Island: Forscher sieht Verlagerung der vulkanischen Aktivität

Während Erdbeben und Bodenhebung auf der isländischen Reykjaneshalbinsel weitergehen, gibt es unterschiedliche Prognosen für den weiteren Verlauf der Aktivität. Bei so vielen unterschiedlichen Meinungen wird letztendlich eine zutreffen.

Isländischer Geowissenschaftler prognostiziert eine Verlagerung der magmatischen Aktivität auf Reykjanes nach Westen

Vulkanologieprofessor Ármann Höskuldsson sprach mit MBL und sieht eine Verlagerung der Inflation in Richtung Westen. Er prognostiziert, dass es im Herbst wahrscheinlich zu einem Vulkanausbruch bei der Eldvörp-Kraterreihe kommen wird. Diese befindet sich gut 8 Kilometer südwestlich der bis jetzt aktiven Sundhnúka-Kraterreihe, die wiederum gut 2600 m östlich des Magma-Hauptaufstiegsgebiets bei Svartsengi liegt. Dort kommt das Magma offenbar nicht direkt zur Oberfläche durch, da es eine stabile Deckschicht gibt und es für das Magma bis jetzt einfacher zu sein scheint, zur Seite auszuweichen. Sollte das Magma wirklich bei Eldvörp durchbrechen, dann rechnet der Vulkanologe mit einer länger anhaltenden Eruption, ähnlich wie jene, die wir am Fagradalsfjall sahen.

Mit neuen Eruptionen am Fagradalsfjall rechnet Höskuldsson momentan nicht, da in diesem Gebiet die Inflation zu klein sei. Dass es dort zu Eruptionen gekommen ist, soll den anfänglichen Spannungen am Rand zwischen der amerikanischen und eurasischen Erdkrustenplatte geschuldet sein.

Eruptionsserie könnte im Herbst enden

Während Ármann einen Shift in der Ausbruchslokalität sieht, sagen zwei andere isländische Forscher voraus, dass es nun immer länger dauert, bis es zu Eruptionen kommt. Haraldar Sigurðsson und Grím Björnsson sehen eine lineare Abnahme des Magmenaufstiegs und gehen davon aus, dass die Aktivität im Spätsommer oder Herbst enden wird. Diese Prognosen diskutierten die Forscher im isländischen Fernsehen und wurden vom Onlinemagazin VISIR aufgegriffen.

Natürlich gibt es auch noch eine dritte Stimme, die meint, dass wir in den nächsten Tagen eine neue Eruption im Svartsengi-Gebiet erleben werden, so Böðvar Sveinsson gegenüber MBL. Die Anzeichen dafür sind durchaus gegeben: Gestern meldete IMO gut 70 Erschütterungen im Rift bei Svartsengi und der Boden hebt sich weiter an.

Darüber hinaus wurde auch ein Beben M 3,2 am Westrand der Bardarbunga-Caldera registriert, die sich unter dem Vatnajökull befindet. Doch hier rechnet man nicht mit einem bevorstehenden Vulkanausbruch.

Wie Menschen die Eruptionen auf Island beeinflussen könnten

Betrieb des Geothermalkraftwerks verhärtete den Boden – Beeinflussen Menschen die Eruptionen?

Jeder Eingriff des Menschen in die Natur übt unweigerlich einen Einfluss auf die Geschehnisse der Umwelt aus. So auch auf der isländischen Reykjaneshalbinsel, die seit drei Jahren von 6 Eruptionen und mehreren Gangbildungen heimgesucht wurde. Dabei könnte der Einfluss des Menschen auf das eruptive Verhalten größer sein, als man im Allgemeinen annimmt. Einen offensichtlichen Einfluss nehmen die Befestigungsanlagen, die um die Infrastruktur errichtet wurden. Maßgeblich sind hiermit die Erdwälle zum Schutz von Grindavik und dem Geothermalkraftwerk Svartsengi gemeint, die auch die Blaue Lagune vor Lavaströmen schützen sollen. Dieser Einfluss ist gewollt, obgleich er natürlich einen größeren Einfluss auf die Gegend ausüben könnte als man wünscht. Er verändert den natürlichen Lauf der Lavaströme und übt somit Einfluss auf das Gelände aus, mit unabsehbaren Folgen für spätere Ereignisse.

Viel gravierender könnte aber der unbeabsichtigte und unsichtbare Einfluss sein, den der Betrieb des Geothermalkraftwerks Svartsengi mit sich bringt. Wie Mike Schüler in unserer FB-Gruppe anmerkte, wurde öfters diskutiert, dass die Verpressung großer Mengen Wassers in den Untergrund des Geothermalkraftwerks den Boden verdichtete: Salze und Mineralien zementierten die Lavaschichten, so dass eine besonders feste Gesteinsschicht entstanden ist, die für das aufsteigende Magma undurchdringlich zu sein scheint, obwohl die Schmelze direkt unter dem Gebiet aufsteigt. Zwar ist dadurch das Geothermalkraftwerk geschützt, doch die Schmelze muss zur Seite ausweichen und nimmt wohlmöglich einen anderen Lauf, als es von Natur aus der Fall wäre. Obwohl es bis jetzt kein Gegenstand von Forschungsarbeiten war, könnte sogar nicht ausgeschlossen werden, dass die Gangbildung vom 10. November 2023 diesem Umstand geschuldet war. Ein Großteil der Schäden in Grindavik manifestierte sich im Zuge dieser Gangbildung.

Bodenhebung und Erdbeben gehen weiter

Derweilen hat sich am aktuellen Status quo nicht viel geändert, was heißen soll, dass sich weiterhin Magma unter Svartsengi ansammelt. Nachts gab es 31 Beben entlang des oben erwähnten Gangs.

Vorgestern wurde  von IMO mitgeteilt, dass sich 10 Millionen Kubikmeter Magma seit der letzten Intrusion am 2. März angesammelt haben sollen. Die IMO-Forscher rechnen nach wie vor mit einer anstehenden Eruption, weisen aber auch darauf hin, dass sich das Verhalten des Magmas nicht genau prognostizieren lässt und dass es nicht zwingend weiterhin so regelmäßig zu Ereignissen kommen muss, wie wir es seit November erleben.

Auf einem neuen Interferogramm aus nicht bearbeiteten Rohdaten erkennt man welche Dimensionen die Bodenhebung inzwischen angenommen hat. Interessant ist, dass man hier am Fagradalsfjall keine Hebung erkennen kann, obwohl die GPS-Daten mittlerweile eine Hebung von 45 mm seit Anfang Februar anzeigen.

Island: Experte rechnet mit Vulkanausbruch in dieser Woche

Geoforscher rechnet mit Vulkanausbruch bei Svartsengi in dieser Woche – Erdbebentätigkeit bleibt erhöht

Auf der isländischen Reykjaneshalbinsel bleibt die Bodenhebung und Erdbebentätigkeit erhöht. Innerhalb der letzten 2 Tage registrierte das seismische Netzwerk 133 Beben. Die Aktivität konzentriert sich auf den südlichen Abschnitt des magmatischen Gangs, der am 10. November entstanden ist und bis unter Grindavik reichte. Häufig werden als Lokationen der Beben die vulkanischen Erhebungen Thorbjörn und Hagafell genannt. Oft taucht auch der Fagradalsfjall in den Ortsbestimmungen der Erdbeben auf. Mittlerweile rechne ich schon fast damit, dass die Aktivität wieder dorthin shiften könnte, oder dass wir in den nächsten Wochen Eruptionen an zwei Lokalitäten erleben werden.

Eigentlich haben viele Experten bereits letzte Woche mit einem neuen Ereignis bei Svartsengi gerechnet. Heute gab der Leiter der Deformationsmessungen beim isländischen Wetteramt, Benedikt Gunnar Ófeigsson, ein Interview gegenüber MBL und meinte, dass er überrascht sein wird, wenn es diese Woche keine Neuigkeiten über die Halbinsel Reykjanes gibt. Er geht also mindestens von einer neuen Gangbildung aus, die vielleicht auch in einer Eruption gipfeln wird. Er betont, dass ein solches Ereignis sehr plötzlich eintreten könnte und dass es unter Umständen nur sehr kurze Vorwarnzeiten vor einem Vulkanausbruch geben könnte. Für Menschen, die sich in der Blauen Lagune oder in Grindavik aufhalten, könnte das zu einem Problem werden.

Sollte in dieser Woche nichts geschehen, die Bodenhebung infolge des Magmenaufstiegs aber weitergehen, dann könnte sich im Untergrund etwas grundlegendes geändert haben. Eine Änderung könnte letztendlich dann auch wieder zu einem Wechsel der Aktivität in Richtung Fagradalsfjall führen.

Eine Mustererkennung von Eruptionen ist immer so eine Sache, denn vom Ätna kenne ich es, dass die Paroxysmen ein paar Mal im gleichen Zeitintervall aufeinanderfolgen, nur damit sich das Intervall ausgerechnet dann ändert, wenn man selbst vor Ort ist.

Erdbeben gibt es heute auch vermehrt unter dem Vatnajökull, wo sich der Grimsvötn ebenfalls auf einen Vulkanausbruch vorbereiten könnte. Explosive Eruptionen von diesem Vulkan verursachten in der Vergangenheit bereits Störungen im Flugverkehr.

Update 16:15 Uhr: Kurz nachdem ich diesen Artikel veröffentlicht hatte, zog die seismische Aktivität nochmals an. Schwerpunkt bleibt die Reykjaneshalbinsel (150 Beben), aber auch entlang anderer Spaltensysteme und Zentralvulkanen gab es mehrere Erschütterungen. Die Grafik habe ich aktualisiert.

Island mit anhaltender Bodenhebung am 10. März 2024

Erdbeben unter Reykjanes – Bodenhebung hält an

Nachdem nachts nur weniger Erdbeben im Bereich von Svartsengi und der Reykjaneshalbinsel detektiert wurden, zog die Seismizität im Tagesverlauf an. So registrierte IMO innerhalb von 48 Stunden 81 Erschütterungen auf der Halbinsel im Südwesten von Island. Auf ganz Island waren es 134 schwache Beben. Diese verteilten sich an mehreren Zentralvulkanen der Isländischen Riftzone. Die Erschütterungen auf Reykjanes konzentrierten sich bei Svartsengi, wo der Schwerpunkt der Erschütterungen am Thorbjörn-Vulkan lag. Ebenfalls von Beben heimgesucht wurden der Fagradalsfjall und das Krysuvik-System. Einzelne Erschütterungen manifestierten sich an unterschiedlichen Lokalitäten der Halbinsel.

Fast 400 mm Bodenhebung seit Dezember

Die Bodenhebung im Bereich von Svartsengi kennt keinen Halt und steigt weiter an. An der Messstation SENG hob sich der Boden seit dem 8. Februar um fast 200 mm an. Fast doppelt so viel kamen seit der Eruption im Dezember zusammen. Es müssen sich inzwischen beachtliche Mengen Schmelze im Untergrund befinden. Es ist zwar nicht bekannt, wieviel davon fließfähig ist, doch da sich der Großteil der Schmelze in 4 bis 5 Kilometern Tiefe befindet, ist das Magma gut isoliert und bleibt wahrscheinlich über Monate oder Jahre hinweg eruptionsfähig. Konkrete wissenschaftliche Einschätzungen hierzu sind mir nicht bekannt. Es ist auch sehr schwer zu prognostizieren, da neben der Temperatur eine Menge andere Faktoren bestimmen, ob ein Magma eruptieren kann. Dazu zählen der Gasdruck im System, aber auch, wie viele Kristalle sich bereits gebildet haben.

Bodenhebung gibt es auch im Bereich des Fagradalsfjall-Vulkans. Hier stellt sich die Frage, ob sie mit der Hebung am benachbarten Svartsengisystem gekoppelt ist oder ob es hier einen eigenständigen Magmenaufstieg gibt. Wer weiß, vielleicht bekommen wir im Frühjahr auch einen doppelten Vulkanausbruch auf Island zu sehen? Die Vulkanologen halten auf jeden Fall ihre Warnung in Bezug auf einen möglicherweise bevorstehenden Vulkanausbruch bei Svartsengi aufrecht.

Island: Wissenschaftler schwört auf lange Eruptionsphase ein

Bodenhebung im Bereich Fagradalsfjall

Auf der isländischen Reykjaneshalbinsel geht die Bodenhebung weiter und ein Ende des Magmenaufstiegs ist bis jetzt nicht in Sicht. Er hält seit Oktober ununterbrochen an und seitdem kam es zu 5 Gangbildungen und 3 Eruptionen im Svartsengisytem. Zu diesen Ereignissen gesellen sich drei Vulkanausbrüche und ebenfalls mehrere Intrusionen, die wir in den letzten Jahren am benachbarten Fagradalsfjallsystem gesehen haben. Auch dort wird seit Anfang des Jahres wieder eine vergleichsweise schwache, aber stetige Bodenhebung festgestellt, die mittlerweile bei 3-4 cm liegt. So erscheint es mir möglich, dass wir am Fagradalsfjall bald wieder einen Vulkanausbruch sehen werden. Nach der Litli-Hrútur-Eruption sagten die statistischen Prognosen, dass es im Mai wieder soweit sein könnte.

Isländischer Geoforscher sagt langjährige Eruptionsphase voraus

In diesen Kontext passt die Aussage von Geophysikprofessor Magnús Tumi Guðmundsson, dass dem Svartsengi-System eine mehrjährige Eruptionsphase bevorsteht und dass man sich auf Reykjanes und insbesondere in Grindavik darauf einstellen müsse. Bis jetzt wurden 10 bis 15 % der Schmelze eruptiert, die vor ca. 2000 Jahren ausgestoßen wurde, als die Sundhnúka-Kraterreihe entstand. Die geologische Geschichte der Region zeigt, dass Eruptionsphasen auf Reykjanes mehrere Jahrzehnte dauern und ca. alle 800 Jahre einsetzten. Aus der Tiefe scheint also periodisch eine ähnlich große Magmamenge aufzusteigen. Welcher Mechanismus dafür verantwortlich ist, konnte bis jetzt noch nicht erforscht werden. Der Geophysikprofessor sprach vorgestern vor einer Arbeitgeberversammlung in Grindavik. Die Unternehmer versuchen natürlich abzuschätzen, wie es in der Region weitergehen soll und welche Maßnahmen erforderlich sind, um die geschäftlichen Tätigkeiten auf lange Sicht aufrechtzuerhalten. Einfach dürfte sich in der Region wohl kein Geld verdienen lassen, es sei denn, man ist Bauunternehmer und damit beschäftigt, die Schäden zu beseitigen, die von den Erdgewalten permanent verursacht werden. Jeder, der einen Bagger hat, muss in Grindavik wohl nicht um seine finanzielle Existenz bangen.

Länge des magmatischen Gangs vom letzten Samstag bestimmt

Bei der Intrusion vom 2. März bildete sich ein 3 Kilometer langer Dyke zwischen Stóra-Skógfell und Hagafell, der jetzt auf einer neuen Karte von IMO eingetragen wurde. Das Volumen der Intrusion wurde bereits früher bestimmt und lag bei 1,3 Millionen Kubikmetern. Eine doppelt so große Menge dürfte inzwischen wieder ins Speichersystem aufgestiegen sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass in den nächsten Stunden oder Tagen ein neues Ereignis eintritt, ist groß. Je mehr Zeit es sich lässt, desto stärker könnte es ausfallen. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, das wieder nur etwas Dampf abgelassen wird, so wie es am letzten Samstag der Fall gewesen ist.

Übrigens, die Erdbebentätigkeit hält weiter an und gestern kam es zu einem Erdbeben Mb 2,8 am Thorbjörn-Vulkan im Svartsengisystem.

Erdbeben Mb 3,2 am Bardarbunga auf Island

Isländischer Gletschervulkan wird von Erdbeben Mb 3,2 gerockt

Am Nordrand des subglazialen Vulkans Bardarbunga ereignete sich heute Morgen ein Erdbeben der Magnitude 3,2. Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von 0,1 Kilometern und lag somit sehr oberflächennahe. obwohl das Beben unter Garantie zu Spüren war, gibt es keine Wahrnehmungsmeldungen, da die Gegend praktisch unbewohnt ist.

Vatnajökull ist der Gletscher, der den großen Calderavulkan bedeckt, der zum letzten Mal im Jahr 2014 ausgebrochen ist und das größte isländische Lavafeld seit der Laki-Eruption im 18. Jahrhundert erzeugte. Einige Erdbeben gab es auch an den benachbarten Vulkanen Grimsvötn und Askja. Die GPS-Daten vom Grimsvötn zeigen einen deutlichen horizontalen Versatz von 15 mm, während scheinbar Subsidenz eingesetzt hat.

Die Vulkane nahe des Island-Mantelplumes bereiten sich nur langsam auf ihre nächsten Eruptionen vor. Deutlich schneller steuert der Vulkanismus auf der Reykjaneshalbinsel einem neuen Ausbruch entgegen.

Mehr als 10 Millionen Kubikmeter Magma akkumuliert

Wie die Forscher von IMO heute Nachmittag mitteilten, hat sich im Magmaspeichersystem unter Svartsengi wieder so viel neues Magma akkumuliert, wie bei der Gangbildung am 2. März abgeflossen ist. Seit der letzten Eruption am 8. Februar sammelten sich somit mehr als 10 Millionen Kubikmeter Schmelze an und das nächste Ereignis könnte jederzeit beginnen. So rechnet man auf Island entweder mit einer weiteren Gangbildung oder mit einer Eruption der Schmelze an der Oberfläche.

Heute war die Erdbebentätigkeit im Svartsengigebiet vergleichsweise gering und es wurden nur einige Erschütterungen detektiert. Allerdings weist IMO darauf hin, dass es windig ist, und die Witterungsbedingungen könnten die Seismometer sabotieren, sodass nicht alle Erschütterungen von den Messgeräten erfasst werden können.

Die Grafiken der GPS-Messungen flachten sich etwas ab, ganz so, wie wir es vor den letzten Manifestationen der Erdgewalten auf Reykjanes sahen. Hier könnte der Gegendruck der Schmelze im Speichersystem neu aufsteigendes Magma aus größerer Tiefe ausbremsen.

Island: Erdbeben an verschiedenen Spaltensystemen

Weitere Erdbeben an verschiedenen Spaltensysteme auf Reykjanes – Bodenhebung hält an

Auf der isländischen Reykjaneshalbinsel kommt der Erdboden nicht zur Ruhe. Weiterhin steigt Magma mit einer Rate von 0,5 Millionen Kubikmetern unter Svartsengi auf, wo es sich in einem Reservoire akkumuliert. Nicht ausgeschlossen werden kann, dass Magma von hier aus ins benachbarte Fagradalsfjall-System migriert, wo es ebenfalls zu Erdbeben und Bodenhebung kommt. Seit Anfang Februar hob sich der Boden am Fagradalsfjall um ca. 20 mm. Im Vergleich zu den Hebungsraten bei Svartsengi mag das nicht viel erscheinen, doch auch hier ist eine Eruption möglich.

Heute konzentrieren sich die Erdbeben nicht nur an den beiden bereits genannten Lokalitäten, sondern auch bei Reykjanestá an der äußersten Südwestspitze der Halbinsel. Interessant sind auch anhaltende Beben im Bereich von Bláfjallaskáli. Praktisch in allen Spaltensystemen auf Reykjanes bebt es irgendwo.

Die gestern von mir erwähnte Subsidenz im Bereich von Eldvörp und Skipastigshraun ist schon wieder Geschichte und die neuen Messpunkte liegen wieder im Trend der Inflation im Svartsengi-Bereich.

Die IMO-Vulkanologen schrieben gestern Nachmittag, dass der Druck im Svartsengi-System weiter steigt und damit auch das Risiko einer weiteren Eruption oder Dykebildung.

Vulkanologe Ármann Höskuldsson äußerte sich in einem RUV-Beitrag, dass er damit rechnet, dass es in nächster Zeit zu einer Eruption entlang der Eldvörp-Kraterreihe kommen wird. Eldvörp liegt im Westen des Svartsengi-Systems und grenzt direkt an das benachbarte Reykjanes-Spaltensystem, in dem heute die Erdbeben bei Reykjanestá stattfanden. Der Vulkanologe würde es begrüßen, wenn sich die Aktivität in den Westen verlagern würde, weil die Ausbrüche dann nicht mehr die Infrastruktur bei Svartsengi gefährden würden.

Doch aktuell sieht es so aus, als würde das nächste Ereignis wieder die Gegend zwischen Stóra-Scógfell und Hagafell treffen. Hier könnte es innerhalb weniger Tage zu einem Ausbruch kommen, der nach einer nur kurzen Vorwarnzeit, sogar innerhalb von 30 Minuten, einsetzen könnte.

Island: Magmavolumen der Intrusion bestimmt

Nach Dyke-Bildung vom Samstag wurde das Volumen der Intrusion berechnet – Weitere Erdbeben in der Nacht

Wie das isländische Wetteramt mitteilte, wurde das Volumen der Dyke-Intrusion vom Samstag modelliert: Demnach drangen 1,3 Millionen Kubikmeter Schmelze in den Untergrund ein. Die Schmelze migrierte dabei vom tiefer gelegenen Magmareservoir unter Svartsengi in Richtung der Sundhnúks-Kraterreihe, wobei es in flachere Gescheinshorizonte eindrang, was ein Schwarmbeben auslöste.

Aktuell nimmt das Magmavolumen unter Svartsengi weiter zu, was zu einem neuen Magmafluss und sogar zu einem Vulkanausbruch führen könnte. Ein Ausbruch kann sehr kurzfristig beginnen, sogar in weniger als 30 Minuten. Am wahrscheinlichsten ist, dass es im Gebiet zwischen Stóra-Skógfell und Hagafell zu einer Eruption kommt. „Zuvor wurde berechnet, dass sich unter Svartsengi innerhalb von 24 Stunden rund eine halbe Million Kubikmeter Magma ansammeln. Unter sonst gleichen Bedingungen wird die Gesamtmenge an Magma unter Svartsengi bis zum morgigen Dienstag etwa 9 Millionen Kubikmeter betragen“, heißt es in dem Bericht. Bei früheren Ereignissen floss das Magma, als die Gesamtmenge an angesammeltem Magma unter Svartsengi zwischen 8 und 13 Millionen Kubikmeter betrug.

Es wird darauf hingewiesen, dass es nach wiederholten Ausbrüchen im Fagradalsfjall Fälle gab, in denen Magma ohne große seismische Aktivität an die Oberfläche kroch. „Es muss davon ausgegangen werden, dass es zu einer Weiterentwicklung der Aktivität auf der Sundhnúks-Kraterserie kommen könnte“, heißt es in der Mitteilung. Sollte es ohne Vorwarnung zu einer Eruption kommen, könnte es vor allem die Badegäste in der Blauen Lagune und die Bewohner von Grindavik heiß-kalt erwischen.

Durch die unterirdische Magmaansammlung wurde auch heute Nacht wieder ein Schwarmbeben bei Svartsengi ausgelöst. Innerhalb von 2 Tagen registrierte IMO gut 350 Erdbeben auf der Reykjaneshalbinsel. Sie manifestierten sich nicht nur bei Svartsengi, sondern auch an einigen der anderen Spaltensysteme.

Neue Realität auf Reykjanes

Der Geologieprofessor Magnús Tumi Guðmundsson meinte gegenüber dem Sender RUV, dass die Aktivität auf Reykjanes jahrelang so weitergehen könnte. Man ist also in einer neuen Realität angekommen, die zeigt, dass die Entwicklung unseres Planeten nicht abgeschlossen ist.

Evakuierung der Blauen Lagune auf Island

Magmenintrusion schuf neuen Dyke auf Island – Blaue Lagune wurde evakuiert

Nachdem es gestern auf Island zu einer weiteren Intrusion eines magmatischen Gangs kam, die von zahlreichen Erdbeben begleitet wurde, herrscht heute ein wenig Katerstimmung bei Vulkanologen und Vulkanspottern, denn eigentlich hatte man mit einem neuen Vulkanausbruch gerechnet gehabt. Trotzdem lösten Intrusion und Schwarmbeben einige Unannehmlichkeiten aus, denn das Thermalressort der Blauen Lagune wurde evakuiert.

Zur Zeit als das Schwarmbeben einsetzte, befanden sich rund 800 (!) Gäste in dem Thermalresort. Laut Aussage der Betreibergesellschaft war die Evakuierung nach 40 Minuten abgeschlossen. Stellt sich die Frage, ob die Gäste in dieser Zeit das Ressort verlassen hatten, oder ob sie tatsächlich auf sicheren Boden standen?

Dass es gestern nicht zum Ausbruch kam, zeigt, wie ungenau die Prognosemodelle sind. Genauso können sie versagen, wenn es zu einem Ausbruch kommt, mit dem man eigentlich nicht gerechnet hatte. Im Untergrund des Areals befinden sich zahlreiche magmatische Gänge, und es könnte auch zu Eruptionen kommen, die sich nur wenige Minuten vorher durch Erdbeben ankündigen. Zudem kann es ebenfalls zu einer massiven Intrusion kommen, bei der starke Erdbeben zerstörerische Wirkung entfalten. Ein gewagtes Spiel, das man da in der Blauen Lagune treibt!

Katerstimmung nach ausgebliebenen Vulkanausbruch

In Zeitungen und sozialen Medien gab es im Vorfeld der Ereignisse einige Spekulationen über Zeitpunkt und Ort der erwarteten Eruption. Nun ist die Enttäuschung groß, weil man mit den Prognosen falsch lag. In einigen Foren wurde sogar gewettet und Tipps angenommen, wann es zu einem Ausbruch kommt, wobei natürlich viele auf dieses Wochenende tippten, was ja noch nicht vorbei ist. Doch was war Geschehen?  Nachdem morgens die Seismizität auf der Reykjaneshalbinsel bereits erhöht war, setzte am Nachmittag ein Schwarmbeben ein, das auf eine Magmenintrusion entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe in geringer Tiefe hindeutete. Gegen 16 Uhr UTC erreichte der Schwarm seinen Höhepunkt, nur um gut 2 Stunden später wieder abzuflauen. Auch ich hatte damit gerechnet, dass sich spätestens am Abend eine Eruptionsspalte öffnen würde, doch der Vulkan hat anders entschieden und beließ es bei der Intrusion. Besonders groß kann diese nicht gewesen sein, denn die GPS-Daten zeigen nur an wenigen Messtationen eine leichte Subsidenz an, wenn sie denn überhaupt Abweichungen anzeigen. Weiterhin ungeklärt ist die Frage, ob es auch unter dem Kleifarvatn eine Intrusion gegeben haben könnte, denn dort hatte bereits am Morgen ein Schwarmbeben stattgefunden.
Übrigens gab es nachts nur die üblichen Erdbeben im Gebiet des erwarteten Ausbruchs. Die Bodenhebung hält unvermindert an und es besteht weiterhin ein hohes Eruptionsrisiko. Einige Vulkanologen meinen, dass es jetzt erstmal ein paar Tage braucht, bis wieder genug Druck im System herrscht, dass es zu einem neuen Ausbruchsversuch kommen kann. Da es aber nur eine kleine Intrusion war, sollte dieser Druckaufbau schnell erledigt sein.