Campi Flegrei: 60 Beben in 24 Stunden

Calderavulkan Campi Flegrei bebt weiter – ca. 60 Beben in 24 Stunden

Seit meinem letzten Post zu den Campi Flegrei in Süditalien sind gerade einmal 24 Stunden vergangen, während denen das gestern gemeldete Schwarmbeben weiterging. Seitdem sind gut 60 Beben hinzugekommen. Insgesamt haben sich in den letzten 3 Tagen also ca. 120 Erschütterungen ereignet. Zwischendurch gab es mal eine etwas ruhigere Phase und das INGV postulierte einen neuen Erdbebenschwarm, wobei man die Aktivität aber auch getrost zusammenfassen kann. Einige Autoren sind auch der Meinung, dass die Unterteilung in einzelne Schwärme sinnlos ist, da die Erdbebenaktivität auch in ruhigeren Zeiten nie ganz aufhört. Man kann eigentlich von einem großen Schwarmbeben reden, das die gesamte Zeit über anhält, oder neu zu zählen anfangen, wenn es mal an einem Tag zu keiner Erschütterung kommen sollte.




Wie auch immer, das stärkste Beben der letzten Stunden hatte eine Magnitude von 2,5 mit einem Hypozentrum in 2100 m Tiefe. Das Epizentrum lagin unmittelbarer Nähe zum Thermalgebiet von Pisciarelli. Das zweitstärkste Beben kam auf M 2,4 in 2800 m Tiefe und lag nordwestlich der Solfatara. Der überwiegende Teil der Beben hatte Magnituden im Bereich der Mikroseismizität und spielte sich im Hydrothermalsystem der Caldera ab. Auffällig ist, dass einige der schwächeren Beben über ein großes Gebiet verstreut liegen, das bis hinter Ischia reicht. Aber vielleicht ist hier auch nur die automatische Verortung inkorrekt.

Begann das Jahr noch mit einer vergleichsweise niedrigen seismischen Aktivität, sehen wir in den letzten Wochen wieder eine signifikante Steigerung, die all jene Fachmänner Lügen straft, die die ruhigere Phase als Anzeichen eines Abklingens der Aktivitätsphase ansahen. Bereits damals schrieb ich, dass sich die Aktivität in der ruhigeren Phase eigentlich noch genau auf dem Niveau befand, das dem langjährigen Mittel entsprach. Grund zur Entwarnung gibt es also nicht. Ich vermute, die Aktivitätssteigerung geht einher mit der Ankunft einer weiteren Magmablase in 4–5 Kilometern Tiefe, und es würde mich nicht wundern, wenn wir bald eine erneute Beschleunigung der Bodenhebung sehen würden.

Ätna verstärkt Tremor am 12.02.25

Ätna Eruption hält bei verstärktem Tremor an – Lavastrom gut 3 Kilometer lang

Die Eruption am Ätna geht weiter und könnte sich sogar verstärkt haben. Hinweise darauf liefert eine erhöhte Tremoramplitude, die bereits seit gestern leicht, aber stetig ansteigt und sich im unteren Drittel des roten Bereichs bewegt. Ob sich dieser Anstieg 1 : 1 im Lavaausstoß am Lavastrom widerspiegelt, lässt sich aus der Ferne nicht diagnostizieren. Auf der Livecam ist aber ein beständiger Ascheausstoß des alten Teils des Südostkraters zu sehen. Im Allgemeinen unterscheiden die Vulkanologen vom INGV nicht mehr zwischen dem Alten und dem Neuen Südostkrater, sondern schreiben in ihren Berichten nun vom westlichen Teil des Südostkraters, wenn vom Alten Südostkrater die Rede ist. Der Grund liegt darin, dass die beiden Krater durch die starken Paroxysmen der letzten Jahre zusammengewachsen sind und eigentlich einen Kraterkegel bilden.

Der Lavastrom, der seit dem Wochenende aktiv ist, hat inzwischen eine Länge von gut 3 Kilometern erreicht. Die Lavafront hat den Steilhang überwunden und bewegt sich nun in flacherem Gelände, was die Geschwindigkeit der Front verringert.

Das INGV nahm die Eruption zum Anlass, wieder ein Wochenbulletin zu veröffentlichen. Dem ist der genaue Standpunkt des neuen Förderschlots zu entnehmen, von dem es heißt, dass er sich an der östlichen Basis der Bocca Nuova (Zentralkraterkomplex) geöffnet hat. Auf der zugehörigen Karte erkennt man, dass die Öffnung doch vergleichsweise nahe im Sattelbereich zwischen Südostkrater und der Bocca Nuova liegt. Die effusive Tätigkeit ist wahrscheinlich mehr mit dem Südostkrater assoziiert als mit dem Zentralkrater. Diese These wird auch durch die genauere Analyse der Tremorquelle gestützt, die auf einer Höhe zwischen 2800 und 3000 m unter dem Südostkrater ausfindig gemacht wurde. Der Lavaaustritt befindet sich auf dem 3050 m-Höheniveau.

Bereits am 6. Februar, also 2 Tage vor Beginn der effusiven Tätigkeit, setzten strombolianische Eruptionen aus dem Südostkrater ein. Weitere direkte Vorzeichen der Eruptionen gab es kaum, sieht man einmal von einem hohen Kohlendioxidausstoß und einer minimalen Bodenhebung ab, die aber unter einem Mikron lag. Das Geschehen zeigt einmal mehr, wie schwer es am Ätna ist, Vulkanausbrüche zu prognostizieren.

Ätna: Erdbeben und Ascheemissionen

Ascheemissionen aus Bocca Nuova und Südost-Krater

Der Ätna auf Sizilien wird zusehends unruhig und stößt nicht nur Lava aus einem neuen Schlot an der Basis des Zentralkraters aus, sondern emittiert auch Vulkanasche. Das Interessante ist, dass die Asche erstmalig seit langem aus dem Alten Südostkrater zu kommen scheint. Auch die Bocca Nuova ist seit dem Mittag beteiligt. Es können passive Emissionen infolge von Kollapsereignissen sein, aber auch aktive Eruptionen.

Der Südostkrater ist eigentlich seit fast 2 Jahrzehnten stillgelegt und die Aktivität im Osten des Vulkans schuf mit dem Neuen Südostkrater einen Anbau an den ursprünglichen Südostkrater. Der Krater entstand erst 1979 und ich sah ihn einige Jahre lang wachsen und war auch bei der Geburt des Neuen Südostkraters zugegen.

Erdbeben M 3,7 im Norden des Ätnas

Dem nicht genug, manifestierte sich heute Nachmittag ein kleiner Erdbebenschwarm an der unteren Nordflanke des Ätnas. Das EMSC zeigt 5 Beben mit Magnituden zwischen 3,7 und 2,0. Da die Anzeige überwiegend auf Beben ab M 2,0 beschränkt ist, könnten auch schwächere Beben aufgetreten sein. Die Ebben standen sehr wahrscheinlich mit tektonischen Prozessen entlang der Pernicana-Störung in Verbindung. Vor den letzten größeren Flankeneruptionen 2001 und 2002/03 ereigneten sich an dieser Störung mehrere Erdbeben, die auch zu Schäden an der Infrastruktur der Region führten. Es kann also Wechselwirkungen mit aufsteigendem Magma geben. Bei diesen Gelegenheiten wurde auch ein verstärktes Gleiten der Ostflanke des Ätnas beobachtet, die sich um bis zu 1 m hangabwärts Richtung Meer verschob. Phasen beschleunigten Hanggleitens können ihrerseits Einfluss auf das eruptive Verhalten des Ätnas nehmen.

Ich will mit diesen Zeilen nicht implizieren, dass eine Flankeneruption ansteht. Außer den beschriebenen Phänomenen der Subterminaleruption, den Ascheexhalationen und Erdbeben entdeckten die Vulkanologen vom INGV bislang keine Anzeichen für sich anbahnendes Ungemach. Sehr wahrscheinlich bleibt es bei der beobachteten Phänomenologie, obwohl der Ätna immer für Überraschungen gut ist.

Ätna: Lavastrom und Ascheemissionen am Sonntag

Eruption am Ätna hält an – neben Lavastrom auch Ascheemissionen

Der mächtigste Vulkan Siziliens ist seit Samstag wieder aktiv und eruptiert einen Lavastrom, der aus Förderschloten entlang einer kleinen Fraktur an der südlichen Basis des Zentralkraterkegels quillt. Die Aktivität hielt auch gestern an und Videoaufnahmen, die in einem FB-Reel geteilt wurden, zeigen, dass es nicht nur bei einem Lavastrom blieb, sondern auch zu Ascheemissionen aus dem Neuen Südostkrater kam. Dieser Krater war in den letzten Monaten ungewöhnlich ruhig und zeigte auch auf Sentinel-Satellitenfotos im Infrarotspektrum die kalte Schulter. Tatsächlich war der Neue Südostkrater bis zum letzten Frühjahr der aktivste der 4 Ätna-Gipfelkrater, doch dann shiftete die Aktivität in Richtung Zentralkrater, wo die Voragine im Zuge explosiver Eruptionen einen neuen Kraterkegel bildete. Sollten die Ascheemissionen Anzeichen für eine erneute Aktivitätsverlagerung sein?

Eindeutig beantworten lässt sich diese Frage nicht, doch wie in einem der letzten Updates zum Ätna beschrieben wurde, wurde im Januar vermehrt Tremor registriert, dessen Quelle unter dem neuen Südostkrater lag. In den Vormonaten befand sich die Tremorquelle mehr zwischen dem Neuen Südostkrater und dem Zentralkrater. Umso überraschender ist die Lokation der neuen Boccen an der Basis des Zentralkraters.

Der Tremor variiert und schwankt zwischen dem oberen gelben Bereich und dem unteren roten Bereich hin und her, wobei es eine generell leicht steigende Tendenz gibt. Auch wenn man tagsüber auf den Livecams nicht erkennen kann, ob der Lavastrom noch aktiv ist, zeigt der erhöhte Tremor, dass er es zumindest sein könnte.

Subterminale Lavaströme sind oft nur kurzlebig, doch es gibt auch Beispiele lang anhaltender Tätigkeit. In den letzten Jahrzehnten waren solche Lavaströme mehr im Osten des Ätna aktiv und standen mit der Aktivität am Südostkrater in Verbindung. Oft flossen sie ins Valle del Bove. Einen sehr schönen subterminalen Lavastrom gab es im März 1999. Damals floss die Lava mehrere Wochen lang. In den Jahren 2008/09 floss die Lava über Monate. Einen länger anhaltenden Subterminal-Ausbruch gab es auch 2014, als am Fuß des Nordostkraters eine kleine Spalte Lava förderte. Oft wachsen bei solchen Gelegenheiten nach ein paar Tagen Hornitos auf den Förderschloten und es kommt zu Lavaspattering.

Vesuv: Erdbeben erschüttern Gipfelregion

Zwei Erdbeben im Zweierbereich erschüttern Vesuv

Nachdem wir in den letzten Tagen eine erhöhte Seismizität in mehreren süditalienischen Vulkanregionen erlebten, darf natürlich der Vesuv nicht fehlen, denn der zog heute nach und erzeugte zwei Erdbeben mit den Magnituden 2,5 und 2,3. Die Hypozentren beider Beben lagen nahe des Meeresspiegels in nur 700 und 200 m Tiefe. Das Epizentrum des stärkeren Bebens wurde östlich des Kraterbereichs verortet, während die schwächere Erschütterung unter dem südlichen Kraterrand lag. Bereits am Freitag hat es ein Beben Mb 2,0 gegeben. Darüber hinaus wurden auch einige Mikrobeben aufgezeichnet. In diesem Jahr konnten bislang 56 Beben registriert werden.

Die Wissenschaftler vom INGV bringen die Seismizität nicht etwa mit Magmenaufstieg in Verbindung, sondern mit Schrumpfungsprozessen im Schlotbereich des Vulkans. Diese Schrumpfungsprozesse beschleunigten sich den Erdbebenstatistiken zufolge im Jahr 1999, als es zu einer deutlichen Zunahme der Seismizität kam. Seitdem liegt die Erdbebentätigkeit deutlich über dem Niveau des zuvor beobachteten Trends. Warum ausgerechnet seit 1999 die Schrumpfungsprozesse zugenommen haben, wo sich die letzte Eruption bereits 1944 ereignete und das Magma bereits reichlich Zeit zum Abkühlen hatte, blieb rätselhaft.

Im jüngst veröffentlichten Bulletin für den Januar schreiben die Vulkanologen, dass die mehrjährigen Trends des Aktivitätsrückgangs der geophysikalischen Parameter (mit Ausnahme der Seismik) weiter anhalten. Anzeichen für eine Trendwende infolge von Magmaaufstieg gibt es nicht. Schaut man sich die Diagramme aber genauer an, dann erkennt man seit 2022 eine leichte Zunahme der Fumarolen-Temperaturen von 45 auf gut 50 Grad. Außerdem stoppte die bis zum letzten Jahr anhaltende Bodensenkung einer klinometrischen Messstation im Ort Torr del Greco. Es gibt also doch leichte Abweichungen der bisherigen Trends.

In Sichtweite zum Vesuv liegt der Calderavulkan Campi Flegrei, der seine langjährigen Trends ebenfalls beibehält. Hier steigt die magmatisch bedingte Unruhe im Untergrund allerdings weiter an. Auch in den letzten Tagen gab es weitere Erdbeben und Bodenhebungen.

Ätna: Eruption an der Basis des Zentralkraters

Vulkanausbruch am Ätna hat begonnen – Neuer Förderschlot an der Basis des Zentralkraters

Eruption am Ätna. © David Gentile

Der Ätna auf Sizilien kann es also doch noch und begann heute Abend gegen 18:15 UTC mit einer sogenannten Subterminaleruption: An der Basis im Süden des Zentralkraterkegels haben sich kleinere Schlote geöffnet, aus denen etwas Lava austritt. Der Tremor stieg etwas, bleibt bis jetzt aber im gelben Bereich. Bereits vor 2 Tagen wurde der Vulkan unruhig und viele Vulkanbeobachter haben eine Eruption erwartet.

Unerwartet sind allerdings Ort und Art der Eruption. In den letzten Jahren spielte sich die Aktivität ausschließlich im Bereich der Gipfelkrater ab, und wenn es Subterminaleruptionen gab, waren sie mit der Aktivität des Nordostkraters assoziiert. Eine kleine Spaltenöffnung gab es am basalen Bereich zwischen Südostkrater und dem Zentralkrater in den Nuller Jahren. Diese ereignete sich nicht weit vom aktuellen Ausbruchsort entfernt und manifestierte sich zu einer Zeit als der Ätna deutlich aktiver war als jetzt.

Bis jetzt sind es nur einzelne Förderschlote, die auf einer Linie liegen, doch es könnte gut sein, dass sich ein Riss gebildet hat bzw. dabei ist, zu bilden. Die nächsten Stunden könnten interessant werden. Letztendlich könnte die Aktivität auch ein außergewöhnliches Vorspiel zu einem Paroxysmus sein.

Das INGV hat den Alarmstatus für den Flugverkehr auf „Gelb“ erhöht und bestätigt bis jetzt nur eine Aktivität über Hintergrundniveau, ohne auf Details einzugehen. Wahrscheinlich müssen sich die Vulkanologen erst ein wenig sammeln, bevor sie weitere Details bekannt geben.

MIROVA registrierte bereits heute Mittag eine Thermalstrahlung mit 20 MW Leistung. Möglich, dass der Ausbruch bereits zu diesem Zeitpunkt begann und erst mit Einsetzen der Dunkelheit auf den Livecams sichtbar wurde.

Update 20:45 Uhr: Das INGV bestätigte einen Lavastrom und erhöhte den Alarmcode auf „Orange“!

Stromboli mit Lavaüberlauf am 06.02.24

Winzige thermische Anomalie am Stromboli. Foto vom 5. Februar. © Copernicus

Lavaüberlauf am Stromboli – Tremor leicht erhöht

In den letzten Wochen war es am Stromboli relativ ruhig und der Vulkan bestach durch seine schwachen strombolianischen Eruptionen, die man früher schön vom Rand der Cima aus aus nächster Nähe beobachten konnte. Spätestens seit dem Einsetzen der paroxysmalen Phasen 2018 ist damit Schluss gewesen und der Zugang zum Krater wurde gesperrt. In ruhigen Zeiten darf man noch in geführten Touren bis zum Aussichtspunkt auf Quota 400 m steigen. Wer ohne Führer geht, für den ist bei 290 Höhenmetern Schluss. Ob es mit diesen Reglementierungen bald noch genug Nachwuchs an Vulkanologen geben wird? Für viele dieser vom Aussterben bedrohten Spezies war Stromboli der Einstieg ins Vulkangeschäft. Heute dürfte es immer schwieriger sein, junge Menschen für den Vulkanismus zu begeistern, denn in fast allen Staaten der Welt wurden die Daumenschrauben angezogen, so dass man von einer weltweiten Verbotskultur sprechen kann. Sicherlich gibt es noch ein paar entlegene Vulkane, die man auf eigene Faust besteigen kann, doch Reisen hierhin sind meistens teuer und aus politischer Sicht nicht unbedingt empfehlenswert. Aber zurück zum Stromboli und dem eigentlichen Grund für diesen Artikel.

Das Nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV), Observatorium Etneo, teilt mit, dass anhand der Überwachungskameras seit 06:08 UTC ein effusiver Lavaüberlauf aus dem nördlichen Kraterbereich stattfindet. Diese Aktivität ist auf eine in den vergangenen Tagen verstärkte Spattering-Phase zurückzuführen. Der Lavastrom erreicht derzeit den oberen Abschnitt der Sciara del Fuoco. Gleichzeitig setzt die gewöhnliche explosive Aktivität sowohl im nördlichen als auch im zentral-südlichen Kraterbereich fort.

Aus seismischer Sicht schwankte die mittlere Amplitude des vulkanischen Tremors im Tagesverlauf zwischen mittleren und hohen Werten und liegt aktuell auf mittlerem Niveau. Es sind keine bedeutenden Veränderungen in der Häufigkeit oder Stärke der Explosionsbeben zu verzeichnen. Die Deformationsmessungen zeigen derzeit keine signifikanten Veränderungen.

Aus den täglichen Updates des LGS geht hervor, dass der Aktivitätsindex auf Mittel hoch steht. Es gibt eine vergleichsweise geringe Anzahl an VLP-Erdbeben, die am unteren Durchschnittsbereich angesiedelt ist. Messdaten zu der eruptiven Aktivität lagen zuletzt nicht vor. Auch der Gasflux ist relativ unauffällig. Einzig der Tremor ist erhöht. Ob sich die Aktivität weiter steigern wird, lässt sich nicht prognostizieren. Allerdings gab es in den letzten Tagen tief sitzende Erdbeben in der Nähe des Strombolis. Gut möglich, dass diese den Lavaüberlauf triggerten.

Ätna mit Thermalstrahlung am 6. Februar

Moderate Thermalstrahlung nach Tremor-Peak am Ätna-Gipfelkrater

Der Ätna auf Sizilien scheint langsam aus seinem mehrmonatigen Dornröschenschlaf zu erwachen und zeigt Anzeichen des Aufheizens. Zu diesen Anzeichen gehört ein Tremoranstieg, der gestern sogar in einem Peak gipfelte, der um 19:00 UTV bis in den roten Bereich hineinragte, inzwischen aber seinen Zenit überschritten hat. Dennoch bewegt sich der Tremor heute Morgen im oberen gelben Bereich. Verhält er sich wie bei früheren Aufheizungsphasen, müsste er bald die Talsohle erreicht haben und wieder steigen.

Letzte Nacht registrierten die Satelliten eine moderate Thermalstrahlung. Sie hatte laut MIROVA eine Leistung von 12 MW und ging vom Gipfelbereich aus. Auf dem letzten Sentinel-Bild von gestern erkennt man noch keine Hotspots in den Kratern, so dass unklar bleibt, welcher Gipfelkrater erwacht. Zuletzt war im Sommer der Zentralkrater aktiv, als von der Voragine ausgehend ein neuer Schlackenkegel wuchs, der den neuen Gipfelpunkt des Ätnas markiert. Im Zuge dieser Eruption ereigneten sich auch einige Paroxysmen. Der letzte manifestierte sich am 10. November. Der Südostkrater ist schon seit mehreren Monaten kalt, zeigt aber heute starke Entgasungen, die sicher aufgrund der kalten Luft besonders gut sichtbar sind, weil es zu vermehrter Dampfbildung kommt. Dennoch lässt sich nicht ausschließen, dass dieser Krater bald wieder erwachen könnte. Dafür spricht auch die Verlagerung der Tremorquelle, weg vom Zentralkrater in Richtung Südostkrater.





Neue Meldungen vom INGV gibt es nicht und auch Wochenberichte zum Ätna werden zurzeit nicht veröffentlicht. Dafür gab es vorgestern den neuen Monatsbericht für Januar. Die meisten geophysikalischen und chemischen Parameter waren unauffällig, dennoch lieferte der sich verlagernde Tremor ein Abbild der Magmenbewegungen im oberen Speicherreservoir unter dem Gipfel. Dort gab es einiges an Aktivität, was auf Magma-Akkumulation hindeutet. Außerdem wurden hohe Kohlendioxid-Emissionen festgestellt und ein steigendes Helium-Isotopenverhältnis. Das sind Frühindikatoren für Magmenaufstieg aus größerer Tiefe. Gepaart mit den Erdbebenschwärmen im Januar lässt sich daraus schließen, dass der Ätna nicht mehr lange ruhig bleiben wird.

Campi Flegrei: Stärkster Erdbebenschwarm des Jahres

Neuer Erdbebenschwarm erschüttert Campi Flegrei – Stärkstes Beben Mb 3,1

Datum 05.02.25 | Zeit: 07:52:02 UTC | Koordinaten: 40.8293 ; 14.1517 | Tiefe: 2,7 km | Mb 3,1

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei verteidigt seinen Titel des mächtigsten Vulkans Europas gegenüber den griechischen Mitbewerbern Santorin und Kolumbos, indem er heute Morgen mit dem stärksten Erdbebenschwarm in diesem Jahr anfing. Die Epizentren konzentrieren sich auf den zu Pozzuoli gehörenden Stadtteil Pisciarelli, der östlich des Solfatarakraters liegt und für seine stark tätige Fumarole gleichen Namens bekannt ist. Bis jetzt besteht der Schwarm aus mehr als 90 Erschütterungen. Die stärkste hatte eine Magnitude von 3,1 und ein Hypozentrum in 2,7 Kilometern Tiefe. Das zweitstärkste Beben brachte es auf Mb 2,6. Die Beben konzentrieren sich auf ein Areal in der Nähe der Pisciarelli-Fumarole und dürften mit Gesteinsbruch infolge von Fluidaufstieg entlang des Risssystems in Verbindung stehen, auf dem auch die Fumarole liegt. Schwächere Erschütterungen streuen über einen weiteren Bereich im Golf von Pozzuoli und bis an die Stadtgrenze zu Neapel.

Die beiden stärksten Beben konnten von den Anwohnern gespürt werden. Eine Bebenzeugin schreibt in der FB-Gruppe zur Roten Zone der Campi Flegrei, dass sie auf der Via Pisciarelli ein beständiges Zittern spüren würde.

Mir sieht es nicht danach aus, als würde die Caldera ruhiger werden, so wie es der eine oder andere italienische Wissenschaftler außer Dienst gegenüber den Medien noch Anfang des Jahres gesagt hatte.

Gestern wurde vom INGV das Wochenbulletin für den 27. Januar bis 2. Februar 2025 veröffentlicht. In diesem Zeitraum wurden 44 Erdbeben registriert. Das stärkste hatte eine Magnitude von 2,2. Die Bodenhebung lag weiterhin bei ca. 10 mm im Monat. Seit Januar 2024 hat sich der Boden um bis zu 200 mm angehoben. Der Gasausstoß lag auf dem Niveau der letzten Wochen, ebenso die Fumarolentemperatur von Pisciareli, die im Durchschnitt 96 Grad betrug. Der langjährige Trend der Druckbeaufschlagung geht weiter.

Gestern erreichte mich Post von besorgten Vnet-Lesern, die fragten, ob sich die seismische Aktivität bei Santorin auch auf die Vulkane Neapels auswirken würde, was ich verneinte. Wie um mich Lügen zu strafen, dann heute der Erdbebenschwarm bei den Phlegräischen Feldern. Trotzdem wird es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Zufall handeln. Natürlich könnten sich Erschütterungen der Beben im Fünferbereich bei Santorin bis nach Italien fortgepflanzt haben und dort den letzten Anstoß zum Fluidaufstieg gegeben haben, aber dieser stand eh in den Startlöchern und wäre auch ohne Anregungen früher oder später aufgestiegen. Außerdem gab es in der Nähe des Großraums Neapel gestern ein Beben Mb 4,2, das trotz seiner großen Tiefe von mehr als 300 Kilometern ebenfalls als Trigger gedient haben könnte.

Dennoch, wie ich bereits vor einigen Wochen schrieb, zeigte sich die große übergeordnete Struktur des Mittelmeerraums in den letzten Wochen ungewöhnlich aktiv. Gemeint ist die Erdkrustenplattenkollisionszone (tolles Wort fürs Galgenmännchen spielen) zwischen Afrika und Europa. Dieser langsam fortschreitende Prozess beeinflusst im Endeffekt die meisten seismischen und vulkanischen Ereignisse der Region.

Darüber hinaus sollte man die immer noch anhaltende Große Planetenkonstellation nicht vergessen, die vielleicht das letzte Quäntchen gravitative Kraft liefert, um Prozesse anzuschubsen, die sowieso kurz vor dem Start standen. Wissenschaftlich belegt sind solche Theorien allerdings nicht. Auch hierzu erreichte mich Post. Danke dafür!