Nachrichten über Vulkanausbrüche, Erdbeben und Naturkatastrophen
Reykjanes
Reykjanes ist eine Halbinsel im Südwesten von Island. Hier gibt es 5 Spaltensysteme, die zum Teil einem Zentralvulkan zugeordnet sind. Erdbebenschwärme, Magmenintrusionen und Bodenhebungen wurden hier in den letzten Jahren detektiert. Bislang kam es zu 2 Vulkanausbrüchen am Vulkan Fagradalsfjall. Vulkanologen gehen davon aus, dass eine neue seismische- und magmatische Aktivitätsphase auf der Halbinsel begonnen hat. Sie könnte Jahrzehnte dauern.
Vulkanausbruch auf Island hält an – Lava floss in einen Steinbruch
Der Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel hält an. Heute Mittag sieht man auf den Livecams noch 4 aktive Schlote, um die sich Kraterkegel aufbauen. Die Kraterwände verdecken teilweise die Sicht auf die Lavafontänen, so dass es schwer ist, die Aktivität abzuschätzen. Ich finde, dass die Lavafontänentätigkeit in den letzten Stunden etwas nachgelassen haben könnte. Der Tremor ist stabil und sehr wahrscheinlich hat die effusive Förderrate nicht signifikant abgenommen.
In den letzten Tagen lag sie bei ca. 14,5 Kubikmetern pro Sekunde, was ausreicht, um einen Lavastrom zu speisen, der sich in Schüben weiterbewegt. Gestern Nachmittag floss die Lava in den Steinbruch Melhólsnáma, der bei Hagafell nördlich von Grindavík liegt. Dort hat man das Material für die Erdwälle geschürft, die in den letzten Wochen um Grindavik und dem Geothermalkraftwerk Svartsengi angelegt wurden. Die Arbeiter brachten Bagger und Lastkraftwagen rechtzeitig vor der herannahenden Lavawalze in Sicherheit.
Laut IMO wurden zwischen dem 17. und 20. März gut 20 Millionen Kubikmeter Lava gefördert, die eine Fläche von fast 6 Quadratkilometern bedecken. Es wird nur noch eine geringe Bodenhebung bim Bereich des Hauptaufstiegskanals der Magma bei von Svartsengi gemessen. Die meiste Schmelze scheint direkt zur Eruptionsspalte zu strömen und wird dort eruptiert. Mit der Lava treten auch große Mengen Schwefeldioxid aus, die eine zunehmende Luftverschmutzung verursachen.
Mitarbeiter der Blauen Lagune erkrankte am Vulkangas
Gestern soll ein Mitarbeiter der Blauen Lagune über gesundheitliche Probleme geklagt haben, die im Zusammenhang mit der Luftverschmutzung gestanden haben könnten. Die Person wurde im Krankenhaus behandelt. Der isländische Zivilschutz warnt vor der Luftverschmutzung durch vulkanische Gase und fordert empfindsame Personen auf, sich in geschlossenen Räumen aufzuhalten und Fenster und Türen geschlossen zu halten. Das gilt insbesondere für Kinder und Senioren oder Personen mit Erkrankungen des Atem- und Herzkreislaufsystems.
Die Blaue Lagune arbeitet an der Wiederaufnahme des Badebetriebs. Das Restaurant öffnet bereits jetzt mittags, um die Hilfskräfte zu versorgen. In Anbetracht der Luftverschmutzung, die in Abhängigkeit von der Windrichtung mal mehr mal weniger stark ist, bezweifle ich allerdings, dass der Badebetrieb wieder aufgenommen wird, solange der Vulkanausbruch nicht endet oder deutlich schwächer wird. Natürlich darf man sich auch fragen, wie sicher ein Besuch der Blauen Lagune ist, solange die geologischen Unruhen nicht aufgehört haben, denn schließlich sammelt sich Magma 5 Kilometer unter dem Ressort Magma an.
Eruption hält unvermindert an – Reparatur des unter Lava begrabenen Straßenabschnitts hat begonnen
Die Isländer beweisen einmal mehr, dass sie alles andere als fatalistisch sind, und haben mit der Reparatur des von Lava verschütteten Straßenabschnitts begonnen, obwohl die Lava nur oberflächlich abgekühlt ist. Der Grindavíkurveg ist die wichtigste Straße nach Grindavik hinein und zudem die Zufahrt zum Geothermalkraftwerk und der Blauen Lagune, die immer noch geschlossen ist.
In einem VISIR-Interview äußerte sich Geoingenieur Jón Haukur Steingrímsson, dass der vom jüngsten Lavastrom verschüttete Straßenabschnitt ca. 300 bis 400 m lang sei und somit etwas breiter als das zuletzt reparierte Straßenstück, das beim Ausbruch am 8. Februar verschüttet wurde. Allerdings floss die neue Lava am Sonntag teilweise über den alten Lavastrom vom Februar. In dem Bereich des doppelten Stroms ist das Lavafeld gut 2 Meter mächtig. Man hat damit begonnen, die Lava mit einem Erdhobel zu glätten, und mit Schottern aufzufüllen. Obwohl die Isländer Meister darin sind, Schotterpisten zu bauen, werden die Arbeiten mehrere Tage dauern.
Das Thermalbad der Blauen Lagune ist derweilen geschlossen und man will von Tag zu Tag schauen, ob und wann man wieder öffnet. Tatsächlich habe ich mich wenige Stunden vor der Eruption dazu hinreißen lassen ein Ticket für den Dienstag nach Ostern zu buchen, da mein Sohn Leroy unbedingt einmal dort baden will und wir einen kurzen Islandurlaub gebucht haben. Jetzt sieht es so aus, als könnte uns der Vulkanausbruch einen Strich durch die Rechnung machen. Die Tickets sind nicht gerade billig: 76 € zahlt ein Erwachsener und man hat eine Stunde Zeit zum gebuchten Termin zu erscheinen. Da bin ich doch mal gespannt, ob die Straße innerhalb von 12 Tagen fertig wird.
Der Vulkanausbruch hält übrigens weiter an und um die aktiven Schlote wachsen Schlackenkegel. Wie groß Sie geworden sind, zeigt das Bild oben. Die Personen im Vordergrund sollen Wissenschaftler sein. Offiziellen Zugang zur Eruptionsstelle gibt es nach wie vor nicht. Die Bodenhebung bei Svartsengi ist relativ gering geworden und je nach GPS-Messreihe steigt der Boden noch leicht an oder stagniert fast. Es hat sich mehr oder weniger ein Gleichgewicht zwischen Magmaaufstieg aus der Tiefe und dem Magmaausstoß der Eruption eingestellt. Es sieht so aus, als würde der Ausbruch länger andauern wollen.
Vulkanausbruch auf Island hält an – Erste Analysen der Lavaproben veröffentlicht
Es ist der fünfte Tag der Eruption auf Island und ein Ende der Tätigkeit ist nicht in Sicht. Schaut man sich die Livestreams an, dann sieht man bis zu 8 aktive Krater, die sich auf einem relativ kleinen Teilstück der Eruptionsspalte erstrecken. Luftaufnahmen vom 17. März zeigen noch zwei aktive Schlote, die ein wenig abseits des jetzt tätigen Spaltenabschnitts liegen. Ob diese heute noch aktiv sind, geht aus den Medienberichten nicht hervor. Die kleinen Fontänen aus den Kratern speisen einen Lavastrom, der heute Morgen breiter als gestern aussah. Dort, wo die Lavafronten auf Vegetation treffen, entstehen schwache Moosfeuer, die aber einiges an Rauch entwickeln und die Luftqualität verschlechtern. Doch nicht nur der Rauch aus den Bränden wirkt sich negativ auf die Luftqualität aus, sondern auch die vulkanischen Gase, die mit der Lava aus der Eruptionsspalte entweichen. Gas und Rauch werden vom starken Wind in Richtung Südwesten geweht, und IMO sprach eine Warnung aus, dass sich die Luft in Reykjanesbær merklich verschlechtern könnte.
Apropos Gas: die Geoforscher der Uni Reykjavik haben zusammen mit den Experten von IMO erste Lavaproben analysiert, die am 17. März von den noch fließenden Lavaströmen genommen wurden. Die Analysen zeigen, dass die Lava jenen ähnelt, die bei den vorangegangenen drei Eruptionen entlang der Sundhnúksgígar gefördert wurden. Es handelt sich um einen Basalt mit 6,8 Gewichtsprozent Magnesiumoxid in der Grundmasse. Im Vergleich zu der Schmelze, die bei den drei Eruptionen am Fagradalsfjall gefördert wurde, enthält die Lava der aktuellen Eruption mehr Schwefel, was darauf schließen lässt, dass das Magma unter Svartsengi länger in der Erdkruste reifte, als es bei der Fagradalsfjall-Schmelze der Fall gewesen war. Das Magma damals stieg direkt von der Grenze Erdmantel/Erdkruste auf, ohne länger in einem Magmenkörper zu verweilen.
Wissenschaftler bestätigt anhaltende Bodenhebung bei Svartsengi trotz Eruption
Der Vulkanausbruch bei den Sundhnúkar-Kratern im Svartsengi-System geht weiter. Inzwischen haben sich schon beachtliche Wände aus Lava um die Förderschlote gebildet, so dass man immer weniger von den Lavafontänen sieht. Es lässt sich schwer abschätzen, ob diese kleiner geworden sind. Anhaltender Tremor spricht eher gegen ein signifikantes Nachlassen der Aktivität. Die Lavafontänen füttern einen Lavastrom, der wieder etwas großflächiger unterwegs ist und sich auf der dem Lavafeld bewegt, das sich in den ersten Eruptionsstunden auf einer Fläche von 8 Quadratkilometern gebildet hat. Allerdings sind die am weitesten expandierten Lavafronten inaktiv. Das gilt auch für den Frontabschnitt im Süden, der einige Hundert Meter vor der Küstenstraße stoppte und sich seit gestern nicht mehr bewegte. Momentan ist keine wichtige Infrastruktur gefährdet.
Weiter GPS-Messungen zeugen von der Bodenhebung, auf die ich bereits gestern hinwies. Heute wurde vom IMO-Wissenschaftler Benedikt Gunnar Ófeigsson bestätigt, dass der unterirdische Magmenzufluss in das Reservoire unter Svartsengi nicht stoppte und dass offenbar genug Magma aufsteigt um den Magmenkörper und die Eruption zu speisen. Während den ersten Stunden der Eruption wurden 30 Millionen Kubikmeter Lava ausgestoßen, was deutlich mehr ist, als sich im Magmenkörper seit der letzten Gangbildung am 2. März angesammelt hatte. Ein Beleg dafür, dass nicht nur die frischeste Schmelze eruptionsfähig ist.
Die Bodenhebung wurde auch in einem neuen Interferogramm visualisiert, das nur die Bodenhebung vom 17. und 18. März darstellt, also einem Zeitraum nach Beginn der Eruption. Deutlich sieht man anhand der Einfärbungen, dass die Bodenhebung im Bereich westlich des Geothermalkraftwerks Svartsengi am größten ist.
Benedikt Gunnar meinte gegenüber MBL, dass es so aussieht, als wäre die Eruption stabil. Sie könnte länger anhalten, aber auch recht schnell enden. Mit anderen Worten: Prognosen lassen sich nicht abgeben.
In den Lesernews kommentiert der Islandreisende Axel, dass es bislang keinen Zugang zur Eruptionsstelle für Touristen gibt und es auch nicht so aussieht, als würde dieser in absehbarer Zeit eingerichtet werden. Die Zerstörungen in Grindavik wären aus der Nähe betrachtet größer als man auf Fotos sehen würde, und die Sicherheitskräfte sind hier gebunden und wären sehr wahrscheinlich nicht in der Lage, auch Touristenströme zu kanalisieren.
Vulkanausbruch geht weiter – Keine Abschwächung in Sicht
Auf Island geht der Vulkanausbruch weiter, der am Samstagabend begonnen hat. Obwohl die Eruption von den Geowissenschaftlern erwartet wurde, ließ sich der genaue Zeitpunkt ihres Anfangs nicht bestimmen. Erst ca. 40 Minuten vor der Spaltenöffnung ereignete sich ein Schwarmbeben, das aber deutlich schwächer war als bei den vorangegangenen Ausbrüchen auf Reykjanes. Dabei war bereits nach den ersten Stunden klar, dass es der stärkste Ausbruch der Eruptionsphase an den Sundhnúkar- Kratern ist. Doch nicht nur dieser Umstand ist bemerkenswert, denn es ist auch die am längsten anhaltende Eruption der Serie, die bis jetzt aus 4 Spalteneruptionen besteht.
Tatsächlich hält der Vulkanausbruch an, auch wenn sich die Förderrate der Lava nach den ersten 12 Stunden der Eruption signifikant verringerte. Was wir jetzt sehen, erinnert stark an die letzten beiden Eruptionen am Fagradalsfjall, die sich nach stärkeren Initialphasen auch auf ein niedriges bis moderates Eruptionsniveau einpendelten. Der erste Fagradalsfjall-Ausbruch unterscheidet sich aufgrund seines pulsartigen Charakters von anderen Eruptionen, obwohl es zu Beginn dieses Ausbruchs auch stabilere Phasen gab. Während dieser ungewöhnliche Ausbruch gut 6 Monate dauerte, hielten die beiden anderen Ausbrüche 2 bis 3 Wochen an. Eine Dauer, die der aktuelle Ausbruch auch annehmen könnte, wobei das jetzt keine Prognose sein soll.
Anzeichen, dass die Eruption in den nächsten Stunden aufhören könnte, sehe ich momentan nicht: der Tremor bewegt sich auf gleichbleibendem Niveau seitwärts und die Bodenhebung bei Svartsengi hält an, auch wenn sich der Boden weniger schnell hebt als vor dem Ausbruch. Die Hebung zeigt, dass mehr Magma aus der Tiefe aufsteigt als eruptiert wird, und solange die Förderkanäle frei bleiben und der Gasdruck nicht nachlässt, wird auch die Eruption weitergehen. Ob der Vulkanspotter etwas davon hat, liegt in der Entscheidungsgewalt isländischer Behörden.
Meiner Meinung nach wäre das Gefahrenpotenzial durchaus vertretbar, wenn man eine der umliegenden vulkanischen Erhebungen auf denen die Livecams stehen, als Aussichtspunkt für Touristen freigeben würde. Und klar, eine Eruption kann sich immer anders entwickeln als Experten meinen: ein Restrisiko bleibt in einer aktiven Vulkanregion immer bestehen. Man darf auch nicht vergessen, dass das Wetter auf Island noch winterlich ist und plötzlich auftretende Wetterumschwünge eine zusätzliche Gefahr für Vulkanwanderer darstellen.
Der Vulkanausbruch ist stabil und Lava ist weiterhin unterwegs
Auf Reykjanes ist der neue Vulkanausbruch weiterhin im Gang und es sieht so aus, als hätte sich die Eruption auf einem stabilen Niveau eingependelt. Die Erdbebentätigkeit ist gering, dafür bewegt sich der Tremor auf dem gleichen Niveau seitwärts, dass er gestern eingenommen hat.
Betrachtet man die Húsafell-Livecam, dann sieht man, dass sich um den noch aktiven Part der Spalte bereits ein Lavawall aufbaut, der zu einem Kegel heranwachsen könnte. Mehrere Lavafontänen speisen einen Lavastrom, der sich flächig um das Eruptionszentrum herum ausbreitet.
Ob der Lavastrom in Richtung Süden weiterhin mit Nachschub versorgt wird, wurde heute Morgen noch nicht kommuniziert. Gestern Abend verlangsamte er sich weiter und bewegte sich zuletzt mit einer Geschwindigkeit von 12 m/h auf die 250 m entfernte Straße zu. Wenn sich der Lavastrom über Nacht mit dieser Geschwindigkeit weiter bewegt haben sollte, müsste er jetzt die Hälfte der Strecke geschafft haben.
Inzwischen wurden von den Forschern auch erste Zahlen zum Ausbruch veröffentlicht: sie bestätigen, dass es in Bezug auf die Fördermenge der ersten Eruptionsstunden der stärkste Ausbruch dieser Eruptionsphase war. Innerhalb von 21 Stunden wurden ca. 30 Millionen Kubikmeter Lava ausgestoßen, die eine Fläche von fast 8 Quadratkilometern bedeckt. Die Maximale Förderrate lag bei mehr als 700 Kubikmeter pro Sekunde. Zum Vergleich: bei der bislang stärksten Eruption am 8. Februar lag die Rate bei 600 Kubikmeter pro Sekunde. Innerhalb von 31 Stunden wurden 22 Millionen Kubikmeter Lava eruptiert, die sich auf einer Fläche von 4,2 Quadratkilometern ausbreitete. Allerdings richtete diese Eruption mehr Schaden an als der aktuelle Vulkanausbruch, wobei dieser ja noch weitergeht und es unklar ist, ob es nicht doch noch zu Schäden kommt. Doch ich rechne mehr damit, dass sich die Lava nicht mehr so weit vom Eruptionszentrum entfernt, solange sich die Förderrate nicht erhöht.
Interessant ist, dass die GPS-Messungen andeuten, dass die Subsidenz bei Svartsengi stoppte und sich der Boden sogar wieder anfängt zu heben, obwohl die Eruption noch im Gang ist. Aus der Tiefe steigt also mehr Magma auf, als an Lava aktuell eruptiert wird.
Erdbeben am Bardarbunga
Übrigens gab es heute Nacht ein Erdbeben der Magnitude 4,4 am subglazialen Vulkan Bardarbunga. Es ereignete sich in 7,4 km Tiefe und hatte ein Epizentrum, das 2,8 Kilometer nordöstlich der Caldera lag.
Vulkanausbruch bei Svartsengi geht weiter – Zittern um Straße und Leitungen
Im Laufe des Tages zeigte die Eruption auf der isländischen Reykjaneshalbinsel ein stabiles Verhalten. Laut IMO spritz an drei Stellen entlang der ursprünglich 3 Kilometer langen Spalte Lava aus dem Boden. Am intensivsten ist die Aktivität im unteren Drittel der Spalte, was man auf der Husafell-Livecam gut sehen kann. Dort schießen noch kleine Lavafontänen auf einem ca. 100 m langen Teilstück der Spalte in die Höhe. Sie speisen überwiegend den Lavastrom, der in Richtung Süden fließt und dort auf die Küstenstraße zuhält. Ein Teil der zuvor eruptierten Schmelze sammelte sich offenbar in einem sekundären Lavapool, der tagsüber abfloss.
Die Lavafront bewegte sich heute Nachmittag nur noch um 20 Meter pro Stunde vorwärts und war einige Hundert Meter von der Küstenstraße (Suðurstrandarvégur) entfernt. Laut einem Bericht des Senders RUV betrug die Entfernung der Lavafront bis zur Küste um 13 Uhr noch gut 1000 m. Von der Straße zur Küste sollen es 350 m sein. Sollten die Entfernungsangaben stimmen, ist es fraglich, ob die Lava die Straße ohne eine Verstärkung der Aktivität noch erreichen kann. Allerdings verlaufen vor der Straße auch noch wichtige Versorgungsleitungen nach Grindavik, darunter ein Glasfaserkabel für die Kommunikation. Sollte die Lava die Straße erreichen, hätte das wieder entsprechende Konsequenzen für den geplagten Ort.
Im Westen überquerte die Lava die Hauptstraße nach Grindavik und dürfte auch die Blaue Lagune wieder vom Verkehr abgeschnitten haben. Sie stoppte gut 200 m von wichtigen Versorgungsleitungen entfernt. Es dürfte interessant werden, zu sehen, ob es den Isländern wieder in Rekordzeit gelingt, die Straße im Eiltempo zu reparieren.
Der Tremor fiel nach der Initialphase der Eruption fast genauso schnell wieder ab, wie er anstieg. Er stabilisierte sich auf einem niedrigen bis moderaten Niveau und bewegte sich seitwärts. Es könnte also sein, dass der Vulkanausbruch nicht ganz so schnell endet wie seine Vorgänger. Die GPS-Messungen deuten an, dass die Subsidenz gestoppt ist bzw. weitaus langsamer verläuft als heute Nacht. Wissenschaftliche Prognosen über den weiteren Verlauf der Eruption lassen sich nicht stellen, allerdings waren die letzten Eruptionen kurzlebig und man nimmt einen ähnlichen Verlauf an. Auf der anderen Seite lässt sich nicht ausschließen, dass der Vulkanausbruch noch ein Weilchen so weiter geht oder sogar wieder verstärkt. Schmelze wäre dafür genug im System vorhanden.
Die Schutzwälle haben übrigens überraschend gut funktioniert und die Lavaströme von Grindavik ferngehalten.
Die seismische- und magmatische Aktivität auf der Reykjaneshalbinsel erwachte in einem langsamen Prozess, der sich über mehrere Jahre hinzog und von einer Häufung von Schwarmbeben eingeleitet wurde, die sich ab 2019 signifikant steigerten und von Bodenhebung infolge von Magmenaufstieg begleitet wurden. Nach den ersten Magmenintrusionen im Svartsengisystem verlagerte sich die Aktivität zum Fagradalsfjall, wo es zwischen März 2021 und Juli 2023 zu 3 Eruptionen kam. Im Herbst 2023 verlagerte sich die Aktivität wieder ins Svartsengisystem.
Seit dem 25. Oktober 2023 kam und kommt es bei Svartsengi erneut zu Erdbebenschwärmen und Intrusionen. Am 25. Oktober begann ein starker Erdbebenschwarm mit Magnituden von bis zu 4,5 im Fagradalsfjall- und Thorbjörn-Gebiet, begleitet von mehr als 7000 registrierten Erdbeben bis zum 28. Oktober. Am 28. Oktober zeigte sich eine Bodenerhebung im Thorbjörn-Gebiet nahe der Blauen Lagune, was auf eine Magmaintrusion hinwies. Diese Bodenhebung verlief schneller als bei früheren Ereignissen. Innerhalb von 48 Stunden hob sich der Boden um 3 cm an. Das Icelandic Meteorological Office erhöhte am 28. Oktober die Warnstufe für den Luftverkehr in der Region auf gelb.
In der Gemeinde Grindavik begann man sch auf den Ernstfall eines Vulkanausbruchs vorzubereiten.
Die Erdbebentätigkeit intensivierte sich wieder, und am 3. November ereigneten sich mehrere Erdbeben, darunter eines mit einer Magnitude von 4,2. Es wird vermutet, dass die Ursache eine Magmaintrusion in 5 km Tiefe war. Die Hebungen des Geländes hielten weiter an, und es wurde mit weiteren Erdbeben gerechnet.
Am 6. November bestätigte IMO die Bildung eines größeren Magmenkörpers unter dem Bereich des Geothermalkraftwerks Svartsengi. Pläne für den Umgang mit einem Ausbruch wurden diskutiert, darunter das Kühlen von Lavaströmen und die Einrichtung von Schutzdämmen. Am 8. November kündigte der Zivilschutz den Bau von Schutzdeichen um das Kraftwerk an. Am Folgetag wurde das Thermalressort Blaue Lagune geschlossen.
Riftbildung: Am 10. November 2023 begann ein extrem starker Erdbebenschwarm nördlich von Grindavík. Der Katastrophenschutz erklärte Grindavík zur Gefahrenzone. Aufgrund starker Erdbeben mit Magnituden über 5 wurde nachts begonnen, die Stadt zu evakuieren. Man fürchtete die Öffnung einer Eruptionsspalte innerhalb der Stadtgrenzen. Eine Magmaintrusion verursachte einen 15 km langen Riss unter der Erdoberfläche, der nordöstlich von Grindavík begann, unter der Stadt verlief und sich bis ins Meer erstreckte. Es hatte sich ein Rift gebildet in das Magma eindrang. In den folgenden Tagen wurde ein Vulkanausbruch befürchtet, doch dieser sollte von gut 5 Wochen auf sich warten lassen. Doch die Riftbildung hatte in Grindavik einiges an Schäden verursacht und große Risse zogen sich durch die Stadt.
Eruption 1: Am Abend des 18. Dezember 2023 brach eine rund drei Kilometer lange Spalte nördlich von Grindavík aus, östlich des Sýlingarfells und von Svartsengi im Bereich der alten Sundhnúkur-Kraterreihe. Die Lava floss in Richtung Norden mit einer geschätzten Menge von etwa 100 Kubikmeter pro Sekunde. Die Arbeiter, die den Schutzwall um das Geothermiekraftwerk Svartsengi und die Blaue Lagune errichteten, wurden vorübergehend abgezogen, da die Lage unübersichtlich war. Die Intensität des Ausbruchs nahm schnell ab, und bis zum Nachmittag des 20. Dezembers 2023 waren nur noch zwei Stellen aktiv, wobei der Lavafluss auf ca. 10 m³/s verringert war. Die Lava, ein tholeiitischer Basalt, ähnelt dem der drei Ausbrüche beim Fagradalsfjall, war jedoch etwas „gereifter“, was darauf hindeutete, dass sie einige Zeit geruht und sich abgekühlt hat, wodurch chemisch-physikalische Veränderungen stattfanden. Am Morgen des 21. Dezembers 2023 konnte keine Ausbruchsaktivität mehr festgestellt werden, aber die Erdbebentätigkeit nahm wieder zu, ebenso wie die Hebungen bei Svartsengi.
Eruption 2: Am 14. Januar 2024 brach um 7:57 Uhr (UTC und Ortszeit) erneut ein Vulkan aus, wobei Grindavík betroffen war und bis zum nächsten Tag drei Häuser zerstört wurden. Die Eruption erfolgte entlang zweier Spalten: eine rund 1500 Meter lange Spalte außerhalb der Stadt hinter dem Schutzwall und eine weitere, etwa 150 Meter von der Stadtgrenze entfernt. Am 15. Januar ließ die Aktivität nach und die Eruption an der südlichen Spalte bei Grindavík endete. Allerdings floss Lava weiterhin aus der nördlichen Spalte, wobei der Schutzwall dort seine Effektivität unter Beweis stellte. Bis zum 16. Januar waren die Lavaförderungen vollständig zum Erliegen gekommen.
Eruption 3: Am 8. Februar 2024 brach gegen 6:00 Uhr Ortszeit erneut ein Ausbruch aus. Eine rund 3 Kilometer lange Spalte öffnete sich zwischen den Bergen Sundhnúkur im Süden und dem Stóra-Skógfell im Norden. Die Lava floss hauptsächlich in westlicher Richtung. Das Thermalbad Blaue Lagune musste kurzzeitig evakuiert werden. Die Lava bewegte sich relativ schnell mit einer Geschwindigkeit von etwa 500 Metern pro Stunde und überquerte gegen 11:00 Uhr Ortszeit den Grindavíkurvegur S43. Sie floss weiter entlang des Bláalónsvegurs T426 nördlich außerhalb des Schutzwalls und beschädigte gegen 13:00 Uhr eine Heißwasser-/Fernwärmeleitung, die die Reykjanes-Halbinsel versorgt. Um etwa 14:00 Uhr wurde die Svartsengi-Stromleitung vorübergehend außer Betrieb genommen aus Angst, dass die Lava die Strommasten beschädigen könnte. Als sich herausstellte, dass die Schutzmaßnahmen an den Masten wirksam waren, wurde der Stromtransport durch diese Leitung um etwa 18:00 Uhr wieder aufgenommen. Der Lavastrom kam etwa 500 Meter nordöstlich des Thermalbads Blaue Lagune zum Stillstand.
Es wurde deutlich, dass auch dieser Ausbruch von kurzer Dauer war. Die Arbeiten zur Wiederherstellung der Fernwärmeversorgung und die Reparatur der unterbrochenen Straße dauerten gut 2 Wochen. Sofort nach dem Ausbruch setzte erneut Bodenhebung ein und Magma stieg weiter auf.
Am 2. März manifestierte sich ein weiterer magmatischer Gang, doch ein Vulkanausbruch blieb überraschend aus. Dieser folgte dann 2 Wochen später.
Eruption 4: Am 16. März 2024 begann eine weitere Eruption. Wieder bildete sich eine gut 3 Kilometer lange Spalte im Bereich der Sundhnúkur-Kraterreihe. Es wurde sehr viel Lava ausgestoßen, die u.a. auf Grindavik zufloss. Die inzwischen fertiggestellten Dämme lenkten die Lava ab, so dass der südliche Strom in Richtung Meer floss, doch kurz vor der Küste stoppte die Lava.
Seismizität auf Island an verschiedenen Lokalitäten
Die Erdbebentätigkeit auf Island ist weiterhin erhöht und in den letzten 48 Stunden registrierte das seismische Netzwerk von IMO 225 Erschütterungen, die in der Tabelle auf der Website der Meteorologiebehörde aufgelistet sind. Besonders auffällig ist die Aktivität unter dem größten Gletscher Europas, dem Vatnajökull. Hier befinden sich die beiden Zentralvulkane Grimsvötn und Bardarbung. Nördlich des Gletschers liegen die Askja und der Herdubreid. In diesem Gebiet wurden 24 Erschütterungen registriert. Die Bodenhebung unter Grimsvötn und Askja hat nachgelassen und es wird an beiden Vulkanen eine leichte Subsidenz angezeigt.
Im Fokus des Interesses steht nach wie vor die Erdbebentätigkeit auf der Reykjaneshalbisnel, wo sich im Beobachtungszeitraum der letzten zwei Tage 174 schwache Erdstöße manifestierten. Die meisten Beben gab es entlang der Spaltensysteme von Svartsengi, Fagradalsfjall und im Krysuviksystem. Während die Bodenhebung bei Svartsengi weitergeht, zeigen die GPS-Messungen am Fagradalsfjall einen unregelmäßigen Verlauf der Messkurve an. Bei den Schwankungen kann es sich um messetechnische Schwankungen handeln. Interpoliert man den Kurvenverlauf, kristallisiert sich aber ebenfalls ein Anhalten der Hebung heraus, auch wenn einige Messpunkte das Gegenteil behaupten.
Magma bleibt in der Erdkruste über Jahrzehnte geschmolzen
Seit der letzten Gangbildung vor 2 Wochen hat sich der Magmenaufstieg unter Svartsengi etwas verlangsamt und reduzierte sich von 5 auf 4 Kubikmeter pro Sekunde, was allerdings immer noch eine beachtliche Menge darstellt. Da bei keiner der Eruptionen nach der Riftbildung vom 10. November auch nur annähernd die ganze Schmelze aus dem Hauptmagmenkörper abgeflossen ist, hat sich dort eine beachtliche Menge Schmelze angesammelt und es könnte jederzeit eine größere Eruption beginnen.
Es wurde immer wieder darüber spekuliert, ob die akkumulierte Schmelze überhaupt noch nach Monaten fließfähig ist. Ein Beispiel verdeutlicht aber, dass Magma in der Erdkruste sehr gut isoliert ist und über lange Zeiträume fließfähig bleiben kann. Dies zeigt der Umstand, dass man bei Geothermiebohrungen auf Island schön öfter alte Magmenkörper anbohren wollte und scheiterte, weil frische Schmelze in die Bohrlöcher eindrang. Im Jahr 2009 geschah das an der Krafla, als man in nur 2100 m Tiefe bereits auf fließfähiges Magma traf. Die eruptive Phase der Krafla ereignete sich zwischen 1975 und 1984. Wenigstens ein Teil des Magmas war noch nach 25 Jahren geschmolzen. Die Krafla-Ausbruchsserie wird gerne als Vergleich zu den aktuellen Ereignissen auf Reykjanes herangezogen.