Vulcano: Schwache Erdbeben und hoher Kohlendioxid-Ausstoß

Drei schwache Erdbeben erschütterten Vulcano – Kohlendioxidausstoß bleibt hoch

Die Lipareninsel Vulcano zeigt weiterhin Anzeichen eines langsam stattfindenden Aufheizungsprozesses, bei dem ein aktiver Magmenkörper in größerer Tiefe auf das flach liegende Hydrothermalsystem der Insel einwirkt. Zu den Symptomen dieses Prozesses zählen sporadische Erdbeben, starke Kohlendioxid-Entgasungen und hohe Gastemperaturen.

Vulcano. © INGV/Leaflet

In den vergangenen Tagen registrierte das seismische Netzwerk des INGV 3 schwache Mikrobeben unter dem Inselvulkan, die sich in Tiefen zwischen 0,5 und 3,5 Kilometern ereigneten. Aus dem gestern veröffentlichten Monatsbericht für den Oktober geht hervor, dass die hochfrequente Mikroseismizität etwas zunahm und es im Kraterbereich der Fossa 2 weiterhin hohe Kohlendioxid-Emissionen gab. Sie beliefen sich auf mehr als 20.000 Gramm pro Quadratmeter und Tag. Das sind hohe Spitzenwerte nahe der Höchststände der Krise. Die Schwefeldioxidemissionen bewegten sich im Oktober auf einem durchschnittlichen Niveau. Die Temperaturen der Gasemissionen der verschiedenen Kraterfumarolen bleiben deutlich erhöht und lagen im letzten Monat zwischen 269 und 292 Grad Celsius, bei einer leicht rückläufigen Tendenz.

Am Fuß des Vulkans und im Ort Vulcano Porto nahmen die Kohlendioxid-Emissionen etwas ab. Die elektrische Leitfähigkeit in den Grundwasserbrunnen war ebenfalls leicht rückläufig, während die Temperaturen konstant blieben.

Die Daten sprechen dafür, dass Ende August/Anfang September zu einer weiteren Magmenintrusion in einem tieferen Magmenkörper kam und dieses Magma das Hydrothermalsystem erneut angeheizt hat. Die Magmenintrusionen ereignen sich seit Beginn des Prozesses im Jahr 2021 alle paar Monate in unregelmäßigen Abständen. Nach einigen Wochen werden dann rückläufige Werte gemessen und die Lage scheint sich zu entspannen. Nun liegt es in der Natur dieser Prozesse, dass sie langjährig sind, doch früher oder später zu einem Vulkanausbruch führen werden. Wann es so weit sein wird, bleibt indes ungewiss.

Ätna: Anstieg der Seismizität Ende Oktober

Zunahme der Erdbebenaktivität am Ätna – kleines Scharmbeben in geringer Tiefe im Osten

Nachdem es vergangene Woche ein tiefes Schwarmbeben am Westrand des Vulkans gegeben hatte, von dem ich annehme, dass es vulkanotektonische Ursachen hatte und von aufsteigendem Magma verursacht wurde, erhöhte sich offenbar der Druck im Vulkansystem, was wiederum einen Anstieg der Seismizität in mittleren und geringen Tiefen verursachte: In den letzten Tagen wurden vom seismischen Netzwerk des INGV 18 Erschütterungen detektiert. Ein kleiner Erdbebenschwarm manifestierte sich am 26. Oktober in Tiefen von weniger als 5 km im Osten des Vulkans. Die restlichen Beben verteilten sich, wobei es auch zu weiteren Erdbeben in größerer Tiefe kam, die sich im Norden des Ätna ereigneten.

Ätna. © INGV

Vor dem ersten tiefen Schwarm am 22. Oktober im Westen der Ätna-Region war die Seismizität auf einem Tiefpunkt angekommen und es gab kaum noch Erschütterungen, wenigstens keine, die registriert worden wären. In Bezug auf diesen Schwarm wies INGV-Vulkanologe Dr. Boris Behncke bei einer Diskussion in unserer FB-Gruppe darauf hin, dass sich dieser Schwarm eigentlich bereits in dem Gebirge manifestiert, auf dem der Ätna aufsitzt. Wissenschaftler diskutieren wohl seit Jahren kontrovers, ob die Beben hier vulkanotektonischen oder rein tektonischen Ursprungs sind. Die Veröffentlichung des Frequenzspektrums der Erdbebenwellen könnte helfen, diese Frage zu klären, aber ohne weitere Daten ist dies kaum möglich. Ich persönlich gehe von vulkanotektonischen Ursachen aus: Wären es tektonische Erschütterungen, würde man auch mal Erdbeben mit Magnituden im Vierer- und Fünferbereich erwarten und nicht die immer gleichen Schwarmbeben, wobei zu berücksichtigen gilt, dass solche stärkeren Beben an Störungen in Vulkanregionen auch oftmals magmatisch getriggert sind.

Der Tremor bewegt sich weiterhin in der unteren Hälfte des Gelben Bereichs seitwärts. Eine Änderung des Musters ist noch nicht zu erkennen.

Italien: Erdbeben Mb 4,9 erschüttert nördliche Adriaküste

Mittelstarkes Erdbeben erschüttert Adriaküste bei Rimini – Anwohner und Touristen aufgeschreckt

Datum: 06.10.2025 | Zeit: 10:13:59 UTC | Koordinaten: 43.941 ; 13.346 | Tiefe: 15 km | Mb 4,9

Heute Mittag wurde die Region der nördlichen Adria von einem deutlich spürbaren Erdbeben der Magnitude 4,9 heimgesucht. Der Erdstoß ereignete sich um 12:13 Uhr Ortszeit (10:13 UTC) etwa 35 Kilometer nordöstlich von Pesaro und rund 64 Kilometer östlich der Touristenhochburg Rimini. Das Hypozentrum lag in rund 15 Kilometern Tiefe. Zahlreiche Bewohner der Region meldeten deutliches Erschüttern, insbesondere in mehrstöckigen Gebäuden. Über größere Schäden ist bislang nichts bekannt, dennoch löste das Ereignis in einer ohnehin seismisch aktiven Region Besorgnis aus.

Erdbeben Adria. © EMSC

Dem EMSC liegen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen vor, die der Erdstoß als stark bzw. deutlich wahrnehmbar beschreiben. Er brachte Deckenlampen zu Wackeln und wurde sogar noch im fast 400 Kilometer entfernten Bosnien gespürt.

Geologisch gesehen liegt das Epizentrum in der Übergangszone zwischen dem Apennin-Gebirge und der Adriatischen Küstenebene – einem Bereich, der seit Millionen Jahren tektonisch aktiv ist. Hier kollidieren die Adriatische Mikroplatte und die Eurasische Platte, wodurch sich im Inneren der Apenninen eine Zone mit aktiver Krustenstreckung gebildet hat. Diese Dehnung führt regelmäßig zu Normalstörungen, bei denen Gesteinsblöcke entlang steil einfallender Verwerfungen nach unten absinken.

Nach ersten seismologischen Analysen des Italienischen Geophysikalischen Instituts (INGV) dürfte auch das aktuelle Erdbeben auf eine solche Normalverwerfung zurückgehen. Vermutet wird, dass sich der Bruch entlang eines NW–SE verlaufenden Störungssegments in der sogenannten Adria-Randzone ereignete – einem Gürtel, in dem die Spannungen zwischen den Apenninen und der Adriatischen Platte abgebaut werden.

Historisch betrachtet ist Nord- und Mittelitalien wiederholt von ähnlichen aber auch stärkeren Ereignissen betroffen gewesen. Die starken Beben von L’Aquila (2009, M 6,3) und Amatrice–Norcia (2016–2017, bis M 6,5) sind Teil desselben übergeordneten tektonischen Systems. Zwar war das aktuelle Beben deutlich schwächer, doch erinnert es daran, dass auch moderate Magnituden in dieser Region regelmäßig auftreten und die Bevölkerung stets wachsam bleiben muss.

Ätna emittiert bei moderatem Tremor Vulkanasche

Ascheemissionen vom Ätna – Tremor bleibt moderat

Seit gestern Morgen kommt es am Ätna auf Sizilien zu Ascheexhalationen aus dem Südostkrater. Kleine Aschewolken steigen einige Hundert Meter auf, bevor sie vom Westwind aufgelöst werden. Zudem stößt der Vulkan Dampfwolken aus.

Es sind die ersten dokumentierten Aschewolken seit dem Ende der Lavastromtätigkeit Anfang September. Allerdings registrierte das INGV immer wieder schwache bis mäßig starke Infraschallsignale, die auf starke Entgasungen oder schwache Explosionen hindeuteten.

Lage Tremorquellen. &coy; INGV

Es werden schwache Wärmeanomalien detektiert, während sich der Tremor aus dem grünen Bereich wieder in das untere Drittel des gelben Bereichs hochgearbeitet hat. Die genauere Analyse des Tremors von Seiten der INGV-Vulkanologen zeigt, dass die Tremorquellen in Tiefen zwischen 2500 und 2900 m liegen und sich in einem schmalen (gangähnlichen) Band erstrecken, das im Nordwesten des Gipfelbereichs beginnt und in dem Bereich zwischen dem Nordostkrater und dem Südostkrater endet. Eine eher ungewöhnliche Lage für eine Magmenakkumulation. Vielleicht sehen wir hier bald eine Verlagerung der Aktivität auf einen der anderen Krater.

Die restliche Erdbebentätigkeit ist als vergleichsweise gering einzustufen, wobei sich die meisten Beben im Norden des Vulkans manifestieren. Interessant sind fünf schwache Erschütterungen, deren Tiefenangaben teilweise negative Vorzeichen haben und sich somit direkt im Vulkangebäude oberhalb des Meeresspiegels ereigneten. Ihre Epizentren lagen unter der Piano Pernicana, im Bereich der gleichnamigen Störungszone, und waren somit tektonischer Natur. Wie wir aber wissen, werden Störungszonen in Vulkanen aber häufig durch Fluidbewegungen aktiviert.

Während und nach der effusiven Eruption im August gab es praktisch keine Erdbeben mehr unter dem Ätna. Ein Indiz dafür, dass die durch vorherige Magmenakkumulation verursachten Spannungen infolge der Eruption weitestgehend abgebaut wurden.

Geochemische Parameter wie das Verhältnis der Heliumisotope und deren Konzentration zeigen, dass sich in der Tiefe weiter Magma akkumuliert und sich der Vulkan langsam auf eine weitere Eruptionsphase vorbereitet. Zwischen den letzten beiden effusiven Phasen lagen gut 6 Monate.

Mittelmeer: Unwetter verursachen Chaos und Todesopfer

Unwetter-Chaos im Mittelmeerraum: Tote, Vermisste und massive Überschwemmungen

Schwere Unwetter haben gestern weite Teile der Mittelmeerregion Südeuropas heimgesucht. Besonders betroffen waren die norditalienischen Regionen Piemont, Ligurien und Lombardei sowie Katalonien in Spanien. In Frankreich erwischte es die Bretagne im Norden des Landes. Mehrere Menschen kamen ums Leben. In Italien wird eine deutsche Urlauberin vermisst.

Die Frau wurde auf einem Campingplatz in der norditalienischen Provinz Alessandria von einer Flutwelle erfasst und gilt seitdem als vermisst. Sie hatte gemeinsam mit ihrem Mann und einem Hund auf einem Campingplatz in der Gemeinde Spigno Monferrato übernachtet. Als die Wassermassen den Fluss Valla über die Ufer treten ließen, versuchte das Paar, zu Fuß zu fliehen. Der Mann konnte sich mit dem Hund retten, seine Frau wurde jedoch von der Strömung mitgerissen. Eine stundenlange Suche der Einsatzkräfte blieb erfolglos.

Die Unwetter hinterließen in Norditalien ein Bild der Verwüstung: Überflutete Straßen, blockierte Bahnverbindungen und Erdrutsche prägten das Bild. In Ligurien mussten Schulen geschlossen werden, der Bahnverkehr zwischen Savona und Turin wurde unterbrochen. Rund um den Comer See sorgten Erdrutsche für gesperrte Straßen, Autos blieben in gefluteten Unterführungen stecken. In Mailand trat der Fluss Seveso über die Ufer und überschwemmte mehrere Straßen. U-Bahn-Stationen liefen voll Wasser, was kurz vor Beginn der Mailänder Modewochen Sorgen bereitete. Die Stadtverwaltung rief die Bevölkerung auf, Parks und Unterführungen zu meiden.

Auch in Spanien und Frankreich führten die Regenfälle zu tragischen Ereignissen. In der Nähe von Barcelona bargen Rettungskräfte zwei Leichen aus einem Fluss bei Sant Pere de Riudebitlles. Dabei soll es sich um einen Jungen und seinen Vater handeln, deren Auto zuvor von den Fluten mitgerissen worden war. In der französischen Bretagne kam eine 55-jährige Frau ums Leben, nachdem ihr Auto auf einer überfluteten Straße stecken blieb und sie es nicht rechtzeitig verlassen konnte.

Die Wetterdienste warnen vor anhaltender Gefahr. Ein ausgeprägtes Tiefdruckgebiet führt weiterhin feuchte und instabile Luftmassen in den Mittelmeerraum, wodurch weitere starke Regenfälle und lokale Überschwemmungen möglich sind. Ausläufer des Tiefdrucksystems können heute auch Deutschland erreichen und im Süden für Starkregen sorgen.

Die Unwetter machen deutlich, wie verletzlich beliebte Ferienregionen in Südeuropa gegenüber extremen Wetterereignissen sind. Urlauber und Einheimische werden aufgefordert, Wetterwarnungen genau zu verfolgen und gefährdete Gebiete zu meiden.

Nicht nur Europa wird derzeit von Flutkatastrophen heimgesucht. In Guatemala City kam es nach starken Regenfällen zu Überschwemmungen in den Straßen mehrerer Stadtbezirke. Indien und Pakistan erlebten in den letzten Wochen die schlimmsten Überflutungen seit Jahrzehnten. Der Norden der Philippinen wurde gestern vom Taifun „Ragasa“ gestreift und es wurden Sturmschäden und Überschwemmungen verursacht. Mit Windgeschwindigkeiten von 265 km/h ist es der stärkste Sturm des Jahres. Etwas abgeschwächt hält er auf Hongkong zu, wo Vorsorgemaßnahmen ergriffen werden und Flüge ausfallen.

Vulcano: Erdbeben und Anstieg des Gasausstoßes

Blick über den Krater von Vulcano in Richtung Lipari und Salina. © Marc Szeglat

Schwaches Erdbeben Mb 2,2 erschüttert Vulcano – signifikanter Anstieg von Gasemissionen und Fumarolentemperatur

Nachdem es auf der Lipareninsel Vulcano in den letzten Monaten nach einer Entspannung der Situation aussah, nahmen die meisten geophysikalischen und geochemischen Parameter im August wieder zu. Zudem gab es heute Mittag ein Erdbeben Mb 2,2 im Südosten der Bucht Porto di Levante.

Laut EMSC manifestierte sich der Erdstoß um 12:09:53 UTC bei den Koordinaten 38.414 ; 14.988 und hatte ein Hypozentrum in 13 Kilometern Tiefe. Der Ursprung des Bebens könnte sowohl rein tektonischer Natur sein oder von aufsteigenden magmatischen Fluiden verursacht worden sein. In der Bucht gab es erst am 25. August eine sehr schwache Erschütterung, die sich oberflächennah ereignete.

In meinem letzten Update zu Vulcano schrieb ich von einer leichten Zunahme der Seismizität. So gab es im August 8 schwache Erdbeben im Bereich von Vulcano. Ob das Beben heute alleine kam und von schwächeren Beben begleitet wurde, ist noch nicht klar, denn das INGV veröffentlicht die Daten immer mit Verzögerung, während das EMSC ganz schwache Beben nicht listet.

Kohlendioxid-Ausstoß. © INGV

Klar hingegen ist, dass es im vergangenen Monat nicht nur einen leichten Anstieg der Seismizität gab, sondern auch eine signifikante Erhöhung der Kohlendioxid-Emissionen am Kraterrand. Tatsächlich waren es die höchsten Werte, die seit Beginn der Krise 2021 gemessen wurden: Die Werte überstiegen am 18. August die Marke von 40.000 g pro Quadratmeter am Tag. Zum Monatsende sank der Wert auf 30.000 g/m²·d. Werte über 10.000 g/m²·d gelten bereits als sehr hoch. Vor dem sprunghaften Anstieg wurden weniger als 5000 g/m²·d gemessen. Einen deutlichen Anstieg der CO₂-Emissionen wurde auch an der Nordbasis des Kraterkegels festgestellt. Die anderen Messpunkte waren unauffällig.

Der Schwefeldioxidausstoß am Krater steigt leicht auf ca. 70 Tonnen am Tag. Zudem erhöhten sich auch die Temperatur der Fumarolen, die nun alle 291 Grad Celsius heiß sind, was ebenfalls ungewöhnlich ist, weil die Fumarolen entlang des Schwefelfelds in den verschiedenen Sektoren unterschiedlich heiß waren. Zuletzt gingen die Temperaturen zurück und lagen bei maximal 280 Grad.

In Bezug auf die Bodendeformationen teilten die Vulkanologen vom INGV mit, dass es keine signifikante Bodendeformation gegeben hat. Die GNSS-Messwerte zeigen allerdings eine leichte Bodenhebung mit einem weiterhin anhaltenden Aufwärtstrend Anfang September.

Meiner Meinung nach dringt ein weiterer Magmenkörper in die tiefere Erdkruste unter Vulcano ein und könnte in den nächsten Wochen weiter aufsteigen und Sorgen bereiten.

Campi Flegrei: Erdbeben Md 4,0 südlich der Solfatara

Die Via Giacomo Matteotti läuft direkt auf den Monte Olibano im Hintergrund zu. Der Rand der Solfatara erhebt sich links davon. © Marc Szeglat

Ein mittelstarkes Erdbeben Md 4,0 erschütterte Campi Flegrei – Epizentrum am Südrand der Solfatara

Datum: 01.09.2025 | Zeit: 02:55:45 UTC | Koordinaten: 40.8230, 14.1372 | Tiefe: 2 km | Md 4,0

Der Erdbebenschwarm, der gestern um 14:09 Uhr anfing, hält auch heute weiter an und brachte ein weiteres, als mittelstark einzustufendes Erdbeben hervor, das mit einer Magnitude von 4,0 zu den Top 10 der stärksten Erdbeben der bradyseismodalen Krise zählt, die bereits im Jahr 2005 begann. Der Erdstoß Md 4,0 manifestierte sich in den frühen Morgenstunden um 04:55:45 Uhr MESZ (02:55:45 UTC) an der Via Solfatara zwischen der Luftwaffenakademie und dem Eingangsbereich zur Solfatara. Die Tiefe des Erdbebenherds wurde zunächst mit 700 m angegeben, inzwischen aber auf 2000 m korrigiert. 

Erdbeben Md 4,0. © INGV

Das Schwarmbeben setzt sich aus fast 100 Einzelerschütterungen zusammen. Bereits gestern ereigneten sich (wie berichtet) zwei Erdbeben mit der Magnitude 3,3, die sich etwas weiter südlich entlang der Via Napoli an der Küste ereigneten. Das Erdbebengebiet umschließt den alten Lavadom Monte Olibano, auf dem die alte Luftwaffenakademie errichtet wurde und durch den ein Eisenbahntunnel führt. Der Monte Olibano entstand bei einem Ausbruch vor gut 4000 Jahren. Schweremessungen detektierten unter dem vulkanischen Hügel eine Anomalie, die möglicherweise von einem heißen Magmenkörper verursacht wird.

Aufgrund der anhaltenden Erdbebentätigkeit wurde der Zugverkehr auf mehreren Eisenbahnlinien vorübergehend eingestellt. Davon betroffen sind vor allem Strecken, die durch den Eisenbahntunnel des Monte Olibano führen. Der Tunnel wurde bereits öfters gesperrt und wurde durch die Erdbeben geschädigt. Zudem schickte die Kommune Pozzuoli Einsatzkräfte los, die die Infrastruktur der Region auf Schäden prüften. Es wurde eine Sitzung des Krisenstabes einberufen.

Obwohl bis jetzt nichts über größere Schäden bekannt wurde, reagieren die Anwohner des Calderavulkans besorgt. Viele der Erdbeben konnten deutlich gespürt werden und man wundert sich darüber, dass die Erdbebenherde der stärkeren Beben flacher liegen, als es bisher der Fall gewesen ist. Das schürt Sorgen vor aufsteigenden Fluiden und der Generierung phreatischer Explosionen. Sollte es zu solchen Dampfexplosionen kommen, finden sie wahrscheinlich im Bereich der Solfatara bzw. an ihrem Außenrand bei Pisciarelli statt. Doch zumindest theoretisch ist es nicht auszuschließen, dass es zu Explosionen an einem beliebigen Ort in den von Erdbeben und Bodenhebung heimgesuchten Arealen kommt.

Update: Wie jetzt bekannt wurde, kam es doch zu Schäden an einem Haus auf der Via Napoli nahe des Epizentrums. Zudem ereignete sich ein Felsabbruch an der Tuff-Klippe des Monte Olibano hinter dem Haus. Sechs Familien mussten evakuiert werden.

Ätna: Tremorabsturz und Aufhebung des F1-Alarms

Förderschlot auf 2980 m Höhe. © INGV

Tremor am Ätna stürzt ab – F1-Alarm bereits aufgehoben

Am Ätna stürzt der Tremor heute Morgen steil ab und deutet ein Ende der explosiven Aktivität an, die sich in den letzten Wochen am Südostkrater manifestierte. Auf der Thermalcam des INGV ist aber zu erkennen, dass der Förderschlot, der sich auf 3200 m auf der Flanke des Südostkraterkegels geöffnet hat, weiterhin aktiv ist und einen kleinen Lavastrom fördert.

INGV-Vulkanologe Boris Behncke schrieb heute auch darüber, dass der F1-Alarm nur einige Stunden aufrecht gehalten wurde und inzwischen aufgehoben wurde. Am Donnerstag deuteten die geophysikalischen Messwerte darauf hin, dass sich ein Paroxysmus zusammenbraut, doch die Werte stabilisierten sich bereits am Freitag wieder. Dennoch wurde der Bereich oberhalb von 2500 Höhenmetern für Besucher gesperrt. Boris schreibt über die Stille am Vulkan und darüber, dass man am Förderschlot auf 2980 m Höhe die Geräusche der fließenden Lava aufgrund der Ruhe sehr gut wahrnehmen konnte.

Die Rissbildung, die am Freitag erneut für Unruhe am Vulkan und in den sozialen Medien sorgte, wurde von den Vulkanologen bis jetzt nicht weiter kommentiert. Der Lavaausstoß war in den letzten Tagen vergleichsweise groß und es muss mehr Magma als üblich aufgestiegen sein, wodurch sich der Boden deformierte, was zu dem Riss geführt haben könnte. Der Riss selbst platzte nicht auf und brachte somit keinen weiteren Lavastrom hervor.

Die Lavafront des am weitesten fortgeschrittenen Lavastroms hatte am Freitag die 2350-m-Höhenlinie unterschritten und bewegte sich damit auf einem Höhenniveau, das am Ätna in den letzten Jahren nur selten unterschritten wurde. Der Lavastrom bewegte sich einige Kilometer westlich der Montagnola, so dass die Seilbahnstation und die Skipisten nicht gefährdet waren. Zuletzt war die touristische Infrastruktur bei den beiden großen Flankeneruptionen in den Jahren 2001 und 2002-03 gefährdet gewesen.

Campi Flegrei: Neuer Erdbebenschwarm am 26. August

Weiteres Schwarmbeben erschütterte Campi Flegrei – 30 Erdbeben seit gestern

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei kommt nicht zur Ruhe und wurde von einem weiteren Schwarmbeben erschüttert. Seit gestern manifestierten sich 30 Beben. Das stärkste hatte eine Magnitude von 1,6 und wurde in 1500 m Tiefe unter dem Südostrand der Solfatara lokalisiert. Gestern gab es ein gleich starkes Erdbeben am Südrand der Solfatara. Die Magnituden der allermeisten Erdbeben lagen im Bereich der Mikroseismizität, wobei die Grenze zu dieser nicht eindeutig definiert ist und entweder bei M 1,0 oder M 1,5 liegt. Es handelt sich um typische Beben im Hydrothermalsystem des Vulkans, die durch Fluidbewegungen verursacht wurden. 

Die Beben bestätigen, dass der Druckaufbau im Hydrothermalsystem anhält. Die tieferen Erdbeben der letzten Wochen und Monate, die oftmals eine deutlich höhere Amplitude aufwiesen, belegen, dass es zu Rissbildungen im Deckgestein der Caldera kommt, die wiederum wahrscheinlich durch eine Magmenakkumulation in nur 4 Kilometern Tiefe verursacht wurden. Dafür spricht auch, dass in Phasen mit stärkeren Erdbeben der Kohlendioxidausstoß deutlich angestiegen ist. Dem aktuellen Wochenbericht des INGV ist zu entnehmen, dass der Kohlendioxidausstoß weiterhin sehr hoch ist, aber ein Stück weit unterhalb der Spitzenwerte vom Frühjahr angesiedelt ist. Grund zur Entwarnung ist das aber nicht: Magma steigt oft in Phasen auf und wenn aus der Tiefe eine neue Magmablase in geringeren Tiefen ankommt, steigen die Werte wieder und man muss mit stärkeren Erdbeben rechnen. Von diesen gab es in der Woche zwischen dem 18. und 24. August 2025 61 Stück. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 2,4.

Die Gastemperaturen sind weiterhin hoch: Während an der Pisciarelli-Fumarole Temperaturen von 94 Grad gemessen wurden, sind die Fumarolengase der Solfatara ca. 164 Grad heiß.

Die Hebegeschwindigkeit des Bodens lag auch in der vergangenen Woche weiterhin bei 15 mm im Monat, gemessen an der Station RITE. Eine grundlegende Änderung der angespannten Lage ist nicht in Sicht.