Island: Seismizität hat nachgelassen

Seismizität lässt nach – Bodenhebung bei Svartsengi gering

Seit gestern Abend registrierte das seismische Netzwerk auf Reykjanes nur eine Handvoll schwacher Erschütterungen am magmatischen Gang und es sieht so aus, als hätte die Erdbebentätigkeit stark nachgelassen. Das Wetter ist zwar regnerisch, aber der Wind ist moderat, sodass man den Drop der Seismizität nicht nur dem Wetter in die Schuhe schieben kann.

Die Bodenhebung bei Svartsengi hat noch nicht ganz aufgehört, ist aber deutlich zurückgegangen, wobei inzwischen wieder das Bodenhöhenniveau wie am 10. November erreicht wurde. An anderen Messstationen wie Eldvörp, Grindavik-Nord (Messstation GRIV) und bei den Sundhunksgigar hebt sich der Boden allerdings im gleichen Tempo weiter. Woran das liegt, bleibt unklar. Ein Denkmodell ist, dass die Elastizitätsgrenze des Deckgesteins bei Svartsengi erreicht ist und sich der Boden ohne weiteres nicht weiter heben kann, was den Druck im Sill erhöhen wird und bald für eine Reaktion sorgen könnte. Vielleicht steigt dort aber auch einfach nur noch wenig Schmelze auf, was auch das Nachlassen der Erdbebentätigkeit erklären würde. Die bereits aufgestiegene Schmelze fließt noch zu den Rändern ab und stoppt auch dort bald. Andererseits gab es gut einen Tag vor den Eruptionen am Fagradalsfjall ebenfalls einen starken Rückgang der Seismizität und die Ausbrüche begannen genau dann, als man dachte der Magmenaufstieg hätte gestoppt. Die nächsten Stunden werden es zeigen, ob es sich diesmal ähnlich verhält!

Blaue Lagune öffnet morgen

Offenbar rechnet man auf Island aktuell nicht mehr mit einer Eruption oder der Entstehung eines neuen Gangs mit einhergehendem Rifting und starker Erdbebentätigkeit, denn morgen will das Thermalressort der Blauen Lagune seine Pforten wieder teilweise öffnen. Allerdings darf man nur mit dem Bus anreisen und die Hotels bleiben geschlossen. Das Bad wurde erst einen Tag vor der Bildung des magmatischen Gangs geschlossen, als es bereits zu stärkeren Erdbeben gekommen war, die nachts Hotelgäste des Ressorts in die Flucht schlugen. Ob es besonders klug ist, die Blaue Lagune wieder zu eröffnen, obwohl noch kein Gras über die aktuell anhaltende Periode magmatischer Unruhe gewachsen ist, stelle ich mal in Frage?

Island: Neues zur Bodenhebung

Bodenhebung noch höher als vor dem 10. November – Servercrash auf Island

Gestern Abend brachte IMO ein neues Statement zu den Geschehnissen bei Grindavik heraus. Demnach hält die Bodenhebung bei Svartsengi an und wäre noch höher als vor dem 10. November. Meiner Meinung nach hat sie aber noch etwas nachgelassen und dürfte sich jetzt auf ähnlichem Niveau wie vor dem besagten Stichtag der Dyke-Intrusion und dem Rifting liegen. Grund zu dieser Annahme liefert ein neuer GPS-Messwert von Svartsengi, der gestern Abend noch auf der Seite der Uni-Reykjavik aktualisiert wurde. Es war die erste Messung seit 2 Tagen. Es fehlen noch ca. 1,5 cm Bodenhebung, um das Niveau wie vor dem 10. November zu erreichen. Es könnte also stündlich zu einem neuen Ausbruchsversuch des Magmas kommen. Als wahrscheinlichster Ausbruchsort steht weiterhin die Region östlich von Thorbjörn im Fokus. Es ist gut möglich, dass sich eine Eruptionsspalte in der Gegend von Sundhúksgíga bildet.

Tatsächlich hat mir ein Vnet-Leser geschrieben, dass ein isländischer Geowissenschaftler gepostet hat, dass es einen schwerwiegenden Crash in der Datenverarbeitung gegeben hätte, von dem sich die digitale Infrastruktur nur langsam erhole.

Die Anzahl der detektierten Erdbeben auf Reykjanes sieht heute recht mager aus, allerdings ist das Wetter schlecht und es gibt starke Niederschläge und Wind. Von daher ist es gut möglich, dass schwache Erdbeben im Rauschen untergehen und nicht detektiert werden. In den letzten Tagen verhielt sich die Seismizität ähnlich wie die Bodenhebung: Sie war im Großen und Ganzen stabil mit einer leicht abnehmenden Tendenz.

IMO kündigt Ausbau der Naturgefahren-Überwachung an

Gestern kam es dann auch zur erwähnten Bürgerversammlung in Grindavik. Es sprach IMO-Direktor Árni Snorrason, der meinte, dass die Geschehnisse vom 10. November in ihrer Schnelligkeit und Stärke die Experten vom IMO überraschten. Sie würden ein neues Bild dessen prägen, was in der Natur möglich ist. Obwohl IMO die verschiedensten Prozesse rund um die Uhr überwacht, die zu Naturkatastrophen führen können, wurde beschlossen, die Überwachungen noch einmal auszubauen und auch Personal aufzustocken. Das wäre wohl bereits mit Einverständnis der Regierung beschlossen. Er betonte auch noch einmal, dass man sehr wahrscheinlich am Anfang einer mehrjährigen Aktivitätsphase auf Reykjanes stehe. Offenbar hat sich in den letzten Tagen hinter verschlossenen Türen einiges getan und man ist nicht ganz so ruhig, wie es den Anschein hat.

Island: Bodenhebung und Seismizität am 12.12.23

Bodenhebung und Erdbeben auf Reykjanes halten an – Datenlage unsicher

Die isländischen Forscher scheinen sich nach der medialen Aufregung um die Magmenintrusion im letzten Monat in ihr Schneckenhaus zurückgezogen zu haben und veröffentlichen praktisch keine Statements mehr. Ob es daran liegt, dass es nichts zu sagen gibt, oder weil ihre Prognosen so daneben gingen, bleibt spekulativ. Leider hat man alle anderen auch von den Daten zur Bodenhebung gekappt, und die entsprechende Seite bei IMO präsentiert sich zerschossen. Bis vorgestern wurden wenigstens noch äquivalente Seiten der Universität Reykjavik gepflegt, doch ausgerechnet die Grafik zur Messstation Svartsengi wird seit dem 10. Dezember nicht mehr aktualisiert. Wir fliegen also praktisch blind und es stellt sich die Frage, ob es eine technische Störung gibt oder ob man die Daten nicht mehr übermittelt, damit andere außerhalb des elitären Wissenschaftsclubs nicht mehr fundiert spekulieren können. Denn eins haben die Geschehnisse der letzten Wochen gezeigt: Zuverlässige Prognosen zu Vorgängen im Erdinneren lassen sich nach wie vor nicht anstellen. Dafür gibt es einfach zu viele unbekannte Faktoren, die darüber entscheiden, ob ein Magma an der Erdoberfläche eruptiert oder nicht.

Wie dem auch sei, bis zum 10. Dezember hielt die Bodenhebung bei Svartsengi an. Allerdings zeigte sie eine leicht nachlassende Tendenz, die sich bis jetzt an benachbarten Messstationen fortsetzt. Die Geschwindigkeit der Bodenhebung ist also zurückgegangen, hat bei Svartsengi aber fast das Niveau wie vor dem 10. November erreicht. Die Frage ist natürlich die, ob die Schmelze im Sill noch größtenteils fließfähig ist oder nicht? Das dürfte der entscheidende Faktor zur Einschätzung des Eruptionsrisikos sein. Bei weniger flachen Magmenkörpern bleibt die Schmelze im Erdinneren über Jahre hinweg fließfähig. Bei einem linsenförmigen Sill von wenigen Metern Höhe muss das nicht unbedingt der Fall sein. Anhaltende Bebentätigkeit im Bereich zwischen Thorbjörn und Hagafell zeugt aber davon, dass es noch Magmenbewegungen zu geben scheint. IMO schreibt zu den Erdbeben, dass die Tätigkeit konstant ist. Gestern gab es ca. 350 Erschütterungen im Bereich des magmatischen Gangs.

In Grindavik gehen die Aufräumarbeiten weiter und man hat damit begonnen, einen fast 2 km langen Riss im Boden zu verfüllen. Heute Nachmittag soll es eine Bürgerversammlung geben, auf der weiteres Vorgehen besprochen wird. Vielleicht gibt es dort dann wieder eine Lageeinschätzung der IMO-Forscher, über die ich hier berichten kann.

Island: Erdbeben nicht nur auf Reykjanes

Weitere Erdbeben auf Reykjanes – Auch unter Vatnajökull bebte es

Datum 07.12.2023 | Zeit: 00:02:52 UTC | Lokation: 64.666 ; – 17.455| Tiefe: 2,2 km | Md 3,1

Heute Nacht gab es gut 90 Erschütterungen im Gebiet von Svartsengi und dem magmatischen Gang bei Grindavik und bis um 10 Uhr steigerte sich die Zahl auf 120. Im laufe des Nachmittags konnte man eine Intensivierung der Seismizität beobachten. Doch die stärksten Erschütterungen ereigneten sich gestern im Bereich des Vantajökull-Gletschers im Osten der Insel. Dort manifestierte sich ein Erdstoß Md 3,1 am Bardarbunga. Ein Beben Md 2,8 manifestierte sich am benachbarten Grimsvötn-Vulkan, der ebenfalls unter dem größten Gletscher Europas liegt. Grimsvötn ist statistisch gesehen mit einer Eruption überfällig, und vor 3 Jahren gab es eine länger anhaltende Episode mit Bodenhebungen. Es wurde über einen neuen Vulkanausbruch spekuliert, der aber bis jetzt ausbliebt. Das Beben am Bardarbunga ist wohl nicht als Anzeichen eines sich zusammenbrauenden Ausbruchs zu interpretieren, selbst wenn es von Magmenaufstieg zeugen sollte. Der Vulkan brach zuletzt 2014 aus und die Aufheizungsphasen des großen Calderavulkans werden wenigstens in Dekaden gerechnet. Während ein mittelfristiger Vulkanausbruch im Bereich des großen Gletschers eher unwahrscheinlich ist, sieht es mit der Reykjanes-Halbinsel anders aus. Auch wenn die seismische Aktivität momentan unspektakulär zu sein scheint, zeugt sie von einem anhaltenden Magmenaufstieg in einem Magmenkörper, der sich in 4-5 km Tiefe unter Svartsengi befindet. Theoretisch kann es jederzeit zu einem Vulkanausbruch kommen. Die Vorwarnzeit könnte extrem kurz sein.

Gestern gab es eine Sitzung der Stadtverwaltung in Grindavik, und man beratschlagte über die Reparaturarbeiten, die bereits begonnen haben. Es gibt Überlegungen, einige Schäden nicht zu beheben und sie quasi als Mahnmal in Erinnerung an die Geschehnisse vom 10. November zu erhalten. Gleichzeitig könnten sie als Touristenattraktion dienen. Vor allem denkt man da wohl an Risse und Erdfälle, die man teilweise bereits verfüllt hat. Außerdem hat man bereits begonnen, beschädigte Leitungen auszutauschen. Wenn man bedenkt, dass auf Island nur knapp 330.000 Menschen leben, ist es erstaunlich, über wieviel Manpower man verfügt! Wenn ich drandenke, dass ich bereits fast ein Jahr auf einen Glasfaseranschluss der Telekom warte, und das, wo das Kabel gerade einmal 120 m entfernt liegt. Armes Deutschland! Man darf gespannt sein, wie viele Jahrzehnte ins Land gehen, bis bei uns die energetische Transformation vollendet ist.

Bis zum Spätnachmittag gab es heute noch keine Aktualisierung der GPS-Messwerte zur Bodenhebung. Ich reiche sie so schnell wie möglich nach.

Übrigens, ich bin dabei meine Seite Streaming-Planet etwas auszubauen und habe ein paar Länderinformationen zu Island zusammengestellt. Meine älteren Reisevideos über Island findet ihr hier.

Island mit Beschleunigung der Bodenhebung am 07.12.23

Wenigere Erdbeben am magmatischen Gang – Bodenhebung bei Svartsengi verstärkt sich

Entlang des magmatischen Gangs, der sich am 10. November auf der Reykjanes-Halbinsel bei Grindavik gebildet hatte, gab es in den letzten Stunden vergleichsweise wenige Erdbeben. Gestern wurden insgesamt 180 Erschütterungen detektiert. Abends schrieb IMO in einem Update, dass die neuesten geodätischen Modellierungsergebnisse darauf hindeuten, dass der Magmazufluss zum Gang wahrscheinlich aufgehört hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu diesem Zeitpunkt entlang des Deichs zu einem Ausbruch kommt, ist daher deutlich gesunken. Unter Svartsengi setzt sich jedoch die Ansammlung von Magma fort. Diese Einschätzung fußte darauf, dass nicht nur die Erdbebentätigkeit entlang des Gangs nachgelassen hatte, sondern dass auch die Bodenhebung an den meisten Stationen entlang des Gangs gestoppt hatte oder sehr gering war. Allerdings sieht man heute, dass es weitere Bodenhebungen in der Größenordnung von mehr als 1 cm am Tag bei den Sundhnukur-Kratern gibt, die ja als wahrscheinlichster Ausbruchsort entlang des Gangs gehandelt wurden.

Signifikant bleibt auch die Bodenhebung bei Svartsengi, wobei hiervon ein recht großes Areal betroffen ist, das sich bis nach Eldvörp im Westen ausdehnt, wo ebenfalls eine Bodenhebung von mehr als 1 cm detektiert wird. Das Gleiche gilt für die nördlich von Svartsengi gelegene Messstation NORV. Wie man sieht, hebt sich der Boden in einem großen Areal weiterhin an, wobei die Geschwindigkeit der Hebung fluktuiert, was man aber auch erwarten kann. Generell frage ich mich, ob das geodätische Modell richtig ist, was davon ausgeht, dass Schmelze von einem Sill in 4 km Tiefe unter Svartsengi in den Gang bei den Sundhnukur-Kratern fließt. Ich denke, dass die Bodenhebung von einer großräumige Magmenakkumulation verursacht werden könnte, die unterhalb des Sills liegt und sich im Osten bis an den Westrand vom Fagradalsfjall ausbreitet und im Westen bis hinter Eldvörp reicht. Alternativ kann man sich auch fragen, ob das Modell des Sills richtig ist oder ob es sich hierbei nicht um einen größeren Magmenkörper handelt. Da es abseits des Gangs nur wenige Erdbeben gibt und praktisch keine in größeren Tiefen, scheinen die Aufstiegswege frei zu sein. Sie bildeten sich wahrscheinlich bei den früheren Phasen mit Magmenaufstieg, die seit 2019 mehrmals vorkamen.

Sollte die Bodenhebung in diesem Tempo weitergehen, dann wird der kritische Punkt der Akkumulation, bei dessen Erreichen am 10. November der Gang entstand, nicht erst Ende nächster Woche erreicht werden, sondern bereits an diesem Wochenende. Geht man davon aus, dass die Strukturen im Untergrund noch vom letzten Ereignis geschwächt sind, könnte ein kritischer Schwellenwert des Drucks auch früher überschritten werden. Kurzum, wir könnten also wenige Tage vor einem neuen Event stehen, das sich möglicherweise in einer neuen Gangbildung oder in einer Eruption manifestiert. Es ist natürlich denkbar, dass alle Modelle falsch sind und erst einmal nichts passiert. Es bleibt also spannend und zuverlässige Prognosen lassen sich nicht stellen.

Übrigens verglichen die IMO-Wissenschaftler, die das gestrige Update schrieben, die aktuelle Situation einmal mehr mit den Geschehnissen an der Krafla im Jahr 1975.

Island: Weitere Bodenhebung detektiert – News vom 02.12.23

Bodenhebung beleibt hoch – Nulllinie bei Svartsengi erreicht

Die Erdbebentätigkeit am magmatischen Gang auf Reykjanes setzt sich fort. Zwischen Mitternacht und 6:00 Uhr morgens wurden laut IMO gut 90 Erschütterungen registriert. Gestern stellte man insgesamt 370 Beben fest. Das stärkste Erdbeben brachte es auf M 2,7 und lag 3 km nördlich von Grindavik. Da sich täglich zwischen 300 und 400 Beben manifestieren, lag die Erdbebenaktivität im durchschnittlichen Bereich.

Überdurchschnittlich hingegen war die Bodenhebung im Bereich Svartsengi und Sundhnúkar. Während gestern die Messwerte einen Rückgang der Aktivität anzeigten und allem Anschein nach Subsidenz angezeigt wurde, machten die Werte nachts einen regelrechten Sprung um 2 cm und erreichten heute Morgen die Nulllinie, von der aus die Bodenhebung Ende Oktober begann. Die gesamte Inflation seit Beginn der Phase beträgt 35 cm. Seit der Riftbildung am 10. November hob sich der Boden um 25 cm. Was den vermeintlichen Rücksetzer der Bodenhebung von gestern angeht, vermute ich einen Messfehler, genauso wie am Tag zuvor. Sehr wahrscheinlich blieb die Bodenhebung bei 1 cm pro Tag und liegt somit weiterhin auf hohem Niveau, auch wenn die Spitzenwerte noch höher lagen.

Nach wie vor stellt sich die Frage, ob der Sill unter Svartsengi während der Riftbildung leer lief und sich das Magma in den Gang ergoss, oder ob die Schmelze des Gangs aus größerer Tiefe von der Hauptmagmenquelle stammte? Sollte ersteres der Fall gewesen sein, dann hat man bei gleichbleibender Inflation noch knapp 2 Wochen Luft, bis wieder ein kritisches Bodenhebungsniveau erreicht ist, bei dem das Magma sehr wahrscheinlich einen neuen Ausbruch versuchen wird. Sollte das zweite Szenario stimmen, dann befindet sich unter Svartsengi bereits eine besorgniserregend große Magmenakkumulation und es kann jederzeit zu einem Vulkanausbruch kommen.

Leider sind die IMO-Wissenschaftler recht still geworden und veröffentlichen kaum noch Zahlen. Mich würde es interessieren, wie groß das Volumen der Magmenakkumulation unter Svartsengi nun ist.

Island: Verstärkung der Bodenhebung am 30.11.23

Verstärkte Seismizität und Bodenhebung bei Svartsengi

Letzte Nacht ereigneten sich 250 schwache Erdstöße entlang des magmatischen Gangs. Am Vortag manifestierten sich im Tagesverlauf 360 Beben. Nachts registrierte man 180 Erschütterungen, also hat die Seismizität wieder zugenommen.

Gestern Abend veröffentlichte IMO ein Statement zu den Geschehnissen, und im Wesentlichen wurde bestätigt, was ich zuvor geschrieben hatte. Die Bodenhebung betrug gestern weniger als 1 cm innerhalb von 24 Stunden. Seitdem steigerte sie sich im Bereich von Svartsengi und bei Sýlingarfell wieder. Die letzte Messung von heute Abend zeigt eine Hebungsrate von gut 1,5 cm am Tag. Nach wie vor wird eine Eruption für möglich gehalten. Allerdings betont man auf der Website von IMO nicht mehr eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine Eruption. Aber hat die Ausbruchswahrscheinlichkeit tatsächlich deutlich abgenommen, oder steigt sie nicht weiter an, je mehr Magma in das oberflächennahe System strömt?

Ich persönlich habe so mein Problem damit, mir vorzustellen, dass der Sill unter Svartsengi im Zuge der Riftbildung am 10. November komplett leer gelaufen sein soll und dass die Schmelze das Rift gefüllt hat. Zwar ist es richtig, dass das Areal bei Svartsengi während der Riftbildung abgesackt ist, aber war daran tatsächlich ein seitliches Abfließen der Schmelze schuld, oder eher der Umstand, dass sich das Areal durch den tektonischen Effekt der Riftbildung absenkte? Was mich stutzig macht, ist, dass sich das Areal deutlich bis unterhalb der Nulllinie absenkte, von der aus überhaupt erst einmal die Bodenhebung infolge der Magmeninflation anfing. Wie kann die Absenkung des Bodens 3 Mal höher sein als die vorherige Anhebung ohne einen tektonischen Prozess dahinter? Seit dem 10. November hob sich der Boden um gut 23 cm und dürfte bei gleichbleibender Hebungsgeschwindigkeit am Wochenende wieder die Nulllinie erreichen. Geht man davon aus, dass das vorherrschende Denkmodell richtig ist, und Schmelze, die unter Svartsengi aufsteigt, dann in Richtung Osten in den Dyke fließt und bei Sýlingarfell den Boden ebenfalls um mehr als 1 cm am Tag anhebt, müssen immer noch enorme Mengen Magma aufsteigen. Sollte die Schmelze aus dem Sill gar nicht in den Dyke geflossen sein, sondern sich immer noch unter Svartsengi befinden, sitzt man dort auf einer gewaltigen Magmablase, die irgendwann platzt.

Island: Mehr Tätigkeiten in Grindavik erlaubt

Trotz anhaltender Bodenhebung längere Aufenthalte in Grindavik erlaubt

Heute Nacht gab fast 100 weitere Erschütterungen entlang des magmatischen Gangs auf Reykjanes. An vielen GPS-Messstationen wird weitere Bodenhebung angezeigt, wenn auch mit verringerter Geschwindigkeit. Unter Svartsengi hebt sich der Boden aktuell mit einer Rate von 1 cm. Westlich von Grindvik sind es gut 1,5 cm Bodenhebung seit der letzten Messung gewesen. Gegenüber den Höchstwerten ist es heute ein deutlich niedriger Wert, generell ist er aber noch vergleichsweise hoch.

Inzwischen überdenken die IMO-Wissenschaftler ihre vorherigen Annahmen, dass das Magma im Gang bereits zum größten Teil erstarrt ist. In einem Bericht hieß es gestern, dass der Gang stellenweise doch deutlich breiter als die postulierten 2 Meter ist. Demnach könnte es doch mehrere Monate dauern, bis die Schmelze im Gang erstarrt und nicht mehr eruptionsfähig ist.

Mit einer Eruption direkt in Grindavik rechnet man vor Ort offenbar nicht mehr. Die Zugangsbestimmungen wurden gelockert und die evakuierten Bewohner der Stadt dürfen tagsüber in ihre Häuser zurückkehren. Es wird auch diskutiert, bald wieder die Arbeit am Fischereihafen aufzunehmen und auch andere berufliche Tätigkeiten zu zulassen. Bald heißt hier, dass schon in der nächsten Woche die Verarbeitung von Fischereiprodukten beginnen soll.

Unklar ist es hingegen, wann die Bewohner endgültig nach Grindavik zurückkehren dürfen, um hier wieder ihr gewohntes Leben aufzunehmen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es eine Weile braucht, bis man sich dort wieder wohl fühlt. Das Damoklesschwert neuer Intrusionen und Riftbildung wird über ihnen schweben bleiben, bis die aktuelle Aktivitätsphase auf Reykjanes wieder vorbei ist. Doch diese hat offensichtlich gerade erst begonnen und könnte Jahrzehnte anhalten. Unruhige Zeiten für die Grindavikings.

Offen ist übrigens auch, wann das Thermalbad Blaue Lagune wieder öffnen wird. Es liegt im Bereich der höchsten Bodenhebung und sollte normalerweise nicht so schnell wieder öffnen. Doch was ist heute schon normal?

Übrigens, bei Vatnafjöll manifestierte sich ein Erdbeben Md 3,5.

Island: Schwarmbeben am Dyke – Meldung vom 27.11.23

Neuer Erdbebenschwarm auf Reykjanes während der Nacht – Boden bei Svartsengi hebt sich wieder schneller

Heute Nacht gab es einen Erdbebenschwarm im zentralen Bereich des magmatischen Gangs, der sich am 10, November auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel bildete. Der Schwarm dauerte etwas mehr als eine Stunde. Seit Mitternacht wurden rund 300 Erdbeben registriert. Das größte Erdbeben ereignete sich in Sundhnjúkur und hatte eine Magnitude von 3,0. Gestern wurden rund 700 schwache Erdbeben in der Nähe der Intrusion registriert. Das ist deutlich weniger als zur Hochphase der seismischen Aktivität im Zusammenhang mit der Intrusion, doch es sind immer noch sehr viele Erdbeben, die ohne die Hochphase für sich genommen schon Besorgnis erregt hätten. Aktuell hinterlassen sie bei den Vulkanspottern den schalen Nachgeschmack der Enttäuschung, bei den Anwohnern der betroffenen Gegend hingegen einen Lichtblick, dass eine große Eruption ausbleibt. Auch wenn das Risiko einer großen Eruption deutlich gesunken ist, bleibt ein Risiko für eine Eruption im Stil des Fagradalsfjall weiterhin hoch. Die geophysikalischen Parameter liefern zudem immer nur eine Momentaufnahme. Es ist absolut unabsehbar, wie die weitere Entwicklung in der Tiefe aussehen wird. Der Magmenzustrom hatte sich zuletzt zwar deutlich reduziert, könnte aber genauso schnell wieder steigen. Tatsächlich kommen gerade neue GPS-Messwerte herein, die einen Anstieg der Bodenhebung anzeigen. Am stärksten hebt sich der Boden bei Svartsengi: Dort liegt die Hebungsrate nun bei 20 mm am Tag, was darauf hindeutet, dass der Erdbebenschwarm von einem neuen Schub aufsteigendem Magma verursacht wurde.

Auf Reykjanes gab es weitere Erdbeben, aber nicht nur in dem oben beschriebenen Bereich, sondern auch weiter nordöstlich in der Gegen von Keilir. Dort endete der magmatische Gang, der die erste Fagradalsfjall-Eruption wenigstens während ihrer Anfangsphase mit Schmelze versorgte. Übrigens brach damals der Vulkan auch nicht direkt nach der Dykeintrusion aus, sondern erst Wochen später.