Ätna: Südostkrater feuerte aus mehreren Schloten

Erneute Phase strombolianischer Eruptionen am Ätna – INGV brachte Warnung heraus

Der sizilianische Vulkan Ätna überrascht die Menschen in seinem Wirkungskreis immer wieder – so auch gestern Abend, als er ohne größere Vorwarnung mit intensiven strombolianischen Eruptionen begann, die aus mehreren Schloten abgefeuert wurden. Zudem floss ein kleiner Lavastrom, wodurch die Sentinel-Satelliten eine hohe Thermalstrahlung von 414 MW registrierten.

Das INGV veröffentlichte um 22:38 UTC eine Meldung, wonach der Tremor bereits gegen 19:30 UTC abrupt zu steigen begann. Tatsächlich erreichte er erneut den roten Bereich. Nur zwei Stunden nach Beginn des Tremoranstiegs setzten die strombolianischen Eruptionen ein. Der Schwerpunkt der Tremorquellen lag im Bereich des Südostkraters in einer Höhe von etwa 2900 m über dem Meeresspiegel.

Analysen ergaben, dass keine größere Gefahr für den Flugverkehr durch Aschewolken bestand. Daher wurde der VONA-Alarmstatus nur auf „Orange“ und nicht auf „Rot“ erhöht.

Die Infraschallaktivität blieb vergleichsweise gering. Die registrierten Infraschallereignisse, alle von geringer Amplitude, wurden im Bereich des Südostkraters lokalisiert.




Es wurden keine nennenswerten Bodendeformationen festgestellt.

Nach einer kurzen Hochphase, in der der Tremor höhere Werte erreichte als bei der letzten strombolianischen Episode am 16. März, begann er gegen 01:00 UTC wieder genauso schnell zu fallen, wie er angestiegen war. Heute Morgen sind die Eruptionen bereits wieder vorbei. Ihre Zyklizität und Dauer erinnern an Paroxysmen, doch offenbar fehlt der notwendige Druck im Speichersystem, um entsprechend starke Ausbrüche zu erzeugen, weshalb es bei strombolianischer Aktivität bleibt.

Auf einem Livecam-Bild von heute Morgen ist eine starke Dampfentwicklung zu sehen, die von der Hochebene vor der Bocca Nuova ausgeht – etwa in dem Bereich, in dem die letzten Lavaströme geflossen sind. Möglicherweise ist dort noch ein Lavastrom aktiv, der aus der Scharte im Südostkrater austritt und mit dem Schnee interagiert.

Vor zwei Tagen wurde auch das Wochenbulletin für den Beobachtungszeitraum vom 10. bis 16. März veröffentlicht. Es beschreibt im Wesentlichen die vorherigen strombolianischen Eruptionen. Die geophysikalischen Parameter wiesen nur geringe Variationen auf. Am auffälligsten waren ein leichter Anstieg der Schwefeldioxid-Konzentrationen sowie eine Verlagerung der Tremorquellen vom Westen der Bocca Nuova hin zum Osten des Südostkraters.

Veränderter Chemismus der Lava zeugt von wenig entwickelten Magma

Zudem wurden Analysedaten von Lavaproben veröffentlicht, die während der Lavastromtätigkeit im Februar gesammelt wurden. Diese zeigen eine chemische Veränderung hin zu primitiveren Magmen – mit Ausnahme einer Probe, die gegen Ende der Aktivität gefördert wurde. Generell stieg das Magma der Lavastromtätigkeit rasch auf, verweilte nicht lange im Speichersystem und entwickelte sich nicht weiter. Dadurch enthält es weniger Gas als bei früheren Eruptionsphasen zwischen 2020 und 2024, weshalb es nicht zu Paroxysmen kommt.

Ätna: Strombolianische Aktivität am 16.März 2025

Die Eruptionen am Ätna-Südostkrater gestern Abend. © Francesco Schillaci

Aktivitätssteigerung am Ätna – Strombolianische Eruptionen bei steigendem Tremor

Der Ätna auf Sizilien begann gestern Abend nach 2 ruhigen Wochen wieder mit strombolianischen Eruptionen aus dem Südostkrater. Parallel zu der eruptiven Tätigkeit stieg der Tremor an. Der Anstieg begann gegen 19:00 Uhr und erreichte seien vorläufigen Höhepunkt heute Morgen gegen 02:00 Uhr. Aktuell bewegt er sich im unteren roten Bereich seitwärts, was bedeutet, dass die Tätigkeit gleichmäßig anhält. Allerdings ist der Krater in Wolken gehüllt, so dass visuelle Beobachtungen nicht möglich sind.

Das INGV brachte eine kurze Notiz zu den Vorgängen heraus und erklärte das Einsetzen strombolianischer Eruptionen, ohne dass es zur Förderung größerer Aschemengen gekommen wäre. Der VONA-Alarmstatus wurde auf „Orange“ erhöht.

Natürlich machten sich gleich mehrere ortsansässige Vulkanbeobachter auf den Weg und dokumentierten die Explosionen. Auf den Bildern sieht man die klassischen strombolianischen Eruptionen, die auf Langzeitbelichtungen die typischen Glutspuren hinterlassen.

Die Erdbebenaktivität nahm in den letzten Tagen ab und war deutlich geringer als in den Vorwochen. Anzeichen, dass sich die Aktivität wieder kurzfristig steigern wird, gab es nicht und es lassen sich auch keine Prognosen anstellen, ob wieder ein Lavastrom anfangen wird zu fließen. Ausgeschlossen ist es nicht.




Beobachtungen der Vulkanologen in der letzten Woche

In dem neusten Wochenbulletin der INGV-Vulkanologen für den Beobachtungszeitraum 03. bis 09. März 2025 finden sich keine direkten Hinweise auf die jetzt beobachtete Aktivitätssteigerung, sieht man einmal davon ab, dass der Ausstoß an Kohlendioxid weiterhin hoch war, genauso das Helium-Isotopenverhältnis. Diese Daten deuten darauf hin, dass in größerer Tiefe einiges an Magma vorhanden ist, und bestätigen damit den anhaltenden Magmenaufstieg, der sich durch die stärkere Erdbebenaktivität zum Monatsanfang ankündigte.

Die Analyse der Tremorquellen ergab dass sich offenbar Magma weiter in Richtung der Boca Nuova ausdehnte. Dabei verlagerte es sich so weit nach Westen, dass es sogar unter dem Westrand der Bocca Nuova hinaus migrierte. Morphologische Analysen anhand neu erstellter Drohnenbilder ergaben, dass sich wieder zwei größere Pitkrater an den Stellen gebildet haben, wo bereits vor ihrer Verfüllung welche existierten. Außerdem wurden neue Brüche entdeckt.

Campi Flegrei: Erdbeben Md 3,9

Weitere Erdbeben erschüttern Campi Flegrei bei Pozzuoli – Bürger aufgeregt

Datum 15.03.2025 | Zeit: 12:32:27 UTC | Koordinaten: 40.8297 14.1323 | Tiefe: 2,9 km | Md 3,9

In den Campi Flegrei ereignete sich um 12:32:27 UTC ein weiteres Erdbeben, das von den Bewohnern des Calderavulkans deutlich wahrgenommen wurde. Es hatte eine Magnitude von 3,9 und ein Hypozentrum in 2900 m Tiefe. Das Epizentrum lag wenige Hundert Meter westlich des Solfatara-Kraters. Insgesamt ereigneten sich heute bislang 19 Erschütterungen. Die Bodenhebung geht unverändert weiter und beschleunigte sich auf 30 mm im Monat. Die höchste monatliche Hebungsrate in dieser Hebungsphase, die im Jahr 2005 begann, wobei manche Autoren auch schreiben, dass sie erst ein Jahr später einsetzte.

Die Bodenhebung summierte sich seitdem auf gut 142 Zentimeter, was zusehends zum Problem wird: Die Bodenbewegungen zermürben die Bausubstanz, wodurch die Gebäude geschwächt werden und immer empfindlicher auf die Erdstöße reagieren. Diese werden durch die besondere Beckenstruktur der Caldera verstärkt und die Hypozentren liegen in geringen Tiefen, weswegen sich die Beben noch stärker an der Oberfläche auswirken, als es Erdbeben anderswo tun würden. Außerdem wurden die Erdbeben in den letzten Jahren immer stärker. Auch wenn sich die Magnituden nur langsam erhöhen, gilt zu bedenken, dass es sich bei den Magnitudenskalen um logarithmische Skalen handelt. Daher könnten kleine Magnitudenänderungen große Auswirkungen auf die Infrastruktur haben.

Die bis jetzt stärksten Erdbeben hatten Magnituden von 4,4. Es gibt eine steigende Tendenz über die Monate. Sollte sich demnächst ein Beben der Magnitude 4,6 ereignen, wären die Amplituden der Erdbebenwellen und damit die Bodenbewegungen um den Faktor 1,58 größer. Es würde das Doppelte an Energie freigesetzt werden wie bei Erdbeben der Magnitude 4,2.

Die Bodenhebung wirkt sich aber nicht nur auf die Gebäude aus, sondern hebt auch die Hafenanlagen an. Dadurch sinkt der Wasserpegel des Meeres relativ betrachtet. Das Wasser wird für Schiffe immer flacher und der Winkel der Entladerampen der Autofähren immer steiler, so dass schwere Fahrzeuge bereits jetzt ein Problem haben, die Fährrampen zu passieren.




Die Erdbeben haben auch viele Fernsehsender nach Pozzuoli gelockt, die Interviews mit den Bürgern führen. Diese geben sich oft sauer und von der Regierung enttäuscht. Wobei sich natürlich die Frage stellt, was die Regierung machen soll. Jeder hofft darauf, dass die Bradyseismos-Phase bald endet, doch Anzeichen dafür gibt es nicht. Langfristig betrachtet wird man sich für Pozzuoli und die Campi Flegrei wohl einen Plan B ausdenken müssen und sich fragen, ob es Sinn macht, immer wieder aufs Neue Millionen Euro in die Sanierung von Gebäuden zu stecken, nur damit sie nach ein paar Jahrzehnten wieder weichgerüttelt werden. Macht es Sinn, erdbebensicher zu bauen, wenn eines Tages ein Vulkanausbruch droht, der andere Probleme schafft?

Italien: Starkregen verursacht Überflutungen in der Toskana

Alarmstufe Rot in der Toskana: Hochwasser und Erdrutsche entlang des Flusses Arno

Die italienischen Provinzen Toskana und Emilia-Romagna wurden seit gestern von einer schweren Unwetterwelle heimgesucht, die zu weitreichenden Überschwemmungen und Erdrutschen geführt hat. Die Katastrophenschutzbehörde hatte bereits frühzeitig die höchste Warnstufe ausgegeben, um die Bevölkerung auf die bevorstehenden Wassermassen vorzubereiten. Besonders betroffen waren die Provinzen Florenz, Prato, Pistoia und Pisa, wo der Arno in der Nacht vom 14. auf den 15. März über die Ufer zu treten drohte.

Besonders dramatisch war die Lage in Florenz, wo der Arno mitten durch die Altstadt der Renaissance verläuft und sehr hohe Pegelstände erreichte. Doch zum Glück wirkte der Hochwasserschutz und die Behörden hatten frühzeitig damit begonnen, Überflutungsflächen vor der Stadt freizugeben und volllaufen zu lassen. Somit konnte das Schlimmste in der Altstadt von Florenz verhindert werden. Weniger Glück hatte man im nördlich gelegenen Stadtteil Sesto Fiorentino, wo ein Zufluss des Arno in einen reißenden Strom verwandelt wurde, der über die Ufer trat und große Teile des Stadtteils überflutete. Videos zeigen, wie schlammige Fluten die Straßen überschwemmten und Autos mit sich rissen.

In Pisa, das nicht nur wegen seines schiefen Turms bekannt ist, sondern auch wegen seiner Arno-Mündung ins Tyrrhenische Meer, stand das Wasser des Flusses bis wenige Zentimeter unterhalb der Kronen jener Mauern, die den Fluss durch die Altstadt leiten. Der Arno-Pegel stabilisierte sich bei 4,8 Metern.

In Florenz und Pisa wurden Brücken für den Verkehr gesperrt und kommerzielle Aktivitäten eingestellt. Das öffentliche Leben kam zum Erliegen. Auch mehrere wichtige Landstraßen außerhalb der Städte wurden für den Verkehr gesperrt.

Auch in Livorno herrschte höchste Alarmbereitschaft. Die Behörden überwachten kontinuierlich den Pegel des Scolmatore-Kanals, um rechtzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Die Schleusentore wurden geöffnet, was zur Evakuierung mehrerer Familien in Stagno (Collesalvetti) führte. Durch die Wasserableitung durch den Scolmatore-Kanal verlangsamte sich der Pegelanstieg, nachdem die Schleusen geöffnet worden waren. Dies wurde als Zeichen gewertet, dass die Schutzmaßnahmen griffen.

Die Unwetter haben die Toskana vor eine große Herausforderung gestellt, doch dank des beherzten Einsatzes von Behörden, Einsatzkräften und freiwilligen Helfern konnte Schlimmeres verhindert werden. Während sich die Pegelstände langsam stabilisieren, bleibt die Lage weiterhin angespannt. Die nächsten Tage werden zeigen, wie gut die Schutzmaßnahmen langfristig greifen und welche Aufräumarbeiten nun notwendig sind.

Italien: Erdbeben M 5,1 bei Foggia

Datum 14.03.2025 | Zeit: 19:37:16 UTC | Koordinaten: 41.913 ; 15.454 | Tiefe: 9 km | M 5,1

Mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,1 erschüttert Region um Foggia in Italien

Soeben wurde von den Erdbebendiensten GFZ und EMSC ein Erdbeben der Magnitude 5,1 gemeldet, das die süditalienische Region um Foggia erschüttert hat. Das Epizentrum wurde 51 Kilometer nord-nordwestlich der Stadt verortet und lag kurz vor der Adriaküste Italiens. Der Ort Sannicandro Garganico liegt nur 12 Kilometer vom Epizentrum entfernt. Das Hypozentrum befand sich in 9 Kilometern Tiefe.

Dem EMSC liegen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen vor, größere Schäden wurden bis jetzt nicht gemeldet. Vorsichtshalber wurden Züge auf der Strecke Bari-Pescara gestoppt, da die Gleise auf Schäden kontrolliert werden sollten. Besorgte Bürger verließen ihre Wohnungen und flüchteten auf die Straßen: Szenen, wie wir sie erst vor wenigen Tagen in Pozzuoli gesehen haben. Die Campi Flegrei liegen auf der anderen Seite des italienischen Stiefels, nur ein paar hundert Kilometer von Foggia entfernt. Dort gab es heute ein weiteres spürbares Beben M 3,5. Doch zurück nach Foggia, wo dem Hauptbeben mehrere schwache Erdstöße folgten.

Die tektonische Situation der Erdbebenregion ist komplex, denn hier verlaufen mehrere Störungszonen. Das dominanteste Störungssystem ist jenes entlang der westlichen Plattengrenze des Adriatischen Sporns entlang der Kompressionszone des Apennins. Hier stößt die Adriatische Mikroplatte, ein Fortsatz des Afrikanischen Kontinents, gegen die europäische Kontinentalplatte, ein Prozess, der Gebirge wachsen lässt und für viele Erdbeben in Italien verantwortlich ist, doch nicht für das aktuelle Beben. Im Bereich von Foggia münden in diese Störungszone entlang der Gebirgsfront zahlreiche kleinere Störungszonen. Nordöstlich von Foggia liegt die Gargano-Halbinsel, vor deren Küste sich das Beben manifestierte. Diese Halbinsel wird von der grob in Ost-West-Richtung verlaufenden Gondola-Störung durchzogen. Hierbei handelt es sich um eine sinistrale Blattverschiebung. Diese Störung war für die Erdbeben verantwortlich.

Update: Inzwischen wurde die Magnitude auf m 4,8 korrigiert.

Campi Flegrei: Folgen des Erdbebens vom 13.03.25

Zahlreiche Gebäudeschäden und verängstigte Anwohner in den Campi Flegrei- Nationale Mobilisierung des Zivilschutzes beschlossen

Gebäudeschäden, eine verletzte Frau, eingeschlossene Hausbewohner, beschädigte Autos und Schulschließungen sind die sicht- und spürbaren Auswirkungen des Erdbebens der Magnitude 4,4, das in der Nacht zum Donnerstag Pozzuoli erschütterte. Der Ort, der mitten in der Caldera des Vulkans Campi Flegrei liegt, findet seit Monaten nicht mehr zur Ruhe, denn immer häufiger treten immer stärkere Erdbeben auf, die im Zusammenhang mit einer magmatisch bedingten Bodenhebung ausgelöst werden.

Das Beben gestern war zusammen mit einem gleichstarken Erdstoß im Mai 2024 das stärkste Beben in den Campi Flegrei, das in den letzten Jahrzehnten registriert wurde. Selbst in der Hebungsphase 1982–1984 gab es nicht so starke Beben. Das stärkste Beben damals ereignete sich am 4. Oktober 1983 und hatte eine Magnitude von 4,2. In dieser kurzweiligen Hebungsphase hob sich der Boden um 179 cm, was eine deutlich schnellere Bodenhebung bedingte, als es in der aktuellen Hebungsphase der Fall ist, die nun schon seit 20 Jahren anhält. In diesem Zeitraum hob sich der Boden um 142 cm. Auffällig ist, dass alle vorangegangenen Hebungsphasen der Neuzeit (1950-1952, 1969-1972, 1982-1984) nur 2 bis 3 Jahre dauerten. Zuvor war der Vulkan gut 500 Jahre ruhig.

Die Prognosen für Pozzuoli sind nicht gut und selbst den optimistischen Forschern fallen immer weniger Gründe ein, warum es nicht zu einer Eskalation der Lage kommen könnte. Man hofft zwar darauf, dass die Bodenhebungsphase bald einfach enden könnte, doch Anzeichen hierfür gibt es nicht. Im Gegenteil, immer mehr Geowissenschaftler denken, dass sich die Seismizität weiter steigern wird und nicht nur die Anzahl der Beben zunehmen wird, sondern auch deren Stärke. Obgleich die Magnituden bis jetzt nur im mittleren Bereich liegen und man bei einem Erdbeben der Magnitude 4,4 nur marginale Schäden erwarten würde, fielen die tatsächlichen Schäden gestern größer aus. Das lag zum einen an der geringen Tiefe des Erdbebenherds und an der Beckenstruktur der Calder, die seismische Wellen reflektiert und verstärkt. Ein weiterer Grund ist der, dass die Infrastruktur durch die zahlreichen Erdbeben der letzten Jahre zunehmend weichgerüttelt und geschwächt wird. So kam es nicht nur zu Rissen in Hauswänden, sondern es stürzten Innendecken ein und Putz, Ziegel und Dachpfannen krachten auf Straßen und Autos. Möbel stürzten um und alles, was nicht niet- und nagelfest war, fiel aus Regalen und Schränken. Eine der eingestürzten Innendecken verletzte eine Frau. Sie wurde eingeschlossen und musste von der Feuerwehr geborgen werden. Aus ihrer misslichen Lage befreit werden mussten auch mehrere Hausbewohner anderer Gebäude, deren Türen von umgestürzten Gegenständen blockiert worden waren.

Die in Panik geratenen Menschen stürmten eine leerstehende Natobasis, in der Hoffnung, sich dort auf sicherem Terrain zu befinden. Auf den Straßen kam es zum Verkehrskollaps, nicht nur in der Nacht, als die Menschen aus ihren Häusern flüchteten, sondern auch am Morgen, als sie in diese zurückkehrten.

In den am meisten betroffenen Bezirken wurden bis Sonntag dauernde Schulschließungen angeordnet. Sie werden erst nach einer Inspektion der Bausubstanz wieder geöffnet. Die Behörden haben Sonderrufnummern freigeschaltet, bei denen Hausbesitzer, die Schäden an ihren Häusern feststellten, eine Inspektion durch Fachleute beantragen können. In den sozialen Medien gibt es mehrere Posts von erbosten Bürgern, die unter diesen Nummern nicht durchkommen, da sie offenbar überlastet sind.

Die Regierung beschloss gestern, die nationale Mobilisierung des Zivilschutzes auszurufen, damit schneller Hilfsmittel für die Bürger von Pozzuoli bereitgestellt werden können. Außerdem wurden Auffangzentren eingerichtet. Eines befindet sich auf dem Gelände der gestürmten Natobasis.

Campi Flegrei: Erdbeben M 4,4 verursachte Schäden


Datum 13.03.2025 | Zeit: 00:25:02 UTC | Koordinaten: 40.8175 ; 14.1490 | Tiefe: 2,5 km | Md 4,4

Mittelstarkes Erdbeben in geringer Tiefe erschütterte Campi Flegrei – Schäden in Pozzuoli

Der süditalienische Calderavulkan bleibt unruhig und erzeugt eine rasant steigende Bodenhebung, die Erdbeben auslöst. Heute Nacht ereignete sich um 00:25 UTC (Lokalzeit 01:25 Uhr) eines der stärksten Beben, die sich in der aktuellen Hebungsphase ereigneten. Es hatte eine Magnitude von 4,4 und ein flach liegendes Hypozentrum in 2,5 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag kurz vor der Küste nahe der Straße Via Napoli im Osten Pozzuolis und ein paar Hundert Meter südöstlich des Solfatara-Kraters.

Das Beben war Teil eines stärkeren Erdbebenschwarms und konnte über Pozzuoli hinaus gespürt werden. Wahrnehmungsmeldungen liegen auch aus Neapel vor. Obwohl es sich um ein mittelstarkes Beben im unteren Intensitätsspektrum handelte, verursachte es Gebäudeschäden, vor allem im Stadtteil Bagnoli. Die Inspektionen laufen noch, doch nach dem, was ich an Bildern gesehen habe, dürften es sich um die stärksten Schäden handeln, die hier von einem Erdbeben in den letzten Jahren verursacht wurden. In einem Haus kamen Deckenteile herunter und ein Dachstuhl stürzte ein. Dabei wurde ein Mann eingeschlossen, der von der herbeigeeilten Feuerwehr geborgen werden musste und wahrscheinlich Verletzungen erlitt. Außerdem stürzten Fassadenteile und Dachpfannen auf Straßen und demolierten Fahrzeuge.

Zum Teil gerieten die Anwohner in Panik und versammelten sich auf Plätzen. Eine Gruppe aufgebrachter Bürger stürmte auch einen leerstehenden Militärstützpunkt. Offenbar vermutete man hier besseren Schutz.

Die Zivilschutzbehörde reagierte schnell und aktivierte das kommunale Operationszentrum. Es wurden einige Notfallzentren geöffnet und man errichtete auf den Sammelplätzen Pavillons. Von den Sammelplätzen aus soll im Notfall evakuiert werden. Doch dazu kam es bis jetzt nicht.

Der Alarmstatus bleibt erst einmal auf Gelb, obwohl einige Bürger mittlerweile eine Erhöhung der Alarmstufe fordern. Sie argumentieren, dass der gelbe Alarmstatus bereits 2023 ausgerufen wurde und sich die Situation seitdem deutlich verschärft hätte. Bei Alarmstufe Orange müssten erste Evakuierungsmaßnahmen eingeleitet werden. Offenbar wollen einige Bewohner die Gegend verlassen, schaffen es aber nicht mit eigenen finanziellen Mitteln und hoffen daher, dass der Staat ihnen abseits des Calderavulkans neue Unterkünfte zur Verfügung stellt.

Schlechte Langfristprognose für Pozzuoli und den Campi Flegrei

Wie so oft ist Katastrophenschutz ein Politikum und man hofft auf das Beste, ohne sich auf das Schlimmste ernsthaft vorzubereiten. Oft geht diese Taktik gut, aber natürlich nicht immer. Meiner Meinung nach wird man langfristig betrachtet nicht darum herumkommen Pozzuoli aufzugeben, denn selbst wenn in dieser Phase des Bradyseismos nichts weiter geschieht, werden mit großer Wahrscheinlichkeit über die Jahrzehnte hinweg weitere Phasen folgen, die die Bausubstanz zerfallen lassen.

Campi Flegrei: Signifikante Beschleunigung der Bodenhebung

Im Solfatara-Krater in den Campi Flegrei. © Marc Szeglat

Boden in den Campi Flegrei hebt sich deutlich schneller – zahlreiche Erdbeben detektiert

Zuerst die gute Nachricht: Nein, es gibt keine – zumindest nicht in Bezug auf den süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei. Die Erdbebenaktivität bleibt deutlich höher als normal, und die Schwarmbeben klingen nicht wirklich ab. Bis heute Morgen um 8:00 Uhr wurden bereits wieder mehr als 20 Beben registriert, gestern waren es über 50 Erschütterungen. Die meisten Beben ereigneten sich im Bereich des Solfatara-Kraters. Es gab aber auch Erdbeben entlang der Störungszone, die in NW-SE-Richtung streicht und im Golf von Pozzuoli liegt. Diese Störung mündet in der Region des Monte Nuovo, jenem Kraterkegel, der bei der jüngsten Eruption der Campi Flegrei entstand. Auch dort bebte es in den letzten Tagen vermehrt.

Gestern wurde der Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum vom 03.–09. März veröffentlicht. Die Forscher des INGV detektierten in dieser Zeit 89 Erdbeben, das stärkste mit einer Magnitude von 3,2. Sie bestätigten nun auch eine deutlich höhere Bodenhebung, als sie bisher bekannt geben wollten – obwohl ich bereits in den letzten Wochen mehrfach darauf hingewiesen hatte, dass die Rohdaten eine stärkere Beschleunigung der Hebegeschwindigkeit andeuteten, als offiziell kommuniziert wurde.

Und das ist die eigentlich schlechte Nachricht: Die Hebungsrate liegt nun bei 30 mm pro Monat, was wohl den Spitzenwert der aktuellen Hebungsphase darstellt. Sie begann im Jahr 2005 und beschleunigte sich in mehreren Phasen. Insgesamt hob sich der Boden seitdem um gut 142 cm. Wenn man etwas Positives finden will, dann vielleicht das: Während der Hebungsphase Anfang der 1980er Jahre hob sich der Boden zeitweise noch schneller. Innerhalb von zwei Jahren kamen damals 180 cm Bodenhebung zusammen. Anschließend senkte sich der Boden um ca. 90 cm ab, bis die aktuelle Hebungsphase begann – eine der längsten in der jüngeren Vergangenheit. Netto blieben also 90 cm übrig. Rechnet man die aktuelle Hebung von 142 cm dazu, hob sich der Boden seit 1980 insgesamt um ca. 230 cm.

Ich kann mir gut vorstellen, dass die 90 Netto-Zentimeter der Hebungsphase aus den 1980er Jahren direkt auf eine Magmenintrusion zurückzuführen sind, während die restliche Hebung durch volatile Fluide verursacht wurde, die sich zunächst im Hydrothermalsystem ansammelten und sich dann während der Senkungsphase verflüchtigten.

Tatsächlich dauern die Aufladungsphasen von Aschestrom-Calderen sehr lange. Leider wissen wir vergleichsweise wenig über diese Vulkane, da es seit Beginn der modernen Vulkanbeobachtung keinen entsprechend starken Ausbruch gegeben hat. Eine gute Chance, mehr über große Calderavulkane zu erfahren, wurde jedoch vor zwei Jahren verpasst, als der Hunga-Tonga-Ha’apai ausbrach. Das Vulkaneiland lag zu abgelegen, um systematisch beobachtet zu werden. Zudem lag der Großteil des Vulkans bereits vor der Explosion unter Wasser, was die Beobachtung weiter erschwerte.

Magma der Campi Flegrei besonders explosiv

Die Magmenentstehung an Aschestrom-Calderen unterliegt anderen Prozessen als bei calderabildenden Vulkanen auf Hawaii oder Island. Während dort Magmen direkt aus dem Erdmantel aufsteigen und vergleichsweise dünnflüssig sind, entstehen Magmen explosiver Aschestrom-Calderen in erster Linie durch partielles Schmelzen von Krustengestein und anschließende fraktionierte Differentiation. Bei diesen Prozessen verändert sich das einmal entstandene Magma chemisch weiter: Einerseits wird Energie freigesetzt, die das Magma lange geschmolzen hält. Andererseits ändert sich der Chemismus, sodass Kristalle und Gas in der Schmelze entstehen – eine zunehmend explosivere Mischung.

Die langfristige Prognose für die Campi Flegrei ist nicht gut. Es mag noch Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte dauern, bis es zu einem großen Ausbruch kommt – aber aller Wahrscheinlichkeit nach wird er irgendwann eintreten. Und wenn es so weit ist, sollte sich dort kein Mensch mehr aufhalten.

Campi Flegrei: Erdbeben M 3,2 in der Nacht

Datum 06.03.2025 | Zeit: 23:38:43 UTC | Koordinaten: 40.8238 ;  14.1350 | Tiefe: 7 km | Mb 3,2

Spürbares Erdbeben erschütterte Campi Flegrei am Abend – Neue Unterwasserdrohne soll Meeresboden überwachen

Der Untergrund der italienischen Caldera Campi Flegrei kommt nicht zur Ruhe: Gestern Nacht erschütterte ein weiteres spürbares Erdbeben der Magnitude 3,2 Pozzuoli und dürfte einmal mehr die Bewohner der Phlegräischen Felder aufgeschreckt haben. Der Erdstoß war Teil eines Schwarmbebens. Seit gestern manifestierten sich 40 Erschütterungen, ein massiver Schwarm wie Mitte Februar blieb jedoch aus.

Der Erdstoß ereignete sich um 23:38 UTC  (00:38 Uhr Lokalzeit) und hatte sein Epizentrum in der Nähe der Via Suolo San Gennaro im oberen Teil der Stadt Pozzuoli, nur wenige Hundert Meter südwestlich der Solfatara. Das Hypozentrum wurde mit einer Tiefe von 0,81 km angegeben, was für ein Beben dieser Magnitude eher ungewöhnlich ist. Die meisten Beben mit Magnituden größer als 2 treten knapp unterhalb des Hydrothermalsystems in mehr als 2,5 km Tiefe auf und stehen mit Gesteinsbrüchen im Zusammenhang. Kurz darauf folgte ein Erdbeben der Stärke 1,9 mit Epizentrum in derselben Gegend. Auch kurz vor der Küste im Golf von Pozzuoli wurden Erdbeben registriert, das stärkste davon mit einer Magnitude von 2,1.

Gut 40 % der Caldera befinden sich unter Wasser. Während die Thermalgebiete an Land genauestens überwacht werden, gestaltet sich die Beobachtung der Vorgänge am Meeresboden schwierig. Dennoch gibt es auch hier Fumarolen und heiße Quellen. Medien berichten, dass Fischer zunehmend Schwierigkeiten haben, den kleinen Fischereihafen bei Pozzuoli zu verlassen, da das Hafenbecken durch die Bodenhebung fast trockengefallen ist. Außerdem sollen sie immer häufiger Schwefelflecken auf der Meeresoberfläche treiben sehen und beobachten, wie Gasblasen aufsteigen. Angeblich würden sie mit ihren Netzen sogar gekochten Fisch aus dem Meer holen – etwas, das meiner Meinung nach in den Bereich des Seemannsgarns fällt, insbesondere da es keine Fotos davon gibt.

Unterwasserdrohne soll Aktivität am Meeresgrund dokumentieren

Realität hingegen ist, dass die Vulkanologen des INGV nun eine fünf Meter lange Unterwasserdrohne bzw. ein unbemanntes Unterseeboot beschafft haben, mit dessen Hilfe die Unterwasseraktivität des Vulkans überwacht werden soll. Die submarine Drohne mit dem Namen Hugin kann in Tiefen von bis zu 3.000 Metern operieren und wurde von der zoologischen Station Anton Dohrn zur Verfügung gestellt. Die Zoologen hatten sie vor Kurzem für fünf Millionen Euro vom norwegischen Unternehmen Kongsberg erworben. Die Drohne wird von einem Forschungsschiff aus gesteuert, und erste Tauchgänge sind für Mai vorgesehen. In erster Linie soll die Unterwasseraktivität visuell mit Fotos dokumentiert werden. Ich frage mich jedoch, ob es bei den Wassertiefen von bis zu 100 Metern im Golf von Pozzuoli nicht auch eine kleinere und billigere U-Boot-Drohne getan hätte.