Erdbeben Mb 4,5 in der italienischen Region Friaul-Julisch Venetien
Heute Nachmittag manifestierte sich im Norden Italiens ein Erdbeben der Magnitude 4,5. Das Hypozentrum befand sich in nur 8 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 9 Kilometer von Villa Santina entfernt verortet. Der Ort liegt bei Ampezzo in der Region Friaul-Julisch Venetien und konnte in einem großen Umkreis deutlich wahrgenommen werden.
Der Erdstoß ereignete sich um 14:51 Uhr, zu einer Zeit als viele Menschen in den Straßen Unterwegs waren und zahlreiche Bewohner die Erschütterung meldeten. Bislang liegen jedoch keine Berichte über Schäden an Gebäuden oder Verletzungen vor. Tektonische Aktivität in der Region
Friaul-Julisch Venetien liegt in einer tektonisch aktiven Zone, da sich hier die Adriatische Platte und die Eurasische Platte treffen. Der Adriatische Sport drückt hier gegen die Alpen und faltet diese auf. Entlang der Ost- und Westküste der Adria verlaufen die kontinentalen Nahtgrenzen, die die Adriatische Platte gegen ihre benachbarten Platten abgrenzt. Im Alpenvorland gibt es mehrere in Ost-West-Richtung streichende Störungszonen. An diesen Störungszonen bauen sich Spannungen in Form von Erdbeben ab, die durch die langsame Verschiebung der Platten entstehen.
Dementsprechend ist die Region für ihr starkes Erdbebenrisiko bekannt. Eine der verheerendsten Erdbebenkatstrophen in Italien der Neuzeit ereignete sich am 6. Mai 1976 in der Region Friaul, als ein verheerendes Erdbeben der Magnitude 6,5 die Gegend erschütterte, wobei über 900 Menschen starben und Tausende obdachlos wurden.
Auch kleinere Erdbeben wie das heutige sind in der Region keine Seltenheit und erinnern regelmäßig an die geologische Aktivität des Gebiets. Behörden raten der Bevölkerung, sich stets auf potenzielle Nachbeben oder stärkere Ereignisse vorzubereiten.
Seismizität am Ätna und Stromboli
Apropos Erdbeben in Italien: Am Ätna auf Sizilien gibt es wieder eine moderate Erdbebentätigkeit, während der Tremor seit mehreren Tagen im grünen Bereich verläuft. Unter Stromboli ereignete sich ein schwacher Erdstoß im Bereich der Mikroseismizität. Ansonsten sind die beiden Vulkan momentan unauffällig.
Mäßige Erdbebenaktivität unter den Campi Flegrei – geophysikalische Parameter zeigen weitere Druckbeaufschlagung
Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei ist mit einer mäßig starken Seismizität ins neue Jahr gestartet: In den ersten 2 Januartagen registrierte das seismische Netzwerk des INGV 13 Mikrobeben mit nicht feststellbaren Magnituden sowie ein Beben Mb 1,9, das sich heute Nachmittag um 16:04 UTC ereignete. Die Herdtiefe wurde in 2700 m Tiefe ausgemacht. Das Epizentrum lag vor der Nordwestküste des Golfs von Pozzuoli. Viele der schwächeren Beben manifestierten sich ebenfalls im Golf und nicht im Bereich der Solfatara, wie es noch letzte Woche der Fall gewesen war. Die mäßige Erdbebenhäufigkeit hat den Vorteil, dass man die einzelnen Beben auf der Shakemap gut ausmachen kann: Eine so jungfräuliche Karte sehen wir von den Campi Flegrei halt immer nur zum Jahresanfang. Unklar ist bis jetzt natürlich, ob sie sich in diesem Jahr wieder so rasant mit Erdbebenmarkierungen füllen wird, wie es im letzten Jahr der Fall gewesen war, als 4861 Erdbeben lokalisiert wurden.
Generell zeigen die geophysikalischen Messdaten aktuell keinen Aktivitätsrückgang, wie man dem letzten INGV-Wochenupdate entnehmen kann, das am Dienstag veröffentlicht wurde. Es beschreibt die Periode vom 23. bis zum 29. Dezember 2024, während der nur 13 Beben registriert wurden. Das stärkste hatte eine Magnitude von 1,6. Dementsprechend zeichnet sich ab, dass es in der aktuellen Woche eine stärkere Seismizität gibt, denn neben den oben erwähnten 14 Beben gab es in den ersten Wochentagen bereits 10 Erschütterungen.
Die Bodenhebung lag bei der Messstation RITE weiterhin bei 10 mm pro Monat. An den Graphen einiger anderer Messstationen ist aber abzulesen, dass sich die Bodenhebung dort verlangsamt hat.
Der Gasausstoß war weiterhin hoch und es zeigte sich ein hoher Kohlendioxidausstoß, dessen genaue Werte nicht kommuniziert wurden. Dennoch heißt es im Kommentar, dass sich die langjährigen Trends der Druckbeaufschlagung fortsetzten.
Die Gastemperatur der Hauptfumarole von Pisciarelli betrug im Schnitt 97 Grad, was ebenfalls dem Trend der letzten Wochen entspricht. Erdbeben auch am Vesuv
Die Erdbebenkarte am Vesuv sieht genauso aufgeräumt aus wie jene der Campi Flegrei. Aber immerhin manifestierten sich auch hier innerhalb von 36 Stunden 13 schwache Beben. Sie konzentrieren sich nicht unbedingt unter dem Kraterbereich, sondern verteilen sich über den Vulkan. Im letzten Jahr wurden übrigens 1844 Beben festgestellt. Ruhig sieht anders aus.
Update 03.01.2025: Die Seismizität legte nach dem Erdbeben Mb 1,9 zu und es gab 8 weitere Erschütterungen mit etwas größeren Magnituden als zuvor. Dennoch bewegten sie sich noch im Bereich der Mikroseismizität. Mehrere Beben manifestierten sich im Solfatara-Krater.
Lavaüberlauf am Stromboli generierte Lavaströme – Tremoramplitude hoch
Der liparische Inselvulkan Stromboli ist weiterhin erhöht aktiv und erzeugte gestern Abend Lavaspattering aus zwei Schloten im nördlichen Kratersektor, das gegen 18:30 begann und nur eine halbe Stunde später in einer effusiven Eruption gipfelte. Das Überlaufen der Lava aus den beiden Förderschloten generierte einen doppelten Lavastrom, der recht schnell auf der Sciara del Fuoco unterwegs war und etwa den halben Weg bis zum Meer zurücklegte. Von der Lavafront brach ständig Material ab, das in Form von glühenden Schuttlawinen über die Feuerrutsche bis ins Meer rollte.
MIROVA registrierte eine hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von 435 MW, was für einen Lavaüberlauf am Stromboli ein hoher Wert ist. Die Lava war relativ dünnflüssig und somit heiß.
Mit dem Einsetzen des Lavaspatterings schoss die Tremoramplitude in die Höhe und reichte bis in den roten Bereich der Tremorgrafik des LGS hinein. Dort bildete sich der dritte Peak innerhalb von einer Woche.
In einer Notiz des INGV heißt es, dass die GPS-(GNSS-)Messungen keine Auffälligkeit zeigten. Eine nennenswerte Bodenhebung im Vorfeld der Aktivität wurde also nicht festgestellt und die effusive Phase kam ohne kurzfristige Ankündigungen. Längerfristig betrachtet, könnte sich die Aktivität doch angekündigt haben, denn wie berichtet gab es am 28. November ein Beben an der Südküste der Insel. Da die vulkanotektonische Tätigkeit am Stromboli gering ist, liefert praktisch jedes Beben Hinweise auf eine möglicherweise bevorstehende Aktivitätssteigerung.
Berichte vom LGS liegen aktuell nicht vor. Die Florentiner Geoforscher befinden sich offenbar in den Weihnachtsferien. Beim Durchforschen der öffentlich zugänglichen Daten bin ich auf einen interessanten 5-Jahres-Chart der VLP-Erdbebentätigkeit gestoßen. Daran lässt sich ablesen, dass die sehr langperiodischen Erdbeben in den Zeiten mit starker explosiver Tätigkeit deutlich höher waren, als es derzeit der Fall ist. Aktuell ist die Eruptionstätigkeit ebenfalls erhöht, doch weniger explosiv als in früheren Phasen erhöhter Aktivität. Im allgemeinen werden VLP-Erdbeben mit Fluidbewegungen in einem vulkanischen Fördersystem in Verbindung gebracht. am Stromboli schlug eine Forschergruppe aber vor, diese als die elastische Reaktion des Bodens aufgrund eines überdruckbeaufschlagten Rohrs anzusehen. Überdruck in einem Förderschlot entsteht in erster Linie dann, wenn der Vulkan explosiv eruptieren will.
Anzahl der Erdbeben unter dem Ätna steigt – Kleiner Erdbebenschwarm im Valle del Bove
In den letzten Wochen war es um den mächtigsten Vulkan Siziliens still bestellt und der Ätna fiel nur durch seine ungewöhnliche Stille auf, die ausgerechnet zur Weihnachtszeit abnahm, als der Vulkan wieder lauter wurde und durch eine Zunahme der Seismizität auffiel: Gab es in der ersten Dezemberhälfte ungewöhnlich wenige Erdbeben bei schwachem Tremor, der kürzlich sogar bis in den grünen Bereich abfiel, so nahm die Bebentätigkeit vor einigen Tagen wieder zu. Am 18. Dezember manifestierte sich ein kleiner Erdbebenschwarm unter dem Valle del Bove. Das „Tal des Ochsen“, so die Übersetzung des Namens ins Deutsche, entstand durch den Kollaps der Ostflanke des Vulkans und gilt auch heute noch als eine der Schwächezonen des 3400 m hohen Vulkans, der übrigens in diesem Jahr einige Meter an Höhe dazugewonnen hat. Die Beben im Valle del Bove lagen überwiegend in Tiefen zwischen 10 und 15 Kilometern. Die höchste Magnitude lag bei 1,4.
In den vergangenen Tagen manifestierten sich dann vermehrt Erdbeben im Süden des Ätna etwa bei den Ortschaften Ragalna und Pedara. Dort hatte das stärkste Beben eine Magnitude von ML 2,1. Das Hypozentrum dieses Bebens lag in ca. 7 Kilometern Tiefe. Als Bezugspunkt der Verortung galt Trecastagni, die Wahlheimat eines bekannten Ätna-Vulkanologen aus Deutschland.
Der Tremor arbeitet sich gerade aus dem tiefen Grün ins mittlere Gelb hoch. Ich halte es für nicht ausgeschlossen, dass uns der Vulkan zum Jahreswechsel vielleicht mit einer Eruption erfreut, denn vor den letzten Paroxysmen verhielt es sich mit der Seismizität ähnlich, wie es aktuell der Fall ist. Doch ich muss zugeben, das ist ein recht schwaches Indiz. Verlässlichere Anzeichen für einen bevorstehenden Paroxysmus wären etwa strombolianische Gipfelaktivität, doch darüber liegen keine Berichte vor. Der Gipfelbereich des Ätnas ist nicht nur durch den vielen Schnee, der in den letzten Tagen fiel, kalt, sondern besticht auch auf Satellitenbildern durch das Fehlen thermischer Anomalien. Ein Umstand, der in den letzten Jahren eher selten zu beobachten war.
Vor einigen Tagen stellte eines unserer FB-Gruppenmitglieder die Frage, wie hoch wir die Wahrscheinlichkeit für ein Ätna-Jahresendspurtfeuerwerk halten. Ich antwortete damals: Dafür gibt es keine Anzeichen. Diese Antwort muss ich nun auf „nicht völlig ausgeschlossen“ revidieren.
Neue Daten der INGV-Vulkanologen liegen übrigens nicht vor, denn der Vulkan war zuletzt so ruhig, dass das letzte Wochenbulletin am 3. Dezember erschien.
By the Way: Auf dem Kartenabschnitt der Liparischen Inseln gibt es aktuell keine Erdbebenmarkierungen zu sehen. In diesem Monat wurden bislang nur 2 Erdbeben bei Vulcano angezeigt. Das letzte manifestierte sich am 16. Dezember. Die tiefer sitzenden Beben im Tyrrhenischen Meer werden auf der INGV-Karte nicht angezeigt, da sie nur Beben im direkten Umfeld der Inseln erfasst.
Stromboli machte mit einem Lavaüberlauf und einer stärkeren Explosion auf sich aufmerksam – Erdbeben südöstlich der Insel
Der Stromboli machte zu Weihnachten mit kontinuierlichem Lavaspattering auf sich aufmerksam, das gestern Nacht in einen Lavaüberlauf überging. Die Lava quoll aus dem nordöstlichsten Krater über und floss in die Schlucht auf der Sciara del Fuoco. Die Schlucht ist so tief, dass sie inzwischen die Lavaströme vor den Blicken der Livecams verbirgt, doch die Vulkanologen berichten, dass sich der Strom im oberen Teil des Hangs bewegte.
In den frühen Morgenstunden des 24. Dezember ereignete sich dann eine Explosion, die deutlich stärker als die allstündlichen Eruptionen war. Sie ereignete sich um 05:14 UTC und löste eine etwa fünf- bis zehnminütige Phase erhöhter Aktivität aus, in deren Folge glühende Pyroklastika über die Sciara del Fuocco floss. Die Aktivität war von einer Phase erhöhten Tremors begleitet, der schnell in die Höhe schoss und einen Peak im roten Bereich des Seismogramms verursachte. Dennoch blieb er unter dem Peak vom 22. Dezember. Über dieses Ereignis liegen allerdings keine Berichte der Vulkanologen vor.
Schaut man sich die Videoaufzeichnungen des Events an, dann schaut die Explosion gar nicht so stark aus. Sie bewirkte vielmehr einen partiellen Kollaps der Kraterwand um den Förderschlot, was dann den Abgang pyroklastischen Materials verursachte.
Messungen der Bodenverformung mithilfe von Klinometern und dem GPS-Netzwerk zeigten keine signifikanten Veränderungen, die mit dem Ereignis in Verbindung gebracht werden können. Das INGV berichtet zudem, dass der Lavaüberlauf im Nordkratergebiet inzwischen gestoppt hat und abkühlt.
Die strombolianische Aktivität und das Lavaspattering im Nordkratergebiet setzten sich mit unterschiedlicher Intensität am Morgen fort, ebenso wie die strombolianische Aktivität im zentralen und südlichen Kratergebiet.
Auch die Sensoren des LGS erfassten die ungewöhnliche Aktivität. Die Daten bestätigen im Wesentlichen die Beobachtungen vom INGV, ergänzen diese aber mit weiteren Daten.
Demnach zeigte der Vulkan bereits am Morgen des 23. Dezember eine sehr hohe Entgasungsaktivität, die sich insbesondere durch starkes Puffen mit einem Druck von 160 mbar manifestierte. Die explosive Aktivität war moderat, mit einem maximalen Schalldruck von 1,5 bar. Der vulkanische Tremor erreichte hohe Werte, während die Anzahl der VLP-Ereignisse als mittel eingestuft wurde.
Die thermischen Daten von MODIS/VIIRS wiesen keine Auffälligkeiten auf. Gasemissionen zeigten niedrige SO₂-Werte und mittlere CO₂-Konzentrationen. Die Steinschlagaktivität war jedoch hoch, was mit der außergewöhnlichen Eruption im Zusammenhang stand.
Bemerkenswert ist, dass am 22. Dezember ein sehr hoher Kohlendioxid-Ausstoß gemessen wurde. Dieser lag bei 2350 Tonnen am Tag und könnte ein Vorzeichen der Explosion gewesen sein.
Interessant ist, dass es gestern Mittag ein Erdbeben der Magnitude 4,3 (Daten GFZ) gab, das sich in einer Tiefe von 212 Kilometern unter dem Tyrrhenischen Meer ereignete. Das Epizentrum lag süd-südöstlich von Stromboli, etwa auf der Breite von Panarea.
Tremor am Stromboli stieg bis in den roten Bereich – Explosionsdruck stärker als normal
Der Inselvulkan Stromboli dümpelte in den letzten Wochen vor sich hin, ohne irgendwelche Highlights zu liefern. Daher war es zuletzt ziemlich still um diesen süditalienischen Vulkan geworden. Bis vorgestern fiel der Tremor immer weiter ab und erreichte die Mitte des gelben Bereichs. Gestern schoss er unvermittelt in die Höhe und erzeugte einen Peak, der bis weit ins Rote hineinragte, um dann ebenso schnell wieder auf ein moderates Niveau abzufallen, das aber noch deutlich höher ist, als es zuvor der Fall gewesen ist. Was genau hinter dem Tremorpeak steckt, bleibt im Verborgenen, denn es liegen weder Berichte vom INGV noch vom LGS über ungewohnte Aktivität vor. Auch in den sozialen Medien ist es ruhig um den Vulkan bestellt. Bei früheren Tremorpeaks dieser Art gab es entweder starke Explosionen oder Lavaspattering nebst einem Lavaüberlauf. Doch im letzten Fall war der Tremor meistens über einen längeren Zeitraum erhöht.
Ein Drohnenvideo vom 21. Dezember, das als Reel in unserer FB-Gruppe geteilt wurde und sich hier leider nicht einbinden lässt, zeigt schöne strombolianische Tätigkeit aus dem nordöstlichen Schlot. Im LGS-Update von heute heißt es, dass unterdurchschnittlich viele thermische Durchgänge waren. Während der Standardwert bei 100 liegt, wurden am 21. Dezember nur 50 registriert. Dafür war der akustische Explosionsdruck überdurchschnittlich stark und lag bei 1,6 bar. Normalerweise liegt er unter 1 bar. Als sehr hoch wurde der Druck der Entgasungen bezeichnet.
Der Ausstoß vulkanischer Gase, insbesondere von Schwefeldioxid und Kohlendioxid, hat mittelhohe Werte erreicht. Innerhalb von 24 Stunden wurden 819 Tonnen CO₂ und 79 Tonnen SO₂ registriert.
Die Rate der VLP-Erdbeben ist ebenfalls als moderat eingestuft und es wurden 9,8 Ereignisse pro Stunde gemeldet. MIROVA registrierte eine Thermalstrahlung mit 20 MW Leistung. Das ist zwar auch nur ein mittelhoher Wert. liefert aber ein Indiz dafür, dass es heute Nacht tatsächlich zu einem kleinen Lavaüberlauf gekommen sein könnte.
Der Aktivitätsindex steht auf hoch und der Alarmstatus auf gelb. Eine Besteigung des Gipfelbereichs bleibt verboten.
Erloschener Calderavulkan Roccamonfina in Italien wurde von 3 Erdbeben erschüttert
Der als erloschen eingestufte Calderavulkan Roccamonfina liegt weniger als 60 Kilometer von Neapel entfernt, wo sich die beiden bekannten Feuerberge Vesuv und Campi Flegrei befinden. Innerhalb der Caldera ereigneten sich nun innerhalb von vier Tagen drei schwache Erdbeben. Das erste und stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,7 und fand am 10. Dezember in einer Tiefe von etwa 5 Kilometern statt. Das Epizentrum wurde 57 Kilometer nordnordwestlich von Neapel lokalisiert. Die beiden weiteren Beben, mit Magnituden von jeweils 2,4, wurden am Vormittag des 14. Dezembers in ähnlicher Tiefe registriert.
Roccamonfina ist zugleich der Name eines Ortes, der in der Caldera liegt. Die Gegend steht unter Schutz und gehört zum Regionalpark Roccamonfina-Foce Garigliano.
Laut Wikipedia begann die vulkanische Aktivität des Roccamonfina vor etwa 650.000 Jahren. Die letzten Eruptionen liegen rund 50.000 Jahre zurück. Da der Vulkan seit mehr als 10.000 Jahren inaktiv ist, wird er offiziell als erloschen eingestuft. Einige mineralreiche Quellen darauf hin, dass im Untergrund noch ein nicht vollständig erkalteter Magmenkörper existieren könnte.
Der Roccamonfina entstand als Stratovulkan im Garigliano-Rift-Tal und bildete eine Gruppe von Schlackenkegeln, die sich über eine Fläche von etwa 1.000 km² ausbreiteten. Später konzentrierte sich die effusive Aktivität im zentralen Bereich des Vulkans und führte zur Entstehung eines rund 1.800 Meter hohen Vulkankegels mit einem basalen Umfang von etwa 25 Kilometern. Zusätzlich entstanden kleinere Kegel, wie der Monte Ofelio im Südwesten. Vor etwa 400.000 Jahren kollabierte der östliche Sektor des Vulkans, wodurch eine fast 6 Kilometer große Caldera entstand, in der sich zeitweise ein Kratersee befand.
Eine zweite Phase vulkanischer Aktivität begann vor etwa 385.000 Jahren mit einem explosiven Ausbruch, bei dem auch Eruptionen aus der bestehenden Caldera stattfanden.
Interessanterweise liegt die Caldera Campi Flegrei nur etwa 56 Kilometer südlich. Ihre vulkanische Aktivität setzte ein, als die des Roccamonfina allmählich endete.
Erdbebenschwarm bestand aus mehr als 50 Erschütterungen – 13 Beben größer als M 1,0
Der Erdbebenschwarm, der gestern um 05:33 Uhr Ortszeit begann, wurde gegen 19 Uhr offiziell für beendet erklärt, obgleich es danach auch noch einige Erdbeben gab. Die Analyse des Ereignisses zeigt, dass der Schwarm aus mehr als 50 Erschütterungen bestand. 27 Beben hatten eine Magnitude größer als 0 (es gibt auch extrem schwache Beben mit negativen Magnituden) und 13 Beben hatten Magnituden größer als 1. Die stärksten Beben brachten es auf Mb 2.5, Mb.2.7 und Mb 3.4. Die Hypozentren der meisten der stärkeren Erdbeben lagen in geringen Tiefen, oft nur wenige Hundert Meter unter dem Meeresspiegel. Die Epizentren konzentrierten sich auf einen Bereich in Küstennähe südlich des Solfatara-Kraters. In dem Bereich liegt die Luftwaffenakademie, wo sich früher Lavadome bildeten. Weitere Lavadome wurden etwas weiter nördlich am Rand der Solfatara entdeckt, wo man heutzutage eine gravimetrische Anomalie im Untergrund detektierte. So gibt es die Vermutung, dass sich am Monte Olibano zwischen der Akademie und der Solfatara Magma ansammeln könnte.
Neues Monatsbulletin für den November veröffentlicht
Im gestern veröffentlichten Monatsbulletin für den November ist zu lesen, dass das seismische Netzwerk des INGV 308 Erdbeben registrierte, von denen 237 lokalisiert werden konnten. Die anderen Ebenen waren zu schwach für eine genaue Ortsbestimmung. Damit liegt die Seismizität ein gutes Stück unter dem bisherigen Maximum vom Mai, als 1525 Beben festgestellt wurden. Dennoch lässt der Aktivitätsrückgang nicht auf eine allgemeine Entspannung der Lage schließen. Im Gegenteil, dass sich die Situation weiter verschärfen könnte, darauf deuten die geochemischen Parameter hin, die weiterhin eine Zunahme des Kohlendioxid-Ausstoßes feststellen. Belief sich dieser im Jahr 2020 noch auf 3200 Tonnen am Tag, entströmen dem Solfatara-Gebiet nun täglich um die 4000 Tonnen des Gases. Das Kohlendioxid entstammt zum größten Teil Magma, das sich laut jüngstem INGV-Bericht mittlerweile in 5 bis 6 Kilometern Tiefe befindet. Somit wäre der Magmenkörper, den man noch vor 2 Jahren in Tiefen größer als 8 Kilometer postulierte, um mindestens 2 Kilometer aufgestiegen. Ob man sich diesen Aufstieg nun so vorzustellen hat, dass der gesamte Magmenkörper weiter aufgestiegen ist, oder ob sich der Magmenkörper in großer Tiefe weiter ausgedehnt hat und Magma in Taschen ansammelte, die sich wie die Poren eines Schwamms im Gestein befinden, ist Gegenstand kontroverser Diskussionen. Im Allgemeinen wandelt sich in der Forschung gerade das Bild weg von den alten Modellen hin zu neueren Vorstellungen schwammartiger Reservoire.
Die Bodenhebung hielt auch im November mit einer Hebungsrate von ca. 10 mm weiter an. Seit dem Jahr 2005 hob sich der Boden um 1355 Millimeter. 135 Millimeter (also gut 10 %) davon fallen auf dieses Jahr zurück.
Studie warnt vor Zunahme stärkerer Erdbeben in den Campi Flegrei – Magma weiter aufgestiegen
Eine Vorabveröffentlichung einer neuen INGV-Studie sorgt für erneute Unruhe unter den Anwohnern der Caldera und darüber hinaus. Die unter der Leitung von Augusto Neri durchgeführte Studie, deren Erstautor Andrea Bevilacqua ist, untersuchte die Zunahme von Bodendeformation und Seismizität in den Campi Flegrei zwischen 2020 und 2023. Auch die starken Schwarmbeben im Frühsommer 2024 wurden berücksichtigt. Dabei stießen die Autoren auf einen engen Zusammenhang zwischen der Bodenhebung und der Anzahl der Erdbeben. Die Studie wurde als Vorabartikel in der Fachzeitschrift Communications Earth & Environment veröffentlicht.
Exponentieller Zusammenhang zwischen Bodenhebung und Erdbebenhäufigkeit in den Campi Flegrei
Die Untersuchung der Entwicklungen erfolgte durch eine mathematische Analyse der Beschleunigung im Zeitverlauf. Dabei wurde eine exponentielle Beziehung zwischen dem maximalen Hebungsniveau der Caldera und der kumulierten Anzahl seismischer Ereignisse abgeleitet.
Besonders hervorgehoben wurde die fortschreitende, langfristige Beschleunigung geophysikalischer Variablen, die um das Jahr 2005 begann. Diese Beschleunigung zeigt jedoch kein konstantes Muster, sondern unterliegt Schwankungen unterschiedlicher Dauer, die von einigen Monaten bis zu mehreren Jahren reichen. In den letzten Jahren wurde auch eine Verkürzung dieser Schwankungsfrequenzen festgestellt. Zu diesen geophysikalischen Parametern gehört auch der Ausstoß vulkanischen Kohlendioxids, der von einigen hundert Tonnen am Tag auf Werte von mehr als 4000 Tonnen am Tag anstieg.
Die Untersuchung zeigte, dass die Bodenhebung einem parabolischen Verlauf mit einer durchschnittlichen Beschleunigung von etwa 0,7 bis 0,8 cm pro Jahr² folgt. Gleichzeitig weist die Entwicklung der Erdbebenrate ein supraexponentielles Wachstum auf. Es wurde deutlich, dass Phasen verringerter seismischer Aktivität keine grundlegende Änderung im langfristigen Verhalten des Vulkans anzeigen müssen.
Ein besonders bemerkenswerter Aspekt der Ergebnisse ist die exponentielle Beziehung zwischen der maximalen Hebung der Caldera und der kumulierten Anzahl an Erdbeben, die sich ab etwa 2020 verstärkte. Dieser Zusammenhang unterscheidet sich von dem linearen Muster, das während der bradyseismischen Krise von 1982–1984 beobachtet wurde. Das Phänomen wird als Ausdruck der fortschreitenden Verschlechterung der mechanischen Eigenschaften der obersten Krustenschichten interpretiert. Diese Schichten wirken derzeit noch abdichtend und zeigen plastische Verformbarkeit, stoßen jedoch zunehmend an ihre Belastungsgrenzen. Die Studienautoren kommen aber auch zu der Schlussfolgerung, dass die obere Deckschicht der Caldera noch plastisch reagiert, die Zunahme der Erdbebenaktivität durch eine zunehmende Empfindlichkeit des Untergrunds infolge der Gesamthebung von mehr als 120 Zentimetern zustande kommen kann.
Die bis Ende Oktober 2024 aktualisierten Analysen bestätigten die identifizierten Trends und deren Gültigkeit. Eine Fortsetzung dieser Entwicklungen könnte mit einer weiteren Zunahme der seismischen Aktivität und zusätzlichen Hebungen der Caldera einhergehen, was auch Erdbeben hervorrufen könnte, die stärker ausfallen als bisher. Das quasi-elastische Verhalten der Kruste könnte jederzeit Enden und die Gefahr phreatischer Ausbrüche steigern. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, dass sich der Hebungsprozess verlangsamt, was wiederum zu einer Abnahme der seismischen Aktivität führen könnte.
Leiter des Vesuv-Observatoriums bestätigt gegenüber Medien Magmenaufstieg
Soweit die Zusammenfassung der eigentlichen Studienergebnisse. Diese wurden unter anderem von Mauro Di Vito, Direktor des INGV-Observatoriums Neapel, den Medien vorgestellt. Obwohl die Studienautoren keinen direkten Bezug zur Quelle der Bodenhebung und Erdbebenaktivität nehmen, sorgten Di Vitos Aussagen – sofern sie in den italienischen Medien wahrheitsgetreu wiedergegeben sind – für erheblichen Diskussionsstoff und verstärkten die Besorgnis der Anwohner. Laut Di Vito liegt die Quelle des Überdrucks, der die Gesteinsverformung antreibt, in etwa 4 Kilometern Tiefe und wird hauptsächlich durch Gas verursacht. Das Magma, das für die Gasfreisetzung verantwortlich ist, befindet sich derzeit in einer Tiefe von 5 bis 6 Kilometern, nachdem es ursprünglich in etwa 8 Kilometern Tiefe lag.
Demnach wäre das Magma in den letzten Jahren bis zu 3 Kilometer weiter aufgestiegen und befindet sich nun in einer Tiefe, die allgemein als typisch für Magmenreservoirs angesehen wird, von denen Eruptionen ausgehen können. Andere Studien aus diesem Jahr stellten jedoch die These auf, dass sich der Hauptmagmenkörper weiterhin in mindestens 8 Kilometern Tiefe befindet, während sich in 4 bis 5 Kilometern Tiefe kleinere Magmataschen gebildet haben könnten. Sollten sich Di Vitos Aussagen bestätigen, könnten die Phlegräischen Felder möglicherweise näher an einem Vulkanausbruch stehen als bisher angenommen. (Verwendete Quellen: Studie: https://doi.org/10.21203/rs.3.rs-4164255/v1, sowie Pressetext INGV, Medienberichte)