Ätna: Das war der 6. Paroxysmus

Strombolianische Aktivität am Ätna steigerte sich nachts zum 6. Paroxysmus aus der Voragine

Am Ätna auf Sizilien manifestierte sich gestern Nacht der 6. Voragine-Paroxysmus in Folge. Bereits am Spätnachmittag fing der höchste Vulkan des geologischen Europas an, seine Aktivität zu steigern. Am späten Abend berichtete ich über die Vorgänge, doch nach Redaktionsschluss war es zwar wahrscheinlich, dass ein weiterer Paroxysmus am Start war, aber es war noch nicht 100-prozentig sicher, dass sich tatsächlich alle Symptome dieser Ausbruchsart entwickeln würden. Grund für Zweifel lieferten kurze Unterbrechungen im steilen Anstieg des Tremors. Bei früheren Paroxysmen aus dem Südostkrater erlebte ich, dass der Ätna Anlauf zu einem Paroxysmus nahm, dieser dann aber abbrach und es stattdessen eine Periode anhaltender Strombolianer gab. Auch wissenschaftlich konnte nachgewiesen werden, dass der Tremor einen gewissen Schwellenwert im unteren roten Bereich überschreiten musste, um definitiv in einen Paroxysmus überzugehen. Solange dieser Schwellenwert nicht überschritten wird, kann die Aktivität wieder runterfahren.

Wie auch immer, der Paroxysmus war gestern Abend nicht mehr zu stoppen und startete letztendlich mit einer schönen Lavafontäne durch. Der Höhepunkt des Ausbruchs wurde erst nach Mitternacht erreicht. Das VAAC meldete Vulkanasche in einer Höhe von gut 9000 Metern. Der Wind wehte auf unterschiedlichen Höhen in zwei verschiedenen Richtungen, sodass Vulkanasche nach Südosten und Südwesten driftete. Letztere Aschewolke verfrachtete die Tephra in Richtung Catania, wo der Flughafen massivem Aschefall ausgesetzt war und geschossen werden musste. Voraussichtlich ruht der Flugbetrieb bis heute 18 Uhr.

Die Aschewolke, die in südöstlicher Richtung driftete, sorgte für starke Ascheniederschläge in den Ortschaften Piano Vetore, Nicolosi und Ragalna.

Laut INGV kam es zu einem Lavaüberlauf vom westlichen Rand des Bocca Nuova-Kraters und ein Lavastrom floss über die äußere Kraterflanke. Somit erzeugte der Vulkan alle Phänomene, die für einen Paroxysmus typisch sind. Besonders starke Paroxysmen generieren zudem noch pyroklastische Ströme, die in der aktuellen Serie bislang aber ausblieben.

Die Standorte der Tremorquellen lagen im Bereich der Voragine in einer Höhe von etwa 3000 Metern. Das Klinometernetzwerk verzeichnet Schwankungen an den Gipfelstationen CPN und PDN, jeweils in der Größenordnung von 1,5 und 0,4 µrad. Es kam also zu einer Versteilung der Vulkanflanke infolge des Durchgangs eines Magmenkörpers.

Ätna: Neuer Paroxysmus aus der Voragine baut sich auf

Aktivität am Ätna steigert sich und ein Paroxysmus fängt an sich aufbauen – 6. Ausbruch aus der Voragine in Folge

Seit dem späten Nachmittag hat sich die Aktivität am Ätna gesteigert: Die Intensität der strombolianischen Eruptionen aus der Voragine nimmt stetig zu. Das INGV meldet kontinuierliche Asche-Emissionen, und der Tremor ist stark angestiegen und hat den roten Bereich erreicht. Seit Einsetzen der Abenddämmerung ist rotglühende Tephra der Explosionen erkennbar, die in immer schnellerer Folge auftreten und kurz davor stehen, eine Lavafontäne zu bilden. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass die Aktivität weiter zunehmen wird, sodass wir aller Wahrscheinlichkeit nach den Beginn eines paroxysmalen Ausbruchs erleben. Es wäre der sechste Ausbruch dieser Art in Folge aus der Voragine. Der letzte Paroxysmus ereignete sich vor zehn Tagen.

Ein paroxysmaler Ausbruch ist eine besonders heftige und explosive Phase vulkanischer Aktivität, die sich durch starke und anhaltende Lavafontänen, intensive Asche-Emissionen und oft auch durch den Ausstoß großer Mengen vulkanischen Materials wie Gesteinsbrocken und Tephra auszeichnet. Diese Ausbrüche können hoch aufsteigende Aschewolken generieren und sind in der Regel viel intensiver und spektakulärer als gewöhnliche vulkanische Eruptionen. Sie treten oft plötzlich auf und erreichen ihren Höhepunkt innerhalb kurzer Zeit, weshalb sie als „paroxysmal“ (aus dem Griechischen für „plötzlicher Anfall“) bezeichnet werden. Am Ätna sind paroxysmale Ausbrüche besonders bekannt für ihre eindrucksvollen Lavafontänen, die mehrere hundert Meter in die Höhe schießen können. Außerdem treten häufig Lavaströme aus dem Gipfelbereich des Vulkans aus.

Der Paroxysmus ist aber noch nicht ganz in trockenen Tüchern. Der Tremoranstieg kommt immer wieder kurz ins Stocken, so, als wäre der Ätna noch ein wenig unschlüssig. Es besteht auch die Möglichkeit, dass wir eine länger anhaltende Phase intensiver strombolianischer Tätigkeit sehen werden, was bei früheren Gelegenheiten bereits vorgekommen ist.

Nichtsdestotrotz rechnen die Meisten damit, dass sich die Eruption weiter steigert. Das Local-Team ist bereits mit einem Livestream am Start.

Ätna: Daten zum Paroxysmus veröffentlicht

Weitere Daten zum jüngsten Ätna-Paroxysmus – Lavaströme flossen während der Endphase

Die Hauptphase des 5. Paroxysmus aus der Voargien am Ätna endete gestern gegen 7.30 UTC (9.30 Uhr Lokalzeit) als die Lavafontäne zusammenklappte und der Tremor zu sinken begann. Es wurde noch eine Zeitlang Vulkanasche ausgestoßen, die den Flugverkehr behinderte.

Während der Hauptphase, die in den grühen Morgenstunden stattfand, wurde eine hoch aufsteigende Lavafontäne gefördert, die eine Höhe von 10 Kilometern erreichte. Es kam zu -teilweise starken- Ascheniederschlägen in den Orten Fleri, Fornazzo, Santa Venerina, Stazzo, Torre Archirafi, San Giovanni La Punta und Aci Castello.

Die durchschnittliche Tremoramplitude erreichte zwischen 02:30 und 07:10 UTC ihre maximalen Werte. Danach wurde ein rascher Rückgang der Amplitude beobachtet, die jedoch im hohen Bereich blieb, wenn auch mit einigen Schwankungen, und einen abnehmenden Trend zeigte. Während der Phase der maximalen Amplitude lag der Tremorschwerpunkt im Bereich des Voragine-Kraters. Ab dem Beginn der abnehmenden Amplitude verlagerte sich der Schwerpunkt in einen Bereich östlich der Verbindungslinie zum Südostkrater auf einer Höhe von etwa 2600–2700 m über dem Meeresspiegel.

Kurz vor der Endphase der Eruption wurde auf der Thermalcam die Wärmesignatur eines Lavastroms sichtbar, der über dem Rand der Bocca Nuova in Richtung Nordwesten floss. Die Lavafront erreichte ein Höhenniveau von ca. 3000 m und damit knapp die Basis des Gipfelkraterkegels. Laut INGV war auch ein zweiter Lavastrom aktiv, der sich außerhalb des Sichtbereichs der Livecams bewegte: Er floss aus der Voragine in Richtung Nordostkrater. Während die Lava floss, gab es noch strombolianische Explosionen sowie Ascheausstoß.

Ab etwa 07:20 UTC zeigte auch die Infraschallaktivität einen raschen Rückgang auf niedrige bis sehr niedrige Werte. Das zuletzt lokalisierte Infraschallereignis (10:22 UTC) ereignete sich am Voragine-Krater und hatte eine geringe Amplitude.

Das INGV veröffentlichte folgende Werte zur Bodenverformung, die während der Lavafontänen-Episode deutlich variierte:

  • GNSS-Netzwerk: keine wesentlichen Änderungen.
  • Neigungsnetzwerk: An der ECP-Station wies die N194E-Komponente eine Variation von etwa 2,5 mrad auf, während die N104E-Komponente eine Variation von etwa 5 mrad zeigte. Um 07:12 UTC wurde eine Umkehr des Verformungstrends beobachtet.
  • DRUV-Stammstation: Der Strain zeigte eine allgemeine Veränderung in Richtung Dekompression (ebenfalls bis 07:12 UTC) um etwa 350 nstrain. Nach der Trendumkehr wurde eine Veränderung von etwa 40 nstrain in Richtung Kompression beobachtet.

In den sozialen Medien wurden zahlreiche Fotos und Videos geteilt. Viele davon findet ihr in unserer Facebook-Gruppe zu vulkane.net.

Jetzt stellt sich natürlich wieder die Frage, ob es das war oder ob weitere Paroxysmen folgen werden. Spätestens wenn neue strombolianische Eruptionen einsetzen, kann man versuchen, diese Frage zu beantworten. (Quelle: INGV)

Ätna: Warten auf den nächsten Paroxysmus

Ätna-Krater Voragine erzeugt kleine Ascheeruptionen – Nächster Paroxysmus könnte sich anbahnen

Ätna auf Sizilien ist noch nicht zur Ruhe gekommen. Im Gegenteil, es sieht so aus, als würde sich der majestätische Feuerberg auf die nächste paroxysmale Eruption vorbereiten. Es wäre der fünfte große Ausbruch in diesem Monat. Als Indiz hierfür können die sporadischen Ascheeruptionen interpretiert werden, die wieder seit einigen Tagen aus der Voragine gefördert werden. Die Aschepuffs steigen bestenfalls ein paar Hundert Meter über dem Krater auf, bevor sie sich verflüchtigen. Nachts kann man in den Eruptionswolken schwache Rotglut beobachten, die davon zeugt, dass nicht nur Asche, sondern auch glühende Tephra gefördert wird.

Die Erdbebenaktivität ist gering und der Tremor bewegt sich im unteren gelben Bereich mit einem ganz leichten Aufwärtstrend. Anhand geophysikalischer Messdaten lassen sich Paroxysmen praktisch nicht vorhersagen, denn diese steigen erst, wenn sich auch die schwachen Eruptionen deutlich steigern, die man typischerweise im Vorfeld eines Paroxysmus beobachten kann.

Einer, der sich in auf Beobachtungsposten am Ätna befindet, ist unser Vereinsmitglied Andreas Brenneke. Er steigt regelmäßig zu Schiena dell’Asino auf, von wo aus er die Gipfelkrater im Visir hat, und berichtete uns von den Ascheeruptionen. Er meinte auch, dass die strikten Zugangsbestimmungen zu den höheren Regionen des Vulkans rigoros kontrolliert und durchgesetzt werden: An der Bergstation Etna Sud muss man zwingend ein Hin- und Rückticket mit der Seilbahnstation buchen. Ein One-Way-Ticket zu kaufen ist nicht mehr möglich. Wer die höheren Ätna-Gefilde erkunden möchte, kann das nur noch mit Bergführern und Bustouren machen. Alleine kann man praktisch den Bereich der oberen Seilbahnstation nicht mehr verlassen. Mit etwas Glück kommt man noch auf die Montagnola rauf, aber das ist Spekulation meinerseits. Oberhalb von 3000 Höhenmetern -wo die eigentliche Kraterregion beginnt, obgleich man sich dort noch an der Basis der Krater befindet- geht es auch mit Bergführern nicht weiter. Wer also hofft, einen Paroxysmus beobachten zu können, muss mit geführten Touren los oder sich mit Fernblicken begnügen. Beste Option ist der Bereich der Schiena dell’Asino und Pizzo Deneri im Norden des Vulkans.

Ätna-Paroxysmus am 15. Juli 2024

Weiterer Paroxysmus aus der Voragine am Ätna generierte hohe Lavafontäne

Wer gestern Abend das Glück hatte, den dritten Paroxysmus aus der Voragine in Serie beobachten zu dürfen, erblickte eine Lavafontäne, die mehrere Hundert Meter hoch aufstieg. Meiner Meinung nach war es die stärkste Lavafontäne der aktuellen Phase. Doch es blieb nicht bei der Lavafontäne, denn das VAAC Toulouse registrierte Vulkanasche in gut 6400 m Höhe. Der Wind verfrachtete sie in südöstlicher Richtung.

Natürlich war wieder die Voragine aktiv, während der Südostkrater ruhig blieb. Wie das INGV berichtete, lag die Tremorquelle unter dem Zentralkrater auf einem Höhenniveau zwischen 2800 und 3000 Metern.

Neben Lavafontäne und Aschewolke trat auch ein Lavastrom aus und floss über die Flanke der Bocca Nuova. Er war aber nicht so groß wie es bei den Lavaströmen der Fall war, die bei früheren Südostkrater-Paroxysmen austraten. MIROVA detektierte eine Wärmestrahlung von etwa 7200 MW. Sicherlich ein sehr hoher Wert, doch er lag eine Größenordnung unter dem, was man bei früheren Paroxysmen aus dem Südostkrater messen konnte.

Die Hangneigung versteilte sich im Vorfeld der Eruption um 0,1 µrad, als das Magma aufstieg. Gleichzeitig zeigte ein Bohrlochdilatomometer Dekompression an.

In den Ortschaften auf der Ätnaflanke und am Fuß des Vulkans, die in Windrichtung lagen, kam es zu starkem Asche- und Lapilliregen. Erfahrungsgemäß bedeckt er die Gegend zentimeterhoch, und die Beseitigung der Ablagerungen verursacht enorm viel Arbeit.

Der Paroxysmus kam nicht völlig überraschend, denn bereits nachmittags steigerten sich die strombolianischen Eruptionen, bis gegen 19:00 Uhr (UTC) die paroxysmale Hauptphase einsetzte. Diese dauerte gut vier Stunden und ließ dann relativ schnell nach.

Prognosen zu den Paroxysmen beruhen auf Erfahrungswerte

Wie es am Ätna weitergeht, lässt sich nicht wissenschaftlich vorhersagen. Die Erfahrungswerte zeigen, dass es zu einer langanhaltenden paroxysmalen Eruptionsserie kommen könnte, obwohl die Serien aus dem Zentralkrater oft nicht so lange anhielten wie jene aus dem Südostkrater. Wer überlegt, nach Sizilien aufzubrechen, sollte daher nicht zu lange warten, wobei natürlich jeder Paroxysmus bereits der letzte gewesen sein kann.

Mich selbst juckt es schon, zum Ätna zu fahren, doch ich befinde mich gerade im Südwesten der USA und bereite mich darauf vor, morgen Früh in den Arches Nationalpark aufzubrechen. Aufgrund meiner Reise gibt es hier aktuell nicht so häufige Updates, wie es sonst der Fall ist, was sich bald aber wieder ändern wird.

Eigentlich wollte ich heute über Stromboli schreiben, dessen Krater durch die starke Explosion enorme morphologische Veränderungen erlebte, doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben!

Stromboli mit sehr starker Explosion am 11. Juli

Stromboli generierte sehr starke Explosion – Pyroklastischer Strom floss zum Meer

  • Sehr starke Explosion ließ Aschewolke kilometerhoch aufsteigen
  • Ein pyroklastischer Strom floss bis zur Küste
  • Menschen am Strand bei Stromboli wurden evakuiert
  • Forscher veröffentlichten Messdaten
Pyroklastischer Strom am Stromboli. © LGS

Der Vulkan auf den Liparischen Inseln kommt – wie erwartet – nicht zur Ruhe und erzeugte am 11. Juli um 12:08 Uhr UTC eine besonders starke Explosion. Sie erzeugte eine Aschewolke, die mehreren Kilometern hoch aufstieg und weithin sichtbar war. Von Bildern her schätze ich, das sie mindestens eine Höhe von 4 Kilometern erreichte.

Neben der Aschewolke ging ein pyroklastischer Strom ab, der über die Sciara del Fuoco bis zum Meer floss. Ein Phänomen, das früher am Stromboli sehr selten war, mittlerweile aber vergleichsweise häufig in Phasen erhöhter Aktivität vorkommt. Pyroklastische Ströme zählen zu den gefährlichsten Manifestationen des Vulkanismus. Sie bewegen sich sehr schnell einen Vulkanhang abwärts und bestehen aus einem Gemisch aus extrem heißen Gasen, Vulkanasche und größeren Lavablöcken, die alles zerstören, was sich in ihrem Weg befindet. Am Stromboli gehen sie über die Sciara ab, auf der sich niemand befinden sollte, doch pyroklastische Ströme, die über das Meer hinaus laufen, könnten Boote gefährden. Darum gibt es eine mit Bojen markierte Sperrzone vor der Feuerrutsche.
In italienischen Medienberichten hieß es, dass Anwohner und Urlauber von den Sicherheitskräften vom Strand und der Küste evakuiert wurden. Zu Schaden kam aber niemand. Man befürchtete offensichtlich die Entstehung eines Tsunamis, doch dieser blieb aus. Durch die Massen vulkanischen Materials, das von dem pyroklastischen Strom ins Meer eingebracht wurde, gab es aber eine Welle von 50 Zentimetern Höhe. Laut LGS war sie zu niedrig, um das Tsunami-Frühwarnsystem zu aktivieren.

Geophysikalische Messdaten zur Explosion auf Stromboli

Quelle des Explosionssignals auf 650 m. © LGS

Das LGS veröffentlichte bereits kurz nach der Explosion einige geophysikalische Daten zum Geschehen: Die Explosion verursachte einen sehr starken akustischen Explosionsdruck von 472 Pa. Das gehört schon zur Spitzenklasse der Explosionen am Stromboli. Die Quelle der Explosion soll kurz unterhalb des Kraters auf 650 Höhenmeter gelegen haben.

Drei Minuten vor dem Ereignis sprach das Frühwarnsystem an, das vor Paroxysmen warnen soll. Bereits gut 50 Minuten vor dem Knall wurde eine ordentliche Versteilung des Hangs gemessen. Sie betrug an der Messstation OHO fast 10 Mikrorad. Die Bodendeformation entstand durch einen größeren Magmakörper, der schnell aufstieg. Sofort wurden die Wissenschaftsteams verständigt, die am Vulkan unterwegs waren, um Messstationen zu reparieren. Offenbar gelang ihnen die Evakuierung.

Die Erdbeben der letzten Tage kann man als Hinweise auf die außerordentlichen Vorgänge am Stromboli interpretieren. Es ist noch nicht gesagt, dass nun das Ende der Phase erhöhter Aktivität erreicht ist, weitere Ereignisse könnten folgen.

Übrigens hatte man erst zwei Tage vorher den Touristen wieder erlaubt, bis auf 100 Höhenmeter aufzusteigen, wo sich die Pizzeria Punta Labronzo befindet, damit der Tourismus nicht ganz abgewürgt wird und die Menschen die Lavaströme beobachten können. Diese „Freiheit“ dürfte jetzt wieder vorbei sein. (Bilder: LGS Laboratory of Experimental Geophysics)

Ätna erzeugt zweiten Paroxysmus aus der Voragine

Weitere paroxysmale Eruption am Ätna – Asche driftet Richtung Griechenland

Leise, still und heimlich kehrte heute Nacht die Aktivität in Ätnas Voragine zurück. Nach nicht einmal zwei Tagen Pause setzten nachts strombolianische Eruptionen ein, die sich in den frühen Morgenstunden schnell zu einem Paroxysmus steigerten: Der Tremor schoss in die Höhe, und glühende Tephra sowie eine Aschewolke stiegen laut VAAC Toulouse bis auf 10 Kilometer Höhe auf. Der Wind verfrachtet die Asche in einer weit aufgefächerten Wolke nach Osten über das Ionische Meer. Die Prognosen zur Ascheausbreitung sagen, dass die Aschewolke am späten Nachmittag die griechische Halbinsel Peloponnes erreichen soll. Die Vulkanasche bewegt sich auf gleicher Höhe wie viele Verkehrsflugzeuge und könnte wichtige Flugrouten kreuzen, sodass Flugzeuge umgeleitet werden müssen, was zu Verspätungen führen könnte.

Das INGV schrieb in einer Sondermitteilung, die gegen 8 Uhr MESZ veröffentlicht wurde, dass der Tremor sehr hohe Werte erreichte und weiter zunimmt. Seine Quelle liegt auf einem Höhenniveau von 2800 m und östlich des Zentralkraters. Ich vermute, dass sich Magma im Bereich zwischen Zentralkrater und Südostkrater akkumulierte. Vor einer Stunde sah man eine mehrere Hundert Meter hoch aufsteigende Lavafontäne und eine relativ dünne Aschewolke aufsteigen, doch mittlerweile ist diese zu einem schwarzen Monster mutiert, während sich der Anteil glühender Tephra reduziert zu haben scheint. Inzwischen hat der Tremor in seinem Diagramm wieder ein Plateau ausgebildet, so wie es bereits beim letzten Paroxysmus der Fall war. Die Eruptionen der Voragine scheinen etwas anders zu verlaufen als die der Pendanten aus dem Neuen Südostkrater, deren Hochphasen meistens gewaltiger waren, aber dafür nicht so lange anhielten.

Die Vulkanologen beobachteten nachts eine leichte Bodendeformation in Form einer Bodenhebung, die gegen 1 Uhr begann und von der Magmeninflation zeugte. Mit Einsetzen des Hauptausbruches wurde Deflation registriert. Außerdem nehmen die Infraschallsensoren starke Explosionssignale auf. MIROVA detektiert eine starke Thermalstrahlung mit einer Leistung von fast 1400 MW.

Es lässt sich nicht wissenschaftlich prognostizieren, wie viele Paroxysmen noch folgen werden. Oft halten solche paroxysmale Eruptionsphasen am Ätna wochenlang an. Manchmal gibt es aber auch nur einzelne Paroxysmen oder Phasen mit wenigen Eruptionen. Gelegentlich liegen zwischen den einzelnen Paroxysmen wochenlange Pausen, sodass man sie nicht als zusammenhängende Ereignisse sieht. Auf jeden Fall ist dieser Sommer auf Sizilien bereits jetzt besonders heiß.

Übrigens, entgegen meinen vorherigen Spekulationen hat es beim ersten Paroxysmus den neuen Krater in der Voragine nicht komplett zerlegt. Im Gegenteil, er soll inzwischen so hoch sein, dass er den neuen Gipfel des Ätnas markiert. Man wartet aber noch auf eine offizielle Bestätigung nach einer neuen Vermessung.

Ätna: Paroxymus endete in den frühen Morgenstunden

Ätna-Paroxysmus endete in den frühen Morgenstunden – Flughafen wurde gesperrt

Der Paroxysmus, der gestern Abend am Ätna begann, hielt fast die ganze Nacht an und endete in den frühen Morgenstunden. Die Hauptphase der Eruption dauerte für einen Paroxysmus ungewöhnlich lange. Der Paroxysmus entwickelte sich aus der sich langsam steigernden strombolianischen Aktivität, die Mitte Juni im Voragine-Krater begonnen hatte und zuletzt auch einen Lavastrom hervorbrachte, der in den Nachbarkrater Bocca Nuova floss. Während des Paroxysmus wurde eine mehrere Hundert Meter hohe Lavafontäne gefördert. Laut VAAC Toulouse stieg Vulkanasche bis auf eine Höhe von 4600 Metern, was nur etwas mehr als 1200 Meter über Kraterhöhe entspricht. Meiner Meinung nach müsste die Asche deutlich höher aufgestiegen sein. Die Asche verbreitete sich über ein großes Areal und sorgte für Ascheregen in bewohnten Gebieten. Auch der Flughafen von Catania stellte seinen Betrieb zeitweise ein. Interessanterweise kam es bereits in den Morgenstunden zur Schließung des Flughafens, als die Eruption noch langsam anfing sich aufzubauen. Offenbar wehte der Wind die Asche in Richtung Catania. Am Nachmittag, als die Eruption stärker wurde, drehte der Wind und der Flughafen nahm seinen Betrieb langsam wieder auf. Dennoch mussten sich viele Fluggäste auf lange Verspätungen einstellen.

Am Morgen fiel der Tremor dann fast so schnell ab, wie er zuvor angestiegen war. Im Tagesverlauf nahm er noch weiter ab und bewegt sich nun in der unteren Hälfte des gelben Bereichs und hat wieder das Niveau erreicht, das für den Ätna typisch ist. Auf den Livecams ist keine Aktivität mehr auszumachen. Es wird spekuliert, dass der neue Schlackenkegel, der während der strombolianischen Eruptionsphase im Krater gewachsen ist, vom Paroxysmus ausgeblasen wurde.




Natürlich stellt sich jetzt die Frage, wie es am Ätna weitergeht. Oft kommen Paroxysmen in Serie, und es ist gut möglich, dass wir in einigen Tagen den nächsten Ausbruch sehen werden. Es ist auch nicht auszuschließen, dass die Aktivität auf den Neuen Südostkrater überspringt, so wie es in den letzten Jahren öfter vorkam. Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es keine Daten, die eine längerfristige Prognose ermöglichen.

Ätna: Paroxysmale Eruption am 01.12.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Paroxysmal

Ätna startet mit neuem Paroxysmus durch

Und er tat es doch: der Ätna startete heute Abend mit einem Paroxysmus durch. Das INGV veröffentlichte um 18:02 Uhr UTC (19:02 Uhr Lokalzeit) die Nachricht, dass ein Paroxysmus im Gang ist und eine Lavafontäne beobachtet werden kann. Aktuell kann man sie immer noch auf den Livecams beobachten. Auch das Local Team ist unterwegs und streamt live.

Das Ätna-Observatorium des INGV Catania teilte mit, dass die Bildanalyse des Überwachungskameranetzwerks den paroxysmalen Vulkanausbruch erfasst hat. Das Prognosemodell zur Ausbreitung der Aschewolke zeigt möglichen Ascheniederschlag auf der nordöstlichen Seite des Vulkans
Die durchschnittliche Amplitude der vulkanischen Erschütterungen haben deutlich zugenommen und hohe Werte erreicht. Die Tremorquellne bleiben in der Tiefe auf das südöstliche Kratergebiet beschränkt und befinden sich ca. 2900 m über dem Meeresspiegel.
Infraschallaktivität zeigt eine deutliche Steigerung. Lokalisierte Infraschallereignisse werden vom Südostkrater erzeugt.
Die Analyse der klinometrischen Daten zeigt eine Abweichung von etwa 0,3 Mikroradian im Gipfelbereich des Vulkans, was mit der üblichen Dynamik einer Lavafontäne im Einklang steht.

Auf den Livecams sieht man nicht nur eine Lavafontäne, sondern auch zwei Lavaströme. sie fließen aus den beiden Scharten im Südwesten und Osten des Kegels.

Nicht nur das INGV bringt Meldungen zum Geschehen heraus, sondern auch das VAAC Toulouse. Es meldet Vulkanasche in einer Höhe von 9100 m. Aschewolken in dieser Höhe stellen eine ernste Gefahr für den Flugverkehr dar. Am Ätna sind Aschewolken von besonderer Brisanz, da selbst weniger hoch aufsteigende Vulkanasche Flugzeuge im Landeanflug oder beim Starten am Flughafen Catania gefährden könnten. Je nach Windrichtung und Ascheausbreitung kommt es bei größeren Vulkanausbrüchen auch oft zur Schließung des Flughafens.

Der Paroxysmus startete aus der bereits früher beschriebenen Phase fluktuierender strombolianischer Tätigkeit heraus. Heute Morgen gab es bereits eine Erhöhung des Tremors, doch erst am Abend startete der Ausbruch durch. Erst gestern hatte ich in Frage gestellt, ob wir die fluktuierende strombolianische Tätigkeit als Vorboten einen Paroxysmus sehen könnten oder ob es sich vielleicht nicht doch um eine davon unabhängige Aktivität handeln könnte? Nun kennen wir die Antwort. Es war der zweite Paroxysmus innerhalb von 18 Tagen. Die neue Frage ist, ob es nun weitere Paroxysmen geben wird und der Ätna in eine neue paroxysmale Phase eingetreten ist? Die nächsten Strombolianer könnten eine Antwort liefern: Nach dem Ausbruch ist vor dem Ausbruch!