Island: Neue Gefahrenbewertung von IMO

Seismische Aktivität entlang des magmatischen Gangs geht weiter – IMO veröffentlichte neue Gefahrenbewertung

Aufgrund der anhaltenden Erdbebenaktivität entlang des magmatischen Gangs, der sich zwischen Grindavik und einem Gebiet nördlich von Keilir auf gut 20 Kilometer Länge erstreckt, brachte das IMO gestern Nachmittag eine neue Gefahrenanalyse und -bewertung heraus.

Im Wesentlichen wird bestätigt, was ich bereits gestern schrieb: Die Bodenhebung im Gebiet von Svartsengi dauert an, verläuft derzeit jedoch langsamer als in der Vorwoche. Die Geschwindigkeit der Bodenhebung ist noch ungefähr doppelt so hoch wie unmittelbar vor dem letzten Vulkanausbruch und lässt sich mit der Hebung vor den ersten Eruptionen im Jahr 2024 vergleichen.

Bei weiterer Magmaansammlung seien laut der Meteorologiebehörde – die auch für die Einschätzungen anderer Naturgefahren auf Island verantwortlich ist – erneute Gangbildungen und sogar Vulkanausbrüche entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe möglich. Der Magmagang, der sich Anfang April gebildet hat, wird weiterhin von seismischer Aktivität begleitet – täglich werden dort Dutzende Beben registriert, das stärkste der vergangenen Woche erreichte eine Magnitude von 3,3.

In Reaktion auf die anhaltende vulkanische Aktivität hat der isländische Wetterdienst eine neue Gefahrenbewertungskarte für das Aktivitätsgebiet der Reykjanes-Halbinsel veröffentlicht. Diese ersetzt die bisherige Karte und berücksichtigt nun ein deutlich größeres Gebiet. Hintergrund ist unter anderem die Bildung des magmatischen Gangs am 1. April 2025 im nordöstlichen Teil des Svartsengi-Systems, weshalb ein größerer Gefahrenbereich definiert werden musste.

Die neue Karte bewertet unter anderem Risiken in der Nähe der Sundhnúkur-Kraterreihe, südlich bis Grindavík und nordöstlich über die Kraterkette hinaus. Auch die Möglichkeit von Rissbildungen infolge von Erdbeben wird berücksichtigt. Das Risiko wird für den Großteil der Halbinsel als gering, für Orte wie Reykjanesbær, Suðurnesbær und Vogar als sehr gering eingeschätzt. Dennoch besteht in einem breiten Streifen entlang des magmatischen Gangs ein größeres Gefahrenpotenzial. Die Karte gilt bis zum 22. April 2025.

Island: Bodenhebung geht am 14. April weiter

Erdbeben und Bodenhebung auf Island gehen weiter – fast 10 cm Hebung seit letzter Eruption

Auf der Reykjaneshalbinsel auf Island geht die Bodenhebung weiter. Seit dem Ende der Eruption und insbesondere dem Ende der Gangbildung am 3. April hat sich der Boden bei Svartsengi bereits um gut 10 Zentimeter gehoben. Nachdem sich der Boden in den ersten Tagen der neuen Hebungsphase besonders schnell hob, reduzierte sich die Geschwindigkeit zuletzt etwas. Ich schätze den Magmenzufluss in das flach liegende Speichersystem unter Svartsengi auf gut 5 bis 6 Kubikmeter pro Sekunde. Damit erreicht es ähnliche Werte wie im März letzten Jahres. Vorausgesetzt, die Geschwindigkeitskurve verläuft ähnlich wie vor den Eruptionen vor einem Jahr, dann steigt in ca. 4 Wochen das Eruptionsrisiko deutlich an, wobei ich mit dem Einsetzen einer Eruption oder Gangbildung eher in 6 bis 8 Wochen rechne.

Die Erdbebentätigkeit entlang des zuletzt gebildeten magmatischen Gangs ist weiterhin erhöht und lässt nur langsam nach. In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde nahe von Keilir ein Erdbeben der Magnitude 3,3 gemessen. Am Sonntag gab es praktisch keine Erdbebenaufzeichnungen, was aber wahrscheinlich schlechtem Wetter geschuldet war, so dass die ganz schwachen Erdstöße nicht detektiert werden konnten. Trotz der Aufzeichnungslücke werden in den IMO-Tabellen für Reykjanes 99 Beben aufgeführt. Sogar unter Grindavík ereigneten sich mehrere Erdstöße.

Ganz im Norden von Island gibt es aktuell auch einen kleinen Erdbebenschwarm an der Tjörnes-Fracture-Zone. Hier wurde am Nachmittag ein Erdbeben M 3,2 registriert, das ein Hypozentrum in 9,8 Kilometer Tiefe hatte. Das Epizentrum befand sich 1,5 km nordöstlich der Insel Grímsey. Entlang der Störungszone gab es 71 Beben.

Im Bereich des Vatnajökulls wurden 16 Erschütterungen festgestellt. Die meisten im Bereich des subglazialen Vulkans Baradarbunga. Aber auch unter der Askja-Caldera bebte es. Hier stagniert die Bodenhebung allerdings.

Auf bzw. unter der ganzen Insel wurden 226 Beben innerhalb von 48 Stunden festgestellt. Ein überdurchschnittlicher Wert.

Island: Erdbeben am 11.04.2025

Weitere Erdbeben entlang der neu entstandenen Riftzone auf Island – Schnelle Bodenhebung hält an

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel ereigneten sich in den letzten 48 Stunden 192 Erdbeben geringer Magnituden. Das ist zwar kein Spitzenwert, aber für eine Nacheruptionszeit schon beachtlich. Die meisten Erdbeben manifestierten sich entlang des magmatischen Gangs, der Anfang des Monats intrudiert ist und mit der Bildung von gleich 3 neuen Grabenbrüchen einhergegangen ist. Entlang des 20 Kilometer langen magmatischen Gangs bildeten sich 2 Riftzonen, die bei Grindavik und Stora-Skogafell liegen. Ein drittes Rift manifestierte sich bei Reykjanestá, der nordwestlichsten Spitze der Halbinsel. Dort gibt es aktuell aber keine Erdbeben mehr. Die Seismizität konzentriert sich entlang des Gangs, nördlich von Fagradalsfjall und im nordöstlichen Krysuvik-System.




Einzigartige magmatotektonische Vorgänge

Laut einer Einschätzung der IMO-Wissenschaftler sind die Erdbeben entlang des magmatischen Gangs stressbedingt und ein Nachklingen der teils extremen Erdbewegungen im Zusammenhang mit der Rifting-Episode und der Gangbildung. Der gleichzeitige Vulkanausbruch spielt diesbezüglich eine untergeordnete Rolle. Besonders die Erdbeben am Nordende des Gangs beim Keilir und jene im Krysuviksystem könnten allerdings noch auf aktive Bodenbewegungen zurückzuführen sein, denn die GPS-Messdaten zeigen noch schwache horizontale Bodenbewegungen. Sie beliefen sich an der Messstation Odfell in den letzten Tagen auf gut 40 mm. Daher halte ich es für möglich, dass der Riftingprozess noch nicht ganz abgeschlossen ist, was mich zu der Vermutung bringt, dass dieser der eigentliche Motor der Gangintrusion war.
Vertikale Bodendeformationen halten im Svartsengigebiet weiter an und bewegen sich auf hohem Niveau, obgleich zu erkennen ist, dass sich die Hebung etwas verlangsamt hat. Besonders steil verläuft der Graph der Messstation THNA, die nördlich vom Thorbjörn steht. Hier hob sich der Boden seit dem 3. April bereits um 80 mm, mit einer Rate von 1 Zentimeter pro Tag. Das ist eine der höchsten Raten seit Beginn der Ereignisse bei Svartsengi im September/Oktober 2023, als sich vor den Eruptionen der Boden zu heben anfing.

Die Prozesse, die sich seit Herbst 2023 auf Reykjanes abspielen, wurden in dieser Intensität bislang selten oder gar nicht mit modernen Messinstrumenten erfasst. Für die Wissenschaftler ist das, was man erlebt, ein Glücksfall. Ich bin mir sicher, dass in den nächsten Monaten und Jahren viele Studien erscheinen werden, die zu einem tieferen Verständnis der Vorgänge entlang divergenter Plattengrenzen führen.

Island: Status der Bodenhebung am 09.04.2025

Schnelle Bodenhebung bei Svartsengi auf Island hält an – Vulkanologen vorsichtig bei der Lageeinschätzung

Der Boden auf Island hebt sich derzeit mit einem ähnlichen Tempo wie nach der initialen Gangbildung vom 10. November 2023. Damit dürfte das Hebungsniveau wieder in etwa dem Stand entsprechen, wie er bis ins Frühjahr 2024 hinein beobachtet wurde. Das bestätigen zwei isländische Geowissenschaftler in Zeitungsinterviews sowie in einem Artikel auf der Website des isländischen Wetterdienstes (IMO). Allerdings äußern sich die IMO-Wissenschaftler in ihrer Lageeinschätzung vorsichtig. Sie möchten weder genaue Zahlen nennen noch Prognosen treffen – dafür sei es noch zu früh, so ihre Einschätzung.

Klarer äußert sich hingegen der emeritierte Professor Haraldur Sigurðsson, der zuletzt an der Universität von Rhode Island lehrte und forschte. Er sieht im jüngsten Ausbruch – begleitet von der Bildung eines magmatischen Gangs und eines Rifts – ein Ereignis, das dem vom 10. November 2023 ähnelt. Wie ich ist auch er der Meinung, dass dieser Ausbruch die Karten neu gemischt und eine neue Eruptionsphase eingeleitet hat. Demnach befinden wir uns nun am Beginn der dritten Eruptionsphase, in der sich eine neue Ausbruchsserie entwickeln könnte – ähnlich der, die wir seit Ende 2023 erlebt haben.

Die erste Phase der Ereignisse dauerte bis März 2024. In diesem Zeitraum kam es in rascher Folge zu sechs Episoden mit Gangbildungen und Eruptionen. Die anschließende zweite Aktivitätsphase endete am 1. April mit den jüngsten Ereignissen. Diese Phase war von Eruptionen geprägt, die in größeren zeitlichen Abständen – teils mehr als drei Monate – auftraten und mit einer langsamen, aber stetigen Abnahme des Magmenaufstiegs vom tiefen zum flachen Reservoir einhergingen. Die Aufstiegsrate sank dabei von etwa vier auf 2,5 Kubikmeter pro Sekunde. Gleichzeitig nahmen die Eruptionen an Intensität zu.

Tatsächlich war das Ereignis vom 1. April stärker als das vorangegangene und gilt als das zweitstärkste seit Beginn der Unruhen bei Svartsengi: Rund 30 Millionen Kubikmeter Magma verließen das flach liegende Speicherreservoir unter Svartsengi und strömten in den magmatischen Gang. Nur ein vergleichsweise kleiner Teil der Schmelze gelangte bis an die Oberfläche und wurde eruptiert. Der sichtbare Teil des Ausbruchs dauerte rund vier Stunden.

Bereits zwei Tage nach dem Eruptionsbeginn setzte erneut Bodenhebung ein. Auch wenn viele Wissenschaftler betonen, es sei noch zu früh für eine belastbare Einschätzung der neuen Aufstiegsrate, gehe ich davon aus, dass sie deutlich über vier Kubikmetern pro Sekunde liegt. Ein doppelt so hoher Wert würde mich nicht überraschen. Was sich derzeit allerdings kaum abschätzen lässt, ist, wie lange diese hohe Aufstiegsrate anhalten wird. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass wir in wenigen Wochen einen weiteren Ausbruch erleben werden.

Island: Bodenhebung weiterhin schnell

Bodenhebung auf Island hält auf hohem Niveau an – Seismizität rückläufig aber noch erhöht

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel setzt sich die beschleunigte Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet fort: Seit dem 3. April hat sich der Boden an der Messstation SENG bereits um 75 mm gehoben. In den letzten drei Tagen verläuft der Graph zwar nicht mehr ganz so steil wie direkt nach der Intrusion des magmatischen Gangs vor einer Woche, jedoch deutlich steiler als vor dem Ereignis. Ich schätze, dass die Aufstiegsrate des Magmas derzeit fast dreimal so hoch ist wie zuvor. Das bedeutet, dass etwa 7,5 bis 9 Kubikmeter Magma pro Sekunde aus dem tief gelegenen Speicherreservoir unter Fagradalsfjall in das flacher liegende Speichersystem unter Svartsengi aufsteigen. Bleiben die übrigen Bedingungen unverändert, könnte es in sechs bis acht Wochen zu einer weiteren Eruption entlang von Sundhnúkur kommen.

Die seismische Aktivität ist entlang des magmatischen Gangs weiterhin erhöht. Auffällig ist, dass auch in den benachbarten Spaltensystemen Reykjanestá und Krýsuvík überdurchschnittlich viele Beben registriert werden. Ungewöhnlich ist zudem eine Erdbebentätigkeit zwischen Krýsuvík und dem Nordende des magmatischen Gangs bei Keilir. Es ist nicht auszuschließen, dass hier eine Störung verläuft, die die beiden Spaltensysteme miteinander verbindet. Die Bodendeformationen im Zuge des Rifting-Ereignisses und der Gangbildung wirken sich jedenfalls bis in das westliche Krýsuvík-System aus, während östlich des Kleif­arvatn keine signifikanten Bodenverschiebungen festgestellt wurden.

In den letzten 48 Stunden wurden auf der gesamten Reykjanes-Halbinsel 176 Erdbeben registriert – ohne die Erschütterungen nördlich von Eldey vor der Südwestspitze der Halbinsel. Islandweit waren es 269 Beben, wobei die meisten außerhalb der Halbinsel im Bereich des Vatnajökulls auftraten. Dort konzentrierten sich die Aktivitäten auf die Regionen Bárðarbunga und Grímsvötn. In den vergangenen Wochen wurde hier vorwiegend eine Subsidenz des Untergrunds beobachtet. Nur die Messstation KISTA an der Bárðarbunga verzeichnete eine Hebung von 50 mm innerhalb der letzten zwölf Monate – aktuell sinkt der Boden dort jedoch wieder leicht ab.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 05.04.25

Beschleunigte Bodenhebung bei Svartsengi – Erdbeben an den benachbarten Systemen

Auf Island bleibt es spannend, und das, obwohl die Erdbebenaktivität am neuen magmatischen Gang auf Reykjanes weiter nachgelassen hat – ganz beendet ist sie allerdings noch nicht. Nicht nur am eigentlichen Gang gab es noch weitere Erdbeben, sondern auch am Krysuvik-System östlich des Gangs, als auch westlich bei Reykjanestá bis hin nach Eldey, wo es ein Beben M 3,4 gegeben hat. Und auch bei Krysuvik ereignete sich ein Beben M 3,1.

In diesen beiden Systemen hält der horizontale Versatz weiter an, während es nur zu einer marginalen Bodenhebung kommt. Die Vermutung liegt nahe, dass die Erdbewegungen hier mit dem Rifting-Prozess entlang des magmatischen Gangs im Svartsengi-System einhergehen. Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass hier davon unabhängige tektonische Kräfte am Werk sind bzw. dass die drei Systeme Reykjanestá, Svartsengi und Krysuvik tektonischen Prozessen unterliegen, die letztendlich die Magmenintrusion bei Svartsengi verursachten.




Jedenfalls wurde auf Reykjanes die Karten neu gemischt, denn die Bodenhebung im Svartsengigebiet ist aktuell ähnlich schnell, wie es nach der starken Riftingepisode vom 10. November der Fall war. Das bedeutet, dass das Magma mit einer Rate von 8 bis 9 Kubikmetern pro Sekunde aus dem tiefen Speichersystem in das flacher gelegene aufsteigt. Sollte diese Rate anhalten, dann wäre mit dem nächsten Ausbruch bereits in 4 bis 6 Wochen zu rechnen, anstatt in 3 bis 4 Monaten, wie es zuletzt der Fall gewesen war. Von einem Ende der Aktivität bei Svartsengi, wie es zuvor von Vulkanologen gesehen wurde, scheint man auf Island weit entfernt zu sein.

Überdies gibt es auch an anderen Lokalitäten auf der Insel im Nordatlantik rege seismische Aktivität. Einen kleinen Erdbebenschwarm gab es im Südwesten des Langjökulls, unter dem sich ein Zentralvulkan verbirgt. Im letzten Jahr ereigneten sich hier bereits vergleichbare Schwärme, in denen Forscher Anzeichen für ein langsames Erwachen des Vulkans sehen.

MBL berichtet über einen Erdbebenschwarm im Bereich der Torfajökull-Caldera, der allerdings in keiner Shakemap auftaucht. Es wird aber IMO-Naturgefahrenspezialistin Elísabeth Pálmadóttir zitiert, die von schwachen „Turbulenzen“ im Bereich der Caldera spricht. Am Rand der Torfajökull-Caldera liegt das bekannte Landmannalaugar.

Island: Grabenbruch und Erdbeben

InSAR-Aufnahme weist Grabenbruch bei Litla-Skógfell nach

Gestern bin ich bereits kurz auf die Bildung eines neuen Grabenbruchs eingegangen, ohne das bereits das zugehörige InSAR-Bild vorlag. Jetzt noch einmal ein detaillierterer Artikel dazu. Außerdem gab es mittelstarke Erdbeben im Krýsuvík-System.

Die seismische Aktivität entlang des neu gebildeten Gangs auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel hat weiter nachgelassen und wahrscheinlich fließt nur noch wenig oder gar kein Magma mehr in den magmatischen Gang, dessen Länge mit gut 20 Kilometern angegeben wird. Damit ist er der längste Gang, der sich seit Beginn der Aktivität im Svartsengi-Gebiet gebildet hat, und ist sogar länger als jener vom 10. November 2023, mit dessen Platznahme die Weltöffentlichkeit auf die Geschehnisse in Island aufmerksam wurde. Damals bildete sich nicht nur ein magmatischer Gang, sondern auch ein großer Grabenbruch, der im Süden bis nach Grindavik hineinreichte. Bei einem Grabenbruch senkt sich das Land zwischen zwei Seiten einer Störung ab, die sich horizontal voneinander entfernen. Diesen Prozess bezeichnet man auch als Rifting. Im Fall von Reykjanes geht man davon aus, dass in einer Störung oder Schwächezone Magma eindrang, welches sie verbreiterte, indem es die beiden Schultern der Störung auseinanderschob. Theoretisch ist es aber auch möglich, dass tektonische Prozesse die Riftschultern auseinandertreiben und Magma die so entstandene Lücke füllt.

Bei der jüngsten Gangbildung am 1. und 2. April bildete sich wieder ein Grabenbruch, der aber kleiner ist, als es im November 2023 der Fall war. IMO-Forscher entdeckten ihn auf neusten InSAR-Aufnahmen. Er liegt nordöstlich von Litla-Skógfell. Außerdem gab es auch Verwerfungsbewegungen in Grindavik und bei Reykjanestá. Diese Verwerfungsbewegungen gingen dort mit einem Erdbeben der Magnitude 5,3 einher. Die Zonen mit den Verwerfungen bzw. Riftbildungen sind im InSAR-Bild als kurze weiße Linien dargestellt. Die lange und leicht abknickende Linie markiert den Verlauf des neuen magmatischen Gangs.

Deformationsmessungen zeigen, dass der nördlichste Teil des Deichs knapp 4 km nördlich von Keilir liegt. Satellitenbilder und Modellierungen deuten darauf hin, dass die Magmaintrusion etwa 5 km nordöstlich von Stóra-Skógfell der Oberfläche am nächsten kam, wo ihr oberster Abschnitt in einer Tiefe von etwa 1,5 km liegt.

Erdbeben im Krýsuvík-System

Gestern Abend kam es zu einer verstärkten Erdbebenaktivität im Krýsuvík-System, das sich östlich vom Svartsengi-Fagradalsfjall-System anschließt. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 4,0 und ein Hypozentrum in 5,1 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 5,4 km nördlich von Krýsuvík lokalisiert. Es wurden 3 weitere Beben mit Magnituden über 3 festgestellt sowie eine größere Anzahl schwächerer Beben. Wahrscheinlich standen die Erdbeben hier mit der Gangintrusion im benachbarten System im Zusammenhang, es ist aber auch nicht auszuschließen, dass sich im tieferen Untergrund bei Krýsuvík Magma ansammelt.

Island: Bildung eines Grabenbruchs

Datum: 03.04.2025 | Zeit: 14:09:32 UTC | Koordinaten: 52.594 ; -32.097 | Tiefe: 20 km | Mw 6,9

Grabenbruchbildung bei Litla Skógfell – starkes Erdbeben am Reykjanes-Ridge

Am Reykjanes-Ridge ereignete sich heute Nachmittag ein sehr starkes Erdbeben der Magnitude 6,9. Das Hypozentrum lag in 20 Kilometern Tiefe und das Epizentrum wurde 1411 km südlich von Reykjavík verortet. Der Erdstoß war für ein Beben an einer divergenten Plattengrenze nicht nur ungewöhnlich stark, sondern verfügte auch über einen vergleichsweise tief sitzenden Erdbebenherd. Außer, dass sich die Verlängerung des Reykjanes-Ridge durch Island zieht, hat der Erdstoß nicht direkt etwas mit der Insel im Nordatlantik zu tun, es sei denn, man postuliert einen übergeordneten Zusammenhang starker tektonischer Aktivität entlang des Mittelatlantischen Rückens und den Ereignissen, die wir in den letzten 2 Tagen auf Island gesehen haben. Wissenschaftlich bewiesen ist sowas nicht, darum kein Postulat.

Die Wissenschaftler arbeiten aber unter Hochdruck daran, die Vorgänge auf Island zu untersuchen, und nehmen sich aktuell neue InSAR-Satellitenbilder vor. In einem RUV-Artikel berichtet IMO-Deformationsspezialist Benedikt Ófeigsson davon, dass sich bei Litla Skógfell der Boden stark verformt hat. Diese Verformung wird durch die Bildung eines Grabenbruchs hervorgerufen, was darauf hindeutet, dass das Magma in dieser Region etwas flacher liegt. Diese Entwicklung findet jedoch deutlich südlicher als die Hauptbebenaktivität statt und in einem Gebiet, das weiter von der Hauptstraße Reykjanesbraut entfernt ist als die bisher registrierten Erdbeben. (Update: Das InSAR-Bild liegt mir jetzt vor ich werde morgen mehr dazu schreiben. Jetzt nur eine kleine vorab Veröffentlichung)

Obwohl nicht ausgeschlossen werden kann, dass Lava in diesem Bereich an die Oberfläche gelangt, gilt ein solcher Ausbruch als äußerst unwahrscheinlich. Die Aufnahmen belegen jedoch eine beträchtliche Bodenverformung, die eindeutig auf die Entstehung des Grabenbruchs hinweist. Ähnliches geschah bei der ersten starken Intrusion mit Gangbildung im November 2023, in deren Folge in Grindavik große Schäden entstanden. Das aktuelle Ereignis gleicht damit der Initialphase der Eruptionsphase und ich denke, es ist durchaus möglich, dass wir am Anfang eines weiteren Eruptionszyklus stehen. Dafür spricht auch, dass die Bodenabsenkung bereits wieder in eine Bodenhebung gewechselt hat. Somit scheint die Gangbildung abgeschlossen zu sein. Die ersten Messdaten deuten darauf hin, dass die Hebung deutlich schneller ist als in den Wochen vor der Eruption. Es bleibt spannend auf Island!

Island: Gangintrusion noch nicht abgeschlossen

Schwarmbeben auf Island lässt nur langsam nach – Gangintrusion nicht abgeschlossen

Auf Island hält das Schwarmbeben, das mit der Intrusion eines magmatischen Gangs einhergeht, weiter an und lässt nur langsam nach. Seit Beginn der Ereignisse vor 48 Stunden manifestierten sich fast 3200 Erdbeben. Die meisten Erschütterungen ereigneten sich entlang des gut 20 Kilometer langen magmatischen Gangs, der sich ausgehend von der Sundhnúkur-Kraterreihe nach Nordosten hin ausbreitete und dabei am Kegel des Keilir in Richtung Küste vorbeizog. Dabei passierte das Magma auch den Fagradalsfjall. Magmabewegungen konzentrierten sich zuletzt in einem Areal zwischen Fagradalsfjall und Keilir.

Aktuell nimmt die Anzahl der Erdbeben zwar ab, aber es scheint immer noch Magma in den Gang zu strömen. Somit ist die Gefahr eines erneuten Magmadurchbruchs an der Erdoberfläche nicht komplett gebannt, obgleich die Wahrscheinlichkeit hierfür nicht besonders hoch ist.

Der kurzlebige Vulkanausbruch am Dienstag war der kleinste der Sundhnúkur-Eruptionssequenz, was daran lag, dass das meiste Magma in den unterirdischen Gang floss. Das bei der Eruption freigesetzte Lavavolumen beträgt etwa 0,4 Millionen Kubikmeter. Das Volumen entspricht etwa einem Sechstel des Lavafeldes des Januar-Ausbruchs 2024, der Grindavik ebenfalls auf die Pelle rückte.

An der GPS-Station in Svartsengi (SENG) wurde seit gestern Morgen eine Bodenabsenkung von über 25 cm registriert. Etwa 90 % des seit dem letzten Ausbruch im Dezember 2024 angesammelten Magmas floss in den magmatischen Gang, nur ein kleiner Teil erreichte die Oberfläche nördlich von Grindavík. Obwohl die Stadt wieder einmal Glück hatte und von Lavamassen verschont blieb, gab es dennoch starke Erdbewegungen: GPS-Messungen zeigen vor allem im Osten der Stadt deutliche Verschiebungen. Am Austurvegur wurden vertikale Verschiebungen von über 10 cm festgestellt. In der Horizontalen versetzte der Boden um 5–8 Zentimeter. Im Westen betrug die horizontale Verschiebung etwa 6 cm. Insgesamt wurden in der Stadt seit gestern Morgen Bewegungen von bis zu 50 cm über mehrere Verwerfungen hinweg gemessen. Es wurde zwar noch nicht bekannt, ob neue Schäden auftraten, möglich ist das aber.

Inzwischen gab es Statements von verschiedenen isländischen Vulkanologen, die meinen, dass der aktuelle Vulkanausbruch der letzte in dieser Gegend gewesen war. Grund für diese Vermutung ist der Umstand, dass der Magmenaufstieg von dem tiefer gelegenen Magmenkörper in das flacher liegende Reservoir unter Svartsengi in den letzten Wochen nachgelassen hat. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass die Geschehnisse der letzten 2 Tage die Karten neu gemischt haben könnten und dass mit dem schnellen Abfluss des Magmas in den Gang eine Druckentlastung einherging, die es neuem Magma erleichtert, aufzusteigen. Die nächsten Tage werden zeigen, wie stark die Bodenhebung nach der Gangbildung ausfällt.