Vulkan Katla auf Island – News vom 30.06.23

Schwarmbeben erschüttert isländischen Calderavulkan Katla – Stärkstes Beben Mb 4,4

Datum 30.06.23 | Zeit: 02:46:45 UTC | 63.658 ; -19.097 | Tiefe: 0,1 km | Mb 4,4

Der subglaziale Calderavulkan Katla wurde heute Nacht von einem Schwarmbeben erschüttert. Die IMO registrierte innerhalb von 48 Stunden 59 Erdbeben im Bereich des Gletschers Myrdalsjökull, der die Caldera bedeckt. Das stärkste Einzelbeben hatte eine Magnitude von 4,4. Das Hypozentrum lag in nur 100 m Tiefe. Das Epizentrum wurde 7,8 km ost-nordöstlich von Goðabunga lokalisiert. Es gibt Wahrnehmungsberichte aus Thorsmörk. Der Schwarm zählt zu den stärksten Ereignissen der letzten Jahre und schürt Sorge, dass der Vulkan bald aktiv werden könnte. Die Gesamtenergie des Schwarms war vergleichsweise hoch. Es wurden 8 Beben mit Magnituden über 3 registriert. Genauso viele Beben hatten Magnituden im 2er-Bereich.

Die Vulkanologen von IMO beschreiben zwar den Erdbebenschwarm auf ihrer Website, liefern aber keine weiteren Interpretationen des Geschehens. Die Ursache für die Erdbeben bleibt weiter spekulativ. Bodenhebung und vulkanischer Tremor werden im Bereich der Katla derzeit nicht registriert. Die Beben verursachen aber Peaks im Tremorgraphen, die besonders im niedrigen Frequenzband sichtbar sind. Die meisten Beben liegen in geringen Tiefen, kurz unterhalb des Meeresspiegelniveaus. Da tiefere Erdbeben selten vorkommen, halte ich Magmenaufstieg als Ursache für die Beben für unwahrscheinlich. Dennoch könnten sich magmatische Fluide bewegen, die sich bereits früher akkumuliert haben und das Hydrothermalsystem beeinflussen. Steigender Fluiddruck könnte das Spannungsfeld ändern und oberflächennahe Störungen aktivieren.

Übrigens gab es gestern ein weiteres Erdbeben mit einer Magnitude größer 3, das sich außerhalb des Katla-Gebietes ereignete. Das Beben der Magnitude 3,1 erschütterte die südwestliche Vatnajökullregion beim Vulkan Þórðarhyrna, der mir bis dato unbekannt war.

Gestern gab es auch einen Erdbebenschwarm auf der Reykjanes-Halbinsel. Die meisten der 66 Beben hier ereigneten sich im Bereich von Krýsuvík, wo es auch vor den beiden Fagradaslfjall-Eruptionen Schwarmbeben gab. Alles in allem herrscht gerade viel Bewegung unter Island, und es würde mich nicht wundern, wenn wir hier innerhalb eines Jahres einen weiteren Vulkanausbruch erleben würden. Neben Fagradalsfjall und Katla ist Askja ein möglicher Kandidat. Dort gibt es aktuell Bodenhebung. Ihr Zentrum hat sich offenbar etwas verlagert, weg von der Messstation OLAC, hin zur Station JONC, wo inzwischen 26 cm Bodenhebung festgestellt werden. Der Wert von 60 cm an der Station OLAC stagnierte zuletzt bei 59,7 cm.

Update 16:00 Uhr: Es gibt ein Statement der Vulkanologen zum Erdbebenschwarm unter der Katla, nach dem unter dem Gletscher ein erhöhter Gasausstoß registriert wird. Zudem ist die elektrische Leitfähigkeit, von Flüssen die den Gletscher entwässern, erhöht.

Erdbeben unter Katla – News vom 27.06.23

Weitere Beben erschüttern Calderavulkan Katla auf Island

Datum 27.06.23 | Zeit: 07:42:31 UTC | 63.635 ; -19.181 | Tiefe: 0,1 km | Mb 3,6

Unter der großen subglazialen Caldera Katla, die vom Gletscher Myrdalsjökull bedeckt ist, finden weiterhin viele Erdbeben statt: innerhalb von 48 Stunden registrierte IMO 62 schwache Erschütterungen im Bereich der Caldera. Das stärkste Einzelbeben hatte heute eine Magnitude von 3,6 und ein Hypozentrum in 0,1 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 3.4 km östlich von Goðabunga lokalisiert. Zuerst wurde eine Magnitude von 2,7 angegeben, der der Wert wurde gerade korrigiert.

Generell liegen die Erdbebenherde der meisten Erschütterungen recht flach und werden oftmals nur wenige hundert Meter unter dem Meeresspiegelniveau ausgemacht. Spekulativ ist, dass die Beben mit Eisbruch des Gletschers in Verbindung stehen. Obwohl Eisbruch erdbebenähnliche Erschütterungen auslösen kann, würde ich vermuten, dass solche Beben oberhalb des eisbedeckten Erdbodens stattfinden und dass die Tiefenangaben dann negative Vorzeichen hätten, so wie es z.B. bei Tiefenangaben der Erdrutschungen in den Alpen der Fall ist. Außerdem bricht typischerweise meistens das Eis am Rand von Gletschern und nicht in deren Mitte, die Beben konzentrieren sich allerdings im Bereich der Caldera, im Zentrum des Gletschers. Wenn es hier Eisbewegungen gibt, dann stehen sie wahrscheinlich mit Schmelzprozessen im Zusammenhang, die von der Hitze subglazialer Fumarolen erzeugt werden. Generell können die Erdbeben infolge von magmatischen Fluidbewegungen entstehen. Darüber hinaus gibt es auch Erdbeben in größeren Tiefen, die in Regionen stattfinden, die für vulkanotektonische Erdbeben typisch sind. Eine signifikante Bodendeformation erfassen die Messinstrumente z.Z. nicht.

Die Katla-Caldera ist ca. 13.000 Jahre alt und entstand infolge einer gewaltigen plinianischen Eruption, bei der sich die Magmakammer entleerte und einsackte. Der jüngste Vulkanausbruch ereignete sich im Jahr 1918. Damals kam es zu Gletscherläufen, die große Zerstörungen in den umliegenden Siedlungen verursachten. Statistisch gesehen ist die nächste Eruption überfällig. Insbesondere seit dem Flugchaos, das 2010 durch den benachbarten Gletschervulkan Eyjafjallajökull verursacht wurde, zeigt man sich auch im fernen Europa besorgt und achtet auf jede Regung der Katla.

Schwarmbeben bei Reykjanes

Nicht nur unter der Katla bebte es in den letzten Tagen, sondern auch vor der Südwestspitze der Reykjanes-Halbinsel. Hier gab es einen Erdbebenschwarm in mittleren Tiefen, der sich bei Reykjanestá manifestierte. Im gesamten Gebiet der Halbinsel wurden innerhalb von 2 Tagen 100 Erschütterungen registriert. Zahlreiche Beben wurden auch im Bereich vom Fagradalsfjall ausgemacht.

Katla mit Schwarmbeben – News vom 24.06.23

Schwarmbeben unter isländischem Vulkan Katla

Datum 24.06.23 | Zeit: 08:11:50 UTC | 63.626 ; 19.175 | Tiefe: 0,1 km | Mb 3,8

Heute Morgen manifestierte sich unter dem subglazialen Vulkan Katla ein Schwarmbeben. Die beiden stärksten Erschütterungen hatten die Magnituden 3,8 und 3,3. Die Hypozentren lagen in nur 100 m Tiefe. Die Epizentren wurden 4.0 km und 5,9 km südöstlich von Goðabunga lokalisiert.

Innerhalb von 48 Stunden zeichnete IMO 40 Erdbeben im Bereich der Katla auf. Die große Caldera liegt unter dem Gletscher Myrdalsjökull. Es war eines der intensivsten Schwarmbeben der letzten Monate in diesem Bereich von Island.

Isländische Spezialisten rechnen schon seit langem mit einem Vulkanausbruch der Katla, da sie statistisch überfällig ist und es Phasen erhöhter Seismizität gibt. Unmittelbar scheint aber kein Ausbruch bevorzustehen, auch wenn das aktuelle Schwarmbeben ein Indiz für Fluidbewegungen unter dem Vulkan sein kann. Doch unmittelbar vor einer Eruption würde ich starke Schwarmbeben mit hunderte, wenn nicht sogar tausende Erdbeben pro Tag erwarten, so wie wir sie vor den letzten großen Eruptionen auf Island gesehen haben. Neben den Schwarmbeben bedarf es auch einer signifikanten Bodenhebung im Bereich der Caldera, die aktuell aber nicht zu beobachten ist.

Generell gibt es auf Island momentan nur einen Vulkan, der eine signifikante Bodenhebung aufweiset und das ist die Askja-Caldera. Hier hob sich der Boden um bis zu 60 cm. Der Fagradalsfjall zeigt eine kleine Bodenhebung von 2 cm. Außerdem nahm hier in den letzten Wochen die Seismizität etwas zu, aber auch hier wird es noch dauern, bis es vielleicht wieder zu einem neuen Ausbruch kommen wird.

Einen Gletscherlauf, der von der Katla ausgeht, gibt es aktuell nicht. Dafür wurde am 21. Juni ein Gletscherlauf im Fluss Fremri Emstruá gemeldet, der vom kleineren Gletscher Entujökull ausging. Der Fluss fließt zwischen Landmannalaugar und Þórsmörk entlang.

Update 25.06.23: Nachts ereigneten sich weitere Erdbeben unter der Katla. Mehrere Erdbeben hatten Magnituden im 2er-Bereich. Das Stärkste brachte es auf Mb 2,9 und lag ebenfalls in nur 100 m Tiefe.

Vulkan Katla mit Erhöhung der Warnstufe – News vom 04.05.23

Nach heftigen Erdbeben Erhöhung der Warnstufe an isländischer Katla

Datum 04.05.23 | Zeit:  09:52:47 UTC | 63.663; -19.113 | Tiefe: 0,1 km | ML 4,7

Heute Morgen ereigneten sich unter dem isländischen Gletschervulkan Katla ein heftiger Erdbebenschwarm, dessen beiden stärksten Erdbeben die Magnituden 4,7 und 4,5 hatten. Für isländische Verhältnisse sind das schon vergleichsweise starke Magnituden. Die Hypozentren lagen in nur 100 m Tiefe unter dem Meeresspiegel. Verortet wurden die Epizentren 7.2 km ost-nordöstlich von Goðabunga. Insgesamt manifestierten sich in den letzten 48 Stunden 29 Erschütterungen unter dem submarinen Vulkan, der vom Gletscher Myrdalsjökull bedeckt ist. In den letzten Tagen gab es bereits mehrere Erschütterungen unter Katla, als es sonst üblich ist. Die Wissenschaftler von IMO erhöhten sofort die Alarmstufe auf „gelb“. Das bedeutet, dass ein Vulkanausbruch ohne weitere Vorwarnungen beginnen könnte. Doch falls es tatsächlich zu einer Eruption kommen sollte, würde ich im Vorfeld mit weiteren starken Schwarmbeben rechnen, die unter Umständen wochenlang anhalten könnten.

Statistisch gesehen ist eine Eruption der Katla überfällig und Wissenschaftler rechneten schon vor Jahren mit einer Eruption, als es zu einer Serie vergleichbarer Schwarmbeben gekommen ist. Die Vorgänge damals inspirierten die Filmemacher der Netflix-Serie „Katla“ bestimmt zu ihrem Werk. Es gab auch tatsächlich einige Phasen mit Bodenhebung, die durch Inflation von Magma hervorgerufen wurden und man munkelte bereits, dass es zu einer schwachen subglazialen Eruption gekommen sei, da ein kleiner Gletscherlauf beobachtet wurde. Das abfließende Schmelzwasser des Gletschers roch überdies nach Schwefel.

Aktuell kann ich aus den Diagrammen der GPS Messungen keine nennenswerte Bodenhebung herauslesen. Ähnlich verhält es sich unter dem zweiten großen Gletschervulkan, dem Grimsvötn, dessen Seismizität in den letzten Tagen auch erhöht ist und der statistisch gesehen mit einer Eruption ebenfalls überfällig ist. Doch Vulkane scheren sich nicht um Statistiken!

Auf der Reykjanes-Halbinsel manifestierte sich heute Morgen ein weiteres Erdbeben mit einer Magnitude über drei. Es schaffte eine 3,4 und lag vor den Toren Reykjanestás. Seitdem wurden etwa 20 Erdbeben in der Gegend registriert.

Erdbeben-News 26.03.23: Island

Schwarmbeben am Rand der Katla

Datum 24.03.23 | Zeit: 22:33:35 UTC | 63.956 ; -19.381 | Tiefe: 6,1 km | Ml 2,3

Gestern kam es unter Katla und Myrdalsjökull zu einem kleinen Schwarmbeben. Die Beben verteilten sich auf zwei Areale. Eines lag im Südwesten der Caldera, ein weiteres am Nordwestrand des Gletschers. Die meisten Erschütterungen hatten sehr schwache Magnituden und lagen im Bereich der Mikroseismizität. Insgesamt wurden im Einzugsbereich des Myrdalsjökull innerhalb von 2 Tagen 29 Erdbeben festgestellt. Der stärkste Erdstoß brachte es auf M 2,3 und hatte ein Hypozentrum in 6,1 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 13.1 km nordwestlich von Álftavatn verortet.

Der Ursprung der Beben ist nicht zweifelsfrei geklärt. Sie könnten rein tektonischer Art sein oder im Zusammenhang mit einer Magmenintrusion stehen, wobei es möglich ist, dass aufsteigendes Magma Störungszonen aktiviert und somit tektonische Erdbeben auslöst. Besonders die flach gelegene Erschütterungen am Gletscherrand könnten durch Eisbruch ausgelöst worden sein. Die GPS-Daten im Bereich der Katla sind unauffällig, sodass es keine Indizien für eine stärkere Inflation gibt. Dass die Beben einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch ankündigen ist unwahrscheinlich. Statistisch gesehen ist eine Eruption der Katla überfällig, doch das scheint den Vulkan nicht weiter zu stören. Vor einem Vulkanausbruch würde man wochenlang anhaltende Erdbebenschwärme erwarten, bei denen es täglich zu Hunderten Erdbeben kommt.

Auch in anderen Bereichen von Island kam es zu weiteren Erdbeben. So zeigen die Erdbebenlisten von IMO für die letzten 48 Stunden 167 Erschütterungen an. Zu Erdbeben kam es in der Region Selfoss, auf der Reykjanes-Halbinsel in Zentralisland und an der Nordküste. Im Bereich der Tjörnes-Fracture-Zone wurden 15 Erschütterungen detektiert. Im Bereich des Askja-Herudbreid-Systems ereigneten sich vergleichsweise wenige Erdbeben. Dafür hält die Bodenhebung an der Messstation OLAC weiter an und beträgt fast 53 cm. Auch wenn es im Moment keine weiteren Anzeichen einer unmittelbar bevorstehenden Eruption gibt, bleibt die Situation spannend.

Beim Myrdalsjökull handelt es sich übrigens um den 4. größten Gletscher auf Island. Der Plateaugletscher bedeckt eine Fläche von fast 600 Quadratkilometern. Unter dem Gletscher liegt die gut 100 Quadratkilometer große Katla-Caldera.

Zusammenfassung:

  • Im Bereich der Katla und des Myrdalsjökull gab es Schwarmbeben.
  • Ein Cluster lag innerhalb der Caldera, ein weiterer am Nordwestrand des Gletschers.
  • Auch in anderen Regionen Islands gab es schwache Erdbeben.

Erdbeben-News 10.03.23: Katla

Schwarmbeben erschüttert Katla

Datum 09.03.23 | Zeit: 16:26:54 UTC | 63,65 ; -19,08 | Tiefe: 0,1 km | Mb 3,4

Gestern manifestierte sich unter dem isländischen Gletschervulkan Katla ein Schwarmbeben. Es bestand aus insgesamt 26 Einzelbeben, von denen 3 Magnituden im 3-er-Bereich hatten. Das stärkste Erdbeben brachte es auf Mb 3,4. Es hatte ein Hypozentrum in nur 100 m Tiefe. Das Epizentrum wurde 7,8 km nördlich von Habunga verortet. Die Beben lagen im Osten der Caldera. Es war der stärkste Erdbebenschwarm der Katla seit mehreren Monaten. Ein Ausbruch des subglazialen Vulkans ist statistisch gesehen überfällig, daher wird jede Regeung der Katla genaustens beobachtet.

Auf Island bereitet ein weiterer großer Zentralvulkan Sorgen: Die Askja steht seit letzten Monat wegen dem Aufheizen des Calderasees Öskjuvatn in den Schlagzeilen. Vulkanologen befürchten einen bevorstehenden Vulkanausbruch. Die Bebentätigkeit im System Askja-Herdubreid ist weiter erhöht mit einer leicht steigenden Tendenz. Sie liegt aber noch deutlich unter dem Niveau, dass man unmittelbar vor einer Eruption erwarten würde.

Erdbeben auf Island am 27.11.22

Erdbeben Mb 3,1 unter Katla

Datum: 27.11.22 | Zeit: 03:45:49 UTC | 63.65 ; -19.11 | Tiefe: 0,1 km | Mb 3,1

In den letzten Stunden gab es auf Island wieder eine Reihe interessanter Erdbeben, die im Zusammenhang mit dem Vulkanismus der Insel standen. Insgesamt registrierte IMO innerhalb von 48 Stunden 138 Erdbeben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 3,1 und manifestierte sich in einer Tiefe von 100 m unter dem Meeresspiegel unter dem Gletschervulkan Katla. Ein weiteres Beben erreichte Mb 3,0 und 4 Erschütterungen hatten Magnituden im 2er-Bereich. 13 Erdstöße gab es insgesamt unter Katla. In den letzten Wochen steigerte sich die Seismizität unter dem Vulkan. Man kann zwar noch nicht von einer signifikanten Steigerung sprechen, doch auffällig ist sie allemal. Die Bodendeformation zeigte in den vergangenen 2 Tagen Subsidenz: Die Bodenhebung verringerte sich an der Station AUST von 15 auf 13 Zentimetern. Die Forscher von IMO gaben zur Bodendeformation bis jetzt kein mir bekanntes Statement ab, berichteten nur über die Erdbeben.

Die Seismizität unter einem weiteren subglazialen Vulkan bleibt ebenfalls leicht erhöht. Die Rede ist vom Grimsvötn, der unter dem Gletscher Vatnajökull liegt. Unter dem Vatnajökull wurden innerhalb von 48 Stunden gut 15 schwache Beben festgestellt. Einige manifestierten sich unter den Grimsvöten. Auch nördlich des Gletschers gab es an Askja und Herdubreid neue Beben. Weitere Messungen bestätigten den inflationären Trend mit 43 cm Bodenhebung seit August 2021. Im gesamten Erfassungsbereich des Gletschers registrierte IMO 82 Beben. Gegen die Hochphasen der Schwarmaktivität mag das wenig erscheinen, dennoch liegt die Tätigkeit über dem langjährigen Mittel und zeigt, dass die Erde nicht zur Ruhe gekommen ist.

Anders verhält es sich an der Tjörnes-Fracture-Zone und auf der Reykjanes-Halbinsel. Hier hat die seismische Aktivität in den letzten Wochen kontinuierlich nachgelassen und liegt nahe der Normalität. An der TFZ wurden im bekannten Beobachtungszeitraum 17 schwache Beben gemessen, auf Reykjanes waren es 21 Beben. Momentan sieht es nicht so aus, als würden magmatische Fluide aufsteigen und auch die tektonischen Bruchprozesse scheinen eine Verschnaufpause einzulegen. Doch das sind nur Momentaufnahmen. Die Erde macht, was sie will, und das Blatt kann sich jederzeit ändern.

IMO warnt übrigens vor Erdrutschen aufgrund langanhaltenden Regenfällen und wassergesättigten Böden. Besonders gefährdet ist der Inselosten.

Vulkane Islands am 25.11.22

Im Moment eruptiert kein isländischer Vulkan, doch in den letzten Tagen gab es unter mehreren isländischen Feuerbergen Seismizität, was ich als Anlass nahm, die GPS-Daten zu kontrollieren. Tatsächlich gibt es an mehreren Vulkanen Bodenhebungen um mehrere Zentimeter. Doch der Reihe nach.

Askja mit 43 cm Bodenhebung

Der Vulkan Askja stand letzten Monat öfters in den Schlagzeilen, weil es unter ihm, aber vor allem am Herdubreid, der zum Askja-System gehört, ein starkes Schwarmbeben gab. Inzwischen hat die Seismizität deutlich nachgelassen, wenngleich es Erdbeben gibt. Dafür funktioniert die GPS-Datenübertragung wieder, die seit Anfang Oktober offline war. Man erkennt, dass an der Messstation OLAC die Bodenhebung unverändert anhielt und sich mittlerweile auf 43 cm summierte. Auch der horizontale Versatz ist beachtlich und beträgt an einigen Stationen ca. 10 cm. Da wächst also eine ordentliche Beule in der Caldera. Sollte die Bodenhebung von Magma verursacht werden, dann steht möglicherweise ein größerer Vulkanausbruch bevor. Es ist aber auch möglich, dass andere magmatische Fluide (Gas, Tiefenwasser) für die enorme Bodenhebung verantwortlich sind, ähnlich wie wir es an der Caldera Campi Flegrei erleben. Die nächsten Monate werden uns vielleicht Erleuchtung bringen.

Grimsvötn mit abstürzender Bodendeformation

Südlich der Askja liegt der Grimsvötn. Er befindet sich unter dem Eis von Europas größtem Gletscher, dem Vatnajökull. Die Erdbebentätigkeit ist leicht erhöht, ohne dass es zu einem Schwarmbeben kommt. Bis vorgestern wurde an der Messstation GFUM eine schnelle Bodenhebung von 9 cm gemessen , doch die letzten 2 Messungen zeigten einen ebenso schnellen Absturz der Bodenhebung an. Die nächsten Tage werden zeigen, ob es sich um Fehlmessungen handelt oder ob die scheinbare Bodenhebung einfach so verpuffte und in Subsidenz umgeschlagen ist. In den letzten Jahren gab es mehrere Bodenhebungsphasen und mehr als einmal rechnete man mit einer Eruption. Irgendwann wird sie auch kommen, vielleicht sogar in den nächsten Monaten. Erwähnenswert ist, dass es vorgestern zu einem Beben M 3,0 unter dem benachbarten Vulkan Öræfajökull kam. Hier hatte man bereits 2018 mit einer Eruption gerechnet, die dann aber doch ausblieb.

Katla mit Beben und Deformation

Bei der Katla handelt es sich ebenfalls um einen großen subglazialen Zentralvulkan, der zugleich das Schreckgespenst Islands ist, denn die Eruptionen dort können sich auf Siedlungen in Vulkannähe katastrophal auswirken. An der Messstation AUST wird inzwischen 15 cm Bodenhebung angezeigt. Die Hebungsphase begann erst am 17. November. Für einen so kurzen Zeitraum ist die Hebung beachtlich, vorausgesetzt, es handelt sich nicht um ein Phantom, ähnlich wie es unter Grimsvötn der Fall zu sein scheint.

Es ist auch nicht auszuschließen, dass andere Phänomene die Bodenhebungen unter Katla und Grimsvötn verursachen. So ist in einer Meldung des isländischen Katastrophenschutzes zu lesen, dass es in den letzten Wochen sehr viel regnete und die Böden mit Wasser gesättigt sind. Aktuell erwartet man eine Unwetterfront, die weiteren Starkregen mit sich bringt. In der Folge könnte es zu Hochwasser in den Flüssen kommen. Es ist nicht auszuschließen, dass es zu Wasseransammlungen in subglazialen Kavernen kommt, die die Gletscher anschwellen lassen.

Unauffällig hingegen sind die GPS-Daten von Hekla und den Vulkanen auf Reykjanes. Über das Jahr gerechnet gab es unter Thorbörn nahe der Blauen Lagune zwar eine Bodenhebung, die auch durch die Eruption am Fagradalsfjall nicht abgebaut wurde, doch seit Juni stagniert diese und zeigt einen leicht rückläufigen Trend.

Drei Erdbeben M größer 3 unter isländischer Katla

3 Erdbeben mit Magnituden größer als 3 erschüttern auf Island Gletschervulkan Katla

Datum: 22.11.22 | Zeit: 19:55:15 UTC | 63.65 ; -19.14 | Tiefe: 0.1 km | Mb 3,9

Gestern Abend gab es einen kleinen Erdbebenschwarm unter dem südisländischen Gletschervulkan Katla. Insgesamt wurden 14 Beben registriert. Drei davon hatten Magnituden im 3er-Bereich. Das stärkste Beben brachte es auf Mb 3,9 und hatte ein Hypozentrum in nur 100 m Tiefe. Das Epizentrum wurde 5.6 km ost-nordöstlich von Goðabunga verortet und lag im Nordteil der subglazialen Caldera. Zwei weitere Erdstöße hatten die Magnituden 3,8 und 3,5. Insgesamt 5 Erdstöße hatten Magnituden im 2er-Bereich. Die Erdbeben lagen alle in geringen Tiefen. Als Auslöser kommen Fluidbewegungen infrage, aber auch Boden- bzw. Eissetzungen. Tatsächlich werden an 2 GPS-Messstationen Bodenhebungen angezeigt, was auf Inflation magmatischer Fluide hindeutet. An der Station AUST, die sich in der Nähe der Epizentren befindet, hob sich der Boden seit der letzten Woche um 7 Zentimeter. Seit Mai waren es gut 13 cm Bodenhebung. Ein weiteres Indiz dafür, dass sich unter der Caldera Magma sammelt. Statistisch gesehen ist Katla seit einigen Jahren überfällig und man wartet vor Ort besorgt auf einen Vulkanausbruch. Der letzte manifestierte sich im Jahr 1918 und brachte es auf einen VEI 4. Der Vulkan ist auch in der Lage noch stärkere Eruptionen zu erzeugen. So soll der Ausbruch von 1755 einen VEI 5 gehabt haben. Natürlich wurden Gehöfte und Siedlungen in Vulkannähe damals stark in Mitleidenschaft gezogen. Heute fürchtet man zudem um den Flugverkehr, denn der Nachbarvulkan Eyjafjallajökull hatte bei seinem Ausbruch 2010 den Flugverkehr über weite Teile Europas lahmgelegt, da er eine besonders feinkörnige Asche erzeugte, die sich mit dem Wind weit verbreitete. aber spätestens seit der Pandemie sollten Flugverbote ein wenig an Schrecken verloren haben, denn wir haben ja gelernt, dass es auch ohne das Fliegen geht.

Auch im Norden von Island gab es 4 Erdbeben mit Magnituden ab 3 Das Stärkste brachte es auf Mb 3,2. Sie ereigneten sich an der Tjörnes-Fracture-Zone. Dort gab es insgesamt 41 Beben innerhalb von 48 Stunden.