Island: 3 Erdbeben im Dreierbereich bei Katla und Keilir

Erdbeben unter der Katla – stärkstes Erdbeben des Jahres

Die Erde auf Island bleibt unruhig: Seit gestern Abend gab es an 2 verschiedenen Orten 3 Erdbeben mit Magnituden im Dreierbereich. Das stärkste Erdbeben M 3,6 manifestierte sich heute Morgen unter dem subglazialen Vulkan Katla in einer Tiefe von nur 0,2 Kilometer. Das Epizentrum wurde 6,4 km nordöstlich von Goðabunga lokalisiert. Damit befand es sich am Nordrand der Caldera unter dem Gletscher Myrdalsjökull. Ein Zusammenhang mit dem Gletscherlauf vom Wochenende kann nicht ausgeschlossen werden, auch wenn das Beben für ein Eisbruchbeben eigentlich zu stark war. Außerdem gab es drei schwächere Nachbeben.

Laut IMO-Expertin Bjarki Kaldalóns Friis war es das stärkste Beben, das sich dieses Jahr unter Katla manifestiert hat. Das Zweitstärkte ereignete sich im Februar und hatte eine Magnitude von 3,4. Sie hält diese Beben für normal und sagte gegenüber MBL: Es würde kein Grund zur Sorge bestehen.

Interessant finde ich ein schwaches Beben, das sich unter dem Hekla-Gipfel ereignete, der in Sichtweite vom Myrdalsjökull liegt. Hier kommt es in den letzten Monaten immer häufiger zu Erschütterungen. Ein mögliches Anzeichen für ein langsames Aufheizen des Vulkans.

Zwei Erdbeben in Sichtweite von Keilir im Krysuvik-System

Bereits gestern Abend bebte es gleich zweimal im Bereich des Spaltensystems von Krysuvik und dem Kegel des vulkanischen Keilir. Die Beben hatten die Magnituden 3,6 und 3,3 und Hypozentren um 5 km Tiefe. Die Epizentren wurden knapp 5 Kilometer östlich vom Keilir lokalisiert. Damit lagen sie etwa auf halbem Weg zwischen Keilir und dem Kleifarvatn im Ridge des Krysuvik-Systems. In diesem Bereich gab es in den letzten Monaten häufiger Erdbeben und es stellt sich natürlich die Frage nach der Ursache. Wahrscheinlich sind es tektonische Erschütterungen, die möglicherweise Reaktionen auf das geänderte Spannungsfeld infolge der Magmenintrusion bei Svartsengi und Fagradalsfjall darstellen. Der erste magmatische Gang, der 2021 beim Fagradalsfjall intrudierte, streckte seine Finger bis an den Südrand des Keilir aus. Aktuell wird hier aber keine nennenswerte Bodendeformation festgestellt. Diese Beben hatte ich bereits gestern am Rande erwähnt.

Katla: 4. Gletscherlauf seit Juli

Auf Island findet ein weiterer Gletscherlauf des Myrdalsjökull statt – Subglazialer Vulkan Katla Mitverursacher

Gestern berichtete ich über eine erhöhte seismische Tätigkeit des Vulkans Katla, der sich unter dem isländischen Gletscher Myrdalsjökull verbirgt. Wie sich heute herausstellte, wurden einige der flacher gelegenen Erdbeben von einem kleinen Gletscherlauf verursacht, der heute aber schon wieder fast vorbei ist. Es war bereits der dritte kleine Gletscherlauf, der seit dem Großen im Juli registriert wurde. Bei dem großen Gletscherlauf wurde eine Brücke der Ringstraße beschädigt, die über den Fluss Skálm führt. In diesem Fluss manifestierte sich auch die aktuelle Gletscherflut.

Heute Abend haben die Messwerte im Fluss Skálm wieder fast normale Werte erreicht, was darauf hindeutet, dass die Gletscherflut dort so gut wie beendet ist. Zuvor waren die elektrische Leitfähigkeit und der Wasserstand des Flusses deutlich gestiegen, allerdings ohne katastrophale Werte zu erreichen.

IMO Expertin für Naturkatastrophen Minney Sigurðardóttir meinte in einem Interview mit MBL, dass diese kleinen Gletscherläufe nichts Ungewöhnliches für die Sommermonate seien, ergänzte aber, dass die vom Vulkan verursachte Erdwärme unter dem Gletscher die Eisschmelzen beschleunigt, was zu kleinen Schmelzwasserläufen führt.

In einer Mitteilung des isländischen Wetteramts wurden die Menschen aufgefordert, in der Nähe des Flusses vorsichtig zu sein, da in der Region eine mögliche Gasverschmutzung droht. Sie merkte jedoch an, dass die Warnung voraussichtlich im Laufe des Tages zurückgezogen wird.

Die Wetterlage und Windverhältnisse spielen dabei eine Rolle, wobei die mögliche Gasbelastung hauptsächlich die Flussquelle am Gletscherfuß betrifft. Bisher seien jedoch keine Berichte über Vorfälle eingegangen.

Im Bereich des größten Gletschers Europas -Vatnajökull- ereigneten sich über das Wochenende auch auffällig fiele Beben, die weit über den Gletscher streuten. Mein Spekulatius dazu ist, dass sich hier vielleicht auch ein Gletscherlauf anbahnt, doch dafür liegen die meisten Beben eigentlich zu tief.

Erdbeben auf Reykjanes

Die Bebentätigkeit im Bereich der Katla war heute gering. Anders sah es allerdings auf Reykjanes aus, wo es weiterhin eine erhöhte Seismizität in den Systemen von Krysúvik und Fagradalsfjall gibt. Ganz aktuell tauchten gerade auf der IMO Erdbebenkarte zwei grüne Sternchen im Bereich von Keilir auf. Den ersten Werten zufolge kamen die Beben auf die Magnituden 3,6 und 3,3. Die Hypozentren wurden in 5 km Tiefe festgestellt. Das sind aber automatisch erstellte Werte, die noch korrigiert werden könnten.

Island: Gletscherlauf am Myrdalskökull/ Katla

Am Fluss Skálm bahnt sich ein weiterer Gletscherlauf an -Vulkanische Aktivität der Katla als Ursache vermutet

Steht der subglaziale Calderavulkan Katla, der vom Myrdalsjökull-Gletscher verdeckt wird, kurz vor einem Ausbruch? Diese Frage wird derzeit in Island diskutiert, da Hinweise auf einen weiteren Gletscherlauf im Fluss Skálm aufgetaucht sind. Bereits im Juli kam es zu einem relativ großen Gletscherlauf, der eine Brücke entlang der Ringstraße, die über den Skálm führt, beschädigte.

Gestern begann der Pegel des Gletscherflusses erneut zu steigen, wenn auch nicht in dem Ausmaß wie im Juli. Eine Gefahr für die Straße besteht derzeit nicht. Allerdings gibt es Anzeichen für vulkanische Aktivitäten unter dem Gletscher: Die Leitfähigkeit des Wassers hat stark zugenommen. Dies deutet darauf hin, dass das Wasser eine erhöhte Konzentration vulkanischer Mineralien enthält, da diese die elektrische Leitfähigkeit des Wassers erhöhen.

Zusätzlich wurde in der Region ein verstärkter Schwefelgeruch wahrgenommen, wie er für geothermales Wasser typisch ist. Wahrscheinlich ist eine erhöhte Wärmeproduktion in Kombination mit dem Gasausstoß subglazialer Fumarolen der Katla die Ursache für die Gletscherschmelze und das Hochwasser im Skálm. Die Behörden warnen vor erhöhter Luftverschmutzung infolge der Gase.

Während mehrere isländische Medien berichten, dass es keine erhöhte seismische Aktivität unter Myrdalsjökull und Katla gebe, vertrete ich eine andere Meinung. In den letzten Tagen gab es tatsächlich mehrere kleine Erdbebenschwärme unter dem Vulkan. Eine genauere Betrachtung der GPS-Daten zeigt zudem eine leichte Bodenhebung von 3 Zentimetern an der Messstation AUST.

Meiner Ansicht nach steuert Katla auf einen weiteren Höhepunkt ihrer mehrjährigen Aufwärmphase zu, die zyklisch verläuft. Ob sie jedoch tatsächlich kurz vor einem Ausbruch steht, halte ich für unwahrscheinlich. Vor einer Eruption würde ich eine mehrmonatige Phase starker Erdbebenschwärme und einer deutlichen Bodenhebung erwarten.

Sollte es aber tatsächlich in den nächsten Jahren zu einer Eruption der Katla kommen, ist es wahrscheinlich, dass dieser Ausbruch in Punkto Explosivität alles in den Schatten stellt, was man in den letzten Jahren auf Island und Reykjanes gesehen hat. Zudem drohen massive Gletscherläufe mit einem großen Zerstörungspotenzial.

Island: Schwarmbeben an mehreren Lokationen am 08. September

 

An mehreren isländischen Vulkansystemen gibt es Schwarmbeben – der Südwesten der Insel ist besonders betroffen

Der Vulkanausbruch bei Sundhnúkur auf der Reykjanes-Halbinsel ist offiziell für beendet erklärt worden, und tatsächlich ist die Erdbebentätigkeit entlang der Kraterreihe gering. Trotzdem geht die Bodenhebung unverändert weiter und zeigt, dass sich der nächste Vulkanausbruch bereits vorbereitet. In einem MBL-Interview meinte der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson, dass bei einem der nächsten Ausbrüche die wichtige Hauptstraße Reykjanesbraut in Gefahr sein könnte. Es besteht die Möglichkeit, dass ein Lavastrom die Straße wenige Stunden nach einem neuen Vulkanausbruch erreichen könnte. Þórðarson gibt den Denkanstoß, den Bau von Schutzdämmen von Grindavik in den Norden zu verlagern. Auf der nördlichen Seite der Straße beginnt auch der dichtbesiedelte Küstenstreifen bei Vogar. Þorvaldur verrät außerdem, dass man seit Beginn der Krise im Jahr 2021 bereits Pläne entwickelt, was zu tun ist, wenn Siedlungsgebiete im Norden von Vulkanausbrüchen betroffen werden.

Während man über Eruptionen nördlich der Wasserscheide auf Reykjanes nachdenkt, kam es zu zwei Schwarmbeben westlich von Reykjanes: Am Reykjanes-Rücken bebte es vor der Küste bei Reykjanestá und bei Geirfugladrangur, einer kleinen Insel bei Eldey. Schwarmbeben kamen hier im Zusammenhang mit der gesteigerten seismischen Aktivität auf Reykjanes häufiger vor, darunter auch einige von signifikanter Stärke. Insgesamt wurden 44 Beben registriert.

Unter dem subglazialen Vulkan Katla manifestierte sich ein kleinerer Schwarm, dessen Beben bis zum westlich gelegenen Nachbarvulkan Eyjafjallajökull streuten. Innerhalb von 24 Stunden gab es gut zwei Dutzend schwache Erschütterungen. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,1 und lag direkt in der Katla-Caldera.

Der Erdbebenschwarm beim südlich vom Langjökull gelegenen Schildvulkan Skjaldbreið, über den ich bereits gestern berichtete, hält an. Innerhalb von 48 Stunden gab es genauso viele Erdbeben.

Auffällig ist, dass sich die isländische Bebentätigkeit auf den Südwesten der Insel konzentriert, obgleich es auch Erdbeben unter dem Vatnajökull und entlang der Tjörnes-Fracture-Zone im Norden gab. Insgesamt wurden auf Island 129 Erschütterungen in den letzten zwei Tagen registriert.

Island: 3 Erdbeben mit Magnituden im Dreierbereich

Erdbebenaktivität unter Bardarbunga und Katla weiter erhöht – Drei Erdbeben im Dreierbereich

Der Untergrund auf Island ist alles andere als stabil. Zwar droht er nicht überall nachzugeben, doch zahlreiche Erdbeben zeugen von der Dynamik der Erdkruste entlang der kontinentalen Naht zwischen Europa und Nordamerika. Genaugenommen besteht die Insel aus einem Stück angehobener Ozeankruste entlang des Mittelatlantischen Rückens, die durch einen Mantelplume nach oben gedrückt wurde. Die hieraus resultierende vulkanische Aktivität hat die Kruste zusätzlich verdickt, so dass sie über den Meeresspiegel hinausragt. Klassische Sedimente kommen auf Island nur im geringen Umfang vor und spielen bei der Bildung des Untergrunds eine untergeordnete Rolle. Die Prozesse, die zur Inselbildung führten, sind noch lange nicht abgeschlossen, und augenblicklich erleben wir eine aktive Phase, die zahlreiche Erdbeben und Vulkanausbrüche hervorbringt und tektonische Prozesse erzeugt, von deren Dokumentation Geowissenschaftler sonst nur träumen.

Konkret manifestierten sich diese Prozesse in drei Erdbeben mit Magnituden im Dreierbereich. Zwei dieser Erschütterungen hatten die Magnituden 3,5 und 3,1 und ereigneten sich wenige Kilometer vom Bardarbunga entfernt, der unter dem Gletscher Vatnajökull liegt. Sie sind auf der IMO-Shakemap mit den bekannten grünen Sternchen markiert und hatten Hypozentren in 5 und 3 Kilometern Tiefe.

Kein grünes Sternchen erhielt seltsamerweise ein Beben M 3,0, dass sich gestern gegen 16:45 UTC unter dem Vulkan Katla zutrug, der vom Gletscher Myrdalsjökull bedeckt ist. Der Grund für das fehlende Sternchen wird sein, dass IMO in seinen Berichten mit gerundeten Zahlen arbeitet und die tatsächliche Magnitude ganz knapp unter 3,0 lag. Hier wurde das Hypozentrum in nur 100 m Tiefe unter dem Meeresspiegel verortet. Katla zeigte sich in den letzten 2 Wochen recht aktiv und hatte einen Gletscherlauf, der mit der hydrothermalen Aktivität des Vulkans unter dem Eis zusammen hing. Wissenschaftler erwarten seit Jahren einen Vulkanausbruch. Ein Vulkanausbruch des Bardarbungas wird wohl noch einige Jahrzehnte auf sich warten lassen, auch wenn sich unter der Caldera bereits wieder Magma akkumuliert. Hier ist die letzte Eruption gerade einmal 10 Jahre her.

Als Nächstes wird wohl mit aller Wahrscheinlichkeit wieder mit vulkanischer Aktivität entlang der Sundhnukur-Kraterreiche auf der Reykjanes-Halbinsel zu rechnen sein. Hier könnte eine Eruption nur Tage, bestenfalls Wochen entfernt sein. Die Erdbebenaktivität war in den letzten Tagen hoch, doch für die Nacht zeigen die IMO-Tabellen keine Erdbeben an. Vielleicht liegt ein Übertragungsfehler vor.

Update: Wie vermutet handelte es sich bei der nächtlichen Lücke um einen Übertragungsfehler. Die Listen wurden aktualisiert und zeigen intensive Tätigkeit. Auffallend viele Beben südwestlich vom Thorbjörn und somit in der Nähe von Grindavik.

Island: Erdbeben im Süden nehmen zu

Zahlreiche Erdbeben erschüttern mehrere Lokationen im Süden von Island – Auch Katla betroffen

Im Süden von Island ereigneten sich an unterschiedlichen Orten zahlreiche Erdbeben. Allen voran sind wieder die Störungssysteme auf der Reykjanes-Halbinsel betroffen gewesen, es bebte aber auch im Bereich von Selfoss und bei den Gletschervulkanen Eyjafjallajökull und Katla. Unter ganz Island wurden 178 Erdbeben detektiert.

Unter Reykjanes bebte die Erde innerhalb von 2 Tagen 134 Mal. Das ist zwar ein Stück von dem entfernt, was wir während Schwarmbeben beobachten konnten, die vor allem in der Anfangsphase der magmatischen Aktivität unter der Halbinsel auftraten, liegt aber deutlich über langjährige Durchschnittswerte. Der Schwerpunkt der Bebenaktivität liegt im Bereich des Magmatischen Gangs, der sich am 10. November 2023 im Svartsengi-Gebiet bildete und eine Rifting-Episode auslöste. Die Erdbeben erstrecken sich bis in den Norden von Grindavik. Erdebbencluster bildeten sich aber auch unter Fagradalsfjall, Krysuvik und Reykjanestá. Im Hengill-System gab es einen Erdstoß mit M 2,4, der ein Epizentrum südwestlich vom Thingvallavatn hatte.

Im Süden von Island konzentrierten sich die Erdstöße im Bereich von Selfoss, wo die South-Iceland-Seismic-Zone verläuft. Hier könnten durchaus starke Erdbeben auftreten. Weiter östlich liegen die Gletschervulkane Eyjafjallajökull und Katla, unter denen seit Montag 19 Erschütterungen festgestellt wurden. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,1. Während es keine Indizien dafür gibt, dass unter Eyjafjalakökull mittelfristig ein Vulkanausbruch stattfinden könnte, sieht es mit der Katla anders aus. Hier rechnen einige isländische Vulkanologen mit einem Ausbruch innerhalb von 2 Jahren. Allerdings kommen solche Spekulationen bereits seit 15 Jahren immer wieder auf.

Realistisch hingegen sind die Einschätzungen, dass es in den nächsten Tagen/Wochen zu einem erneuten Ausbruch entlang der Sundhnukur-Spalte bei Svartsengi kommen wird. Die Erdbeben hier sind Ausdruck der anhaltenden Bodenhebung infolge einer Magmenansammlung in 4-5 Kilometern Tiefe, deren Zentrum sich im Bereich Blaue Lagune/Geothermalkraftwerk Svartsengi befindet und sich mehrere Kilometer weit ausdehnt. So hebt sich auch der Boden im Bereich der vulkanischen Erhebung Thorbjörn, der zu Anfang der Geschehnisse im Jahr 2020 im Zentrum der Bodenhebung lag.

Update 17:00 Uhr: Erdbebenaktivität bei Svartsengi hat sich im Tagesverlauf intensiviert. Vulkanausbruch köntne nur noch Stunden entfernt sein.

Island: Gletscherlauf möglicherweise Anzeichen einer Aktivitätssteigerung

Gletscherlauf am Myrdalsjökull könnte auf erhöhte Aktivität der Katla hindeuten – Weitere Ereignisse nicht ausgeschlossen

Der Gletscherlauf des Mýrdalsjökull, der am Wochenende eine Unterbrechung der Ringstraße verursachte, indem die Wassermassen einen Teil des Damms vor einer Brücke zerstörten, könnte ein Anzeichen für eine erhöhte Aktivität des subglazialen Vulkans Katla sein. Dies behauptet IMO-Deformationsexperte Benedikt Ófeigsson in einem Interview mit Vísir. Frühere Aussagen von Forschern deuten darauf hin, dass der starke Gletscherlauf nicht von einem Vulkanausbruch unter dem Eis ausgelöst wurde, sondern höchstwahrscheinlich aus Kavernen im Eis stammt, in denen sich Schmelzwasser gesammelt hatte. Ein Teil des Schmelzwassers könnte normales Schmelzwasser gewesen sein, das entsteht, wenn Gletschereis im Sommer vermehrt schmilzt. Allerdings wurde ein starker Schwefelgeruch des Schmelzwassers beschrieben, was darauf hindeutet, dass der Vulkan zumindest teilweise an der Schmelzwasserproduktion beteiligt war.

Die Gletscherflut hat inzwischen stark nachgelassen, doch die Pegel der Flüsse in der Region sind noch immer leicht erhöht.

Benedikt betonte, dass der Gletscherlauf wahrscheinlich den Beginn einer erhöhten Aktivität des Vulkans unter dem Eis signalisiert. Er verwies auf ähnliche Ereignisse in der Vergangenheit, darunter eine Gletscherflut im Jahr 2011, die eine monatelange erhöhte Aktivität der Katla zur Folge hatte. Diese Aktivität manifestierte sich vor allem in einer erhöhten Seismizität mit häufigen Schwarmbeben.

Benedikt erwähnte auch, dass die Beziehung zwischen Gletscherlauf und Seismizität noch nicht vollständig verstanden ist, stellte aber klar, dass ein so starker Gletscherlauf erhebliche Spannungsänderungen unter dem Gletscher verursachen könnte.

Ringstraße bereits wieder geöffnet – Verkehr um Island läuft wieder

Etwas, das in Deutschland aufgrund der Bürokratie undenkbar wäre, wurde in Island im Eiltempo geschafft: Der beschädigte Damm vor der Brücke wurde bereits repariert, und der Verkehr rollt seit gestern Abend wieder über die Ringstraße. Einfach unglaublich, wie schnell die Nordländer das regeln! Da kann sich das Deutschlandtempo noch eine gute Scheibe von abschneiden! Aber unsere Bürokraten und Politiker sind bekanntlich völlig Beratungsresistent!

Weitere Erdbeben auf Reykjanes

Ob sich die Aktivität der Katla tatsächlich weiter steigern wird, werden wir in den nächsten Wochen und Monaten sehen. Was wir bereits jetzt erkennen können, ist eine langsame Zuspitzung der Situation entlang der Sundhnukur-Kraterreiche bei Svartsengi auf Reykjanes. Heute Nachmittag kam es vor den Toren von Grindavik wieder zu einem kleinen Erdbebenschwarm. IMO-Experten interpretieren das Nachlassen der Bodenhebung in den letzten beiden Tagen nicht als Messungenauigkeit, sondern als Anzeichen dafür, dass der Gegendruck im Fördersystem zu hoch wird und es dem Magma schwerer fällt aufzusteigen. Ich gehe allerdings davon aus, dass es noch einige Tage/Wochen bis zur nächsten Eruption dauern wird.

Myrdalsjökull: Gletscherlauf verursacht Sperrung der Ringstraße

Gletscherlauf am Myrdalsjökull wird wahrscheinlich nicht von einem subglazialen Vulkanausbruch der Katla verursacht

Der Gletscherlauf auf Island ist stärker als zunächst angenommen und führte zur Sperrung der Ringstraße zwischen Vík nach Kirkjubæjarklaustri. Damit ist die wichtigste Straße Islands unterbrochen. Zudem gab es heute weitere Erdbeben unter dem subglazialen Vulkan Katla.

Wie IMO in einem späten Update gestern um 21 Uhr mitteilte, deuteten die geophysikalischen Daten darauf hin, dass der Gletscherlauf nicht das Ergebnis eines Vulkanausbruchs der Katla unter dem Gletscher ist. Dennoch handelt es sich um einen starken Gletscherlauf: Der Wasserdurchfluss an der Brücke über Skálm betrug zu seinem Höchststand von etwa 1.000 m³/s. Damit ist der Jökulhlaup Vergleichbar mit den Gletscherläufen in Múlakvísl in den Jahren 2011 und 1955, und es wird erwartet, dass es mehrere Tage dauern kann, bis sich die Strömung in Skálm normalisiert.

Die isländische Meteorologiebehörde überwacht das Gebiet weiterhin, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass der  Lauf durch einen Vulkanausbruch verursacht wurde, obgleich es weitere Erdbeben unter dem Vulkan gab und auch Schwefelgeruch wahrgenommen wurde. Das Schmelzwasser, das diesen Gletscherlauf verursachte, stammt aus den Kavernen unter dem Eis. Ein GPS-Messgerät auf der Austmannsbunga zeigt, dass die Veränderungen in der Caldera einem regulären Gletscherlauf entsprechen, wobei unklar bleibt, warum bei solchen Läufen manchmal mehr Wasser freigesetzt wird.

Ein Patrouillenflug der Küstenwache, bestätigte, dass der Abfluss nur vom Sandfellsjökull kam und von dort in den Flusslauf des Skálm gelangte. Fotos von diesem Flug zeigen die Quelle des Laufs am Gletscherausläufer des Sandfellsjökull im östlichen Teil des Mýrdalsjökull.

Der Jökulhlaup begann im Fluss Skálm gestern um 13:20 Uhr und war möglicherweise größer als der große Lauf im Jahr 2011. Das Abflusswasser fließt in seiner jetzigen Form vom Sandfellsjökull in den Skálmar-Kanal und hat die Brücke und Teile der Ringstraße überflutet. Die Straße wurde gesperrt, da das Hochwasser die Brücke beschädigte.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass weiteres Wasser unter dem Gletscher hervorkommt und möglicherweise auch den Fluss Múlakvísl erreicht. Die erhöhte Turbulenz, die gestern Morgen gemessen wurde, könnte darauf hinweisen, dass noch mehr Wasser erwartet wird.

Katla: Erdbeben und möglicher Gletscherlauf

Mehrere Erdbeben erschütterten isländischen Gletschervulkan-Katla – Anzeichen für einen Gletscherlauf

Unter dem isländischen Gletschervulkan Katla ereigneten sich heute zwölf schwache Erdbeben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,9 und ein Hypozentrum nahe der Erdoberfläche. Die Erdbeben könnten im Zusammenhang mit einem Gletscherlauf stehen. Wie IMO mitteilte, gibt es neben den Erdbeben weitere Anzeichen eines Gletscherlaufs, da die elektrische Leitfähigkeit des Wassers von Flüssen erhöht ist, die den Gletscher Myrdalsjökull entwässern. Hierbei handelt es sich um den Gletscher, der den subglazialen Vulkan verbirgt. Die elektrische Leitfähigkeit im Fluss Skálm nahe der Straße V412 ist sogar ungewöhnlich hoch. Daher wird empfohlen, sich von den Quellen am Múlakkíslar und am Kátlujökull fernzuhalten.

Die Erhöhung der Leitfähigkeit kommt durch die Beimischung von geothermischem Wasser im Schmelzwasser der Flüsse zustande. Gegenüber dem isländischen Fernsehsender RUV erklärte ein Naturkatastrophenexperte, dass dies wahrscheinlich kein Hinweis auf einen bevorstehenden Ausbruch ist, obwohl IMO heute Morgen ebenfalls erhöhte Gaswerte meldete und Berichte über Schwefelgeruch in Flussnähe vorliegen.

Böðvar Sveinsson, Experte für Naturgefahren beim Isländischen Wetteramt, erklärt, dass derzeit keine Anzeichen für einen bevorstehenden Ausbruch bestehen. Er deutet darauf hin, dass das Jökulhlaup wahrscheinlich bereits im Abklingen ist. Die aktuelle Unruhe und die Erdbeben stehen im Zusammenhang mit geothermischen Aktivitäten. Diese Jökulhlaups treten fast jährlich auf, oft bedingt durch Regenfälle und höhere Temperaturen, die die Wasseroberfläche in die Kavernen fließen lassen.

Obwohl das Risiko eines Ausbruchs gering ist, wird empfohlen, bei Reisen in die Region vorsichtig zu sein. Insbesondere sollte man sich von den Quellen von Flüssen wie Kötlujökull fernhalten, da dort Schwefelverschmutzungen auftreten können. Auch entlang des Laugavegin-Wanderwegs könnte man auf Schwefelverschmutzungen stoßen. Urlauber und Bevölkerung werden dazu aufgefordert, längere Aufenthalte in der Nähe der Gletscherquellen des Mýrdalsjökull zu vermeiden und Vorsicht walten zu lassen, ohne in Panik zu verfallen.

Eine erhöhte Erdbebenaktivität gibt es auch im Bereich von Selfoss in Südisland und natürlich auf der Reykjanes-Halbinsel. In Bezug auf das Eruptionsgebiet Svartsengi hat sich seit gestern nichts wesentlich verändert.

Update 17:30 Uhr:
Inzwischen wurde der Gletscherlauf bestätigt und erste Flüsse traten über die Ufer.