Island: Schwarmbeben bei Eldey am 5. Mai

Vulkanausbruch bei Svartsengi schwächelt – Erdbeben nehmen zu

Während die sichtbare vulkanische Aktivität am Krater bei Sundhnukar weiter abgenommen hat und nur noch Lavaspattering zu sehen ist, das man tagsüber praktisch nicht sieht, nimmt die Erdbebenaktivität umgekehrt proportional zur Abnahme der vulkanischen Aktivität zu. Über das Wochenende gab es immer wieder kleinere Erdbebenschwärme in den Spaltensystemen Svartsengi, Fagradalsfjall, Krysuvik und Brennisteinsfjöll, wo es überwiegend am Blafjöll bebte. Auf Reykjanes wurden innerhalb von 48 Stunden 133 Erschütterungen detektiert.

Den stärksten Erdbebenschwarm der letzten Stunden gab es gestern offshore, genauer bei der kleinen Insel Eldey auf dem Reykjanesridge. Vor der Südwestspitze der Halbinsel ereigneten sich etwa 200 Erdbeben. Das stärkste Beben manifestierte sich gestern um 20:33:52 UTC und brachte es auf Mb 3,5 und hatte ein Hypozentrum in 10 Kilometern Tiefe. Sein Epizentrum wurde 4,1 km westlich von Eldeyjardrangur verortet. Insgesamt hatten 3 Beben Magnituden im Dreierbereich. Die IMO schreibt dazu, dass es in der Region öfter zu Erdbebenschwärmen kommt. Der letzte ereignete sich Mitte Februar, als es Hunderte Erdbeben gab. Man geht nicht davon aus, dass dieser Erdbebenschwarm weitere Spannungen bei Svartsengi auslöst. Dennoch könnte er in Verbindung mit dem allgemeinen Erwachen der seismischen und magmatischen Aktivität der Region stehen und ein Indiz dafür sein, dass man auf Reykjanes mit weiteren Eruptionen rechnen muss.

Ein weiteres Indiz dafür ist die anhaltende Bodenhebung im Bereich von Svartsengi. Hier hob sich der Boden seit Eruptionsbeginn am 16. März um 16 Zentimeter. Seit Beginn der Hebungsphase im Jahr 2020 summierten sich insgesamt 60 Zentimeter Bodenhebung. Da die Eruption noch anhält und ein Teil des aufsteigenden Magmas eruptiert wird, verläuft die Kurve des Graphen zur Bodenhebung nicht so steil wie zuvor. Doch seit Samstag sieht es so aus, als würde sich die Kurve versteilen und somit die Bodenhebung etwas beschleunigen. Doch das ist eine erste vorsichtige Einschätzung. Um den Trend zu bestätigen, bedarf es noch einiger Tage weiterer Messungen.

Nach wie vor besteht Unsicherheit darüber, wie es bei Svartsengi weitergehen wird. Es gibt drei Szenarien: Bodenhebung und Eruption stoppen, die bestehende Eruption verstärkt sich, es beginnt eine neue Eruption. Derzeit halte ich das letztere Szenario für das wahrscheinlichste.

Island: Hornito wächst im Krater

Ein Hornito wächst im Krater von Sundhnukar – Schwarmbeben entlang der Spalte

Am aktiven Kegel auf der Sundhnukar-Kraterkette ändert sich die Art der Aktivität langsam. Es scheint weniger Lava zu fließen, und im Krater baut sich ein interner Kegel in Form eines Hornitos auf, ein weiteres Indiz dafür, dass der ursprüngliche Lavapool im Krater an Substanz verloren hat und stattdessen mehr Lavaspattering stattfindet. Eine ähnliche Genese durchlief der Fagradalsfjall während seiner ersten Aktivitätsperiode, bevor es zu den pulsartigen Lavafontänen kam. Ob es sich hier ähnlich verhalten wird, ist allerdings weiter ungewiss. Gewiss ist, dass der Tremor rückläufig ist und den tiefsten Stand seit Eruptionsbeginn am 16. März erreicht hat. Aber noch ist der Ofen nicht aus, und es könnte praktisch jederzeit eine Verstärkung der Aktivität stattfinden, denn unter Svartsengi steigt weiterhin Magma auf, das sich im flachen Reservoir sammelt und offenbar nicht gleich in Richtung Sundhnukar abfließt. Dadurch steigt der Druck im Speichersystem, bis ein kritischer Schwellenwert überschritten wird. Dieser wurde bei den vorherigen Ereignissen meistens erreicht, wenn sich im Reservoir zwischen 8 und 13 Millionen Kubikmeter Schmelze befunden haben. Es kann nicht mehr lange dauern, bis die 13-Millionen-Kubikmeter-Marke erreicht ist.

Die Frage ist natürlich, was im Untergrund passieren muss, damit das Magma vom Reservoir ins Fördersystem gelangt und es zur Intrusion oder Eruption kommt, und warum es nicht einfach das flache Speicherreservoir in 4-5 Kilometer Tiefe durchfließt, um am aktiven Krater zu eruptieren. Wahrscheinlich muss ein Widerstand im Untergrund überwunden werden, und dazu ist nicht immer die gleiche Kraft nötig. Der Gasdruck im Reservoir muss steigen, bis der Widerstand überwunden werden kann und sich eine größere Menge Schmelze auf den Weg macht. Sobald diese abgeflossen ist, setzt sich eine Kettenreaktion in Gang, da durch die Druckentlastung die Schmelze entgast und so weiter aus dem Reservoir getrieben wird. Das Magma steigt auch nicht senkrecht nach oben auf, sondern zweigt in einem vergleichsweise flachen Winkel zur Seite ab, bis jetzt immer in Richtung Westen.

Heute kam es jedenfalls zu einer weiteren Steigerung der Erdbebentätigkeit im Bereich von Svartsengi und den angrenzenden Spaltensystemen auf Reykjanes. Zahlreiche Beben gab es auch am Bláfjallaskáli. Die IMO registrierte in den letzten 2 Tagen 132 Erschütterungen auf der Halbinsel. Auf Gesamtisland waren es 171 Erschütterungen. Unter dem Bardarbunga gab es auch wieder mehrere Erschütterungen.

Island: Erdbebenaktivität am 3. Mai erhöht

Zunahme der Erdbebenaktivität auf Reykjanes – Spannungen steigen

Langsam aber stetig nimmt die Erdbebenaktivität unter der Reykjaneshalbinsel auf Island zu. Ein Anzeichen dafür, dass die Spannungen im Boden steigen, die durch die anhaltende Bodenhebung bei Svartsengi ausgelöst werden. Hier akkumuliert sich Magma in ca. 5 Kilometern Tiefe. Die Geschwindigkeit der Hebung ist weitestgehend konstant. Eine vermutete Abnahme am Wochenende bestätigte sich nicht, und so steigt auch langsam die Spannung bei denjenigen, die die Geschehnisse auf Island seit Monaten verfolgen. Dabei scheint es weniger eine Frage zu sein, ob etwas passiert, als wann es zu einer neuen Intrusion kommt, die sogar in einem weiteren Vulkanausbruch gipfeln könnte. Vulkanologen vermuten, dass es zu einer weiteren Spaltenöffnung im Areal der aktuellen Eruption kommen könnte oder dass diese sich verstärkt.

Der Ausbruch selbst geht weiter, und subjektiv betrachtet kam mir der Vulkan heute Morgen etwas aktiver vor als zuvor. Nachts kam es auch zum Durchbruch eines kleinen Lavastroms, der sich einen Weg an der westlichen Basis des Kraterkegels bahnte. Auch wenn nur wenig Schmelze an der Oberfläche unterwegs ist, fließt doch noch Lava durch unterirdischen Tunnel, so dass das Lavafeld in Kraternähe immer mächtiger wird. Eine neue Sentinel-Aufnahme zeigt eine schwache Wärmestrahlung von einer Lavafront an der Oberfläche, die sich nahe des Dammes im Norden von Grindavik befindet.

Schaut man sich die Erdbebenkarte von Island genauer an, dann erkennt man auch eine erhöhte Erdbebentätigkeit im Bereich des Vatnajökulls. Hier gab es einige Erschütterungen in Nähe von Grimsfjall und beim Öræfajökull wo sich das dritte große Vulkanmassiv unter dem Vatnajökull verbirgt.

Innerhalb von 48 Stunden detektierte IMO 180 Beben unter ganz Island. 121 Erschütterungen ereigneten sich unter Reykjanes. Viele dieser Beben lagen im Bereich des magmatischen Gangs bei Sundhnúkur, aber auch an den Spaltensystemen vom Fagradalsfjall und Krysúvik bebte es häufig. Einige der Erschütterungen hatten Magnituden im Zweierbereich. Somit nimmt nicht nur die Anzahl der Beben zu, sondern auch ihre Stärke.

Island: Gefahrenkarte wurde aktualisiert

Sichtbare Aktivität am Krater lässt nach – Trotzdem Erhöhung der Gefahrenstufe für Grindavik

Heute wird das Wetter auf der isländischen Reykjaneshalbinsel vom Nebel dominiert, und nicht jede LiveCam zeigt einen freien Blick auf den noch aktiven Krater bei Sundhnukar, denn die Kameras auf den Erhebungen liegen teilweise in den Wolken. Dort, wo der Blick möglich ist, sieht man ein wenig glühende Tephra über den Kraterrand spritzen, doch wir sind ein gutes Stück von der Aktivität entfernt, wie wir sie in den letzten Wochen sehen durften. Inzwischen ist auch der sichtbare Teil des Lavastroms zum Erliegen gekommen. Heute Nacht gab es einen kurzen Lavadurchbruch an der Basis des Kegels, doch er währte nicht lange. Drohnenaufnahmen zeigten gestern einen deutlichen Rückgang des Lavaspiegels im Krater, und es sieht so aus, als würde er nicht mehr lange durchhalten und seine Aktivität in den nächsten Tagen einstellen, vorausgesetzt, es kommt nicht zu einem Schub frischer Schmelze. Damit rechnen die Vulkanologen auf Island bereits seit Tagen.

In einem IMO-Bericht vom 30. April – der bis jetzt nur auf der isländischen Seite veröffentlicht wurde – heißt es, dass sich die Förderrate der Lava bereits in der Vorwoche auf etwa 1 Kubikmeter pro Sekunde reduziert hatte. Zuvor war die Rede davon, dass sie nach wie vor bei 3 Kubikmetern pro Sekunde gelegen haben soll, was ich bezweifelte.

Es liegen auch neue Daten zum Lavafeld vor: Es bedeckt eine Fläche von 6,16 Quadratkilometern, hat eine Mächtigkeit von durchschnittlich 5,5 Metern und ein Volumen von 34 Millionen Kubikmetern, wobei die Toleranz bei fast 2 Millionen Kubikmetern liegt.

Die Auswertung der aktuellen Daten bestätigt einen weiteren Magmenaufstieg in das flach gelegene Reservoir unter Svartsengi. In dem Bericht heißt es noch, dass die Bodenhebung nachgelassen habe. Bei gleicher Rate des Magmenaufstiegs würde das dann eine zusätzliche Komprimierung der Schmelze im Speichersystem bedeuten, wodurch der Druck steigt und das Eruptionsrisiko zunimmt. Inzwischen zeigen die GPS-Messungen aber, dass sich der Boden mit ähnlicher Geschwindigkeit hebt wie vor dem vermeintlichen Nachlassen der Hebung. Wie dem auch sei, inzwischen haben sich mehr als 10 Millionen Kubikmeter Magma im Reservoir angesammelt, und das Zeug wird über kurz oder lang raus wollen.

Die Risikobewertung wurde wieder aktualisiert. Die IMO-Forscher sehen ein geringeres Risiko, dass durch den Auswurf von Pyroklastika in der Nähe des Kraters besteht. Dafür wurde die Risikoeinschätzung für Grindavik in Bezug auf Lavaströme im Stadtgebiet erhöht. Grund hierfür lieferte am Wochenende die kleine Lavazunge, die über den Damm geflossen war. An einigen Stellen überragt die Lava die Schutzwälle um bis zu 4 Meter. Es stellt sich die Frage, ob unterirdisch noch Lava durch Tunnel fließt.

Island: Erhöhte Erdbebenaktivität am 1. Mai

Erdbebenaktivität an 2 isländischen Vulkanen erhöht – Bodenhebung bei Svartsengi hält doch an

Während der Vulkanausbruch auf Island auf niedrigem Niveau weitergeht, steigerte sich die Erdbebenaktivität wieder. Erdbeben gibt es natürlich auf der Reykjaneshalbinsel. Hier konzentrieren sie sich auf die Bereiche der aktiven Sundhnukar-Spalte, aber auch auf den Keilir im Fagradalsfjallsystem und am benachbarten Krysuvik. Hier stehen die Erdbeben wahrscheinlich mit den Spannungen in Zusammenhang, die von der Bodenhebung bei Svartsengi verursacht werden. Doch besonders am Fagradalsfjall hebt sich auch der Boden, wobei unklar ist, ob das Auswirkungen der Intrusion bei Svartsengi sind, oder ob sich hier tatsächlich Magma akkumuliert. Glaubt man dem letzten Modell des Speichersystems, dann steckt im tiefen Untergrund bei Fagradalsfjall der größere Magmenkörper, von dem die Schmelze aus aufsteigt, die den flacher gelegenen Magmenkörper unter Svartsengi speist. Hier könnte sich eine weitere Magmenakkumulation in dem tieferen Magmenkörper, also bei Fagradalsfjall, bemerkbar machen. Doch klar ist auch, dass die Vorstellungen, die wir bisher von den Mamgenkörpern haben nur Denkmodelle sind und nicht auf wissenschaftlich bewiesenen Fakten beruhen! Das erschwert natürlich jedwede Prognose.

Erst gestern postete ich in meinem Islandupdate, das der isländische Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson davon ausging, dass die Bodenhebung bei Svartsengi stoppte und dass das ein Signal für eine bevorstehende Aktivitätssteigerung am aktiven Krater sei. Davon ist bis jetzt nichts zu sehen! Der Vulkanausbruch plätschert so vor sich her und der Tremor fluktuiert leicht. Die GPS-Daten zur Bodenhebung haben sich wieder normalisiert, was heißt, dass die Bodenhebung offenbar wie zuvor anhält. Vielleicht hebt sich der Boden etwas langsamer als zuvor. Eine kurzfristige Aktivitätssteigerung blieb also aus. Ich rechne eher mittelfristig mit neuen Ereignissen: Entweder wird es in den nächsten Wochen eine Aktivitätssteigerung am aktuell aktiven Krater geben, oder es tut sich etwas Neues auf.

Erdbeben an der Askja

Interessant ist auch die Seismizität an der Askja. Hier wurden innerhalb von 48 Stunden 17 Erschütterungen festgestellt. Die Beben konzentrieren sich allerdings weniger auf die Caldera, sondern manifestieren sich am 12 Kilometer entfernten Herdubreid. Momentan ist es schwierig, die Bodenhebung zu verifizieren, da die Messwerte nach einem Geräteausfall verrückt spielen. Es könnte zu einer Absenkung des Bodens gekommen sein. Dennoch akkumulierte sich eine beachtliche Bodenhebung von ca. 80 Zentimetern, so dass es hier jederzeit zu einem Ausbruch kommen könnte.

Island: Bodenhebung hat nachgelassen

Die Bodenhebung bei Svartsengi hat offenbar nachgelassen – Tremor am Vulkankrater steigt

Am Sundhnukar-Krater auf Island hat der Tremor in den letzten Stunden zugenommen. Meiner Meinung nach sieht man auf den Livecams aber keine Aktivitätszunahmen. Tatsächlich spritzt nur selten glühende Lava über den Kraterrand hinaus und es sieht so aus, als wäre der Lavastrom am Fuß des Kraterkegels fast zum Erliegen gekommen. Diesen Beobachtungen widerspricht aber der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson, der in einem MBL-Interview meinte, dass sich der Lavaausstoß am Krater auf ca. 6 Kubikmeter pro Sekunde verdoppelt hat. Sollte dem so sein, dann fließt die Lava wahrscheinlich direkt in ein Tunnelsystem ab, ohne erst großartig an der Oberfläche auszutreten.

Die GPS-Daten deuten an, dass die Bodenhebung im Bereich von Svartsengi stark nachgelassen hat und evtl. sogar ganz stoppte. Þorvaldur interpretierte das so, dass der flach gelegene Magmenkörper voll sei und keine weitere Schmelze aufnehmen könne. Diese würde nun 1:1 am Vulkan ablaufen. Der Vulkanologe rechnet entweder damit, dass die im Magmenreservoire gespeicherte Schmelze dort langsam abkühlt und erstarrt, oder dass sich in den nächsten Tagen eine signifikante Aktivitätssteigerung bei der Sundhnukar-Kraterreihe ereignen wird.

Einige IMO-Wissenschaftler meinten noch heute Früh, dass man weitere Daten abwarten müsse, bevor man wirklich sagen kann, ob der Bodenanstieg nachgelassen hat. Sie wollten sich heute Mittag beraten und dann erst ein Urteil fällen. Bjarki Kaldalóns Friis wies darauf hin, dass in den letzten Monaten eine Verlangsamung der Hebungsrate einige Tage vor einer neuen Eruption oder Gangbildung eingesetzt hatte.

Letztendlich ist es natürlich auch möglich, dass der Magmennachschub aus der Tiefe irgendwann aufhört und die Tätigkeit vorerst endet. Doch die Wissenschaftler sind sich einig, dass die nächsten Jahrzehnte auf der Reykjaneshalbinsel unruhig sein werden und es zu weiteren Vulkanausbrüchen kommen wird.

Ich persönlich finde die Vorgänge auf Island hochgradig interessant. Ich halte eine Ativitätssteigerung am aktiven Krater für genauso möglich wie die Bildung neuer Risse. Beide Szenarien haben wir während der ersten Fagradalsfjall-Eruption gesehen. Allerdings bildeten sich neue Risse, bevor sich die Eruption an dem Krater etablierte, den wir heute mit dem Fagradalsfjall verbinden, und der im späteren Eruptionsverlauf zu Pulsen anfing. Doch auch wenn die Eruptionen am Fagradalsfjall und die aktuellen bei Sundhnukar aus der gleichen tiefen Magmaquelle gespeist wurden bzw.- werden, gibt es Unterschiede im Zwischenspeicher- und Fördersystem, so dass man hier mit Prallelen vorsichtig sein muss.

Übrigens, schaut man sich die jüngsten GPS-Daten der 4-Stunden-Charts an, bekommt man Zweifel an der These einer Entschleunigung der Bodenhebung.

Island: Lavastrom überwindet Damm

Lavastrom überwindet Damm nördlich von Grindavik – Noch keine neue Bedrohungslag in der Stadt

Obwohl man auf den Livecams nicht viel Aktivität am Krater auf der Sundhnukar-Spalte sieht, fließt unterirdisch mehr Lava, als man es meinen könnte. Einer dieser unterirdisch fließenden Lavaströme erreichte heute den Damm L12, der nördlich von Grindavik liegt und die Stadt vor Lava schützen soll. Klammheimlich hatte die Lava das Lavafeld immer weiter anwachsen lassen, bis es so mächtig war, wie der Damm hoch. Heute kam es dann zu einem Durchbruch der Lava an der Front auf Höhe der Deichkrone der Befestigungsanlage und überfloss diese. Doch der Lavavorstoß ist noch relativ klein und es besteht augenblicklich keine Gefahr, dass die Lava die Stadt erreicht.

Lovísa Mjöll Guðmundsdóttir, Naturgefahrenexpertin beim Isländischen Meteorologischen Amt, bestätigt dies in einem Interview mit einer Nachrichtenagentur. Sie sagt, dass die Angelegenheit in den Händen des Aktionskomitees in der Region liege und dass die Situation genau überwacht werde.

Laut Lovísa brodelt der Krater immer noch und die Situation ist weitgehend unverändert. Es besteht jedoch mehr Unsicherheit über die Zukunft, da die Bodenhebung trotz des anhaltenden Ausbruchs stetig zunimmt. So ein Phänomen wurde bis jetzt noch an keinem isländischen Vulkan beobachtet und stellt die Forscher vor einem Rätsel.

„Es besteht die Möglichkeit, dass sich ein Spalt ohne große seismische Aktivität öffnen könnte“, sagt Lovísa und fordert die Menschen dringend auf, nicht zum Ausbruchszentrum zu gehen.

Bodenhebung bei anhaltender Eruption gibt Forschern Rätsel auf

Ähnlich äußerte sich heute der bekannte Geophysiker Páll Einarsson in einem RUV-Interview. Er meinte, dass sich bei anhaltender Eruption der Boden so stark hebt, sei sehr ungewöhnlich. „Wenn der Druck in der Kammer, die ihn versorgt, zunimmt, würde man erwarten, dass die Eruption allmählich zunimmt, aber das ist nicht der Fall.“ Damit geht eine große Unsicherheit einher und die Forscher müssen ihr Modell des Magmenkörpers und des Fördersystems überdenken. „Das haben wir noch nie gesehen, weder bei den aktuellen Unruhen auf der Reykjanes-Halbinsel noch als Krafla solch ähnliche Rhythmen zeigte“, meinte der Geophysiker weiter. Ähnlich wie Lovísa hält es auch Páll für wahrscheinlich, dass sich bald etwas am Vulkan tun wird, und warnt Schaulustige eindringlich davor, sich dem Gebiet zu nähern.

Island: Bodenhebung wird kritisch

Bodenhebung hält an und erreicht kritisches Niveau – Eruption auf Island könnte sich verstärken

Auf Island dauert der Vulkanausbruch auch nach 40 Tagen weiter an. Laut einem neuen Bericht der IMO bleibt die Eruption auf einem ähnlichen Niveau wie am 5. April. Oberflächlich betrachtet fließt nur ein kurzer Lavastrom, doch die Schmelze verschwindet in Lavaröhren und verteilt sich in größerer Entfernung vom aktiven Kegel. Sein Kraterrand ist so hoch geworden, dass nur selten größere Mengen glühender Tephra über ihn hinaus spritzen. Der Tremor, der seit einigen Tagen eine leicht fallende Tendenz zeigte, hat sich stabilisiert.

Heute gab es erneut eine verstärkte Bebentätigkeit auf Reykjanes, von der vor allem die Gegend der Eruptionsspalte Sundhnúkar betroffen war, aber auch benachbarte Spaltensysteme blieben nicht verschont. Die Erdbeben stehen im Zusammenhang mit der anhaltenden Bodenhebung bei Svartsengi, die von den IMO-Wissenschaftlern als konstant bezeichnet wird. Seit Beginn des Ausbruchs am 16. März haben sich erneut 10 Millionen Kubikmeter Magma im Reservoir angesammelt, was Anlass zur Besorgnis gibt: Bisherige Ereignisse traten bei einem Volumen von 8 bis 13 Millionen Kubikmetern Magma auf. Bei diesen Ereignissen handelte es sich entweder um Intrusionen magmatischer Gänge, die mit Erdbeben und Rissbildungen einhergingen, oder es kam zur Öffnung von langen Eruptionsspalten. Am naheliegendsten scheint es zu sein, dass sich die aktuelle Eruption signifikant verstärken wird, wenn ein neuer Magmaschub aus dem Reservoir seinen finalen Aufstieg beginnt. Das kann mit einer sehr kurzen Vorwarnzeit einhergehen oder sogar gänzlich ohne Vorwarnung erfolgen. Daher kann ein Aufenthalt in Vulkannähe gefährlich sein. Es können neue Eruptionsspalten entstehen, die schnell fließende Lavaströme generieren, die im Extremfall Vulkanwanderer vom Rückweg abschneiden können. Eine andere Möglichkeit sind sich schnell entwickelnde Lavafontänen aus dem aktuell aktiven Krater, die mehrere Hundert Meter hoch werden können und glühende Tephra weit auswerfen. Theoretisch könnte sich auch eine Eruptionsspalte in einem anderen Gebiet von Svartsengi öffnen oder ein Gang in Richtung Grindavik ausbreiten.

Die Vulkanologen warnen auch vor Gasverschmutzung im Falle einer Eruptionsverstärkung bei Sundhnúkar. Vulkanwanderer könnten sich schnell in einer Gaswolke wiederfinden, aus der es kein Entrinnen gibt.

Island: Bodenhebung lässt Eruptionsrisiko ansteigen

Der Vulkanausbruch geht weiter – Bodenhebung verstärkt Risiko einer weiteren Eruption

Der Vulkanausbruch auf Island geht auf vergleichsweise niedrigem Niveau weiter. Gegenüber den letzten Tagen scheint sich am aktiven Krater auf der Sundhnukar-Kraterreihe nicht viel geändert zu haben. Man sieht noch Lava über den immer höher anwachsenden Kraterrand spritzen und Lava fließt aus einer Öffnung an seiner Basis. Der Lavastrom bewegt sich nur langsam und scheint temporär oberflächlich abzukühlen, doch die Schmelze bewegt sich unterirdisch weiter und lässt das Lavafeld in Kraternähe immer dicker werden. Bei den letzten Messungen am 15. April lag die Förderrate zwischen 3 und 4 Kubikmetern pro Sekunde. IMO-Experten kündigten neue Messungen an, die in Kürze durchgeführt werden sollen. Experten der isländischen Meteorologiebehörde rechnen aber mit einem ähnlichen Ausstoß wie zuletzt. Betrachtet man die leichte, aber stetige Tremorabnahme, vermute ich eher, dass aktuell zwischen 2 und 3 Kubikmeter Schmelze ausgestoßen werden.

Die Bodenhebung im Gebiet von Svartsengi hält an, könnte aber etwas an Schwung verloren haben. Viele Messpunkte im Graphen liegen unterhalb der Durchschnittslinie der letzten Wochen, einige springen aber auch darüber. Von daher muss man noch gut 2 Tage abwarten, bevor man anhand der Messungen einen neuen Trend ablesen kann.

Aktuell wird wieder davor gewarnt, das Gebiet der Sundhnukargira zu betreten, denn das Risiko, dass sich die aktuelle Eruption verstärkt oder dass sich eine neue Eruptionsspalte öffnet, ist groß. Insgesamt sollen sich wieder fast 8 Millionen Kubikmeter Magma im Speichersystem unter Svartsengi angesammelt haben und man steht kurz vor dem Erreichen des Schwellenwertes, ab dem Magmenintrusionen starteten, die in einigen Fällen zu Eruptionen führten. Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass es diesmal anders laufen wird als zuvor.

Übrigens gab es gestern auch wieder rege Bebentätigkeit im Bereich der Reykjaneshalbinsel. Heute war es bis jetzt vergleichsweise ruhig dort, dafür manifestierten sich unter der Katla ein paar Erdbeben. Eine signifikante Bodenhebung kann ich in den GPS-Diagrammen aber nicht ausmachen.