La Palma: Erhöhte Seismizität detektiert

Mehrere Erdbeben unter der kanarischen Vulkaninsel La Palma aufgezeichnet – stärkste Erschütterung Mb 2,6

Im Süden der Kanareninsel La Palma zeigte sich die Erde heute von ihrer unruhigen Seite, denn seit gestern wurden 9 Erdbeben detektiert. Die beiden stärksten hatten eine Magnitude von 2,6 und Erdbebenherde in 10 und 15 Kilometern Tiefe. Die Epizentren reihen sich entlang des vulkanischen Rückens Cumbre Vieja auf, der sich auch für die Eruption von 2021 verantwortlich zeigte.

Die Beben lagen nicht direkt unter dem damaligen Eruptionszentrum, sondern ein wenig südlich davon. Die Tiefe der Hypozentren deutet auf einen magmatischen Einfluss hin, unter dem die Erdbeben entstanden sein könnten. Sicher ist das aber nicht.

Auf dem Satellitenfoto sieht man übrigens sehr schön die Kraterkette vom Cumbre Vieja.

In den sozialen Medien erlangen die Erdbeben viel Aufmerksamkeit und manch einer fürchtet schon den nächsten Vulkanausbruch. Für solche Spekulationen besteht meiner Meinung nach noch kein Grund, denn schließlich kann es in vulkanisch und tektonisch aktiven Regionen immer zu kleineren Schwarmbeben kommen, ohne dass allzu viel dahinterstecken muss. Bestenfalls steht man ganz am Anfang eines mehrjährigen Aufladezyklus des vulkanischen Systems unter La Palma, doch eine solche Aufladung muss erst durch weitere Schwarmbebenaktivität bestätigt werden.

Generell bewegt sich die Seismizität der Kanarischen Inseln seit Ende letzten Jahres auf einem leicht erhöhten Niveau. So gab es in den letzten 3 Tagen auch vermehrt Erdbeben in der Region des submarinen Vulkans Enmedio, der zwischen den Inseln Gran Canaria und Teneriffa liegt. Hier wurden seit dem 11. März 17 Erdbeben detektiert. Die maximale Magnitude lag bei 2,3. Dieses Beben manifestierte sich in 16 Kilometern Tiefe.

Auf bzw. unter Teneriffa mit dem Pico del Teide war es in den letzten 3 Tagen ruhig und es wurde nur ein schwacher Erdstoß festgestellt. blickt man aber 15 Tage zurück, dann zeigt die Shakemap vom IGN 9 Beben an.

Um El Hierro ist es zuletzt wieder etwas ruhiger geworden. Wir erinnern uns, dass es hier im Herbst vermehrt Erdbeben gab. In den letzten 15 Tagen wurden hier nur 2 Erschütterungen festgestellt.

Cumbre Vieja: Gaswarnung auf La Palma

Ausbruch des Tajogaite-Vulkans auf La Palma vor 3 Jahren. © Marc Szeglat

Erhöhte Kohlendioxidkonzentration aktiviert Notfallprotokoll auf La Palma

Fast drei Jahre sind vergangen, seit der vulkanische Rücken Cumbre Vieja auf der Kanareninsel La Palma ausbrach. Bei diesem Ausbruch entstand ein neuer Schlackenkegel, der später den Namen Tajogaite erhielt. Dieser wuchs auf einer Eruptionsspalte, die sich am Rand der Gemeinde Los Llanos de Aridane öffnete. Aus der Spalte und später aus dem Schlackenkegel strömten Lavamassen, die Schneisen der Zerstörung hinterließen und große Schäden an der Infrastruktur verursachten. Noch heute, drei Jahre nach der Naturkatastrophe, arbeitet man an der Beseitigung der Schäden. Während der Wiederaufbau im Gange ist, lauert eine unsichtbare Gefahr im Untergrund: Vulkan und Lavafeld emittieren weiterhin hohe Mengen vulkanischer Gase, von denen Kohlendioxid die größte Sorge bereitet. Dieses farb- und geruchslose Gas ist schwerer als Sauerstoff und sammelt sich in Senken an, wodurch es den Sauerstoff verdrängt. Für Mensch und Tier ist dies eine äußerst gefährliche Situation, da Erstickungsgefahr besteht. Aus diesem Grund wurden im Aridane-Tal 1.156 Gasmessgeräte in Innenräumen und weitere 194 an öffentlichen Orten installiert, um die Kohlendioxidkonzentration ständig zu überwachen. Ein Notfallprotokoll wurde entwickelt, das Behörden und Einsatzkräfte alarmiert, sobald kritische Grenzwerte überschritten werden. Dieses sogenannte Peinpal-Protokoll wurde nun aktiviert, da die Grenzwerte für Kohlendioxid an mehreren Messpunkten in Puerto Naos überschritten wurden. Evakuierungen waren bisher nicht nötig, jedoch rückte die Feuerwehr aus und informierte die Bewohner über die erhöhten Gaskonzentrationen. Die Einsatzkräfte sorgten für eine gründliche Belüftung der betroffenen Gebäude und warnten davor, Keller zu betreten, in denen sich das Gas besonders stark ansammelt. Sollten die Gaswerte jedoch weiter ansteigen, könnten vorübergehende Evakuierungen erforderlich werden, die in enger Abstimmung mit den Rettungskräften durchgeführt würden.

Wie viel Kohlendioxid hat sich angesammelt?

Genaue Angaben zur Konzentration des Gases wurden nicht veröffentlicht. Im Schatten des Vulkans Tajogaite dürfen Häuser betreten werden, in deren Raumluft weniger als 700 ppm Kohlendioxid gemessen wird. Werden Spitzen von 1.600 ppm Kohlendioxid erreicht, wird evakuiert. Dieser Grenzwert wurde jedoch bisher nicht erreicht. Im vergangenen Monat wurden im Freien hohe Kohlendioxidkonzentrationen gemessen. Laut dem Monatsbulletin des IGN wurden in Puerto Naos und La Bombilla CO2-Konzentrationen von 34.450 ppm und ein Sauerstoffgehalt von 20,0 % festgestellt, während der Normalwert bei 20,9 % liegt. Beide Messungen wurden im Freien durchgeführt. In der Gegend von Puerto Naos betrug der im Freien gemessene maximale CO2-Wert 200.000 ppm, während der Sauerstoffgehalt ein Minimum von 20,0 % erreichte. Es sammelt sich also so viel Kohlendioxid in Bodennähe an, dass fast 1 Prozent des Sauerstoffs aus der Atemluft verdrängt wird.

Droht ein neuer Vulkanausbruch?

In einigen Berichten wird spekuliert, dass der Vulkan wieder erwachen könnte. Generell kann ein Anstieg der Gaskonzentrationen auf einen bevorstehenden Vulkanausbruch hindeuten, doch in diesem Fall befindet man sich in einem posteruptiven Stadium, in dem sich die Erde noch nicht vollständig beruhigt hat. Vulkanische Gase entweichen aus dem sich abkühlenden Lavafeld und dringen aus Spalten, die bis in das Fördersystem des Vulkans hinabreichen. Entgasungsaktivität ist in dieser Phase normal. Sie kann variieren, wobei auch das Wetter eine entscheidende Rolle spielt, wie viel Gas sich in Bodennähe ansammelt. Besonders nach starken Regenfällen oder bei Windstille können die Konzentrationen steigen. Hinweise auf einen erneuten Vulkanausbruch auf La Palma sind zumindest kurzfristig nicht zu erkennen.

Vulkankatastrophe auf La Palma hat Nachspiel

Klage gegen Vulkanologen und Beamte von PEVOLCA eingereicht

Im Dezember 2021 endete der Vulkanausbruch auf der Kanareninsel La Palma. Über 3 Monate spie der Vulkan Cumbre Vieja Lava und zerstörte fast 2000 Gebäude. Nun reichte eine Gruppe vom Vulkan geschädigter Anwohner Klage gegen hochrangige Wissenschaftler und Beamter von PEVOLCA ein, jenem Institut, dem die Beobachtung der kanarischen Vulkane obliegt. Die vielfältigen Anschuldigungen wiegen schwer und könnten weitreichende Konsequenzen für die 7 Hauptbeschuldigten nach sich ziehen: Die Anwohner sahen sich nicht gut genug über die Vulkangefahren informiert und Evakuierungen seien zu spät eingeleitet worden. Ein Vorwurf lautet, dass man nicht einmal Gelegenheit hatte, sich gegen die Naturgewalt zu versichern. Solche Vorwürfe gegen Forscher sind mittlerweile nach Naturkatastrophen üblich und stellen die Verantwortlichen vor einigen Problemen: gibt man zu früh Alarm und die Katastrophe bleibt aus, dann ist das Geschrei groß, ebenso wenn man zu spät alarmiert. Den perfekten Zeitpunkt zu erwischen ist schwierig, zumal sich Vulkanausbrüche und Erdbeben nur schwer prognostizieren lassen. Allerdings ist es natürlich auch nicht hilfreich, wenn -wie im Fall der Cumbre Vieja Eruption- nach der Katastrophe Studien auftauchen, die Aussagen, dass man bereits Jahre vor der Katastrophe wissenschaftliche Hinweise gefunden habe, dass eine Eruption droht. Einige Tage vor der Eruption gab es nicht nur Schwarmbeben, sondern auch Bodenhebung in Folge von Inflation, sodass man von Seiten der Wissenschaftler schon vorgewarnt hätte sein müssen und erste Schritte zum Schutz der Bevölkerung hätte veranlassen müssen. Meines Wissens nach wurde aber bereits vor der Eruption der Alarmstatus des Vulkans angehoben.

Auf der anderen Seite frage ich mich immer wieder, wie es um die Eigenverantwortung bestellt ist? Waren sich Bauherren und Behörden die etwaige Baugenehmigungen auf einem als aktiv eingestuften Vulkan erteilten nicht im Klaren darüber, dass es eines Tages zu einem neuen Vulkanausbruch kommen konnte? Schließlich errichtete man Siedlungen nicht nur zwischen wenige Jahrhunderte alte Lavaströme, sondern auch direkt darauf. Da darf man sich als Beobachter schon die Frage stellen, ob Bauherren und Behörden so unbedarft, naiv und ahnungslos waren, wie sie nun tun, oder ob man das Restrisiko billigend in Kauf genommen hatte und auf Prinzip Hoffnung setzte. Aus vulkanologischer Sicht halte ich es für unverantwortlich in einem Umkreis von 10 km um einen als aktiv eingestuften Vulkan zu siedeln, denn es kann jederzeit zu neuen Eruptionen kommen. Andererseits wären dann große Gebiete der Erde als Siedlungsraum ungeeignet. Also eine altbekannte Problematik, bei der man zum Schluss die Kosten-Nutzen-Rechnung betrachten muss. Bedauerlich ist das nur für die Menschen, bei denen sie nicht aufgeht.

La Palma: Die Spur des Magmas

Ausbruch des Cumbre Vieja im September 2021. © Marc Szeglat

Vor einem Jahr hat uns der Vulkanausbruch auf der Kanareninsel La Palma in Atem gehalten. Während die Eruption für die Anwohner des Cumbre-Vieja Vulkanrückens eine große Katastrophe darstellte, war er für die Wissenschaft ein Glücksfall: erstmalig konnten die Forscher eine Eruption auf La Palma mit modernsten Geräten von Anfang bis Ende verfolgen und dokumentieren. Der so gewonnene Datenberg wird nun von den Wissenschaftlern ausgewertet. Ein internationales Forscherteam wertete die seismischen Messdaten aus und konnte nun ein Modell der Aufstiegswege der Magmen unter dem Vulkan vorstellen.

Dem Magma auf der Spur

Die Studie, die nun in einer Preprint-Version von Scientific Reports der Nature-Gruppe erschienen ist, liest sich fast so spannend wie ein Krimi und weist auch sonst Parallelen akribischer Detektivarbeit auf. Beteiligt waren Wissenschaftler Von INVOLCAN, der Universität von Granada und dem russischen Trofimuk-Instituts für Erdölgeologie und Geophysik. Mittels des bekannten Verfahrens der seismischen Tomografie gelang es ein 3D-Bild des tiefen Untergrunds im Bereich des Cumbre Vieja zu erstellen. Dabei wurden 11.349 Erdbeben ausgewertet, die während und im Vorfeld der Eruption stattfanden. Die Erdbeben wurden überwiegend durch die Bewegungen magmatischer Fluide ausgelöst. Zudem lieferte die Analyse von Lavaproben Hinweise darauf, wie schnell die Schmelze aufgestiegen ist und in welcher Tiefe sie gebildet wurde. Schon während der Eruption war klar, dass es unter dem Cumbre Vieja einen Magmenkörper geben musste, der bis in großer Tiefe hinabreicht, doch seine genaue Lage und Struktur blieb unklar. Die Studie brachte nun Licht ins Dunkle und präsentiert uns ein sehr genaues Modell des Magmenköpers und dem Aufstiegsweg des Magmas unter der Südhälfte von La Palma.

3 Zonen anormaler Wellengeschwindigkeiten der Erdbeben

Die Forscher identifizierten 3 Zonen, in denen sich die Erdbebenwellen unterschiedlich schnell ausbreiteten, was auf eine Variation in der Beschaffenheit des Materials hindeutet, in dem sich die Erdbebenwellen bewegten. Von der Erdoberfläche aus gesehen lag eine dieser Zonen in einer Tiefe von weniger als 3 km und erstreckte sich bis zur Oberfläche. Dort hat sich das Gestein durch hydrothermalen Einfluss verändert und gleicht einem losen Schutthaufen. Solche Zonen kennt man u.a. vom Ätna. Erdbebenwellen bereiten sich aufgrund der lockeren Struktur der Gesteine nur langsam aus, Magma dafür umso schneller. Eine 2. Zone besteht aus einem Körper verfestigter Ozeankruste, die sich von der Oberfläche bis in 10 km Tiefe erstreckt. Die Erdbebenwellen bewegten sich dort schneller, da das Material eine höhere Dichte als das umliegende Gestein aufweist. Ich würde vermuten, dass es sich dabei um Material handelt, das von einem früheren Vulkanausbruch stammt. Bei der 3. Zone handelt es sich um die eigentliche Magmenintrusion unterhalb der ozeanischen Kruste. Ihre Basis liegt in 25 km Tiefe und ihre Oberseite in 7 km Tiefe. Durch die Intrusion wurde die Moho (Mohorovicic-Anomalie, die die Grenze zwischen Erdkruste und Asthenosphäre markiert) angehoben. Die Studie zeigte, dass das Magma vor Eruptionsbeginn nur 7 Tage benötigte, um aus 10 km Tiefe aufzusteigen. In den oberen 3 km stieg das Magma entlang des Kontaktbereichs zwischen den Zonen 1 und 2 auf.

Die Forscher prüfen nun, ob dieses Modell auch auf andere Vulkane der Kanaren übertragbar ist. Besonderes Augenmerk gilt dabei dem Pico del Teide auf Teneriffa. Sollte das neue Modell vom Cumbre Vieja hier übertragbar sein, dann könnten sich auch auf Teneriffa Eruptionen sehr viel schneller entwickeln, als man es bislang angenommen hat.

(Quellen: INVOLCAN und Nature.com: https://www.nature.com/articles/s41598-022-21818-9)

Cumbre Vieja mit Bodenhebung und Schwefelbrand

INSAR-Aufnahmen zeigen Bodenhebung im Süden von La Palma

Erst gestern schrieb ich über den Cumbre Vieja und muss mich korrigieren: offenbar geht die erhöhte Seismizität im Süden von La Palma doch mit einer Bodenhebung einher. Sie wird zwar nicht von den GPS-Stationen am Boden erfasst, ist aber auf einer INSAR-Aufnahme vom 10 September sichtbar. Die Bodenhebung beträgt demnach bis zu 6 cm. Die Vulkanologen sind nun angehalten, diese Daten mit Messungen am Boden zu verifizieren. An der Messstation LP 03 wird zwar keine Bodenhebung gemessen, dafür aber einen leichten horizontalen Versatz in Nord-Süd-Richtung. Die Bodendehnung liegt hier bei 6-7 mm und bildet einen längerfristigen Trend ab. Manche Autoren verweisen auf die „Zipper“ der Messungen in der Ost-West Richtung, doch dabei handelt es sich offenbar um Fehlmessungen.

Schwefelbrand am Tajogaite

In einem Artikel von „Volcanes y Ciencia Hoy“ wird auf ein -bisher nicht dokumentiertes- Phänomen am Cumbre Vieja hingewiesen. Dabei handelt es sich um blau brennende Schwefelgase, so wie wir sie vom Kawah Ijen her kennen. Die Schwefelgase entzünden sich, wenn sie mit Temperaturen von mehr als 600 Grad Celsius ausströmen. Tatsächlich gibt es am Kegel des Tajogaite (so wird der neu entstandenen Kraterkegel genannt) Fumarolen, die bis zu 1000 Grad heiße Gase ausstoßen. Um ihre Münder herum gibt es Schwefelablagerungen und bisweilen soll man auch Rotglut in den Öffnungen sehen. Schon alleine die hohen Gastemperaturen deuten darauf hin, dass sich in dem System Cumbre Vieja noch (oder schon wieder) Schmelze befindet. Die Seismizität in der Tiefe bildet den Magmenkörper in ca. 12 km Tiefe ab. In ihm wird 8-9 Mal soviel Schmelze vermutet, wie bei der Eruption gefördert wurde. Das Magma bewegt sich und verursacht die Seismizität. Bis jetzt steigt es aber nicht auf. Doch das könnte sich ändern, sobald weiteres Magma aus der Tiefe nachströmt.

Die Situation auf La Palma ist angespannt. Die Leute sind nervös und es gibt Spekulationen über eine Reaktivierung des Vulkanausbruchs. In den nächsten Tagen wird sich der Vulkan wohl nicht reaktivieren, doch der längerfristige Verlauf ist nicht absehbar.

Cumbre Vieja mit Seismizität im September

Der neue Krater Tajogaite. © Martin Kinzel via FB

Cumbre Vieja: 1 Jahr danach

Staat: Spanien | Koordinaten: 28.57, -17.84 | Eruption: Fumarolisch

Vor fast einem Jahr machte ich mich auf dem Weg zum Vulkanausbruch des Cumbre Vieja auf La Palma, der am 19. September begann. Damals hatte sich auf der Vulkanflanke eine Eruptionsspalte geöffnet. Sie befand sich kurz oberhalb des Ortsrand von El Paraiso. Innerhalb weniger Stunden erreichte die Lava den Ort und schnitt eine Schneise der Zerstörung durch den Westen der Insel. Nach gut 2 Wochen erreichten Lavaströme die Küste und hatten auf ihrem Weg Hunderte Häuser zerstört. Vulkanasche legte nicht nur den Betrieb des Inselflughafens lahm, sondern verschüttete Dutzend Häuser und Straßen. Pflanzungen erstickten. Im Dezember 2021 versiegten die Lavaströme und es wurde stiller um den Vulkan. Man begann mit den Aufräumarbeiten und lockerte langsam die Zugangsbeschränkungen zu den evakuierten Stadtteilen, wobei es den Bewohnern zahlreicher Häuser bis heute noch nicht gestattet wurde, diese wieder zu betreten. In einigen Gebäuden am Lavafeld werden noch extrem hohe Kohlendioxid-Konzentrationen gemessen. Dabei sammelt sich das geruchslose Gas in tödlichen Konzentrationen an.

Auch ein Dreivierteljahr, nachdem die letzte Lava eruptiert wurde, ist das Lavafeld im Untergrund heiß und der Vulkan unruhig: unter hohem Druck schießt Dampf aus Fumarolen am neu entstandenen Seitenkrater Tajogaite und es kommt zu schwachen Erdbeben. Im Laufe dieses Jahres nahm die Erdbebentätigkeit ab, doch seit Mitte August verzeichnen die Seismografen einen erneuten Anstieg der Aktivität. Die meisten Erschütterungen haben Magnituden im Bereich der Mikroseismizität, doch es gibt auch Erdstöße mit Magnituden im 2er-Bereich. Interessant ist, dass sich die Beben nicht nur in der Nähe des Seitenkraters Tajogaite ereignen, sondern auch unter der Südspitze der Insel. Die Hypozentren liegen in Tiefen zwischen 10 und 15 km und befinden sich damit in einem Bereich, der typisch für vulkanisch-bedingte Erdbeben ist, die durch Eindringen von Magma im Grenzbereich zur Erdkruste ausgelöst werden. In den Listen des IGN sind fast 120 Erdbeben aufgeführt, die sich in den letzten 10 Tagen ereigneten.

In den Sozialen Medien mehren sich die Spekulationen über eine bevorstehende Reaktivierung des Vulkans. Diese Spekulationen werden von Berichten der Anwohner geschürt, die vermehrt Ascheablagerungen in ihren Gärten beobachten und laute Geräusche vom Vulkan hören. Ob die Asche durch Wind remobilisiert wird, oder ob Gasjets aus den Fumarolen Asche ausstoßen ist nicht geklärt. Anwohner berichten davon, dass die Erde zittert und dass es zu starken Schlägen kommt. Tiere werden zunehmend nervös. Nervös sind die Anwohner auch, weil die Vulkan-Ampel immer noch auf „gelb“ steht. Das bedeutet generell, dass es ohne weiter Vorwarnungen zu Eruptionen kommen könnte. Der Zugang zum Tajogaite ist weiterhin gesperrt. Ob es tatsächlich zu einer Reaktivierung der Eruption kommen wird bleibt unklar. Einige geophysikalischen Parameter sind zwar weiterhin auffällig, doch vor einem neuen Ausbruch würde man stärkere Schwarmbeben und Inflation erwarten. Diese bleibt aktuell aus. Tatsächlich gibt es Hinweise auf Bodenhebung im Süden von La Palma

Magmenaufstieg am Cumbre Vieja begann 2008

Natürlich ist der Vulkan ein beliebtes Forschungsobjekt geworden. Die Auswertung der Daten zeigten, dass der Magmenaufstieg unter La Palma bereits im Zeitraum 2008-2013 begann. Damals veränderte sich das Verhältnis der Helium-Isotope, die in dem Wasser der kalten Kohlensäurequelle Dos Aguas nachgewiesen wurden. Es zeigte, dass sich Magma in der Lithosphäre unter der Insel sammelte. Der weitere Magmenaufstieg wurde durch eine Serie von Schwarmbeben markiert, die 2017-2018 auftraten. Damals wurde bereits ein Magmenkörper in 10-13 km Tiefe angelegt. Der oberste Magmenkörper intrudierte dann in den Monaten vor der Eruption. Diese Forschungen zeigen: „Gut (oder schlecht, je nach Standpunkt) Ding will Weile haben“.

La Palma: Lahar am Vulkan Cumbre Vieja

  • Am Cumbre Vieja auf La Palma ging ein kleiner Lahar ab
  • Er wurde von starken Regenfällen ausgelöst
  • Die Geophysikalischen Parameter haben noch keine Normalwerte angenommen
  • Alarmstatus steht auf „gelb“

Lahar am Cumbre Vieja auf La Palma

Staat: Spanien | Koordinaten: 28.57, -17.84 | Eruption: Fumarolisch

Länger war es vergleichsweise still um den Cumbre Vieja auf La Palma, doch nun gibt es Neuigkeiten vom Vulkan: es gibt zwar keine neue Eruption, doch gestern ging ein kleiner Lahar ab. Er entstand, als starke Regenfälle abgelagerte Vulkanasche auf dem Vulkanhang mobilisierten. Der Schlammstrom überquerte eine Straße am Berghang und blockierte sie. Auf Facebook wurde ein Video des Geschehens geteilt.
Darüber hinaus ist man auf La Palma bemüht, die Schäden durch den Vulkanausbruch zu beseitigen und legt neue Straßen durch das Lavafeld an. Die Zugangsbeschränkungen zum Sperrgebiet wurden gelockert, doch es sind noch nicht alle Straßensperren verschwunden. Den Kraterbereich darf man sich nicht nähern, es sei denn, man verfügt über eine Sondergenehmigung, die nur an Wissenschaftlern ausgegeben wird, die mit der Betreuung eines Projektes beauftragt sind.

Erdbeben auf La Palma halten an

Der Alarmstatus des Cumbre Vieja steht auf „gelb“. Weiterhin werden die Geophysikalischen Parameter überwacht. In der 2. Aprilwoche wurden 43 Erdbeben detektiert. Das Stärkste brachte es auf M 3,1. In der letzten Woche wurden an einigen Entgasungsöffnungen des Lavastroms noch Temperaturen von bis zu 1000 Grad gemessen und es werden vulkanische Gase freigesetzt. Es wird davor gewarnt, das Lavafeld eigenmächtig zu betreten. Tatsächlich geht von den Entgasungslöchern eine ernste Gefahr aus. Tagsüber nimmt man sie meistens nur durch einen flimmernden Strom heißer Luft wahr. Entgeht einem dieses Signal kann es passieren, dass man das Entgasungsloch übersieht und reinlatscht, oder einen Schritt drüber macht, was starke Verbrennungen nach sich ziehen würde. Die Gefahr, durch eine Erstarrungskruste zu brechen ist dagegen gering. Das Innere des Lavafelds ist zwar noch heiß, aber die Lava sollte tragfähig sein, sofern es keine Kavernen gibt, durch dessen Dach mein brechen könnte. Da viele Häuser unter der Lava begraben wurden, besteht hier aber die Gefahr einzubrechen. Diese Gefahr bleibt über Jahre hinweg bestehen und vergrößert sich, je maroder die Ruinen unter der Lava werden. Das gilt insbesondere für Gebäude, die von Tephra bedeckt sind.

Neuer Erdbebenschwarm auf La Palma am 25.03.22

  • Das IGN registrierte unter La Palma 68 Erdbeben
  • Der Cumbre Vieja stößt noch Dampf aus
  • Die Räumarbeiten sind im vollen Gange

Unter dem Süden der Kanareninsel La Palma manifestiert sich ein neuer Erdbebenschwarm. Er begann gestern Abend gegen 17:30 Uhr. Seitdem registrierte das EMSC 56 schwache Erdbeben mit Magnituden ab 1,5. Das IGN zeigt 68 Erschütterungen an. Auffallend ist, dass es viele Erdbeben mit Magnituden größer 2 gibt. Das stärkste Beben brachte es auf Ml 3,0. Ich gehe davon aus, dass es sich überwiegend nicht um postvulkanische Setzungsbeben handelt, sondern um Erschütterungen, die mit der Bewegung Magmatischer Fluide in Verbindung stehen könnten. Damit gleicht der Schwarm jenen Ereignissen, die wir vor Eruptionsbeginn im September letzten Jahres gesehen haben. Bis jetzt wird aber keine signifikante Bodenhebung festgestellt. Freilich bedeutet der Erdbebenschwarm nicht unbedingt, dass sich die Eruption reaktivieren wird. Die Wahrscheinlichkeit dafür würde steigen, wenn wir in den nächsten Tagen/Wochen weitere Schwärme sehen.

Eruption auf La Palma gingen Schwarmbeben voran

Der Ausbruch auf La Palma begann am 19. September 2021. Er wurde von einer Phase intensiver Erdbebenschwärme angekündigt, die sich in den 8 Tagen vor der Eruption dramatisch zuspitzten. Doch erste Schwarmbeben mit Bodenhebung infolge von Magmenintrusion, wurden bereits im Oktober 2017 gemeldet. Damals zeigte man sich vor Ort schon beunruhigt, doch da es in den folgenden Monaten ruhig blieb, dachten man, es bestünde keine akute Gefahr. Doch Vulkanologen wissen, dass oft Jahre zwischen ersten Magmenintrusionen und dem finalen Magmenaufstieg vor Vulkanausbrüchen liegen können.

Eine ähnliche Situation sehen wir derzeit auf der Azoreninsel São Jorge, wo es in den letzten Tagen zu einem ersten Schwarmbeben kam. Seit gestern ist es rückläufig, doch auch heute kam es zu mehreren Beben. Das Stärkste brachte es auf Ml 3,0. Nicht zu vergessen ist die Seismizität unter der Campi Flegrei, die in den letzten Tagen ebenfalls hoch war. Ob es an diesen beiden Vulkanen in absehbarer Zeit zu Eruptionen kommen wird ist ungewiss. Gewiss ist allerdings, dass die Nachwehen der Eruption des Cumbre Vieja auf La Palma noch nicht vorbei sind, obwohl der Ausbruch am 25. Dezember offiziell für beendet erklärt wurde. Die Eruption dauerte 85 Tage. Vor Ort sind immer noch Vulkanologen unterwegs, die den Vulkan engmaschig überwachen. Die Räumarbeiten sind im vollen Gange. Grundstücke werden von Vulkanasche befreit und neue Pisten durch das Lavafeld angelegt.

Erdbeben-News 30.11.21: Papua Neuguinea

In Papua Neuguinea gab es ein starkes Erdbeben. Auf La Palma ist die Seismizität sehr hoch.

Papua Neuguinea: Erdbeben Mw 6,0

Datum: 30.11.2021 | Zeit: 10:36:18 UTC | Lokation:  3.42 S ; 151.09 E | Tiefe: 10 km | Mw 6,0

Im Norden von Papua Neuguinea ereignete sich heute ein Erdbeben der Magnitude 6,0. Das Hypozentrum lag 10 km tief. Das Epizentrum wurde 100 km süd-süd-östlich von Kavieng lokalisiert und lag somit offshore, vor der Küste von New Ireland. Es manifestierten sich mehrere Nachbeben. Das Stärkste brachte es auf Mw 5,7. Die Beben erschütterten die Erde in relativer Nähe mehrerer Vulkane, von denen die Rabaul-Caldera und der Ulawun am bekanntesten sein dürften. Letzterer scheint im Begriff zu sein zu erwachen.

Philippinen: Erdbeben Mw 5,1

Datum: 30.11.2021 | Zeit: 00:56:00 UTC | Lokation:  6.78 N ; 126.14 E | Tiefe: 60 km | Mw 5,1

Die philippinische Region Mindanao wurde von einem Erdbeben der Magnitude 5,1 erschüttert. Das Hypozentrum lag 60 km tief. Das Epizentrum wurde 8 km östlich von Batobato verortet.

Griechenland: Erdbeben Mw 4,9

Datum: 30.11.2021 | Zeit: 04:00:39 UTC | Lokation:  37.71 N ; 25.95 E | Tiefe: 10 km | Mw 4,9

Nördlich der griechischen Insel Ikaria ereignete sich ein Erdbeben der Magnitude 4,9. Die Tiefe des Hypozentrums wird mit 10 km angegeben. Das Epizentrum befand sich 32 km westlich von Agios Kirykos. Entlang der Subduktionszone des griechischen Inselbogens finden derzeit sehr viele Erdbeben statt.

La Palma: Mehr als 220 Erdbeben

Datum: 30.11.2021 | Zeit: 10:54:27 UTC | Lokation:  28.56 N ; 17.84 W | Tiefe: 13 km | Ml 4,2

Heute gab es bislang mehr als 220 Erdbeben auf La Palma. Der 2. höchste Wert seit Eruptionsbeginn und der Tag ist noch nicht vorbei, so dass ein neuer Rekord eingestellt werden könnte. Die stärkste Erschütterung brachte es auf Ml 4,2, in einer Tiefe von 13 km. Die Werte stammen vom EMSC. Die Bodendeformation hat die Null-Linie erreicht. Es gilt allerdings zu berücksichtigen, dass die Kurve vor der Eruption von -16 cm angestiegen ist. Es dürfte sich noch einiges Magma im Untergrund befinden.