniertes Unterfangen, das mir persönlich deutlich zu ambitioniert wäre, besonders im isländischen Winter ohne Weg.

Generell denke ich, stehen die Chancen auf eine Annäherung zur Spalte schlecht, solange kein offizieller Zugang eröffnet wurde. Solange sich keine stabile Eruption etabliert und man ständig mit neuen Spaltenöffnungen rechnen muss, gehe ich nicht davon aus, dass zeitnahe ein Aussichtspunkt für die Öffentlichkeit eingerichtet wird.

Der Zugang zu Grindavik blieb auch heute gesperrt: Das Risiko einer plötzlich einsetzenden Eruption ohne Vorwarnung hielten die verantwortliche für zu groß.

Island: Vulkanausbruch am Skógfell

Eruption hat sich deutlich abgeschwächt – Neuer Bericht von IMO

Wie es typisch für Spalteneruptionen ist, hat sich der Ausbruch bereits deutlich abgeschwächt, könnte sich nun aber stabilisiert haben. Wie IMO berichtet, konzentriert sich die Aktivität auf fünf Stellen entlang des ursprünglich 4 km langen Spalts, der sich zwischen den Sundhnúks-Kratern und Stóra-Skógfell aufgetan hat.

Der Lavafluss wird grob auf ein Viertel dessen geschätzt, wie er am Anfang hervorbrachte, und ein Drittel der ursprünglichen Spalte ist aktiv. Auch die Lavafontänen sind niedriger als zu Beginn der Eruption, als die größte Auswurfshöhe noch mit gut 100 Meter angegeben war. An ihrer höchsten Stelle messen sie jetzt etwa 30 Meter. Bei diesen Zahlen handelt es sich um eine visuelle Einschätzung eines Vermessungsfluges. Kurz nach Beginn der Eruption registrierte MIROVA eine extrem hohe Thermalstrahlung von mehr als 28.000 MW.

Die Entwicklung des Ausbruchs ähnelt dem Vulkanausbruch am Fagradalsfjall, wo die Risse begonnen haben, sich zusammenzuziehen und einzelne Schlote zu bilden.

Nach Angaben von Wissenschaftlern gibt es am südlichen Ende der Spalte bei Hagafell wenig Aktivität. Der größte Lavastrom fließt nach Osten in Richtung Fagradalsfjall. Nach Westen erstrecken sich zwei Lavaströme, beide nördlich von Stóra-Skógfell.

Vor Ort befürchtet man, dass die emittierten Eruptionsgase ein Problem für die am dichtesten besiedelte Gegend werden könnte. Momentan bewegt sich die Gaswolke von Westen und Nordwesten. In Vestmannaeyjar war bereits eine Gasverschmutzung zu beobachten, anderswo in den Siedlungen jedoch nicht. Der Wettervorhersage zufolge könnte es spät in der Nacht oder am Morgen zu einer Gasverschmutzung im Hauptstadtgebiet kommen.

Die Blaue Lagune – die erst am Sonntag wieder geöffnet hatte – bleibt wieder geschlossen. Bis jetzt ist weder sie noch das nahe Geothermalkraftwerk vom Ausbruch direkt betroffen. Beide Orte wurden mit Einsetzen der seismischen Krise evakuiert. In den letzten Wochen hatte man einen Schutzwall um das Geothermalkraftwerk gebaut. Mal sehen, ob er zum Einsatz kommt und seinen Zweck erfüllen wird.