Schweiz: Erneut schwere Unwetter mit Erdrutschen

Schwere Unwetter im Alpenraum verursachen Überflutungen und Erdrutsche – Vier Todesopfer in der Schweiz

Am Wochenende gab es erneut schwere Unwetter im Alpenraum, von denen die Schweiz und die französischen Alpen besonders hart getroffen wurden. Die Unwetter hatten Starkregen, Gewitter und Hagel im Gepäck und die Wassermassen verursachten Erdrutsche, Muren und Gerölllawinen. Starke Winde deckten Dächer ab und entwurzelten Bäume. In Nordfrankreich wurden drei Menschen getötet, als ihr Auto von einem Baum getroffen wurde. In der Schweiz gab es vier Todesopfer und zwei Vermisste.

 

Schwere Verwüstungen im Tessin

Drei der Menschen starben im Kanton Tessin infolge eines Erdrutsches, der im Maggiatal abging. Eine Person wird noch unter den Gesteinsmassen vermutet und gilt als vermisst. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch dieser Bürger tot ist, ist relativ groß.

Im Maggiatal wurden mehrere kleine Orte wegen Hochwasser evakuiert. Dort waren Bäche und Flüsse über die Ufer getreten. Die Visletto-Brücke in Cevio konnte dem Wasserdruck nicht standhalten und stürzte teilweise ein. Orte sind von der Außenwelt abgeschnitten. Die Stromversorgung fiel aus und teilweise kam auch die Versorgung mit Trinkwasser zum erliegen.

Aus einem Ferienlager in Mogno mussten 70 Personen in Sicherheit gebracht werden. Zusätzlich prüfte der Katastrophenschutz die Evakuierung von zusätzlichen 300 Personen, die für eine Sportveranstaltung zusammengekommen waren.

Hochwasser im Kanton Wallis

Im Kanton Wallis starb ein Mann, der tot in einem Hotel aufgefunden worden war, nachdem Wassermassen in das Gebäude eingedrungen waren. Vermutlich wurde er vom Wasser überrascht und ertrank. Im Binntal gilt eine weitere Person als vermisst.

Die Rhône und viele ihrer Zuflüsse traten nach Starkregen über die Ufer. Zusätzlich verstärkt die immer noch anhaltende Schneeschmelze die Überflutungen. In Zermatt gab es ebenfalls erneutes Hochwasser.

Vielerorts kam es zu massiven Verkehrsbeeinträchtigungen. So musste der Simplon-Pass gesperrt werden. Auch der Zugverkehr wurde beeinträchtigt.

Cascata di Noasca in Italien erzeugt spektakuläre Wasserfontänen

Auch Norditalien blieb von den Unwettern nicht verschont. Besonders hart traf es den Ort Noasca, wo Touristen in Sicherheit gebracht werden mussten. Ein sonst kleiner Wasserfall führte so viel Wasser, dass gewaltige Wassermassen aus dem Berg hervorschossen und den Bach am Fuße des Wasserfalls in einen reißenden Strom verwandelten. Normalerweise ist die Cascata di Noasca ein beliebtes und beschauliches Touristenziel.

Ätna: Hohe Thermalstrahlung infolge Lavastroms

Strombolianische Eruptionen am Ätna halten an – Lavastrom fließt im Zentralkrater und emittiert hohe Wärmestrahlung

Die strombolianische Aktivität aus den neuen Förderschloten im Hang der Voragine geht nicht nur weiter, sondern hat sich in den letzten Tagen deutlich intensiviert. Diese Aktivität erklärt jedoch nicht die hohe Wärmestrahlung, die heute Nacht von Satelliten detektiert wurde: MIROVA zeigt eine Leistung von 173 MW an. Außerdem nahm die Tremoramplitude weiter zu und erreichte den Grenzbereich zwischen Gelb und Rot. Es liegt nahe, dass im Krater mehr Aktivität abläuft, als man von außen sehen kann, wobei die Strombolianer mittlerweile so hoch auswerfen, dass die glühende Lava weithin sichtbar ist, was im Allgemeinen bei vergleichbaren Eruptionen am Ätna nicht so häufig vorkommt, da die Strombolianer, die von Schloten am Kraterboden aufsteigen, selten über den Rand des Kraters auswerfen.

Bereits auf einem drei Tage alten Sentinel-Foto sind zwei Hotspots in der Voragine zu erkennen, die zeigten, dass nicht nur der neue Schlot aktiv ist, sondern auch im Hauptschlot am Kraterboden Lava stand.

Licht ins Dunkel der hohen Thermalstrahlung bringt ein Update der INGV-Vulkanologen, die schreiben, dass es zur Bildung eines Lavastroms gekommen ist, der im Krater unterwegs ist. Er fließt von der Voragine in Richtung Bocca Nuova und dort in den tiefen Pitkrater. Insofern ähneln die aktuellen Vorgänge der Eruption von 2019/20. Sie hielt mehrere Monate an und füllte die Krater der Bocca Nuova zum größten Teil auf. Vergleicht man die Tremoramplitude von damals mit der heutigen, sieht man, dass diese konstant im unteren roten Bereich verlief. Aktuell ist also noch Platz nach oben und die Stärke der Eruption könnte sich weiter steigern.

Im Unterschied zu heute war die Seismizität im Vorfeld der Eruption von 2019 deutlich höher als es jetzt der Fall ist. Der Ausbruch begann ohne erkennbare Vorzeichen, es sei denn, man betrachtet eben genau die geringe Seismizität als solche. In den letzten Wochen war die Tätigkeit des Ätnas so gering, dass das INGV seine wöchentlichen Berichte einstellte und nur noch einmal im Monat ein Bulletin veröffentlichte. Sehr wahrscheinlich wird sich das jetzt wieder ändern.

Stromboli: Erhöhung der Alarmstufe nach Aktivitätssteigerung

 

Stromboli bleibt unruhig – Zivilschutz erhöhte die Alarmstufe auf „Orange“

Der Stromboli nördlich von Sizilien zeigt eine anhaltende, erhöhte Aktivität, die von sporadischen Lavaüberläufen, Lavaspattering und häufigen strombolianischen Explosionen gekennzeichnet ist. Alleine aus dem nordöstlichen Kratersektor registrierte das LGS 408 thermische Durchgänge sowie starke explosionsartige Entgasungen. Einige der explosiven Eruptionen erzeugten einen hohen akustischen Druck von mehr als 2 Bar.

Wie INGV und LGS berichten, ist die Tremoramplitude auffällig und nimmt hohe bis sehr hohe Werte an. Die Anzahl der VLP-Erdbeben liegt ebenfalls über dem Durchschnitt. Darüber hinaus gab es in den vergangenen Wochen am Stromboli mehrere schwache Erdbeben. Zuletzt wurden am 21. Juni zwei Erschütterungen M 1,5 und M 1,1 detektiert. Sie manifestierten sich (wie berichtet) unter dem Gipfelbereich. Erdbeben auf Stromboli sind ein ziemlich sicherer Indikator dafür, dass es eine Aktivitätssteigerung gibt. Wenn Lavaspattering einsetzt ist besondere Vorsicht geboten.

Aufgrund der Aktivitätssteigerung trafen sich Vertreter vom INGV, des Katastrophenschutzes und der Kommunalverwaltung zu einer Sitzung, in der beschlossen wurde, den Alarmstatus des Vulkans von „Gelb“ auf „Orange“ zu erhöhen.

Was diese Erhöhung der Alarmstufe für Konsequenzen mit sich bringen wird, soll in den nächsten Tagen beraten werden. Das Ministerium für Katastrophenschutz hat die Angelegenheit den Regionalvertretern zugewiesen, die nun Notfallszenarien durchspielen sollen, um entsprechende Maßnahmen zum Schutz von Bevölkerung und Touristen umzusetzen. Dabei steht man im engen kontakt zum Bürgermeister der Kommune Lipari, der ebenfalls an der Krisensitzung teilnahm.

Wie die Maßnahmen auf Stromboli aussehen könnten, sahen wir bereits vergangenes Jahr, als es noch striktere Zugangsregeln zum Vulkan gab als es ohnehin der Fall ist, wobei es unterschiedliche Interpretationen der Restriktionen gab. Damals durfte man laut Schildern nur bis auf Quota 290, während der Aussichtspunkt auf 400 Höhenmetern Tabu war. Einige Besucher der Insel mussten aber die bittere Erfahrung machen, dass Polizisten sie beim Aussichtspunkt auf 290 m antrafen und bereits ein Bußgeld von 500 € pro Person bezahlen sollten.

Davon abgesehen ist natürlich den Anweisungen der Behörden Folge zu leisten. Nur diese müssten dann auch klar formuliert sein.

Der Katastrophenschutz weist darauf hin, dass sich Stromboli in einer Phase des Ungleichgewichts befindet. Tatsächlich kann es in diesen Phasen zu Paroxysmen kommen, die starke Explosionen und pyroklastische Ströme generieren. Während die pyroklastischen Ströme bis jetzt immer über die Sciara del Fuoco abgingen, könnten im Extremfall größere Tephrablöcke und Bomben bewohntes Gebiet erreichen. Es gibt Berichte von Lavabomben-Einschlägen früherer paroxysmaler Eruptionen im Bereich der Aufstiegsrouten! Dort oder auf den Aussichtsterrassen ist man in solchen Situationen definitiv nicht sicher.

Dass die Alarmstufe ausgerechnet zu Beginn der Urlaubzeit verhängt werden musste, ist für den arg gebeutelten Vulkantourismus auf Stromboli natürlich eine bittere Pille.

Stromboli: Starkes Lavaspattering speist Lavastrom

Lavaspattering und Lavastrom am Stromboli – Tremor schoss in die Höhe

Der liparische Inselvulkan Stromboli steigerte seine Aktivität weiter, produziert einen Lavastrom, der von starkem Lavaspattering aus dem nördlichsten Förderschlot gespeist wird.

Der Lavastrom besteht aus mehreren Armen, die auf der Außenflanke des Kegels unterwegs sind und in Richtung Sciara del Fuoco fließen. Es gehen Schuttlawinen ab, die über die Feuerrutsche bis ins Meer poltern.

Das INGV brachte eine Notiz heraus, die auf den Lavaüberlauf verweiset. Weitere Informationen stehen aus, wurden aber angekündigt.

Aus den Livedaten wird ersichtlich, dass die Tremoramplitude in die Höhe schoss und weit in den roten Bereich hineinragt. Aktuell fällt sie aber wieder ab. Parallel zur Aktivität steigt auch der Schwefeldioxid-Ausstoß und erreicht kurzzeitig einen Wert von 250 Tonnen am Tag. Die Kohlendioxid-Emissionen lagen laut LGS gestern bei 789 Tonnen am Tag, was als moderat bezeichnet wurde.

Für mich sieht es so aus, als hätte der Vulkan einen Anlauf zu einem Paroxysmus unternommen, der aber nicht einsetzte. Nach den Erdbeben der letzten Wochen hatte ich eine entsprechende Aktivitätssteigerung erwartet, die sich durch wiederkehrende Phasen mit Lavaspattering bereits in den letzten Tagen konkreter ankündigte, wobei das Spattering an sich ja bereits eine Aktivitätssteigerung darstellte.

Der Tremor scheint sich ein gutes Stück unterhalb seines Peaks aber immer noch im roten Bereich, zu stabilisieren und deutet eine Seitwärtsbewegung an. Es ist gut möglich, dass das Spattering mehrere Stunden anhalten wird und der Lavastrom an Länge zulegt. Bei früheren Ereignissen schafften es Lavaströme von solchen Überläufen aus dem Gipfelkrater gelegentlich, die Küste am Fuße der Sciara del Fuoco zu erreichen. Doch meistens wurde Lava solch langer Lavaströme aus Eruptionsspalten gefördert.

Stromboli: Hoher Aktivitätsindex nach Erdbeben

Stromboli zeigt nach Erdbeben gesteigerte Aktivität – Hoher Explosionsdruck registriert

Dass es am Stromboli ein schwaches Erdbeben der Magnitude 1,5 gegeben hat, das sich gestern Morgen in 2 Kilometern Tiefe unter der Gipfelregion manifestierte, hatte ich bereits kurz erwähnt. Noch nicht beschrieben hatte ich die Aktivitätssteigerung, die mit der Erschütterung einher ging: Bereits in den Stunden vor dem Erdbeben kam es zu einem kurzweiligen Lavaüberlauf aus dem Krater. Sowie zu einer Steigerung des akustischen Explosionsdrucks, der bis auf 2,9 Bar anstieg. Aus einem LGS-Bulletin vom 21. Juni geht hervor, dass es in den 24 Stunden zuvor zu 455 thermischen Durchgängen gekommen war, die nicht nur auf zahlreiche Explosionen hindeuteten, sondern auch auf Lavaspattering. Intensives Lavaspattering aus dem nördlichsten Schlot des Kraters deutete schon früher auf eine allgemeine Aktivitätssteigerung des Strombolis hin, die nicht selten in Phasen gipfelte, in denen man häufig Lavaströme auf der Sciara del Fuoco sehen konnte. Manchmal kam es bei solchen Gelegenheiten auch zu pyroklastischen Strömen und Paroxysmen. Doch das Lavaspattering kann auch für sich auftreten, ohne dass es zu einer weiteren Aktivitätssteigerung kommen muss.

Nicht nur die sichtbare Aktivität hat sich erhöht, sondern auch Seismizität und Tremor. Es gibt bis zu 20 VLP-Erdbeben pro Stunde und der Tremor bewegt sich im oberen orangenen Bereich mit Peaks ins Rote. Der Schwefeldioxidausstoß wird als moderat beschrieben und lag zuletzt bei 102 Tonnen am Tag. Die Werte zum Kohlendioxid-Ausstoß konnten nicht erfasst werden. Es gab thermische Anomalien von bis zu 31 MW Leistung. Die Steinschlagaktivität soll gering gewesen sein, wobei ich manchmal so meine Zweifel habe, ob die erfassten Werte der Realität entsprechen, denn via Livecam kann man an manchen Tagen mehr Steinschläge und Schuttlawinenabgänge beobachten, als angegeben wird. Das LGS (Laboratorio Geofisica Sperimentale mit Sitz in Florenz) attestiert dem Stromboli eine hohe Aktivität.

Ätna: Erdbebenaktivität nimmt im Juni zu

Strombolianische Eruptionen aus der Voragine gehen weiter – Erdbebenaktivität nimmt leicht zu

Der Ätna auf Sizilien erzeugt weiterhin milde strombolianische Eruptionen aus einem neuen Schlot, der sich vor einer Woche auf der Innenseite des Kraterhangs gebildet hatte. Der Schlot zeigte in den letzten Tagen eine interessante Evolution: Er begann zunächst als beindickes Rohr, erweiterte sich dann zu einem kleinen Riss mit 4 Öffnungen, die sich nun zu einem richtigen Schlot erweitert haben. Aus ihm werden glückende Lapilli und größere Brocken gefördert, die mehrere zehner Meter über den Kraterrand hinaus ausgeworfen werden. Dieser ist noch zugänglich und die Bergführer steigen mit ihren Touristengruppen hoch, um sich das Naturschauspiel aus nächster Nähe anzugucken.

Paradoxerweise hat die Tremoramplitude in den letzten Tagen wieder abgenommen und ist bis in den oberen grünen Bereich zurückgegangen. Eher ungewöhnlich für Phasen mit strombolianischer Tätigkeit. Leicht zugenommen hat hingegen die Seismizität und in den letzten Tagen gab es wieder mehrere schwache Erdbeben. Zu diesen Erdbeben gehört ein kleiner Erdbebenschwarm, der sich im Bereich der Ostflanke manifestierte. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 1,2 und lag in der Nähe vom Monte Centenari im Valle del Bove. Tatsächlich gab es im unteren Randbereich des Tals einen kleinen Erdrutsch am Monte Zoccolaro und der beliebte Wanderweg zum Aussichtspunkt am Rand des Valle del Bove mit Blick auf den Ätnagipfel musste gesperrt werden. Die Hitzewelle, die Sizilien fest im Griff hat, soll für den Erdrutsch zumindest mitverantwortlich sein.

Erdbeben gibt es aktuell auch an den beiden anderen sizilianischen Vulkanen Vulcano und Stromboli, die als aktiv eingestuft werden. Im Bereich von Vulcano wurden innerhalb von 10 Tagen 7 Erschütterungen detektiert. Neu hinzugekommen ist auch ein Beben unter dem Gipfelbereich von Stromboli. Dieses Beben hatte eine Magnitude von 1,5 und manifestierte sich in 2 Kilometern Tiefe. Gestern kam es zu einem kleineren Lavaüberlauf aus dem Nordteil des Kraters und die Tremoramplitude stieg bis in den roten Beriech. Mit einer weiteren Aktivitätszunahme ist zu rechnen.

Campi Flegrei: Evakuierungsübungen am 24. und 25. Juni

Evakuierungsübungen im Bereich der Caldera Campi Flegrei sollen starke Erdbeben simulieren

Die anhaltende bradyseismische Krise im Bereich des süditalienischen Calderavulkans Campi Flegrei veranlasst die Regionalregierung, in Zusammenarbeit mit dem Zivilschutz eine Notfallübung durchzuführen, an der diesmal auch die Bevölkerung beteiligt werden soll. Die Evakuierungsübungen sind für den 25. und 26. Juni 2024 angesetzt. Sie konzentrieren sich auf die Gemeinden Pozzuoli, Neapel und Bacoli und ziehen sogar Behörden in Rom mit ein.

Diese Übungen simulieren den Notfall für das schwerwiegendste Katastrophenszenario im Zusammenhang mit dem Bradyseismus, das durch Erdbebenschwärme und starke Erschütterungen gekennzeichnet ist. Rund 250 Bürger, die sich freiwillig gemeldet haben, nehmen an den Übungen teil, die verschiedene Notfallmaßnahmen umfassen, einschließlich der Einrichtung von Wartebereichen und Bevölkerungshilfezentren. Die Freiwilligen müssen dabei die verschiedenen Stationen durchlaufen, die ein heimatlos gewordener Flüchtling über sich ergehen lassen muss.

Die Übungen beginnen am 25. Juni mit der Aktivierung der städtischen und regionalen Einsatzzentralen sowie der Kriseneinheit des Einsatzkomitees in Rom. Wartebereiche werden in Neapel und Bacoli eingerichtet, wo Pavillons von ehrenamtlichen Mitarbeitern und der Polizei aufgestellt werden, um die Bevölkerung zu informieren.

Am 26. Juni werden die eigentlichen Evakuierungsübungen durchgeführt, bei denen mehrere starke Erdbeben mit zerstörerischer Wirkung simuliert werden. Die Bürger müssen bei Alarm ihre Häuser verlassen und sich in die nahegelegenen Wartebereiche begeben.

Weitere Übungen und Pläne

Im Oktober 2024 soll eine weitere Evakuierungsübung durchgeführt werden, bei der ein Vulkanausbruch simuliert wird. Hier üben die Einsatzkräfte und Bürger, wie man im Angesicht von Vulkangefahr richtig evakuiert. Es wird eine Partnerschaft mit anderen italienischen Regionen angestrebt, um strukturierte Aufnahmepläne zu entwickeln und regelmäßig zu aktualisieren. Die Vertriebenen werden bei ihrer Ankunft an den Zielorten von den jeweiligen Regionen betreut. Eine ähnliche Übung wurde zuletzt im Jahr 2019 durchgeführt. Ich frage mich, was wohl passiert, wenn Erdbeben und Vulkanausbruch zusammen auftreten?

Übrigens, am 19. Juni begann ein weiterer Erdbebenschwarm. Seitdem wurden die Campi Flegrei von mehr als 30 schwachen Beben erschüttert.

Vulcano: Erhöhte Erdbebentätigkeit im Juni

Weitere Erdbeben im Bereich von Vulcano

In den letzten Tagen gab es wieder einige schwache Erdbeben im Bereich der Liparischen Insel Vulcano. Wie man auf der Shakemap des INGVs einsehen kann, ereigneten sich 5 Erschütterungen. Das stärkste Beben brachte es auf Mb 1,2 und hatte ein Hypozentrum in 16 Kilometern Tiefe. Es könnte von aufsteigenden magmatischen Fluiden verursacht worden sein, die in die Erdkruste eingedrungen sind. Dieses Beben manifestierte sich vor der Ostküste von Vulcano. Westlich ereigneten sich 4 schwache Beben mit Magnituden zwischen 1,1 und 0,9. Drei der Beben hatten Erdbebenherde in weniger als 10 Kilometern Tiefe, die anderen beiden lagen darunter. Im Monatsbulletin für den Mai wurde darüber berichtet, dass die Seismizität generell etwas zugenommen hatte. Dieser Trend hält offenbar an. Unklar bleibt, wie es sich mit den zu Letzt deutlich gestiegenen Fumarolentemperaturen am Kraterrand verhält, denn ein Wochenbulletin gibt es immer noch nicht.

Ähnlich verhält es sich mit Informationen zum Ätna, den man an klaren Tagen vom Kraterrand auf Vulcano aus sehen kann. Hier setzte am Freitag letzter Woche eine schwache Aktivität an der Voragine ein, die aus Lavaspattering und schwachen strombolianischen Eruptionen besteht. Das INGV brachte nur eine kurze Notiz, in der die Aktivität bestätigt wird. Es geht aber nicht auf Details ein. Irgendwie scheint man dort schon im Urlaubsmodus zu sein oder leidet unter Personalmangel, um eine vernünftige Kommunikation aufrecht zu erhalten. Aber zum Glück gibt es ja die Bergführer, die den Krater regelmäßig besteigen und neue Aufnahmen des Geschehens mitbringen. Auf einem Video von gestern (das ich hier leider nicht einbetten kann) ist zu erkennen, dass sich die Eruptionsstelle weiter ausgedehnt hat und mehrere Stellen entlang eines kurzen Risses aktiv sind. Der Druck des Spatterings ist so stark, dass der Boden entlang des Risses zu Atmen scheint und sich auf und ab bewegt. Tremor und Seismizität sind relativ unauffällig.

Vom Ätna springe ich in meinem heutigen Update zu den Vulkanen Siziliens wieder zurück zu den Liparischen Inseln, wo sich neben dem Vulcano der aktivere Inselvulkan Stromboli befindet. Er ist weiterhin strombolianisch aktiv. Laut unseres Vereinsmitglieds Wolfgang Künker, der den Stromboli via Livecam beobachtete, entstand vor 2 Tagen vermutlich ein neuer Förderschlot im nordöstlichen Kratersektor, aus dem der Vulkan seine Eruptionen abfeuerte. Möglicherweise gab es diesen Schlot schon früher, trat aber in den letzten Wochen nicht eruptiv in Erscheinung. Das LGS bescheinigt dem Vulkan einen hohen Aktivitätsindex: Insbesondere die Anzahl von thermischen Durchgängen ist sehr hoch und lag gestern bei 604 Ereignissen. Einige der Explosionen erzeugten einen hohen akustischen Druck von mehr als 2 Bar. Die Anzahl der VLP-Erbeben war ebenfalls überdurchschnittlich hoch.

Campi Flegrei: Erdbeben Md 3,4 am 18.06.24

Ein weiteres spürbares Beben erschüttert den Calderavulkan Campi Flegrei bei Pozzuoli

Datum: 18.06.2024 | Zeit: 01:58:24 UTC | Lokation: 40.828 ; 14.088 | Tiefe: 3 km | Md 3,4

Heute Nacht bebte die Erde des süditalienischen Calderavulkans Campi Flegrei erneut spürbar. Der Erdstoß hatte eine Magnitude von 3,4 und zählt somit zu den stärkeren Erdstößen der Region, die viel mediale Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Auch die Bevölkerung reagiert besorgt, besonders, wenn sie von den Erdbeben wachgerüttelt werden. Der Erdstoß manifestierte sich um 03:58:24 Lokalzeit. Trotz nachtschlafender Zeit gingen bei den Erdbebendiensten Wahrnehmungsmeldungen ein. Sie stammten aus einem Umkreis von ca. 5 Kilometern um das Epizentrum, das kurz an der Küste im Westen des Golfs von Pozzuoli lokalisiert wurde und sich direkt südlich des Monte Nuovo befand. Das Hypozentrum lag in 2900 Metern Tiefe.

Das Beben manifestierte sich im Bereich einer bekannten Störungszone innerhalb der Caldera und könnte somit ein tektonisches Beben infolge des veränderten Spannungsfelds durch die Bodenhebung entstanden sein. Im letzten Bulletin hieß es noch, dass die Hebungsrate des Bodens bei 2 Zentimetern im Monat liegt. Heute sollte das neue Bulletin herauskommen und es wird spannend sein zu erfahren, ob die Hebungsrate konstant geblieben ist. Ich werde diesem Artikel hier dann ein Update verpassen.

Das Erdbeben löste diesmal keinen Erdbebenschwarm aus. Allerdings gab es zwei Tage zuvor ein kleines Schwarmbeben. Ansonsten bewegte sich die Seismizität der letzten Tage auf einem normalen Niveau mit weniger als 10 Erschütterungen pro Tag. Das „normal“ bezieht sich auf die seit 2005 anhaltende Bradyseismos-Phase. Ohne diese wären an einem normalen Vulkan auch 10 Erschütterungen am Tag auffällig, und man würde sich sorgen, dass der Feuerberg langsam erwachen könnte.

Inzwischen ist das erwartete INGV-Bulletin für den Beobachtungszeitraum 10. -16- Juni erschienen. es beinhaltet keine großartigen Überraschungen: In der vergangenen Woche wurden 43 Erdbeben detektiert. Der Boden hob sich weiterhin mit einer Geschwindigkeit von 2 Zentimetern pro Monat. Die Geochemie zeigte keine signifikanten Veränderungen und die Fumarolentemperatur von Pisciaralli blieb bei 95 Grad. Mit weiteren Erdbebenschwärmen und auch stärkeren Einzelbeben ist jeder Zeit zu rechnen. Es ist nicht vollkommen ausgeschlossen, dass es im Bereich der Solfatara/ Pisciarelli zu phreatischen Eruptionen kommt.