Campi Flegrei: Erdbeben während der Nacht

Erneut steigende Erdbebentätigkeit in den Campi Flegrei – Geophysikprofesser verunsichert durch Meinung zu Studien

Unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei ist erneut eine Steigerung der Erdbebenaktivität zu beobachten. Seit gestern ereigneten sich gut 30 Erschütterungen, wobei es besonders heute Nacht zu vermehrten Erdbeben kam. Die Magnituden und Tiefen waren gering und die Erschütterungen spielten sich im Hydrothermalsystem ab. Das stärkste Beben heute Morgen hatte eine Magnitude von 1,2 und ein Hypozentrum in 2900 m Tiefe. Das Epizentrum lag nordwestlich der Solfatara.

Aus der Steigerung der Aktivität lässt sich nicht zwingend ableiten, dass sich in kürze wieder ein starkes Schwarmbeben mit beschleunigter Bodenhebung ereignen wird, so wie wir es Mitte des Monats sahen, aber die Erfahrung der vergangenen 2 Jahre zeigt, dass diese Schwärme zeitlich recht dicht aufeinander folgen können und in Phasen erhöhter Aktivität auftreten. Das entspricht auch der allgemeinen Druckzunahme im System der Campi Flegrei.




In den sozialen Medien wird nun auch die Bedeutung der jüngst veröffentlichten Studie zu den „Seismic Bursts“ diskutiert, deren Kernaussage nach Lektüre der Studie nicht jedem klar zu sein scheint. Die Studie handelte von ungewöhnlich schnellen aufeinanderfolgenden Erdbeben im Bereich der Thermalgebiete der Solfatara und Pisciarelli. Zwischen den beiden Bereichen liegt am Rand der Solfatara der Monte Olibano, unter dem eine Schweranomalie detektiert wurde. Die Autoren der Studie schließen, dass eine von drei möglichen Ursachen für die Schwereanomalie die Akkumulation von Magma ist. Die Seismic Bursts könnten demnach von magmatischen Fluiden herrühren, die in das Hydrothermalsystem einschießen und die Gefahr phreatischer Eruptionen erhöhen.

An der Diskussion der Studienergebnisse beteiligte sich der INGV-Geophysikprofessor Giuseppe De Natale. Er trug zwar nicht zur Erklärung der Studie bei, erläuterte aber, dass Studien nichts anderes sind als Versuche, eine Hypothese zu beweisen, was seiner Meinung nach allerdings selten schlüssig gelingt. Auch wenn in dieser Erklärung Wahrheit steckt, sendet sie natürlich ein fatales Signal an die Bewohner der Caldera aus. Der Geophysiker wollte die Anwohner sicherlich beruhigen, doch im Kern sagte er ja damit, dass man alle Versuche, die unterirdischen Phänomene und Vorgänge in den Campi Flegrei zu erklären, vergessen kann. Im Endeffekt bedeutet das, dass behördliche Entscheidungsträger über keine Basis verfügen, die Situation richtig einzuschätzen und ggf. Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung einzuleiten.

Tatsache ist natürlich, wenn man die Studienergebnisse ernst nimmt und von einem erhöhten Risiko phreatischer Eruptionen im Bereich der beiden oben genannten Thermalgebiete ausgeht, dann müsste man einen Umkreis von 1 Kilometer um die Gebiete zumindest dann evakuieren, wenn es zu starken Schwarmbeben kommt. Natürlich bedeutet ein erhöhtes Risiko für etwas zu haben nicht, dass das Ereignis auch eintritt. Vor Ort steht man also vor einem echten Dilemma. Nur, wenn man nicht bereit ist, Maßnahmen zu ergreifen, oder wenn man nicht weiß, ab wann es gegeben ist, tätig zu werden, kann man die Vorgänge ja gleich ignorieren und darauf hoffen das alles gut geht. Zurück zum Beten und Gottvertrauen.

Italien: Erdbeben ML 4,5 nahe Stromboli

Ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 4,5 ereignete sich südöstlich vom Stromboli

Datum 25:02.25 | Zeit: 18:11:16 UTC | Koordinaten: 38.693 ; 15.372 | Tiefe: 126 km | ML 4,5

Gestern Abend wurde das Tyrrhenische Meer südöstlich von Stromboli von einem mittelstarken Erdbeben der Magnitude 4,5 erschüttert. Das Epizentrum wurde vom EMSC 51 km nord-nordwestlich von Villafranca Tirrena verortet. Betrachtet man die Shakemap, dann sieht man, dass es tatsächlich keine 20 Kilometer vom Stromboli entfernt lag. Das Hypozentrum befand sich in einer großen Tiefe von 126 Kilometern und somit in der Asthenosphäre. Dort entsteht durch partiales Schmelzen von Krustenmaterial das Magma, das am Stromboli eruptiert wird. Wahrnehmungsmeldungen liegen nicht vor, was der großen Tiefe des Hypozentrums geschuldet sein dürfte.

Sehr wahrscheinlich stand das Beben mit der Subduktion der Ionischen Platte unter die Tyrrhenische Mikroplatte in Verbindung. Dieser Prozess verursacht nicht nur Spannungen, die durch Erdbeben abgebaut werden, sondern verursacht extreme Reibungen, die einen Großteil der Hitze liefern, die für die Magmenentstehung notwendig ist. Da mit dem Meeresboden auch hydratisierte Gesteine in die Asthenosphäre abtauchen, reduziert der Wasseranteil zudem den Schmelzpunkt des Gesteins. Auch wenn es sich um ein tektonisches Beben ohne direkten Bezug zum Stromboli handelte, zeugt es von den Prozessen der Magmaentstehung. Die Bodenerschütterungen in unmittelbarer Nähe zum Vulkan könnten sich überdies auf die eruptive Tätigkeit auswirken.

Die vulkanische Aktivität am Stromboli ist momentan unauffällig, soll heißen, der Vulkan geht seiner normalen Tätigkeit nach, die durch strombolianische Explosionen im nordöstlichen Kratersektor gekennzeichnet ist. In den nordöstlichen, zentralen und südwestlichen Kratersektoren gibt es überwiegend Entgasungen und gelegentliches Lavaspattering. Die geophysikalischen Parameter sind aktuell überwiegend mittelstark und unauffällig. Der Schalldruck der Explosionen liegt bei Werten kleiner 0,5 bar und bewegt sich somit auf niedrigem Niveau. Das gleiche gilt für den Schwefeldioxid-Ausstoß, der gestern nur 50 Tonnen am Tag betrug. Die Kohlendioxid-Emissionen lagen bei moderaten 599 Tonnen am Tag. Der Vulkanaktivitätsindex steht auf „mittel“.

Update: Die Lagedaten zum Erdbeben wurden gerade vom EMSC aktualisiert. Das Epizentrum wurde nun 34 km nördlich von Villafranca Tirrena verortet und die Tiefe mit 184 km angegeben.

Ätna: Erdbebenstatus am 26.02.25

Erdbeben im Westen des Vulkans Ätna – Satellitenbild zeigt Lavastrom

Der Ätna auf Sizilien versteckt sich heute wieder hinter Wolken, weshalb sein eruptiver Status nicht ganz klar ist. Anhand des stark gefallenen Tremors würde ich sagen, dass die Eruption vorbei ist bzw. abermals pausiert, doch es könnte sein, dass noch etwas Bewegung im Lavastrom ist. Das INGV brachte gestern Vormittag noch eine Meldung heraus, nach der neben der effusiven Eruption auch schwache strombolianische Aktivität am Gipfel beobachtet wurde. Welcher der 4 Krater aktiv war, wurde nicht kommuniziert. Wahrscheinlich war es der Südostkrater.

Auf einem Sentinel-Satellitenfoto, das gestern aufgenommen wurde, sieht man noch die Wärmesignatur des Lavastroms, der zwar relativ breit war, aber nicht ganz die Länge des ersten Stroms erreichte, der bis zum 20. Februar noch aktiv gewesen war.




In den letzten Tagen gab es weitere Erdbeben, die sich vor allem im Süden und Westen des Vulkans manifestieren. Die jüngste Bebensequenz ereignete sich am 25. Februar und bestand aus 12 Beben. Das stärkste hatte eine Magnitude 2,4 in einer Tiefe von 6 Kilometern. Das Epizentrum wurde 4,3 km südwestlich von Bronte lokalisiert. Die restlichen Beben hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Ihre Hypozentren lagen in Tiefen von bis zu 10 Kilometern und könnten mit der Bewegung magmatischer Fluide assoziiert gewesen sein. In den Tagen zuvor hatte es auch ein paar Beben im Osten des Ätnas gegeben. Die Erschütterungen zeigen, dass der Ätna noch lebt, sind aber nun nicht so häufig, dass man sie als Anzeichen eines ungewöhnlich starken Magmenaufstiegs interpretieren könnte.

Schwache Erdbeben unter Vulcano

Interessant sind auch 5 Erschütterungen, die sich im Bereich der Lipareninsel Vulcano zugetragen haben. Hier war es in den letzten Wochen vergleichsweise ruhig gewesen. Die Beben waren ebenfalls von geringen Magnituden und ereigneten sich unter der Fossa und im Nordwesten der Insel. Interessant sind die Beben, weil sie möglicherweise einem stärkeren Erdbebenschub vorangehen, so wie wir ihn zuletzt im Frühjahr 2024 sahen. Sicher ist das aber nicht.

Ätna: Lavastrom und Erdbeben am 24. Februar

Ätna ist effusiv und explosiv tätig – Erdbeben Mb 2,6 im Süden des Vulkans

Am Ätna hält die eruptive Tätigkeit weiter an und der Vulkan ist effusiv und explosiv aktiv. Aus dem Förderschlot an der Basis der Bocca Nuova, der sich am 8. Februar auf 3050 m Höhe bildete, wird wieder Lava eruptiert. Seit gestern hat die Länge des neuen Stroms, der dem Weg des bekannten Lavafelds folgt, signifikant zugenommen. In der letzten Nacht bewegte er sich wieder über den Steilhang unterhalb des Kraterkegel-Plateaus und könnte sogar wieder die Baumgrenze erreichen und zur früheren Lavafront aufschließen. Diese befand sich zuletzt in mehr als 4 Kilometern Entfernung zum Förderschlot.

Doch der Ätna war gestern nicht nur effusiv tätig, sondern erzeugte auch strombolianische Eruptionen aus mehreren Schloten des Südostkraters, wobei auch Schlote auf der Nordwestseite des Kegels aktiv waren. Einer könnte sich sogar zwischen dem Südostkrater und der Boca Nuova befinden. Mit der explosiven Tätigkeit einher geht ein erhöhter Tremor, der sich im unteren roten Bereich bewegt.

Das INGV meldete gestern Abend zudem ein Erdbeben ML 2,6, das sich um 00:35:20 Uhr (Ortszeit) in einer Tiefe von 2,0 km manifestierte. Das Epizentrum wurde auf der unteren Süd-Südostflanke bei San Giovanni la Punta lokalisiert. Vermutlich war es ein tektonisches Beben, das an einer lokalen Störungszone entstand, da Magmabewegungen im Untergrund Spannungen verursachten. Das Beben ist noch nicht auf der INGV-Shakemap eingetragen, es könnte aber sein, dass es Teil eines Schwarmbebens war, bei dem auch schwächere Erschütterungen auftraten.

Darüber hinaus gab es nicht nur das Erdbeben am Ätna, sondern auch mehrere Erdstöße im Bereich der italienischen Stiefelspitze von Kalabrien. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 3,3. Auch im Tyrrhenischen Meer gab es eine Erschütterung.

Ätna: Lavastrom wieder aktiv

Ätna wieder effusiv aktiv – Neue Lavafront unterwegs

Die effusive Aktivität am Ätna hat sich nach einer Pause wieder verstärkt, was sich in der Förderung eines Lavastroms bei leicht gestiegenem Tremor widerspiegelt. Aufgrund des schlechten Wetters in der zweiten Wochenhälfte war es nicht klar, ob die Eruption am Mittwoch ganz stoppte oder sich nur stark abschwächte und nun wieder aktiver geworden ist. Gestern klarte es auf und es war möglich, den Eruptionsbereich im Süden des Vulkans zu inspizieren. Die Bergführer dokumentierten, dass Lava aus dem Schlot am Fuß der Bocca Nuova quoll und auf dem neuen Lavafeld mehrere Arme eines Lavastroms aktiv waren. Die Lava floss teilweise durch Tunnel und brach erst unterhalb des Schlotes auf 3050 m Höhe an der Oberfläche durch. Außerdem wurden auf dem Schnee frische Ascheablagerungen entdeckt, so dass es auch zu Ascheemissionen gekommen sein kann. Doch stärkere Explosionen blieben wahrscheinlich aus, dafür ist der Tremor zu niedrig. Er bewegt sich aktuell in der Mitte des gelben Bereichs.

Die effusive Aktivität kann auch vom Weltraum aus detektiert werden: MIROVA misst eine Wärmeanomalie mit einer Leistung von 361 MW. In den Vortagen wurden um 140 MW registriert, was darauf hindeutet, dass das Lavafeld noch eine Restwärme emittierte und sogar noch etwas Schmelze vorhanden gewesen sein kann.

Die Erdbebentätigkeit ist momentan gering und auf der Shakemap des INGV gibt es seit 5 Tagen keine nennenswerten Einträge zu sehen. Offenbar führt die Deflation im Zuge der Lavastromtätigkeit dazu, dass sich der Vulkan entspannte, was er ja auch verdient hat.

Auf den Livecams sieht man heute Morgen eine starke Entgasungstätigkeit, von der besonders der Südostkraterkegel betroffen ist. Dieser liegt auf einer Spalte und in seinem Gipfelbereich reihen sich mehrere Schlote auf. Aus mehreren dieser Schlot steigt Dampf auf und die Spalte scheint auf ihrer ganzen Länge aktiv zu sein, was in den letzten Monaten eher nicht vorkam. So zeigt das Satellitenbild vom 20. Februar, dass es auch eine schwache Wärmesignatur in der Scharte des Südostkraterkegels gegeben hat. Entweder ist dort heißes Gas ausgetreten oder es war sogar etwas Lava unterwegs gewesen.

Campi Flegrei: 25 Beben in 12 Stunden

Erdbebenschwarm in den Campi Flegrei geht auf verringertem Niveau weiter – 25 Beben in der ersten Tageshälfte

Das Schwarmbeben, dass den süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei in den letzten Tagen in Atem gehalten hat und für große Besorgnis bei der Bevölkerung sorgte, hat sich weiter abgeschwächt, geht aber noch auf dem Niveau eines der üblichen Schwarmbeben weiter. In der ersten Tageshälfte haben sich 25 Beben ereignet. Die meisten Beben hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Die stärkste Erschütterung brachte es auf Mb 2,3 in 1,7 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum befand sich unter dem Ostrand der Solfatara.

Die Mikrobeben stehen mit Fluidbewegungen im Zusammenhang, die sich im Hydrothermalsystems der Caldera ereignen. Das INGV veröffentlichte heute eine neue Studie zu Fluidchemie des Hydrothermalsystems, mit dessen Hilfe man sich eine bessere Vorhersehbarkeit eines möglicherweise bevorstehenden Vulkanausbruchs erhofft. Im wesentlichen identifizierte man 4 verschiedene Grundwasserarten die im Hydrothermalsystem interagieren und von aufsteigenden Gasen magmatischen Ursprungs beeinflusst werden. In erster Linie handelt es sich bei den Gasen um Kohlendioxid und Schwefeldioxid, wobei letzteres großen Einfluss auf die Wasserchemie nimmt. Die magmatischen Gase steigen überwiegend im Bereich von Solfatara und Pisciarelli auf.

Bei den 4 interagierenden Grundwasserarten handelt es sich um:

  • Kalte Wässer meteorischen Ursprungs – stammen aus Niederschlägen und versickern ins Grundwasser.
  • Thermale Bikarbonatwässer – entstehen durch die Wechselwirkung von Grundwasser mit vulkanischen Gasen in den Randbereichen des hydrothermalen Systems.
  • Chloridhaltige Wässer – kommen aus hochtemperierten Salzlösungen und sind tiefen Ursprungs.
  • Unterirdische Wässer aus dem Solfatara-Pisciarelli-Gebiet – bilden sich durch die Kondensation schwefelhaltiger Dämpfe und dominieren in dieser stark hydrothermal aktiven Zone.

Diese Wasserarten zeigen eine große Variabilität in der chemischen Zusammensetzung, da sie von verschiedenen Prozessen innerhalb des Vulkansystems beeinflusst werden.

Fischer berichten von schwefligen Gerüchen, Wasserverfärbungen und Fischsterben

Darüber hinaus gibt es eine neue -nicht unbedingt wissenschaftliche fundierte- Beobachtung von Fischern, die in einem Artikel des Online-Magazins Pozzuoli da vivere publiziert wurden. Demnach beobachteten Fischer im Golf von Pozzuoli in den letzten Tagen vermehrt Wasserverfärbungen und sahen schweflige Fladen auf der Wasseroberfläche treiben. zudem berichten sie von einem starken Geruch nach Schwefelwasserstoff. Zudem soll das Wasser an einigen Stellen ungewöhnlich warm sein und es wurden zahlreiche tote Fische gesichtet. möglicherweise sind vermehrt schwefelhaltige Fluides am Meeresboden ausgetreten. Eine wissenschaftliche Bestätigung der Phänomenologie fehlt.

Campi Flegrei: Der Erdbebenschwarm am 20. Februar

Schwarmbeben in den Campi Flegrei schwächte sich ab, hält aber dennoch weiter an

Es ist heute nun bereits der dritte Artikel, in dem ich von nachlassender Aktivität berichten muss oder darf, je nach Standpunkt. Außer am Ätna und Santorin lässt die Aktivität auch bei den Campi Flegrei nach, doch hier ist der Rückgang weniger stark als an den beiden anderen Vulkanen. Heute wurden noch ca. 50 schwache Erschütterungen im Bereich der Caldera festgestellt. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,3 und manifestierte sich in 2400 m Tiefe im Bereich der Pisciarelli-Fumarole. Hier und im östlichen Bereich des Solfatara-Kraters, an dem die Pisciarelli-Fumarole angrenzt, gab es die meisten stärkeren Erdbeben der seismischen Krise. In dem Areal scheint die Gefahr für eine phreatische Eruption auch am größten zu sein.




Die Schwereanomalie vom Monte Olibano liegt zwischen Fumarole und Solfatara. Die Anomalie befindet sich in 3,8 Kilometern Tiefe und ist meiner Meinung nach ein Magmenkörper. An seinem Randbereich im Osten und Westen befinden sich die Entgasungsschote von Pisciarelli und der Grand Fumarole in der Solfatara. Ob es Lobbyisten passt oder nicht, dass sich in einem vulkanisch aktiven Gebiet komplexe tektonische Strukturen oder schwammartige Gesteine, deren Poren mit Fluiden gefüllt sind, bilden, ist zwar nicht unmöglich, doch weitaus weniger wahrscheinlich als eine Magmaintrusion.

Sorgen um stärkeres Erdbeben

In Pozzuoli macht man sich allerdings ehr Sorgen um ein Erdbeben M größer 5,0 als um einen Vulkanausbruch oder phreatische Eruptionen. Kurzfristig betrachtet mag das sogar richtig sein. In den Medien wurde darüber diskutiert, wie viele Gebäude bei einem stärkeren Erdbeben ab 5 einstürzen könnten. Im gefährdeten Bereich stehen 12.700 Gebäude. Bei 9000 davon handelt es sich um Wohnhäuser. Erdbebensicher sind die wohl alle nicht gebaut. 10 % der Gebäude gelten als Hochrisikogebäude, die bei einem Erdbeben im Fünferbereich entweder einstürzen oder schwer beschädigt werden würden. Nur für 50 % der Gebäude besteht kein Risiko größerer Schäden durch einen Erdstoß M 5,0. Also schon bei einem als mittelstark einzustufenden Beben könnten im Extremfall hunderte Gebäude einstürzen, was zahlreiche Todesopfer bedingen würde, wenn sich die Bewohner während des Bebens in ihren Häusern befinden. Tatsächlich kann so ein Erdbeben in der aktuellen Hebungsphase jederzeit und ohne Vorwarnung stattfinden. Eine Naturkatastrophe mit Ansage, in die man sehenden Auges hineinschliddert. Wenn diese Gebäude in den nächsten Wochen nicht geräumt werden, können sich die Gerichte schon einmal warmlaufen.

Ätna: Tremor stürzte ab

Lavafront am Ätna gestern Nachmittag. © Marco Di Bella

Deutlicher Tremorrückgang am Ätna – Eruption könnte zu Ende sein

Der Tremor am Ätna begann gestern Nachmittag rapide zu fallen und beendete seine Talfahrt erst heute Nacht um 3 Uhr, als er im unteren Drittel des gelben Bereichs ankam. Es ist davon auszugehen, dass die Eruption zu einem Ende gekommen ist, obgleich der Lavastrom noch in Bewegung sein könnte. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird er aber nicht mehr mit frischer Lava aus dem Förderschlot am Fuße der Bocca Nuova (Zentralkraterkegel) versorgt. Visuell bestätigen lassen sich die Vorgänge nicht, denn der Gipfelbereich des Vulkans hüllt sich seit Dienstag in Wolken. Die Lavafront sollte frei sein, nur leider gibt es keine Livecams in dem Bereich.

Videos von gestern zeigen, dass die Lavafront noch aktiv war. In den letzten Tagen hatte sie kaum Strecke zurückgelegt, ging dafür aber in die Breite. Von den mehreren Meter hohen Lavawällen am Rand und an der Front kullerten immer wieder metergroße glühende Lavabrocken herab und bildeten ein faszinierendes Vulkanspektakel, das von zahlreichen herbeigeströmten Vulkanneugierigen beobachtet wurde. Sperrungen gab es diesmal offenbar nicht. Generell stuft man effusive Aktivität als weniger gefährlich ein als explosive, wobei sich der Zivilschutz vor allem vor Paroxysmen fürchtet und dann oftmals den Zugang zu höheren Regionen des Ätnas sperrt.

Obgleich sich nie langfristige Prognosen über das weitere Verhalten des Ätnas anstellen lassen, deuten Erdbeben auf der mittleren und unteren Vulkanflanke im Süden darauf hin, dass weiteres Magma dabei ist aufzusteigen und durch ein verändertes Spannungsfeld Störungszonen aktiviert. Die markantesten Beben ereigneten sich gestern Mittag bei San Giovanni la Punt und manifestierten sich in geringer Tiefe. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,8 und ein Hypozentrum in 920 m Tiefe. Bis eventuell aufsteigendes Magma das flachliegende Speichersystem unter dem Gipfelbereich wieder auffüllt, können einige Wochen vergehen. Wie heißt es noch so schön? Nach der Eruption ist vor der Eruption.

Campi Flegrei: Beben intensivierten sich nach Abschwächung

Campi Flegrei (Solfatara) aus der Vogelperspektive. © Marc Szeglat

Erdbebenaktivität der Campi Flegrei nach kurzer Abschwächung wieder hoch – Weitere spürbare Beben

Datum 19.02.25 | Zeit: 14:55:11 UTC | Koordinaten: 40.8282 ; 14.1420 | Tiefe: 2,4 km | Mb 3,1

Die Nerven in Pozzuoli liegen zusehends blank und die Leute werden von Tag zu Tag nervöser. Das liegt nicht nur an den Beben selbst, sondern auch an der offensichtlichen Ratlosigkeit von Behörden und Forschern, die nicht wissen, was sie tun sollen. Hohe Regierungsbeamte, darunter Vertreter des Zivilschutzes und sogar der zuständige Minister Nello Musumeci, reden in Zeitungs- und Fernsehinterviews um den heißen Brei herum und sprechen von einem „außerordentlich komplexen Phänomen“, allerdings ohne Führungsqualitäten zu beweisen. So bleibt die Bevölkerung ratlos zurück und fragt sich, was sie machen soll: Viele Anwohner der erdbebengeplagten Region haben ihre Heimat aber inzwischen verlassen, aus Angst vor einem starken Erdbeben oder sogar Vulkanausbruch.

Heute Nacht und am Nachmittag gab es weitere Erdbeben mit Magnituden im Dreierbereich, die im Umfeld der Caldera deutlich wahrnehmbar waren. Vor den Dreierbeben ging die Aktivität etwas zurück, nur um sich danach mit großer Intensität fortzusetzen. Tatsächlich dürfte es sich mittlerweile um das stärkste Schwarmbeben der Hebungsphase handeln, zumindest was die reine Anzahl der Beben anbelangt.

Gestern Abend gab es eine Bürgerversammlung, bei der sich Vertreter des Zivilschutzes den Fragen besorgter Bürger stellten. Die Luft vibrierte wohl nicht nur infolge der Erschütterungen, sondern auch vor Spannung zwischen Bürgern und Beamten. Auf die Frage, was bei einem Beben der Magnitude 5 passieren werde, erklärte Fabio Ciciliano, Leiter des Zivilschutzes, dass ein Erdbeben der Stärke 5 zum Einsturz von Gebäuden und zu Todesopfern führen könne. Dennoch betonte er, dass es derzeit keinen Grund gebe, die Alarmstufe von Gelb auf Orange zu erhöhen. Die Erdbeben seien Teil der geologischen Natur der Region, mit der man in den Campi Flegrei seit Jahrtausenden leben müsse. Er fügte hinzu, dass diejenigen, die Erdbeben nicht spüren wollen, das Gebiet verlassen sollten.

Mich persönlich flasht diese Antwort ziemlich und zeigt, dass man in hoher Position nicht willens und fähig ist, Verantwortung zu übernehmen und die Prozesse hinter den Erdbeben nicht verstanden hat. Offenbar hofft man darauf, dass nichts Schlimmeres passiert als das, was wir bereits kennen, was natürlich gut sein kann. Doch ein Minister des Zivilschutzes, der auf das Prinzip Hoffnung setzt und handlungsunfähig ist, ist meiner Meinung nach völlig fehl am Platz!

Die Frage stellt sich nun, welche Vorzeichen einer sich möglicherweise anbahnenden Katastrophe man noch braucht, bevor wenigstens erste Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung eingeleitet werden. Zwischen jetzt und einem 5er-Erdbeben oder einer phreatischen Eruption wird es nicht unbedingt eine weitere Aktivitätssteigerung geben. Also entweder reagiert man -auch auf die Gefahr eines Fehlalarms hin-, oder man kann diesen ganzen Katastrophenschutzzauber ad acta legen und sich die Gelder sparen.