Island: Drei Schwarmbeben am 05.02.24

Schwarmbeben an drei unterschiedlichen Spaltensystemen auf Reykjanes

Heute ging es auf der isländischen Reykjaneshalbinsel hoch her, als es an drei verschiedenen Lokationen Erdbebenschwärme gab. Angefangen hatte die Aktivität am Reykjanes-Spaltensystem ganz im Westen der Halbinsel, wo sich die Erdbeben zwischen der Küste und dem Eiland Eldey manifestierten. Die Erdbeben dort hatten bereits am Wochenende begonnen, der Höhepunkt des Schwarms wurde aber erst heute Nacht erreicht. Nicht ganz so verwunderlich ist, dass das Svartsengi-System mit einstieg, denn auch dort hatte es gestern schon vermehrt gebebt. Das System ist ja bekanntermaßen auch magmatisch geladen und instabil. Nicht ganz so offensichtlich war, dass dann heute ein drittes Spaltensystem in die Aktivität einstieg: Krýsuvík! Hier streiften die Beben auch das nördliche Randgebiet vom Fagradalsfjall. Gegen Nachmittag hat sich die Erdbebentätigkeit dann wieder vor die Westküste verlagert. Bis jetzt werden 266 Erschütterungen in den IMO-Tabellen angezeigt, wobei die Daten erst heute Nachmittag aktualisiert wurden. Irgendwie hat man dort im Augenblick eine lange Leitung, denn ein Statement zu den Geschehnissen gab es vom IMO bis jetzt nicht. Man kann auch davon ausgehen, dass es deutlich mehr Erdbeben gab, als bis jetzt angezeigt wurden.

Die stärksten Erschütterungen hatten Magnituden im 2er-Bereich. Hiervon werden 56 Beben angezeigt. Die meisten beben hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Die meisten Hypozentren lagen flacher als 8 Kilometer.

Ob die Beben tektonischer Natur waren oder im Zusammenhang mit einer Magmenintrusion, ist unklar. Möglicherweise erzeugte aufsteigendes Magma Spannungen, die tektonische Störungen aktivierten.

Die Bodenhebung bei Svartsengi verlangsamte sich heute deutlich und es könnte sein, dass die Elastizitätsgrenze der Deckschichten erreicht ist, was eine mögliche Erklärung für die Erdbeben sein könnte. In diesem Fall ist in den nächsten Stunden/Tagen mit einem neuen Vulkanausbruch oder einer Dyke-Intrusion zu rechnen. Neusten IMO-Berechnungen zufolge sollt das Reservoire unter Svartsengi nun 9 Millionen Kubikmeter Magma gefasst haben und hat sich somit in den letzten Tagen deutlich vergrößert.

Island: Erdbeben am 04.02.24

Zahlreiche Erdbeben auf der Reykjaneshalbinsel

Nach einer recht ruhigen Nacht gab es heute Mittag wieder zahlreiche Erdbeben auf der isländischen Reykjaneshalbinsel. Gut 40 der Beben manifestierten sich im Bereich von Svartsengi/Grindavik aber nicht nur dort bebte es. Einen Bebencluster kann man wieder vor der Küste von Reykjanestá ausmachen. Südwestlich der vorgelagerten Insel Eldey gab es auch den stärksten Erdstoß der Serie, der es auf eine Magnitude von 2,6 brachte und ein Hypozentrum in fast 12 km Tiefe hatte. Die Beben nördlich von Grindavik hatten geringe Magnituden und lagen flacher als 3 km. Zeitweise sah es so aus, als würde sich eine seismische Krise aufbauen wollen, die dem erwarteten Vulkanausbruch vorausgehen würde, doch dann ebbte die Aktivität erst einmal wieder ab. In den letzten 48 Stunden verzeichnete IMO 132 Erschütterungen auf Reykjanes.

Die Bodenhebung im Raum Svartsengi hält an, schreitet an den verschiedenen Messstationen aber unterschiedlich schnell voran. Während sich die Hebung bei Svartsengi etwas zu verlangsamen scheint, schreitet sie an der etwas südwestlich gelegenen Messstation SKSH unvermindert schnell voran. Ähnliches Ausbremsen der Bodenhebung bei Svartsengi erlebten wir auch einige Tage vor den letzten beiden Eruptionen. Wissenschaftliche Prognosen, wann es wieder soweit sein wird, lassen sich nach wie vor nicht erstellen. Hier muss man sich tatsächlich auf sein Bauchgefühl verlassen, und das kann sich irren.

Laut IMO-Spezialisten Pálmo Erlendsson bleibt die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs in den nächsten Tagen/Wochen hoch. Davon scheinen sich die Grindavikings nicht sonderlich beeindrucken zu lassen, denn schaut man sich die Livecams an, präsentiert sich der Ort hell erleuchtet.

55 Gebäude in Grindavik als Totalschaden eingestuft

Die isländische Naturkatastrophenversicherung hat indes 55 Gebäude als Totalschaden eingestuft und hat vor, die Geschädigten zu entschädigen. Und hierin liegt wohl auch der Kampf um Grindavik begründet, den man aus der Ferne nur schwer nachvollziehen kann: Hausbesitzer, deren Häuser nicht zerstört sind, bekommen auch keine Entschädigung von der Versicherung, obwohl sie ihre Häuser auch (momentan) nicht mehr bewohnen dürfen. Sie sind natürlich daran interessiert, dass Grindavik nicht zum dauerhaften „No Go Area“ wird.

Island: Sorge vor starkem Erdbeben bei Brennisteinsfjöll

Bodenhebung und Erdbebenaktivität auf Reykjanes stabil

Gestern wurden im Svartsengi-Gebiet 40 schwache Erdbeben detektiert. In den ersten Stunden des heutigen Tages waren es 15. Die Bodenhebung hält unvermindert an und hat selbst an den Stationen, wo es während der Eruption am 14. Januar zu einer größeren Bodenabsenkung kam, das damalige Hebungsniveau überschritten.

Heute Morgen traf sich auch wieder der Wissenschaftsrat von IMO zu einer Sitzung und man diskutierte die aktuelle Situation. Gegenüber der Zeitung MBL sagte der Wissenschaftler Einar Bessi Gestsson, dass der Landanstieg und die Ansammlung von Magma unter Svartsengi weitergehen. Im Untergrund hat sich jetzt wieder ungefähr die Magmenmenge akkumuliert, wie vor dem letzten Ausbruch, obwohl es in den Modellrechnungen einige Unsicherheiten gäbe, ob die gleiche Magmenmenge bereits jetzt wieder vorhanden ist, oder ob sich dieser Status erst in den nächsten Tagen einstellen wird. Tatsächlich steigt das Magma schneller auf als es noch Anfang des Jahres der Fall war. Die Hebungsrate liegt bei ca. 8 mm am Tag.

Der IMO-Forscher rechnet damit, dass sich bald wieder eine neue Aktivitätsepisode ereignen wird. Wie genau diese aussehen wird, lässt sich jetzt noch nicht sagen. Es kann sich wieder ein Dyke bilden, einhergehend mit Bodendeformationen, Rissbildungen und Erdbeben, denen eine Eruption folgt. Allerdings muss es nicht zwingend zu einem Vulkanausbruch kommen, wie wir am 10. November erfahren haben.

Forscher fürchten starkes Erdbeben bei Brennisteinsfjöll

Unterdessen fürchten Wissenschaftler auch, dass es im Gebiet um den Vulkan Brennisteinsfjöll zu einem starken Erdbeben kommen könnte. Im dem zugehörigen Spaltensystem können Erdbeben mit Magnituden im 6er-Bereich auftreten. Ein solches Beben in unmittelbarer Nähe zur Hauptstadt Reykjavik hätte möglicherweise starke Auswirkungen auf die Infrastruktur.

Starke Erdbeben kommen im Brennisteinsfjöll-Gebiet etwa alle 50 Jahre vor und statistisch gesehen wäre es jetzt wieder soweit. Hinzu kommen die Erdbeben von Wochenende, die man als Vorbeben interpretieren könnte. Kristín Jónsdóttir, Leiterin der Abteilung für Naturgefahren beim IMO, sagte, dass es in der Region häufig zu sogenannten Bypass-Erdbeben kommt, die im Zusammenhang mit dem Auseinanderdriften der beiden Kontinentalplatten von Europa und Nordamerika in Verbindung stehen. Die Erdbeben manifestieren sich entlang der 17 Kilometer langen Hvalhnúks-Verwerfung, an der sich bereits wieder große Spannungen aufgebaut haben. Die Aktivität der Verwerfung tritt unabhängig von den anderen Geschehnissen auf der Reykjaneshalbinsel auf. Unruhige Zeiten für Island und seine Bewohner, von denen natürlich auch Touristen betroffen sein könnten.

Wenn man in absehbarer Zeit Island bereisen möchte, sollte man vielleicht über ein paar Vorsichtsmaßnahmen nachdenken. Dazu zählt auch, dass man ein Auge auf die Erdbebensicherheit der Gebäude hat, in denen man sich aufhalten will. Alte mehrstöckige Hotels würde ich im Hauptstadtgebiet aktuell meiden. Wenn man im Zelt oder Camper übernachtet, ist es auch ratsam, sich seinen Schlafplatz nicht in der Nähe von steilen Berghängen und Klippen zu suchen. Außerdem ist es sinnvoll, sich über Fluchtrouten zu informieren und auf evtl. Warnungen zu hören, die über Cellbroadcast automatisch auf jedem Mobiltelefon in den gefährdeten Regionen ausgegeben werden.

Island: Vulkansystem Brennisteinsfjöll erwacht

Erdbebenaktivität ist heute relativ gering – Trotzdem Sorge um Brennisteinsfjöll

In den letzten Stunden war es auf Reykjanes aus seismologischer Sicht vergleichsweise ruhig und IMO registrierte nur eine moderate Erdbebentätigkeit. Trotzdem hält die Bodenhebung bei Svartsengi unvermindert an und es akkumuliert sich weiter Magma im Untergrund. Dass es trotz anhaltender Bodenhebung auch im Randbereich von Svartsengi kaum Erdbeben entlang der Magmatischen Gänge gibt, zeugt meiner Meinung nach davon, dass sich die Schmelze unterhalb der Gänge sammelt und den Boden anhebt, was auf ein komplexes Magmensystem hindeutet.

Die isländischen Medien berichten heute über die Erdbeben, die sich am Wochenende beim Vulkansystem Brennisteinsfjöll (zu deutsch „Schwefelberge“) ereigneten. Das Vulkansystem erstreckt sich vom Ostufer des Sees Kleifarvatn etwa bis zur Ringstraße auf der Hellisheiði und grenzt ans Hengill-Spaltensystem.

Laut Professor Ármann Höskuldsson, einem isländischen Vulkanologen, sei sicher anzunehmen, dass die Brennisteinsfjöll in Island aktiv werden könnten. Dies basiert auf der aktuellen Aktivität im Reykjanesskagi-Gebiet. Es wird darauf hingewiesen, dass seismische Aktivitäten und Veränderungen in der Erdkruste mit Vorsicht gemessen werden sollten.

Professor Ármann Höskuldsson betont, dass es vernünftig wäre, über Möglichkeiten und potenzielle Schutzmaßnahmen nachzudenken. Er empfiehlt präventive Maßnahmen zu planen und sich auf mögliche Ausbrüche vorzubereiten. Als besonders problematisch gilt, dass das Zentrum des Vulkansystems auf dem Rand eines Höhenzuges liegt und die Lava dort dazu neigt, in Richtung der Hauptstadtregion abzuströmen. Ármann verweist auf die Situation bei Grindavik. Dort schützte man das Geothermalkraftwerk und nun auch Grindavik mit eiligst angelegten Schutzwällen, die wie Dämme aussehen und auch so funktionieren. Wahrscheinlich schweben ihm ähnliche Maßnahmen für die Vororte von Reykjavik vor, denn am Brennisteinsfjöll könnten sich ähnliche Eruptionen ereignen.

Aber es droht nicht nur Gefahr durch einen Vulkanausbruch. Der Vulkanologe weist darauf hin, dass es in der Region stärkere Erdbeben mit Magnituden um 6 geben könnte. Auch darauf solle man sich besser vorbereiten. Stellt sich nur die Frage: Wie? Viel mehr als den Menschen Verhaltensweisen bei Erdbeben beizubringen und Vorräte anzulegen kann man wohl kaum machen. Wobei, da gibt es so ein tolles Erdbebenbett, das sich im Falle von Erdstößen automatisch in einen sarkophagartigen Minibunker verwandelt… .

Übrigens, ein paar Erdbeben gab es auch wieder unter der Askja. Dort entschleunigte sich die Bodenhebung zwar, aber gestoppt hat sie noch nicht. So geht auch von diesem entlegenen Vulkan im isländischen Hochland ein Eruptionsrisiko aus.

Island: Bodenhebung und Erdbeben am 28.01.24

Neue Erdbeben auf Reykjanes – Bodenhebungsrate bleibt hoch

Nachdem es heute Morgen noch im IMO-Update hieß, dass die Erdbebentätigkeit entlang des Magmatischen Gangs bei Grindavik signifikant nachgelassen hat, gibt es heute Mittag wieder keinen Erdbebenschub. Doch nicht nur in der Gegend von Grindavik bebt es, sondern auch an den anderen Risssystemen. Besonders auffällig sind die Beben im Bereich von Bláfjallaskáli, über die ich gestern schon berichtete und wo es heute weitere Beben gegeben hat. Die beiden stärksten Erschütterungen heute brachten es auf M 2,9 und M 2,8. Bis jetzt gibt es im Hengill-System noch keine Bodenhebung, doch sollte auch dieses Spaltensystem magmatisch aktiv werden, wäre es für die Isländer deutlich dramatischer als die Aktivität bei Grindavik. Die Gegend im Übergangsbereich zwischen Reykjanes und Südisland ist dichter besiedelt und beherbergt ebenfalls ein Geothermalkraftwerk, das die Hauptstadt mit Strom und Fernwärme versorgt.

Die Bodenhebung bei Svartsengi hält unvermindert an. Zuletzt kommunizierte das IMO eine Hebungsrate von 8 mm pro Tag. An der Messstation Blal, die an der Blauen Lagune steht, ist sie immer noch besonders hoch, und der aktuelle Messpunkt machte einen Satz nach oben. Unklar ist, ob sich die Bodenhebung weiter beschleunigte, oder ob die Messung nicht korrekt war. Die nächsten Stunden werden es zeigen. Im Angesicht dieser Bodenhebung finde ich es von den Betreibern der Blauen Lagune sehr couragiert, den Badebetrieb aufrecht zu erhalten. Aber ich bin mir sicher, dass die Nachfahren der Wikinger auch nass und halbnackig bei Minusgraden zu den Bussen sprinten und sich evakuieren lassen. Wer den Bus verpasst, der rennt dann barfuß über die alten Lavaströme und testet, wie unangenehm ein Barfußgang über Aa-Lava sein kann.

Apropos Wikinger: Morgen trifft man sich wieder zu einer Konferenz und will diskutieren, wie es in Grindavik weitergehen soll. Der vor Lava schützende Erdwall um die Stadt ist fast fertiggestellt. Plan ist es, den Anwohnern der Stadt möglichst schnell wieder den Tageszugang zu ihren Häusern zu ermöglichen.

Langsame Hebung der Hekla hält an

Habe ich übrigens schon erwähnt, dass es auch eine leichte Bodenhebung an der Messstation Fedgar (FEDG) gibt, die im Bereich der Hekla steht? Hier setzte die Hebung letzten Juli ein und beträgt mittlerweile ca. 3 cm. Auch ein Mikrobeben gab es dort heute. Mich würde es nicht wundern, wenn wir in den nächsten Monaten und Jahren weitere spannende Vulkanausbrüche auf Island sehen würden.

Island: Erdbeben bei Bláfjalla

Erdbeben der Stärke 3,1 in der Gegend von Bláfjalla

Datum 27.01.2024 | Zeit: 05:28:21 UTC | Lokation: 64.023 ; -21.693 | Tiefe: 4,5 km | Mb 3,1

Auf Island kommt die Erde nicht zur Ruhe: Heute Morgen kam es gegen 6:30 Uhr Ortszeit zu einem Erdbeben der Magnitude 3,1, das sich nordnordwestlich von Bláfjallaskála ereignete. Dort liegt der Bláfjöll mit seinem beliebten Schigebiet. Der Erdstoß wurde auch in der nahe gelegenen Hauptstadt wahrgenommen. Die Tiefe des Hypozentrums wurde vom IMO mit 4,5 km angegeben.

Bjarki Kaldalóns Friis, Experte für Naturgefahren beim isländischen Wetteramt, sagt, dass seismische Aktivität genau in diesen Gebieten nicht häufig vorkommt, jedoch sowohl nordöstlich als auch südöstlich des betroffenen Areals. Es folgten kleine Nachbeben. Nahe des aktuellen Bebenspots ereignete sich letzte Nacht vor elf Uhr ein Erdbeben der Stärke 2,4. Laut Bjarka gibt es keine Anzeichen für einen Vulkanausbruch.

Die seismische Aktivität im Magmatunnel bei Sundhnúksgíga und Grindavík ist in der letzten Woche deutlich zurückgegangen. Bjarki sagt, dass dort in den letzten 24 Stunden etwa zwanzig Erdbeben registriert wurden. Ich gebe zu bedenken, dass wegen des schlechten Wetters auf Reykjanes vielleicht nicht alle Erdbeben registriert werden können. Bei Svartsengi steigt das Land immer noch um ca. acht Millimeter pro Tag an.

Unterdessen wurden in Grindavik neue Risse im Boden entdeckt und die Pläne, die Bewohner ab Freitag tagsüber wieder zu ihren Häusern zu lassen, wurden aufgeschoben. Grund für die Aufschiebung war auch teilweise das schlechte Wetter, wegen dem die Reparaturarbeiten in Grindavik verzögert wurden. Man musste weitere Kabel verlegen und die Stromversorgung in allen Stadtgebieten wiederherzustellen. Dabei wurde eine neue Hauptstromleitung durch das noch heiße Lavafeld verlegt. In den letzten Tagen tauchten in den Sozialen Medien immer wieder Bilder vom Lavafeld auf, auf dem man Bautrupps sah, die Wasser auf die Lava spritzen, um diese abzukühlen. Vermutlich war man bereits da mit dem Bau neuer Leitungen beschäftigt. Inzwischen werden vier große Drohnen eingesetzt, um den Boden bei Grindavik zu beobachten und um die Risse zu kartieren.

Übrigens, es gibt auch Erdbeben unter den beiden subglazialen Vulkanen Katla und Grimsvötn.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 23.01.24

Zahlreiche Erdbeben auf Reykjanes – Bodenhebung bleibt hoch

Gestern gab es auf der Reykjaneshalbinsel zahlreiche Erdbeben, die sich nicht nur bei Svartsengi manifestierten, sondern auch an anderen Spaltensystemen der Halbinsel. Insgesamt zeigen die IMO-Tabellen 132 Erschütterungen in den letzten 48 Stunden an. Vor allem am Krýsuvík-System bebte es oft. Dort zeigen die GPS-Messungen aktuell aber keine Bodenhebung an. Im Gegenteil, an der Messstation KRIV kann man eine leichte Subsidenz ablesen. Einige Erdbeben gab es auch im Hengill-System, doch hier könnten die Erschütterungen wieder mit dem Geothermalkraftwerk in Verbindung stehen.

Bei Svartsengi ereignete sich am Nachmittag ein kleiner Schwarm. Auffällig ist, dass sich viele Erdbeben auf einer Linie in Richtung Norden aneinander reihten, was untypisch ist, da die Störungszonen eher in nordöstlicher Richtung streichen. Die Bodenhebung hält weiter an. Da die Messpunkte streuen, ist es nicht ganz einfach die Hebungsrate zu bestimmen. In der Interpolation erkennt man eine leichte Entschleunigung der Hebegeschwindigkeit, doch das ist mit Zunahme des Drucks im Fördersystem normal, da das aufsteigende Magma gegen den steigenden Druck arbeiten muss, um weiter aufzusteigen. Daher kann sich der Aufstieg verlangsamen, je voller das System wird. Bei anhaltendem Magmenzufluss dürfte bei Svartsengi in 3-4 Tagen wieder das Bodenhebungsniveau wie vor dem letzten Ausbruch am 14. Januar erreicht sein. Dann steigt das Ausbruchsrisiko wieder an.

Wissenschaftliche Aufarbeitung der letzten Eruption

Inzwischen sind die isländischen Wissenschaftler damit beschäftig, den letzten Ausbruch genauer zu analysieren. Im Fokus der Arbeit steht die südliche Eruptionsspalte, die sich mittags vor den Toren Grindaviks öffnete. Diese Spaltenöffnung geschah, nachdem die Evolution der nördlichen Hauptspalte bereits abgeschlossen schien. Ármann Höskuldsson, Professor für Vulkanologie an der Universität von Island, sagte gegenüber der Zeitung MBL, dass er es für möglich hält, dass das Magma der südlichen Spalte eigentlich aus der längeren Nordspalte stammte. Die Schmelze sei unterirdisch geflossen, bis sie auf eine geologische Barriere gestoßen sei, und sei dann an der Oberfläche durchgebrochen.

Übrigens, mich erreichten mehrere Zuschriften von Lesern, die mich darauf hinwiesen, dass die GPS-Messstation BLAL an der Blauen Lagune steht. Vielen Dank dafür! Ich hatte über diese Messstation in Bezug auf die Bodenhebung berichtet. Dort konnte man in den letzten Tagen eine höhere Hebungsrate ablesen, als an der benachbarten Svartsengi-Messstation. Interessanterweise ist die Blaue Lagune seit dem Wochenende wieder geöffnet. Man mag es offenbar spannend!

Island: Magma liegt flach unter Grindavik

Magma in Spalten unter Grindavik – Gasverschmutzung in Trinkwasserbrunnen entdeckt

Die seismische Aktivität auf der Reykjaneshalbinsel war über Nacht gering. Wenigstens werden auf der IMO-Shakemap bis jetzt nur wenige Erdbeben angezeigt, was auch an mangelnder Aktualisierung des Systems liegen kann. Die Bodenhebung geht weiter und erste Messungen nach der Eruption lassen einen etwas stärkeren unterirdischen Magmenzustrom vermuten als es davor der Fall war. IMO schrieb in seinem letzten Statement von gestern Abend aber, dass es noch zu früh sei, um genaue Werte anzugeben. Wahrscheinlich, weil sich der Boden auch infolge der Eruption und der damit einhergehenden Grabenbildung über dem neuen Dyke bewegen kann. Wenn ich die aktuellen Messwerte interpoliere, dann hat man in weniger als 2 Wochen wieder das Bodenhebungsniveau wie vor der Eruption erreicht, und das Spiel kann von vorne beginnen.

Am Südende des neuen Magmatischen Gangs scheint Lava nahe der Erdoberfläche zu stehen und könnte unabhängig einer neuen Intrusion jederzeit ausbrechen. Das Südende des Gangs befindet sich dummerweise unter Grindavik. Neue Drohnenaufnahmen, die mit einer Wärmebildkamera gemacht wurden, zeigten gestern Wärmesignaturen entlang von Rissen in der Stadt. Der Wärmefluss des Bodens scheint sehr groß zu sein.

Ein weiteres Problem in Grindavik ist, dass man im Trinkwasserbrunnen Kontaminationen entdeckt hat, die sehr wahrscheinlich durch magmatische Fluide verursacht wurden. Die Brunnen sind an die Wasserversorgung der Stadt angeschlossen, was weiterreichende Probleme mit sich bringen könnte. Die Brunnen werden von IMO bis jetzt nicht überwacht. Andere Institute benutzen Trinkwasserbrunnen schon seit längerem, um festzustellen, ob es geochemische Veränderungen im Wasser gibt, die Rückschlüsse über evtl. aufsteigendes Magma zulassen. Ein Beispiel ist das INGV, das speziell auf Vulcano regelmäßig Wasserproben aus den Brunnen untersucht. Eine veränderte Leitfähigkeit oder eine Änderung in den Verhältnissen der Heliumisotope gelten als Frühindikatoren aufsteigender Schmelze. Auch die Kohlendioxidkonzentration im Wasser liefert entsprechende Hinweise. In Grindavik dürfte die Kontamination aber weniger subtil sein, da Schmelze ja definitiv nahe der Oberfläche steht und auch Grundwasseraquifere direkt kontaminieren kann.

Das Video zeigt wie der Ausbruch begann.

Island: Starke Bodenverformungen am 17.01.24

Starke Bodenverformungen bei Svartsengi und Grindavik – Neues Rift entstand

Während die Erdbebentätigkeit entlang des magmatischen Gangs etwas abgenommen hat, bleibt die Bodenhebung bei Svartsengi hoch und nahm in den letzten Stunden sogar noch zu. Zwei Tage nach der Entstehung des Magmatunnels sollte das Messgerät beginnen, einen Rückgang zu zeigen, wenn die Magmaansammlung aufgehört hätte. Dies ist nicht der Fall und es ist daher klar, dass sich weiterhin Magma ansammelt. Die genaue Rate ist aus den verschiedenen Diagrammen nicht so leicht abzulesen, aber ich würde sie auf 8 bis 10 mm pro Tag schätzen.

Besonders hoch ist sie an den Messstationen NORV und HS02. Es sieht so aus, als hätte sich der Magmen-Hauptaufstiegskanal etwas nach Westen verlagert. Zu diesem Schluss gelangen auch die Rechenmodelle der isländischen Geowissenschaftler, die gestern Abend noch einen Bericht nachschoben. Demnach migrierte das Magma, das den neuen magmatischen Gang bildete, von Svartsengi aus in Richtung Osten und breitete sich dann von Stóra Skógsfell bis nach Süden unter Grindavík aus. Dabei bildet sich auch ein neues Rift, ähnlich wie wir es am 10. November sahen. Allerdings blieben starke Erdbeben mit Magnituden über 4 aus. Dennoch gab es nicht nur in Grindavik starke Bodenbewegungen, sondern auch entlang des weiter nördlich gelegenen Riftabschnittes: Durch die Intrusion des Gangs wurde die Erdoberfläche gedehnt und sackte dann über dem Gang ab, was zu einer langgestreckten Depression führte. Diese ist zwischen 800 und 1000 m breit und bis zu 30 cm tief, wobei es gestern geheißen hat, dass sich in Grindavik der Boden stellenweise bis zu 140 cm abgesenkt hat, was aber auch durch den Magmenausstoß zustande gekommen sein kann.

Erste Analysen der Lavaproben zeigten, dass es sich grundlegend wieder um ein tholeiitisches Basaltmagma gehandelt hat, wie es auch schon am Fagradalsfjall eruptiert wurde, mit dem Unterschied, dass es weiter differenziert war und vermutlich länger im Magmenreservoir gespeichert war. Die Schmelze, die aus der südlichsten Spalte bei Grindavik ausgestoßen wurde, war besonders an Magnesium untersättigt und könnte noch älter gewesen sein als das Material aus der Hauptspalte. Vielleicht wurde hier Magma mit ausgestoßen, das sich bereits vor längerer Zeit dort angesammelt hatte. Das würde die besonders starke Bodensenkung erklären und auch den Annahmen widersprechen, dass sich die Schmelze in den Gängen innerhalb weniger Tage soweit abkühlt, dass sie nicht mehr fließfähig ist.

Übrigens wurde in der Blauen Lagune die Badetätigkeit wieder eingestellt. Morgen soll neu entschieden werden, wie lange die Schließung dauern wird.