Santorin: Schwarmbeben verursacht Fluchtbewegung

Schwarmbeben bei Santorin im vollen Gang – Panik löst Flucht aus

Datum 03.02.25 | Zeit: 12:17:42 UTC | Koordinaten: 36.648 ; 25.654 | Tiefe: 13 km | Mb 5,1

Das Schwarmbeben nordöstlich von Santorin geht unvermindert weiter. Es wurden inzwischen Hunderte Erdbeben mit Magnituden zwischen 2 und 5,1 registriert, wobei das letztgenannte Beben erst vor wenigen Minuten registriert wurde. Die Beben konzentrieren sich vor der Küste der Vulkaninsel und unweit des submarinen Vulkans Kolumbos. Die Hypozentren liegen in Tiefen zwischen 5 und 17 Kilometern. Der Ursprung der Beben ist weiterhin ungeklärt. Sie können infolge einer magmatischen Gangintrusion entstehen, die vom Kolumbos ausgeht, oder durch Magmenaufstieg verursacht werden. Da der Vulkan am Südwestende eines Rifts mit mehreren signifikanten Störungen liegt, sind auch tektonisch bedingte Erdbeben denkbar. Die Beben liegen allerdings nicht genau auf einer Störungszone (schwarze Linien in der Shakemap), sondern dazwischen. Es lässt sich auch nicht ausschließen, dass unterirdische Magmabewegungen die Störungen aktivieren oder dass es vergleichbar mit Awash und Island ein verstärktes Rifting gibt, bei dem eine Magmenintrusion eine Rolle spielt.




Zusammenfassend lassen sich nach aktuellem Kenntnisstand 4 Szenarien aufstellen:

  • Die Beben sind magmatischen Ursprungs und stehen mit Magmenaufstieg und/oder Gangintrusion in Verbindung
  • Aufsteigendes Magma (magmatische Fluide) löst tektonische Erdbeben aus, indem es Spannungen erzeugt und Störungszonen aktiviert
  • Die Seismizität ist rein tektonischen Ursprungs und spielt sich an Störungszonen ab ohne Einfluss von Fluiden
  • Es kommt zu einer Rifting-Episode mit Magmaeinfluss

Ich habe die Szenarien in der Reihenfolge -nach meiner Einschätzung- abnehmender Wahrscheinlichkeiten angeordnet. Bei den tektonisch geprägten Szenarien könnte ein Starkbeben die Folge sein. Sollte es einen größeren magmatischen Einfluss geben, könnte es zu einem submarinen Vulkanausbruch kommen. In der Folge beider Möglichkeiten ist die Entstehung eines Tsunamis nicht ausgeschlossen.

Für die Bewohner der Inselwelt um Santorin könnten schwerwiegende Konsequenzen entstehen. Entsprechend besorgt ist man dort. Besonders auf Santorin geraten viele Menschen in Panik. Viele übernachteten in ihren Autos oder im Freien, weil sie ein starkes Erdbeben fürchteten. In Medienberichten heißt es, dass viele Menschen die Insel verlassen möchten und sich vor den Ticketverkaufsstellen der Fährgesellschaften lange Schlangen bildeten. Auch die Flüge sind nahezu ausgebucht.

Die Wahrscheinlichkeit eines Starkbebens

Doch wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit eines Starkbebens? Es ist zwar richtig, dass es Erdbebenschwärme vor einem Starkbeben geben kann, doch meistens treten sie nach einem Starkbeben in Form von Nachbeben auf. Ich halte die Wahrscheinlichkeit eines Starkbebens mit Magnituden größer 7 für vergleichsweise gering, obwohl es nicht ausgeschlossen ist, dass sich so ein Beben ereignen könnte.

Ein Vulkanausbruch, der sich an der Wasseroberfläche auswirkt, ist zwar möglich, aber nach aktuellem Stand der Dinge nicht sehr wahrscheinlich. Der Kraterboden von Kolumbos liegt in 500 m Tiefe, außerdem bebt es weniger im Kraterbereich des Vulkans, sondern an seiner nordöstlichen Basis, wo das Wasser noch deutlich tiefer ist. Sollte es hier zu einer Eruption kommen, ist zunächst mit Wasserverfärbungen und Entgasungen, schwimmende Bimssteine und toten Fischen zu rechnen. Damit surtseyanischen Eruptionen entstehen, müsste der Vulkan erst noch wachsen.

Dennoch sollte man auf Santorin und den umgebenden Inseln eine gewisse Vorsicht walten lassen und besonders gefährdete Gebiete meiden: In der Nähe von Klippen drohen Steinschläge und bereits mittelstarke Erdbeben könnten zu Gebäudeschäden führen. Den Anweisungen der örtlichen Behörden ist Folge zu leisten und man sollte sich vor Ort bei offiziellen Stellen informieren.

Weiterführender Link: Video Santorin: Impressionen der Insel

Santorin: Massiver Erdbebenschwarm bei Kolumbos

Massiver Erdbebenschwarm erschüttert submarinen Vulkan Kolumbos nordöstlich von Santorin

Der Unterwasservulkan Kolumbos wird von einem massiven Erdbebenschwarm gerockt, wie ich ihn an diesem Vulkan noch nicht gesehen habe. Beeindruckend ist nicht nur die große Anzahl an Erdbeben, sondern auch deren Magnitude: Die meisten Erschütterungen spielen sich gerade im Dreierbereich ab, wobei es auch mehrere Magnituden im Viererbereich gab. Der stärkste Erdstoß manifestierte sich heute Mittag um 12:55 UTC und brachte es auf M 4,8. Seit letzter Woche steigert sich die Seismizität kontinuierlich und es werden enorme Mengen Energie freigesetzt. Was in den Erdbebenlisten fehlt, sind schwache Beben mit Magnituden kleiner als 2.

Schaut man sich das Seismogramm einer Messstation auf Santorin an, dann erkennt man ein tremorähnliches Signal, so schnell kommen die Erdbeben hintereinander. Die Grafik wurde mir übrigens von Vnet-Leser Peter K. zugeschickt.

Sollte es sich um vulkanisch bedingte Erdbeben handeln, dann findet wohl gerade die Bildung eines magmatischen Gangs statt oder aber Magmenaufstieg und es könnte in letzter Instanz auf einen Unterwasservulkanausbruch hinauslaufen. Ober er in Kürze oder erst in Tagen oder Wochen stattfinden wird, lässt sich bis jetzt nicht sagen. Die Caldera von Santorin ist von der Aktivität augenblicklich nicht betroffen. Hier rechne ich nicht mit einer unmittelbar bevorstehenden Eruption.

Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass der Schwarm tektonischer Natur ist, denn Kolumbos liegt auf einer markanten Störungszone, von der schon verheerende Erdbeben ausgegangen sind, bei denen mindestens ein Tsunami entstand. In diesem Fall bleibt zu hoffen, dass das Schwarmbeben angestaute Spannungen komplett abbaut, ohne dass es zu einem Starkbeben kommt. Wie ich bereits gestern in meinem Update zu Santorin schrieb, wird der Ursprung der Beben kontrovers diskutiert.

Tsunami könnte drohen

Für Beobachter aus der Ferne jedenfalls eine spannende Situation, für die Bewohner und Besucher der ägäischen Inselwelt eine besorgniserregende Entwicklung, die selbst im Falle eines Unterwasserausbruchs in einem Tsunami gipfeln könnte. Von so einer riesigen Hafenwelle, die erst ihre ganze Macht entfaltet, wenn sie auf flache Küstengewässer trifft, geht nicht nur eine Bedrohung für die umliegenden Inseln aus, sondern auch für die Küsten des östlichen Mittelmeeres. Ohne Panik schüren zu wollen, sollte man eine Fluchttasche griffbereit halten und sich einprägen, wie man in kürzester Zeit höher gelegenes Gelände erreicht. Im Falle eines Starkbebens sollte man auch die Bausubstanz seines Aufenthaltsortes im Auge behalten und hier ebenfalls nach Schutz- und Fluchtmöglichkeiten Ausschau halten. Im Falle eines Erdbebens bleiben nur Sekunden, um Deckung zu suchen. Ein Tsunami erreicht umliegende Küsten in Minutenschnelle.

Santorin: Weitere Steigerung der Seismizität

Erdbebenaktivität bei Santorin nimmt zu – Stärkstes Beben M 4,5

Auf Santorin wächst die Spannung – nicht nur bei den Anwohnern, sondern auch im Untergrund. Die Erdbeben werden nicht nur häufiger, sondern auch stärker. So meldete das GFZ heute gleich vier Beben mit Magnituden zwischen 4,2 und 4,5. Die Tiefen wurden mit 10 Kilometern fixiert. Beim EMSC erhielten die zwei stärksten Beben eine Magnitude von 4,3. Die Erdbebenherde wurden in Tiefen von 13,6 und 14,5 Kilometern festgestellt. Die Epizentren lagen offshore, nordöstlich von Santorin, im Flankenbereich des submarinen Vulkans Kolumbos. Von gestern bis heute wurden mehr als 100 Beben mit Magnituden ab 2 registriert. Einige Erschütterungen ereigneten sich auch direkt auf Santorin.




Kontroverse um Ursprung des Schwarmbebens

Über die Natur der Beben gibt es kontroverse Diskussionen. Eine Gruppe geht davon aus, dass sie zumindest teilweise vulkanotektonischen Ursprungs sind und mit Bewegungen magmatischer Fluide zusammenhängen. Diese These wird laut griechischen Medienberichten vom Chefseismologen Efthymios Lekkas und dem Zivilschutzminister Vassilis Kikilias vertreten, die die Beben auf ein Erwachen des Vulkans zurückführen. Da ich weder Lekkas noch Kikilias persönlich gesprochen habe, ist nicht auszuschließen, dass die Medien die Angelegenheit aufbauschen oder den beiden Männern Worte in den Mund legen.

Das andere Lager beruft sich auf Aussagen des Seismologieprofessors Gerasimos Papadopoulos, der in einem Interview erklärt, dass die jüngsten Erdbeben im Nordosten von Santorin tektonischen Ursprungs sind. Die meisten Erschütterungen ereignen sich nicht innerhalb der vulkanischen Caldera oder auf der Insel selbst, sondern 10 bis 30 Kilometer nordöstlich, insbesondere im Meeresgebiet südlich von Amorgos. Die Region liegt auf einer unterseeischen Bruchzone, die von Amorgos bis Astypalea verläuft und von großen tektonischen Verwerfungen geprägt ist. Eine dieser Verwerfungen verursachte 1956 das stärkste Erdbeben des letzten Jahrhunderts in Griechenland mit einer Magnitude von 7,7 und löste einen 20 Meter hohen Tsunami aus. Laut Papadopoulos müsse man sich keine Sorgen um ein Erwachen des Vulkans machen. Allerdings erwähnt er den submarinen Vulkan Kolumbos, der sich sieben Kilometer nordöstlich von Santorin befindet, nicht. Auch bleibt unklar, ob die Gefahr eines starken Erdbebens besteht.

Schwarmbeben an Vulkanen oft vulkanotektonischen Ursprungs

Meiner Erfahrung nach spielen magmatische Fluide bei Beben in Regionen mit aktivem Vulkanismus oft eine Rolle. Selbst wenn es sich um tektonische Beben entlang von Störungszonen handelt, die durch Vulkane verlaufen, verändern magmatische Fluide die Spannungen im Boden und können Erschütterungen auslösen. Außerdem entstehen Erdbeben an Vulkanen häufig entlang von Störungen, wenn eine Vulkanflanke in Bewegung gerät und langsam abrutscht.

Sicherheit über den Ursprung der Bebentätigkeit kann man erst haben, wenn entweder Bodenhebung festgestellt wird, oder es aber zu einem so starken beben kommt, dass eine vulkanotektonische Natur der Erschütterung praktisch ausgeschlossen ist.

Santorin: Erdbebenschwarm intensivierte sich

Der Calderarand von Santorin fällt steil ab. © Marc Szeglat

Erdbebenschwarm bei Santorin und Kolumbos verstärkte sich – Behörden beobachten Situation

Datum 31.01.25 | Zeit: 08:10:59 UTC | Koordinaten: 36.580 ; 25.790 | Tiefe: 5 km | Mb 3,3

Das Schwarmbeben beim griechischen Unterwasservulkan Kolumbos intensivierte sich und das EMSC registrierte in den letzten 24 Stunden eine wachsende Anzahl (38) von Erdbeben, wobei auch deren Energiefreisetzung zunahm. So hatte das stärkste Beben eine Magnitude von 3,3 und einen Erdbebenherd in nur 5 Kilometern Tiefe. Da es sich aber gut 15 Kilometer vor der Küste von Santorin ereignete, wurde es von den Anwohnern offenbar nicht gespürt. Standardmäßig zeigen die Erdbebenkarten von EMSC nur Beben mit Magnituden ab 2 an. Besucht man die Shakemap des griechischen Erdbebendienstes, dann sieht man, dass es auch eine Vielzahl schwächerer Erdbeben gibt. Diese manifestieren sich nicht nur unter der Nordostflanke von Kolumbos, sondern auch auf Santorin.




Konferenz des Katastrophenschutzes mit Geoforschern einberufen

Dieser Umstand hat bereits am Mittwoch die griechischen Behörden alarmiert, woraufhin der Zivilschutzminister Vassilis Kikilias eine Sondersitzung des Katastrophenschutzes veranlasst hat. Man kam überein, der Situation besondere Aufmerksamkeit zu schenken und sie weiterhin genau zu überwachen, man sieht aber noch keinen Grund für Alarmismus. Die anwesenden Geoforscher meinten, dass die Beben vulkanotektonischen Ursprungs sind und sich überwiegend entlang der zentralen Störungszone des Calderavulkans ereignen.

Efthymios Lekkas, Seismologe und Leiter des wissenschaftlichen Überwachungsausschusses für den Hellenischen Vulkanbogen, meinte gestern in einem Interview mit dem griechischen Fernsehsender ERT, dass Santorin alle 20.000 Jahre eine gewaltige Eruption erzeugt. Da seit der letzten großen Explosion erst 3600 Jahre vergangen sind, hätte man sehr viel Zeit, bevor man erneut mit einer großen Explosion konfrontiert wird. Der Seismologe vergisst aber offensichtlich, dass sich Vulkane nicht unbedingt an Statistiken halten und dass auch normal große Eruptionen ein Problem für Inselbewohner und Touristen darstellen könnten.

Die Situation zeigt Parallelen zu der seismischen Krise, die im Jahr 2011 begann und 14 Monate anhielt. Damals wurden nicht nur Erdbeben, sondern auch eine erhöhte hydrothermale Aktivität auf Nea Kameni und eine Bodenhebung am Grund der Caldera festgestellt. Eine Eruption blieb aber aus. Von vergleichbaren Ereignissen wurde aktuell bisher nicht berichtet.

In den Newsartikeln zu der Konferenz werden nicht die deutlich stärkeren Beben unter dem Kolumbos erwähnt, obwohl von diesem Unterwasservulkan am ehesten eine überregionale Bedrohung ausgeht. Eine Studie aus dem Jahr 2022 entdeckte unter dem Vulkan einen großen Magmenkörper. Er hat ein Volumen von 1,4 Kubikkilometer und vergrößert sich mit einer jährlichen Rate von etwa 4 Millionen Kubikmetern. Bei der letzten starken Eruption des Unterwasservulkans im Jahr 1650 wurden etwa 2 Kubikkilometer Tephra ausgeworfen. Bei der aktuellen Zuflussrate wäre dieser Wert in gut 150 Jahren erreicht.

Santorin: Weitere Erdbeben am 30.01.25

Schwarmbebentätigkeit nordwestlich von Santorin hält an – Mehr als 30 Beben seit gestern

Die Region der griechischen Vulkaninsel Santorin kommt seismisch betrachtet nicht zur Ruhe und es ereignen sich immer noch Erdbeben. In den letzten 24 Stunden wurden mehr als 30 Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich detektiert. Innerhalb einer Woche wurden mehr als 70 Erschütterungen registriert. Das stärkste Beben brachte es heute auf Mb 2,9 und hatte ein Hypozentrum in 13300 m Tiefe. Das Epizentrum lag ca. 15 Kilometer vor der Küste der Insel und 7 Kilometer vom Krater des submarinen Vulkans Kolumbos entfernt. Ich bringe den Erdbebenschwarm mit diesem Unterwasservulkan in Verbindung, da sie sich größtenteils an der unteren Nordostflanke des Vulkans abspielen. Doch ob sie tatsächlich vulkanotektonischen Ursprungs sind und von Bewegungen magmatischer Fluide ausgelöst werden, vermag ich nicht zu sagen. Denkbar sind auch rein tektonische Erschütterungen oder Beben, die zwar tektonischer Natur sind, aber durch ein verändertes Spannungsregime infolge einer Bodenhebung ausgelöst werden. Meldungen über Bodendeformationen stehen aus, wobei es in dem Bereich des Meeres wahrscheinlich keine unterseeischen Messstationen gibt.

Generell sind Flanken von Unterwasservulkanen relativ steil und neigen zum Abrutschen, mit der Folge, dass Tsunamis entstehen können. So ein Tsunami hätte verheerende Auswirkungen auf die Inselwelt der Ägäis und umliegende Küsten des Mittelmeeres. Sollte es zu einem submarinen Vulkanausbruch am Kolumbos kommen, steigt diese Gefahr noch einmal.

Auch auf Santorin selbst gab es eine weitere Erschütterung. Sie hatte die Magnitude 2,1 und lag direkt unter dem Ort Thira. Der Erdbebenherd befand sich in 7 Kilometern Tiefe. Vereinzelte Erdbeben sind auf einer Vulkaninsel normal, aber auch hier gibt es seit einigen Wochen eine leichte Steigerung der Seismizität.

Santorin ist eine beliebte Urlaubsinsel am Rand einer großen Caldera, die in der Bronzezeit durch eine verheerende Eruption die Geschichte beeinflusste und möglicherweise den Untergang der Minoer verursachte.

Santorin: Schwarmbeben nördlich der Insel

Blick von Thira auf Santorin in Richtung Nea Kameni. © Marc Szeglat

Schwarmbeben nördlich von Santorin erschüttert submarinen Vulkan Kolumbos

Die Region der griechischen Vulkaninsel Santorin wurde seit letzter Woche von mehreren Erdbeben getroffen. Das stärkste ereignete sich am 25. Januar und hatte eine Magnitude von 3,6. Der Erdbebenherd lag in 11 Kilometern Tiefe und das Epizentrum manifestierte sich an der Küste von Thirasia. Hierbei handelt es sich um die westliche Insel des Archipels, wo sich der westliche Calderarand über den Meeresspiegel erhebt. Aber auch auf Nea Kameni und Santorin selbst bebte es. Heute kam es dann zu einem kleinen Erdbebenschwarm nördlich von Santorin, der auch das Areal des submarinen Vulkans Kolumbos streifte. Der Schwarm setzt sich aus 19 Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich zusammen. Die Hypozentren liegen in Tiefen zwischen 5 und 21 Kilometern. Ob sie tektonischen Ursprungs sind oder durch die Bewegung magmatischer Fluide ausgelöst wurden, ist noch unklar.

In den letzten Wochen konnte man eine leichte Zunahme der Seismizität bei Santorin beobachten. So wie es aussieht, ergibt sich hieraus ein Trend. Obgleich es immer wieder zu Erdbeben kommt, treten Schwärme nicht ganz so häufig auf. Zuletzt ereignete sich auf Santorin im Jahr 2012 eine signifikante Aktivitätssteigerung, während der es zu zahlreichen Schwärmen kam, die mit einer partiellen Hebung des Calderabodens einherging. Damals rechnete man schon fast mit einem Vulkanausbruch, der dann aber doch ausblieb.

Die Santorin-Caldera gehört zusammen mit den Campi Flegrei und dem Vesuv zu den gefährlichsten Vulkanen Europas. Sie zeigte sich für die wohl verheerendste Eruption im Europa der Bronzezeit und Antike verantwortlich. Als Minoische Eruption, die sich ca. vor 3600 Jahren ereignete, ging sie in die Geschichtsbücher ein. Der durch diese Eruption ausgelöste Tsunami könnte den Untergang der Minoischen Kultur eingeläutet haben und wirkte sich auch auf die Ägypter aus. Bei dem Ausbruch entstand eine Caldera, in der folgende normale Eruptionen den Inselvulkan Nea Kameni bildeten. Dieser war zuletzt im Jahr 1950 aktiv. Eine stärkere Eruptionsperiode ereignete sich zwischen 1939 und 1941. Der Vulkan ist also alles andere als erloschen und könnte mittelfristig betrachtet wieder ausbrechen. Für den Tourismus wäre bereits ein normalgroßer Ausbruch katastrophal, sieht man mal von Vulkantouristen ab, die gezielt Eruptionen beobachten wollen.

Beim Kolumbos handelt es sich übrigens um einen hydrothermal aktiven submarinen Vulkan, der ca. 7 Kilometer nordöstlich von Santorin liegt. Sein Calderarand reicht bis in eine Wassertiefe von 18 m auf. Der Calderaboden befindet sich allerdings in mehr als 500 m Tiefe.

Griechenland: Schwarmbeben zwischen Kreta und Santorin

Zahlreiche Erdbeben erschüttern die Ägäis zwischen Kreta und Santorin – Stärkste Erschütterung Mb 4,2

Datum 29.04.2024 | Zeit: 04:24:38 UTC | Lokation: 35.769 ; 25.552 | Tiefe: 12 km | Mb 4,2

Die griechische Ägäis ist Schauplatz eines Erdbebenschwarms, der sich nördlich der Insel Kreta und südlich von Santorin zuträgt. Die Erdbeben begann bereits in der letzten Woche und halten bis heute an. Der stärkste Erdstoß ereignete sich heute und hatte eine Magnitude von 4,2 und ein Hypozentrum in 12 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 61 Kilometer nördlich von Heraklion verortet. Die Vulkaninsel Santorin liegt ca. 80 Kilometer vom Epizentrum entfernt. Das zweitstärkste Erdbeben brachte es auf Mb 4,0 in 15 Kilometern Tiefe. Insgesamt besteht der Schwarm aus fast 50 Einzelbeben.

Die meisten Erdbeben der Ägäis manifestieren sich im Allgemeinen entlang der Grenze der Ägäischen Platte zu den umliegenden Platten. Südlich von Kreta befindet sich die Kollisionszone mit der Afrikanischen Platte, wo am Hellenischen Graben Subduktion stattfindet. Im Norden grenzt die Ägäische Platte an die Anatolische und Eurasische Platte. In der Kretischen See, wo die aktuellen Erdbeben stattfinden, liegt ein nicht-vulkanischer Inselbogen. Auf tektonischen Karten ist dieser Bogen durch die Benniof-Zone markiert, die den unterirdischen Verlauf des Plattensegments widerspeigelt, das bei der Subduktion abtaucht und in der Asthenosphäre verschwindet. Nun könnte man meinen, dass sich das Schwarmbeben an der Oberseite der abtauchenden afrikanischen Platte ereignet, doch sie müsste so weit nördlich von Kreta weitaus tiefer liegen. Eine Möglichkeit für den Ursprung des Schwarmbebens wäre die Aktivierung einer lokalen Störungszone oder der Aufstieg von magmatischen Fluiden, was in einem nicht-vulkanischen Inselbogen eher unwahrscheinlich ist.

Hinter diesem nicht-vulkanischen Inselbogen schließt sich dann der vulkanische Inselbogen an, zu dem Santorin gehört. Schaut man sich die Shakemap der letzten 7 Tage genauer an, erkennt man zwei Erschütterungen nördlich von Santorin. Dort liegt in etwa der submarine Vulkan Kolumbos.

Rätsel um Tsunami der Kolumbos-Eruption gelöst?

Studie findet Belege für unterseeischen Hangrutsch während der Kolumbos-Eruption nahe Santorin

Während die Minoische Eruption des griechischen Inselvulkans Santorin, die sich in der Bronzezeit ereignete, vielen Menschen bekannt ist, wissen die Wenigsten um einen ebenfalls sehr starken Vulkanausbruch, der sich im Jahre 1650 am nur 7 km entfernten Unterwasservulkan Kolumbos zutrug. Diese Eruption galt als die stärkste Eruption des östlichen Mittelmeers innerhalb von 1000 Jahren.

Im Jahr 1649 hatte sich der submarine Vulkan durch eine Reihe kleinerer Eruptionen so weit erhoben, dass er über die Wasseroberfläche ragte. Im September 1650 eruptierte der junge Inselvulkan dann so stark, dass er einen Tsunami auslöste, der noch in 150 km Entfernung große Zerstörungen anrichtete. Mehr als 70 Bewohner der 7 km entfernten Insel Santorin starben. Viele Gebäude wurden zerstört, der Ascheregen brachte Ackerbau und Viehzucht zum Erliegen.

Augenzeugenberichte beschrieben den Ausbruch, bei dem der Vulkan sieben Kilometer nordöstlich von Santorini glühendes Gestein, Feuer und Blitze ausspuckte, begleitet von einem dunklen Himmel. Das Meerwasser wich zurück und kehrte mit gewaltigen Wellen zurück, die bis zu zwanzig Meter hoch waren. Die Explosion war noch in einer Entfernung von mehr als 100 Kilometern zu hören. Es entstanden enorme pyroklastische Ströme, die weit aufs Meer hinaus flossen.

Die genaue Ursache der Tsunami-Entstehung ist eines der Rätsel, dass sich um die Eruption rankt, denn die Kraft der Eruption reichte nicht aus, um bis zu 20 m hohe Wellen zu erzeugen. Dieses Rätsel zu lösen, nahm sich ein deutsches Forscherteam unter Leitung von Dr. Jens Karstens vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel als Aufgabe. Sie erstellten eine Studie, die jüngst in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht wurde.

Die Forscher an Bord des Forschungsschiffs Poseidon nutzten seismische Untersuchungsmethoden zur dreidimensionalen Visualisierung des Untergrunds, um ein Bild des Kraters in 18 m Tiefe zu erstellen. Dabei entdeckten sie erhebliche Verformungen an einer Seite des Depression, die auf einen großen Erdrutsch hindeuteten. Die Kombination aus Erdrutsch und Vulkanausbruch führte laut Computermodellierungen zur Entstehung des Tsunamis, wobei der Vulkanausbruch allein nicht ausreichte, um die beobachtete Tsunami-Höhe zu erklären.

Dr. Karstens erklärte, dass die Instabilität, die Zusammensetzung des Vulkans und seine steilen Hänge zur Intensität des Ausbruchs beitrugen und dass der Ausbruch „wie das Entkorken einer Champagnerflasche“ war, wobei er über mehrere Wochen Lava ausstieß.

Die Erkenntnisse aus dieser Studie sind von großer Bedeutung für die Entwicklung von Überwachungsprogrammen für aktive Unterwasservulkane. Ein solches Programm namens SANTORY wird von Co-Autor Prof. Dr. Paraskevi Nomikou von der Nationalen und Kapodistrischen Universität Athen (NKUA) geleitet. Dr. Karstens hofft, dass die Ergebnisse dazu beitragen, innovative Ansätze zur Echtzeitüberwachung vulkanischer Aktivitäten zu entwickeln und möglicherweise ein Frühwarnsystem zu etablieren.

Kolumbos stand in diesem Jahre bereits einmal in den Schlagzeilen von Vnet, da Forscher einen aktiven Magmenkörper nachwiesen. Hier der Artikel.

(Quelle: Studie bei nature.com)

Vulkan Kolumbos mit neuer Entdeckung am 13.01.23

Unterseeische Vulkanaktivität entlang eines Abschnitts des Kolumbos-Kraters. © SANTORY

Neue Magmakammer unter griechischem Unterwasservulkan Kolumbos entdeckt

Kaum einer kennt ihn, obwohl er sich in guter Nachbarschaft befindet: sieben Kilometer nordöstlich des Inselvulkans Santorin befindet sich der submarine Vulkan Kolumbos. Er brach zuletzt im Jahr 1650 groß aus und schuf eine temporäre Insel. Bei dem Ausbruch kamen 70 Menschen auf der Nachbarinsel Santorin ums Leben. Dieses Ereignis zeigt, dass vom Unterwasservulkan eine latente Gefahr ausgeht und war daher ein Forschungsobjekt von Wissenschaftlern des Imperial College London. Sie wurde unter Federführung des Geophysikers Kajetan Chrapkiewicz durchgeführt. Die Forscher wendeten erstmals ein neues Verfahren der seismischen Bildgebung an, um den Untergrund des Vulkans sichtbar zu machen. Bei diesem Verfahren handelte es sich um die Vollwellenforminversion, bei der von einem Forschungsschiff aus seismische Profile des Untergrunds erstellt wurden. Mit Hilfe einer Luftdruckkanone wurden Explosionen erzeugt, deren Schallwellen sich unter Wasser fortpflanzten und seismische Wellen im Meeresboden erzeugten. Seismometer, die vorher am Meeresboden ausgelegt wurden, fingen die seismischen Wellen auf und konnten durch Laufzeitunterschiede verschiedene unterirdische Gesteine und Strukturen identifizieren. Im Prinzip handelt es sich bei dem Verfahren um eine Weiterentwicklung des Vibroseis-Verfahrens, das schon seit Jahrzehnten zur Aufspürung von Lagerstätten verwendet wird. Hierbei werden seismische Signale über große Rüttelplatten in den Boden geschickt. Das Bildgebungsverfahren der seismischen Tomografie, dass dem hier angewendeten Verfahren ähnelt, beschert uns und der Wissenschaft in den letzten Jahren viele neue Erkenntnisse über das, was sich unter den Vulkanen verbirgt. Der Zweitautor der Studie, Vulkanologe Michele Paulatto vom Imperial College London erklärte, dass die Inversion der vollständigen Wellenform einem medizinischen Ultraschall ähnelt. Es werden Schallwellen verwendet, um ein Bild der unterirdischen Struktur eines Vulkans zu erstellen. Die Forscher entdeckten unter Kolumbos eine Zone im Meeresboden, in der sich seismische Wellen mit einer deutlich verringerten Geschwindigkeit ausbreiteten. Diese Verlangsamung der Wellen ist typisch für Zonen mit geringerer Dichte, was bei Vulkanen auf das Vorhandensein von Gesteinsschmelze in einem Magmenkörper hindeutet.

Der entdeckte Magmenkörper wächst langsam aber stetig. Die durchschnittliche Wachstumsrate liegt bei etwa 4 Millionen Kubikmetern pro Jahr. So haben sich bereits 1,4 Kubikkilometer Schmelze unter Kolumbos angesammelt. Sollte die aktuelle Wachstumsrate anhalten, dann hätte der Magmenkörper innerhalb von 150 Jahren das Schmelzvolumen von 2 Kubikkilometern erreicht, das schätzungsweise während des Ausbruchs von 1650 n. Chr. ausgestoßen wurde. Je weiter man sich diesem Wert annähert, desto wahrscheinlicher wird ein erneuter Vulkanausbruch.

Die Geschichte der Vulkane von Santorin und Kolumbos zeigt, dass es sich bei der Schmelze vermutlich um zähflüssiges Magma handelt, das zu explosiven Ausbrüchen neigt. Besonders wenn Wasser involviert ist, können so gewaltige phreatomagmatische Eruptionen entstehen, die ein großes Zerstörungspotenzial innehaben. Erst im Januar letzten Jahres zeigte uns die teils submarine Hunga Tonga-Hunga Ha’api-Eruption, welch katastrophale Folgen so ein Ausbruch haben kann. Es wurden nicht nur große Zerstörungen in Tonga angerichtet, sondern es sieht so aus, als hätte die Eruption große Auswirkungen auf das Weltklima. So könnten die aktuellen Wetterkatastrophen in den USA zum Teil von diesem Vulkanausbruch ausgelöst worden sein. Daher schließt der Studienleiter Chrapkiewicz: „Wir brauchen bessere Daten darüber, was sich tatsächlich unter diesen Vulkanen befindet. Kontinuierliche Überwachungssysteme würden es uns ermöglichen, besser abzuschätzen, wann ein Ausbruch stattfinden könnte. Mit diesen Systemen würden wir wahrscheinlich einige Tage vor dem Ausbruch von einem Ausbruch erfahren und die Menschen könnten evakuieren und in Sicherheit bleiben.“ (Quelle: AGU)