Italien: Heftige Unwetter im Norden verursachten ein Todesopfer

Unwetter in Norditalien und Österreich – eine Frau vom Baum erschlagen

Mailand, 07.07.2025Am Wochenende wurden durch starke Unwetter in Norditalien und Teilen Österreichs Schäden angerichtet. Besonders hart traf es Mailand, wo am Sonntagnachmittag eine 63-jährige Frau ums Leben kam, als sie von einem umstürzenden Baum getroffen wurde. Sie war mit zwei Freunden auf dem Heimweg, als das Unwetter über die Stadt hereinbrach. Die Begleiter erlitten Verletzungen.

Das Unwetter in Form von starken Gewittern zog gegen 17 Uhr auf und brachte heftigen Wind, Starkregen und grobkörnigen Hagel mit sich. Italienischen Medien zufolge fielen am frühen Abend innerhalb kurzer Zeit bis zu 45 Millimeter Regen. Infolge des Unwetters kam es in Mailand zu Überschwemmungen, umgestürzten Bäumen und starken Sturmschäden. Die Feuerwehr verzeichnete über 150 Notrufe, vor allem wegen überfluteter Unterführungen, vollgelaufener Keller und beschädigter Infrastruktur. Ein Zug zwischen Mailand und Rom wurde von einem Blitz getroffen, die Strecke wurde vorübergehend gesperrt.

Auch andere Regionen in Norditalien waren betroffen: In Como trat der See über die Ufer und in Bergamo wurden Flüge umgeleitet. Der Zivilschutz rief für mehrere Provinzen die Alarmstufe Orange aus. Bürgermeister Giuseppe Sala warnte vor weiteren Unwettern und bat die Bevölkerung, Vorsicht walten zu lassen.

Die Unwetter zogen heute in Richtung Süden weiter und trafen auch den Großraum Neapel. Entlang der Amalfiküste gerieten kleinere Boote in Seenot. Auf der Insel Procida, die zwischen Pozzuoli und Ischia liegt, verwandelten sich Straßen in Bäche. Natürlich gingen auch starke Niederschläge im Bereich der Campi Flegrei nieder. Hier könnte das viele Wasser die hydrothermale Aktivität verstärken.

In Tarquinia manifestierte sich eine Wasserhose – ein kleiner Tornado, der über dem Meer tanzte, ohne Schäden anzurichten.

In Österreich sorgten heftige Regenfälle ebenfalls für Chaos. Im Tiroler Stubaital rissen Muren zwei Fußgängerbrücken mit sich und transportierten große Mengen Geröll und Treibholz. Besonders betroffen war die Gemeinde Fulpmes. Verletzt wurde niemand, doch die Feuerwehr war im Dauereinsatz.

In der Steiermark hinterließ ein kurzes, aber intensives Hagelgewitter in Turnau winterliche Verhältnisse. Umgestürzte Bäume blockierten Straßen, Fahrzeuge blieben stecken. Auch in Thondorf bei Graz mussten Bäume entfernt werden.

Laut den Wetterdiensten bleibt die Lage angespannt. Es wird mit weiteren starken Regenfällen, Überschwemmungen und Erdrutschen gerechnet – insbesondere entlang der Alpensüdseite, wo bis Mittwoch bis zu 360 Millimeter Niederschlag erwartet werden. Eine enorme Regenmenge, die in Abhängigkeit von dem Zeitraum, in dem sie niedergeht, großes Katastrophenpotenzial mit sich bringt. In Texas, wo es zur Katastrophe am Fluss Guadalupe kam, fielen innerhalb weniger Stunden bis zu 300 mm Niederschlag. In der Folge stieg der Flusspegel rasant an. Bis jetzt wurden 82 Todesopfer bestätigt.

Die Serie extremer Wetterereignisse scheint kein Ende mehr zu nehmen und ist Teil der neuen Realität, mit der wir uns aufgrund der immer schneller voranschreitenden Klimaerwärmung konfrontiert sehen. Dabei stehen wir noch ziemlich am Anfang des Disasters, dessen Folgen noch nicht wirklich absehbar sind.

Ätna: Weiterer Vulkanausbruch am 19.Juni

Hoher Tremor und massive Dampfwolke am Ätna – paroxysmaler Vulkanausbruch am Morgen

Catania, 19.06.2025Der Ätna macht es wieder und erzeugt einen paroxysmalen Vulkanausbruch. Wie das INGV mitteilte, begann der Tremor gegen 21:00 UTC langsam zu steigen. Zuvor befand er sich wieder auf einem Tiefpunkt im grünen Bereich, was mittlerweile ein Indikator dafür ist, dass sich ein Paroxysmus anbahnt.

Dampfwolke Ätna. © INGV

Um 23:25 UTC setzten dann am Südostkrater strombolianische Eruptionen ein und gegen 02:00 UTC beschleunigte sich der Anstieg der Tremoramplitude signifikant. Innerhalb einer Stunde schoss sie auf den aktuellen Wert weit im roten Bereich, wo sie sich seitdem seitwärts bewegt.

Die Tremorquelle wurde zunächst unter dem Südostkrater lokalisiert, inzwischen gibt es aber technische Schwierigkeiten, so dass eine genaue Lokalisierung unmöglich ist. Das Gleiche gilt für die Auszeichnung der Infraschalltätigkeit.

Da es bewölkt ist, geben die Livecams und visuelle Observierungen wenig her. Allerdings konnte ich während einer kurzen Wolkenlücke ein thermisches Signal erkennen, das auf Lava im Bereich des Südostkraters hindeutet. Eine andere Cam zeigt in der Totalen eine massive Dampfwolke, die mehrere Kilometer hoch aufsteigt, aber wenig bis keine Asche enthält.

Die Seismizität des Vulkans steigerte sich in den vergangenen ein wenig Tagen, wobei es im Westen und Nordosten einige tiefe Beben gab. Die Beben im Osten lagen deutlich flacher und konzentrierten sich am Nordrand des Valle del Bove. Einen kleinen Bebencluster gab es auch im Südwesten beim Refugio di Milia.

Alles in allem sieht es so aus, als ob es wieder einen jener abgeschwächten Paroxysmen geben würde, die wir zwischen März und Mai sahen. Zu bedenken gilt, dass sich die Situation äußerst dynamisch entwickeln und sich schnell verstärken kann, bis hin zum Abgang eines pyroklastischen Stroms, wie wir ihn am 2. Juni sahen.

Update: Das INGV aktualisierte seine Eruptionswarnung und Stufe den VONA-Alarmstatus auf „rot“ hoch. Es heißt nun, dass es zu Ascheemissionen kommt. Das VAAC detektiere Vulkanasche in einer Höhe on 6700 m. Aufgrund der Bewölkung sieht man aktuell auf den LiveCams nichts.

Erkenntnisse des neusten INGV-Wochenberichts zum Ätna

Im Wochenbericht des INGV für den Beobachtungszeitraum 09. – 15. Juni ist zu lesen, dass die geophysikalischen Parameter unauffällig waren. Aus ihnen ließ sich der heutige Ausbruch nicht ableiten.

Die Lage der Tremorquellen zeigt, dass sich Magma überwiegend unter dem Südostkrater akkumulierte, der Magmenkörper aber eine NW-SO-Längserstreckung einnahm und bis in den Bereich zwischen Bocca Nuova und Nordostkrater reichte.

Interessant ist auch eine Reliefkarte aus Drohnenaufnahmen vom 4. Juni. Sie zeigt die neuen Depressionen des Ausbruchs vom 2. Juni auf der Nordostflanke des Südostkraterkegels sowie mehrere relativ neue Schlote auf der Nordwestflanke. Hier bildet sich wohl eine neue Schwächezone im Kegels.

Übrigens könnte heute oder morgen auch der Kilauea mit einer weiteren eruptiven Episode durchstarten, geladen ist er!

Italien: Großer Bergrutsch in den Belluneser Dolomiten

Großer Bergrutsch an der Croda Marcora – Staubwolke erreicht Staatsstraße nach Cortina

San Vito di Cadore, 14. Juni 2025Am Samstagnachmittag ereignete sich in den Belluneser Dolomiten ein gewaltiger Felssturz bzw. Bergrutsch, der von der Südflanke des 3.154 m hohen Berges Croda Marcora abging. Große Mengen an Gestein und Erdmaterial lösten sich aus dem Massiv der Sorapiss-Gruppe oberhalb von San Vito di Cadore. Die dabei entstandene massive Staubwolke war kilometerweit sichtbar und erreichte sogar die Staatsstraße 51 von Alemagna, die Cortina d’Ampezzo mit dem Süden verbindet.

Die Bergrettung Venetien (CNSAS) ist mit mehreren Teams im Einsatz. Bislang liegen keine Meldungen über mögliche Opfer des Naturereignisses vor. Die Umgebung der Bergsturzstelle wird weiterhin nach Wanderern oder Kletterern abgesucht, die in Schwierigkeiten geraten sein könnten. In dem betroffenen Gebiet verlaufen mehrere beliebte Wanderwege und Klettersteige.

Aufnahmen dokumentieren das Ereignis: Eine staubaufwirbelnde Hangrutschlawine raste mit hoher Geschwindigkeit durch ein Tal und erinnert in ihrer Dynamik an einen pyroklastischen Strom. Dabei verfehlte sie eine nahe gelegene Siedlung offenbar nur um wenige Hundert Meter. Es handelte sich somit zumindest um eine Beinahe-Katastrophe.

Über die Ursache des Felssturzes gibt es bislang keine offiziellen Angaben. In den Dolomiten gelten jedoch häufige Niederschläge, Tauwetter und tektonischer Druck als typische Auslöser für Massenbewegungen. Hinzu kommt, dass der Klimawandel durch das Abschmelzen des Permafrosts Hangrutsche und Bergstürze zunehmend begünstigt. Fachleute des geologischen Dienstes der Region Venetien werden das Gebiet in den kommenden Tagen untersuchen.

Parallele zum Felssturz von Blatten in der Schweiz

Der Felsabgang an der Croda Marcora weckt Erinnerungen an den großen Bergrutsch von Blatten (VS) im Mai 2025, bei dem rund drei Millionen Kubikmeter Fels in Bewegung gerieten. Auch dort blieb die Bevölkerung nur knapp von größeren Folgen verschont, allerdings nur dank frühzeitiger Evakuierung. Während in Blatten ganze Hangabschnitte kollabierten und Evakuierungen notwendig waren, scheint das Ereignis in den Dolomiten bislang glimpflicher abgelaufen zu sein. Warnungen vor dem Ereignis gab es allerdings nicht.

Die Croda Marcora gehört zu den weniger begangenen Gipfeln der Sorapiss-Gruppe, liegt jedoch in Sichtweite stark frequentierter Dolomitenrouten.

Campi Flegrei: Erdbeben Md 3,2 am 05.Juni

Neue Erdbebenserie erschütterte Campi Flegrei – Stärkstes Beben Md 3,2

Datum: 05.06.2025 | Zeit: 04:48:25 UTC | Koordinaten: 40.830 ; 14.149 | Tiefe: 2,7 km | Md 3,2

Pozzuoli, 05.06.2025In den frühen Morgenstunden ereigneten sich in Pozzuoli mehrere spürbare Erdbeben, die erneut für Aufregung in der Bevölkerung sorgten. Das stärkste Beben manifestierte sich um 04:48:25 UTC (06:48:25 Uhr Lokalzeit) und hatte laut Angaben des INGV eine Magnitude von 3,2.

Die Tiefe des Hypozentrums lag bei 2,7 Kilometern und damit im unteren Bereich des Hydrothermalsystems. Das Epizentrum wurde im Stadtteil Pisciarelli ausgemacht, der östlich der Solfatara liegt und für seine Fumarole bekannt ist. Diese liegt nur ca. 200 m vom Epizentrum entfernt. Drei weitere Erschütterungen hatten Magnituden im Zweierbereich, die aufgrund ihrer geringen Tiefe und Lage unter einem Wohngebiet ebenfalls gespürt wurden, obwohl sie unter der eigentlichen Wahrnehmbarkeitsschwelle von M 3,0 lagen. Bis jetzt blieb ein großer Erdbebenschwarm aus, was vergleichsweise untypisch ist, doch da die Erdbeben erst vor einer Stunde auftraten, könnte sich das noch ändern. Ebenso ist es möglich, dass die hier angegebenen Daten von Seismologen noch begutachtet und korrigiert werden.

Beim Erdbebendienst EMSC sind zum stärksten Beben Wahrnehmungsmeldungen eingegangen, die bis aus Neapel in 9 Kilometern Entfernung stammen und die Magnitude des Bebens höher einschätzten. Über Schäden liegen hingegen keine Meldungen vor.

Das INGV und die Kommune Pozzuoli warnten vor einem neuen Schwarm in den Campi Flegrei. Als Aktivierungsschwelle für diese Warnungen müssen innerhalb von 30 Minuten 4 Beben registriert worden sein, von denen eins eine Magnitude größer als 1,5 hat, was hier eintrat. Sollten nur Mikrobeben mit Magnituden kleiner 1,5 auftreten, sind 10 Erschütterungen nötig, um Schwarmbebenalarm zu geben.

Gestern gab es in Pozzuoli auch wieder eine Bürgerversammlung, bei der neben den Bürgermeistern der vom Bradyseismos betroffenen Kommunen auch Behördenvertreter vom Zivilschutz und INGV anwesend waren. Man sprach über die Sorgen der Bewohner der Region und versicherte, dass die Offiziellen weiterhin an Maßnahmen arbeiteten, um das Geschehen in der Caldera lückenlos zu überwachen. Zudem ist man um Schadensbegrenzung bemüht.

Campi Flegrei: Bodendeformationen bei Pisciarelli

Blick auf den Teil von Pozzuoli, der von den Erdbeben am stärksten getroffen wurde. © Marc Szeglat

Weiterhin erhöhte Seismizität in den Campi Flegrei – starke Veränderungen am Pisciarelli Gebiet

In den Campi Flegrei gab es seit gestern gut 70 weitere Erschütterungen. Damit zählt der seismische Schwarm, der am 13. Mai begann, zu den intensivsten in der aktuellen Hebungsphase. Zugleich war das Erdbeben Md 4,4 das zweitstärkste jemals gemessene Beben des Calderavulkans, der seit Jahren die Bevölkerung von Pozzuoli und dem nahen Neapel beunruhigt und mittlerweile sogar in Panik versetzt. Der Schwarm gilt inzwischen als beendet, nicht ohne sich mit einigen weiteren Erdbeben im Dreier- und Zweierbereich verabschiedet zu haben. Neben der Stärke der Erdbeben war auch die Tiefe der Erdbebenherde bemerkenswert, denn sie lagen zumindest bei den stärkeren Erschütterungen tiefer als sonst, was ein Indiz dafür ist, dass die Beben vulkanotektonischer Natur waren und mit Rissbildung infolge einer Magmenintrusion in 3 bis 4 Kilometern Tiefe einhergingen. Ich vermute, dass sich eine weitere Magmatastasche gebildet hat. Eine Bestätigung hierfür werden wir erhalten, wenn neue Daten zur Bodenhebung veröffentlicht werden. Sollte sie sich weder auf 2–3 Zentimeter pro Monat beschleunigt haben – wovon ich ausgehe –, wird zumindest bestätigt, dass vermehrt magmatische Fluide in den flacheren Untergrund eingedrungen sind.

Magma-Ansammlungen in 3-5 Kilometern Tiefe unter Campi Flegrei vermutet

In einem Interview mit Il Mattino sprach INGV-Präsident Prof. Fabio Florindo zum ersten Mal Klartext und fasste die neusten Forschungsergebnisse knapp und treffend zusammen. Er bestätigte den tiefen Magmenkörper, dessen Oberseite sich in ca. 8 Kilometer Tiefe befindet, und geht davon aus, dass sich in 3–5 Kilometer Tiefe ebenfalls Magma akkumuliert, das von dem tiefen Magmenkörper aufsteigt. In der darüber liegenden porösen und zerklüfteten Übergangsschicht sammeln sich volatile (leicht flüchtige) Komponenten, die dem Magma entströmen. Hierbei handelt es sich um Fluide, hydrothermales Wasser und Gase. Diese sorgen für die Mikrobeben und einen Großteil der Bodenhebung.




Starke Veränderungen bei Pisciarelli

Als besorgniserregend empfindet der Professor die Veränderungen im Thermalgebiet von Pisciarelli, das an der Außenseite der nordöstlichen Basis des Solfatarakraters liegt. Als Grund für seine Besorgnis nennt er starke Bodendeformationen, Flüssigkeitsansammlungen und eine Temperaturerhöhung der Gase, die an den Fumarolen des Gebiets austreten. Als ich den Schlammpool bei meinem Besuch vor gut 6 Wochen filmte, enthielt er weniger Wasser als bei meinem Besuch im Frühjahr 2024.

Hier und in der Solfatara könnte es zu phreatischen Eruptionen kommen, die sich nicht vorher ankündigen müssen. Doch am wahrscheinlichsten ist es, dass es zu Dampfexplosionen kommt, wenn es eine seismische Krise gibt, wie wir sie in den letzten 2 Tagen sahen.

 

Campi Flegrei: Erdbeben Mb 4,4 am 13. Mai

Blick über Pozzuoli und den Hafen. © Marc Szeglat

Starker Erdbebenschwarm erschüttert Campi Flegrei – Stärkstes Beben Md 4,4 verursachte Einsturz eines Hauses

Datum: 13.05.2025 | Zeit: 10:07:45 UTC | Koordinaten: 40.823 ; 14.114 | Tiefe: 5 km | Md 4,4

In den Phlegräischen Feldern (Campi Flegrei) begann heute Nacht ein seismischer Schwarm, dessen bisheriger Höhepunkt heute Vormittag von 2 Erdbeben der Magnituden 4,4 und 3,5 markiert wurde, wobei auch Schäden entstanden. Beide Beben waren von den Anwohnern der Caldera deutlich zu spüren gewesen, wobei beim EMSC Wahrnehmungsmeldungen aus einem Umkreis von gut 35 Kilometern eingingen. Ein Bebenzeuge will sogar in knapp 200 Kilometern Entfernung zum Epizentrum ein leichtes Schütteln gespürt haben.

Das Beben Md 4,4 ereignete sich um 10:07:45 UTC (12:07:45 Uhr MESZ) und hatte einen Erdbebenherd in 5 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum befand sich im Golf von Pozzuoli, wenige Meter von der Küste entfernt im Hafenbereich der Stadt. Hier hatte es bislang noch nicht so viele Erdbeben gegeben. Das Beben Md 3,5 lag direkt unter Pozzuoli, genauer zwischen dem Marcellum und Rione Terra, wo das Zentrum der Caldera liegt und die stärkste Bodenhebung gemessen wird. Diese hatte sich in den letzten Wochen auf eine Geschwindigkeit von 15 mm pro Monat reduziert, lag aber immer noch über dem langjährigen Mittel. In den nächsten Tagen werden wir sehen, ob sich die Hebegeschwindigkeit heute wieder erhöht hat.

Schäden und Beeinträchtigung des öffentlichen Lebens in den Campi Flegrei

Mit einer Magnitude von 4,4 reiht sich die Erschütterung in den Reigen der stärksten Beben ein, die in den Campi Flegrei bislang gemessen wurden. Ein stärkeres Beben gab es nur vor genau 2 Monaten, das in einer Neubewertung auf Md 4,6 kam. Zuerst wurde es ebenfalls mit Md 4,4 eingestuft. Auch diesmal ist eine Korrektur des Wertes noch möglich, wobei sowohl auf- als auch abgestuft werden könnte. Fest steht aber, dass es eines der stärksten Beben in der Region war und dass es weitere Schäden verursacht hat. Aufgrund der langjährigen Zermürbung der Bausubstanz werden die Gebäude immer anfälliger, wobei einige Gebäude bereits als einsturzgefährdet gelten.

Entsprechendes hat man auch in Pozzuoli erkannt und nach dem Erdbeben gab es einen Appell des Bürgermeisters von Pozzuoli an die Bevölkerung, sich im Freien aufzuhalten und nicht in die Häuser zurückzukehren, bevor diese überprüft wurden. Ersten Berichten zufolge stürzte ein unbewohntes Haus teilweise ein. Es kam auch zu Erdrutschen am Monte Gauro. Schulen wurden geschlossen und der Zugverkehr eingestellt. Viele Menschen versammelten sich an den Evakuierungspunkten und verbrachten den Vormittag auf Plätzen.

Erdbeben und Bodenhebung der Campi Flegrei hängen mit Magmenaufstieg zusammen

Erst vor 2 Wochen zeigte sich INGV-Direktor Mauro de Vito optimistisch, dass es zu einer Entspannung der Lage kommen könnte, was mich allerdings sehr erstaunte. Die seismische Aktivität zeigt seit mehreren Jahren ein ähnliches Muster, bei dem sich stärkere seismische Phasen, die mit einer beschleunigten Bodenhebung einhergehen, mit ruhigeren Phasen abwechseln, bei denen es zu einer Reduzierung der Hebegeschwindigkeit des Bodens kommt. Auffällig ist, dass sich die Intervalle mit den ruhigeren Phasen in den letzten 2 Jahren signifikant verkürzten. Ich persönlich denke nicht, dass die aktuelle Bradyseismos-Phase kurzfristig einfach enden wird, so wie es bei den letzten – nur ca. 2 Jahre andauernden – Bradyseismosphasen im 20. Jahrhundert der Fall gewesen ist.

Die aktuelle Hebungsphase begann bereits vor 20 Jahren und es mehren sich die wissenschaftlichen Hinweise darauf, dass sie nicht nur von magmatischen Fluiden ausgelöst wird, sondern direkt von Magma, das von einem tiefen in einen flacher liegenden Magmenkörper migriert. Wahrscheinlich ist der Druck im tiefen Magmenkörper inzwischen so groß geworden, dass sich von dort immer wieder Magmablasen lösen, die dann ähnlich dem Wachs in einer Lavalampe aufsteigen. Obgleich es Beispiele gibt, in denen langanhaltende Vulkanaufheizungsphasen nach Jahren ohne Eruption abgeklungen sind, wird der Prozess hier wahrscheinlich erst enden, wenn es zu einer nachhaltigen Druckentlastung infolge einer Eruption gekommen ist. In der weiteren Druckaufbauphase steigt auch das Risiko für Erdbeben, die durchaus stärkere Schäden hervorrufen könnten.

Vesuv: Schwarmbeben mit 40 Erschütterungen

Schwarmbeben am Vesuv – 40 Einzelerschütterungen detektiert

Gestern Abend begann am Vesuv ein Schwarmbeben, das sich bis heute Nacht hinzog und sich aus gut 40 schwachen Einzelbeben zusammensetzt. Die Magnituden lagen im Bereich der Mikroseismizität. Das stärkste Beben manifestierte sich heute Morgen zum Abschluss der Sequenz und hatte eine Magnitude von 1,5. Das Hypozentrum lag in nur 200 m Tiefe, wobei zu berücksichtigen gilt, dass sich die Tiefenangaben auf den Meeresspiegel beziehen. Die anderen Beben lagen auch flach.

Die Epizentren der Beben lagen größtenteils unter dem Gran Cono. Einige Beben werden auf der Shakemap auch weiter entfernt vom Kraterkegel angezeigt. Aber aufgrund ihrer geringen Stärke könnte auch die automatische Lokalisierung fehlerhaft sein.

Die Erschütterungen waren zu schwach, um gespürt zu werden, daher verlief der Schwarm, ohne große Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Nur die Website Meteovesuv berichtet über das Ereignis. Hier heißt es, dass sich das Beben aus mehr als 50 Einzelevents zusammensetzt, was anhand der offiziellen Daten vom INGV nicht nachvollziehbar ist.

Die Erdbeben am Vesuv stehen für gewöhnlich mit der Subsidenz des Kraterkegels in Verbindung, der sich seit einigen Jahren langsam absenkt. Als Grund werden Schrumpfungsprozesse infolge der Abkühlung der Füllung des Schlotsystems angenommen. Obgleich diese Schrumpfung laut den Vulkanologen vom INGV weiter anhält, erkennt man auf den öffentlich zugänglichen MEDUSA-Daten, dass sich die Subsidenz der Küsten am Vesuv verlangsamt hat bzw. fast zum Stillstand gekommen ist. Ob das freilich auch ein Trend ist, der auf den Gran Cono übergreifen wird, ist bis jetzt ungewiss.




Der letzte Ausbruch des Vesuvs ereignete sich 1944 und der eine oder andere Vulkanologe glaubt, dass eine Eruption überfällig ist. Aus der Geschichte des Vulkans – der für den Untergang der römischen Städte Pompeji und Herculaneum im Jahr 79 n. Chr. verantwortlich ist – kann man lernen, dass er Jahrhunderte pausieren kann. Die längste Eruptionspause des Vesuvs seit dem Untergang Pompejis dauerte etwa 292 Jahre – nämlich von der Eruption im Jahr 1139 bis zur nächsten dokumentierten Eruption im Jahr 1631.

Diese Pause ist besonders bemerkenswert, weil der Ausbruch von 1631 sehr heftig war und als einer der zerstörerischsten seit der Antike gilt. Er markierte den Beginn einer neuen, aktiven Phase des Vulkans mit häufigeren Ausbrüchen. In dieser 313 Jahre dauernden Eruptionsphase gab es 40 dokumentierte Eruptionen, darunter auch einige länger anhaltende Phasen kontinuierlicher Aktivität. Unklar ist, ob diese Phase 1944 endete und wir auf einen neuen Eruptionszyklus warten müssen, oder ob es mittelfristig betrachtet weitere Eruptionen geben wird.

Alpen: Extremwetter sorgte für Chaos

Extremwetterlage in den Alpen brachte Starkregen und Schnee – Mindestes 4 Todesopfer

Am Donnerstag und Freitag wüteten in den südlichen Regionen der Alpen schwere Unwetter, die starke Winde sowie Schnee- und Regenfälle mit sich brachten und eine Naturkatastrophe auslösten: Es entstanden Lawinen und Überflutungen, da sich kleine Bäche in reißende Ströme verwandelten. Es kam auch zu Erdrutschen und Murenabgängen. Besonders stark betroffen waren die Alpenregionen von Italien, Frankreich und der Schweiz. Mindestens vier Menschen kamen dabei ums Leben, zahlreiche Haushalte waren ohne Strom und wichtige Verkehrsverbindungen mussten gesperrt werden.

In Höhenlagen von mehr als 1800 Metern gingen die Niederschläge als Schnee nieder: Innerhalb von wenigen Stunden kam regional eine Neuschneehöhe von bis zu 150 Zentimetern zusammen, was für diese Jahreszeit sehr ungewöhnlich ist. In den Niederungen fielen in einigen Orten fast 600 Liter Regen auf den Quadratmeter. Solche Niederschlagsmengen werden in den gemäßigten Breiten nur selten erreicht, was in den letzten Monaten allerdings immer öfters vorkommt und jede Kanalisation überfordert.

In Norditalien führten starke Regenfälle zu Überschwemmungen, Erdrutschen und zahlreichen Noteinsätzen. In der Region um Valdagno wurden zwei freiwillige Helfer, ein Vater und sein erwachsener Sohn, in ihrem Auto von den Fluten mitgerissen, nachdem ein Teil einer Brücke über den Wildbach Agno eingestürzt war, durch dass der Wagen in den hochwasserführenden Fluss stürzte. Ihre Leichen wurden nach dem Rückgang des Hochwassers in einem Rückhaltebecken entdeckt.

In Verona bildete sich ein kleiner Tornado, der Schäden an einem Logistikzentrum verursachte. Vor allem wurden Fahrzeuge von herumwirbelnden Gegenständen getroffen und beschädigt.

Besonders betroffen war auch der Raum Turin, wo die Feuerwehr über 1.500 Notrufe verzeichnete. In mehreren Gemeinden mussten Menschen evakuiert werden, viele blieben ohne Strom. Ein 92-jähriger wurde Mann tot in seinem überfluteten Haus gefunden.

In der französischen Alpenregion Savoyen wurde ein 27-jähriger Brite im Skigebiet Val Thorens von einer Lawine erfasst, während er in seinem Auto saß. Nach Reanimationsversuchern, erlag er seinen Verletzungen im Krankenhaus. In der Nähe gingen zwei weitere Lawinen ab, die Behörden warnten weiter vor hoher Lawinengefahr und riefen zur Vorsicht auf.

Auch in der Schweiz sorgte der Wintereinbruch im Frühling für massive Probleme. In Zermatt fiel in höheren Lagen über ein halber Meter Neuschnee, der Ort war zeitweise von der Außenwelt abgeschnitten. Der Verkehr kam zum Erliegen, und in vielen Teilen des Ortes fiel der Strom aus. Nur ein Bruchteil der Unterkünfte war noch versorgt – sie dienten als Zufluchtsorte für Touristen.

Der Mont-Blanc-Tunnel sowie der Große-St.-Bernhard-Tunnel mussten vorübergehend geschlossen werden, was zu langen Staus führte. In der Schweizer Stadt Sitten im Kanton Wallis riefen die Behörden die Bevölkerung auf, zu Hause zu bleiben. Schulen blieben geschlossen, und auch hier waren zahlreiche Haushalte ohne Strom.

Meteorologen zeigen sich überrascht von der Intensität des Wetterereignisses, obgleich Wettermodell bereits Anfang der Woche davor warnten und Urlauber sogar aufgefordert wurden, ihre Urlaubsreisen frühzeitig abzubrechen. Neue Warnungen gibt es auch für das Osterwochenende, wo in zwei italienischen Alpenregionen roter Alarm gegeben wurde.

Ätna: Die 8. strombolianische Episode hat begonnen

Weitere strombolianische Aktivitätsepisode am Ätna – Nr. 8 in Folge

Am Ätna auf Sizilien begann heute Vormittag die 8. strombolianische Eruptionsepisode in Folge. In den Morgenstunden begann der Tremor schnell anzusteigen und hat nun gegen 09:00 UTC (11 Uhr MESZ) seinen Höhepunkt erreicht. Das INGV brachte eine Tätigkeitsmeldung heraus und setzte den Alarmstatus für den Flugverkehr auf „Orange“.

Es wird von einem moderaten Ascheausstoß berichtet, dessen Höhe aber nicht genau bestimmbar ist und somit eigentlich keine wirkliche Gefahr für Flugzeuge besteht, es sei denn, sie kreisen um den Krater.  Die Warnungen werden prophylaktisch ausgegeben, da sich aus der strombolianischen Tätigkeit auch schnell ein Paroxysmus entwickeln könnte, der dann tatsächlich hoch aufsteigende Aschewolken ausstößt. Doch im Augenblick sieht es weniger danach aus, denn die Vulkanologen vom INGV schrieben, dass es keine signifikanten Änderungen der geophysikalischen Parameter gegeben hat, mit Ausnahme des steigenden Tremors. Eine besondere Bodendeformation, die auf einen schnell aufsteigenden Magmenkörper hindeuten könnte, wurde nicht detektiert.

Auf der Thermalcam kann man thermische Anomalien am Südostkraterkegel erkennen, die zum einen von den strombolianischen Eruptionen verursacht werden und zum anderen auf einen Lavastrom hindeuten, der in Richtung Osten fließt. In dieser Richtung flossen schon länger keine Lavaströme mehr. Offenbar ist ein Schlot in der nach Osten orientierten Bresche im Kraterkegel effusiv aktiv geworden. Im sichtbaren Lichtspektrum sieht man in erster Linie eine dichte Dampfwolke aufsteigen, die vom starken Wind in Richtung Nordosten geweht wird und nur wenig Vulkanasche enthält. Gelegentlich wird ein Bild eingefangen, auf dem man größere Tephra der strombolianischen Eruptionen gut 100 m über Kraterhöhe aufsteigen sieht.

Die letzte strombolianische Episode ereignete sich erst vor 3 Tagen. Das Pausenintervall hat sich weiter verkürzt. Das lässt vermuten, dass mehr Magma im Fördersystem aufsteigt, als es zuvor der Fall gewesen ist.