Island: Schwarmbeben bei Reykjanestá am 31. Juli

Neuer Erdbebenschwarm vor der Küste bei Reykjanestá – Neue Gefahrenkarte veröffentlicht

Heute Nacht manifestierte sich vor der Südwestspitze der Reykjanes-Halbinsel ein kleiner Erdbebenschwarm, der aus 17 Einzelbeben bestand. Das Isländische Meteorologische Institut (IMO) verortete die Epizentren in einem Gebiet, das etwa 1 Kilometer vor der Küste bei Reykjanestá lag. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,8 und ein Hypozentrum in 5,6 Kilometern Tiefe. Die Beben stehen vordergründig mit dem Reykjanes-Störungssystem in Verbindung, das hier in der Verlängerung des Mittelatlantischen Rückens auf Land trifft und über den Meeresspiegel aufsteigt. Vor den Eruptionen und Intrusionen der letzten Monate wurde in dieser Region häufig eine Zunahme der Erdbebenaktivität beobachtet, was nahelegt, dass sie im Zusammenhang mit der Bodenhebung im Bereich von Svartsengi steht. Dadurch werden auch überregional Spannungen im Boden erzeugt, die die Störungszonen auf und vor der Halbinsel aktivieren können.

Innerhalb von 48 Stunden registrierte IMO 80 Erdbeben auf Reykjanes. Laut Wissenschaftlern hat die Seismizität auch entlang der Sundhnukur-Kraterreihe zugenommen, und es wird damit gerechnet, dass ein neuer Vulkanausbruch in den nächsten Tagen beginnen könnte. Zwischen 16 und 19 Millionen Kubikmeter Magma haben sich seit Ende der letzten Eruption zusätzlich im Speichersystem unter Svartsengi angesammelt, und der Druck dürfte ausreichen, damit die Schmelze final aufsteigt. Allerdings konnte beobachtet werden, dass sich von Eruption zu Eruption immer mehr Magma ansammeln musste, damit es zu einem Ausbruch kam. Sollte dies auch diesmal der Fall sein, könnte die neue Eruption noch einige Tage länger auf sich warten lassen.

IMO veröffentlichte gestern Nachmittag eine Aktualisierung der Gefahreneinschätzung. Im Großen und Ganzen hat sich gegenüber der vorherigen Gefahrenkarte nichts geändert, doch man betont die Möglichkeit, dass sich im Nordosten von Grindavik Intrusionen bilden könnten oder sich sogar Eruptionsspalten öffnen könnten. Offenbar wird weiterhin davon ausgegangen, dass sich die eruptive Tätigkeit entlang von Sundhnukur in den Süden des Systems verlagern wird.

Trotz der vergleichsweise hohen Ausbruchsgefahr wird der Betrieb der Blauen Lagune aufrecht gehalten. Die Leitung des Ressorts argumentiert, dass man in der Gegend inzwischen zahlreiche Gasmesssensoren aufgestellt hat. Doch, was wenn sich das aufsteigende Magma mal einen anderen Weg als bisher suchen sollte?

Erdbeben unter Katla
Tatsächlich manifestierten sich nicht nur Erdbeben im Bereich der Reykjanes-Halbinsel, sondern auch im Süden von Island und hier speziell unter dem subglazialen Vulkan Katla. Sieben Stück wurden innerhalb von 2 Tagen festgestellt. Man kann zwar noch nicht von einer seismischen Krise sprechen, aber vielleicht steigert sich die Aktivität ja weiter.

Island: Gletscherlauf möglicherweise Anzeichen einer Aktivitätssteigerung

Gletscherlauf am Myrdalsjökull könnte auf erhöhte Aktivität der Katla hindeuten – Weitere Ereignisse nicht ausgeschlossen

Der Gletscherlauf des Mýrdalsjökull, der am Wochenende eine Unterbrechung der Ringstraße verursachte, indem die Wassermassen einen Teil des Damms vor einer Brücke zerstörten, könnte ein Anzeichen für eine erhöhte Aktivität des subglazialen Vulkans Katla sein. Dies behauptet IMO-Deformationsexperte Benedikt Ófeigsson in einem Interview mit Vísir. Frühere Aussagen von Forschern deuten darauf hin, dass der starke Gletscherlauf nicht von einem Vulkanausbruch unter dem Eis ausgelöst wurde, sondern höchstwahrscheinlich aus Kavernen im Eis stammt, in denen sich Schmelzwasser gesammelt hatte. Ein Teil des Schmelzwassers könnte normales Schmelzwasser gewesen sein, das entsteht, wenn Gletschereis im Sommer vermehrt schmilzt. Allerdings wurde ein starker Schwefelgeruch des Schmelzwassers beschrieben, was darauf hindeutet, dass der Vulkan zumindest teilweise an der Schmelzwasserproduktion beteiligt war.

Die Gletscherflut hat inzwischen stark nachgelassen, doch die Pegel der Flüsse in der Region sind noch immer leicht erhöht.

Benedikt betonte, dass der Gletscherlauf wahrscheinlich den Beginn einer erhöhten Aktivität des Vulkans unter dem Eis signalisiert. Er verwies auf ähnliche Ereignisse in der Vergangenheit, darunter eine Gletscherflut im Jahr 2011, die eine monatelange erhöhte Aktivität der Katla zur Folge hatte. Diese Aktivität manifestierte sich vor allem in einer erhöhten Seismizität mit häufigen Schwarmbeben.

Benedikt erwähnte auch, dass die Beziehung zwischen Gletscherlauf und Seismizität noch nicht vollständig verstanden ist, stellte aber klar, dass ein so starker Gletscherlauf erhebliche Spannungsänderungen unter dem Gletscher verursachen könnte.

Ringstraße bereits wieder geöffnet – Verkehr um Island läuft wieder

Etwas, das in Deutschland aufgrund der Bürokratie undenkbar wäre, wurde in Island im Eiltempo geschafft: Der beschädigte Damm vor der Brücke wurde bereits repariert, und der Verkehr rollt seit gestern Abend wieder über die Ringstraße. Einfach unglaublich, wie schnell die Nordländer das regeln! Da kann sich das Deutschlandtempo noch eine gute Scheibe von abschneiden! Aber unsere Bürokraten und Politiker sind bekanntlich völlig Beratungsresistent!

Weitere Erdbeben auf Reykjanes

Ob sich die Aktivität der Katla tatsächlich weiter steigern wird, werden wir in den nächsten Wochen und Monaten sehen. Was wir bereits jetzt erkennen können, ist eine langsame Zuspitzung der Situation entlang der Sundhnukur-Kraterreiche bei Svartsengi auf Reykjanes. Heute Nachmittag kam es vor den Toren von Grindavik wieder zu einem kleinen Erdbebenschwarm. IMO-Experten interpretieren das Nachlassen der Bodenhebung in den letzten beiden Tagen nicht als Messungenauigkeit, sondern als Anzeichen dafür, dass der Gegendruck im Fördersystem zu hoch wird und es dem Magma schwerer fällt aufzusteigen. Ich gehe allerdings davon aus, dass es noch einige Tage/Wochen bis zur nächsten Eruption dauern wird.

Island: Steigerung der Mikroseismizität unter Sundhnukur

Seismischer Schwarm entlang der Sundhnukur-Spalte sorgte für Alarmstimmung

Entgegen mancher Prognosen hat sich die Situation im Bereich von Svartsengi-Sundhnukur nicht entspannt. Im Gegenteil, wie das isländische meteorologische Institut (IMO) berichtet, hat die seismische Aktivität entlang der Sundhnukur-Eruptionsspalte in den letzten Tagen leicht zugenommen. Gestern meldete die isländische Meteorologiebehörde, dass es zu einem Schwarm von Mikrobeben bei Sundhnukur gekommen sei. Dieses Ereignis wird als Druckbeaufschlagung im Fördersystem interpretiert und führte zu der Warnung vor einem möglicherweise bevorstehenden Vulkanausbruch oder der Bildung eines weiteren magmatischen Gangs. Die Forscher geben einen Zeitraum von 14 Tagen an, in dem ein solches Ereignis wahrscheinlich auftreten könnte. Sie halten sogar Schäden in Grindavík für möglich.

Gestern kam es auch nordwestlich von Eldey auf der Halbinsel Reykjanes zu einem Erdbebenschwarm, wobei das stärkste Beben eine Stärke von 3,2 aufwies.

Ein weiteres Indiz für einen sich anbahnenden Vulkanausbruch ist die kontinuierlich anhaltende Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet. Seit dem 5. Juni hat sich der Boden um mehr als 20 Zentimeter gehoben. Der Verlauf der Kurve aus den GPS-Daten hat sich in den vergangenen zwei Tagen abgeflacht, doch hierbei könnte es sich um ungenaue Messergebnisse handeln, wie es in den letzten Monaten häufig vorkam. Die Forscher sehen keine Anzeichen einer Abschwächung des Magmenaufstiegs, der letztendlich für Erdbeben und Bodenhebung verantwortlich ist.

Direkt nach der letzten Eruption Ende Mai prognostizierten einige Forscher noch das Abklingen der Tätigkeit bei Svartsengi und rechneten damit, dass der Magmenaufstieg an dieser Location im August/September enden würde. Danach sieht es momentan nicht aus, und langfristige Prognosen über den weiteren Verlauf des Geschehens lassen sich nicht stellen.

Da Reisezeit ist, erreichen mich immer wieder Fragen, ob es sicher ist, nach Island zu reisen und ob man in der Blauen Lagune schwimmen gehen sollte. Generell besteht momentan keine großräumige Gefahr für Island. Das Eruptionsgebiet ist lokal begrenzt, und die bisher aufgetretenen effusiven Eruptionen wirkten sich bestenfalls infolge von Luftverschmutzungen durch vulkanische Gase auf ein größeres Gebiet aus. Sollte es zu einer ungewöhnlich starken Eruption kommen, muss man mit der temporären Sperrung des Flughafens Keflavík rechnen, und im Extremfall könnte die Hauptstraße zwischen Reykjavík und dem Flughafen gesperrt werden. Ansonsten kann man nach aktuellem Kenntnisstand seine Islandreise unbeschwert antreten. Ein Bad in der Blauen Lagune sehe ich etwas zwiespältig: Hier besteht ein geringes bis moderates Risiko, dass man die Auswirkungen eines Vulkanausbruchs zu spüren bekommt. Die größte Gefahr besteht darin, dass die Lagune gesperrt wird und man die Online-Tickets nicht erstattet bekommt, wie es bei mir der Fall war.

Myrdalsjökull: Gletscherlauf verursacht Sperrung der Ringstraße

Gletscherlauf am Myrdalsjökull wird wahrscheinlich nicht von einem subglazialen Vulkanausbruch der Katla verursacht

Der Gletscherlauf auf Island ist stärker als zunächst angenommen und führte zur Sperrung der Ringstraße zwischen Vík nach Kirkjubæjarklaustri. Damit ist die wichtigste Straße Islands unterbrochen. Zudem gab es heute weitere Erdbeben unter dem subglazialen Vulkan Katla.

Wie IMO in einem späten Update gestern um 21 Uhr mitteilte, deuteten die geophysikalischen Daten darauf hin, dass der Gletscherlauf nicht das Ergebnis eines Vulkanausbruchs der Katla unter dem Gletscher ist. Dennoch handelt es sich um einen starken Gletscherlauf: Der Wasserdurchfluss an der Brücke über Skálm betrug zu seinem Höchststand von etwa 1.000 m³/s. Damit ist der Jökulhlaup Vergleichbar mit den Gletscherläufen in Múlakvísl in den Jahren 2011 und 1955, und es wird erwartet, dass es mehrere Tage dauern kann, bis sich die Strömung in Skálm normalisiert.

Die isländische Meteorologiebehörde überwacht das Gebiet weiterhin, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass der  Lauf durch einen Vulkanausbruch verursacht wurde, obgleich es weitere Erdbeben unter dem Vulkan gab und auch Schwefelgeruch wahrgenommen wurde. Das Schmelzwasser, das diesen Gletscherlauf verursachte, stammt aus den Kavernen unter dem Eis. Ein GPS-Messgerät auf der Austmannsbunga zeigt, dass die Veränderungen in der Caldera einem regulären Gletscherlauf entsprechen, wobei unklar bleibt, warum bei solchen Läufen manchmal mehr Wasser freigesetzt wird.

Ein Patrouillenflug der Küstenwache, bestätigte, dass der Abfluss nur vom Sandfellsjökull kam und von dort in den Flusslauf des Skálm gelangte. Fotos von diesem Flug zeigen die Quelle des Laufs am Gletscherausläufer des Sandfellsjökull im östlichen Teil des Mýrdalsjökull.

Der Jökulhlaup begann im Fluss Skálm gestern um 13:20 Uhr und war möglicherweise größer als der große Lauf im Jahr 2011. Das Abflusswasser fließt in seiner jetzigen Form vom Sandfellsjökull in den Skálmar-Kanal und hat die Brücke und Teile der Ringstraße überflutet. Die Straße wurde gesperrt, da das Hochwasser die Brücke beschädigte.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass weiteres Wasser unter dem Gletscher hervorkommt und möglicherweise auch den Fluss Múlakvísl erreicht. Die erhöhte Turbulenz, die gestern Morgen gemessen wurde, könnte darauf hinweisen, dass noch mehr Wasser erwartet wird.

Katla: Erdbeben und möglicher Gletscherlauf

Mehrere Erdbeben erschütterten isländischen Gletschervulkan-Katla – Anzeichen für einen Gletscherlauf

Unter dem isländischen Gletschervulkan Katla ereigneten sich heute zwölf schwache Erdbeben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,9 und ein Hypozentrum nahe der Erdoberfläche. Die Erdbeben könnten im Zusammenhang mit einem Gletscherlauf stehen. Wie IMO mitteilte, gibt es neben den Erdbeben weitere Anzeichen eines Gletscherlaufs, da die elektrische Leitfähigkeit des Wassers von Flüssen erhöht ist, die den Gletscher Myrdalsjökull entwässern. Hierbei handelt es sich um den Gletscher, der den subglazialen Vulkan verbirgt. Die elektrische Leitfähigkeit im Fluss Skálm nahe der Straße V412 ist sogar ungewöhnlich hoch. Daher wird empfohlen, sich von den Quellen am Múlakkíslar und am Kátlujökull fernzuhalten.

Die Erhöhung der Leitfähigkeit kommt durch die Beimischung von geothermischem Wasser im Schmelzwasser der Flüsse zustande. Gegenüber dem isländischen Fernsehsender RUV erklärte ein Naturkatastrophenexperte, dass dies wahrscheinlich kein Hinweis auf einen bevorstehenden Ausbruch ist, obwohl IMO heute Morgen ebenfalls erhöhte Gaswerte meldete und Berichte über Schwefelgeruch in Flussnähe vorliegen.

Böðvar Sveinsson, Experte für Naturgefahren beim Isländischen Wetteramt, erklärt, dass derzeit keine Anzeichen für einen bevorstehenden Ausbruch bestehen. Er deutet darauf hin, dass das Jökulhlaup wahrscheinlich bereits im Abklingen ist. Die aktuelle Unruhe und die Erdbeben stehen im Zusammenhang mit geothermischen Aktivitäten. Diese Jökulhlaups treten fast jährlich auf, oft bedingt durch Regenfälle und höhere Temperaturen, die die Wasseroberfläche in die Kavernen fließen lassen.

Obwohl das Risiko eines Ausbruchs gering ist, wird empfohlen, bei Reisen in die Region vorsichtig zu sein. Insbesondere sollte man sich von den Quellen von Flüssen wie Kötlujökull fernhalten, da dort Schwefelverschmutzungen auftreten können. Auch entlang des Laugavegin-Wanderwegs könnte man auf Schwefelverschmutzungen stoßen. Urlauber und Bevölkerung werden dazu aufgefordert, längere Aufenthalte in der Nähe der Gletscherquellen des Mýrdalsjökull zu vermeiden und Vorsicht walten zu lassen, ohne in Panik zu verfallen.

Eine erhöhte Erdbebenaktivität gibt es auch im Bereich von Selfoss in Südisland und natürlich auf der Reykjanes-Halbinsel. In Bezug auf das Eruptionsgebiet Svartsengi hat sich seit gestern nichts wesentlich verändert.

Update 17:30 Uhr:
Inzwischen wurde der Gletscherlauf bestätigt und erste Flüsse traten über die Ufer.

Island: Riss bereitet Sorgen

Riss im Hagafell bereitet den Menschen in Grindavik auf Island Sorgen

Die Erdbeben und die Bodenhebung auf der isländischen Reykjaneshalbinsel setzen sich fort, wobei sich die Daten in den letzten Tagen kaum geändert haben. Im Bereich von Svartsengi und Sundhunkur gibt es täglich etwa 30 schwache Erschütterungen, und die Bodenhebung fluktuiert nur leicht.

Laut Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson gab es in den letzten Tagen einen Rückgang der Bodenhebung, was seiner Meinung nach auf einen bevorstehenden Ausbruch oder ein Ende der vulkanischen Aktivität hinweisen könnte. Diese Aussage ist jedoch sehr vage und hilft nicht wirklich bei der Vorhersage einer Eruption. Außerdem haben sich Þórðarsons Prognosen in den letzten Monaten oft nicht bestätigt. Im Gegensatz dazu haben sich die Vorhersagen des isländischen Wetteramtes (IMO) als zuverlässiger erwiesen, oft im Widerspruch zu Þórðarsons Einschätzungen.

Die Forscher des IMO halten eine erneute Eruption im Svartsengi-Gebiet innerhalb von 14 Tagen für wahrscheinlich und befürchten, dass sie direkt auf Grindavik einwirken könnte. Sie begründen dies mit einer Verlagerung der Erdbebenaktivität in Richtung Grindavik und der Vergrößerung eines Risses, der durch die vulkanische Erhebung von Hagafell verläuft. Dieser Riss könnte eine Verlängerung eines bereits am 14. Januar entstandenen Risses sein, der bis an die Stadtgrenze von Grindavik reicht. Damals führte dies zu einer kleinen Spalteneruption, die einige Häuser in den Außenbezirken von Grindavik zerstörte. Der Riss bei Hagafell hat sich in den letzten Tagen deutlich verbreitert, und es wird vermutet, dass die Rissöffnung mit einer Magmaintrusion einhergehen könnte, was die Eruptionswahrscheinlichkeit erhöht.

Das IMO geht von zwei möglichen Ausbruchsszenarien aus und hat die Alarmstufe für die Zonen 3, 4 und 6 auf der bekannten Gefahrenkarte auf Rot erhöht.

Szenario 1: Eine Eruption im mittleren Teil der Sundhunkur-Kraterreihe, also in dem Gebiet, in dem es in letzter Zeit häufiger zu Vulkanausbrüchen gekommen ist.

Szenario 2: Eine Eruption im südlichen Teil von Sundhunkur mit Schwerpunkt auf dem Hagafell-Riss. In diesem Fall wäre Grindavik direkt bedroht.

Generell stellt sich die Frage, wie lange die Schutzanlagen um Svartsengi und Grindavik bei einem erneuten Ausbruch standhalten werden. Obwohl sie verstärkt wurden, ist es bei wiederkehrender Aktivität kaum möglich, das Unvermeidliche dauerhaft zu verhindern.

Langjökull-Vulkansystem: Hveravellir

Steckbrief des Langjökull-Vulkansystems auf Island

Auf Island gibt es praktisch keinen Gletscher, unter dem sich nicht ein Vulkan verbergen würde, was auf einer Insel vulkanischen Ursprungs nicht weiter verwunderlich ist. Letztendlich entstanden auf Island alle höheren Erhebungen infolge vulkanischer Eruptionen. Unter den größten Gletschern Islands verbergen sich ganze Vulkanmassive, die sich aus unterschiedlichen Zentralvulkanen zusammensetzen können. Diese sind oft durch Gipfelcalderen gekennzeichnet, von denen lange Spaltensysteme ausgehen, auf denen sich Eruptionsspalten bildeten. Die Spaltensysteme sind mehrere Zehner Kilometer lang und ordnen sich parallel zu den beiden großen isländischen Vulkanzonen an, die durch den Verlauf des Mittelatlantischen Rückens durch Island gekennzeichnet sind. Entlang der Spaltensysteme bildeten sich nicht nur Eruptionsspalten, sondern oft auch andere vulkanische Erscheinungen wie flache Schildvulkane und abgeflachte Tafelvulkane, die charakteristisch für Vulkane sind, die unter einer Gletscherbedeckung entstanden.

All diese Merkmale treffen auch auf die beiden Vulkansysteme zu, die sich unter dem Gletscher Langjökull im zentralen Hochland von Island verbergen. Bei diesen Vulkansystemen handelt es sich um das nordwestliche Hveravellir-System (auch als Oddnýjarhnjúkur-Langjökull-System bezeichnet) und das Prestahnúkur-System im Südwesten des Gletschers Geitlandsjökull, der mit dem Langjökull verbunden ist.

Das Oddnýjarhnjúkur-Langjökull-System zählt mit seinen Spaltensystemen zu den größten Vulkansystemen auf Island, war in den letzten 10.000 Jahren aber nur mäßig aktiv. Der Zentralvulkan Hveravellir bildet eine Caldera unter dem nördlichen Teil des Gletschers. Während des Holozäns gab es sechs Eruptionsperioden, die wissenschaftlich nachgewiesen werden konnten. Die Spalten des Systems erstrecken sich im Süden bis zum Hengill-System im Nordosten von Reykjanes. Auch das bekannte Thermalgebiet Haukadalur mit seinen Geysiren gehört zum Langjökull-System.

Ein weiteres bekanntes Thermalgebiet liegt wenige Kilometer östlich des Gletschervulkans und trägt ebenfalls den Namen Hveravellir. Hier gibt es neben einer Berghütte einen schönen Heißwasser-Pool.

Der Schildvulkan Kjalhraun östlich von Langjökull eruptierte vor etwa 7.800 Jahren und stieß etwa 11 Kubikkilometer Lava aus. Mehrere kleine Schildvulkane wurden entlang von Flankenspaltenzonen errichtet und erzeugten postglaziale Lavaströme auf allen Seiten von Langjökull, mit Ausnahme des Südens.

Einer der bekanntesten und jüngsten Ausbrüche des Systems ging von zwei Kratern aus (die sich sehr wahrscheinlich auf einer Eruptionsspalte bildeten), die im Westen von Langjökull auf 750 m Höhe liegen. Der Ausbruch ereignete sich um 950 n. Chr. und erzeugte den massiven Hallmundahraun-Lavastrom. Das Lavafeld ist 50 Kilometer lang und bedeckt eine Fläche von etwa 240 Quadratkilometern.

Island: Bodenhebung hält am 10. Juli an

Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet auf Island hält an – Erdbeben im Bereich des Magmatischen Gang detektiert

In einem neuen IMO-Update vom 9. Juli haben die isländischen Vulkanologen das Weitergehen der Bodenhebung bestätigt. Ein neues Interferogramm zeigt, dass die Bodenhebung nicht nur weitergeht, sondern auch größer ist als vor der letzten Eruption.

In den letzten Tagen wurden vermehrt schwache Erdbeben auf Reykjanes gemessen, die sich im Gebiet von Svartsengi und Sundhnukur ereigneten. Westlich von Grindavik und über dem Magmatischen Gang wurden 20 Beben detektiert, das stärkste hatte eine Magnitude von 1,3.

Erdbebenaktivität der vergangenen Woche

In der vergangenen Woche waren es insgesamt 260 Beben, die sich auf der ganzen Reykjanes-Halbinsel ereigneten.

Davon lag ungefähr ein Dutzend im Brennsteinsfjöll-System. Rund um Kleifarvatn wurden über 100 Erdbeben registriert, über 40 östlich des Sees und über 60 westlich und südwestlich des Sees im und um das Geothermiegebiet in Seltún. In Fagradalsfjall erschütterten knapp 40 Erdbeben den Untergrund. Etwa 20 Erdbeben wurden in der vergangenen Woche außerhalb von Reykjanestá registriert und ein weiteres Dutzend Erdbeben weiter draußen auf dem Reykjaneshrygg, etwa 90 km südwestlich des Landes.

Neue Riskobewertung für Grindavik und Svartsengi

Risikobewertung für Svartsengi und Grindavik wurde aktualisiert. Sie ist größtenteils unverändert, außer dass in Gebiet 1 (Svartsengi) ein geringeres Lavastrom-Risiko besteht als zuvor. Das Risiko wird daher von einem erheblichen Risiko (orange) auf ein gewisses Risiko (gelb) reduziert. Auch das Lavastromrisiko wird in Zone 6 geringer eingeschätzt. Dennoch halten die Vulkanologen es für wahrscheinlich, das sich in den nächsten Wochen oder Monaten ein neuer Ausbruch ereignen wird. Genauere Eingrenzungen des Zeitraums der zu erwartenden Eruption sind noch nicht möglich. Außerdem besteht auch immer die Möglichkeit, dass die magmatische Aktivität im Untergrund einschläft und eine weitere Eruption ausbleibt.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 07.07.24

Erdbebenaktivität und Bodenhebung auf Reykjanes gehen weiter – Keine Abschwächung in Sicht

Gestern gab es im Bereich der isländischen Reykjaneshalbinsel weitere Erdbeben, die sich an mehreren Lokalitäten unterschiedlicher Spaltensysteme ereigneten. Während die Seismizität bei Svartsengi und Sundhnukur weiterhin niedrig ist, rappelte es vor allem im Hengill-System nahe Þrengsli und Bláfjallaskáli, aber auch bei Krysuvik und Fagradalsfjall. Einige Beben gab es auch offshore im Gebiet von Eldey. Ob die Bebentätigkeit rein tektonisch zustande kommt oder ob es einen Zusammenhang mit der anhaltenden Magmenakkumulation unter Svartsengi gibt, ist spekulativ. Ich persönlich mag natürlich die Variante mit dem magmatischen Einfluss, bei der sich durch die anhaltende Bodenhebung infolge der Magmenakkumulation die Spannungen im Boden weitläufig ändern und dadurch die Risssysteme aktiviert werden.

Entgegen dem Trend der GPS-Messwerte von vor zwei Tagen, als sich eine leichte Reduzierung der Bodenhebung ablesen ließ, ist davon im Diagramm nichts mehr zu erkennen. Die IMO-Forscher schreiben dazu in ihrem letzten Update vom Freitag, dass es keine Anzeichen einer Abschwächung der Hebungsrate gebe. Der Magmenzustrom in das Reservoir unter Svartsengi beläuft sich nach wie vor auf 4 bis 6 Kubikmeter pro Sekunde. Damit liegt es über dem Niveau, das vor der letzten Eruption erreicht wurde. Die IMO betont ausdrücklich, dass es keine Anzeichen für eine Abschwächung gebe, und widerspricht damit auch den Spekulationen des isländischen Vulkanologen Þorvaldur Þórðarson (Thorvaldur Thordarson), der nach Ende der letzten Eruption mehrmals in Interviews bezweifelte, dass es bei Sundhnukur noch weitere Eruptionen geben werde. Er sah eine stetige Reduzierung des Magmenaufstiegs und postulierte das Ende der Aktivität für den Spätsommer. Laut IMO gibt es hierfür keine Anzeichen. Dennoch könnte die nächste Eruption länger auf sich warten lassen, als es zuvor der Fall war, denn es gibt den Trend, dass eine immer höhere Magmenakkumulaton nötig ist, damit die nächste Eruption in Gang kommt.

Schutzanlagen bei Svartsengi werden weiter verstärkt

Bei Grindavik und Svartsengi bereitet man sich indes auf den nächsten Ausbruch vor und verstärkt die Schutzanlagen. Besonders in den Bereichen bei Svartsengi, wo zum Ende der letzten Eruption Lava über die Deiche floss, ist man dabei, diese zu erhöhen. Die Ingenieurin Hörn Hrafnsdóttir meinte gegenüber MBL, dass die Deiche dort um 4 bis 9,5 Meter erhöht werden würden. Die Gesamthöhe der Anlagen liegt dann zwischen 10 und 21 Metern. Ende nächster Woche sollen die Arbeiten abgeschlossen werden. Trotzdem wird es immer schwieriger und aufwendiger, das Geothermalkraftwerk und die Blaue Lagune vor Lavaströmen zu schützen, da sich auf der Außenseite der Deiche immer mehr Lava auftürmt.

Ein gute Nachricht gibt es noch: Der wurde Grindavíkurvegur ist zumindest bis zur Blauen Lagune wieder befahrbar. Die Straße wurde durch den Ausbruch streckenweise von Lava überflutet. Über dem Lavastrom wurde nun eine neue Schotterpiste angelegt.