Stromboli: Lavaüberlauf am 24. Mai

Lavastrom floss aus Förderschlot im Krater des Strombolis –  Zahlreiche Explosionen detektiert

Am Liparischen Inselvulkan Stromboli kam es in den frühen Morgenstunden zu einem kleineren Lavaüberlauf. Das geht aus einer Notiz des INGVs hervor. Um 05:38 UTC begann intensives Lavaspattering aus dem Schlot BN1 und kurz darauf bildete sich ein kleiner Lavastrom, der über die Außenflanke des Kraters floss und Gerölllawinen auslöste, die über die Sciara del Fuoco rollten.

Die Amplitude des vulkanischen Tremors war bereits vor dem Ereignis erhöht und ist es weiterhin. Am 20. Mai gab es einen Peak der Tremors. Die Ursache hierfür ist mir nicht bekannt.

Das LGS attestiert dem Vulkan eine hohe Aktivität. Das gilt insbesondere für die Anzahl der thermischen Durchgänge, die für gewöhnlich auf explosive Eruptionen hindeuten. Aber auch intensives Spattering kann hier Zählungen auslösen, und so wurden gestern 1226 dieser Signale festgestellt. Als sehr hoch wird auch der Ausstoß an Kohlendioxid betrachtet: Bei der letzten Messung am 22. Mai lag die Rate bei 2903 Tonnen am Tag. Die Zahl der VLP-Erdbeben war ebenfalls überdurchschnittlich hoch. Es sieht so aus, als gäbe es in größerer Tiefe einiges an Magma, das dabei ist aufzusteigen. Dabei erhöht sich der Druck im Fördersystem und es wird mehr Magma nach oben gepresst, das sich bereits in höher gelegenen Etagen des Systems befindet. Eine ungewöhnliche Inflation wurde noch nicht festgestellt. Normalerweise kommt es am Stromboli nur unmittelbar vor Paroxysmen oder Spalteneruptionen zu einer Versteilung der Vulkanflanken.

In den letzten Wochen konnten wir eine generelle Aktivitätssteigerung am Stromboli beobachten. Betrachtet man die Seismizität der Region Sizilien für die letzten Monate, dann stellt man fest, dass es im Bereich der Liparischen Inseln deutlich mehr Erdbeben mit Magnituden ab 2 gegeben hat als etwa am Ätna. Dieser zeigt sich dieser Tage ungewöhnlich ruhig und es gibt nur wenige Erdbeben.

Campi Flegrei: Ausbau des Überwachungsnetzwerks

Ausbau des Überwachungsnetzwerks in der Caldera Campi Flegrei – Weitere Unterwassersensoren werden installiert

Die anhaltende bradyseismische Aktivität in der süditalienischen Caldera Campi Flegrei (Phlegräische Felder) sorgt weiterhin für viel Aufregung in Pozzuoli und den umliegenden Gemeinden, die zum größten Teil in der großen vulkanischen Depression liegen. Die Stimmung wurde zuletzt durch einen starken Erdbebenschwarm aufgeheizt, der sich am Montag ereignete und zu den stärksten Ereignissen der aktuellen Hebungsphase zählt, die im Jahr 2005 begann. Tatsächlich ereignete sich im Rahmen dieses Schwarmbebens der stärkste Erdstoß seit Beginn der Messungen im frühen 20. Jahrhundert: Er hatte eine Magnitude von 4,4, richtete leichte Gebäudeschäden an und sorgte für eine enorme Verunsicherung in der Bevölkerung sowie verstärkte die kontroversen Diskussionen unter den Wissenschaftlern. Während die eine Fraktion glaubt, dass sich in 5 Kilometern Tiefe eine Magmenansammlung verbirgt, die für den Bradyseismos verantwortlich ist, glaubt die andere Fraktion weiterhin, dass Fluide (Wasser, Gas) hinter dem Phänomen stecken. Unter den Anhängern der These des flach liegenden Magmenkörpers gibt es wiederum einige, die einen bevorstehenden Vulkanausbruch vermuten, und der eine oder andere schließt auch eine Supervulkaneruption nicht aus, wie sie sich vor 39.000 Jahren manifestierte. Soviel zur Ausgangssituation.

Die Ängste vor einem starken Erdbeben oder einem Vulkanausbruch wurden gestern noch durch den Umstand befeuert, dass sich vor dem evakuierten Gefängnis an der Küste von Pozzuoli ein Senkloch auftat und die Straße kurzzeitig gesperrt werden musste. Außerdem blieben die Schulen in Pozzuoli die ganze Woche über geschlossen und sollen erst Montag wieder öffnen.

Die kommunale Verwaltung und der Zivilschutz tun in Zusammenarbeit mit dem INGV ihr Bestes, um der Bevölkerung ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln und zu zeigen, dass alles getan wird, um sie zu schützen. Bereits jetzt zählt der Calderavulkan der Phlegräischen Felder zu den am besten überwachten Vulkanen der Welt, doch in dieser Woche wurden täglich zusätzliche mobile Messungen durchgeführt. Außerdem verkündete man den weiteren Ausbau mariner Messstationen vor der Küste im Golf von Pozzuoli. Dort arbeitet in der Region des Meeresbodens, die als „Secca delle Fumose“ bekannt ist, schon das Sensorensystem „Medusa“. Dieses soll jetzt durch eine weitere Messstation ergänzt werden, die neben Wassertemperatur und Strömungsgeschwindigkeit auch die Kohlendioxidkonzentration des Wassers misst. Das Kohlendioxid ist magmatischen Ursprungs und entströmt unterseeischen Mofetten. Das System wird von Tauchern des INGV installiert und gewartet.

Auch wenn es immer einen gewissen Unsicherheitsfaktor in der Vorhersage von Vulkanausbrüchen gibt, sollten den INGV-Forschern signifikante Änderungen in Bezug auf die magmatische Aktivität im Untergrund nicht entgehen, so dass vor einer größeren Eruption rechtzeitig gewarnt werden kann. Phreatische Eruptionen im Bereich des Solfatara-Kraters sind in dem aktuellen Zustand des Vulkans jederzeit möglich und können ohne Vorwarnungen auftreten.

Campi Flegrei: Neues Erdbeben Mb 3,6

Spürbares Erdbeben der Magnitude 3,6 in der Campi Flegrei – Gefängnis wurde evakuiert

Datum: 22.05.2024 | Zeit: 06:28:00 UTC | Lokation: 40.8075 ; 14.1103 | Tiefe: 2,5 km | Mb 3,6

Gestern Abend verkündete das INGV das offizielle Ende des Erdbebenschwarms, der am Montag begonnen hatte und für viel Aufregung gesorgt hatte. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 4,4 und war das stärkste Erdbeben, das in der Caldera gemessen wurde. Das heißt nicht, dass es nicht zuvor stärkere Erdbeben gegeben haben kann, etwa im Vorfeld der Monte-Nuovo-Eruption. Die Magnitude dieser Beben lässt sich im Nachhinein jedoch nicht mehr exakt bestimmen. Der Erdbebenschwarm bestand aus 168 Erschütterungen. Dabei kam es zu einer relativ großen Streuung einzelner Beben.

Nach einer relativ ruhigen Nacht ereignete sich heute Morgen ein weiteres Erdbeben, das weithin spürbar war und eine Magnitude von 3,6 hatte. Die Tiefe des Hypozentrums wurde mit 2,5 Kilometern angegeben. Das Epizentrum befand sich im Westen des Golfs von Pozzuoli und manifestierte sich an einer lokalen Störungszone, die in den vergangenen Wochen öfter ähnliche Erschütterungen hervorbrachte. Ein größerer Erdbebenschwarm ist bis jetzt ausgeblieben.

In Pozzuoli glätten sich die Wogen langsam nach den Ereignissen vom Montag, doch es wurden weitere Schäden an Gebäuden gemeldet. Laut einem Video von Local Team wurde gestern das Frauengefängnis von Pozzuoli vorsorglich evakuiert. Alle 140 Insassen wurden in andere Einrichtungen verlegt. Als Grund wurde die Erdbebentätigkeit genannt.

Die Ereignisse der letzten Tage werden von Wissenschaftlern kontrovers diskutiert. Auch wenn man in den Wochen zuvor erkennen konnte, dass immer mehr Forscher die Seiten gewechselt haben und eine Eruption für möglich halten, gibt es immer noch ein Lager, das dies nicht denkt. Hier lautet der Grundtenor, dass die Existenz des Magmenkörpers, der sich nach einer neuen Studie in 5 Kilometern Tiefe befinden soll, erst noch durch weitere Studien bestätigt werden muss. Allerdings gab es bereits vor der neuen Studie wissenschaftliche Arbeiten, die Magma in 4-5 Kilometern Tiefe zumindest vermuten ließen. Die Forscher, die nicht an einen Magmenkörper in geringer Tiefe glauben, gehen von der Existenz eines größeren Magmenreservoirs in größeren Tiefen jenseits von 8 Kilometern aus. Von dort sollen die magmatischen Fluide aufsteigen, die für den Bradyseismos verantwortlich sind. Die Gretchenfrage ist jedoch, ob in diesen Magmenkörper weiterhin Magma aus noch größeren Tiefen aufsteigt oder nicht.

Da es, wie so oft, wenn es um die Prozesse im Erdinneren geht, vieles im Verborgenen bleibt und niemals Klarheit besteht, ob und wann z.B. ein großes Erdbeben kommt oder ein Vulkan ausbricht, muss man sich natürlich fragen, ob es empfehlenswert ist, mitten in einer aktiven Caldera zu siedeln.

Campi Flegrei: Angst vor Vulkanausbruch steigt

Nach starkem Erdbeben steigt die Angst vor einem Vulkanausbruch – Vulkanologen beruhigen

Der starke Erdbebenschwarm von gestern Abend beunruhigte die betroffenen Menschen sehr und viele übernachteten im Freien. Die Kommunalverwaltung hatte auf öffentlichen Sammelplätzen vier große Zelte aufstellen lassen, in denen Anwohner unterkommen konnten, die nicht in ihren Häusern übernachten wollten: Die Angst vor einem stärkeren Erdbeben war bei manchen groß. Es wurde auch psychologische Betreuung angeboten.

In vielen Medien ist zu lesen, dass die Menschen in Panik verfielen, doch auf den zahlreichen Aufnahmen in den sozialen Medien sieht man zwar rege Betriebsamkeit in den Straßen und auf den für Notfälle ausgewiesenen Sammelplätzen am Ende der Evakuierungsrouten, doch die Leute wirken zum großen Teil ruhig und gefasst und nicht panisch oder verzweifelt.

Erdbeben Mb 4,4 verursachte leichte Schäden in Pozzuoli

Das Beben verursachte leichte Schäden an Gebäuden und Straßen. Vornehmlich kam es zu Rissbildungen, aber es sind auch kleinere Fassadenteile wie Putz und Verzierungen auf die Straßen gefallen. Es kam zu Verkehrsbeeinträchtigungen und der Bahnverkehr wurde eingestellt, da man die Gleise überprüfen musste. Am Rand der Solfatara ereigneten sich Steinschläge und Erdrutsche.

Das INGV hat die Magnitude des stärksten Erdbebens bei Mb 4,4 belassen, ohne sie zu korrigieren. Beim EMSC hingegen wurde die Magnitude auf 4,2 herabgestuft und das Epizentrum vor die Küste von Ischia verlagert, was mir wenig plausibel zu sein scheint. Aber auch mit einer reduzierten Magnitude liegt das Beben im Spitzenbereich der letzten 40 Jahre und teilt sich den Titel des stärksten Erdstoßes dann mit dem Beben Ende September 2023.

Obwohl das Beben immer als stark beschrieben wird, muss man das relativ sehen: Für ein Erdbeben mit vulkanischem Hintergrund ist es ein starkes Erdbeben gewesen und auch das stärkste je gemessene Erdbeben in der Campi Flegrei. Dennoch muss man es aufgrund der Magnitude im 4-er-Bereich als mittelstark einordnen. Es war zwar gut zu spüren gewesen, hatte aber nur ein geringes Zerstörungspotenzial. Es gibt noch Luft nach oben, bevor man mit katastrophalen Schäden rechnen muss. Vulkanisch bedingte Erdbeben werden selten noch stärker. Werden sie es doch, dann ist in der Regel Magma unterwegs, so wie wir es am 10. November auf Island sahen, als sich ein magmatischer Gang unter Grindavik ausbreitete, der sogar zu einem Rifting-Prozess geführt hat. Damals gab es Erdbeben bis zur Magnitude 5,2.

Vulkanologen beruhigen: Keine Anzeichen für unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch

Fumarole SolfataraWährend sich die Anwohner der Campi Flegrei also Sorgen machen, dass der Calderavulkan ausbrechen könnte, beruhigen die INGV-Vulkanologen. Sie schrieben in einem Statement, dass es keine anderen Anzeichen für einen bevorstehenden Vulkanausbruch gäbe. Weder die Bodenhebung hat sich beschleunigt, noch hat sich die chemische Zusammensetzung der Gase geändert, die von den Fumarolen im Bereich der Solfatara ausgestoßen werden. Wäre Magma bis kurz unter die Oberfläche aufgestiegen, würde man einen erhöhten Schwefeldioxid-Ausstoß erwarten.

Was die Bodenhebung anbelangt, bin ich skeptisch und gehe davon aus, dass wir in den nächsten Stunden schon eine Verstärkung der Hebungsrate sehen werden: Wahrscheinlich stand das starke Schwarmbeben mit magmatischen Fluiden in Verbindung, die die Deckschicht in 3 Kilometern Tiefe durchdrungen haben. Es dauert natürlich eine Weile, bis das Material durch die Risse aufsteigt und sich in den schwammartigen Ablagerungen des Hydrothermalsystems akkumulieren und so den Untergrund anheben.

Wenig Vertrauen schaffen da einige Aussagen von Politikern, die in lokalen Medien verlautbart wurden, indem man die aktuelle Krise mit jener von 1982/84 vergleicht. Zwar ist es richtig, dass die Bodenhebungsrate damals deutlich höher war als jetzt und zeitweise 92 mm pro Monat betrug (jüngste Messungen kommen aktuell auf 20 mm), doch was die schiere Anzahl der Erdbeben anbelangt, lag der April tatsächlich auf gleichem Niveau wie damals, als pro Monat knapp 1300 Erschütterungen detektiert wurden. In den Berichten ist oft zu lesen, dass es im April nur ca. 450 Beben gewesen sein sollen. Doch diese Zahl bezieht sich auf Erdbeben, die in Schwärmen auftraten. Also, entweder werden unbeabsichtigt falsche Zahlen verbreitet, oder man will beruhigen.

Generell muss man sich auch fragen, was die früheren Bradyseismos-Phasen von der aktuellen Phase unterscheidet. Die letzten Phasen dauerten meistens selten länger als 2 Jahre, während die aktuelle Phase bereits 19 Jahre anhält. Dafür läuft sie deutlich langsamer ab, wobei in den letzten Jahren eine deutliche Beschleunigung zu sehen ist. Man darf sich natürlich auch fragen, ob man im letzten Jahrhundert genau genug gemessen hat, um die langsamen Anfänge einer neuen Phase mitzubekommen. Geht man davon aus, dass vermehrt magmatische Fluide freigesetzt werden, wenn sich im tieferen Untergrund eine größere Magmamenge ansammelt, dann sieht es so aus, als wäre bei früheren Phasen eine Magmablase aus der Tiefe aufgestiegen und hat in 4-5 Kilometern Tiefe ihren Aufstieg gestoppt. Jetzt sieht es eher nach einem kontinuierlichen Zustrom von Magma aus dem tiefer gelegenen Magmenkörper aus, so dass sich über die Jahre hinweg eine kritische (eruptionsfähige) Menge Schmelze ansammeln könnte. Kurzum: Je länger der Prozess anhält, desto größer die Ausbruchswahrscheinlichkeit. Einen VEI7-Ausbruch (Supervulkanausbruch) sehe ich noch nicht anstehen. Sollte die Hebung aber noch Jahrzehnte anhalten, kann ich mir so etwas auch vorstellen.



Campi Flegrei: Starkes Erdbeben Mb 4,4 erschüttert Solfatara

Erdbeben Mb 4,4 erschüttert Solfatara in der Campi Flegrei – Stärkstes Erdbeben der Hebungsphase verursacht Besorgnis

Datum: 20.05.2024 | Zeit: 18:10:03 UTC | Lokation: 40.828 ; 14.138 | Tiefe: 3 km | Mb 4,4

Am Abend manifestierte sich ein Erdbeben der (vorläufigen) Magnitude 4,4 unter dem Westen des Solfatara-Kraters in der Campi Flegrei. Die Tiefe des Hypozentrums wurde mit 3 Kilometern angegeben. Das EMSC verortete das Beben 11 Kilometer west-südwestlich von Neapel. Sollten sich die Angaben zur Magnitude bestätigen, wäre es nicht nur das stärkste Erdbeben der aktuellen Hebungsphase, sondern der stärkste jemals gemessene Erdstoß in der Caldera Campi Flegrei. Das bisher stärkste Beben hatte eine Magnitude von 4,2 und wurde Ende September letzten Jahres detektiert.

Das Erdbeben ereignete sich um 20:10:03 Lokalzeit (18:10:03 UTC) und war Teil eines sehr intensiven Schwarmbebens, das bis zur Stunde anhält und aus ca. 140 Erschütterungen besteht. Knapp 20 Minuten vor dem Beben Mb 4,4 gab es ein Beben Mb 3,5, das sich nordwestlich der Solfatara ereignete. Schon durch dieses Beben waren die Anwohner aufgeschreckt, doch nach dem Beben Mb 4,4 herrscht vor Ort große Besorgnis, um nicht zu sagen fast Panik. Menschen versammelten sich im Freien und entlang der Fluchtrouten. Einsatzkräfte sind unterwegs und kontrollieren die Infrastruktur auf schände. Der Bahnverkehr wurde eingestellt.

Leichte Schäden an der Infrastruktur in der Campi Flegrei

Erste Bilder zeigen leichte Schäden wie umgestürzte Absperrzäune und einen umgekippten Verkaufsstand. Eine lokale Nachrichtenseite (fanpage.it) berichtet, dass bei der Feuerwehr Meldungen über leichte Gebäudeschäden wie Risse in Mauern und herabgestürzten Gesimse eingegangen seien. Die Stadtverwaltung hat eine Notfallnummer veröffentlicht, unter der die Menschen Schäden melden können. Allerdings ist diese Nummer wohl ständig belegt und die Mobilfunknetze und Internetverbindungen sind überlastet.

Beim EMSC sind bereits jetzt viele Wahrnehmungsmeldungen eingegangen. Sie stammen aus einem Umkreis von 20 Kilometern und reichen fast bis an den Fuß des Vesuvs heran. Auch von der Insel Ischia stammt eine Meldung. Der Tenor der Meldungen ist, dass es ein starker Erdstoß war, der deutlich länger anhielt als die üblichen Beben, die man bis jetzt spürte. Ein Bebenzeuge schreibt, dass er ca. 20 Sekunden lang anhielt.




Sehr wahrscheinlich geht das Schwarmbeben mit einer Beschleunigung der Bodenhebung einher. Der Ort des Bebens unter dem Solfatara-Krater gibt zusätzlichen Grund für Besorgnis, besonders, da erst gerade die neuen Forschungsergebnisse enthüllt wurden, nach denen sich in 5 Kilometern Tiefe eine Magmenansammlung befindet.

Campi Flegrei mit Erdbeben am 18.05.24

Ein weiterer Erdbebenschwarm erschüttert Campi Flegrei – Bodenhebung bei 20 mm im Monat

Unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei ist die Erdbebentätigkeit weiterhin hoch. Heute früh startete ein Erdbebenschwarm, dessen stärkste Erschütterung eine Magnitude von 2,8 aufwies. Zuerst wurde die Magnitude mit 3,7 angegeben und später korrigiert. Die Tiefe des Hypozentrums betrug 2,8 Kilometer. Das Epizentrum lag nördlich des Solfatara-Kraters. Ein weiterer Erdstoß erreichte eine Magnitude von 2,2. Er manifestierte sich an der Küste von Bagnoli, südöstlich der Solfatara. Seit gestern wurden mehr als 40 Erschütterungen registriert.

Eine Abschwächung des Geschehens ist nicht in Sicht, eher im Gegenteil: Die Erdbebentätigkeit scheint weiterhin zuzunehmen und das Gleiche gilt für die Bodenhebung. Diese ist zwar von ihrem Höhepunkt im April etwas zurückgegangen, doch wurde sie im INGV-Bericht der letzten Woche mit 20 mm angegeben. Das ist ein Durchschnittswert, bei dem die schubartigen Anstiege vom April eingerechnet sind. Sollte sich ein langfristiger Trend etablieren, dann handelt es sich um die stärkste durchschnittliche Bodenhebung seit Beginn der Hebungsphase im Jahr 2005. Seitdem hob sich der Boden um 126 Zentimeter.

Übrigens wurden in der Woche zwischen dem 6. und 12. Mai 2024 184 Erdbeben registriert. Das stärkste hatte eine Magnitude von 3,7. Die Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole lag weiterhin bei 95 Grad Celsius, gemessen in 5 Metern Abstand zur Fumarolenöffnung.

Ich habe mir auch den Monatsbericht für April 2024 angeschaut: Die INGV-Wissenschaftler berichteten, dass es 1252 Erdbeben gab. Das stärkste hatte eine Magnitude von 3,9. Der April war der Monat mit den meisten Erdbeben seit Beginn der Hebungsphase und übertraf sogar die Erdbebenhäufigkeit der kurzen, aber starken Hebungsphase von 1982/84. Damals hob sich der Boden allerdings um 179 Zentimeter. Die monatliche Durchschnittsrate lag bei 14,5 Zentimetern. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 4,0. Der schnelle Bodenanstieg und die starke Erdbebentätigkeit hinterließen ihre Spuren an der alten Bausubstanz in Pozzuoli und anderen Orten der Region. Es kam zur Räumung zahlreicher Gebäude in der Altstadt, die aufwendig restauriert wurden. Tatsächlich wurden damals bereits viele Anwohner dauerhaft umgesiedelt.




Vielleicht wird sich noch herausstellen, dass es ein Fehler war, Pozzuoli zu sanieren und nicht aufzugeben. Zwar sind die Schäden der aktuellen Hebungsphase bei weitem nicht so groß wie damals, was auch an der Renovierung liegen dürfte und daran, dass sich die aktuelle Phase deutlich langsamer abspielte als in den 1980er Jahren. Doch seit feststeht, dass die Bodenhebung wenigstens teilweise von Magma verursacht wird, das sich in etwa 5 Kilometern Tiefe ansammelt, muss man davon ausgehen, dass es irgendwann zu einem Vulkanausbruch kommen wird. Wenn nicht in der aktuellen Hebungsphase, dann in einer anderen. Die Probleme müssen gelöst werden, doch sie werden immer weiter verschoben, wie praktisch alles, was dem Menschen unangenehm ist, in weiter Zukunft zu liegen scheint und dennoch nach Lösungen schreit.

Italien: Spürbares Erdbeben am Gardasee

Erdbeben Mb 3,6 erschüttert Region östlich vom Gardasee – Menschen reagierten besorgt

Datum 13.05.2024 | Zeit: 20:50:03 UTC | Lokation: 45.491 ; 10.845 | Tiefe: 23 km | Mb 3,6

Am Dienstagabend manifestierte sich in der italienischen Region Venetien ein Erdbeben der Raumwellen-Magnitude Mb 3,6. Das Epizentrum wurde vom INGV 13 km west-nordwestlich von Verona lokalisiert. Der Gardasee liegt etwa 8 Kilometer entfernt, und der Ort Pescantina befand sich lediglich 2 Kilometer entfernt. Dort war der Erdstoß am deutlichsten zu spüren. Obwohl das Hypozentrum 23 Kilometer tief lag, wurden dem EMSC sogar Wahrnehmungsmeldungen aus Entfernungen von bis zu 50 Kilometern zum Epizentrum gemeldet. Die meisten Augenzeugen gaben an, das Erdbeben nur kurz gespürt zu haben, jedoch nahmen die meisten ein tiefes Grollen wahr. Ich selbst bin mit diesem Geräusch vertraut, das oft einige Sekunden vor dem spürbaren Erdstoß zu hören ist. Reagiert man entsprechend schnell, kann einem dieses Grollen eine kurze Vorwarnzeit vor einem Erdbeben geben, sodass genug Zeit bleibt, die empfohlenen Schutzmaßnahmen zu ergreifen und Schutz zu suchen. Das Geräusch tritt vor dem eigentlichen Schock auf, da es von den P-Wellen verursacht wird. Diese longitudinale Wellen breiten sich aus, indem sie sich zusammenziehen und ausdehnen, ähnlich wie Schallwellen. Die S-Wellen treffen erst danach ein und verursachen die stärker zu spürenden Erschütterungen, da sie sich als Transversalwellen ausbreiten.

Das Erdbeben manifestierte sich höchstwahrscheinlich an der Solferino-Monte Pastelletto-Verwerfung, die südöstlich des Gardasees verläuft und einen Bogen bildet, der die auslaufenden Alpen von der Po-Ebene trennt. Obwohl die Region tektonisch aufgrund der Suche nach Erdöl gut erforscht ist, sind die Prozesse, die hier im Mittelalter zwei starke Erdbeben verursachten, noch nicht vollständig verstanden. Diese Beben ereigneten sich im Januar 1117 und im Dezember 1222 mit Magnituden zwischen 6,5 und 7,0 und verursachten erhebliche Zerstörungen in Verona und Brescia. Daher bleibt unklar, ob ähnliche katastrophale Ereignisse auch in Zukunft zu erwarten sind.

Campi Flegrei: Neue Studie enthüllt Magmenkörper

Neue Studie zur Campi Flegrei enthüllt Rätsel und weist Magma in 5 Kilometern Tiefe nach

Eine zu Recht als bahnbrechend bezeichnete Studie scheint nun ein Rätsel gelöst zu haben und erklärt gleichzeitig den Paradigmenwechsel, den viele Wissenschaftler in den letzten Wochen durchlebten: Viele Geoforscher sind nicht mehr ausschließlich der Meinung, dass das Phänomen des Bradyseismos der Campi Flegrei ausschließlich eine Folge der Ansammlung magmatischer Fluide im Untergrund ist, sondern dass auch Magma in relativ geringer Tiefe vorhanden sein könnte. Damit ist dann auch ein gewisses Eruptionsrisiko verbunden.

Forscher des INGV und der Universität Mailand-Bicocca haben eine innovative Methode angewendet, um die innere Struktur der Caldera zu visualisieren. Sie nutzten eine 4-dimensionale seismische Tomografie, um Veränderungen im Laufe der Zeit zu erfassen, was bisher noch nicht gemacht wurde und wiesen einen Magmenkörper in 5 Kilometern Tiefe nach.

Die detaillierten Bilder der Caldera wurden durch die Analyse der Geschwindigkeitsänderungen seismischer Wellen über die Jahre gewonnen. Dabei wurden auch die wichtigsten Eigenschaften des vulkanischen Systems und die Unterschiede zwischen Phasen der Ruhe und Unruhe untersucht, einschließlich der Untersuchung von Gesteinsbrüchen.

Die Studie untersuchte die Mikroseismizität von 1982 bis 2022, um Veränderungen im Untergrund über einen Zeitraum von 40 Jahren zu erfassen. Dabei wurde eine nichtlineare, probabilistische Methode verwendet, um die Beziehung zwischen verschiedenen Wellentypen zu untersuchen.




Der probabilistische Ansatz ermöglichte es den Forschern, Unsicherheiten in den Daten zu berücksichtigen und ein Bild der Caldera zu erhalten, das bis in eine Tiefe von 6 Kilometern reichte.

Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl die Unruheepisoden von 1982 bis 1984 als auch von 2005 bis 2022 durch Aufstieg und Ansammlung von magmatischen Gasen und Magma im Zentrum der Caldera gekennzeichnet waren. Dies deutet darauf hin, dass beide Prozesse beim Bradyseismus eine wichtige Rolle spielen könnten.

Die Forscher arbeiten nun daran die Veränderungen seit 2022 zu erfassen um das Eruptionsrisiko besser einschätzen zu können.

(Quellen: INGV, Giacomuzzi, G. et all, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0012821X24001778?

Stromboli mit zahlreichen Eruptionen am 14. Mai

Stromboli mit 800 Explosionen am Tag – Aktivitätsindex weiter hoch

Der Stromboli liegt nördlich von Sizilien und ist der aktivste Vulkan Europas, zumindest, wenn man die Anzahl der Eruptionen betrachtet: Er gilt seit Jahrtausenden als daueraktiv und war in der Antike als „Leuchtfeuer des Mittelmeeres“ bekannt, da seine frequenten Eruptionen nachts weithin sichtbar waren und den Seefahrern einen guten Orientierungspunkt lieferten. Seit einigen Tagen ist der Inselvulkan nun besonders aktiv und erzeugt am Tag bis zu 800 Explosionen. Das bedeutet, dass die Explosionen im Abstand von weniger als 2 Minuten kommen. Natürlich werden viele dieser Eruptionen vergleichsweise klein sein, doch es mischen sich auch größere Ausbrüche darunter, die ihre glühende Fracht bis zu 80 m hoch auswerfen.

Das LGS berichtete gestern, dass der akustische Explosionsdruck relativ schwach war und meistens ca. 0,5 Bar betrug. Am Vortag gab es aber Explosionen, die einen akustischen Druck von bis zu 1 Bar erzeugten. Solche Eruptionen erreichen Auswurfshöhe von bis zu 100 Metern. Doch die Anzahl der Explosionen ist nicht das einzige Merkmal, das auf eine erhöhte Aktivität des Vulkans hindeutet, denn es werden auch überdurchschnittlich viele VLP-Erdbeben registriert und auch die Tremoramplitude zeigte sich erhöht.

Die Aktivität begann sich zu steigern, als sich in den vergangenen Tagen einige schwache Erdbeben im Küstenbereich von Stromboli manifestierten. Höchstwahrscheinlich kommen diese Beben durch veränderte Spannungen im Untergrund zustande, wenn neues Magma in ein tief gelegenes Magmenreservoir eindringt. Zu einer ungewöhnlichen Bodenhebung kam es allerdings nicht. Daher meine Vermutung, dass sich die Schmelze in größerer Tiefe befindet. Allerdings gibt es dann einen Druckanstieg im Fördersystem und es kommt zu vermehrten Explosionen bereits aufgestiegener Schmelze.

Vor einigen Jahren konnte ich in einen Förderschlot des Strombolis blicken, der sich im nördlichen Kratersektor befand. Der Schlot war als solcher nicht zu erkennen, denn er war bis zum Kraterboden mit erkalteter Tephra gefüllt. Sekunden vor der Explosion begann sich der Kraterboden bzw. die Tephra im Schlot anzuheben, und es bildete sich quasi eine Blase aus Lavabrocken, die dann platzte, wobei die Lavabrocken aus dem Schlot katapultiert wurden. Unter der Oberfläche befand sich rotglühende Tephra, die mit aufstieg. Es gibt allerdings auch rohrartige Schlote am Stromboli, aus denen dann die Tephra wie aus einem Kanonenrohr hervorschießt.

Der Stromboli gehört zum Liparischen Archipel, der aus insgesamt 7 Inselvulkanen besteht. Das INGV meldete vorgestern ein Erdbeben Mb 2,5, das sich in 8 Kilometern Tiefe, ca. 6 Kilometer südlich von Alicudi, ereignete. Dieser Inselvulkan gilt zwar als inaktiv, doch der Untergrund ist alles andere als ruhig.