Hawaii: Studie postuliert tiefen Magmenkörper

  • Eine neue Studie untersuchte die Magmenentstehung alter Laven auf Hawaii
  • Es wurde eine Lavaprobe gefunden, die aus einer frühen Bildungsphase des Kilaueas stammte
  • Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass das Magma in mehr als 90 km Tiefe entstanden sein muss
  • Dort gab es einen großen Magmenkörper

Neue Studie enträtselt frühe Magmenbildung auf Hawaii

Während der Kilauea weiterhin aktiv ist und einen Lavasee im Krater Halema’uma’u beherbergt, versuchen Wissenschaftler seine letzten Geheimnisse zu entschlüsseln. Eines dieser Geheimnisse betrifft die Herkunft der tholeiitischen Magmen, aus denen ein großer Teil der Hawaiianischen Vulkane besteht und in der frühen Bildungsphase der riesigen Schildvulkane eruptiert wurde. Bislang gingen viele Forscher davon aus, dass die Magmen durch partielles Schmelzen von festem Gestein im Grenzbereich Erdkruste-Asthenosphäre entstanden, doch es gibt Hinweise darauf, dass in der frühen Zeit des Vulkans ein anderer Prozess am Werk war: fraktionierte Kristallisation. Darauf deuten neue Analysen von Gesteinsproben hin, die an der submarinen Südostseite von Big Island Hawaii gefunden wurden.

Bei der fraktionierten Kristallisation handelt es sich um einen Prozess, bei dem während der Abkühlung eines Magmas die einzelnen Minerale nacheinander kristallisieren und physikalisch vom Magma getrennt werden. Die chemischen Substanzen der kristallisierten Mineralien werden der Schmelze entzogen, wodurch sich der Chemismus des Magmas ändert.

Bereits vor dem Fund der Proben stellten sich die Forscher die Frage, wie die riesigen Schildvulkane Hawaiis entstanden sein sollen. Die beiden bekannte Magmen-Reservoire, die unter dem Vulkan Kilauea entdeckt wurden und in vergleichsweise geringen Tiefen liegen, können nicht soviel Material bereitstellen, um eine so große Insel wie Big Island hervorzubringen. Daher vermutete man bereits vor der neuen Entdeckung, dass es einen wesentlich größeren Magmenkörper unter der Insel geben muss, von dem aus die Eruptionen gespeist werden. Die Energie bezieht der Magmenkörper aus der Hitze eines Mantelplumes. Dieser soll in der frühen Entstehungsphase Hawaiis große Mengen Schmelze zur Erdoberfläche gepumpt haben.

Die Gesteinsprobe aus dem Südosten der Insel stammt aus der Frühphase der Inselbildung, die vor ca. 280.000 Jahren begann. Vor gut 100.000 Jahren durchbrach die Vulkaninsel die Wasseroberfläche. Die Gesteinsprobe wurde vorher eruptiert. Sie enthält vulkanische Mineralien mit einem hohen Anteil an Elementen aus der Reihe der Seltenen Erden. Das Forscherteam um die australische Geologin Laura Miller von der Monash University, führte experimentelle Forschungen durch, bei denen Gesteine synthetisiert wurden, die den gleichen Chemismus wie die seltene Gesteinsprobe hatten. Die synthetischen Gesteine wurden bei Temperaturen von mehr als 1100 Grad Celsius und unter Drücken von mehr als 3 GPa geschmolzen, um dann zu beobachten, wie sich Kristalle aus der Schmelze bilden, wenn diese sich abkühlt und verringertem Druck ausgesetzt wird. Dabei kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass sich die Originalprobe nur unter Bedingung der fraktionierten Kristallisation von Granat gebildet haben kann. Im Erdinneren herrschen solche Bedingungen in einer Tiefe von 90-150 km. Laura Biller schloss daraus, dass sich in dieser Tiefe ein gigantischer Magmenkörper befunden haben muss, in dem die Schmelze entstand, aus der dann die vulkanische Gesteinsprobe wurde.

Die Autorin der Studie meint dazu, dass „dies die derzeitige Sichtweise in Frage stellt, dass die fraktionierte Kristallisation nur ein oberflächlicher Prozess ist, und legt nahe, dass die Entwicklung einer tiefen Magmakammer ein wichtiges frühes Stadium bei der Entstehung eines hawaiianischen Vulkans ist.“

Andere Vulkane in anderen Teilen der Welt, wie der Vesuv, weisen ebenfalls Kristallbildungszeiten auf, die darauf hindeuten, dass sich unter der Oberfläche „langlebige, tiefliegende“ Magmareservoirs verbergen. Doch die ursprüngliche Magmakammer des Kīlauea scheint viel tiefer zu liegen als die meisten anderen.

(Quelle: Nature)

Vulkan-News 20.05.22: Kilauea


Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Eruption: Hawaiianisch

  • Im Kilauea brodelt ein Lavasee
  • Gestern kam es zu einem Überlaufen der Lava
  • Bis jetzt wurden 77 Millionen Kubikmeter Lava gefördert

Der Kilauea auf Hawaii beherbergt in seinem Gipfelkrater weiterhin einen Lavasee. In den letzten Tagen stand der Spiegel des Lavasees vergleichsweise hoch, so dass die Lava den eigentlichen See verließ und über den Boden des Halema’uma’u-Kraters floss.

Gespeist wird der Lavasee aus einem Schlot im Westen des Kraters. Über dem Schlot hat sich ein Hornito gebildet, der immer wieder kollabiert und neu wächst. Dies geschieht durch Lavaspattering, indem sich umherspritzende Lavafetzten ablagern und verbacken. Momentan ist der Hornito 17 Meter hoch. Die Lava fließt in den Lavasee, der tatsächlich größer ist, als die Fotos vermuten lassen, denn in seiner größten Längst-Erstreckung misst er fast 150 m, vorausgesetzt, der Maßstab auf der Karte ist korrekt. Interessant ist, dass die Lava vom Lavasee aus in einen kleinen Pond fließt, in dem sich der Abfluss des Lavasees befindet. Am Abfluss bildet sich eine ca. 1 m hohe stehende Welle aus Lava. Man darf sich die Frage stellen, wohin die Lava fließt. Typisch für echte Lavaseen ist die Zirkulation der Lava. Man kann davon ausgehen, dass sich ein Kreislauf gebildet hat und die abfließende Lava in ein unterirdisches Reservoire fließt, von wo aus sie dem Lavasee durch den Hornito wieder zugeführt wird. Dieser Umstand erklärt auch, warum sich der Gipfelbereich des Vulkans weiter aufbläht: es steigt mehr Schmelze aus der Tiefe auf, als durch die Eruption dem System entzogen wird. Aber nicht die gesamte Lava wird recycelt, denn es kommt auch immer wieder zu Lavaüberläufen. In diesen Phasen verlässt die Schmelze den Lavasee und fließt über den Kraterboden. Eine dieser Phasen konnte man gestern via LiveCam (Bild oben) beobachten. Dadurch wird der Krater langsam verfüllt. Seit Eruptionsbeginn am 29. September 2021 stieg der Boden des Kraters um 106 Meter an. Gut 77 Millionen Kubikmeter Lava sind ausgetreten. Täglich werden ca. 2800 Tonnen Schwefeldioxid emittiert. Wie lange die Eruption anhalten wird ist ungewiss. Inflation und Erdbebentätigkeit deuten an, dass weiter Magma aus der Tiefe aufsteigt. Ein kurzfristiges Ende der Eruption ist nicht in Sicht.

Hawaii: Erdbeben Mb 4,6 unter dem Kilauea

  • 2 Erdbeben mit Magnituden über 4 erschütterten den Kilauea
  • Sie manifestierten sich am unteren Westrift bei Pahala
  • Der Lavasee in der Gipfelcaldera bleibt aktiv

Erdbeben Mb 4,6 und Mb 4,3 erschüttern den Kilauea

Datum: 15.04.22 | Zeit: 11:58:24 UTC | Lokation: 19.29 N ; 155.45 W | Tiefe: 32 km | Mb 4,6

Gestern gab es unter Big Island Hawaii 2 moderate Erdbeben: um 01:58:25 Uhr HST gab es den ersten Erdstoß mit der Magnitude 4,3. Nur 8 Sekunden später folgte das 2. Erdbeben mit einer Magnitude von 4,6. Während das Hypozentrum des schwächeren Erdbebens in 34 km Tiefe lag, manifestierte sich der stärkere Erdstoß in 32 km Tiefe. Die Epizentren lagen 8 und 9 km nordöstlich von Pāhala. Die Region liegt am unteren Westrift des Vulkans Kilauea und ist aufgrund des Magmenaufstiegs bekannt. Bei Pāhala dringt Magma aus der Asthenosphäre kommend in die Erdkruste ein und löst dort intensive Schwarmbeben aus. Die beiden Beben von gestern bewegten sich allerdings in einem Magnituden-Bereich, der typisch für tektonische Erdbeben ist.  Aber auch diese könnten indirekt durch Fluidbewegungen ausgelöst worden sein.

Dem nicht genug, so registrierte das HVO gestern mehr als 100 schwache Erschütterungen im Bereiche des Vulkans. Viele der Beben waren sicherlich Nachbeben der beiden moderaten Erschütterungen und hatten geringe Magnituden. Zahlreiche Beben erstreckten sich allerdings auch entlang der Küste des Nationalparks und könnten im Zusammenhang mit dem langsamen Abgleiten des Vulkanhangs stehen. Natürlich gab es auch Seismizität unter der Gipfelcaldera. Dort ist weiterhin der Lavasee aktiv.

Aktivität des Lavasees im Kilauea

Die Inflation verursacht Bodenhebung und ist ebenfalls für Mikrobeben verantwortlich. Nach wie vor gibt es DI-Events, bei denen sich Deflation und Inflation in Phasen abwechseln. Die aktuelle Inflationsphase bildete ein Plateau, dass nun seit 3 Tagen ziemlich stabil ist. Entsprechend aktiv präsentiert sich der Lavasee im Halema’uma’u-Krater. Lavaströme breiteten sich über weite Teile des Lavabodens aus. Die Lava wird weiterhin von einem Schlot im Westen des Kraters gefördert, bildet zunächst einen Lavateich, um dann durch einen Kanal in den eigentlichen Lavasee zu fließen. Von hieraus scheint sich die Lava durch Tunnel weiter zu verteilen. Praktisch überall im Krater kommt es zu Lavadurchbrüchen. Der Schwefeldioxid-Ausstoß beträgt gut 2600 Tonnen am Tag. MIROVA detektiert eine sehr hohe Thermalstrahlung mit 1336 MW Leitung. Der übergeordnete Trend der Bodenhebung ist wieder positiv, d.h. es steigt mehr Magma aus der Tiefe auf und sammelt sich im oberen Magmenkörper, als an Lava im Krater eruptiert wird. Direkte Auswirkungen der beiden moderaten Erdbeben auf die Eruption sind nicht zu erkennen.

Kilauea: Neue Karte des Kraterbodens

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Eruption: Hawaiianisch

  • Im Halema’uma’u-Krater ist ein kleiner Lavasee aktiv
  • Seit Eruptionsbeginn hob sich der Kraterboden um 99 m
  • Es wurden 66 Millionen Kubikmeter Lava gefördert
  • Am Ost-Rift gibt es keine sichtbare Aktivität

Der Kilauea auf Hawaii ist weiterhin aktiv. Die effusive Tätigkeit zeichnet sich durch vergleichsweise schwachen Lavaausstoß aus und beschränkt sich auf den Halema’uma’u-Krater, in dem ein Lavasee brodelt. In den letzten Monaten unterlag der Krater starken Veränderungen, die nun in einer neuen Karte erfasst wurden. Seit Eruptionsbeginn am 29. September 2021 stieg der Boden des Kraters um 99 m an. Er befindet sich nun auf auf einer Höhe von 840 m über dem Meeresspiegel. Bis zum 6. April wurden 66 Millionen Kubikmeter Lava gefördert. Sie stammt aus einem Schlot im Westen des Kraters. Zu Eruptionsbeginn befand sich der Förderschlot noch in der Westwand des Kraters. Mittlerweile stieg die Lava soweit an, dass Wand und Schlot von der Lava überflutet wurden und nun im Kraterboden liegen. Auf dem Schiebebild unten erkennt man, dass sich die Lage des Schlotes veränderte und weiter in Richtung Kratermitte wanderte. Vom Schlot aus fließt die Lava zuerst in einen kleinen Lavateich (Pond) von dem aus die Lava durch einen Kanal in den eigentlichen Lavasee strömt.

Die Vulkanologen vom HVO berichten, dass der Lavaseespiegel zeitweise gesunken sei und die Lavazirkulation nachgelassen habe. Betrachtet man  den Graphen der Inflation, erkennt man, dass dieser nicht mehr so steil ansteigt. In den letzten Tagen gab es einen leichten deflationären Trend. Es wird also mehr Lava eruptiert, als aus der Tiefe aufsteigt. Die Seismizität ist weiterhin erhöht. Täglich werden um 40 Erschütterungen am Kilauea registriert. Der Schwefeldioxid-Flux liegt bei 1300 Tonnen am Tag.

Der Boden des Kraters wurde soweit aufgefüllt, dass die Lava wieder von drei öffentlichen Aussichtspunkten im Hawai’i Volcanoes National Park aus sichtbar ist: Keanakāko’i Overlook und Kūpinaʻi Pali (Waldron Ledge) geben den Blick auf den eruptiven Schlot und den Lavasee frei, während man vom Kīlauea Overlook gelegentlich Lavaausflüsse im südöstlichen Teil des Kraters sehen kann.

[twenty20 img1=“826838″ img2=“826832″ offset=“0.5″ before=“Der Lavasee Anfang Oktober…“ after=“und am 08. April 2022. © HVO“]

Was macht der Puʻuʻōʻō-Krater im Osten vom Kilauea?

Nach wie vor gibt es praktisch kein sichtbares Lebenszeichen vom Puʻuʻōʻō-Krater, der sich im oberen Bereich der East-Rift-Zone befindet. Die Detektoren können keinen Schwefeldioxid-Ausstoß feststellen. Allerdings gibt es leichte Bodenhebung, die von Inflation ausgelöst wird. Einhergehend damit werden Mikrobeben aufgezeichnet. In den letzten Jahrzehnten speiste die Lava aus der East-Rift-Zone die Lavaströme, die an der Küste ins Meer liefen und für ein besonderes Naturspektakel auf Hawaii sorgten. Damit scheint es bis auf weiteres vorbei zu sein. Wie heißt es noch so treffend? Alles Schöne findet irgendwann ein Ende!

Weitere Tagesmeldungen folgen Nachmittags

Vulkan Kilauea am 13.03.22

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Eruption: Hawaiianisch

  • Der Lavasee im Halema’uma’u-Krater ist weiter aktiv
  • Es sind keine klaren DI-Events zu erkennen
  • Vulkanologen ermittelten die Breite des Fördersystems von 2018

Aktuelle Aktivität am Kilauea

Die Aktivität am Kilauea hält an und es tritt weiter Lava im Halema’uma’u-Krater aus, die sich zu einem kleinen Lavasee formiert. Er bedeckt eine Fläche von weniger als 3% des Kraterbodens.

Seit einigen Tagen ist die On-Off-Tätigkeit vorbei und der Vulkan eruptiert kontinuierlich. Das liegt daran, dass die Serie an DI-Events unterbrochen ist. Die zugehörige Grafik zeigt, dass es seit 6 Tagen nur schwache Fluktuationen der Bodendeformation gibt, wobei es einen leichten inflationären Trend gibt: der Boden hebt sich relativ konstant, allerdings ohne die großen Maxima der vergangenen Wochen zu erreichen. Der Lava-Ausstoß bleibt gering. Dafür stoppt die Lavaförderung auch nicht.

Die Seismizität ist rückläufig. Täglich werden ca. 20 Erschütterungen im Bereich der Gipfelcaldera registriert. Seit Eruptionsbeginn am 29. September 2021, wurde der Krater 97 m hoch mit Lava verfüllt. Dabei wurden gut 45 Millionen Kubikmeter Lava gefördert. Der Schwefeldioxidausstoß belief sich am 10. März auf 1900 Tonnen am Tag. Die Wissenschaftler sehen keine Anzeichen dafür, dass sich die Aktivität auf andere Regionen des Vulkans verlagern würde.

Die Musik des Kilaueas

Anzeichen für eine Verlagerung der Aktivität könnten Bodendeformationen sein, die sich in anderen Regionen des Vulkans ereignen. Unterirdische Magmenmigration ist häufig mit vulkanotektonischen Erdbeben verbunden, bei denen Gestein bricht, wenn Magma sich einen Weg durch den Untergrund bahnt. Solche Erdbeben unterscheiden sich von Erschütterungen, die durch brodelndes Magma im Fördersystem, oder im Magmen-Reservoir ausgelöst werden. Erdbebensignale, die von Fluidbewegungen ausgelöst werden, nennt der Vulkanologe Tremor. Vulkanisch bedingter Tremor erzeugt Schwingungen im Infraschallbereich und gleicht einer -für Menschen unhörbaren- Musik. USGS Forscher Josh Crozier verglich aktuell, Magmenkörper mit Musikinstrumenten und meinte, dass jeder Magmenkörper eine Resonanzfrequenz besitze, bei der er am stärksten schwingt. Die Resonanzfrequenz lässt nicht nur Rückschlüsse über die Beschaffenheit des Körpers zu, sondern auch über das Magma. Dünnflüssiges Magma schwingt anders, als ein zähflüssiges Magma. So kann eine Veränderung der vulkanischen Musik auf eine Änderung des Magmas hindeuten, was sich auf das Eruptionsgeschehen auswirken könnte. Anhand der Resonanzfrequenz des Fördersystems unter dem Halema’uma’u-Krater, konnte man z.B. die Breite der Aufstiegswege bestimmen, die den Lavasee mit dem oberen Magmenreservoir verbanden. Zwischen 2008 und 2018 hatte es eine Breite von mehr als 16 Metern. Würde sich die aktuelle vulkanische Musik ändern, so könnten ihre Töne Hinweise für eine Verlagerung der Aktivität liefern.

Vulkan-News 09.03.22: Fuego

  • Am Fuego sammelte sich viel Tephra an
  • Am Kilauea begann ein neues DI-Event
  • Der Manam ist weiter unruhig
  • Tremor am Popocatepetl hat nachgelassen
  • Suwanose-jima eruptiert weiter

Fuego weiter unruhig

Staat: Guatemala | Koordinaten: 14.47, -90.88 | Eruption: Ejektiv

Der eigentliche Paroxysmus am Fuego scheint vorbei zu sein, dennoch registriert das VAAC Asche, die höher als üblich aufsteigt und in 5200 m Höhe detektiert wird. INSIVUMEH berichtet, dass sich bei dem Paroxysmus viel Lockermaterial im Kraterbereich ansammelte. Es ist instabil und droht nun in Form von Lawinen abzugehen. Sollte es regnen, dann drohen Lahare, die ähnlich gefährlich werden können, wie die Pyroklastischen Ströme. Man beobachtet den Vulkan mit Sorge und Spannung, denn bislang ist es ungewiss, ob es sich um ein einzelnes Ereignis handelt, oder ob eine neue Serie paroxysmaler Eruptionen beginnt.

Der Begriff Paroxysmus stammt eigentlich aus der Medizin und bedeutet soviel wie langsam ansteigend, sich reinsteigern. Der Begriff wurde in der Vulkanologie übernommen und beschreibt Vulkanausbrüche, die klein anfangen und sich immer weiter steigern. Typischerweise beginnen Paroxysmen mit strombolianischen Eruptionen, die in immer kürzeren Abständen aufeinander folgen, bis sich eine kontinuierliche Lavafontäne bildet, die einen Lavastrom speist. Außerdem werden hoch aufsteigende Aschewolken generiert und es können pyroklastische Ströme entstehen. Diese Bilden sich für gewöhnlich durch Kollapsereignisse, die mit dem Lavastrom in Verbindung stehen. Wird der Lavastrom wird nicht ausschließlich von der Lavafontäne gespeist, dann kann es gerade im Initialstadium der Eruption passieren, dass sich Lava durch die Basis des Krater quetscht und dort zu Kollapsen führt, in dessen Folge pyroklastische Ströme entstehen. Am Fuego kommt es vergleichsweise oft zu Abgängen pyroklastischer Ströme. Bei den Ätna-Paroxysmen sind sie weniger häufig.

Kilauea: Neues DI-Event

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Eruption: Hawaiianisch

Nach einer Eruptionspause ist der Vulkan heute wieder aktiv. Die Pause setzte kurz vor erreichen des Scheitelpunktes der letzten Deflationsphase ein und endete, als es wieder Inflation gab. Anhand der Grafik kann man den Rhythmus der effusiven Eruption schön verfolgen. Aktuell tritt also wieder Lava im Halema’uma’u-Krater aus, die sich zu einem kleinen Lavasee akkumuliert. Die Seismizität ist erhöht und täglich werden zwischen 40 und 60 Erdbeben registriert. Es steigt weiterhin mehr Magma auf, als austritt, was sich in einem übergeordneten inflationären Trend widerspiegelt. Er hat fast wieder das Niveau, wie vor Beginn der Lavasee-Aktivität am 29. September letzten Jahres erreicht.

Manam eruptiert weiter Asche

Staat: PNG | Koordinaten: -4.08; 145.04 | Eruption: Paroxysmus

Der Manam scheint bislang noch nicht zur Ruhe gekommen zu sein. Das VAAC meldet weiterhin Vulkanasche in der Atmosphäre. Zuletzt wurde sie in eine Höhe von 15 km festgestellt. Es gibt Medienberichte über die Eruption, ohne dass weitere Informationen mitgeteilt werden würden. Auf dem jüngsten Sentinel-Foto vom 07. März sind 2 heiße Schlote und Entgasungen zu sehen.

Popocatepetl: Tremor rückläufig

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62| Eruption: Exhalationen

Der starke Tremor, der in den vergangenen Tagen den mexikanischen Vulkan Popocatepetl rockte, hat gestern deutlich nachgelassen. Wurden am Vortag noch 1045 Minuten Tremor aufgezeichnet, so waren es gestern nur noch 175 Minuten. CENAPRED berichtet von 20 Asche-Dampf-Exhalationen. Auf Zeitrafferaufnahmen erkennt man allerdings, dass der Vulkan permanent stark entgast.

Suwanose-jima eruptiert Aschewolken

Staat: Japan | Koordinaten: 29.64, 129.72 | Eruption: Vulcanianisch

Der südjapanische Feuerberg Suwanose-jima befindet sich weiterhin in einem Stadium frequenter Eruptionen, wobei die meisten Ausbrüche strombolianischer Natur sind. Doch es kann auch zu kräftigeren vulcanianischen Ausbrüchen kommen. Seit gestern gibt es 7 VONA-Warnungen über Aschewolken, die bis auf einer Höhe von 2400 m aufsteigen. Die Seismizität ist allerdings stark zurückgegangen.

Vulkan-News 04.03.22: Kilauea

  • Nachdem der Kilauea gestern pausierte, fließt heute wieder die Lava
  • Im Erta-Alé Südkrater brodelt ein kleiner Lavapond
  • Der Nevado del Ruiz stößt Asche aus

Kilauea mit neuem Lavanachschub

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Eruption: Hawaiianisch


Heute Früh begann am Kilauea erneut Lava auszutreten, die den Lavasee speist. Dabei kam es zu bemerkenswerten Lavaspattering. Die Aktivität setzte kurz vor dem erreichen des Scheitelpunktes eines neuen Inflations-Events ein. Obwohl es so aussieht, als würde die Lava nun inmitten des Lavasees entspringen, schreibt das HVO, dass die Lava weiterhin aus dem Fördersystem in der westlichen Wand des Halema’uma’u-Kraters kommt. Sehr wahrscheinlich füllte sich der Krater nun soweit mit Lava, dass der Schlot der westlichen Kraterwand nun im Lavasee liegt. Seit Eruptionsbeginn akkumulierte sich die Lava auf einer Höhe von 97 m. MIROVA meldet eine hohe Wärmestrahlung mit fas 550 MW Leistung. Die Seismizität ist leicht erhöht. Der Schwefeldioxid-Ausstoß liegt bei 2500 Tonnen am Tag. Generell wird ein leicht inflationärer Trend beobachtet. Er deutet an, dass mehr Magma ins Reservoire einströmt, als eruptiert wird. Das Video zeigt den Beginn der aktuellen Eruptionsphase.

Der Kilauea ist ein 1222 m hoher Schildvulkan im Süden von Big Island Hawaii. Früher hielt man ihn für einen Nebenvulkan des weltgrößten Feuerbergs Mauna Loa, in dessen Nachbarschaft der Kilauea liegt. Dann gab es einen Paradigmenwechsel und man hält ihn seitdem für einen eigenständigen Vulkan mit einem separaten Fördersystem. Doch dieses Bild schwankt inzwischen wieder etwas, denn heute weiß man, das sich beide Vulkane einen Magmenquelle teilen. Bei dieser Quelle handelt es sich um den Mantelplume, der sich inzwischen unter der Südflanke des Kilaueas befindet. Das Magma steigt entlang des unteren Südwestrifts auf und löst bei Pahala Schwarmbeben aus.

Die lang anhaltende Eruption der östlichen Riftzone zwischen 1983 und 2018 führte zu Lavaströmen, die eine Fläche von mehr als 100 km2 bedeckten, Hunderte von Häusern zerstörten und eine neue Küstenlinie schufen.

Erta Alé: Lavasee bleibt aktiv

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Eruption: Hawaiianisch

Ein neues Sentinel-Satellitenfoto enthüllt, dass der Lavasee im Erta Alé Südkrater weiter aktiv ist. Betrachtet man das Realfarbenfoto bei großer Vergrößerung, kann man 2 kleine Öffnungen in der Lavakruste erahnen. Die thermale Signatur erscheint auf dem aktuellen Foto ausgeprägter zu sein, als es noch in der vergangenen Woche der Fall war. MIROVA registriert nur eine geringe Thermalstrahlung. Die Leistung ist kleiner als 10 MW.

Nevado del Ruiz stößt Asche aus

Staat: Kolumbien | Koordinaten: 34.89, -75.32 | Eruption: Strombolianisch

In Kolumbien emittiert der Nevado del Ruiz weiterhin Vulkanische. Sie steigt bis auf einer Höhe von 7000 m auf und lagert sich in den Gemeinden um den Vulkan ab. Bevölkerung und Krisenmanager werden langsam unruhig, da sie einen größeren Ausbruch des Vulkans befürchten.

Vulkan-News 28.02.22: Ätna

  • Steigerung der Infraschall-Aktivität am Ätna
  • Auf den Kurilen soll der Ebeko ausgebrochen sein
  • Beeindruckendes Video vom Kilauea
  • Unter dem Montagne Peleé rappelt es

Ätna: Steigerung der Infraschall-Aktivität

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Staat: Italien |Eruption: Strombolianisch

Am Ätna geht es dieser Tage wieder explosiver zu. Die Sensoren des LGS detektierten in den letzten 24 Stunden 462 Infraschallsignale. Sie kommen überwiegend aus Richtung des Neuen Südostkraters und zeichnen sich durch niedrigen-moderaten akustischen Druck aus. Die meisten Explosionen spielen sich im Verborgenen ab und beschränken sich auf das Fördersystem. Berichte über sichtbaren Materialauswurf gibt es nicht, allerdings hüllt sich der Vulkan auch in Wolken. Der Tremor ist niedrig und bewegt sich im grünen Bereich. Es bleibt spannend abzuwarten, ob sich der Vulkan auf einen Paroxysmus vorbereitet, oder ob es sich nur um ein Intermezzo handelt. Betrachtet man das letzte Pausenintervall, dann könnte sich ein neuer Paroxysmus zum Wochenende hin ereignen.


Ebeko in Eruption?

Staat: Russland | Koordinaten: 50.68, 156.01 | Eruption: Phreatisch

Laut einer angeblichen Meldung der russischen Medienagentur INTERFAX, soll es am Ebeko eine explosive Eruption gegeben haben. Vulkanasche stieg demnach bis auf 2500 m Höhe auf. Das Bild zur Newsmeldung zeigt allerdings den Shiveluch auf Kamtschatka, während der Ebeko weiter südlich auf der Kurileninsel Paramushir liegt. Weder das VAAC Tokio, noch KVERT  brachten eine Meldung heraus, die die Eruption bestätigen würde. Da stellt sich die Frage, was dran ist an dieser Nachricht? Interessanterweise wurde sie von den Ukrainischen Medien verbreitetet, unter dem Slogan : „Die Natur hilft!“ Für mich sieht es so aus, als würde man da den Vulkanismus für Propaganda missbrauchen. Desinformation, nicht nur von russischer Seite. Wen kann man da noch trauen? Be careful!

Die Meldung wurde übrigens von Manfred ausgegraben und zusammen diskutierten wir den Sachverhalt.


Kilauea: Neues Video

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Eruption: Hawaiianisch

Der Kilauea auf Hawaii hatte gestern Abend die Sohle einer Deflationsphase erreicht. Entsprechend tief stand das Magma im Fördersystem, so dass es nicht mehr am Boden des Halema’uma’u-Kraters austrat. Doch schnell wandelte sich die Deflation in Inflation und seit kurzem ist wieder Lava im Krater sichtbar. Neu ist auch ein 2 Tage altes Video, was die Aktivität zum Zeitpunkt des Lava-Hochstandes zeigt.


Montagne Peleé: 35 Erdbeben

Staat: Frankreich | Koordinaten: 14.82, -61.17 | Eruption:  Mikroseismizität

Im Beobachtungszeitraum 18-25 Februar, zeichnete das OVSM 35 schwache Erdbeben unter dem Vulkan Montagen Peleé auf. Die Magnituden lagen im Bereich der Mikroseismizität und die Erschütterungen konnten von der Bevölkerung nicht wahrgenommen werden. Die Beben lagen im Inneren des Vulkangebäudes und wurden in Tiefen zwischen 0,5 und 1,2 km unter der Oberfläche lokalisiert. Damit lagen sie sehr Flach. Es wurde auch ein Hybriderdbeben detektiert, dass durch die Zirkulation von Magmatischen Fluiden verursacht wurde. Die Seismizität hält bereits seit gut 2 Jahren an. Der Vulkan könnte sich auf eine Eruption vorbereiten, was die Bevölkerung sehr beunruhigt, denn der Vulkan gilt als besonders gefährlich: seine zähflüssige Lava neigt zur Dombildung und verstopft das Fördersystem, wodurch sich großer Druck anstaut. Explosionen führen zum Versagen des Doms und Fragmentation der Trümmer generiert dann pyroklastische Ströme. Ein Blick auf die Geschichte des Vulkans enthüllt seine Gefährlichkeit.

Der Montagne Pelée bildet das nördliche Ende der Karibikinsel Martinique. Seit dem späten Pleistozän gab es drei sehr große Ausbrüche. Der letzte ereignete sich vor etwa 9.000 Jahren. Sie haben große Narben im Südwesten der Insel hinterlassen, in denen sich der moderne Vulkan bildete. In den letzten 5.000 Jahren gab es am Montagne Pelée über 20 Eruptionen. Ausgedehnte Ablagerungen von Ignimbriten umgeben die Hänge des Vulkans. Sie sind von steilwandigen Schluchten eingeschnitten, die durch Erosion entstanden sind.  Der Gipfelkrater des l’Etang Sec wird von zwei Lavadomen ausgefüllt, die bei den Ausbrüchen von 1902 und 1929 entstanden sind. In den Jahren 1792 und 1851-52 kam es zu moderaten phreatischen oder phreatomagmatischen Eruptionen, die im oberen Tal des Rivière Claire lokalisiert wurden. Die katastrophale Eruption von 1902, die die Stadt St. Pierre zerstörte, wurde zum Musterbeispiel für peleanische Eruptionen. Sie markierte den Beginn der modernen vulkanologischen Studien über pyroklastische Dichteströme.

Vulkan-News 26.02.22: Ätna

  • Der Ätna emittierte gestern Aschewolken
  • Der Kilauea bleibt aktiv
  • Der Dom des Vulkans Merapi ist gewachsen

Ätna mit Ascheemissionen

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Staat: Italien |Eruption: Strombolianisch

Gestern emittierte der Neue Südostkrater erneut Aschewolken. Starker Wind drückte die Asche nieder, so dass die Wolken nicht besonders hoch aufstiegen. Auf einem Foto ist zu erkennen, dass die Wolken ansonsten gar nicht einmal so klein waren. Die Asche zog durch die Scharte im Südwesten. Unklar bleibt, ob es sich dabei nicht sogar um einen Aschestrom handelte, der von weiteren Kollapsereignissen ausgelöst wurde. Bei vergleichbaren Ereignissen in der Vergangenheit entstand dabei eine große Spalte im Südostkrater. Sollte diese Art der Aktivität länger anhalten, könnte sich entsprechendes wiederholen.

Das LGS registrierte moderate Infraschall-Signale, die einen akustischen Druck von bis zu 1 Pa erzeugten. Die Explosionen kamen überwiegend aus Richtung des NSEC. Alle 4 Gipfelkrater entgasten. Tremor und Seismizität waren gering. Dafür registrierte MIROVA eine moderate Wärmestrahlung. So stellt sich wieder einmal die Frage, ob die aktuellen Ascheeruptionen Vorzeichen des nächsten Paroxysmus sein könnten? Vor den letzten Ereignissen gab es eine gut 1 wöchige Pause zwischen der ersten Sichtung von Aschewolken und dem Paroxysmus. Die aktuelle Serie von Paroxysmen begann im letzten Jahr und ist als sehr intensiv einzustufen. Sie ist vergleichbar mit den 66 Paroxysmen zwischen 2011 und 2013. Wie lange sie noch anhalten wird ist ungewiss, doch die Abstände zwischen den Events wurden zuletzt immer länger und es kann davon ausgegangen werden, dass dem Vulkan langsam die Puste ausgeht.

Beim Ätna handelt es sich um einen 3.357 m hohe Stratovulkan, der aber auch einige Charakteristika eines Schildvulkans zeigt. er dominiert die Ostküste Siziliens und lenkt das Geschick der Menschen in seinem Wirkungskreis.


Kilauea: Lavasee bleibt aktiv

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Eruption: Hawaiianisch

Der Kilauea auf Hawaii stößt weiterhin Lava aus. Sie wird aus einem Schlot in der Westflanke des Halema’uma’u-Kraters gefördert und speist einen Lavasee. Die Spiegel des Lavasees fluktuiert im Rhythmus der DI-Events. Aktuell wurde der Scheitelpunkt einer Inflationsphase überschritten und es setzte Deflation ein. Die Seismizität ist erhöht: gestern wurden gut 30 Erschütterungen unter dem Kilauea registriert.


Merapi: Dom weiter gewachsen

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Eruption: Dom

Der Dom im Zentrum des Merapi-Kraters ist deutlich gewachsen. Laut BVMGB beträgt sein Volumen nun 3,2 Millionen Kubikmeter. Pro Tag wächst der Dom um 5000 Kubikmeter. Die Wachstumsrate des Doms am südwestlichen Kraterrand ist doppelt so hoch. Dennoch beträgt sein Volumen nur 1,67 Millionen Kubikmeter, denn hier gehen regelmäßig Schuttlawinen und Pyroklastische Ströme ab, so dass der Dom nur wenig an Größe zulegt. Die zentrale Staukuppe ist nun deutlich durch die Scharte in der Kraterwand sichtbar. Die Scharte bildete sich bei der Eruption von 2010 unter ähnlichen Bedingungen, wie jene im Neuen Südostkrater des Ätnas: es kam zu Kollapsereignissen durch Lavaextrusion und den Abgängen von Pyroklastischen Strömen.