Vulkan Anak Krakatau mit hoher Seismizität am 04.01.24

Staat: Indonesien | Koordinaten: -6.10, 105.42 | Aktivität: Aschewolken

Zahlreiche Erdbeben und Tremor am Krakatau – Ausbruchswahrscheinlichkeit groß

Der indonesische Inselvulkan Anak Krakatau war im letzten Jahr oft eruptiv aktiv, wobei überwiegend strombolianische Eruptionen erzeugt wurden. Die Ausbruchsphasen kündigten sich meistens durch Erdbeben an, von denen täglich in Spitzenzeiten bis zu 150 Stück registriert wurden. Die letzte Ausbruchsphase sahen wir Mitte Dezember. Danach war es für einige Tage auch seismisch ruhig, bis Ende Dezember wieder einige Erdbeben registriert wurden. Ihre Zahl schnellte in den letzten Tagen in ungeahnte Höhen und kumulierte gestern in eine beachtliche Anzahl: Es wurden 263 Tremorphasen festgestellt. Dazu gesellten sich 95 Erdbeben mit niedrigen Frequenzen und 21 weitere vulkanisch bedingte Erschütterungen. Am Vortag waren es 43 Tremorphasen, 134 Niedrigfrequenzerdbeben, 30 Hybriderdbeben und 38 vulkanotektonische Erdbeben. Die hohe Seismizität wird durch die Bewegung magmatischer Fluide im Untergrund hervorgerufen und lässt vermuten, dass ich einiges an Schmelze im Untergrund angesammelt hat. Denkbar wäre auch das Eindringen von Meerwasser ins Fördersystem, das aufheizt und den Druck ansteigen lässt. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass wir bald eine sichtbare Reaktion des Vulkans erleben werden. Der Alarmstatus steht auf „Orange“ bzw. „Phase 3“.  Es gilt eine Sperrzone und die Insel darf nicht betreten werden.

Spätestens seit dem Flankenkollaps im Jahr 2018 weiß man aber, dass sich Eruptionen auch in einem deutlich größeren umkreis um die Insel auswirken können: Die Flanke kollabierte infolge einer starken Eruption. Der Flankenkollaps löste einen Tsunami aus, der gegen die Küsten von Sumatra und Java brandete. Mindestens 439 Menschen starben durch die Monsterwelle, die eigentlich nicht ganz so groß war. Die Angst ist groß, dass sich so ein Ereignis wiederholen könnte.

Anak Krakatau ist nicht der einzige aktive Vulkan des indonesischen Archipels. Neben den Dauerbrennern Dukono, Ibu und Semru liegen Tätigkeitsberichte von den Vulkanen Lewotobi, Marapi und Merapi vor. Letzterer zeigte in den letzten Tagen auch wieder einige Erdbeben. Ihre Anzahl ist im Vergleich zu der Phase erhöhter seismischer Aktivität, die bis Anfang Dezember anhielt, gering. Dafür gehen weiter glühende Schuttlawinen ab. Eine davon wurde in einem Livecamvideo dokumentiert.

Am Marapi auf Sumatra gibt es sporadische Explosionen, die kleine Aschewolken fördern. Zudem wird Dampf ausgestoßen.

Vom Leweotobi steigen Asche-Dampfwolken auf, die eine Höhe von bis zu 2700 m erreichen. Die Seismizität ist leicht erhöht.

Indonesien gilt als das Land mit den meisten aktiven Vulkanen der Welt. Je nach Quelle unterscheidet sich ihre Anzahl, aber man kann von gut 130 Vulkanen ausgehen, die als aktiv eingestuft werden. Generell werden Vulkane, die innerhalb der letzten 10.000 Jahre eruptierten, als aktiv eingestuft.

 

Merapi: Dom ist deutlich kleiner geworden

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Dom am Merapi schrumpfte – Kaum noch Erdbeben

Am Merapi auf Java gehen immer noch glühende Schuttlawinen ab, die man in den letzten Tagen dank des besseren Wetters gut beobachten konnte. Für gestern meldete das VSI 106 seismische Signale, die von den Schuttlawinen ausgelöst worden waren. Das war es dann aber auch fast mit den Erdbebensignalen, denn außer den Signalen der Schuttlawinen wurde nur noch ein schwaches tektonisches Beben detektiert. Die mehrere Monate lang anhaltende Phase mit hunderten Hybriderdbeben am Tag scheint endgültig vorbei zu sein. Diese Erdbeben wurden von einem langsam aufsteigenden Magmenkörper verursacht, der im November den Krater erreichte und den südwestlichen Dom hatte wachsen lassen. Anfang Dezember kam es dann zu einer Serie pyroklastischer Ströme, die einen großen Teil des neu gewachsenen Lavadoms wieder abgebaut haben.

Im aktuellen Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 8. – 14. Dezember schreibt das BPPTKG, dass es am 8. Dezember 2023 zu einer Serie von pyroklastischen Strömen kam, die in Richtung Südwesten durch die Bebeng-Krasak-Rinne abgingen und es auf eine Gleitstrecke von 3.800 m brachten. In einigen Regionen wurde Ascheniederschlag festgestellt. Die Abgänge ließen den Dom schrumpfen, und er hatte am 11. Dezember nur noch ein Volumen von 2.592.000 Kubikmeter. Zuvor waren es noch 3.348.600 Kubikmeter gewesen. Die Morphologie des Doms änderte sich signifikant. Anders sah es am mittleren Dom aus, der größtenteils inaktiv war und dessen Volumen sich nicht großartig änderte.

Die Bodendeformation der letzten Monate stoppte ebenfalls und die Vulkanologen konnten keine nennenswerten Verformungen des Vulkangebäudes detektieren. Alles in allem sieht es so aus, als wäre der Magmennachschub erst einmal versiegt. Das muss aber nicht bedeuten, dass der Merapi seine Aktivität dauerhaft einstellt oder dass aktuell keine Gefahr mehr vom Dom ausgeht. Daher hält das VSI seine Warnung aufrecht, sich dem Vulkan nicht zu nähern und das Sperrgebiet zu respektieren.

Merapi mit thermischer Anomalie am 11.12.23

Merapi mit hoher Wärmestrahlung – Seismizität hat nachgelassen

Der indonesische Vulkan Merapi liegt auf der Insel Java und gibt heute eine hohe Wärmestrahlung ab. MIROVA zeigt eine Leistung von 120 MW an, was deutlich über dem Durchschnitt der letzten Monate liegt. Zugleich ist die Anzahl hybrider Erdbeben gegen Null gefallen. Ein deutlicher Rückgang der Seismizität war bereits seit Anfang des Monats verzeichnet worden. Noch im November gab es täglich um 200 Hybriderdbeben. Sie zeugten vom langsamen Aufstieg eines Magmenkörpers, der nun beendet zu sein scheint. Sehr wahrscheinlich trat die Schmelze am Dom aus und sorgte für das Domwachstum und den Abgang pyroklastischer Ströme Anfang Dezember. Die erhöhte Wärmestrahlung heute könnte ein Indiz dafür sein, dass glühende Lava an der Oberfläche des Doms ausgetreten ist, bzw. dass es vermehrt zu Abgängen glühender Schuttlawinen kam. Tatsächlich wurden in den ersten 6 Tagesstunden 40 Schuttlawinenabgänge registriert. Ob der Magmenaufstieg nun beendet ist, oder ob die Aufstiegswege frei sind und weiterhin Schmelze aufsteigt, ist momentan unklar. Sollte es in den nächsten Wochen weiteres Domwachstum auftreten, dann könnte das zweite Szenario eingetreten sein.

Der Merapi ist ein dombildender Stratovulkan mit einem sehr großen Gefahrenpotenzial. Alle paar Dekaden kommt es zu großen Eruptionen, die Todesopfer fordern. Allerdings muss man berücksichtigen, dass Dörfer bis in den Bereich der unteren Vulkanflanken gebaut wurden und dass sich landwirtschaftliche Nutzflächen weit oben am Vulkan befinden. Eine besonders große Gefahr geht von pyroklastischen Strömen und Lahren aus.

Der Merapi ist derzeit nicht der einzige Vulkan Indonesiens, der für Schlagzeilen sorgt. Auch der namensverwandte Marapi steht in den Schlagzeilen und heute auch in den VONA-Meldungen, da er Vulkanasche bis auf eine Höhe von 3300 m ausspie. Auch der Anak Krakatau emittierte heute wieder eine kleinere Aschewolke. Hier ist ein Anstieg der Seismizität auffällig. So gab es gestern gut 70 vulkanisch bedingte Erschütterungen. Die jüngsten Eruptionen gab es am 7. Dezember. Anak Krakatau liegt zwischen den beiden großen Inseln Sumatra und Java.

Merapi mit weiteren pyroklastischen Strömen am 08.12.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Abgänge von pyroklastischen Strömen am Merapi – Seismizität hat nachgelassen

Endlich könnte man sagen, scheint der Magmenkörper seinen Aufstieg finalisiert zu haben, der seit Monaten für eine erhöhte Seismizität am indonesischen Vulkan Merapi sorgte. Die Anzahl von Hybriderdbeben ist von mehr als 200 täglichen Erschütterungen auf weniger als 50 Beben am Tag zurückgegangen. Das ist aber nicht das einzige Indiz für den Magmenaufstieg, denn seit Anfang des Monats gehen zahlreiche pyroklastische Ströme ab. Heute waren es bereits 8 dieser Glutlawinen. Sie erzeugten seismische Signale von bis zu 286 Sekunden Dauer und 70 mm Maximalamplitude. In dieser Zeit könnten sie durchaus 6 Kilometer zurückgelegt haben. Aufgrund der dichten Bewölkung gibt es allerdings keine visuellen Beobachtungen des Geschehens, daher bleibt die Gleitstrecke der Dichteströme spekulativ. Es gibt Berichte über Ascheniederschläge in Ortschaften am Fuß des Vulkans.

Bereits Mitte November wurde Domwachstum festgestellt, von dem überwiegend die südwestliche Kuppel betroffen war. Offenbar hatte der Dom in den letzten Tagen eine kritische Größe erreicht, ab der vermehrt Dichteströme abgehen. Diese verringern nun das Volumen, wobei nicht klar ist, ob mehr Material abgeht als aufsteigt, oder ob es sich umgekehrt verhält. Solche Phasen sind immer sehr gefährlich, denn letztendlich könnte es zu einem großen Domkollaps kommen, der dann mächtige Dichteströme erzeugt, die die Ortschaften gefährden können.

Die Alarmstufe des Merapis steht weiterhin auf „Orange“ und es gilt eine asymmetrische Sperrzone, die entlang der Abflussrinnen am weitesten ausgedehnt ist. Dort beträgt sie bis zu 5 km Durchmesser vom Gipfel. Momentan ist Regenzeit und die Lahargefahr ist sehr groß, besonders da sich jetzt Asche von den Dichteströmen am Vulkanhang ablagert. Darum sollte man Bach- und Flussläufe meiden. Lahare sind im Prinzip Schlammströme aus vulkanischen Ablagerungen. Sie transportieren auch ganze Baumstämme und autogroße Felsblöcke, was sie verdammt gefährlich macht.

Merapi mit pyroklastischen Strömen – News vom 05.12.23

Pyroklastische Ströme am Merapi auf Java – Opferzahlen am Marapi auf Sumatra gestiegen

Jetzt ist es soweit und die Verwirrung wird komplett, da in Indonesien nun zwei namensähnliche Vulkane für Schlagzeilen sorgen: Die Rede ist von den beiden Vulkanen Merapi (Java) und dem Marapi (Sumatra), von dem es auch noch 2 Manifestationen gibt, denn neben dem aktuell aktiven Marapi gibt es auch noch einen weiteren Marapi, der zusammen mit dem Dempo einen Doppelgipfel bildet und im Süden Sumatras liegt. Ihr seht, die Situation birgt ein großes Potenzial maximaler Konfusität, der ich selbst auch schon zum Opfer gefallen bin. Aber der Reihe nach:

Der Merapi auf Java ist seit Anfang des Monats besonders munter und erzeugt neben den Abgängen glühender Schuttlawinen auch vermehrt pyroklastische Dichteströme. Das geht aus Meldungen des BPPTKG auf Twitter hervor, während man auf den offiziellen Webseiten des Vulkanologischen Dienstes Indonesiens (VSI/MAGMA) und der Bergbaubehörde dazu nur beiläufige Notizen in den tagesaktuellen Meldungen liest. So wurden am 1. Dezember zwei pyroklastische Dichteströme beobachtet. Gestern wurden vier dieser Ereignisse gezählt. In meinem letzten Update zum Merapi hatte ich noch darauf hingewiesen, dass die zahlreichen Hybriderdbeben, die seit Monaten am Vulkan registriert werden, auf Magmenaufstieg hindeuten, was den Dom wachsen lässt, und die Wahrscheinlichkeit für die Generierung pyroklastischer Ströme groß sei. Die hybriden Erdbeben gibt es immer noch, auch wenn ihre Anzahl leicht zurückgegangen ist: Täglich werden mehr als 200 dieser Erdbeben registriert.

Die Vulkanologen brachten auch ein neues Wochenbulletin der Geschehnisse der letzten Novemberwoche heraus. Nachdem wir lange auf neue Daten zum Volumen der Lavadome warten mussten, wurden diese tatsächlich Mitte November neu vermessen. Während sich der zentrale Dom praktisch nicht veränderte, gab es ein deutliches Wachstum der südwestlichen Kuppel. Ihr Volumen betrug 3.348.600 Kubikmeter. Der mittlere Dom hatte ein Volumen von 2.358.000 Kubikmeter. Im August beliefen sich die Werte noch auf 2.858.600 Kubikmeter (Südwestdom) und 2.355.100 Kubikmetern.

Opferzahlen am Marapi auf 22 geklettert

Während die Geschehnisse am Merapi momentan keine Menschen unmittelbar gefährden, sah es bei der spontanen Eruption am Marapi anders aus. Bereits gestern berichtete ich von 13 Todesopfern, heute wurde die Zahl auf 22 erhöht. Rettungstrupps haben 9 weitere Todesopfer am Vulkan entdeckt. Dass es kein Spaß ist, in den Ausläufern einer größeren Eruption zu geraten, verdeutlichen die Videos von verletzten Überlebenden, die in unserer FB-Gruppe „volcanoes and volcanism“ geteilt wurden. Da hier Kinder und Jugendliche mitlesen, binde ich an dieser Stelle nur eines der harmloseren Videos ein.

Vulkan Merapi am 14.10.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Seismik am Merapi weiterhin hoch

Der indonesische Vulkan Merapi liegt auf der Insel Java und zeigt weiterhin eine sehr hohe seismische Aktivität. Gestern verzeichnete das VSI 336 Hybriderdbeben und ein vulkanotektonisches Erdbeben. Zusätzlich wurden 126 seismische Signale registriert, die auf Schuttlawinen und Steinschläge hindeuten. Dieses Verhalten entspricht dem, was der Vulkan in den vergangenen Tagen gezeigt hat.

Im wöchentlichen Bericht des BPPTKG für die 40. Kalenderwoche wurde festgehalten, dass es insgesamt 2135 Hybriderdbeben gab. Diese Erdbeben deuten auf einen Magmaaufstieg und eine Ausdehnung des Vulkanbaus hin. Agus Budi Santoso, der Leiter des BPPTKG, überwacht die Verformung des Mount Merapi mittels EDM und hat eine durchschnittliche Verkürzung der Sichtlinie um 0,5 Zentimeter pro Tag festgestellt. In einer Stellungnahme erklärte er, dass die geophysikalischen Daten darauf hindeuten, dass sich in einer Tiefe von etwa 1,5 km unter dem Gipfel eine beträchtliche Menge Magma angesammelt hat.

Es wird vermutet, dass dieses Magma wahrscheinlich weiter in Richtung des Gipfels drängen wird und somit den Lavadom weiter anwachsen lässt. Falls dies eintritt, könnte es zu einer erheblichen Verschärfung des Ausbruchs kommen, bei dem auch größere pyroklastische Ströme entstehen könnten.

Die letzte Messung der beiden Lavadom-Volumina, die Ende September durchgeführt wurde, ergab, dass der südwestliche Lavadom auf fast 3.100.000 Kubikmeter angewachsen ist, während der Zentraldom ein Volumen von 2.358.500 Kubikmetern aufwies. Die letzten Werte von Ende August lagen bei 2.858.600 Kubikmetern und 2.355.100 Kubikmetern. Dies lässt darauf schließen, dass der Zentraldom nicht weiter gewachsen ist und sogar etwas an Volumen verloren hat. Möglicherweise sind Schrumpfungsprozesse durch die Abkühlung der Lava für diesen Volumenverlust verantwortlich.

Der Alarmstatus des Vulkans bleibt weiterhin auf Orange und es wurde eine asymmetrische Sperrzone festgelegt, die am Fluss Bebeng mit 7 km den größten Radius aufweist.

Übrigens ist die Seismizität unter dem Inselvulkan Anak Krakatau ebenfalls deutlich erhöht. Es würde mich nicht überraschen, wenn wir dort demnächst neue Explosionen sehen würden.

Merapi mit hoher Seismizität am 30.09.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Merapi: Weitere Erdbeben

Der Merapi zeigt weiterhin eine sehr hohe Seismizität. Wie das VSI berichtet, wurden in den letzten Tagen wieder mehr als 400 Hybriderdbeben am Tag registriert. Den Spitzenwert nimmt dabei der 26. September ein, an dem gut 800 dieser Erdbeben detektiert wurden. Hybriderdbeben werden aller Wahrscheinlichkeit nach durch Bewegungen magmatischer Fluide ausgelöst. Da sie in zwei unterschiedliche Frequenzbereiche schwingen, ist ihre Interpretation nicht eindeutig. Möglicherweise sind diese Erdbeben auch mit Gesteinsbruch infolge von Magmenaufstieg assoziiert. Genaueres über Hybriderdbeben lest ihr unter dem Link. Da gestern auch 10 vulkanotektonische Erdbeben registriert wurden, gibt es definitiv Gesteinsbruch infolge von Magmenaufstieg. Die Erdbeben zeigen, dass der Dom mit frischem Magma versorgt wird. Dafür sprechen auch die zahlreichen Schuttlawinenabgänge. Gestern waren es 122.

Aktuelle Volumenmessungen der beiden Dom gibt es scheinbar immer noch nicht. Das BPPTKG veröffentlichte im Wochenbericht der 37. Kalenderwoche immer noch die Werte von Ende August. Der aktuelle Wochenbericht ist zwar angekündigt und verlinkt, doch leider bleibt die Website bei mir weiß und auch in den sozialen Medien finde ich ihn noch nicht, daher kann ich euch leider keine neuen Werte präsentieren.

Präsentieren kann ich aber einige brandaktuelle Merapi-Fotos (inzwischen gelöscht) von unserem Vereinsmitglied Thomas Spinner, der seit einigen Tagen mit dem Vulkanführer Andy, der ebenfalls Vereinsmitglied ist, unterwegs ist. Die beiden erlebten einige spannende Nächte am Vulkan und hatten gestern Wetterglück: bei wolkenfreiem Himmel konnte Thomas die glühenden Schuttlawinen bestens einfangen und auch Bilder des glühenden Lavadoms gelangen ihm. Er sitzt am südwestlichen Kraterrand und hat meiner Meinung nach deutlich an Volumen zugelegt. Auf den Bildern erkennt man einige größere Lavablöcke, die praktisch auf der Vulkanflanke kleben. Die Gefahr ist groß, dass diese kollabieren und fragmentieren. Dabei wird das gespeicherte Gas freigesetzt und es könnten pyroklastische Ströme entstehen, die den Fuß des Feuerbergs erreichen oder sogar über ihn hinaus fließen.

Die Alarmstufe steht unverändert auf „gelb“ und es gilt eine asymmetrische Sperrzone, die sich bis zu 7 km um den Gipfel des Merapis ausdehnt.

Vulkan Merapi mit hoher Seismizität am 16.09.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Erdbebentätigkeit am Merapi hat sich verdoppelt

Am Merapi steigerte sich die Seismizität weiterhin. Die bereits hohen Werte der letzten Wochen haben sich noch einem kurzweiligen Rückgang in der letzten Woche sprunghaft verdoppelt. Besonders betroffen sind die Hybriderdbeben, deren Zahl vorgestern auf 832 hochgeschnellt ist. Gestern wurden 551 dieser Erdbeben festgestellt. Den bisherigen Spitzenwert registrierte man am 7. September, als sich 427 Erschütterungen ereigneten. Zu den Hybriderdbeben gesellten sich täglich noch ca. 10 Erdbeben mit niedrigen Frequenzen. Die Anzahl vulkanotektonischer Erdbeben blieb gering. Die Ursache von Hybriderdbeben ist Gegenstand wissenschaftlicher Diskussion, doch man nimmt an, dass sie mit Fluidbewegungen im Fördersystem eines Vulkans assoziiert sind. Mit dem sprunghaften Anstieg der Seismizität nahmen auch die seismischen Erschütterungen zu, die auf den Abgang von Schuttlawinen hindeuten. So wurden am 14. September 177 dieser Signale registriert. Sie dauerten bis zu 160 Sekunden und erzeugten Amplituden zwischen 3 und 28 mm. Auf der Seite vom VSI veröffentlichte man das Foto einer Thermal-Kamera, das den Abgang einer heißen Schuttlawine festhielt. Gestern gab es ein entsprechendes Foto im realen Lichtspektrum. Die Schuttlawinen rollen bis zu 2000 m weit. MIROVA registrierte eine moderate Wärmestrahlung mit 20 MW Leistung.

Im neuen Wochenbulletin des BPPTKG für den Beobachtungszeitraum 8.-14. September wird wieder von morphologischen Veränderungen am südwestlichen Dom gesprochen, während sich die mittlere Kuppel nicht signifikant veränderte. Neue Messungen der Volumina der Dome wurden nicht veröffentlicht. Stattdessen verwies man auf die alten Daten vom 30. August. Leider kann ich die restlichen Daten nicht auswerten, da man den Bericht nur noch in abfotografierter Form auf den sozialen Medienplattformen teilt, der sich nicht kopieren und übersetzen lässt. Auf der Homepage der Behörde ist der Bericht zwar verlinkt, aber er lädt nicht. Ja, nach dem Informationsboom der letzten Jahre scheint es in den meisten Instituten und Behörden Geld- und Personalmangel zu geben und der anfängliche Enthusiasmus des Internetzeitalters scheint verpufft zu sein. So sucht man auch englischsprachige Ausgaben der Informationen vergeblich. In einem Land, in dem viele Touristen unterwegs sind, ist das sicherlich bedauerlich. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass auch die Seite des italienischen LGS seit Tagen keine Daten zu den Vulkanen Stromboli und Ätna mehr überträgt.

Vulkan Merapi mit Erdbeben am 10.09.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Erdbeben und Schuttlawinen am Merapi auf Java

Der indonesische Vulkan Merapi wird weiterhin von einer großen Anzahl hybrider Erdbeben gerockt: Am 7.9.23 waren es 427 dieser besonderen Erdbeben, die unter dem Vulkan registriert wurden. Sie zeugen von Magmenaufstieg. Außerdem gab es 30 andere vulkanisch bedingte Erdbeben, die ebenfalls mit magmatischen Fluidbewegungen assoziiert waren. Generell ist die seismische Aktivität unter dem Merapi seit Wochen erhöht und es werden immer wieder neue Rekorde aufgestellt. Neben den Erdbeben werden seismische Signale registriert, die von starken Entgasungen und den Abgängen von Schuttlawinen zeugen. Gestern waren es 149 Schuttlawinen, die vom Dom abgingen. Die Daten zeugen von weiterem Domwachstum.

Im BPPTKG-Wochenbericht für die Beobachtungsperiode vom 1. September bis zum 7. September heißt es, dass sich die Morphologie der südwestlichen Kuppel aufgrund von Wachstumsaktivitäten und Lavalawinen verändert hat. Für die mittlere Kuppel wurden hingegen keine signifikanten Veränderungen beobachtet. Neue Messergebnisse zu den Volumina der beiden Lavadome gab es nicht, stattdessen wurden die Werte vom 30. August wiederholt: an der südwestlichen Kuppel betrug das Volumen 2.858.600 Kubikmeter. Das Volumen der zentralen Kuppel lag bei 2.355.100 Kubikmetern.

Hohes Explosionsrisiko am Merapi

In den täglichen Berichten des VSI werden auch aktuelle Livecambilder gepostet. Heute entdeckte ich auf einem dieser Bilder eine Siedlung, die sich weit die Flanke des Merapis hinaufzieht. Wenn ich mich nicht irre, befindet sich diese Siedlung auf der Merapi Nordseite und ist nur etwas mehr als 3 km vom Krater entfernt. Auf der gefährlicheren Südflanke reichen die Siedlungen noch näher an den Gipfel heran. Bei der Katastrophe von 2010, bei der mehr als 350 Menschen starben, wurden viele der nahegelegenen Siedlungen der Südflanke zerstört. Man baute sie nur ein wenig nach Westen verlagert neu auf. Ein wenig wundern darf man sich darüber schon! Wenn dann beim nächsten größeren Ausbruch wieder Menschen sterben, ist das Geschrei groß. Offenbar hat man am Merapi vergessen, dass große proklastische Ströme nicht nur durch partiellen Domkollaps entstehen können, sondern sich auch infolge von großen Explosionen, bei denen der Dom ausgeblasen wird. Durch Kollaps einer plinianischen Eruptionswolke können sich dann pyroklastische Ströme bilden, die nach allen Richtungen gleichmäßig abgehen. Davon abgesehen sind 3 km Luftlinie auch keine unüberwindbare Distanz für große Vulkanbomben und Blöcke, die bei Explosionen ausgeschleudert werden können. Die aktuelle Seismizität signalisiert, dass der Druck im Fördersystem zunimmt, denn die beiden Dome verstopfen die Förderschlote. Damit wächst nicht nur die Gefahr für Domwachstum, sondern auch das Risiko großer Explosionen.

In Angesicht dieses Siedlungswahnsinns fragt man sich dann schon, warum der Aufstieg zum Gipfel für Vulkanwanderer gesperrt ist. Wenn man sich nur wenige Stunden in der Gipfelregion aufhält, geht man unter Garantie ein geringeres Risiko ein, als die permanenten Bewohner der Vulkanflanken.