Island: Magmaansammlung unter Krýsuvík vermutet

Isländischer Geoforscher vermutet Sill unter Krýsuvík – Ausbruchswahrscheinlichkeit bei Svartsengi weiter hoch

Nach der Bebenserie bei Krýsuvík auf der Reykjaneshalbinsel, die sich Ende letzter Woche ereignete, spekuliert der isländische Vulkanologe Haraldur Sigurðsson darüber, dass sich unter dem Gebiet östlich von Fagradalsfjall und dem Magmatischen Gang bei Svartsengi ebenfalls eine Magmenakkumulation gebildet hat. Solche Vermutungen sind nicht neu und wurden bereits im Herbst letzten Jahres geäußert. Das neuerliche Schwarmbeben lieferte Nährstoff für diese Vermutungen. Hinzu kam die Erdbebenkarte des Naturgefahrenexerten Einar Hjörleifsson, der die Lage der Erdbeben im Dezember in Bezug auf die Hypozentren untersuchte. Haraldur Sigurðsson nahm die Karte und erstellte mit ihren Daten ein Histogramm und diskutierte es in seinem Blog. Ihm fiel auf, dass es nicht nur im Bereich des Magmatischen Gangs einen seismischen Schatten gab, sondern auch unter dem Areal von Krýsuvík. Unter dem Fagradalsfjall fehlte er. Ein seismischer Schatten entsteht, wenn Erdbebenwellen einen Magmenkörper passieren und sich somit die Dichte des Mediums ändert. Dann kommt es zu Laufzeitunterschieden oder sogar dem Ausbleiben bestimmter Wellenarten.

Bei einem Erdbeben entstehen Primärwellen (P-Wellen) und Sekundärwellen (S-Wellen). Die P-Wellen können sich durch Gestein und Magma bewegen, während die S-Wellen nur Gestein passieren können. Sie werden vom Magma quasi geschluckt. Beben es nun unter einem Magmenkörper, werden an Epizentrum -also dem Punkt an der Erdoberfläche oberhalb des Erdbebenherds nur die P-Wellen empfangen. Wenn man genug Erdbeben analysiert, lässt sich so die Lage eine Magmenkörpers kartieren. In unserem konkreten Fall ereigneten sich viele Erdbeben in mehr als 6 Kilometer Tiefe, von denen in den beiden beschriebenen Arealen nur die P-Wellen am Epizentrum ankamen. Daher vermutet Haraldur Sigurðsson zwei linsenförmige Magmenkörper auf Reykjanes: Einer bei Svartsengi und ein Zweiter im Areal von Krýsuvík. Laut Haraldur könnte dieser Magmenkörper zwischen 50 und 100 Quadratkilometer groß sein. Er sieht die nächste Eruption ehr in diesem Spaltensystem. Eine messbare Bodenhebung war bei Krýsuvík in den letzten Monaten aber praktisch nicht vorhanden, von daher glaube ich weniger an das beschriebene Ausbruchsszenario.

Die IMO-Vulkanologen bestätigten heute Nachmittag noch einmal die Bodenhebung bei Svartsengi und gaben die Rate mit 5 mm am Tag an. Im neuen Interferogramm für den Zeitraum 28.12.23 – 8.01.24 sieht man eine Bodenhebung von insgesamt 6 cm. Inzwischen habe sich wieder ein vergleichbares Schmelzvolumen wie vor der letzten Eruption akkumuliert, was eine baldige Eruption wahrscheinlich macht.

Übrigens sieht man auf dem Interferogramm am rechten Bildrand auch Krýsuvík, allerdings ohne die typischen Farbringe die Bodendeformation signalisieren.

Island: Erdbeben im Norden am 09.01.24

Erdbeben bei Grimsey – Auf Reykjanes ist es merkwürdig still

Datum 09.01.2024 | Zeit: 06:23:18 UTC | Lokation:  66.642 ;  -17.967 | Tiefe: 12 km | Mb 3,0

Heute Morgen bebte es um 06:23:18 UCT an der Tjörnes-Fracture-Zone mit einer Magnitude von 3,0. Das Hypozentrum lag in 12 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 11 km nördlich der Insel Grimsey verortet. Das Beben wurde bis jetzt nur automatisch erfasst und noch nicht von einem Seismologen überprüft. Die Trefferwahrscheinlichkeit der Daten liegt bei 90%. Der Erdstoß könnte als noch herabgestuft werden, so wie es gestern mit einem Beben Mb >3 passiert ist. Dieser Erdstoß hatte allerdings nur eine Trefferwahrscheinlichkeit von 50%.
Das Beben war Teil eines kleinen Erdbebenschwarms, der vor gut 2 Tagen an der TFZ begann. Solche Beben sind nichts Ungewöhnliches dort und können noch um ein Vielfaches intensiver ausfallen. Insgesamt wurden 93 Beben innerhalb von 48 Stunden annonciert.

Natürlich interessiert uns auch, was im Südwesten Islands los ist, genauer, am Magmatischen Gang auf der Reykjaneshalbinsel. Dort ist es seismisch betrachtet seit gestern merkwürdig still. Die IMO-Shakemap zeigt nur eine Handvoll Erdbeben, die stärker waren als in den letzten Wochen und überwiegend Magnitude über 2 hatten. Natürlich stellt sich die Frage, ob alle Erdbeben erfasst wurden, oder ob es zu windig ist, um schwächere Erdbeben festzustellen. Da auch noch kein Bericht erfolgte, könnte es auch wieder Probleme mit dem System geben.

Sollte es tatsächlich zu einer plötzlichen Abnahme der Seismizität gekommen sein, könnte es auch ein Vorzeichen sein, dass in den nächsten Stunden oder Tagen der erwartete Vulkanausbruch beginnt, denn Ähnliches sahen wir schon bei der einen oder anderen Fagradalsfjall-Eruption. Die Bodenhebung hält jedenfalls an. Während die Station bei Svartsengi bereits seit Tagen eine höhere Bodenhebung anzeigt als vor der Eruption am 18. Dezember, haben die meisten anderen Stationen jetzt ebenfalls zum Präeruptionsniveau aufgeschlossen.

Wie immer weise ich darauf hin, dass meine Gedankengänge hier nicht als Prognosen zu verstehen sind! Man kann nur die zur Verfügung stehenden Daten interpretieren und mit den Erfahrungen abgleichen und versuchen Rückschlüsse zu zeihen. Nach wie vor lassen sich weder Vulkanausbrüchen noch Erdbeben wissenschaftlich prognostizieren, da es zu viele Variablen gibt und wir uns nur ungefähr vorstellen können, was im Untergrund passiert.

Island: Grindavik baut Schutzanlagen

Bodenhebung bei Svartsengi geht weiter – Grindavik bekommt Schutzwall

Auch am 8. Januar hält die Bodenhebung in der Region von Svartsengi an. Das bestätigen neue Messdaten vom Morgen. Demnach beläuft sich die Bodenhebung seit dem 12. November – als der Tiefstand der Bodensenkung infolge des Riftings 2 Tage zuvor erreicht war – auf fast 39 cm. Ein beachtlicher Wert für diesen Zeitraum. Vor der Eruption am 18 Dezember gab es Diskussionen, ob noch genug eruptionsfähige Schmelze im Magmatischen Gang enthalten sei. Diese Frage stellt sich augenblicklich eigentlich nicht, denn man kann davon ausgehen, dass die aktuelle Bodenhebung in erster Linie durch Akkumulation in einem größeren Magmenkörper mit Zentrum Svartsengi zustande kommt, der sich in ca. 5–6 km Tiefe befinden dürfte. Unklar ist, ob die weiter entfernt stattfindende Bodenhebung entlang des Magmatischen Gangs dadurch zustande kommt, dass Schmelze von dem Magmenkörper ständig in den Gang fließt, oder ob sich der Magmenkörper unter Svartsengi bis unter den Gang ausdehnt und dadurch die Bodenhebung verursacht wird. Ich vermute die 2. Option ist der Fall, denn wir sehen Bodenhebung auch außerhalb des Gangs, etwa bei Eldvörp im Westen von Svartsengi oder an der Südküste beim Fagradalsfjall.

Die Erdbebenaktivität war in den letzten beiden Tagen vergleichsweise gering: gestern meldete IMO 50 Erschütterungen, die sich seit dem Vortag ereigneten, bis heute Morgen wurden nur 10 Beben registriert. Dabei gab es gestern Abend eine Reihe von Erdbeben, die bis zur Küste streuten. Diese Bebensequenz erweckte in mir die Erwartung, dass ein Schwarmbeben als Vorbote einer Eruption begonnen hat, doch dem war nicht so. Die aktuelle Erdbebenflaute könnte dem starken Wind geschuldet sein, so dass man nicht alle Beben registrieren kann.

Schaut man sich den Tremor an, dann scheint dieser seit einigen Tagen erhöht zu sein. Diese Erhöhung ist aber aller Wahrscheinlichkeit nach menschengemacht und wird von den Bauarbeiten zum Schutzwall um Grindavik verursacht, mit dessen Bau man am 2. Januar angefangen hat. Die Schutzanlagen um das Geothermalkraftwerk Svartsengi waren bereits zu Weihnachten so gut wie abgeschlossen gewesen.

Island: Bodenhebung beschleunigte sich am 06.01.23

Bodenhebung bei Svartsengi verstärkte sich wieder – Besonders hohe Hebung im Norden

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel hebt sich der Boden in besorgniserregendem Tempo. Die Bodenhebung beschleunigte sich seit der Wochenmitte deutlich. Schaut man sich die Jahreschart der GPS-Messungen von IMO an, dann sieht man, dass sich der Boden von der Nulllinie aus um 13 cm hob. Berücksichtigt man den Minuswert, der durch die Gangintrusion am 10. November zustande kam, beträgt die Bodenhebung seitdem sogar fast 30 cm. Ein enormer Wert für einen Zeitraum von fast 2 Monaten. Der Boden hebt sich aber nicht nur bei Svartsengi, wo der Hauptaufstiegskanal zum Magmenkörper in 5–6 km Tiefe vermutet wird, sondern auch entlang des magmatischen Ganges, der beim Rifting am 10. November entstand und der Schauplatz der Eruption vom 18. Dezember war. Die größte Bodenhebung am Gang sieht man derzeit an seinem Nordende. So hob sich bei Lita an der Messstation LISK der Boden um 35 cm. In den letzten Tagen stagnierte die Bodenhebung dort, setzt nun aber wieder ein.

Die Vulkanologen von IMO veröffentlichten gestern Abend eine neue Gefahrenkarte für das Gebiet und halten nach wie vor die Gegend um die Sundhnúksgígar, in der sich die letzte Eruption manifestierte, für den wahrscheinlichsten Ort eines weiteren Vulkanausbruchs. Sie reduzierten die Gefahrenstufe für Svartsengi, mit der Begründung, dass sich in dem Areal keine neuen großen Oberflächenbrüche gebildet haben. Der Fagradalsfjall liegt knapp außerhalb der Bewertungszone. Die GPS-Messstationen an diesem Vulkan sind offline, aber die Station an der Südküste beim Fagradalsfjall sendet und signalisiert eine moderate Bodenhebung von gut 5 cm seit dem 10. November.

Nach der Erdbebenserie im Spaltensystem Krýsuvík, die sich am 3. Januar zutrug, zeigen sich einige isländische Geoforscher besorgt, dass auch das Ausbruchsrisiko bei der Hauptstadt Reykjavik steigt, weil das Spaltensystem bis an den südlichen Stadtrand heranreicht. Eine konkrete Ausbruchsgefahr sehe ich dort im Moment nicht, aber da es so aussieht, als wäre die Reykjanes-Halbinsel in eine Aktivitätsphase eingetreten, die unter Umständen Jahrzehnte andauern könnte, lässt sich nicht von der Hand weisen, dass auch das Krýsuvík-System Schauplatz magmatischer Prozesse werden könnte. Bei den historischen Aktivitätsphasen der 5 Spaltensysteme auf Reykjanes wurden nach und nach mehrere Spaltensysteme aktiv. Spannende Zeiten aus Island!

Grimsvötn: Erhöhung der Alarmstufe am 05.01.24

Staat: Island | Lokation: 64.42, -17.33 | Aktivität: Fumarolisch

Grimsvötn mit Bodenhebung und Erdbeben – Alarmstufe wurde erhöht

Bereits gestern schrieb ich über die gestiegene Bodendeformation und Seismizität am isländischen Gletschervulkan, der sich unter dem mächtigen Eisschild des Vatnajökulls verbirgt. Heute wurde bekannt, dass zeitgleich der Alarmstatus des Grimsvötn auf „Gelb“ erhöht wurde. Damit ist es nun amtlich, dass auch die isländischen Vulkanologen eine wachsende Ausbruchswahrscheinlichkeit des Vulkans sehen. Sie meinten, dass eine Eruption innerhalb von Wochen oder Monaten einsetzten könnte. Als Vorwarnzeit könnten nur Stunden, bestenfalls wenige Tage bleiben.

Anders als bei den Eruptionen auf Reykjanes, muss man am Grimsvötn mit gewaltigen Explosionen rechnen, die durch Schmelzwasser noch verstärkt werden und hoch aufsteigende Aschewolken verursachen können. Je nach Windstärke und Fragmentationsgrad der Asche könnten sich solche Aschewolken in der Höhe weit verteilen und den Flugverkehr lahmlegen, ähnlich wie wir es 2010 im Zuge der Eyjafjallajökull-Eruption erlebten.

Ich persönlich hielt es eigentlich für überflüssig, den Flugverkehr über weite Teile Europas lahmzulegen, was sicherlich aus Vorsicht geschah, da man nicht genau erforscht hatte, wie sich geringe Mengen Vulkanasche auf Flugzeugturbinen auswirken. Ich hoffe, dass man da heute weiter ist und aussagekräftige Studien erstellt hat. Allerdings wären mir diese bislang nicht untergekommen.

Anders als am Grimsvötn wird es bei Svartsengi auf Reykjanes sehr wahrscheinlich nicht mehr Monate dauern, bis wir die nächste Eruption sehen werden, obwohl man natürlich selbst mit vagen Prognosen gehörig daneben liegen kann. Die meisten Einschätzungen gehen allerdings in die Richtung, dass eine Eruption jederzeit beginnen kann und bestenfalls noch einige Tage auf sich warten lässt. Die Bodenhebung hat sich seit der vermeintlichen Stagnation am Wochenanfang beschleunigt und scheint nun größer zu sein als zuvor. Während das Bodenhebungsniveau bei Svartsengi einem neuen Rekord entgegenstrebt, erreicht man an anderen Messtationen nahe des letzten Eruptionszentrums in den nächsten Stunden Parität zum Präeruptionslevel. Vielleicht sehen wir hier ja das entscheidende Kriterium zum Ausbruchstrigger.

Island: Bodenhebung an verschiedenen Lokationen

Auf Island hebt sich der Boden nicht nur auf der Reykjanes-Halbinsel

Auf Island hebt sich der Boden an mehrere Lokationen, wobei die Bodenhebung aktuell im Bereich von Svartsengi am stärksten ist. Betrachtet man das Diagramm der Universität Reykjavik, sieht man, dass die letzten Messpunkte wieder Bodenhebung anzeigen. Interpoliert man den Grafen von der letzten Messung vor der vermeintlichen Stagnation zum aktuellen Messpunkt, dann kann man den Schluss ziehen, dass es keinen Stillstand der Hebung gab, sondern dass die Messungen ungenau waren. Ansonsten kann man die Messung auch so interpretieren, dass es im Aufstiegsweg eine Blockade gab, die aufgelöst wurde und dass die dahinter angestaute Schmelze mit einem Mal aufstieg. Aber da wir nicht wirklich in die Erde hineinblicken können, sondern immer nur Daten interpretieren, ist das auch spekulativ.

Die Erdbebentätigkeit ist in etwa auf dem Niveau der Vortage. Gestern wurden gut 140 Beben im Bereich des Magmatischen Gangs detektiert.

Heute habe ich mir auch die GPS-Grafiken anderer Vulkangebiete auf Island angesehen und festgestellt, dass sich der Boden im Bereich der Askja-Caldera wieder hebt. Zwar ist die Hebungsrate bei weitem nicht so schnell wie vor der Stagnation im Herbst, doch seitdem hob sich der Boden an der Messstation OLAC um 2 bis 3 cm. Damit hob sich der Boden seit Juli 2022 um gut 70 cm. Die Gesamthebung ist somit in etwa doppelt so hoch wie bei Svartsengi. Im Bereich Askja-Herdubreid gibt es auch immer wieder Erdbeben.

Ähnlich verhält es sich unter dem Gletschervulkan Grimsvötn, auf dessen neue eingesetzte Bodenhebung ich bereits hingewiesen habe. Seit Juli 2023 gibt es eine Bodenhebung von gut 8 cm. Seit Dezember waren es 3-4 cm. In den letzten Tagen ist die Seismizität erhöht.

Aus den Daten lässt sich noch kein unmittelbar bevorstehender Vulkanausbruch vorhersagen, doch die Vulkane laden offenbar auf.

Doch bevor einer der beiden genannten Vulkane ausbrechen wird, werden wir wahrscheinlich eine weitere Eruption auf Reykjanes erleben.

Die Blaue Lagune verlängerte ihre Schließung übrigens bis mindestens zum 5. Januar. Also wird morgen neu entschieden, ob man wieder öffnet. Das letzte Mal öffnete man seine Pforten am 17. Dezember, genau einen Tag vor Eruptionsbeginn.

Island: Schwarmbeben bei Keilir am 03.01.24

Erdbeben M 4,3 löst Schwarmbeben zwischen Krýsuvík und Keilir aus – Intrusion eines Magmatischen Gangs möglich

Datum 03.01.2024 | Zeit: 10:50:30 UTC | Lokation: 63.922 ; -22.093 | Tiefe: 4,6 km | Mb 4,3

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel gab es heute zwei Erdbeben mit Magnituden über 3. Sie standen im Zusammenhang mit einem Schwarmbeben bei Keilir das immer noch anhält und zahlreiche schwache Erdbeben hervorbringt. Das stärkere Erdbeben brachte es auf Mb 4,3 und hatte ein Hypozentrum in 4,6 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 4.0 km nordnordwestlich von Krýsuvík verortet. Das schwächere Beben hatte eine Magnitude von 3,5 und einen Erdebenherd in 4 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich 4.0 km ostsüdöstlich von Keilir.

Die beiden Erdbeben wurden nicht nur auf der Reykjanes-Halbinsel deutlich wahrgenommen, sondern fast in ganz Südisland.

Im Endeffekt lagen beide Beben in dem Areal, dass uns noch aus den Berichten der letzten 3 Jahre bekannt ist, da es oft mit dem Fagradalsfjall in Verbindung gebracht wurde: in der Region endete der Magmatische Gang, der den Vulkan zu Anfangs mit Schmelze versorgte. Es ist nicht auszuschließen, dass die Erdbeben durch Magmenintrusion verursacht werden. Allerdings gibt es dort ebenfalls ein Risssystem, so dass die Beben rein tektonischer Natur sein könnten und ggf. eine Reaktion auf geänderte Spannungsverhältnisse infolge der Intrusion bei Svartsengi darstellen. Von diesem Szenario gehen wohl die meisten isländischen Geoforscher aus.

Falls es sich um eine Magmenintusion handelt sollte, könnte sie mit den Vorgängen bei Svartsengi in Verbindung stehen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Schmelze, die ihren Aufstieg unter Svartsengi beginnt, abzweigt und in Richtung Fagradalsfjall/Keilir/Krýsuvík aufsteigt. Noch im Herbst hatten isländische Vulkanologen postuliert, dass der nächste Ausbruch wohlmöglich in der Gegend stattfinden wird, in der es jetzt bebt.

Bei Svartsengi scheint sich der Boden aktuell wieder zu heben, denn nachdem die Messwerte fast 2 Tage lang stagnierten, gibt es heute wieder eine Steigerung zu sehen. Die Unterbrechung der Inflation bei Svartsengi könnte meine oben genannte These stützen, dass ein Teil des Magmas, das unter Svartsengi aufsteigt, seitwärts abgezweigt ist.

Island: Bodenhebung fast wie vor der Eruption

Bodenhebung und Erdbebenaktivität bleiben erhöht – Neuer Ausbruch wird immer wahrscheinlicher

Praktisch stündlich wächst auf Island die Eruptionsgefahr im Gebiet Svartsengi, was die Spaltenvulkane Eldvörp, Sundhnúkur und Fagradalsfjall mit einbezieht. Praktisch alle GPS-Stationen registrieren eine anhaltende Bodenhebung, die laut IMO-Statement schneller zunimmt, als es vor der Gangbildung am 10. November der Fall gewesen war. Die Bodenhebung kommt durch Magmenaufstieg zustande, dessen Zentrum unter Svartsengi liegt. Es wird immer offensichtlicher, dass sich unter dem Gebiet ein größerer Magmenkörper bildet, wobei unklar ist, wie groß er ist. Die Menge des im Untergrund angesammelten Magmas ist nicht unbedingt proportional zur Größe der Bodenhebung, denn die Elastizität der Deckschicht ist begrenzt, weshalb das Magma immer weiter komprimiert wird, desto größer der Zustrom ist. Daher ist das Magmenvolumen nicht einfach zu berechnen. Auf jeden Fall hebt sich der Boden in einem recht großen Gebiet.

Unter Eldvörp ist heute ein plötzlicher Abfall der Bodenhebung zu beobachten. Hierbei kann es sich um einen Messfehler handeln oder aber um ein Anzeichen, dass sich die Schmelze auf den Weg gemacht hat und sich ein neuer Magmatischer Gang bildet. Schaut man sich die GPS-Messungen genauer an, dann sieht man, dass sich der Boden auch südlich vom Fagradalsfjall hebt. Stellt sich die Frage, ob die Bodenhebung im Zusammenhang mit der Magmenakkumulation unter Svartsengi steht oder ob sich hier ein weiterer Magmenkörper im Untergrund bildet.

Doch momentan stehen weder Eldvörp noch Fagradalsfjall im Brennpunkt der isländischen Geoforscher, denn diese halten eine weitere Eruption im Bereich von Sundhnúkur für das wahrscheinlichste Szenario, womit sie sicher recht haben. Hier hat die Bodenhebung fast das Niveau wie vor der Eruption am 18. Dezember erreicht und wird bis morgen wahrscheinlich das gleiche Niveau erreicht haben oder sogar höher liegen. Somit steigt das Eruptionsrisiko signifikant an und es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis es zu einem neuen Vulkanausbruch kommt. Vielleicht erleben wir ja sogar ein Silvesterfeuerwerk?! Es wäre ein würdiger Abschluss für ein sehr spannendes und ereignisreiches Vulkanjahr auf Island.

Island: Neue Gefahrenkarte von IMO am 29.12.23

Neue Lageeinschätzung von IMO nebst Gefahrenkarte – Bodenhebung hält an

Auf der isländischen Reykjaneshalbinsel halten Bodenhebung und Seismizität an. In den letzten 24 Stunden hob sich laut IMO-Messung der Boden um fast 1 cm. Bis um 15 Uhr wurden 130 Erdbeben im Bereich des Magmatischen Gangs registriert. Die Vulkanologen brachten eine neue Gefahrenkarte heraus und kommentierten die Situation in einem Statement, das ich hier zusammengefasst wiedergebe. Im Endeffekt wurde bestätigt, was ich bereits gestern schrieb:

„Der Boden bei Svartsengi bläht sich weiter auf, erreicht eine ähnliche Höhe wie vor dem Ausbruch am 18. Dezember. Die Hebungsrate bleibt konstant, im Gegensatz zum vorherigen Ausbruch, als sie sich verlangsamte. Es ist unsicher, ob diese Hebungsrate vor dem nächsten Ausbruch ebenfalls abnehmen wird. In der Vergangenheit deutete dies auf bevorstehende Ausbrüche auf der Reykjanes-Halbinsel und während der Krafla-Brände hin.

Trotz der aktuellen Bodenhebung ist die seismische Aktivität geringer als zuvor. Die vorherigen Ereignisse haben die Region stark belastet, daher muss mehr Magma ansammeln, um die seismische Aktivität wieder zu steigern. Vor dem letzten Ausbruch gab es stärkere Erdbeben. Ähnliche seismische Aktivitäten werden erwartet, wenn sich der nächste Magmatischen Gang bildet.

Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Gangbildung und einer Eruption steigt mit der anhaltenden Magmazufuhr unter Svartsengi. Der Ausbruch wird voraussichtlich zwischen Stóra-Skógfell und Hagafell stattfinden. Allerdings führt das Eindringen von Magma nicht zwangsläufig zu einer Eruption, wie bei Fagradalsfjall und den Krafla-Feuern.

Das isländische Wetteramt hat die Gefahrenkarte aktualisiert, wobei Gebiet 4, Grindavík, aufgrund erhöhter Risiken für Lavaströme und Gasverschmutzung überarbeitet wurde. Diese Änderungen gehen auf die gestiegene Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs nördlich von Grindavík zurück. Die Gesamtbewertung der Gefahrenstufen in anderen Gebieten bleibt unverändert. Die nächste Überprüfung der Gefahrenkarte ist für den 5. Januar 2024 geplant.“

Darüber hinaus ist die Bodenhebung des subglazialen Vulkans Grimsvötn ebenfalls auffällig. In diesem Monat hat sich der Boden um 40 mm gehoben und es gibt sporadische Erdbeben unter dem Vatnajökull. Die Vulkanologen schlagen bisher nicht Alarm: Möglicherweise sehen sie hier noch normale Schwankungen.