Staat: Indonesien | Koordinaten: -6.10, 105.42 | Aktivität: Aschewolken
Zahlreiche Erdbeben und Tremor am Krakatau – Ausbruchswahrscheinlichkeit groß
Der indonesische Inselvulkan Anak Krakatau war im letzten Jahr oft eruptiv aktiv, wobei überwiegend strombolianische Eruptionen erzeugt wurden. Die Ausbruchsphasen kündigten sich meistens durch Erdbeben an, von denen täglich in Spitzenzeiten bis zu 150 Stück registriert wurden. Die letzte Ausbruchsphase sahen wir Mitte Dezember. Danach war es für einige Tage auch seismisch ruhig, bis Ende Dezember wieder einige Erdbeben registriert wurden. Ihre Zahl schnellte in den letzten Tagen in ungeahnte Höhen und kumulierte gestern in eine beachtliche Anzahl: Es wurden 263 Tremorphasen festgestellt. Dazu gesellten sich 95 Erdbeben mit niedrigen Frequenzen und 21 weitere vulkanisch bedingte Erschütterungen. Am Vortag waren es 43 Tremorphasen, 134 Niedrigfrequenzerdbeben, 30 Hybriderdbeben und 38 vulkanotektonische Erdbeben. Die hohe Seismizität wird durch die Bewegung magmatischer Fluide im Untergrund hervorgerufen und lässt vermuten, dass ich einiges an Schmelze im Untergrund angesammelt hat. Denkbar wäre auch das Eindringen von Meerwasser ins Fördersystem, das aufheizt und den Druck ansteigen lässt. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass wir bald eine sichtbare Reaktion des Vulkans erleben werden. Der Alarmstatus steht auf „Orange“ bzw. „Phase 3“. Es gilt eine Sperrzone und die Insel darf nicht betreten werden.
Spätestens seit dem Flankenkollaps im Jahr 2018 weiß man aber, dass sich Eruptionen auch in einem deutlich größeren umkreis um die Insel auswirken können: Die Flanke kollabierte infolge einer starken Eruption. Der Flankenkollaps löste einen Tsunami aus, der gegen die Küsten von Sumatra und Java brandete. Mindestens 439 Menschen starben durch die Monsterwelle, die eigentlich nicht ganz so groß war. Die Angst ist groß, dass sich so ein Ereignis wiederholen könnte.
Anak Krakatau ist nicht der einzige aktive Vulkan des indonesischen Archipels. Neben den Dauerbrennern Dukono, Ibu und Semru liegen Tätigkeitsberichte von den Vulkanen Lewotobi, Marapi und Merapi vor. Letzterer zeigte in den letzten Tagen auch wieder einige Erdbeben. Ihre Anzahl ist im Vergleich zu der Phase erhöhter seismischer Aktivität, die bis Anfang Dezember anhielt, gering. Dafür gehen weiter glühende Schuttlawinen ab. Eine davon wurde in einem Livecamvideo dokumentiert.
Am Marapi auf Sumatra gibt es sporadische Explosionen, die kleine Aschewolken fördern. Zudem wird Dampf ausgestoßen.
Vom Leweotobi steigen Asche-Dampfwolken auf, die eine Höhe von bis zu 2700 m erreichen. Die Seismizität ist leicht erhöht.
Indonesien gilt als das Land mit den meisten aktiven Vulkanen der Welt. Je nach Quelle unterscheidet sich ihre Anzahl, aber man kann von gut 130 Vulkanen ausgehen, die als aktiv eingestuft werden. Generell werden Vulkane, die innerhalb der letzten 10.000 Jahre eruptierten, als aktiv eingestuft.