Campi Flegrei: Neuer Umweltalarm diskutiert

Behörden diskutieren Einführung eines neuen Umweltalarms für die Campi Flegrei

Während die geologisch bedingten Unruhen im Bereich der süditalienischen Caldera Campi Flegrei weitergehen, diskutieren die verantwortlichen Behörden die Einführung eines neuen Umweltalarms. Presseberichten zufolge wurde bislang das Risiko der Gesundheitsgefährdung durch die Luftverschmutzungen infolge der Emission magmatischer Gase in der Caldera nicht genug beachtet. Besonders Kinder, Alte und kranke Menschen sind schon von geringen Konzentrationen magmatischer Gase in der Atemluft gefährdet.

Zeitweise berichten die Anwohner über den starken Geruch nach Schwefelwasserstoff, der uns allen gut bekannt ist, wenn es nach „verfaulten Eiern“ riecht. Schwefelwasserstoff ist eine der Verbindungen, die von Vulkanen ausgestoßen werden, aber auch durch Faulungsprozesse entstehen können. Dabei ist der Schwefelwasserstoff nur eines von vielen Gasen, die von den Fumarolen im Bereich der Solfatara gefördert werden. Weitestgehend geruchslos sind Gase wie Schwefeldioxid und Kohlendioxid, die am Vulkan in großen Mengen austreten können und giftig sind bzw. eine Gesundheitsgefährdung darstellen, weil etwas Kohlenstoffgase schwerer als Sauerstoff sind und diesen in Bodennähe verdrängen. Dadurch herrscht dann Erstickungsgefahr insbesondere, wenn sich Kohlendioxid in Niederungen oder Kellern ansammelt. Daher wurde nun die Einführung eines Umweltalarms diskutiert, der die Bevölkerung vor Gasemissionen warnen und informieren soll. In welcher Form die Warnungen kommuniziert werden sollen, wurde bis jetzt nicht mitgeteilt.

Die ausgestoßenen Gase sind magmatischen Ursprungs und entströmen einem Magmenkörper. Über die Tiefe des Magmenkörpers wird in der letzten Zeit heiß debattiert. Als gesichert gilt die Erkenntnis, dass in Tiefen jenseits von 8 Kilometern eine große Magmaansammlung vorhanden ist. Uneins sind sich die Geoforscher über die Existenz einer kleineren Magmansammlung in 4 Kilometern Tiefe. Sollte sich hier eine größere Menge Schmelze akkumulieren, droht ein Vulkanausbruch.

Anwohner der Solfatara berichten in den Sozialen Medien darüber, dass das INGV mittlerweile fast täglich im Krater aufschlägt und Inspektionen durchführt. Ein Indiz dafür, wie ernst man die Lage momentan einschätzt.

Einstweilen geht die Erdbebenaktivität im Bereich der Campi Flegrei weiter, wenn auch nicht auf Schwarmbebenniveau. Seit gestern wurden vom INGV knapp 30 Beben detektiert. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 1,7 und manifestierte sich heute Morgen. Mit einem Abklingen der Aktivität ist nicht zu rechnen.

Campi Flegrei: zwei spürbare Erdbeben am Vormittag

Zwei spürbare Erdbeben erschütterten heute den italienischen Calderavulkan Campi Flegrei

Datum 10.05.2024 | Zeit: 11:25:51 UTC | Lokation: 40.805 ; 14.106 | Tiefe: 3 km | Mb 3,7

Heute Vormittag wurde der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei von zwei Erdbeben mit den Magnituden 3,7 und 3,6 erschüttert. Die Beben manifestierten sich um 11:25:51 UTC und 11:26:10 UTC und hatten Erdbebenherde in 2,6 und 3,7 Kilometern Tiefe. Die Epizentren wurden offshore im Golf von Pozzuoli lokalisiert und ereigneten sich im Bereich einer bekannten Störungszone, die am südwestlichen Rand der Caldera liegt. Hier gab es in den letzten Wochen bereits Erschütterungen mit vergleichbaren Magnituden. Meiner Meinung nach wurde hier die Störungszone infolge der Druckbeaufschlagung im Untergrund aktiviert. Das Erstaunliche an den beiden Beben ist, dass sie kein neues Schwarmbeben verursachten, und auch ansonsten waren die letzten beiden Tage von einer eher durchschnittlichen Seismizität gekennzeichnet.

Grund zur Entwarnung gibt es allerdings nicht, denn die Bodenhebung verheißt nichts Gutes: Im jüngsten Wochenbericht für den Zeitraum 29. April bis 5. Mai 2024 heißt es, dass die Bodenhebung eine Rate von 30 mm pro Monat innehatte. Zudem wurden 155 Erschütterungen detektiert, und die Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole stieg um ein Grad auf 95 Grad Celsius, gemessen in 5 Metern Entfernung zum Fumarolenmund. Kein Wunder also, dass man vor Ort zunehmend nervös wird.

Vulkanologe a.D. würde die Campi Flegrei evakuieren

Salz in die Wunde der Angst streute jüngst der Vulkanologe a.D. Roberto Scandone, ehemaliger Professor für Vulkanphysik an der Universität Roma Tre und Mitglied der Kommission für Georisiken, in einem Onlineseminar, das wohl bei Youtube gestreamt wurde und von vielen Medien aufgegriffen wurde: Er meinte, dass sich Magma bereits in 4 Kilometern Tiefe befindet und vergleichsweise schnell aufsteigen könnte. Wenn er die Ressourcen hätte, würde er eine Evakuierung der Region veranlassen. Ob solche Aussagen klug sind, ohne tatsächliche Evakuierungsabsicht bzw. Möglichkeit zu haben bezweifle ich!

Wie dem auch sei, findet gerade ein Paradigmenwechsel statt, und immer mehr Geoforscher schließen sich der These an, dass es Magma in nur 4 Kilometern Tiefe gibt und es zu einem Vulkanausbruch kommen könnte. Noch vor wenigen Wochen wurde man für solche Aussagen an den Pranger der Unseriösität gestellt.

Die beiden Erdbeben von heute Vormittag wurden in einem Umkreis von 20 Kilometern deutlich wahrgenommen. Meldungen aus Bacoli nahe der Epizentren beschrieben die Wahrnehmungen als stark. Die am weitesten entfernte Meldung stammt vom Fuße des Vesuvs.

Marsili Seamount: Neue Studie enthüllt Caldera

Italienischer Unterwasservulkan Marsili war erneut Forschungsgegenstand – Zwei Calderen entdeckt

Bislang war nur wenig über den Unterwasservulkan Marsili bekannt, der sich zwischen den Liparischen Inseln und Neapel aus den Tiefen des Meeres erhebt. Sein Gipfel liegt in einer Tiefe von 500 Metern, und das unterseeische Vulkanmassiv erstreckt sich über eine Länge von 70 Kilometern und eine Breite von bis zu 30 Kilometern, womit der Seamount zu den größten vulkanischen Strukturen Europas zählt.

Erkenntnissen aus Probenentnahmen zufolge fanden die beiden letzten Ausbrüche vor etwa 5000 bzw. 3000 Jahren statt, also während der Bronzezeit, als auch der Inselvulkan Santorin in der Ägäis aktiv war. Diese Ausbrüche waren von geringer Explosivität und ereigneten sich im zentralen Bereich des Vulkangebäudes in einer Tiefe von etwa 850 Metern. Seitdem ist der Marsili nur noch hydrothermal aktiv und zieht gelegentlich durch Erdbeben Aufmerksamkeit auf sich. Erst am 6. Mai ereignete sich ein Erdstoß der Stärke 3,5, westlich des Marsili und nördlich von Stromboli.

Doch wie steht es um die zukünftige Aktivität des Marsili? Drohen weitere Ausbrüche? Besteht die Gefahr eines Tsunamis aufgrund eines möglichen großen Erdrutsches unter Wasser? Seit der letzten Studie im Jahr 2015 wurde weiter geforscht, und neue Studien haben dazu beigetragen, die Morphologie und innere Struktur des Vulkans besser zu verstehen, was zu einer verbesserten Gefahreneinschätzung führte.

Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass wenig explosive Eruptionen, die sich in Tiefen zwischen 500 und 1000 Metern ereignen, kaum Auswirkungen an der Wasseroberfläche haben werden, und ziehen Vergleiche zur El Hierro-Eruption im Jahr 2011, bei der es zu Wasserturbulenzen, Verfärbungen und dem Aufschwimmen von Bimssteinen kam.

Eine der wichtigsten Erkenntnisse ist, dass es im Vulkanmassiv mindestens zwei Calderen gibt, die mit der Entleerung oberflächlicher Magmakammern verbunden sind, wobei einige von ihnen Anzeichen eines seitlichen Einsturzes aufweisen. Solche Kollapsereignisse könnten wahrscheinlich mit der Generierung von Tsunamis einhergehen, die an den Mittelmeerküsten starke Schäden verursachen könnten. Seit der Hunga Tonga-Hunga Ha’apai-Eruption im Januar 2022 ist bekannt, dass stark explosive submarine Eruptionen hohe Eruptionswolken verursachen können, die das globale Wettergeschehen beeinflussen können. Allerdings liegt meiner Meinung nach der Gipfel des Marsili zu tief, um solche Eruptionswolken zu erzeugen.

Die Studien enthüllten auch einen Magmenkörper in 10 bis 12 Kilometern Tiefe, der wahrscheinlich flacher liegende Magmenkörper kleineren Ausmaßes speist. Hier zeigen sich Parallelen zu Campi Flegrei, das nicht allzu weit vom Marsili entfernt liegt.

Die Forscher des INGV kommen zu dem Schluss, dass trotz der neuen Untersuchungen noch zu wenig über den Marsili bekannt ist, um zu einer abschließenden Gefahrenbeurteilung zu kommen, insbesondere hinsichtlich des Tsunamirisikos. (Quelle: INGV/Guido Ventura, Nicotra et al., 2024)

Stromboli mit hohem Aktivitätsindex

Aktivität am Stromboli bewegt sich auf hohem Niveau – Aktivitätsindex hochgestuft

Die Inselvulkan Stromboli zeigt sich dieser Tage von seiner munteren Seite und erzeugt strombolianische Eruptionen am laufenden Band. Das florentiner Institut LGS -das ein Monitoring-Netzwerk am Stromboli betreibt- veröffentlichte heute die jüngsten Überwachungsdaten und bescheinigte dem Vulkan einen hohen Aktivitätsindex.

Besonders auffällig ist der Anstieg der thermischen Durchgänge, bei denen ein Infrarotsensor den Auswurf heißer Tephra misst: Es wurden gestern 1039 dieser Durchgänge nachgewiesen. Der Standardwert liegt bei 100. Aber auch andere Werte lassen die Vermutung zu, dass der Vulkan am Beginn einer Phase mit gesteigerter Aktivität steht, in deren Verlauf es wieder Lavaströme bis hin zu Paroxysmen geben könnte. So haben sowohl die Tremoramplitude als auch die Anzahl der VLP-Erdbeben hohe Werte angenommen. Auf normalem Niveau bewegen sich noch der akustische Druck der Explosionen sowie der Gasausstoß.

In meinem letzten Update zum Stromboli berichtete ich von einem schwachen Erdbeben vor der Südküste der Vulkaninsel. Am 2. Mai gesellte sich ein weiterer Erdstoß hinzu. Erdbeben im Bereich von Stromboli signalisieren fast immer eine Aktivitätssteigerung.

Heute wurde auch das wöchentliche INGV-Bulletin zum Stromboli veröffentlicht, das im Wesentlichen die Trends aus dem LGS-Update bestätigt. Interessant ist hier noch die Erkenntnis, dass das Heliumisotopenverhältnis im thermischen Grundwasserleiter bei hohen Werten liegt. Helium-3 ist ein Frühindikator für aufsteigendes Magma, das in großen Tiefen liegt. Die Heliumisotope sind kleiner und flüchtiger als die Atome anderer Gase und erreichen daher schneller die Oberfläche.

Nicht nur die Messwerte deuten auf eine erhöhte Aktivität des Strombolis hin, denn das Geschehen kann sehr gut vor Ort oder per Livecam beobachtet werden. Hier gelang es unseren Gruppenmitglieder Wolfgang und Alicja wieder, ein paar schöne Screenshots aufzunehmen.

Vulcano mit stabilen Werten

Heute erschien auch das Monatsbulletin zum Vulcano. Der Namensgeber aller Vulkane liegt an klaren Tagen in Sichtweite des Strombolis und beide Feuerberge gehören zum Archipel der Liparischen Inseln. Die Messdaten zum Vulcano präsentierten sich im letzten Monat weitestgehend stabil. Die Fumarolentemperatur am Kraterrand lag bei maximalen 322 Grad, was immer noch ein erhöhter Wert ist. Die Erdbebenaktivität ist noch nicht ganz abgeklungen und es gab im April 7 schwache Erdbeben.

Der Zugang zum Krater ist seit gut einem Jahr wieder gestattet. Bereits am Freitag wurde dieser Umstand einem 83 Jahre alten Touristen aus Deutschland zum Verhängnis, da er in Kraternähe ausrutschte und stürzte. Dabei zog er sich so schwere Kopfverletzungen zu, dass er mit dem Rettungshubschrauber nach Messina ins Krankenhaus geflogen werden musste. Mir ist nicht bekannt, wo er ausrutschte, doch der obere Teil des offiziellen Wanderwegs ist tief ausgewaschen und extrem rutschig.

Campi Flegrei Starkes Schwarmbeben am 7. Mai

Ein weiterer Erdbebenschwarm erschüttert Campi Flegrei – Stärkste Erschütterung M 3,2

Datum 07.05.2024 | Zeit: 01:47:54 UTC | Lokation: 40.8270; 14.1447 | Tiefe: 1,6 km | Mb 3,2

Nach einigen vergleichsweise ruhigen Tagen, in denen zwar Erdbeben registriert wurden, aber kein echter Schwarm einsetzte, begann gestern Abend wieder ein intensiver Erdbebenschwarm unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei. In den letzten 24 Stunden wurden gut 160 Beben registriert. Mehr Beben an einem Tag als in den meisten Wochen. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 3,2 und ein Hypozentrum in 1,6 Kilometern Tiefe. Damit lag der Erdbebenherd zwar im Bereich des Hydrothermalsystems, doch die Stärke des Bebens deutet darauf hin, dass es mit Gesteinsbruch in Verbindung stand und nicht nur durch Fluidbewegungen im Untergrund ausgelöst wurde, obgleich aufsteigende Fluide der Motor hinter dem Prozess des Gesteinsbruchs gestanden haben werden. Obwohl sich das Erdbeben zur nachschlafenden Zeit manifestierte, liegen dem EMSC einige Wahrnehmungsmeldungen vor. Eine stammt sogar aus dem Bereich von Sorrent, auf der Südseite der Bucht von Neapel. Auf der Shakemap sieht man deutlich, dass vermehrt schwache Erdbeben in einem großen Umkreis streuen. Ein Indiz dafür, dass sich die Bodenhebung wieder beschleunigt hat.

Vier weitere Beben hatten Magnituden im Zweierbereich, mit der stärksten Magnitude 2,9. Interessant sind auch die Epizentren, denn die stärkeren Beben gruppierten sich im Bereich der äußeren Ostflanke des Solfatarakraters, wobei die beiden Beben M 3,2 und 2,9 nahe der Pisciarelli-Fumarole auftraten. Bei diesem Gebiet handelt es sich um das Areal mit den stärksten geothermalen Manifestationen der Solfatara. Während der Phase mit der besonders starken Bodenhebung im April erhöhte sich die Gastemperatur der Hauptfumarole kurzzeitig auf 96 Grad. Letzte Woche sank sie dann wieder auf 94 Grad. Die Temperatur wird hier im Gasstrom in 5 Metern Abstand zur Fumarolenöffnung gemessen. Die tatsächlichen Gastemperaturen an der Mündung werden höher sein.

Derweilen gibt es Zeitungsberichte, nach denen immer mehr italienische Geoforscher Anhänger der These werden, dass sich in ca. 4 Kilometern Tiefe ein Magmenkörper akkumuliert. Sollte ein größerer Riss im Deckgebirge der Caldera entstehen, könnte es recht schnell zum finalen Magmenaufstieg kommen und ein Vulkanausbruch folgen. Sehr wahrscheinlich wäre so ein Vulkanausbruch mit jenem des Monte Nuovo vergleichbar.

Sorgen vor Gebäudeschäden infolge der Erdbeben in der Campi Flegrei wachsen

Medienberichten zufolge, plant ein bekannter Fußballclub den Bau eines Fußballstadions in der Roten Zone der Campi Flegrei. Behörden rieten dem Verein hiervon ab. Auf einer Bürgerversammlung in Bacoli wurde gestern auch darüber Diskutiert, wie man Passanten vor herabfallenden Putzfragmenten und Gesimsen schützen könnte. Offenbar verursachen Bodenhebung und Erdbeben immer Schäden an Gebäudefassaden. Insbesondere Eltern von Schulkindern zeigen sich besorgt um die Sicherheit ihrer Kinder und stellten die Frage nach Schulschließungen in den Raum.

Stromboli: Erdbeben unter der Südküste

Schwaches Erdbeben auf Stromboli – Vulkanische Aktivität steigerte sich weiter

Unter der Vulkaninsel Stromboli ereignete sich am 30. April ein schwaches Erdbeben der Magnitude 1,3. Es manifestierte sich unterhalb der Südküste der Insel und wird seit heute auf der INGV-Shakemap angezeigt, erscheint jedoch noch nicht in den Tabellen. Erdbeben auf Stromboli deuten oft auf Veränderungen im eruptiven Verhalten hin, und nicht selten folgen Phasen erhöhter Aktivität. Tatsächlich gab es in den letzten Tagen bereits eine Zunahme der Aktivität, und Webcam-Beobachter berichten von reger strombolianischer Tätigkeit, die auch vom LGS bestätigt wird. Laut dem Bulletin für den 2. Mai wurden 214 strombolianische Eruptionen gezählt, doppelt so viele wie üblich. Auffallend war auch der sehr hohe Kohlendioxid-Ausstoß von 3334 Tonnen pro Tag, ein ungewöhnlich hoher Wert, der darauf hinweisen könnte, dass vermehrt Magma aufsteigt, das sich derzeit noch in größeren Tiefen befindet. Der Schwefeldioxid-Flux blieb auf mittlerem Niveau, während eine erhöhte Anzahl von VLP-Erdbeben registriert wurde und der Aktivitätsindex als hoch eingestuft wurde.

Unser Vereinsmitglied Wolfgang beobachtete, dass der Hornito am Nordrand des Kraters gestern inaktiv war, obwohl er in den Vortagen einer der aktivsten Schlote des Vulkans war. Möglicherweise wurde er durch einen Pfropfen aus erstarrter Lava verstopft. Ob ein Schloträumer droht, ist ungewiss, denn da andere Schlote aktiv sind, kann sich der Druck, der sich normalerweise im Fördersystem aufbauen würde, abbauen. Dennoch sind solche Veränderungen mögliche Hinweise auf eine Veränderung bzw. Verstärkung der Aktivität. Der aktivste Schlot befand sich gestern im nordöstlichen Kratersektor.

Ein Blick auf die Shakemap zeigt, dass es auch im Bereich der Vulkaninsel Vulcano wieder einige Erdbeben gab. Im April wurden sieben schwache Erschütterungen registriert, was darauf hindeutet, dass der Untergrund der Insel weiterhin unruhig bleibt. Ein Vulkanausbruch scheint momentan jedoch nicht unmittelbar bevorzustehen.

Campi Flegrei: Erdbebenaktivität bleibt am 1 Mai hoch

Hohe Erdbebenaktivität hält an – Vulkan steht unter besondere Beobachtung

Die Erdbebenaktivität unter der süditalienischen Caldera war auch in den letzten Tagen hoch. Die meisten Erdbeben hatten allerdings geringe Magnituden und spielten sich überwiegend innerhalb des Hydrothermalsystems ab, obwohl es auch einige Erdbeben in Tiefen um 3 Kilometer gab.

Gestern wurde das neue Wochenbulletin des INGV veröffentlicht. Im Beobachtungszeitraum 22.-28. April wurden 193 Erschütterungen detektiert. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 3,9 und zählte somit zu den energiereichsten Erdbeben der mehrjährigen Hebungsphase. Womit wir beim Thema wären: Die durchschnittliche Hebungsrate wird weiterhin mit 10 mm im Monat angegeben, aber es gab in den letzten drei Wochen zwei kurzfristige Bodenhebungsschübe, bei denen sich der Boden innerhalb von 2 Tagen einmal um 10 mm hob und ein weiteres Mal um 5 mm. Innerhalb von 21 betrug die Gesamthebung 25 mm, und das ist für die aktuelle Hebungsphase ein Spitzenwert. Die Schübe gingen einher mit den stärksten Schwarmbeben in dieser Zeit.

Die meisten Vulkanologen sehen zwar noch keinen unmittelbar bevorstehenden Ausbruch in der Campi Flegrei, zeigen sich aber mittlerweile doch etwas besorgt: So äußerte sich die ehemalige Direktorin des Vesuv-Observatoriums Francesca Bianco in einem Fanpage-Interview, dass man den Vorgängen in der Campi Flegrei nun eine noch höhere Aufmerksamkeit schenkt, als man es sowieso schon tut. Obwohl sie die Erdbeben als unangenehm betrachtet, seien es aber noch keine starken Erdbeben, wobei sie es für unwahrscheinlich hält, dass starke Erdbeben mit Magnituden ab 6 auftreten werden. Francesca wurde auch nach dem Phänomen gefragt, warum die Bewohner der Caldera an manchen Tagen verstärkten Schwefelgeruch wahrnehmen würden. Die Vulkanologin meinte, dass dies mit unterschiedlichen meteorologischen Bedingungen zusammenhängt. Größere Schwankungen der Gaszusammensetzung würde es nicht geben.

Für den 6. Mai ist eine weitere Bürgerversammlung geplant, die diesmal im neapolitanischen Stadtteil Bacoli durchgeführt wird. Neben Francesca Bianco werden sich der Leiter der Katastrophenschutzabteilung, Fabrizio Curcio, der Direktor des Vesuv-Observatoriums, Mauro Di Vito, dem Präfekten, Wissenschaftlern und anderen institutionellen Vertretern den Fragen der Bürger stellen. Vielleicht gibt es dann ja auch neue Erkenntnisse der Vorgänge in Campi Flegrei.

Stromboli steigert Aktivität weiter

Weitere Aktivitätssteigerung am Stromboli – Tremoramplitude erhöht

Am liparischen Inselvulkan Stromboli steigerte sich gestern die Aktivität weiter. In unserer Vulkangruppe wurden Beiträge gepostet, die eine rege strombolianische Aktivität zeigten. Es gab explosive Eruptionen in kurzen Intervallen und Phasen mit Lavaspattering aus einem großen Hornito, der sich im Nordsektor des Kraters gebildet hat. Betrachtet man den Tremorgraph, dann erkennt man, dass es in den letzten 48 Stunden mehrere Peaks der Amplitude bis weit in den orangenen Bereich gegeben hat. Solche Peaks haben wir dieses Jahr noch nicht gesehen.

Das LGS schreibt in seinem täglich erscheinenden Bulletin, dass die meisten Überwachungsparameter hohe Werte angenommen haben. Das gilt insbesondere für die Anzahl der VLP-Erdbeben und den Gasausstoß, bei dem die Werte für Schwefefeldioxid und Kohlendioxid in die Höhe geschnellt sind. Während der Explosionsdruck mittelstark gewesen ist, wurde eine nur geringe Wärmestrahlung gemessen, was man bei der aktuelle strombolianischen Aktivität nicht anders erwarten wurde. Auf geringen Niveau soll sich auch die Steinschlagaktivität bewegt haben. allerdings konnte ich heute während einer kurzen Livecam-Beobachtung gleich zwei Abgänge sehen, die eine Staubspur auf der Sciara del Fuoco hinterließen, die bis zum Meer reichte. aus dem Hornito gab es eine Explosion und ein beständiges Wärmesignal.

Die Daten deuten darauf hin, dass Stromboli wieder unruhigeren Zeiten entgegensteuert. In der Vergangenheit leiteten Phasen mit Lavaspattering Lavastromaktivität ein. Sollte diese Form der Aktivität einige Tage lang anhalten und sich langsam steigern, dann ist die Wahrscheinlichkeit für einen Lavaüberlauf recht groß. Lavaströme am Stromboli sahen wir zuletzt im Herbst 2023.

Schließung des L’Osservatori bestätigt

Wer sich nun auf den Weg macht, um die Eruptionen des Strombolis zu beobachten, muss auf einen recht komfortablen Aussichtspunkt verzichten: Wie ich letzte Woche schrieb, kämpft der Beisitzer des Restaurants „L’Osservatori“ am Punta Labronzo um seine Existenz. Inzwischen fand ich in einem Zeitungsartikel Bestätigung, dass die Gerüchte über eine Schließung des Restaurants aufgrund eines Gerichtsbeschlusses richtig waren. Grund hierfür waren Verstöße gegen die Bauordnung.

Vesuv: Spürbares Erdbeben erschüttert Neapel

Erdbeben Mb 3,1 am Vesuv bei Neapel – Stärkster Erdstoß seit Jahren

Datum 28.04.2024 | Zeit: 03:55:50 UTC | Lokation: 40.8242 ; 14.4300 | Tiefe: 0,4 km | Mb 3,1

Heute manifestierte sich im Gipfelbereich des süditalienischen Vulkans Vesuv ein spürbares Erdbeben der Magnitude 3,1. Es war das stärkste Erdbeben dieses Jahrzehnts und wurde von vielen Anwohnern des Vulkans gespürt. Besonders Hausbewohner in oberen Stockwerken konnten ein Schwanken des Gebäudes wahrnehmen.

Das Erdbeben ereignete sich um 5.55 Uhr Lokalzeit und hatte einen Erdbebenherd in nur 400 m Tiefe. Das Epizentrum befand sich nordöstlich des Kraters und wurde von den Erdbebendiensten 6 km von Portici und 7 km von Torre del Greco entfernt lokalisiert. Es gab 28 weitere Erdstöße geringer Magnituden mit flachen Erdbebenherden, so dass man von einem Erdbebenschwarm sprechen kann, der von dem stärkeren Ereignis ausgelöst wurde.

Interessanterweise gingen gestern Berichte von einem Erdbeben am Vesuv durch die Medien, das diesem Vulkan fälschlicherweise zugeordnet wurde und sich tatsächlich am benachbarten Calderavulkan Campi Flegrei zutrug. Wie das INGV in einem Statement bekannt gab, gibt es aber keine direkte Verbindung zwischen den beiden Ereignissen, obgleich immer wieder die Gerüchte die Runde machen, dass es eine Verbindung zwischen den beiden Vulkanen gibt, die Neapel in die Zange nehmen. Tatsächlich gibt es aber auch Geoforscher, die eine tiefe Magmakammer vermuten, die flacher liegende Reservoire unter beiden Vulkanen speist.

Für gewöhnlich liegen Calderavulkane wie die Campi Flegrei über einem Hotspot, wobei ein solcher für die süditalienische Caldera wissenschaftlich nicht klar definiert ist. Diese schlauchartigen Mantelanomalien fördern Schmelze bis in die Asthenosphäre hinein, wo sie sich unter der Erdkruste akkumuliert und von dort weiter verteilt. Die Bildung von Satellitenvulkanen ist keine Seltenheit. Ein Beispiel hierfür sind die Vulkane im Randbereich der Toba-Caldera, von denen der Sinabung der bekannteste sein dürfte. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass es sich in Italien ähnlich verhält.

Die Erdbeben am Vesuv bedeuten nun nicht, dass sich der Vulkan auf eine Eruption vorbereitet. Der Boden im Gipfelbereich des Vesuvs sent sich seit Jahren langsam ab, was schwache Erdbeben auslöst. Wie es zu dem vergleichsweise starken Erdstoß heute kam, ist noch nicht geklärt. Die geringe Tiefe deutet aber ebenfalls auf ein Setzungserdbeben hin. Bei einer Trendwende würde man zunächst Erdbeben in größerer Tiefe erwarten, die durch aufsteigende Fluide verursacht werden.