Myrdalsjökull: Gletscherlauf verursacht Sperrung der Ringstraße

Gletscherlauf am Myrdalsjökull wird wahrscheinlich nicht von einem subglazialen Vulkanausbruch der Katla verursacht

Der Gletscherlauf auf Island ist stärker als zunächst angenommen und führte zur Sperrung der Ringstraße zwischen Vík nach Kirkjubæjarklaustri. Damit ist die wichtigste Straße Islands unterbrochen. Zudem gab es heute weitere Erdbeben unter dem subglazialen Vulkan Katla.

Wie IMO in einem späten Update gestern um 21 Uhr mitteilte, deuteten die geophysikalischen Daten darauf hin, dass der Gletscherlauf nicht das Ergebnis eines Vulkanausbruchs der Katla unter dem Gletscher ist. Dennoch handelt es sich um einen starken Gletscherlauf: Der Wasserdurchfluss an der Brücke über Skálm betrug zu seinem Höchststand von etwa 1.000 m³/s. Damit ist der Jökulhlaup Vergleichbar mit den Gletscherläufen in Múlakvísl in den Jahren 2011 und 1955, und es wird erwartet, dass es mehrere Tage dauern kann, bis sich die Strömung in Skálm normalisiert.

Die isländische Meteorologiebehörde überwacht das Gebiet weiterhin, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass der  Lauf durch einen Vulkanausbruch verursacht wurde, obgleich es weitere Erdbeben unter dem Vulkan gab und auch Schwefelgeruch wahrgenommen wurde. Das Schmelzwasser, das diesen Gletscherlauf verursachte, stammt aus den Kavernen unter dem Eis. Ein GPS-Messgerät auf der Austmannsbunga zeigt, dass die Veränderungen in der Caldera einem regulären Gletscherlauf entsprechen, wobei unklar bleibt, warum bei solchen Läufen manchmal mehr Wasser freigesetzt wird.

Ein Patrouillenflug der Küstenwache, bestätigte, dass der Abfluss nur vom Sandfellsjökull kam und von dort in den Flusslauf des Skálm gelangte. Fotos von diesem Flug zeigen die Quelle des Laufs am Gletscherausläufer des Sandfellsjökull im östlichen Teil des Mýrdalsjökull.

Der Jökulhlaup begann im Fluss Skálm gestern um 13:20 Uhr und war möglicherweise größer als der große Lauf im Jahr 2011. Das Abflusswasser fließt in seiner jetzigen Form vom Sandfellsjökull in den Skálmar-Kanal und hat die Brücke und Teile der Ringstraße überflutet. Die Straße wurde gesperrt, da das Hochwasser die Brücke beschädigte.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass weiteres Wasser unter dem Gletscher hervorkommt und möglicherweise auch den Fluss Múlakvísl erreicht. Die erhöhte Turbulenz, die gestern Morgen gemessen wurde, könnte darauf hinweisen, dass noch mehr Wasser erwartet wird.

Katla: Erdbeben und möglicher Gletscherlauf

Mehrere Erdbeben erschütterten isländischen Gletschervulkan-Katla – Anzeichen für einen Gletscherlauf

Unter dem isländischen Gletschervulkan Katla ereigneten sich heute zwölf schwache Erdbeben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,9 und ein Hypozentrum nahe der Erdoberfläche. Die Erdbeben könnten im Zusammenhang mit einem Gletscherlauf stehen. Wie IMO mitteilte, gibt es neben den Erdbeben weitere Anzeichen eines Gletscherlaufs, da die elektrische Leitfähigkeit des Wassers von Flüssen erhöht ist, die den Gletscher Myrdalsjökull entwässern. Hierbei handelt es sich um den Gletscher, der den subglazialen Vulkan verbirgt. Die elektrische Leitfähigkeit im Fluss Skálm nahe der Straße V412 ist sogar ungewöhnlich hoch. Daher wird empfohlen, sich von den Quellen am Múlakkíslar und am Kátlujökull fernzuhalten.

Die Erhöhung der Leitfähigkeit kommt durch die Beimischung von geothermischem Wasser im Schmelzwasser der Flüsse zustande. Gegenüber dem isländischen Fernsehsender RUV erklärte ein Naturkatastrophenexperte, dass dies wahrscheinlich kein Hinweis auf einen bevorstehenden Ausbruch ist, obwohl IMO heute Morgen ebenfalls erhöhte Gaswerte meldete und Berichte über Schwefelgeruch in Flussnähe vorliegen.

Böðvar Sveinsson, Experte für Naturgefahren beim Isländischen Wetteramt, erklärt, dass derzeit keine Anzeichen für einen bevorstehenden Ausbruch bestehen. Er deutet darauf hin, dass das Jökulhlaup wahrscheinlich bereits im Abklingen ist. Die aktuelle Unruhe und die Erdbeben stehen im Zusammenhang mit geothermischen Aktivitäten. Diese Jökulhlaups treten fast jährlich auf, oft bedingt durch Regenfälle und höhere Temperaturen, die die Wasseroberfläche in die Kavernen fließen lassen.

Obwohl das Risiko eines Ausbruchs gering ist, wird empfohlen, bei Reisen in die Region vorsichtig zu sein. Insbesondere sollte man sich von den Quellen von Flüssen wie Kötlujökull fernhalten, da dort Schwefelverschmutzungen auftreten können. Auch entlang des Laugavegin-Wanderwegs könnte man auf Schwefelverschmutzungen stoßen. Urlauber und Bevölkerung werden dazu aufgefordert, längere Aufenthalte in der Nähe der Gletscherquellen des Mýrdalsjökull zu vermeiden und Vorsicht walten zu lassen, ohne in Panik zu verfallen.

Eine erhöhte Erdbebenaktivität gibt es auch im Bereich von Selfoss in Südisland und natürlich auf der Reykjanes-Halbinsel. In Bezug auf das Eruptionsgebiet Svartsengi hat sich seit gestern nichts wesentlich verändert.

Update 17:30 Uhr:
Inzwischen wurde der Gletscherlauf bestätigt und erste Flüsse traten über die Ufer.

Island: Erdbeben M 3,3 unter Katla

Erdbeben Mb 3,3 erschüttert isländischen Gletschervulkan Katla – Ein Mikrobeben unter Hekla

Einer der gefährlichsten Vulkane auf Island wurde gestern Abend von mehreren Erdbeben erschüttert. Das seismische Netzwerk von IMO registrierte 9 Erschütterungen im Bereich des Gletschers Myrdalsjökull, der die Katla-Caldera bedeckt. Der stärkste Erdstoß brachte es auf eine Magnitude von 3,3 und lag somit in dem Magnitudenbereich, in dem Erdbeben gespürt werden können, insbesondere wenn die Erdbebenherde so flach liegen, wie es gestern unter Katla der Fall war: Das Hypozentrum wurde in 100 m Tiefe ausgemacht. Die Höhen- bzw. Tiefenangaben von Erdbeben beziehen sich normalerweise auf das Niveau des Meeresspiegels und nicht auf die tatsächliche Oberfläche der Lokation. Somit befand sich der Erdbebenherd tatsächlich fast 1500 m unter der Oberfläche, denn der Gletscher über dem Vulkan hat eine Gipfelhöhe von 1376 m. Drei weitere Beben hatten Magnituden im Zweierbereich. Zwei brachten es auf Mb 2,8 und eins auf Mb 2,3. Es war die stärkste Erdbebenserie unter Katla seit vielen Monaten. Statistisch gesehen ist ein Ausbruch hier überfällig, und daher werden Erdbeben und andere Änderungen der Katla immer besonders argwöhnisch betrachtet. Das Gefahrenpotenzial einer subglazialen Eruption ist immer besonders groß, da Schmelzwasser vom Gletscher in Interaktion mit der Lava tritt, was Explosionen verstärken kann und Gletscherläufe und Lahars auszulösen vermag. So könnten große Aschewolken entstehen, die den Flugverkehr beeinträchtigen und nahegelegene Siedlungen von Schmelzwassermassen bedroht werden. Doch die aktuellen Erdbeben sind nicht als Vorzeichen eines unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruchs zu sehen, sondern zeigen nur, dass Katla unruhig schläft und sich evtl. langfristig auf eine neue Eruption vorbereitet.

Statistisch überfällig sind auch andere Vulkane auf Island, etwa die Hekla, die in Sichtweite der Katla liegt und die gestern ebenfalls von 3 schwachen Erdbeben heimgesucht wurde. Die Erschütterung hier hatte eine Magnitude von 0,1 und war extrem schwach. Die GPS-Messdaten einiger Stationen der Region zeigen im Verlauf von einem Jahr eine leichte Bodenhebung von 1 bis 2 Zentimetern an. Hekla hat die Eigenschaft, mit nur wenigen Vorzeichen und geringer Vorwarnzeit auszubrechen, doch ich gehe auch hier davon aus, dass das jetzt nicht der Fall sein wird.

Island: Erdbeben unter Katla am 06.02.24

Erdbeben Mb 3,4 erschüttert Katla – Situation bei Svartsengi kritisch

Datum 04.02.2024 | Zeit: 04:17:16 UTC | Lokation: 63.628  ; -19.056  | Tiefe: 0,1 km | Mb 3,4

Heute Morgen bebte es unter dem subglazialen Vulkan Katla mit einer Magnitude von 3,4. Das Beben ereignet sich um 7:51 Uhr Ortszeit. Das Hypozentrum wurde in nur 100 m Tiefe ausgemacht. Solche Erschütterungen unter der Katla sind nicht alltäglich, kommen aber immer wieder vor. Ungewöhnlich war eher, dass es ein einzelnes Erdbeben war und keinen Erdbebenschwarm auslöste. Das liegt die Vermutung nahe, dass die Erschütterung im Zusammenhang mit Eisbewegungen auftrat, zumal das Hypozentrum sehr flach lag.

Die Erdbebenaktivität auf Reykjanes war gestern wie berichtet sehr hoch. Inzwischen ebbte sie ab, aber es gibt immer noch Erdbeben vor der Westküste der Halbinsel und entlang der Magmatischen Gänge bei Svartsengi. In den letzten 48 Stunden ereigneten sich mehr als 250 Beben.

Die Bodenhebung bei Svartsengi verlangsamte sich deutlich. Diesmal nicht nur an der Messstation SENG, sondern auch im gesamten Umfeld. Entweder hat der Magmenzustrom aus der Tiefe deutlich nachgelassen oder das Magma wird durch den Gegendruck im gefüllten Speichersystem ausgebremst.

Einem neuen IMO-Bericht zufolge, der gestern Abend veröffentlicht wurde, sollen sich im Speicherreservoire unter Svartsengi auf einmal zwischen 9 und 13 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt haben. Letzte Woche war noch von 6 Millionen Kubikmeter die Rede. Diesen Wert hatte ich bereits damals für zu niedrig gehalten. Die Vulkanologen gehen nach wie vor davon aus, dass das System unter Druck steht und es bald zur Eruption kommen könnte.

Als Vorwarnsystem werden nun Bohrlöcher des Geothermalkraftwerks eingesetzt, in denen 40 bis 50 Minuten vor den letzten drei Ereignissen der aktuellen Hebungsphase der Gasdruck deutlich anstieg. Inzwischen gilt es als gesichert, dass dieser Druckanstieg als Frühwarnindikator einer bevorstehenden Intrusion angesehen kann, und es wurde ein System entwickelt, das die IMO-Wissenschaftler automatisch per E-Mail benachrichtigt, wenn es zu einem Druckanstieg kommt. So hat man neben der Seismik ein weiteres Instrument zur Kurzfristprognose eines bevorstehenden Vulkanausbruchs in der Hand.

Weiter Erdbeben am Fagradalsfjall – News vom 16.09.23

Weiterer Erdbebenschwarm am Fagradalsfjall auf Island

Unter dem Isländischen Vulkan Fagradalsfjall gab es gestern einen weiteren Erdbebenschwarm. IMO registrierte in den letzten 48 Stunden 78 Beben. Die meisten Erschütterungen konzentrieren sich im Bereich des Fagradalsfjall-Vulkans und waren von geringer Magnitude. Die Hypozentren streuten grob in Tiefen zwischen 4 und 8 km, wobei es auch einige Ausreißer gab, die entweder flacher oder tiefer lagen. Die Daten sprechen dafür, dass die Beben im Zusammenhang mit dem magmatischen Gang stehen, der die letzten 3 Eruptionen auf Island mit Schmelze versorgte.

Gestern erschien bei MBL auch wieder ein Artikel, in dem der isländische Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson zu Wort kam. Er meinte, dass die Bodenhebung in der Region weiter anhält und rechnet in den nächsten Monaten mit einer weiteren Eruption auf Reykjanes. Der Forscher hält es für gut möglich, dass sich das Eruptionszentrum dann weiter Richtung Osten verlagern könnte. Statistisch gesehen rechnet er im Juni nächsten Jahres mit einem Ausbruch, da sich das Pausenintervall der letzten beiden Eruptionen jeweils um einige Tage verkürzte. Zwischen dem ersten und dem zweiten Ausbruch sind 321 Tage vergangen und dann 318 Tage zwischen dem zweiten und dem dritten Ausbruch. „Wenn sich dieses Muster fortsetzt, stehen wir irgendwann im Juni nächsten Jahres vor einem Ausbruch“, äußert sich Þorvaldur Þórðarson gegenüber MBL.

Östlich des Keilirs wurde eine Aufheizung des Bodens detektiert, worüber ich im letzten Update zu diesem Thema schon berichtete. Gestern wurde auf Youtube auch ein neues Drohnenvideo veröffentlicht, das Thermalaufnahmen zeigt, die diese Bodenerwärmung zu bestätigen scheinen. Allerdings muss man auch klarstellen, dass es auf Reykjanes mehrere Thermalgebiete gibt und warme Bodenstellen sollten auch ohne oberflächennahe Magmenintrusion keine Seltenheit sein.

In dem erwähnten Zeitungsartikel sprach der Vulkanologe auch über den Vulkan Katla, der ebenfalls Zeichen der Unruhe von sich gibt. Þorvaldur meint, dass der Vulkan innerhalb von 30 Jahren zu einer Eruption bereit sein könnte, vorausgesetzt, das Tempo der Aufladung ändert sich nicht. Das ist dann wesentlich länger, als andere Vulkanologen bereits vor Jahren postulierten.

Tatsächlich sehe ich aktuell unter der Katla eine stärkere Bodenhebung aus den IMO-GPS-Daten, als es am Fagradalsfjall ablesbar ist. Während sich an der Katla-Messstation AUST der Boden in den letzten 3 Monaten um gut 50 mm hob, erkennt man an der Fagradalsfjall-Messstation FEFC seit April eine Bodenhebung von knapp 30 mm. Anzumerken ist hier, dass es schon vor der Eruption im Juli zu einer Deflation kam und die Bodenhebung jetzt wieder so groß ist wie drei Wochen vor dem Ausbruch.

Erdbeben und Bodenhebung auf Island am 07.09.23

Schwarmbeben und Deformation am Fagradalsfjall auf Island

Heute Morgen ereignete sich ein kleiner Erdbebenschwarm am Fagradalsfjall auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel. Die Beben waren von geringen Magnituden und manifestierten sich im Bereich des magmatischen Gangs, der den Vulkan bei Eruptionen mit Magma versorgt. Die Hypozentren schwankten zwischen 5 und 7 km Tiefe. Unklar ist, ob die Beben durch Magmenaufstieg verursacht wurden, oder ob es sich eher um Abkühlungs- und Schrumpfungsprozesse handelte. Da sich in der Gegend auch tektonische Störungen befinden, lässt sich eine entsprechende Herkunft der Erschütterungen nicht ausschließen. Für die erste Theorie spricht, dass es weiterhin eine Bodenhebung infolge von Inflation gibt. Leider ist die GPS-Messstation direkt am Vulkan seit der letzten Eruption im Juni offline, doch die benachbarte Station Festarfjall und Krisuvik zeigt eine Bodenhebung von 20 mm seit Eruptionsende an. In der letzten Woche lag die Bodenhebung noch bei 18 mm. Es handelt sich allerdings um Rohdaten, die noch korrigiert werden könnten. An der Festarfjall-Messstation wurde vor der letzten Eruption eine ähnliche Bodenhebung angezeigt, wie es jetzt der Fall ist. Isländische Vulkanologen zeigten sich bereits erstaunt, dass es so kurz nach der Eruption wieder Bodenhebungen gibt. Erstaunlicher Weise zeigten die GPS-Messungen vor der letzten Eruption nur geringe Bodenhebungen direkt am Fagradalsfjall an. Aktuell sind keine Werte aus dem direkten Umfeld von Vulkan und Magmatischen Gang online bzw. öffentlich zugänglich. Bis sich Genaueres sagen lässt, müssen wir wohl auf neue InSAR-Karten warten.

Unter Reykjanes wurden in den letzten 48 Stunden 59 Erschütterungen detektiert. Bei weitem nicht alle Erdbeben gehörten zum Schwarmbeben am Fagradalsfjall, so kann man in der Tat nur von einem kleinen Schwarmbebens sprechen. In der letzten Woche ereigneten sich unter Island „nur“ gut 500 Beben und damit halb so viel, wie in den Wochen zuvor. IMO schreibt dazu, dass es den ersten Herbstrum gegeben hat, und der Wind könnte die Detektion schwache Erdbeben vereitelt haben. So könnte die tatsächliche Erdbebentätigkeit stärker gewesen sein.

Bodenhebung gibt es aktuell auch am subglazialen Vulkan Katla. Die Messstation AUST zeigt eine Bodenhebung von 40 mm seit Juli 2023. Auch die Askja bläht sich weiter auf. Hier liegt der Maximalwert bei 680 mm.

Erdbeben und Gletscherlauf auf Island am 30.08.23

Erdbeben M 3,7 unter Vulkan Katla auf Island

Datum 29.08.23 | Zeit: 23:49:58 UTC | 63.621 ; -19.121 | Tiefe: 1,1 km | Md 3,7

Kurz vor Mitternacht ereignete sich unter dem subglazialen Vulkan Katla ein Erdbeben der Magnitude 3,7. Das Hypozentrum lag in 1 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 4,6 km nord-nordwestlich von Hábunga lokalisiert. Der Erdstoß war in der Region wahrnehmbar und konnte besonders im Ort Vik deutlich gespürt werden. Es folgten einige Nachbeben, von denen das stärkste eine Magnitude von 2,8 hatte. Seit Jahresbeginn wurde unter Katla ein Anstieg der seismischen Aktivität verzeichnet, doch das letzte Mal, dass ein Ereignis dieser Größenordnung festgestellt wurde, war am 23. Juli. Seit Anfang 2023 wurden achtzehn Erdbeben der Stärke M 3,0 oder höher registriert, die meisten davon in einem Schwarm am 30. Juni.

Die Katla-Caldera liegt unter dem Gletscher Myrdalsjökull und ist statistisch gesehen mit einem Ausbruch überfällig. In den letzten Jahren gab es häufig Anzeichen dafür, dass sich der Vulkan auf eine Eruption vorbereitet: Es gab Schwarmbeben, die mit Phasen der Bodenhebung einhergingen. Es kam sogar zu Schmelzwasser-Gletscherläufen, und es wurde spekuliert, ob es nicht eine kleine Eruption unter dem Eis gegeben hatte. Doch bislang kam es zu keinem größeren Ausbruch.

Gletscherlauf Skaftá

Aktuell gibt es einen Gletscherlauf, der sich am benachbarten Gletscher Vatnajökull ereignet. Der Vatna ist der größte Gletscher Islands und bedeckt gleich mehrere große Vulkane. Der Gletscherlauf lässt den Fluss Skaftá anschwellen und steht im Zusammenhang mit der Freisetzung geothermaler Energie des Vulkans Grimsvötn. Wie bereits gestern berichtet wurde, entwässert eine der beiden subglazialen Kavernen, in denen sich Schmelzwasser angesammelt hatte. Der Schmelzwasserzustrom in den Kavernen erfolgt relativ gleichmäßig. Die Entwässerung beginnt, wenn der Wasserdruck bzw. der Wasserstand in den Kavernen zu hoch wird und einen Schwellenwert überschreitet. Allem Anschein nach handelt es sich bisher um einen kleinen Gletscherlauf. Der Wasserfluss der Skaftá erhöhte sich auf 620 Kubikmeter pro Sekunde und beträgt nur etwas mehr als 1/10 der Wassermenge, die beim großen Gletscherlauf von 2015 transportiert wurde.

Erdbeben-News 03.07.23: Tonga

Starkes Erdbeben Mw 6,7 bei Tonga

Datum 02.07.23 | Zeit: 10:27:44 UTC | -17.819 ; -175.073 | Tiefe: 224 km | Mw 6,7

Gestern Mittag erschütterte ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,7 die Inselrepublik Tonga. Dieser Wert stammt vom EMSC. Das GFZ kam auf eine Magnitude von 6,9 Das Epizentrum des Bebens lag im Norden des Archipels und wurde 148 km west-nordwestlich von Neiafu lokalisiert. Da sich der Erdbebenherd in 224 km Tiefe befand und somit bereits im Erdmantel lag, wirkte sich das Erdbeben an der Oberfläche nicht so stark aus, wie man es bei einem Erdbeben dieser Magnitude erwarten würde. Es gab mehrere Nachbeben.

Das Beben stand sehr wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Subduktion am Tonga-Graben und ereignete sich an einem Stück subduzierter Ozeankruste, das bis in den Erdmantel abgetaucht ist, ohne plastisch zu werden. Dadurch konnten sich Spannungen im Gestein durch spröden Bruch abbauen. Die Region ist bekannt für ihre Mantelbeben, die weltweit am häufigsten auftreten und zu den stärksten gehören.

Tonga ist nicht nur für seine Erdbeben berüchtigt, sondern auch für seine Vulkane. Das Archipel bildet einen vulkanischen Inselbogen. Es gibt nicht nur Vulkaninseln, sondern auch submarine Vulkane wie den Hunga Tonga-Hunga Ha’apai, der vor 2 Jahren für den größten Vulkanausbruch der letzten 150 Jahre verantwortlich war. Es ist unwahrscheinlich, dass es in nächster Zeit zu einem erneuten Ausbruch des genannten Vulkans kommt, aber durch ein starkes Erdbeben könnte eine Eruption am Inselvulkan Tofua ausgelöst werden. Der Vulkan ist fumarolisch aktiv und erzeugt manchmal schwache Wärmeanomalien. Bereits im letzten Jahr bestand die Befürchtung eines Vulkanausbruchs. Laut GVP befindet sich der Vulkan seit 2015 tatsächlich in einer schwachen eruptiven Phase. Der letzte größere Vulkanausbruch am Tofua ereignete sich im Jahr 2011.


Weitere Erdbebenmeldungen

Island: Erdbeben M 3,1 unter Katla

Datum 02.07.23 | Zeit: 22:57:14 UTC | 63.661 ; -19.165 | Tiefe: 0,1 km | Mb 3,1

Der isländische Calderavulkan Katla kommt nicht zur Ruhe. Gestern Abend manifestierte sich ein weiterer Erdstoß der Magnitude 3,1. Das Hypozentrum lag wieder in 100 m Tiefe. Das Epizentrum wurde 4.8 km ost-nordöstlich von Goðabunga lokalisiert. Es gab auch einige schwächere Erdbeben.

Erdbeben auf Island: Blafjöll am 01.07.06

Schwarmbeben am isländischen Blafjöll

Im Süden von Island, im Übergangsbereich zwischen der Reykjanes-Halbinsel und Südisland, manifestierte sich heute Früh ein Schwarmbeben. Die Isländische Meteorologische Behörde (IMO) meldet in dem Gebiet 140 Erschütterungen. Sie wurden 4,0 km südwestlich von Litla Kaffistofan lokalisiert und lagen in einer Tiefe von etwa 5 km. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 1,4. Blafjöll ist eine vulkanische Erhebung, die wegen ihres Wintersportgebiets bekannt ist und zum Vulkansystem Brennisteinsfjöll gehört, welches ebenfalls eines der fünf großen Rissysteme auf Reykjanes bildet. Schwarmbeben sind in diesem Gebiet nicht ungewöhnlich und kamen seit 2021 häufiger vor. Am Tag zuvor gab es ein Schwarmbeben bei Krisuvik, einem Vulkangebiet, das mit dem magmatischen Gang am Fagradalsfjall assoziiert ist. Seit Anfang Mai ist eine kontinuierliche Zunahme der Seismizität auf der Halbinsel zu beobachten, die meiner Meinung nach mit magmatischen Prozessen an der Grenze zur Asthenosphäre gekoppelt sein könnten, obwohl es dort selbst keine Erdbeben gibt.

Definitiv mit magmatischen Prozessen gekoppelt ist die seismische Aktivität unter der Katla-Caldera. Nach dem Schwarmbeben gestern gab es nur noch vereinzelte Erdbeben. Das stärkste Beben gestern hatte eine Magnitude von 4,4 und wurde von Leuten gespürt, die sich bei Thorsmörk aufhielten. IMO veröffentlichte ein Statement, nachdem man im Fluss Múlakvísl eine erhöhte elektrische Leitfähigkeit gemessen hat. Diese kommt sehr wahrscheinlich durch vulkanische Mineralien und Gase im Wasser zustande. Zudem wurde am Gletscher eine erhöhte Konzentration vulkanischer Gase gemessen. Die Interpretation der Messungen lässt auf geothermische Aktivität schließen, magmatische Bewegungen können jedoch nicht ausgeschlossen werden. Die geothermische Aktivität eines Vulkans steht im Allgemeinen im direkten Zusammenhang mit einem Magmenkörper unter dem Vulkan, von dem Erdwärme und Fluide ausgehen. Warum dies im Bereich der Katla gehäuft während des Sommers auftritt, ist unklar. Dieser Umstand führt in den Sozialen Medien zu Spekulationen über einen anderen Ursprung der Erdbeben: Man vermutet Eisbruch, der durch Eisschmelze während des Sommers verursacht werden soll. Diese Spekulationen werden durch den Umstand verstärkt, dass die Erdbeben zum großen Teil in nur 100 m Tiefe (unter dem Meeresspiegel) liegen. Meiner Meinung nach sind viele der Erdbeben zu stark, als dass sie durch Eisbruch hervorgerufen werden könnten. Sollte dem so sein, würde ich auch sichtbare Depressionen im Gletschereis erwarten. Was dagegen spricht, ist, dass die Erdbeben praktisch nur im Bereich der Caldera auftreten, wo das Eis am dicksten ist und durch sommerliche Temperaturen an der Oberfläche kaum beeinflusst werden dürfte. Über der Caldera ist die Eisschicht des Myrdalsjökull 500-600 Meter mächtig. Vergleichbare Effekte müssten auch an anderen Gletschern auftreten, was aber derzeit nicht der Fall ist.