Lanzarote: Schwere Unwetter verwüsteten Touristenorte

Kanareninsel Lanzarote von schweren Unwettern getroffen – Notstand ausgerufen

Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr wurden die Kanarischen Inseln von schweren Unwettern heimgesucht, in deren Folge es zu Sturzfluten kam, die mehrere Orte unter Wasser setzten und sowohl Einheimische als auch Touristen in Bedrängnis brachten. Anfang März war Gran Canaria besonders stark betroffen, am vergangenen Samstag traf es die östlichste Vulkaninsel Lanzarote.

Das Unwetter brachte Sturmböen und Starkregen mit sich, wobei örtlich bis zu 100 Liter Niederschlag pro Quadratmeter gemessen wurden. Besonders betroffen war die beliebte Urlaubsregion Costa Teguise, wo sich auch während der Osterferien zahlreiche deutsche Touristen aufhielten. In der Umgebung der Inselhauptstadt Arrecife wurden immerhin noch 60 Liter pro Quadratmeter registriert.<

Infolge der Regenmassen verwandelten sich Straßen in reißende Flüsse, die Müllcontainer und allerlei Unrat mit sich rissen. Zahlreiche Tiefgaragen, Keller und Erdgeschosse liefen voll, und die Schlammfluten machten auch vor den Pools der Ferienanlagen nicht halt – sie verwandelten sich in braune Seenlandschaften. Vorübergehend wurde der Notstand ausgerufen. Verletzte oder Todesopfer gab es jedoch glücklicherweise nicht. Bei den Einsatzkräften gingen mehr als 300 Notrufe ein.

Inzwischen sind die Wassermassen größtenteils zurückgegangen, und mit den Aufräumarbeiten wurde begonnen. Der Notstand wurde wieder aufgehoben. Dennoch bleibt bei vielen Menschen ein ungutes Gefühl zurück – war das nur ein Ausreißer, oder kommt da noch mehr?

In den letzten Jahren kommt es deutlich häufiger zu vergleichbaren Unwettern als früher. Neben den Kanaren und Madeira im Atlantik sind inzwischen auch die spanischen Mittelmeerinseln der Balearen regelmäßig von Starkregenereignissen betroffen. Eine Mitschuld tragen dabei ungewöhnlich hohe Meerwassertemperaturen: Sie lassen große Mengen Wasser verdunsten und speichern Energie. Treffen dann Tiefdruckgebiete mit kalten Luftmassen ein, bilden sich über dem warmen Wasser rasch heftige Gewitter.

Lanzarote ist eigentlich eine sehr trockene Insel. Im Weinanbaugebiet von La Geria werden daher besondere Anbautechniken verwendet: Die Weinreben werden in Mulden gepflanzt, die von kleinen Mauern umgeben sind. Diese dienen als Windschutz und leiten die Kondensationsfeuchte in den Boden. Die vulkanischen Lapilli speichern zusätzlich die Feuchtigkeit.

Unterwasservulkane vor Lanzarote entdeckt

Forschungsboot entdeckt mehr als 20 bislang unbekannte Unterwasservulkane vor Lanzarote

Die Kanarischen Inseln sind vulkanischen Ursprungs und faszinieren jedes Jahr Millionen von Touristen, die den einmaligen Naturlandschaften des zu Spanien gehörenden Archipels vor der westafrikanischen Küste einen Besuch abstatten. Dabei können die Vulkane jederzeit wieder aktiv werden, wie die jüngsten Ausbrüche bei El Hierro und La Palma zeigten. Fast täglich erinnern schwache Erdbeben die Menschen daran, dass der Untergrund der Inseln lebendig ist.

Zu den herausragendsten vulkanischen Manifestationen der Kanaren gehören die Schlackenkegel des Timanfaya-Nationalparks auf Lanzarote. Das Vulkanfeld von Timanfaya bedeckt ca. 20% der Insel und umfasst 32 Schlackenkegel, die sich im 18. Jahrhundert entlang von Eruptionsspalten bildeten. Nun wurde bekannt, dass man vor der Küste von Lanzarote mehr als zwanzig Unterwasservulkane entdeckte, die sich über ein großes Areal verteilen und ca. 100 km Quadratkilometer  Meeresboden vor der Küste bei Timanfaya bedecken.

Die Entdeckung wurde im Rahmen des Forschungsprojekts „Kanarische Unterwasservulkanologie“ des Spanischen Instituts für Ozeanographie gemacht. Ziel der Forschungen ist die Erstellung einer hochauflösenden 3D-Karte der Unterwasservulkane von Lanzarote und der anderen Kanareninseln. Die Forschungsarbeiten wurden mit Hilfe des Schiffes Ramón Margalef durchgeführt. Das Projekt begann im Jahr 2011 mit dem Ausbruch des Unterwasservulkans Tagoro auf der Insel El Hierro. Seitdem hat das Team 38 Kampagnen durchgeführt, um hydrothermale Quellen zu untersuchen und die verschiedenen Komponenten der Unterwassereruptionsphänomene des Archipels zu erforschen.

Die Initiative verfolgt zwei Hauptziele: erstens, den wissenschaftlichen Zustand der Unterwasservulkane zu verstehen, und zweitens, Institutionen über mögliche Risiken und Verhaltensweisen in Krisensituationen zu beraten.

Die 3D-Reproduktion von Lanzarote hat es ermöglicht, die vulkanischen Strukturen unter Wasser genau zu analysieren. Durch fortschrittliche technologische Ressourcen konnten die Forscher nicht nur einfache Punkte, sondern auch Brüche und Erdrutsche der Vulkankegel visualisieren.

Während der Expedition wurden physikalisch-chemische Instrumente verwendet, um einen Vulkan mit einem Doppelkrater im Westen von Conejero zu analysieren. Wasserproben wurden genommen, um mögliche Gasanomalien oder hydrothermale Flüssigkeiten zu identifizieren, wobei keine Auffälligkeiten festgestellt wurden. Die Forscher extrahierten auch Sedimente aus dem Meeresboden in Tiefen von 150 bis 2.500 Metern und führten umfassende Analysen durch.

Übrigens, gestern gab es auf der Kanareninsel Gran Canaria ein Erdbeben Mb 3,4. Das Hypozentrum lag in 26 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 13 km südlich von Santa Lucía lokalisiert.

Erdbeben-News 22.07.21: Panama, Lanzarote

Gestern Abend erschütterte ein starkes Erdbeben Mw 6,8 Die Küste von Panama und Costa Rica. Vor der Kanareninsel Lanzarote ereignete sich ein Erdstoß M 3,1.

Panama: Erdbeben Mw 6,8

Datum: 21.07.2021 | Zeit: 21:15:15 UTC | Lokation: 7.47 N ; 83.00 W | Tiefe: 10 km | Mw 6,8

Vor der Küste von Panama manifestierte sich ein Erdbeben der Magnitude 6,8. Der Erdbebenherd befand sich in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 64 km südlich von Punta de Burica (Panama) lokalisiert. Die Hauptstadt von Costa Rica befindet sich in 299 km Entfernung zum Epizentrum. Tsunami-Alarm wurde scheinbar nicht gegeben. Erst in der letzten Woche gab es in der Region ein Erdbeben Mw 6,1. Die Plattengrenze entlang der Cocos-Platte ist seismisch sehr aktiv. Da EMSC ordnet das Beben Costa Rica zu.

Griechenland: Erdbeben M 4,8 bei Nisyros

Datum: 21.07.2021 | Zeit: 14:16:26 UTC | Lokation: 36.40 N ; 27.02 E | Tiefe: 3 km | Mb 4,8

Südwestlich der griechischen Vulkaninsel Nisyros bebte es heute Mittag mit einer Magnitude von 4,8. Das Hypozentrum lag in nur 3 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 39 km süd-süd-östlich von Kéfalos lokalisiert. In den vergangenen Wochen und Monaten hatten sich in der Region zahlreiche Erdstöße ereignet.

Mexiko: Weitere Erdstöße im Vulkanfeld

Datum: 21.07.2021 | Zeit: 14:24:08 UTC | Lokation: 19.59 N ; 102.45 W | Tiefe: 4 km | M 3,8

Im mexikanischen Vulkanfeld Michoacán-Guanajuato manifestierten sich weitere Erdbeben. Das Stärkste brachte es heute auf M 3,8, mit einem Erdbebenherd in nur 4 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich 2 km östlich von Los Reyes de Salgado. Die Beben in der Region könnten im Zusammenhang mit eine Erwachen des Vulkansimus dort stehen.

Lanzarote: Erdstoß M 3,1

Datum: 22.07.2021 | Zeit: 03:01:56 UTC | Lokation:  29.14 N ; 13.14 W | Tiefe: 40 km | Ml 3,1

Vor der Nordostküste der Kanareninsel Lanzarote bebte es mir einer Lokalmagnitude von 3,1. Das Hypozentrum lag 40 km tief. Das Epizentrum wurde 38 km nordöstlich von Costa Teguise verortet.

Lanzarote: Timanfaya und die Montanas del Fuego

Der Timanfaya Nationalpark liegt im Nordwesten der Insel Lanzarote. Im Park geschützt liegen die Montañas del Fuego als Manifestationen der eruptiven Phase zwischen 1730 bis 1736.  Im Jahre 1824 ereignete sich eine weitaus schwächere Eruption, deren Zentren sich außerhalb des heutigen Parkgebiets finden. 1974 wurde der Nationalpark eingerichtet. Bereits 4 Jahre früher entstand das Restaurant „El Diabolo“ auf dem Islote de Hilario. Es wurde unter der Leitung von César Manrique und Jesu Suto für die Touristen präpariert.

Der Untergrund des Islote Hilario ist heiß: in 2 m Tiefe herrschen angeblich Temperaturen von 260 Grad Celsius. In 13 m Tiefe soll es sogar 600 Grad heiß sein! Als Wärmequelle wird die Restschmelze angenommen, die sich in einer Magmakammer in ca. 4000 m Tiefe befindet. Die Schmelze dort ist ca. 800 Grad heiß. Ein seltenes Phänomen lässt trockene Erdwärme aufsteigen, die sich im Bereich des Islote Hilario kumuliert. Ich bezeichne das geotherme Phänomen als selten, da in Vulkangebieten normalerweise heiße Fluide die Wärme zur Oberfläche transportieren, welche Fumarolen und heiße Quellen erzeugen. Diese postvulkanischen Erscheinungen scheint es im Timanfaya Nationalpark aber nicht zu geben. Der Vulkanologe misst normalerweise auch nicht direkt die Bodentemperatur, sondern die Temperatur der Fluide.

In 2 eindrucksvollen Demonstrationen wird die ungewöhnliche Erdwärme des Islote Hilario visualisiert: Parkmitarbeiter stopfen getrocknete Ginsterbüsche in eine ca 3 m tiefen Grube. Nach gut 1 Minute gehen diese in Flammen auf. Eine Terrasse höher kippt ein Parkranger einen Eimer Wasser in ein Rohr im Boden. Durch die Zuschauermenge fährt ein erschrockener Ruck, ob des lauten Fauchens, mit welchem nach 2 Sekunden eine Wasserfontäne aus dem Boden geschossen kommt. Ein paar Meter entfernt befindet sich ein Lavagrill. Der Grill bildet das Herzsstück des Gebäudes auf dem Islote de Hilario. Er gleicht einem Brunnenschacht mit einem Rost darauf, auf dem Hähnchen und andere Köstlichkeiten gegart werden. Diese können im angeschlossenen Restaurant „El Diabolo“ bestellt und verzehrt werden. Ein halbes Hähnchen kostet 13 Euro und schmeckt so gar nicht höllisch. Es fehlt einfach der schweflige Geschmack, den erfahrene Vulkankenner hier vermuten würden. Überhaupt ist es auf dem Islote Hilario seltsam Geruchslos, sieht man einmal vom Dieselgestank der Busse und dem Schweiß der Touristen ab. Natürlich räuchern auch die brennenden Ginsterbüsche und verbreiten Lagerfeueratmosphäre. Aber wie auf einem potenziell aktiven Vulkan mit notorischen Schwefelatem kommt man sich dort nicht vor.

Panorama: In der Feuergrube werden Ginsterbüsche verbrannt. © Marc Szeglat

Beobachtet man das Geschehen am Islote etwas aufmerksamer, stellt man fest, dass die Ginsterbüsche mit Hilfe einer eisernen Stange immer an genau der selben Stelle positioniert werden. Schaut man sich die Stelle genauer an, dann erkennt man in gut 2 m Tiefe einen rechteckigen Schacht in der Wand der Grube, aus dem vor Hitze flimmernde Luft strömt. Seltsam auch: am Grund der Grube würde man große Mengen Asche vermuten, die sich dort von den verbrannten Sträuchern ansammeln müsste. Scheinbar wird sie täglich entfernt, was in einem gut 300 Grad heißem Loch recht aufwendig sein dürfte. Wer sich den Brunnenschacht des Grills genauer anschaut, entdeckt auch dort mehrere versteckte Rohröffnungen 2 m unterhalb des Randes. Von den Geysiren weiß man, dass sie künstlich angelegt wurden: 12 m soll die Verrohrung der Bohrlöcher ins Erdreich hinabreichen. Was mich stutzig werden ließ: sie sind frei zugänglich und wenn man seine Hand über eine der Öffnungen hält merkt man: nichts!

Für Verwunderung sorgt auch der Umstand, dass man auf dem Islote weder heiße Füße bekommt, noch in den Gebäuden gebacken wird. Auch der asphaltierte Parkplatz am Rande des Islote lässt mich meine Stirn runzeln: wenn sich die Erdwärme über eine Tiefe von 3987 m um nur 200 Grad reduziert, wie verpuffen dann 600 Grad auf den letzten 13 m?

Panorama: Lavagrill am Islote Hilario. Wenn man in das Bild zoomt erkennt man die Rohre.  © Marc Szeglat

Nach offiziellen Angaben, wurde das Gebäude auf dem Islote Hilario so entworfen, dass es den Hitzestrom aus dem Erdinneren auffängt und in Richtung des zentralen Lavagrills ableitet. Das Fundament besteht aus einer Wechsellagerung aus Beton, Lehm und Lavagestein. Doch scheinbar beschränkten die Konstrukteure ihr Terraforming nicht auf das Gebäude, sondern bearbeiteten das gesamte Gebiet des Islote de Hilario. Ohne Zweifel ist eine beeindruckende Touristenattraktion entstanden, doch bei mir hinterlässt sie den faden Beigeschmack der Manipulation.

Weiterführender Link: 360 Grad Video der Dampfgeysire

Lanzarote in 360°

Das Video zeigt den Dampf-Geysir am Islote Hilario im Timanfaya Nationalpark auf Lanzarote. Es ist mein erstes hier gezeigtes 360 Grad Video. Der Zuschauer kann sich in der Panorama-Sphäre in alle Richtungen drehen.

Zurück von Lanzarote

Nach einer Woche Lanzarote und Timanfaya Nationalpark melde ich mich wieder zurück. Vnet wird wieder wie gewohnt aktualisiert. Auf Lanzarote fotografierte ich erstmals mit einer 360 Grad-Panoramakamera und werde Euch die Bilder hier bald präsentieren. Der Timanfaya-Nationalpark fasziniert mich immer wieder, auch wenn ich mir die Frage stelle, ob der Wärmefluss am Islote Hilario tatsächlich noch natürlichen Ursprungs ist. Seit meinem ersten Besuch dort vor 20 Jahren hat sich praktisch nichts geändert. Ich werde der Frage in einem der nächsten Berichte genauer nachgehen.