Ol Doinyo Lengai: Inflation detektiert

Neues Foto nach Lavaüberlauf Ende Mai zeigt Rotglut am Ol Doinyo Lengai – Transiente Inflation nachgewiesen

Arusha, 12.06.2025 – Erst vor wenigen Tagen berichtete ich über den Lavaüberlauf, der sich am 27. Mai am Ol Doinyo Lengai in Tansania ereignete. Daraufhin übermittelte mir Vereinsmitglied Jochen Felkl ein aktuelles Bild, das er von einem Lengai-Führer zugeschickt bekommen hatte. Auf dem Bild ist ein aktiver Hornito zu sehen, in dessen Schlot rotglühende Lava brodelt. Das Foto ist insofern ungewöhnlich, als die Lava am Lengai nicht so rot glüht. Früher wurde auf Bildern des Vulkans die Rotglut nur nachts auf langzeitbelichteten Fotos sichtbar. Das vorliegende Bild wurde zum Sonnenaufgang mit einem Handy aufgenommen, was darauf schließen lässt, dass die ungewöhnliche Lava des Vulkans heißer geworden ist. Eine Temperaturmessung wäre sicher spannend.

Rotglut am Ol Doinyo Lengai. © Guide

Betrachtet man das Bild genauer, erkennt man im Hintergrund am Kraterboden schwarze und somit frische Lava, was den Überlauf vom 27. Mai bestätigt. Am Lengai verwittert schwarze Lava innerhalb weniger Tage oder Wochen zu einem weißen Sodapulver.

Zwar wurden in der letzten Zeit meines Wissens nach keine Temperaturmessungen am Ol Doinyo Lengai durchgeführt, dafür aber Messungen anderer Art: Ein internationales Forscherteam um Sarah Stamps und Ntambila Daud vom Virginia Tech installierte bereits 2016 um und auf dem Lengai 6 GNNS-Messsensoren, mit denen sie kleinste Bodenbewegungen detektieren können. Sie stellten fest, dass es zwischen März 2022 und Dezember 2022 zu einer schnellen Bodenhebungsphase kam, die in eine länger anhaltende, stetige Hebung bis August 2023 überging. Davor und danach konnten keine Bodendeformationen detektiert werden. Modellrechnungen deuten darauf hin, dass die Hebung von einer aktiven, oberflächennahen magmatischen Quelle stammt. Die Vermutung liegt nahe, dass es zu einer Magmenintrusion kam, was auf eine Aufheizung des Vulkans hindeutet.

Tatsächlich ist der Lengai in einer Phase milder effusiver Eruption begriffen, die in früheren Perioden jahrzehntelang anhielt, bevor sie jäh von einer explosiven Eruptionsphase unterbrochen wurde. Gemittelt ereigneten sich explosive Phasen in Intervallen von grob 20 Jahren, wobei es durchaus Variationen der Intervalle zwischen 16 und 25 Jahren gab. Bei diesen explosiven Eruptionen unterlag der Kraterbereich stets großen morphologischen Veränderungen. Statistisch gesehen ist es also durchaus möglich, dass wir in den nächsten Jahren erneut einen Umbau des Kraters sehen werden.

Bei den besonders starken Explosionen der Eruptionsphase 2007–08 kam es zu einer Injektion silikatischer Lava in das Reservoir, in dem sich die besondere natriumkarbonatische Lava befand, für die der Lengai bekannt ist. Dieses Mischen von 2 unterschiedlichen Magmaarten kann generell starke Explosionen hervorrufen.

Die hier erwähnte Studie von Sarah Stamps erschien bereits Ende letzten Jahres. Kurz zuvor wurde eine andere Studie veröffentlicht, über die ich bereits berichtet habe. Diese steht im Widerspruch zu der jüngeren Studie, denn die Kernaussage war, dass sich der Gipfel des Lengai im Jahr um ca. 35 mm senkt. Allerdings könnte es auch sein, dass sich nur der 2007 entstandene Schlackenkegel auf dem Kraterplateau durch gravitativen Einfluss absenkt, ohne dass das Speichersystem des Vulkans davon betroffen ist.

Vor den letzten explosiven Eruptionen steigerte sich die Aktivität des Lengai über mehrere Monate hinweg und es kam oft zu stärkeren effusiven Ausbrüchen mit Lavaüberläufen im Kraterbereich. Wir werden sehen, ob es sich diesmal wieder so verhalten wird.

Bei einer Expedition während der aktiven Aufheizungsphase des Vulkans stürzte ein Träger in einen Lavastrom und zog sich so schwere Verbrennungen zu, dass beide Beine amputiert werden mussten. Vulkanspottern sei empfohlen, den Lengai nicht zu unterschätzen und Vorsicht walten zu lassen.

Übrigens schrieb ich am 8. Mai über ein Erdbeben Mb 4,5, das sich am Südufer des Lake Natrons ereignete, in nur 20 Kilometer Entfernung zum Lengai. Nicht ausgeschlossen, dass dieses Erdbeben letztendlich die erhöhte Aktivität am Vulkan triggerte.

Ol Doinyo Lengai: Lavaüberlauf im Krater

Lengai-Krater im Jahr 2008. Im Hintergrund der Lake Natron. © Marc Szeglat

Thermische Anomalie im Krater vom Ol Doinyo Lengai – Lavaüberlauf wahrscheinlich

Arusha, 09.06.2025 – Der Ol Doinyo Lengai in Tansania ist ein wahrer Exot unter den Vulkanen, denn nur er fördert aktuelle die kälteste Lava der Welt, die auf Natrium und Karbon basiert anstatt auf metallischen Elementen und Siliziumdioxid, wobei die erstgenannten Komponenten den geringeren Anteil haben und an „normalen“ Vulkanen deutlich variieren können. Während die auf Siliziumdioxid basierende Schmelze normalerweise zwischen 800 und 1250 Grad heiß ist, schafft es die Lava vom Ol Doinyo Lengai gerade mal auf die Hälfte diese Temperaturbereichs. Daher erkennt man tagsüber keine Rotglut am Vulkan und die Schmelze sieht aus wie silbrig glänzender Schlamm.

Dennoch ist die Lava des Ol Doinyo Lengai heiß genug um im Infrarotspektrum ein deutliches thermisches Signal zu erzeugen. Während solche thermischen Anomalien, die vom Krater des Exoten ausgehen, normalerweise nur wenige Pixel groß sind und davon zeugen, dass es aktive Hornitos gibt, scheint es am 27. Mai zu einem Überlauf der natriumkarbonatitischen Lava gekommen zu sein, denn auf eine Sentinel-Satellitenfoto im Infrarotbereich zeigt eine große thermische Anomalie, die den gesamten Kraterbereich ausfüllt. Möglicherweise kam es zum Kollaps eines Hornitos woraufhin sich der Lava-Pond in dem Hornito über den Kraterboden ergoss.

Auf den Satellitenbildern der Folgetage erkennt man ebenfalls thermische Anomalien, die größer als normal sind. Offenbar ist der Vulkan unruhiger als er es in den letzten Monaten war. Aus der Ferne lassen sich natürlich nur spekulative Diagnosen anstellen. Beobachtungen aus der Nähe können solche Ferndiagnosen nicht ersetzten. Expeditionen in die Gegend des tansanischen Riftvalley werden in der Nachcoronazeit aufgrund der teils extremen Preissteigerung für Safaris und Fernreisen deutlich weniger durchgeführt, von daher sind Augenzeugenberichte vom Lengaigipfel inzwischen eine Rarität.

Noch seltener sind nur Berichte vom Nyamuragira im kongolesischen Teil des Riftvalley. Hier spielen nicht nur Kostengründe eine Rolle, sondern vor allem das Rebellentum und die desolate Sicherheitslage bei Goma. Dieser Vulkan ist aber äußerst aktiv und emittiert eine hohe Wärmestrahlung mit 1980 MW-Leistung. Am Lengai werden bestenfalls Wärmeanomalien mit Leistungen im einstelligen Bereich gemessen.

Tansania: Erdbeben M 4,5 nahe Ol Doinyo Lengai

Erdbeben am Südufer des Lake Natron in Tansania erschütterte auch Ol Doinyo Lengai

Datum: 07.05.2025 | Zeit: 07:35:59 UTC | Koordinaten: -2.574 ; 35.983 | Tiefe: 10 km | Mb 4,5

Entlang des Ostafrikanischen Riftvalleys kommen Erdbeben vergleichsweise selten vor, sieht man einmal von den starken Schwarmbeben ab, die sich Ende letzten Jahres und Anfang dieses Jahres am äthiopischen Ende des Grabenbruchs ereigneten und mit der Intrusion magmatischer Gänge zusammenhingen. Umso bemerkenswerter ist ein Erdbeben der Magnitude 4,5, das sich gestern Morgen in Tansania ereignete. Das Epizentrum lag am Südufer des Lake Natron und nur 20 Kilometer vom Vulkan Ol Doinyo Lengai entfernt. Der Erdbebenherd wurde in 10 Kilometern Tiefe fixiert, was bedeutet, dass es sich um ein flach liegendes Erdbeben gehandelt hat, dessen Tiefe aber nicht genau festgestellt werden konnte. Es ist nicht auszuschließen, dass der Erdstoß die Aktivität des Vulkans beeinflussen wird.

Das Satellitenfoto visualisiert nicht nur die Lage des Erdbebens, sondern zeigt auch die Störungszonen, die den Verlauf der Grabenschultern des Ostafrikansichen Riftvalleys markieren. Zudem erkennt man die zahlreichen Vulkane und Krater (bei denen es sich um Calderen und Maare handelt) der Gegend, in der sich ein Teil Ostafrikas vom Rest des Kontinents abspaltet. Links unten sind die Krater-Highlands zu sehen, zu denen bedeutende Calderen wie Empakai und Ngorongoro gehören. Am rechten Bildrand liegt der mächtige Kilimandscharo. Um den Ol Doinyo Lengai zu erkennen, muss man einen daumenbreit unterhalb der Erdbebenmarkierung blicken. Er schaut wie ein Pickel auf einer Störungslinie aus.  Obwohl es einer der kleineren Vulkane der Gegend ist, ist er der aktivste.

Aktuelle Sentinel-Aufnahmen zeigen eine schwache thermische Anomalie im Krater, die davon zeugt, dass weiterhin natriumkarbonatitische Lava in einem Hornito brodelt. Die Aktivität hat sich in den letzten Wochen vom zentralen Hornitokomplex etwas in Richtung Nordosten verlagert. Einen stärkeren Lavaüberlauf konnte ich auf den Satellitenbildern der letzten Wochen nicht ausmachen. Allerdings hüllt sich der Vulkan auch oft in Wolken, so dass man da Geschehen nicht lückenlos verfolgen kann.

Auf den Satellitenbildern ist auch zu erkennen, dass die Gegend ungewöhnlich grün ist und im Norden des Lake Natrons strömen schlammige Fluten in den See, der früher oft Niedrigwasser hatte und sich dann aufgrund einer Algenblüte rot färbte. Im Mai sollte die kleine Regenzeit eigentlich langsam enden, so dass die Pisten, die in das Areal führen, abtrocknen und wieder besser passierbar sind. Vielleicht bekommen wir dann wieder Aufnahmen vom Ol Doinyo Lengai geliefert.

Nyamuragira zeigt ausgeprägte thermische Anomalie

Kongolesischer Vulkan Nyamuragira emittiert starke Wärmestrahlung – Caldera mit Lava geflutet

Die Demokratische Republik Kongo machte in den letzten Tagen Negativschlagzeilen, da eine neue Infektionskrankheit um sich ging (und geht), die hunderten Menschen das Leben kostete und sich schnell ausbreitete. Davon betroffen war auch die Region um Goma, um die es in dem Bericht hier eigentlich geht. Nur noch ein Satz zu der Krankheit: Wie Forscher nun herausgefunden haben, scheint es einen Zusammenhang mit Malariainfektionen zu geben, denn die meisten Todesopfer – vor allem Kinder und Alte – waren Malaria-positiv.

Malaria ist seit jeher ein Thema im Bereich von Goma, genauso die Eruptionen der beiden Vulkane dort: Nyamuragira und Nyiragongo sind auch jetzt aktiv, allerdings mit unterschiedlicher Intensität. Während es im Krater des Nyiragongo nur vergleichsweise wenig offen zutage tretende Lava gibt, ist die Caldera des nördlich gelegenen Nyamuragira offenbar mit Lava geflutet. Das geht aus einer sehr hohen Wärmestrahlung hervor und von einer ausgeprägten thermischen Anomalie, die man auf Satellitenaufnahmen im Infrarotspektrum visualisieren kann. Die thermische Strahlung bringt es auf eine Leistung von 2561 MW. Was man auf den Satellitenbildern auch erkennen kann, ist, dass die beiden Lavaströme, die noch vor wenigen Wochen auf der Nord- und Westflanke des Vulkans unterwegs waren, abgekühlt und erstarrt sind. Die Aktivität beschränkt sich also auf den Calderabereich des Vulkans. Die Caldera misst etwas mehr als 2 Kilometer im Durchmesser und zählt damit zu den mittelgroßen Gipfelcalderen.

Die Caldera des Vulkans Erta Alé, der ebenfalls im Ostafrikanischen Rift liegt, allerdings im Ostarm des Tals und nicht im Westarm, wie die beiden zuvor genannten Vulkane, misst nur 1800 × 800 m. Auf den Satellitenbildern zu diesem Vulkan in Äthiopien sind nur zwei pixelgroße thermische Anomalien zu sehen, die sich auf Förderschloten in zwei Hornitos beschränken. Dennoch gibt es Berichte von Anfang Dezember, nach denen Lavaströme aus den Hornitos quollen.

Der Ol Doinyo Lengai ist der vierte aktive Vulkan des Ostafrikanischen Riftvalleys. Er zeigte sich im Herbst vergleichsweise ruhig, scheint jetzt aber wieder aktiver geworden zu sein: Besagte Satellitenbilder zeigen kleine thermische Anomalien im Krater des Feuerbergs, der eine einzigartige Lava-Art fördert. Wahrscheinlich kam es zu Kollapsereignissen an dem einen oder anderen Hornito, so dass die Lavateiche offen liegen. Möglicherweise gab es auch einen Lavaüberlauf aus einem der Hornitos.

Ol Doinyo Lengai zeigt morphologische Veränderungen

Morphologische Veränderungen der Hornitos im Ol Doinyo Lengai – Vulkan weiter aktiv

Der Vulkan Ol Doinyo Lengai ist weiterhin aktiv. Das geht aus einer Meldung des Vulkanführers Lerwaha Lazer hervor, die mir von unserem Vereinsmitglied Jochen Felkl zugespielt wurde. Lerwaha bestieg den „Gottberg“ der Massai am Wochenende und kehrte gestern Morgen von seiner Expedition zurück.

Am Gipfel des Vulkans fand er einen aktiven Hornitokomplex im Zentrum des Kraters vor, der sich gegenüber den letzten Berichten vom Sommer deutlich verändert hat. Während im Sommer mehrere Hornitos ohne Spitzen zu sehen waren, die den Blick auf die in ihnen brodelnde Lava freigaben, sind die schornsteinähnlichen Gebilde aus Lava inzwischen weiter gewachsen. Die meisten Hornitos haben nun Spitzen mit nur kleinen Öffnungen. Auf der Flanke des höchsten Hornitos befanden sich schwarze, und somit frische, Ablagerungen von Lava, die aus dem Minikrater spritzte.

Das ist eine typische Aktivität des Lengai, die ich selbst schon mehrfach beobachten konnte. Der Lengai fördert eine besondere Lava-Art, die aktuell nur an diesem Vulkan vorkommt und Natriumkarbonatit genannt wird. Frische Lava präsentiert sich in Schwarz. Nach einigen Tagen verwittert sie durch Feuchtigkeitseinfluss und überzieht sich zunächst mit einer hellgrauen bis weißen Oxidationsschicht. Im weiteren Verlauf zerfällt sie zu einem weißen Sodastaub, der vom Wind durch den Krater getragen wird und in jede (Körper-)Ritze eindringt.

Aufgrund der Bewölkung der letzten Wochen gibt es keine aktuellen Thermalbilder vom Ol Doinyo Lengai. Das letzte wolkenfreie Copernicus-Bild stammt vom 3. November und zeigte den Vulkan kalt. Um ein Bild mit einer Wärmesignatur zu finden, muss man bis zum 29. Oktober zurückgehen. Diese thermische Anomalie war recht klein, was jedoch nicht unbedingt auf eine verringerte Aktivität des Ol Doinyo Lengai hindeutet. Vielmehr könnte es daran liegen, dass sich die Hornitos weiter zugebaut haben und durch die kleinen Öffnungen in ihren Spitzen nur wenig Lava und Wärme entweichen können. Erst wenn ein Hornito kollabiert, fließt die in ihm brodelnde Lava über den Kraterboden und verursacht ein stärkeres Signal.

Erta Alé: Neuer Lavastrom zum Jahreswechsel

Ein aktiver Hornito spattert Lava und speist einen verzweigten Lavastrom in der Erta-Alé-Caldera zum äthiopischen Neujahr

Nein, der Szeglat hat sich nicht im Datum geirrt, denn obwohl wir erst September haben, feierte man gestern in Äthiopien Neujahr: Zu Enkutatash bescherte der Erta Alé einer Gruppe Touristen unter Leitung einheimischer Führer ein wahres Feuerwerk in Form von intensivem Lavaspattering aus einem Hornito, der sich im Bereich des früheren Pitkraters gebildet hat. Der Pitkrater ist Geschichte: er wurde im Laufe des letzten Jahres vollständig mit Lava aufgefüllt. Geschichte ist auch der Lavasee, der über Jahrzehnte hinweg zuverlässig wie eine Schweizer Uhr im Krater brodelte. Jetzt kommt es immer wieder zu Lavaüberläufen, wie oben beschrieben. Der letzte größere Lavastrom bildete sich Mitte August. Auf Sentinel-Satellitenaufnahmen ließ sich seine Glutspur im Infrarotbereich verfolgen. Eine Aufnahme entstand zum Ende der Eruption, und auf dem Satellitenbild erkennt man die Lavafront, die das Südende der Caldera erreicht hatte. So große Lavaströme sind am Erta Alé nicht alltäglich, dennoch gehen manche Quellen gehen davon aus, dass Erta Alé seit gut 130 Jahren permanent aktiv ist, sieht man einmal von kurzen Pausen ab.

Der Erta Alé ist ein flacher Schildvulkan, dessen Basis unter dem Meeresspiegel liegt und der sich vom Grund eines trockengefallenen Meeres erhebt. Sollte sich die Tektonik der Region signifikant ändern oder der Meeresspiegel deutlich ansteigen, wird die Danakil-Depression, in der sich der Erta Alé befindet, ein Teil des Roten Meeres sein. Tatsächlich war das in den letzten Jahrtausenden bereits öfter der Fall, denn in der Nähe des zweiten faszinierenden Vulkans der Danakil habe ich auf einer meiner ersten Expeditionen dort Korallenbruchstücke gefunden. Wo heute Salzseen auf Touristen warten, lauerten einst vielleicht Riffhaie auf Beute.

Offenbar hat sich die politische Situation in Äthiopien soweit stabilisiert, das Reisen in den Danakil vom Sicherheitsaspekt aus gesehen wieder einigermaßen sicher sind. Ein Restrisiko in Unruhen zu geraten besteht allerdings nach wie vor.

Aktive Hornitos im Krater des Ol Doinyo Lengai

Folgt man dem Ostafrikanischen Riftvalley ein paar Tausend Kilometer in südlicher Richtung, gelangt man zum Ol Doinyo Lengai in Tansania. Auf Sentinelfotos erkennt man im Infrarotbereich zwei kleine Hotspots, die von Lavaaktivität in den Hornitos zeugen. Vereinsmitglied Jochen Felkl steht in Kontakt zu einem lokalen Guide, der ihm ein Handyfoto zuschickte, auf dem zu erkennen ist, dass die zuvor offenen Hornitos gewachsen sind und Spitzen bekommen haben. Das erschwert natürlich den Blick auf die Lavaponds, die in den Hornitos köcheln. Doch der nächste Hornito-Kollaps ist bestimmt nicht fern.

Ol Doinyo Lengai: Deflation detektiert

Vulkan Ol Doinyo Lengai in Tansania verliert an Höhe – Magmenkörper schrumpft

In den vergangenen Tagen schrieb ich öfter über den faszinierenden Vulkan Ol Doinyo Lengai, der im tansanischen Teil des Ostafrikanischen Riftvalleys liegt. Nun gibt es eine neue Studie, die weitere Erkenntnisse liefert.

Der Ol Doinyo Lengai in Tansania ist der weltweit einzige Vulkan, der Karbonatitlava ausstößt. Über diese besondere Lava wurde bereits viel berichtet, daher hier nur ein kurzer Überblick: Anders als silikatische Laven, die zwischen 45 und 70 % Kieselsäure enthalten, weist das Magma des Ol Doinyo Lengai weniger als 25 % Kieselsäure auf. Die Lava basiert auf Karbonat und enthält hohe Konzentrationen an Natrium und Kalium. Sobald sie erstarrt, oxidiert sie schnell zu einem weißen Pulver.

Die neue Studie analysierte hunderte von InSAR-Aufnahmen (Synthetic Aperture Radar) von zwei Satellitensystemen. Diese zeigen, dass ein etwa 500 m durchmessendes Gebiet im Gipfelbereich des Vulkans jährlich um 3,6 Zentimeter absinkt. In den letzten 10 Jahren hat der Kraterbereich somit 36 Zentimeter an Höhe verloren.

Dieses Phänomen wird höchstwahrscheinlich durch ein sich entleerendes Magmareservoir verursacht, das in maximal 1 km Tiefe unter dem Gipfelkrater liegt.

Die Subsidenz könnte eine Folge der großen explosiven Eruptionen von 2007-08 sein, bei denen sich Natriumkarbonat mit frischer silikatischer Schmelze mischte. Diese Eruptionen erreichten einen VEI 3 und sprengten die Kraterplattform, die seit der vorherigen explosiven Eruption von 1967 entstanden war. Es bildete sich ein neuer Kraterkegel mit einem über 100 m tiefen und mehr als 300 m breiten Krater. Seitdem wird der Krater langsam durch natriumkarbonatitische Lavaströme aufgefüllt, wobei sich Hornitos bilden, in denen die Lava brodelt.

Frühere Untersuchungen deuteten bereits darauf hin, dass der frisch entstandene Krater absinken könnte, was die neue Studie nun bestätigt. Die oberen Hänge dieses Kraters sinken seit 2013, vermutlich aufgrund des sich leerenden Magmareservoirs etwa 1.000 m unter dem Vulkan.

Die Geometrie und Eigenschaften dieses flachen Magmareservoirs bleiben unklar, könnten jedoch mit einem größeren Reservoir in einer Tiefe von 3.000 m oder mehr verbunden sein. Die Überwachung des Absinkens ist wichtig, um zukünftige Ausbrüche vorherzusagen. Am westlichen Rand des Vulkans entwickelt sich ein 100 Meter langer, mit Lava gefüllter Spalt, der sich weiter ausdehnen könnte, während der Vulkan weiter ausbricht und absinkt.

Ich besuchte den Ol Doinyo Lengai zuletzt im Frühjahr 2008 und bekam noch die Endphase der explosiven Eruptionen mit. Zuvor bestieg ich diesen faszinierenden Vulkan 3 Mal und riskierte dabei auch den einen oder anderen Blick in einen kollabierten Hornito. Darunter befanden sich gewaltige Hohlräume und es wurde klar, dass die Kraterplattform auf einem Untergrund ruhte, der einem Schweizer Käse glich, mit dem Unterschied, dass es mehr Löcher als Käse gab. Ich erinnere mich an ein Ereignis, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ: Während des Mittagessens im Krater, das unser Koch Othman zubereitet hatte, durchlief eine Erschütterung den Vulkan und ein Geräusch wie von einem tiefen Glockenschlag ertönte und ließ die Luft vibrieren. In diesem Moment dachte ich, die Plattform würde kollabieren. (Quelle: https://doi.org/10.1029/2023GL107673)

Ol Doinyo Lengai mit thermischer Anomalie am 1.08.24

Vulkan Ol Doinyo Lengai zeigt thermische Anomalie – Lavapool kocht im Hornito

Der Ol Doinyo Lengai liegt im Norden von Tansania, genauer gesagt östlich der Serengeti und südlich des Natronsees. Auch die Grenze zu Kenia ist nicht weit entfernt. Der Vulkan ist der Gottberg der Maasai und bekannt für die Eruption einer einzigartigen Lava-Art, die als Natriumkarbonatit bekannt ist. Diese Lava kommt nicht nur extrem selten vor, sondern ist zugleich die kälteste Lava der Welt. Ihre Schmelze ist nur zwischen 500 und 600 Grad Celsius heiß und sieht im Sonnenlicht wie silbrig glänzender Schlamm aus. Bei Nacht erscheint sie oft völlig schwarz oder zeigt eine schwache Rotglut, die meistens nur auf langzeitbelichteten Fotos sichtbar wird. Ob man die Rotglut mit bloßem Auge erkennen kann, hängt von der Temperatur der Schmelze ab: Liegt sie am unteren Spektrum des Temperaturbereichs, ist sie für gewöhnlich nicht sichtbar.

Während des Frühsommers war der Ol Doinyo Lengai nur sporadisch aktiv und nur selten trat Lava aus. Offenbar köchelte sie im Inneren der Hornitos, die sich im Krater bilden, ohne großartig auszutreten. In den letzten Tagen gibt es jedoch wieder öfter Satellitenfotos zu sehen, die im Infrarotspektrum Wärmeanomalien visualisieren und zeigen, dass Lava aus dem zentralen Hornitobereich strömt. Diese bildet kurze Lavaströme, die überwiegend im östlichen Kraterbereich unterwegs sind, sich zeitweise aber auch nach Norden und Süden ausbreiten.

Unser Vereinsmitglied Jochen Felkl steht in Kontakt zu lokalen Maasai-Vulkanführern, die ihm ab und zu ein Handyfoto vom Vulkan schicken. Auf dem neuesten Foto ist ein Hornito zu erkennen, dessen Spitze aufgeplatzt oder kollabiert ist, was den Blick auf einen brodelnden Lavapool bei Nacht freigibt.

Der Ol Doinyo Lengai liegt im Ostafrikanischen Grabenbruch, einer divergenten Störungszone, die sich zu einer kontinentalen Naht entwickeln könnte. Der Verlauf des Grabenbruchs wird durch eine Reihe von Sodaseen an seinem Grund gekennzeichnet. Bei meinem USA-Urlaub im letzten Monat besuchte ich die San-Andreas-Fault, bei der es sich um eine Transformstörung handelt, die die Grenze zwischen Nordamerika und dem Pazifik markiert. Auch hier Reihen sich mehrere Sodaseen aneinander. Warum das so ist, versuche in ein einem der nächsten Artikel zu erklären.

Ol Doinyo Lengai am 25.04.24: Neue Bilder zeigen Hornitos

Am Ol Doinyo Lengai sind mehrere Hornitos aktiv – Großer Komplex in Zentrum des Kraters

Neue Bilder und Berichte vom tansanischen Vulkan Ol Doinyo Lengai sind auch nach der Corona-Pandemie relativ selten geworden, was nicht zuletzt mit den drastisch gestiegenen Preisen für Safaris dorthin zusammenhängt. Für unter 5.000 € pro Person ist kaum noch etwas zu machen. Zudem gibt es bürokratische Hürden zu meistern: Wer als Tourist in diese Gegend des Ostafrikanischen Riftvalleys vorstoßen will, muss sich in Arusha zuerst eine Genehmigung besorgen. Das erschwert spontane Abstecher von Safaritouristen, die beispielsweise in der Serengeti unterwegs sind. Eine beinahe absurd anmutende Situation, da in den letzten Jahren die Straßen teilweise ausgebaut wurden und es sogar einen öffentlichen Bus gibt, der einmal täglich zwischen Arusha und dem Dorf in Sichtweite des Vulkans verkehrt.

Generell ist zu beobachten, dass immer mehr Reiseveranstalter darauf abzielen, sich auf besser Verdienende zu konzentrieren und lieber weniger, aber teurere Touren anzubieten, anstatt mehr Reisen für weniger Geld durchzuführen. Und natürlich macht auch die Inflation vor Afrika nicht halt: Im Gegenteil, sie galoppiert davon und bringt normale Bürger immer mehr in Bedrängnis. Hinzu kommen massive Korruptionsprobleme, die bis in die höchsten Regierungskreise reichen, wie man aktuell am Beispiel Kenias sieht, wo sich die Bürger berechtigt fragen, woher Präsident William Ruto das Geld für eine 400.000 Dollar teure Uhr hat.

Doch zurück zum Vulkan in Tansania: Auf den Bildern von Dominique Bostyn erkennt man, dass die Hornitos in der zentralen Gruppe gewachsen sind. An den schwarzen Ablagerungen erkennt man, dass besonders der höchste Hornito aktiv ist und die kälteste Lava aus der Öffnung an seiner Spitze spritzt. Aber auch ein tiefer gelegener Hornito des gleichen Komplexes ist aktiv und förderte jüngst einen kurzen Lavastrom. Solche Ereignisse dürften für die thermischen Anomalien verantwortlich sein, die man auf Copernicus-Satellitenfotos immer wieder erkennen kann. Die Förderrate ist allerdings vergleichsweise gering und es wird wohl noch einige Jahre dauern, bis der Krater soweit aufgefüllt ist, dass man ihn wieder betreten kann.