Merapi mit pyroklastischen Strömen – News vom 05.12.23

Pyroklastische Ströme am Merapi auf Java – Opferzahlen am Marapi auf Sumatra gestiegen

Jetzt ist es soweit und die Verwirrung wird komplett, da in Indonesien nun zwei namensähnliche Vulkane für Schlagzeilen sorgen: Die Rede ist von den beiden Vulkanen Merapi (Java) und dem Marapi (Sumatra), von dem es auch noch 2 Manifestationen gibt, denn neben dem aktuell aktiven Marapi gibt es auch noch einen weiteren Marapi, der zusammen mit dem Dempo einen Doppelgipfel bildet und im Süden Sumatras liegt. Ihr seht, die Situation birgt ein großes Potenzial maximaler Konfusität, der ich selbst auch schon zum Opfer gefallen bin. Aber der Reihe nach:

Der Merapi auf Java ist seit Anfang des Monats besonders munter und erzeugt neben den Abgängen glühender Schuttlawinen auch vermehrt pyroklastische Dichteströme. Das geht aus Meldungen des BPPTKG auf Twitter hervor, während man auf den offiziellen Webseiten des Vulkanologischen Dienstes Indonesiens (VSI/MAGMA) und der Bergbaubehörde dazu nur beiläufige Notizen in den tagesaktuellen Meldungen liest. So wurden am 1. Dezember zwei pyroklastische Dichteströme beobachtet. Gestern wurden vier dieser Ereignisse gezählt. In meinem letzten Update zum Merapi hatte ich noch darauf hingewiesen, dass die zahlreichen Hybriderdbeben, die seit Monaten am Vulkan registriert werden, auf Magmenaufstieg hindeuten, was den Dom wachsen lässt, und die Wahrscheinlichkeit für die Generierung pyroklastischer Ströme groß sei. Die hybriden Erdbeben gibt es immer noch, auch wenn ihre Anzahl leicht zurückgegangen ist: Täglich werden mehr als 200 dieser Erdbeben registriert.

Die Vulkanologen brachten auch ein neues Wochenbulletin der Geschehnisse der letzten Novemberwoche heraus. Nachdem wir lange auf neue Daten zum Volumen der Lavadome warten mussten, wurden diese tatsächlich Mitte November neu vermessen. Während sich der zentrale Dom praktisch nicht veränderte, gab es ein deutliches Wachstum der südwestlichen Kuppel. Ihr Volumen betrug 3.348.600 Kubikmeter. Der mittlere Dom hatte ein Volumen von 2.358.000 Kubikmeter. Im August beliefen sich die Werte noch auf 2.858.600 Kubikmeter (Südwestdom) und 2.355.100 Kubikmetern.

Opferzahlen am Marapi auf 22 geklettert

Während die Geschehnisse am Merapi momentan keine Menschen unmittelbar gefährden, sah es bei der spontanen Eruption am Marapi anders aus. Bereits gestern berichtete ich von 13 Todesopfern, heute wurde die Zahl auf 22 erhöht. Rettungstrupps haben 9 weitere Todesopfer am Vulkan entdeckt. Dass es kein Spaß ist, in den Ausläufern einer größeren Eruption zu geraten, verdeutlichen die Videos von verletzten Überlebenden, die in unserer FB-Gruppe „volcanoes and volcanism“ geteilt wurden. Da hier Kinder und Jugendliche mitlesen, binde ich an dieser Stelle nur eines der harmloseren Videos ein.

Marapi: Tote nach Vulkanausbruch

Starke Eruption am Marapi – Mindestens 11 Vulkanwanderer tot

Gestern gab es (wie berichtet) am indonesischen Vulkan Marapi einen größeren Vulkanausbruch, bei dem Vulkanasche bis auf 15 km Höhe aufstieg. Auch heute noch steigen Aschewolken auf, die laut VAAC eine Höhe von 4600 m über dem Meeresspiegel erreichen und in Richtung Südosten driften. Bei der großen Eruption gestern – die ohne vorherige Warnzeichen kam – starben mindestens 11 Wanderer, die im Gipfelbereich des Vulkans unterwegs waren. In den lokalen Medien heißt es, dass 12 Personen noch vermisst werden.

Rettungskräfte haben intensiv nach Überlebenden gesucht und drei lebend gefunden wurden. 49 Wanderer erlitten Verletzungen wie Verbrennungen und Knochenbrüche. Sie konnten vom Kraterbereich geborgen werden oder haben ihn aus eigenen Kräften verlassen.

Die Bergungsaktion war herausfordernd, da der laufende Ausbruch eine Rettungsaktion per Hubschrauber unmöglich machte. Etwa 120 Retter waren an der Suche beteiligt, wobei einige Wanderer zu Fuß den Berg hinuntergetragen wurden. Die Überlebenden, darunter Zhafirah Zahrim Febrina, eine gerettete Wanderin, zeigten deutliche Zeichen von Schock und Verletzungen.

Febrina, deren Gesicht verbrannt und Haar mit Asche verfilzt war, flehte in einer Smartphone-Videobotschaft um Hilfe für sich und ihre Mitwanderer. Sie und weitere Überlebende wurden ins Krankenhaus gebracht, während die Rettungsbemühungen aufgrund sporadischer Ausbrüche des Vulkans unterbrochen wurden.

Trotz des tragischen Vorfalls waren Febrinas Familie und andere erleichtert über die Rettung der Wanderin. Febrinas Mutter äußerte jedoch, dass sie ihrer Tochter keine erneute Bergbesteigung erlauben werde, selbst wenn sie darum bitten sollte.

Der Vulkan Marapi steht aktuell auf Alarmstufe „Orange“, während der Haupteruption galt Warnstufe „Rot“. Es wurde eine Sperrzone von drei Kilometern um den Krater verhängt. Das Geschehen zeigt einmal mehr, wie unberechenbar Vulkane sind, die als aktiv eingestuft werden. Vor dem Ausbruch stand der Marapi auf Warnstufe „Gelb“. Dennoch waren zahlreiche Wanderer auf dem fast 3000 Meter hohen Vulkan unterwegs. Erst im Januar gab es eine größere Eruptionsserie.

Indonesien liegt im Pazifischen Feuerring und ist bekannt für seine vulkanische und seismische Aktivität und zählt fast 130 aktive Vulkane im Land.

Mount Marapi eruptiert am 03.12.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: -0.38100.47 | Aktivität: Ascheeruptionen

Vulkan Mount Marapi ausgebrochen – Vulkanasche in 15.000 m Höhe detektiert

Auf der indonesischen Insel Sumatra ist heute der Mount Marapi ausgebrochen. Laut VAAC Darwin wurde Vulkanasche in mehr als 15 km Höhe detektiert. Die Aschewolke driftete in Richtung Westen. Die indonesische Behörde VSI/MAGMA berichtete bis jetzt nur über einen explosiven Ausbruch, der sich um 14:54 Uhr WIB zutrug und Vulkanasche bis auf eine Höhe von gut 5900 m ausspie. Das sind gut 3000 m über Gipfelhöhe. Zwar gibt es häufig eine Diskrepanz in den Höhenangaben der Aschewolke zwischen dem, was die Beobachter am Boden feststellen, und zwischen den Daten, die satellitengestützt erhoben werden, doch so groß ist der Unterschied selten. Außerdem heißt es, dass die Aschewolke nach Osten zieht und der Vulkanausbruch noch im Gang war, als der Bericht verfasst wurde. Wahrscheinlich gab es dann noch eine Aktivitätssteigerung, über die das VSI bis jetzt nicht berichtete.

Der erste Teil der Eruption dauerte über 4 Minuten 31 Sekunden und verursachte ein seismisches Signal mit einer Amplitude von 30 mm, was relativ wenig ist. Vor der Eruption gab es keine erhöhte Seismizität oder andere geophysikalische Auffälligkeiten, so dass der Ausbruch überraschend kam. Zuletzt brach der Marapi im Januar dieses Jahres aus.

Es ist unklar, ob der Vulkanausbruch durch ein länger zurückliegendes starkes Erdbeben ausgelöst wurde. Vor etwas mehr als einem Jahr manifestierte sich vor der Küste auf Höhe des Vulkans ein Erdbeben Mw 6,8. Das gestrige Erdbeben Mw 7,5 auf der philippinischen Insel Mindanao lag gut 3000 km entfernt. Ein Zusammenhang zwischen den beiden Ereignissen ist höchst unwahrscheinlich. Interessant ist aber der Umstand, dass auch Anak Krakatau weder sehr aktiv ist. Nach drei ruhigeren Tagen zog die Eruptionshäufigkeit heute wieder an.

Den Marapi sollte man nicht mit dem ähnlich klingenden Vulkan Merapi auf Java verwechseln, obwohl auch dieser Vulkan weiterhin aktiv ist. Merapi baut an seinem Lavadom und ist seismisch aktiv. Zwar hat die Erdbebentätigkeit etwas nachgelassen, aber immer noch werden überdurchschnittlich viele Hybriderdbeben festgestellt. Merapi ist meiner Meinung nach Kandidat für einen größeren Ausbruch mit partiellem Domkollaps und der Generierung pyroklastischer Ströme.

Vulkan Marapi auf Sumatra

Staat: Indonesien | Koordinaten: -0.38100.47 | Höhe: 2885m | Aktivität: Explosiv

Steckbrief Vulkan Marapi

Der Gunung Marapi ist ein 2885 m hoher komplexer Stratovulkan auf der indonesischen Insel Sumatra. Man sollte ihn nicht mit dem namenverwandten Vulkan Merapi auf der Nachbarinsel Java verwechseln, der für seine katastrophalen Vulkanausbrüche und Lavadome bekannt ist. Im Gegensatz zum Merapi erzeugt der Marapi eher kleine bis moderate Vulkanausbrüche, trotzdem kam es in der Vergangenheit zu katastrophalen Ereignissen, doch davon später mehr.

Der Marapi erhebt sich 2000 m über eine Ebene im Padang-Hochland. Südwestlich des Vulkans verläuft die Sumatra-Blattverschiebung, entlang derer die Gesteine um 15 mm pro Jahr versetzt werden. Die Störung durchzieht die untere Westflanke des Vulkans. Der Gipfelbereich wird von der 1,4 km breiten Bancah-Caldera dominiert. Entlang einer grob Ost-West verlaufenden Linie reihen sich mehrere Krater auf. Die Aktivität verlagerte sich im Laufe der Zeit westwärts.

Der Vulkanismus auf Sumatra hängt in erster Linie mit der Subduktion entlang des Sundagrabens zusammen, an dem sich auch zahlreiche starke Erdbeben manifestieren. Entlang der 2250 km langen Tiefseerinne wird die Indoaustralische Platte unter jene des Eurasischen Kontinents subduziert und teilweise aufgeschmolzen. Die Schmelze, die hinter der Subduktionszone aufsteigt, lässt die Vulkane hinter der Küstenregion der Inseln wachsen. Die Schmelze, die an diesen Vulkanen gefördert wird, ist meistens intermediärer bis saurer Komposition. Am Marapi werden überwiegend andesitische Laven mit einem Kieselsäuregehalt von gut 60% gefördert. Analysen von Lavabomben, die 2017 gefördert wurden, zeigten, dass es in den andesitischen Lavabomben Einschlüsse gab, die aus rhyolithischem Material bestanden. Typischerweise werden solche Laven explosiv gefördert oder erzeugen Lavadome und kurze Lavaströme. Am Marapi wurden bei den Ausbrüchen in historischen Zeiten keine Lavaströme außerhalb der Caldera eruptiert.

Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts wurden mehr als 60 Ausbrüche dokumentiert. Bei den meisten Eruptionen handelte es sich um schwache bis moderate Eruptionen mit einem VEI 1-2. Obwohl die Eruptionen nicht sonderlich stark sind, kam es immer wieder zu Todesfällen am Vulkan. Zuletzt kam eine Person zu Tode, als der Vulkan am 5.Juli 1992 eruptierte. 5 weitere Menschen wurden verletzt. Die meisten Opfer gab es am Merapi bis jetzt aber infolge von Laharen und Erdrutschen: 1979 starben 80 Personen, als 5 Dörfer durch Erdrutsche zerstört wurden. Die Erdrutsche wurden von starken Regenfällen verursacht.

Die jüngsten Eruptionen am Marapi

In diesem Jahrtausend manifestierten sich bereits 11 eruptive Phasen am Marapi. Im Jahr 2018 stieg Vulkanasche bis zu 4 km über der Kraterhöhe auf. Die Eruption brachte es auf einen VEI 2 Im Sommer 2022 meldete das PVMGB vulkanotektonische Erdbeben und Inflation, die sich in Form von Bodenhebung manifestierte. Erste Eruptionen begannen am 7. Januar 2023: Vulkanasche stieg bis zu 300 m über Kraterhöhe auf. Am 13. Januar erreichten die Aschewolken bereits eine Höhe von 1000 m.

Vulkan-News 13.01.22: Marapi

Marapi stößt weiter Asche aus

Staat: Indonesien | Koordinaten: -0.38100.47 | Aktivität: Ascheeruptionen

Am Marapi auf Sumatra (nicht verwechseln mit dem Merapi auf Java) kommt es weiter zu Ascheeruptionen. Laut VAAC erreichen sie eine Höhe von fast 4000 m. Das VSI berichtet von Aschewolken, die bis zu 1000 m über Kraterhöhe aufgestiegen sind. Generell ist festzustellen, dass die Asche allmählich höher aufsteigt und die Eruptionen stärker werden. Es kommt vereinzelt zu vulkanotektonischen Erdbeben.


Suwanoese-jima mit Aschewolken

Staat: Japan | Koordinaten: 29.64, 129.72 | Aktivität: Vulcanianisch

Im Süden des japanischen Archipels eruptiert der Suwanose-jima wieder frequenter. Das VAAC brachte gestern 2 VONA-Meldungen heraus, nach denen Aschewolken bis zu 1500 m hoch aufsteigen und in Richtung Nordwesten drifteten. Die Seismizität ist relativ unauffällig.


Taal: Tremor bleibt hoch

Staat: Philippinen | Lokation: 14.002; 120.99 | Aktivität: Phreatisch

Am philippinischen Taal Vulkan mehren sich die Anzeichen, dass es bald wieder zu (phreatischen) Eruptionen kommen könnte. PHILVOLCS registrierte gestern 155 Tremorphasen mit einer Dauer zwischen 2 und 4 Minuten. Zudem kam es zu einem vulkanotektonischen Erdbeben. Der Schwefeldioxid-Ausstoß lag bei 6298 Tonnen. An anderen Vulkanen wäre das ein sehr hoher Wert. Für den Taal ist das ein moderater bis hoher Wert. Trotzdem besteht die Gefahr von VOG. Im Kratersee von Volcano Island wird Upwelling beobachtet. Eine bis zu 600 m hohe Dampfwolke wird ausgestoßen. Eine partielle Inflation nebst Bodenhebung überlagert die generelle Deflation der Caldera.

Vulkane Indonesiens am 11.01.23

Indonesien ist immer noch der Staat mit der höchsten Dichte eruptierender Vulkane weltweit. Aktuell stehen 4 Vulkane auf Alarmstufe „orange“. 17 Feuerberge stehen auf „gelb“.

Marapi mit Ascheeruptionen

Der Marapi auf Sumatra setzt seine Ascheeruptionen nicht nur fort, sondern verstärkte sich auch. So berichtete das VSI heute über Aschewolken, die bis zu 400 m über Kraterhöhe aufstiegen und somit 100 m höher waren als in den letzten Tagen. Auf dem Livecam Foto sieht man, dass die Eruptionswolke überwiegend aus Asche bestand und deutlich weniger Wasserdampf enthielt, als es bei den vorherigen Eruptionen der Fall war. Die Anzahl der erfassten Eruptionssignale steigerte sich auf 33. Es gab auch Entgasungssignale und tektonische Erdbeben, aber keine vulkanotektonischen Erschütterungen, die auf Magmenaufstieg hindeuteten.

Kerinci mit Ascheeruption

Ebenfalls auf Sumatra liegt der Kerinci. Er stieß heute eine Aschewolke aus, die bis auf einer Höhe von 4800 m aufstieg und in Richtung Ost-Nordost verfrachtet wurde. Bei dem 3805 m hohen Stratovulkan handelt es sich um den höchsten Vulkan Sumatras. Er ist immer mal wieder sporadisch aktiv. Auffallend ist, dass der Kerinci nur 150 km südlich vom Marapi entfernt liegt. Die Eruption der beiden Vulkane könnte von einem Erdbeben Mw 6,8 getriggert worden sein, das sich im November vor der Küste Sumatras ereignet und in Vulkannähe hatte.

Semeru mit thermischem Signal

Der Semeru auf Java ist extrusiv und explosiv tätig. Im Gipfelkrater extrudiert ein flacher Pancake-Lavadom. Er quillt durch die Bresche im südlichen Kraterrand, sodass Schuttlawinen abgehen, die eine breite thermische Anomalie erzeugen, die auf Satellitenbildern im Infrarotbereich sichtbar sind. Dieses Signal ist prinzipiell seit Monaten zu sehen, nahm seit Dezember aber deutlich an Intensität zu. Die Gefahr, dass pyroklastische Ströme entstehen, ist groß. Neben dieser extrusiven Tätigkeit gibt es auch Explosionen aus dem Dom heraus, die Asche bis auf einer Höhe von 4300 m aufsteigen lassen. Die Driftrichtung war zuletzt Nordwesten. Die Seismizität ist gering und beschränkt sich auf schwache tektonische Erdbeben.

Merapi weiter aktiv

Ein wenig aus dem Fokus der Berichterstattung ist der Merapi gerückt. Das mag daran liegen, dass die Aktivität keinen größeren Schwankungen unterliegt. In der letzten Woche ging ein kleiner pyroklastischer Strom ab, der eine Gleitstrecke von 900 m hatte. Pro Tag gehen um die 40 glühende Schuttlawinen vom Dom ab, die eine maximale Strecke von 1500 m zurücklegen. Die beiden Dome im Krater veränderten ihre Volumina praktisch nicht: Das Volumen der südwestlichen Kuppel beträgt 1.616.500 Kubikmeter, während die mittlere Kuppel aus 2.772.000 Kubikmetern Lava besteht. Lavazufluss und die Abgänge in Form der Schuttlawinen halten sich also in etwa die Wage. Die Seismizität ist seit Wochen erhöht und nahm weiter zu. Seit November verdoppelte sich die Anzahl vulkanotektonischer Erdbeben auf ca. 100 am Tag. Die allermeisten spielen sich in größerer Tiefe ab, wobei das VSI keine absoluten Angaben veröffentlicht. In größerer Tiefe bewegen sich also magmatische Fluide und sorgen für Gesteinsbruch. Da keine Inflation registriert wird, scheint es eine Blockade zu geben und der Weg für das Magma ist nicht frei. Die Fluide, bei denen es sich wahrscheinlich um Magmen handelt, akkumulieren sich in einem tiefer gelegenen Magmenkörper und versuchen aufzusteigen. Sollte es ihnen gelingen, die Blockade zu überwinden, ist mit einer deutlichen Aktivitätssteigerung des Vulkans zu rechnen.

Die Vulkanologen vom VSI schätzen die aktuelle Aktivität weiter als hoch ein. In ihrem letzten Update schrieben sie: „Basierend auf den Ergebnissen visueller und instrumenteller Beobachtungen wird der Schluss gezogen, dass die vulkanische Aktivität des Mount Merapi in Form von effusiven Eruptionsaktivitäten immer noch ziemlich hoch ist. Der Aktivitätsstatus bleibt auf Stufe „orange“. Das aktuelle Gefahrenpotential besteht in Form von Gerölllawinen und pyroklastischen Strömen im Süd-Südwest-Sektor einschließlich des Flusses Boyong für maximal 5 km und des Flusses Bedog, Krasak, Bebeng für maximal 7 km. Im südöstlichen Sektor umfasst es den Woro-Fluss für maximal 3 km und den Gendol-Fluss für 5 km. Während der Auswurf von vulkanischem Material im Falle eines explosiven Ausbruchs einen Radius von 3 km vom Gipfel erreichen kann.“

Vulkan-News 10.01.22: Popocatepetl

Popocatepetl mit Asche in 7000 m Höhe

Der mexikanische Vulkan Popocatepetl bleibt aktiv und stößt Aschewolken aus, die bis auf 7600 m Höhe aufsteigen und in Richtung Osten verfrachtet werden. MIROVA detektierte eine moderate Thermalstrahlung mit 27 MW Leistung. Auf Sentinel-Satellitenaufnahmen kann man die Wärmestrahlung im Infrarotbereich sehen. Ihre Form verändert sich im Laufe der letzten Wochen. Einen neuen Lavadom kann ich aber noch nicht erkennen. CENAPRED berichtet von 115 Asche-Emissionen, 37 Minuten Tremor und einem vulkanotektonischen Erdbeben der Magnitude 1,4. Das hier gezeigte Video wurde vor 4 Tagen gepostet. Es zeigt, dass die Eruptionen durchaus kraftvoll sind und die Flanken mit glühender Tephra eingedeckt werden.

Auffällig ist, dass selbst bei den kraftvollen Ascheeruptionen keine vulkanischen Blitze generiert werden, während man am Sakurajima bei vergleichbaren Eruptionen ein wahres Blitzfeuerwerk erleben würde. Das wirft die Frage auf, warum es am Sakurajima zu so vielen Blitzen kommt und am Popocatepetl eben nicht. Was unterscheidet die beiden Vulkane? Auffälligste Merkmale sind die Höhenunterschiede, die Größe der Förderschlote und die geografische Lage der Vulkane und die damit einhergehenden klimatischen Bedingungen. Während der Popocatepetl über 5000 m hoch ist, einen großen Schlotdurchmesser hat und im Landesinneren liegt, ist der Sakurajima gerade mal etwas über 1100 m hoch, genießt maritimes Klima an der Küste und hat nicht so große Schlote. Ich vermute, dass der ausschlaggebende Faktor das maritime Klima ist, das die Ladungstrennung begünstigt und Blitze entstehen lässt. Natürlich können auch Faktoren wie die Korngröße der Asche und deren Ausstoßgeschwindigkeit eine Rolle spielen. Oder sollte es etwa am Chemismus der Lava liegen? Beide Vulkane fördern Andesit und Dazit. In meinen Augen scheidet da dieser Punkt eher aus. Neben Aschemenge, Korngröße und Ausstoßgeschwindigkeit scheinen die atmosphärischen Bedingungen eine wichtige Rolle zu spielen, ob es zu vulkanischen Gewittern bei kleinen und moderaten Eruptionen kommt.


Marapi mit weiteren Asche-Exhalationen

Der Vulkan auf Sumatra bleibt aktiv und emittiert kleinere Asche-Dampf-Wolken. Laut VAAC wurde Vulkanasche in einer Höhe von 3400 m detektiert. Die Driftrichtung ist Osten. Das VSI berichtet von Asche, die bis zu 300 m über Kraterhöhe aufsteigt.


Taal mit weiteren Erdbeben

Am philippinischen Taal Vulkan ist die Seismizität weiter erhöht. PHILVOLCS berichtet von 112 vulkanischen Tremorphasen, die sich gestern zutrugen. Sie dauerten zwischen 2 und 5 Minuten. Tremor wird für gewöhnlich von magmatischen Fluidbewegungen hervorgerufen und tritt meistens kurz vor und während einer Eruption auf. Der Schwefeldioxid-Ausstoß lag gestern bei 3718 Tonnen. Dampf stieg bis zu 600 m hoch auf und im Kratersee auf Volcano Island gab es Wasserturbulenzen. Es könnte gut sein, dass sich in den nächsten Tagen phreatische Eruptionen ereignen werden.


Stromboli mit Tremorpeak

Heute kam es am italienischen Inselvulkan Stromboli zu einem Tremorpeak. Kurzzeitig stieg die Tremor-Amplitude bis in den roten Bereich und erreichte fast Werte, wie sie für die Lavastrom-Überlaufaktivität der letzten Wochen typisch war. Bis jetzt kam es allerdings zu keinem neuen Ereignis. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Der letzte Lavaüberlauf war am 03.01.2023.

Vulkan-News 08.01.23: Kilauea

Kilauea mit Lavasee

Der neue Lavasee im Halema’uma’u-Krater bleibt aktiv. Gegenüber dem letzten Update gibt es nur wenige Veränderungen: gut die Hälfte des Kraterbodens ist mit glühender Lava bedeckt. Aus mehreren Stellen sprudelt frische Lava empor. Das Becken des primären Lavasees bleibt aktiv. Die Seismizität ist weiter rückläufig, dafür nahm die Bodenhebung stärker als gestern zu. Hierbei könnte es sich um eines der üblichen D/I-Events handeln. Der Schwefeldioxid-Ausstoß ist hoch und liegt bei mehr als 12.000 Tonnen am Tag.


Fuego mit Ascheeruptionen

In Guatemala eruptiert der Fuego Vulkanasche und glühende Tephra, die auf der Vulkanflanke Schuttlawinen verursacht. Während die glühenden Schlacken bis zu 300 m hoch ausgestoßen werden, schafft es die Asche bis auf einer Höhe von 5000 m. INSIVUMEH berichtet von 3-4 stündlichen Eruptionen. Die Anzahl ist eher niedrig, dafür scheinen die Explosionen stärker als sonst zu sein. Sie sind auf unserer Livecam gut zu beobachten.


Marapi stößt Asche aus

Der Vulkan auf der indonesischen Insel Sumatra bleibt aktiv und stößt Asche-Dampf-Wolken aus. Sie erreichen eine Höhe von 200 m über dem Krater. Gestern wurden vom VSI 15 Eruptionen detektiert. Die Seismizität ist gering. Es gibt keine Anzeichen für einen massiven Magmenaufstieg, der in einer größeren Eruption gipfeln könnte.


Sangay mit Asche in 7000 m Höhe

In Ecuador ist es der Sangay, der für Schlagzeilen sorgt. Vulkanasche steigt heute bis auf einer Höhe von 7000 m auf und driftet in nordwestlicher Richtung. Es wurde eine hohe Thermalstrahlung mit 287 MW Leistung detektiert. Sie stammt von glühender Lava.


Taal mit erhöhter Seismizität

Auf den Philippinen wird der Taal-Vulkan wieder unruhiger. PHILVOLCS berichtet von 136 vulkanisch bedingten Erdbeben, die sich innerhalb von 24 Stunden ereignet haben. Außerdem stieg der Schwefeldioxid-Ausstoß auf 8575 Tonnen am Tag. Damit hat er wieder Werte erreicht, bei denen es zu VOG kommen kann, der gesundheitsschädlich ist. Aus dem Kratersee auf Volcano Island steigt Dampf auf, der eine Höhe von 600 m über dem Seespiegel erreicht. Die Gase verursachen im Wasser Turbulenzen.

Vulkanausbruch Marapi am 07.01.23

Vulkan Marapi eruptiert auf Sumatra

Am Marapi auf der indonesischen Insel Sumatra (nicht verwechseln mit dem Merapi auf Java) begann eine Eruptionsserie. Das VAAC detektiert Vulkanasche in einer Höhe von 3000 m. Die Aschewolke driftet in Richtung Südosten. Genauere Informationen stammen vom VSI/MAGMA, nach denen es seit 06:11:00 WIB zu mehreren kleinen Ascheeruptionen kam, bei denen die Asche bis zu 300 m über dem Krater aufstieg. Neben Asche wurde auch viel Dampf ausgestoßen. Die indonesischen Vulkanologen veröffentlichten bis jetzt 8 Meldungen zum Vulkan.

Ganz überraschend kam der Ausbruch am Marapi nicht: Seit dem 25 Dezember war die Seismizität erhöht und es wurde von hydrothermaler Aktivität berichtet. Täglich wurden bis zu 10 vulkanisch-bedingte Erdbeben registriert. Ähnlich viele tektonische Erdbeben sind dort an der Tagesordnung. Zu den vulkanischen Erdbeben zählten tiefe vulkanotektonische Erdbeben, Hybriderdbeben und Tornillos.

Am 18. November 2022 manifestierte sich vor der Küste Sumatras ein Erdbeben Mw 6,8. Damals schrieb ich, dass der Marapi nicht weit vom Epizentrum entfernt liegt und dass das Erdbeben einen Ausbruch des Vulkans triggern könnte. Eine Hypothese, die durch den Ausbruch zwar nicht wissenschaftlich bewiesen ist, aber doch ein Stück wahrscheinlicher geworden ist.

Über den Vulkan Marapi

Beim Marapi handelt es sich um einen 2885 m hohen Stratovulkan an der Südwestküste Sumatras. Er zählt zu den aktivsten Vulkanen Indonesiens. In historischen Zeiten wurden mehr als 50 Eruptionen dokumentiert. Allerdings war keiner der Ausbrüche sonderlich stark: keiner schaffte es über einen VEI 2 hinaus. Bei den Eruptionen handelte es sich überwiegend um explosive Ausbrüche, die wahrscheinlich zum Teil phreatisch bedingt waren. Lavaströme außerhalb der Caldera gab es in historischen Zeiten nicht. Eine hawaiianische Eruption könnte sich 1922 ereignet haben. Dass der Vulkan aber auch stärker eruptieren kann, davon zeugt eine kleine Caldera am Gipfel des Vulkans. Sie hat einen Durchmesser von 1,4 km. Auf einer ENE-WSW streichenden Störungszone entlang des langgestreckten Gipfelbereichs liegen mehrere Gipfelkrater. Entlang dieser Linie verlagerte sich die Aktivität im Laufe der Zeit westwärts.