Stromboli erzeugt Lavastrom am 07.11.24

Lavaspattering und Lavaüberlauf am Stromboli – Material erreicht die Küste

Am italienischen Inselvulkan Stromboli kam es gestern Abend zu einer weiteren Episode mit einem Lavaüberlauf, der eine Phase intensiven Lavaspatterings aus dem nördlichsten Schlot des Vulkans voranging. Wie das INGV (Nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie) am Abend berichtete, begann das Spattering gegen 17:55 UTC. Diese Aktivität hat zur allmählichen Bildung eines Lavastroms geführt, der Lavamaterial entlang der Sciara del Fuoco bis zur Küste transportierte. Der Lavastrom bewegte sich im oberen Teil der Sciara del Fuoco voran.

Seismische Messungen zeigen, dass um 16:45 UTC ein rascher Anstieg des Tremors von mittlerem auf ein hohes Niveau festgestellt wurde, welches bis zum späten Abend anhielt und dann abfiel. Die Häufigkeit und Stärke der Explosionsbeben zeigten jedoch keine bemerkenswerten Veränderungen. Eine nennenswerte Bodendeformation wurde nicht festgestellt.

Heute Morgen sieht es auf der Thermalcam so aus, als würde aus dem Schlot noch Schmelze gefördert werden, die auf dem äußeren Kraterhang unterwegs ist und die Scharte auf der Sciara del Fuoco fließt.

Vorzeichen für diese Phase erhöhter Aktivität gab es nur bedingt. Die Daten des täglichen Updates vom LGS bescheinigten dem Stromboli zwar ein allgemein hohes Aktivitätsniveau, doch weder der Schwefeldioxid-Ausstoß noch die Kohlendioxid-Emissionen waren ungewöhnlich hoch, obgleich schon 1004 Tonnen CO2 emittiert wurden. Während die Instrumente, die die Anzahl der Eruptionen erfassen, offline waren, wurde von einigen Explosionen ein hoher Schalldruck von 1,5 bar festgestellt. Pro Stunde wurden 12 VLP-Beben registriert. Die Tremoramplitude bewegte sich im moderaten gelben Bereich.

Die Erdbebentätigkeit ist im Bereich von Stromboli gering bzw. nicht vorhanden. Dafür wurden in den letzten Tagen mehrere schwache tektonische Beben im Süden des Archipels vor der Küste von Sizilien und Kalabrien registriert. Somit lagen die Erschütterungen relativ nahe an Vulcano, allerdings ohne im direkten Umkreis der Insel zu liegen. Auch wenn diese Beben nicht vulkanischen Ursprungs sind, zeugen sie doch von den plattentektonischen Prozessen der Region, die letztendlich auch für den Vulkanismus von Ätna und den Inselvulkanen der Liparischen Inseln verantwortlich sind.

Stromboli: Größere Explosion am 02.11.24

Größere Explosion vom Stromboli – Schuttlawine bis ins Meer

Am sizilianischen Inselvulkan Stromboli ereignete sich heute um 14:20 UTC (16:20 Ortszeit) eine explosive Eruption, die deutlich stärker als die alltäglichen Ausbrüche des Vulkans war. Laut einer Meldung vom Experimental Geophysics Laboratory der Uni Florenz (LGS, DST UNIFI) registrierte das Überwachungsnetzwerk ein ungewöhnlich starkes Explosionsereignis im nordöstlichen Kratersektor. Dieses Ereignis ging mit einem stärkeren seismischen Signal im VLP-Band einher. Kurz vor der Explosion manifestierte sich eine Bodenverformung von etwa 0,6 Mikroradiant, die vom OHO-Neigungsmesser aufgezeichnet wurde. Zusätzlich zeigte das Ereignis einen Infraschall- und Schalldruck von etwa 58 Pa.

Auf Livecambildern sieht man eine Aschewolke aufsteigen und einen kleinen Dichtestrom, der sich entlang der Sciara del Fuoco bewegte und dessen Front die Küste erreichte. Vermutlich wurde der Dichtestrom von einer Schuttlawine verursacht.

Die Werte und Beobachtungen deuten auf ein starkes Explosionsereignis hin. Nach dem Vorfall wurden jedoch keine signifikanten Veränderungen in der Explosionsaktivität oder in den überwachten Parametern festgestellt.

Aktuell erkennt man Lavaspattering aus dem Schlot, der dem Kraterrand des Nordostsektors am nächsten liegt. Im Dunklen ist es nur schwer abzuschätzen, aber es schaut so aus, als wäre der junge Hornito, der dort seit dem großen Ausbruch im Juli wieder zu wachsen begonnen hatte, wieder zerstört worden. Ein thermisches Signal deutet an, dass sich um den Schlot heißes Material angesammelt hat. Hierbei kann es sich um heiße Tephra der Explosion handeln oder um den Beginn eines neuen Lavaüberlaufs. Der Tremor ist mittelstark, zeigt aber einen Aufwärtstrend.

Messwerte von gestern zeigten einen hohen Kohlendioxid-Ausstoß von 2200 Tonnen am Tag, der Schwefeldioxid-Ausstoß war niedrig. Daten zur explosiven Aktivität lagen nicht vor. In den Tagen zuvor gab es bereits Explosionen mit einem überdurchschnittlich starken Schalldruck.

Alles in allem schaut es so aus, als würde sich wieder eine Phase lebhafter Aktivität am Stromboli aufbauen.

Vulcano: Erdbeben M 2,9 am 21. Oktober

Erdbeben M 2,9 südwestlich der Vulkaninsel Vulcano

Gestern Abend ereignete sich um 21:19 UTC ein Erdbeben der Magnitude 2,9 vor der Südwestküste von Vulcano. Das Epizentrum lag rund 7 Kilometer vor der Küste, in einer Tiefe von 8.700 Metern, und wurde von der INGV-Shakemap für die Liparischen Inseln erfasst. Außerdem wurden noch drei schwächere Erdbeben verzeichnet: zwei ebenfalls vor der Küste und eines am Ostrand des Vulkans. Das Hauptbeben war der stärkste Erdstoß im Bereich von Vulcano seit mehreren Monaten.

Ich war bis gestern auf der Insel und vermute, das Beben war eine freudige Reaktion darauf gewesen, dass ich endlich abreiste. Zur Zeit des Bebens befand ich mich in einem Hotel in Milazzo, etwa 20 Kilometer vom Epizentrum entfernt, und habe den Erdstoß nicht bemerkt. Auch dem EMSC liegen keine Wahrnehmungsberichte über das Beben vor.

Ein weiteres Erdbeben der Magnitude 2,3 ereignete sich heute Nacht, etwa 25 Kilometer östlich von Stromboli, in einer Tiefe von 11 Kilometern.

Während auf Stromboli deutlich erkennbar ist, wenn die Aktivität erhöht ist, äußert sich ein solcher Zustand auf Vulcano subtiler. Nach der größeren Magmaintrusion vor drei Jahren und einer kleineren im Frühsommer dieses Jahres hat sich die Situation auf Vulcano zwar etwas entspannt, doch weiterhin werden hohe Gaskonzentrationen und erhöhte Fumarolentemperaturen gemessen.

Aus diesem Grund ist auch das beliebte Fangobecken an der Küste neben dem Hafen zur Zeit wieder gesperrt, denn die Konzentrationen an Kohlendioxid sind erhöht. Besonders an Windstillen Tagen -die hier allerdings selten sind- droht die Gefahr einer Kohlendioxidvergiftung. Im schlimmsten Fall kann man in dem gas auch ersticken, denn es ist schwerer als Sauerstoff und verdrängt diesen dann in Bodennähe, wobei sich Kohlendioxid bevorzugt in Mulden ansammelt.

Ätna: Warnung vor explosiver Aktivität am 21. Oktober

Explosive Eruptionen und Aschewolken am Ätna – Vona-Warnung ausgegeben

Gestern Mittag kam es am Ätna auf Sizilien zu explosiven Eruptionen in einem der Gipfelkrater. Außerdem wurde Vulkanasche gemeldet, die via Livecam beobachtet wurde. Obwohl die Höhe der Aschewolke nicht ermittelt werden konnte, wurde vorsichtshalber der Alarmstatus für den Flugverkehr auf „Orange“ erhöht. Das geht aus einer kurzen Mitteilung des INGV hervor. Welcher Krater an den Eruptionen beteiligt war, wurde nicht bekannt gegeben. In den letzten Monaten waren überwiegend der Nordostkrater und die Voragine aktiv gewesen. Sollten wieder regelmäßige strombolianische Explosionen aus der Voragine auftreten, könnte dies ein Indiz für einen bevorstehenden Paroxysmus sein. Leider ist das Wetter schlecht und soll erst am Mittwoch besser werden, sodass die Eruptionen größtenteils von einer dichten Wolkendecke verborgen bleiben.

Die Aktivitätssteigerung kommt nicht ganz überraschend, denn nach einer Phase mit sehr wenigen Erdbeben haben diese in den letzten Tagen wieder zugenommen. Auffällig ist ein kleiner Erdbebenschwarm, der sich am 17. Oktober nahe der Montagnola ereignete. Hier gab es in den Monaten zuvor selten Erdbeben. Ein weiterer Erdbebencluster manifestierte sich bei Fiumefreddo an der Nordostküste. Der Tremor ist bis jetzt aber noch nicht gestiegen und bewegt sich in der untern Hälfte des gelben Bereichs.

Eigentlich wollte ich heute auf Stromboli sein, doch leider steuerten die Tragflächenboote die Insel heute nicht an, sodass ich erneut umdisponieren musste und morgen zum Ätna fahre. Zuvor war ich auf Vulcano, wo sich in den letzten Tagen ebenfalls wieder ein paar Mikrobeben ereigneten. Die meisten lagen nordwestlich der Küste.

Letzte Woche war auch ein Team des INGV vor Ort und hat Gasmessungen durchgeführt. Obwohl die Daten noch ausgewertet werden, konnte man sich spontan nicht durchringen, das Fangobecken in Hafennähe wieder zu öffnen. Es wurde vor einigen Wochen erneut wegen zu hoher Kohlendioxid-Konzentrationen gesperrt. Doch das hielt nicht alle Besucher der Insel davon ab, ein warmes Schlammbad zu genießen.

Sizilien: Überflutungen und Schlammströme nach Starkregen

Starkregen verwandelte Straßen in Catania und auf Stromboli in reißende Ströme

Der Süden Italiens wurde gestern von einer Medican-artigen Unwetterfront heimgesucht, bei der es lokal zu Starkregen kam, der Straßen in reißende Flüsse verwandelte. Er löste kleinere Erdrutsche und Schlammlawinen aus, die auf der Lipareninsel Stromboli als Lahare bezeichnete Schlammlawinen verursachten. Auf Stromboli traf es den Ort Ginostra besonders schlimm, aber auch Stromboli Ort blieb nicht verschont. Zum wiederholten Mal in diesem Jahr ereignete sich ein solches Ereignis. Mitverantwortlich dafür ist der teilweise Verlust der Macchia, der durch ein Feuer ausgelöst wurde, das bei Dreharbeiten im Mai 2022 von einer Filmcrew gelegt und außer Kontrolle geraten war. Zwar ist ein Teil des abgebrannten Vegetationsgürtels wieder nachgewachsen, doch größere Sträucher fehlen noch, was den Boden aus Vulkanasche destabilisiert. Seitdem kommt es bei jedem größeren Unwetter zu Schlammströmen, die durch die Gassen der beiden Orte schießen und auch Wege am Berg zerstören. Außerdem stellen Ziegenherden ein Problem da, die sich in den letzten Jahren dramatisch vermehrten und die Vegetation abfraßen. Es gibt einen Zeitungsbericht, nachdem in Ginostra über 1500 Ziegen eingefallen sind und sich über die Gärten der nur 30 Einwohner des Ortes hermachen. Aber vielleicht verlassen die Ziegen den Gipfelbereich des Strombolis auch aus einen anderen Grund.

Darüber hinaus teilte das INGV mit, dass es auf der Sciara del Fuoco zu einem Erdrutsch gekommen ist. Das Ereignis war auf den Seismogrammen 18 Minuten lang zu verfolgen. Der Tremor war hoch, doch wahrscheinlich wurde der Erdrutsch durch den Regen verursacht.

In Catania traf es einige Straßen der Altstadt, deren Kanalisation mit den Regenmassen nicht klarkam, weshalb sich die Straßen in Flüsse verwandelten. Das Wasser reichte Bussen fast bis zu den Stoßstangen.

Tatsächlich landete ich am Freitagabend in Catania, bezog nahe des Flughafens eine Unterkunft und verzichtete wegen der schlechten Wetterprognose auf eine Tour zum Ätna. Am Morgen bekam ich das Gewitter mit, das nur vier Kilometer weiter für Chaos sorgte. Was ich mitbekommen habe, war ein gewöhnliches Gewitter. Allerdings war es nicht sonderlich windig, weshalb der Regen etwas länger dauerte als üblich. Dass es trotzdem zu den katastrophenähnlichen Zuständen in der Altstadt kam, kann ich mir nur durch die unzureichende Kapazität der Kanalisation und die übermäßige Versiegelung von Land erklären. Den Regen selbst habe ich nicht als ungewöhnlich stark empfunden.

Wo wir gerade bei den Vulkanen in Süditalien sind: Unter dem Ätna kam es in diesen Tagen wieder vermehrt zu Erdbeben, und auch auf Vulcano, wo ich mich jetzt befinde, gab es einige Mikrobeben.

Campi Flegrei: Professor schlägt Entlastungsbohrungen vor

Fumarolentemeratur bei Pisciarelli gestiegen – Professor schlägt Bohrungen zur Druckentlastung vor

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei steht aktuell wieder verstärkt im Fokus der Berichterstattung, sowohl auf Vnet als auch in der Lokalpresse von Pozzuoli und Neapel. Grund dafür ist der Bradyseismus, der sich durch eine anhaltende Bodenhebung von 10 mm pro Monat bemerkbar macht, wie der jüngste INGV-Wochenbericht bestätigt. So hob sich der Boden in diesem Jahr bereits um 16 Zentimeter. Im Bericht für den Zeitraum 7. bis 13. Oktober wird zudem hervorgehoben, dass der Vulkan weiterhin vermehrt Kohlendioxid ausstößt, wobei die Werte fast die Höchststände von Ende 2022 erreichen. Auch die Temperatur der Fumarolen bei Pisciarelli ist um ein Grad auf 96 °C gestiegen. Die Erdbebenaktivität hat im Vergleich zur Vorwoche zugenommen: Es wurden 30 Erschütterungen verzeichnet, die stärkste davon mit einer Magnitude von 2,6. Zwar liegt die Erdbebentätigkeit noch deutlich unter den Höchstständen, doch wächst die Besorgnis über eine erneut zunehmende Aktivität.

Die Katastrophenschutzübung EXE FLEGREI 2024 wurde inzwischen abgeschlossen, und die Behörden werten zusammen mit dem Katastrophenschutz die gesammelten Erfahrungen aus. Im Vorfeld der Übung gab es Kritik vom Vulkanologen Dr. Mastrolorenzo, der anmerkte, dass die Ausgangsbedingungen der Simulation zu optimistisch seien und dass Vulkanausbrüche nicht so präzise vorhergesagt werden könnten, wie es in der Übung suggeriert wurde.

Ein weiterer Wissenschaftler, der die Übung beobachtete, erneuerte seinen Vorschlag, eine Serie von Bohrungen bis in 3 Kilometer Tiefe durchzuführen, ähnlich wie bei Geothermiekraftwerken. Robert J. Bodnar, Professor an der Geowissenschaftsabteilung des Virginia Polytechnic Institute, vertritt die Ansicht, dass solche Bohrungen das Hydrothermalsystem entlasten und dadurch die Bodenhebung sowie die Erdbebenaktivität verringert werden könnten. Dies setzt jedoch voraus, dass der Bradyseismus durch das Hydrothermalsystem und nicht durch aufsteigendes Magma verursacht wird. Neuere Studien zeigen, dass zumindest ein Teil des Bradyseismus durch Magmaakkumulation in 4-5 Kilometern Tiefe bedingt ist. Kritiker des Vorschlags warnen vor unvorhersehbaren Umweltauswirkungen für den Golf von Pozzuoli, da die geförderten Fluide giftige Stoffe enthalten könnten und die Entsorgung des Schlammwassers ungeklärt sei. Bodnar argumentiert hingegen, dass die Fluide auch wertvolle Rohstoffe wie Lithium enthalten könnten. Für die Umsetzung des Projekts seien mindestens 10 Bohrungen nötig, einige davon auch offshore. Diese Idee wurde bereits vor Jahren diskutiert und offenbar abgelehnt.

Ätna: Ascheemissionen am Morgen des 14. Oktober

Asche-Dampf-Emissionen aus den Gipfelkratern am Ätna – Erdbebenaktivität gering

Am Ätna wurde heute Morgen ein Gemisch aus Asche und Dampf emittiert, das überwiegend dem Nordostkrater zu entströmen schien. Zu verfolgen war das Geschehen auf den Livecams und auf einem Video von Salvatore Lo Giudice.

Ich habe geschrieben, dass die Emissionen aus dem Nordostkrater zukommen schienen, weil sich aus der Videoperspektive gesehen, der neue Kegel der Voragine direkt hinter dem Nordostkrater befindet und es dort ebenfalls zu Emissionen gekommen sein kann. Außerdem gab es vom Südostkrater Emissionen, die auch etwas Vulkanasche enthalten haben könnten. Im Morgenlicht sahen die Eruptionswolken hellbraun aus, was darauf hindeutet, dass Asche aus älterer Lava ausgestoßen wird, die bereits abgekühlt und abgelagert war und möglicherweise infolge von Kollapsereignissen oder starken Winden remobilisiert wurde. Die Emissionen wurden jedenfalls von starken Winden aus westlicher Richtung erfasst und heruntergedrückt, wodurch es im Osten des Vulkans zu feinem Ascheniederschlag kommen kann.

Die Erdbebentätigkeit ist auf einem Tiefstand, obgleich es am Wochenende einige schwache Erschütterungen im Bereich der unteren Ostflanke kam. Der Tremor bewegt sich im unteren Drittel des gelben Bereichs. Der seismischen Aktivität zufolge rechne ich nicht mit kurzfristig einsetzenden Eruptionen, obgleich es äußerst schwierig bis unmöglich ist, Eruptionen im Gipfelbereich zu prognostizieren. Oft steigt innerhalb weniger Stunden der Tremor und es können strombolianische Eruptionen bis hin zu Paroxysmen einsetzen.

Lässt man die Seismik außer Acht und stützt sich auf das jüngste Copernicus-Satellitenfoto, das gestern gemacht wurde und im Infrarotbereich Thermalsignaturen aufnahm, dann sieht meine Einschätzung anders aus: Multiple Hotspots im Zentralkrater und eine ausgeprägtere Anomalie im Nordostkrater deuten darauf hin, dass Magma hoch im Fördersystem steht und auf seinen Ausbruch wartet. Offenbar haben sich viele Gasschlote im Zentralkrater gebildet, die heiße Gase ausstoßen. Der gesamte Boden des Kraterbereichs kommt mir sehr instabil vor. Diese Wärmesignatur erinnert mich an die Bilder vom Krakatau, als sich zähe Lava im Krater akkumulierte und ein Dom anfing zu wachsen, was für den Ätna allerdings außergewöhnlich wäre. Der Südostkrater zeigt uns weiterhin die kalte Schulter.

Stromboli: Lavaspattering am 14. Oktober 2024

Lavaspattering und steigender Tremor am Stromboli – Lavaüberlauf möglich

Der Inselvulkan Stromboli liegt nördlich von Sizilien und steckt weiterhin in einer Phase erhöhter Aktivität, die immer wieder in Schüben kommt, wie man sehr schön am Verlauf der Tremoramplitude ablesen kann: alle 2-3 Tage kommt es zu einem Peak, der bis weit in den roten Bereich hineinragt und zeigt, dass es intensives Lavaspattering gibt, das oft in einen sogenannten Lavaüberlauf gipfelt, in dem Lava aus einem Schlot im nordöstlichen Kratersektor quillt, die in Form eines Lavastrom über die Sciara del Fuoco abfließt. In den letzten Tagen waren die Lavaströme nicht so stark, dass sie die Küste erreichten und ins Meer flossen, doch was nicht ist, kann ja noch werden. Die Lavaströme sieht man von den Beobachtungsposten auf 290 und 400 Höhenmetern kaum, denn inzwischen hat sich auf der Vulkanflanke eine tiefe Schlucht gebildet, durch die die Lava fließt. Sie verbirgt Lavaströme vor den Augen der Betrachter.

Vorgestern berichtete das LGS über den Wechsel zwischen Lavaspattering und explosiver Aktivität, wobei nur 5 Explosionen festgestellt wurden. Diese erzeugten einen überdurchschnittlich starken Schalldruck von bis zu 1,8 bar.

Die Anzahl der VLP-Erdbeben betrug 9,5 pro Stunde, was ein mittelhoher Wert ist. In der Liga mittelhoher Werte spielte auch der Schwefeldioxidausstoß mit, der sich auf 133 Tonnen am Tag belief. Dafür war aber der Kohlendioxid-Ausstoß mit 1325 Tonnen am Tag hoch. Kohlendioxid entströmt dem Magma und erreicht meistens als erstes Gas die Erdoberfläche. Es deutet also auf Magma hin, das sich noch in größerer Tiefe befindet. Der Aktivitätsindex des Strombolis wird als hoch eingestuft.

Ob sich heute wieder ein Lavastrom bilden wird, lässt sich aus den Daten nicht prognostizieren. Der steil ansteigende Verlauf der Tremoramplitude signalisiert aber eine rege Spatteringaktivität. Wenn diese länger anhält, dann kann durchaus wieder ein Lavastrom entstehen.

Campi Flegrei: Höhepunkt der Katastrophenschutzübung

Katastrophenschutzübung mit Teilnahme der Bürger – Erdbeben Mb 2,5 erschütterte Campi Flegrei

Pünktlich zum Höhepunkt der dreitägigen Katastrophenschutzübung EXE FLEGREI 2024 gab es in der Caldera Campi Flegrei einen Erdstoß der Magnitude 2,5, der sich in einer Tiefe von 2900 Metern ereignete. Das Epizentrum lag offshore, im Süden des Golfs von Pozzuoli. Auch dieses Beben konnte von den Anwohnern der Caldera gespürt werden, was der geringen Tiefe des Erdbebenherdes und der beckenartigen Struktur der Caldera geschuldet ist. Diese verstärkt die oberflächennahen Erdbebenwellen, so dass man auch Erschütterungen wahrnehmen kann, die eigentlich unterhalb der Wahrnehmbarkeitsgrenze M 3,0 liegen. Das Beben lag ein wenig abseits der sonst üblichen Cluster. Ein Schwarm blieb bis jetzt aus. Bereits gestern hatte es einen Erdstoß M 2,3 gegeben, dessen Hypozentrum in 2400 m Tiefe lag. Dieses Beben manifestierte sich unter Land, zwischen der Solfatara und dem Monte Nuovo. Gestern gab es insgesamt 8 Erschütterungen. Während die Anzahl der Beben vergleichsweise gering war, wurden die Magnituden größer. Nicht ausgeschlossen, dass wir dort bald wieder Erdbeben sehen werden, die Magnituden über 3 haben.

EXE FLEGREI 2024 probt Evakuierung aufgrund von Vulkangefahren

Dass die Behörden vor Ort das Thema ernst nehmen, zeigt die aktuelle Katastrophenschutzübung EXE FLEGREI 2024. Sie ist bereits seit dem 9. Oktober im Gange. Während man sich bei der letzten Übung im Frühsommer auf die Simulation von Erdbebengefahren konzentrierte, liegt der Fokus der aktuellen Übung auf Vulkangefahren.

Gestern wurde das Cell-Broadcast-System getestet, und alle Smartphonebesitzer sollten eine Warnmeldung auf ihren Geräten erhalten haben, sobald sich ihre Systeme im Mobilfunknetz der Gefahrenregion eingeloggt haben. Offenbar hat es auch funktioniert, denn Vnet-Leser Thomas, der sich gerade im Großraum Neapel befindet, schickte mir einen Screenshot der Meldung. Auf Island funktioniert das System schon seit Jahren, während man es in Deutschland gerade erprobt.

Mit der Warnung wurde die Bevölkerung eingeladen, sich heute an den ausgewiesenen Evakuierungspunkten in der Roten Gefahrenzone einzufinden, um die Evakuierung in Sicherheitsgebiete zu proben. Tatsächlich sollen vom Bahnhof Neapel auch drei Züge zu den weiter entfernten Orten starten, an die die Evakuierten im Notfall gebracht werden sollen. Bis zu 1200 Teilnehmer werden erwartet, doch bis jetzt scheint die Resonanz moderat zu sein, wie Fotos der Evakuierungspunkte zeigen. Busse stehen zum Transport bereit und man hat Zelte und Pavillons aufgestellt. Die Übungsleiter sind vor Ort, doch noch haben sich nur einige teilnehmende Bürger eingefunden. Das Foto machte übrigens Anna Peluso, die auf FB eine Gruppe zur Roten Zone leitet.

Der Evakuierungsplan für den Notfall sieht vor, dass der Bevölkerung der roten Zone im Alarmfall 72 Stunden Zeit bleibt, um die geordnete Flucht anzutreten. Die ersten 12 Stunden sind zur Vorbereitung auf Verkehrsmaßnahmen vorgesehen, gefolgt von 48 Stunden für die geordnete Evakuierung der Bevölkerung, und die letzten 12 Stunden dienen als Puffer für kritische Probleme und den Abzug der Katastrophenhelfer.