Island: Erdbeben und Bodenhebung am 13.08.24

Erdbebenaktivität nach Hochphase am Wochenende rückläufig – Bodenhebung bei Svartsengi konstant

Nach der Erdbebenhochphase, die am Wochenende zu einer erhöhten Erdbebenaktivität an den Vulkansystemen entlang der Hauptstörungszonen führte, hat sich die Situation gestern etwas abgekühlt und weitestgehend „normalisiert“, sofern man den Zustand, den wir seit Monaten auf Island sehen, als normal bezeichnen kann. IMO registrierte auf ganz Island innerhalb von 48 Stunden 163 Erschütterungen, wobei die Erdbebenaktivität in einigen Regionen wie Askja und Grimsfjall immer noch als leicht erhöht angesehen werden konnte.

Im Bereich der Askja wird wieder eine Bodenhebung detektiert und man darf sich fragen, wie lange es wohl noch dauern wird, bis es dort zur Eruption kommt. Innerhalb von 2 Jahren stieg der Boden um gut 79 Zentimeter an. Die Bodenhebung an der Messstation OLAC ist dabei am weitesten fortgeschritten und zeigt wieder eine kontinuierliche Zunahme an und nicht so einen steilen Peak, wie wir ihn im Frühjahr sahen. Es steigen also wieder kontinuierlich magmatische Fluide auf und sammeln sich unter der Caldera an.

Eine ähnliche Kontinuität sehen wir unter Svartsengi auf der Reykjaneshalbinsel, wo es nur minimale Fluktuationen gibt, die möglicherweise auf Schwankungen der Messgenauigkeit zurückzuführen sind. Die italienischen Geoforscher vom INGV betonen in ihren Berichten zur Bodenhebung der Campi Flegrei immer, dass man die exakte Bodenhebungsrate immer nur 12 bis 18 Tage rückwirkend zum Messzeitpunkt bestimmen kann, weil man erst nach diesem Zeitraum Effekte, die durch Erdrotation, Schwankungen der Erdumlaufbahn und Gravitation entstehen, aus den GPS-Daten herausrechnen kann. So wird es sich auch auf Island verhalten.

Obgleich es weiterhin Erdbeben unter den Spaltensystemen und Sundhnukur gibt, sind wir ein Stück weit von der Bebenrate am Wochenende entfernt: IMO registrierte innerhalb von 48 Stunden 88 Beben auf Reykjanes. Einige Beben manifestierten sich heute wieder offshore, mit Epizentren, die 22 Kilometer südwestlich der Felseninsel Eldey verortet wurden.

Nach wie vor rechnen selbst Skeptiker wie der isländische Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson fest mit einer Eruption in den nächsten Tagen. In einem neuen MBL-Interview meinte der Forscher der Uni Reykjavik aber, dass eine Eruption höchstwahrscheinlich in dem bekannten Gebiet entlang der Sundhnukur-Kraterreihe stattfinden wird. Eine Spaltenöffnung innerhalb der Befestigungsanlagen um Grindavik bzw. im Ort selbst schließt er kategorisch aus. In diesem Areal im südlichen Reykjanes sei es seit 14.000 Jahren nicht mehr zu einer Eruption gekommen. Weiter meint er, der Magmenkörper unter Svartsengi sei so groß, wie es vor keiner anderen Eruption der Serie der Fall war. Daher rechnet er mit einem besonders starken Ausbruch.

Update: Vormittags ereignete sich ein Schwarmbeben bei Reykjanestá und bei Eldey gab es ein Beben m 3,0.

Island: Erhöhte Erdbebenaktivität am 11. August

Zahlreiche Erdbeben in verschiedenen Regionen von Island detektiert – Erdbebenaktivität auf Reykjanes war besonders hoch

Zusammenfassung:

  • Insgesamt 260 Erdbeben innerhalb von 48 Stunden
  • Die stärksten Erdbeben lagen auf dem Reykjanes-Ridge und hatte die Magnituden 3,1 und 2,9
  • 165 Erdbeben auf Reykjanes, viele davon bei Svartsengi/Sundhnukur
  • Schwarmbeben mit 30 Erschütterungen unweit Snæfellsnes
  • Erdbeben bei Hveravellir westlich vom Langjökull
  • Beben und Schwefelgeruch bei der Katla
  • Mehrere Erschütterungen unter den Zentralvulkanen beim Vatnajökull

Auf Island bebt die Erde, was an sich nichts Ungewöhnliches ist, doch am Wochenende war die Seismizität besonders hoch. Das Isländische Wetteramt (IMO) registrierte auf ganz Island 260 Erschütterungen innerhalb von 48 Stunden. Ohne dass es an einem bestimmten Ort zu einem starken Schwarmbeben kam, ist das schon beachtlich. Kleinere Schwarmbeben gab es nicht nur in der bekannten Vulkanzone von Svartsengi auf Reykjanes, sondern auch in anderen Vulkanregionen entlang der Hauptstörungszonen, die mit dem Mittelatlantischen Rücken in Verbindung stehen. Dieser war sehr aktiv und verursachte die beiden stärksten Erschütterungen, die Magnituden von 3,1 und 2,9 erreichten und sich weit draußen vor der Küste von Island manifestierten. Ihre Epizentren wurden 161,1 km südlich von Eldeyjarboði verortet. Wie das IMO mitteilte, standen sie in keiner direkten Verbindung mit den Ereignissen auf Reykjanes.

Im Bereich der westlichen Vulkanzone gab es ein kleines Schwarmbeben zwischen den Gletschern Langjökull und Hofsjökull, genauer gesagt, unweit des Thermalgebiets Hveravellir. Weiter westlich, auf der Karte von Snæfellsnes, manifestierte sich ein weiteres Schwarmbeben. Die Epizentren lagen 28 km nördlich von Borgarnes. Das seismische Netzwerk registrierte hier 30 Erschütterungen in unterschiedlichen Tiefen.

In der östlichen Vulkanzone ereigneten sich überwiegend Erdbeben im Bereich der Zentralvulkane auf der Karte des Vatnajökull. Hier gab es 31 Erschütterungen, viele davon im Bereich von Askja und Herdubreid.

Im Süden von Island ereigneten sich einige Beben im Bereich der Katla. Am Samstag wurde hier erneut eine erhöhte elektrische Leitfähigkeit des Wassers im Fluss Skálm festgestellt, und es wurde zunächst ein Gletscherlauf vermutet. Doch der Wasserpegel stieg nur leicht. Dennoch wurde der Geruch von Schwefelwasserstoff wahrgenommen, was auf eine erhöhte hydrothermale Aktivität unter dem Mýrdalsjökull hindeutet, die vom Vulkan Katla ausgehen könnte.

Auf Reykjanes wurden 165 Erschütterungen festgestellt. Praktisch jedes Spaltensystem war betroffen. Der Schwerpunkt der Seismizität lag allerdings entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe. Die Bodenhebung setzt sich unvermindert fort, und je länger sie anhält, desto wahrscheinlicher wird das Einsetzen eines weiteren Vulkanausbruchs.

 

Island: Weitere Zunahme der Seismizität am 10.08.24

Erdbebenaktivität bei Sundhnukur hat weiter zugenommen – Bodendeformation bei Krysuvik

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel werden die Anzeichen eines bevorstehenden Vulkanausbruchs immer prägnanter. Die Bodenhebung geht mit einer konstanten Rate weiter und die Erdbebenaktivität nimmt infolge der steigenden Spannungen im Untergrund kontinuierlich zu. Die Daten deuten darauf hin, dass der Magmadruck weiter zunimmt, und dies ist ein ähnlicher Trend wie in den Wochen vor früheren Ausbrüchen.

Wie IMO gestern Nachmittag berichtete, wurden seit Montag, dem 5. August, fast 300 Erdbeben registriert. Bei den Erdbeben handelt es sich um schwache Erschütterungen mit Magnituden unter M2,0. Die meisten Beben haben geringe Magnituden unter M1,0 und liegen somit im Bereich der Mikroseismizität. Der Schwellenwert, ab dem ein Beben als Mikrobeben gehandelt wird, ist nicht einheitlich geregelt. Manche Institute setzen ihn bei M 1,5, andere bei M 1,0. Die Gefahreneinschätzung bleibt unverändert und man hält es für wahrscheinlich, dass es entlang der Sundhnukur-Kraterreihe bald zu einer Eruption oder Intrusion kommen wird.

Die Bodenhebungen sind inzwischen wieder so groß, dass es auch zu messbaren Bodendeformationen in den umliegenden Systemen kommt, die einige zehner Kilometer von Svartsengi und Sundhnukur entfernt liegen. Besonders auffällig ist die Deformation im Krysuvik-System, wo die GPS Werte nicht nur eine vertikale Hebung von gut 3 Zentimetern seit Ende der letzten Eruption am 29. Mai anzeigen, sondern vor allem einen horizontalen Versatz von fast 4 Zentimetern. Ähnliche Werte konnte man 1 bis 2 Wochen vor den vorangegangenen Eruptionen aus den Diagrammen ablesen.

Ob der Magmenaufstieg bei Svartsengi so weitreichende Wirkungen hat, dass auch das Hengill-System davon beeinflusst wird, ist fraglich. Bodendeformationen. Anfang der Woche berichtete ich über die phreatische Explosion im Thermalgebiet Hveravelir. Nun war ein Journalist von MBL mit dem isländischen Geologen Þráinn Friðriksso vor Ort. De Geologe erklärte, dass es sehr wahrscheinlich erst zu einem Erdrutsch kam. Durch die Druckentlastung wurde dann die Dampfexplosion getriggert, die Ton und andere Sedimente in einem großen Umkreis verteilte. Als Ursache für den Erdrutsch sieht der Spezialist einen mit Wasser übersättigten Boden. Island erlebt einen der regenreichsten Sommer der letzten Jahre, der möglicherweise durch den Hunga-Tonga-Ha’apai- Ausbruch von 2022 verursacht wird.

Island: Studie zur Grabenbildung am 10. November

Grabenbildung vom 10. November gut dokumentiert – einmalige Gelegenheit für die Forschung

Am 10. November 2023 wurden Geowissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen Zeugen einer Grabenbildung, die sie in noch nie dagewesener Genauigkeit dokumentierten. Eigentlich erwarteten sie einen Vulkanausbruch, denn über Wochen hatte sich Magma im Untergrund angesammelt. Doch was sie dann erlebten, überstieg ihre Erwartungen und stellte gleichzeitig für die Bewohner von Grindavík eine Katastrophe dar.

Auch Vnet berichtete in Echtzeit von den Geschehnissen, deren offensichtliche Symptome in Form von Erdbeben auftraten, von denen einige Magnituden im Fünferbereich erreichten. In sozialen Medien berichteten Anwohner von Grindavík von Rissen, die sich in Straßen und Häusern auftaten. Zu diesem Zeitpunkt dachte man noch, diese Risse seien nur Folgen der Erdbeben. Doch wie sich später zeigte, gingen Erdbeben und Rissbildungen mit massiven Erdbewegungen einher, die in dieser Form nur selten wissenschaftlich dokumentiert worden waren. Als klar wurde, dass es sich um einen außergewöhnlich starken seismischen Schwarm handelte, wurden Grindavík und das Geothermiekraftwerk evakuiert.

Erst nach und nach wurde klar, welche massiven Erdbewegungen stattgefunden hatten, und die Forscher staunten nicht schlecht, als sie feststellten, dass man Zeuge einer Grabenbildung geworden war. Sie begannen mit der Auswertung der Daten und veröffentlichten nun eine Studie zu dem Ereignis, an deren Erstellung ein internationales Team beteiligt war. Als Hauptautoren gelten Gregory P. De Pascale und Tomáš J. Fischer. Zudem arbeiteten viele Forscher des IMO und der Universität Reykjavík an diesem Papier mit.

Es wurden sämtliche Daten des Ereignisses ausgewertet, die zur Verfügung standen. Die Daten stammten von seismischen Stationen, Satellitenradar (InSAR), GPS, bodengestützten Geräten sowie drohnengestützten Lidar- und Bildaufnahmen. Zudem wurden präzise Landvermessungen durchgeführt und auch Drohnen zur Erkundung und Vermessung eingesetzt. Bald stand fest, dass sich nicht nur ein paar Risse geöffnet hatten, sondern dass man Zeuge einer Grabenbildung geworden war. Tatsächlich bildeten sich zwei parallel verlaufende Gräben, die sich entlang von Störungszonen absenkten, während der Bereich zwischen den Tälern angehoben wurde und nun einen sogenannten Horst bildet. Solche Horst-und-Graben-Strukturen findet man häufiger entlang von kontinentalen Plattengrenzen. Trotz der Magmaansammlung im Untergrund gehen die Forscher davon aus, dass die Schmelze bei der Grabenbildung eine untergeordnete Rolle spielte und vermuten tektonische Kräfte hinter dem Ereignis. Nichtsdestotrotz kam es parallel zur Grabenbildung zur Intrusion eines magmatischen Gangs. Wahrscheinlich drang das Magma in einen neu gebildeten Riss ein.

Die Untersuchungen ergaben, dass die Gräben größtenteils innerhalb weniger Stunden entstanden, zeitgleich mit der seismischen Aktivität. Das neue System umfasst zwei Täler, fünf Verwerfungen und etwa 12 Spalten, mit einer vertikalen Verschiebung von fast 3 Metern und einer Breite von etwa 4,5 Kilometern – deutlich breiter als die meisten anderen bekannten Grabenstrukturen.

Insgesamt liefert die Untersuchung neue Erkenntnisse über die Entstehung von Gräben und könnte das Verständnis ihrer Bildung und Funktion an ähnlichen Orten auf der Erde und auf anderen Planeten verbessern. (Quelle: https://doi.org/10.1029/2024GL110150)

Island: Bodenhebung und Erdbeben am 09.08.24

Anzahl schwacher Erdbeben nimmt weiter zu – Bodenhebung konstant

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel kommt die Erde entgegen früheren Prognosen auch im August nicht zur Ruhe und hebt sich weiter an. Die Hebungsrate ist nahezu konstant und eine Abschwächung, wie man sie noch in der letzten Woche gesehen haben will, ist in den Grafiken praktisch nicht erkennbar oder so minimal, dass sie zu vernachlässigen ist. IMO schrieb in seinem letzten Update am 6. August, dass die Erdbebenrate im Wochenverlauf von durchschnittlich 30 am Tag auf 60 angestiegen ist. Seitdem gab es nochmals eine Zunahme der Seismizität. Gestern wurden innerhalb von 48 Stunden 150 Erschütterungen detektiert. Es soll genug Druck im System sein, dass jederzeit eine neue Eruption oder Intrusion eintreten kann. Man geht von zwei Szenarien zu den Lokationen aus:

Szenario 1 – Ausbruch zwischen Stóra-Skógfell und Sundhnúkur. Ähnlicher Ort wie die Ausbrüche, die am 18. Dezember 2023, 8. Februar, 16. März und 29. Mai 2024 begannen.

Szenario 2 – Ausbruch südlich von Sundhnúkur, in der Nähe von Hagafell. Eine Spalte hier könnte sich nach Süden in Richtung Grindavík ausbreiten. Ähnlicher Ort wie der Ausbruch, der am 14. Januar 2024 begann.

Aber da Vulkane ja immer für eine Überraschung gut sind, ist es auch nicht ganz auszuschließen, dass sich der Eruptionsort verlagern wird. Immer an der gleichen Stelle wird ja langsam langweilig.

Aktionsplan für Grindavik beschlossen

Über Langeweile können sich die Menschen vor Ort nicht beschweren. Trotz der Gefahr weiterer Schäden in Grindavik hat die isländische Regierung einen Aktionsplan für Grindavik beschlossen und Gelder freigegeben. In einem ersten Schritt sollen die Schäden genau erfasst werden und man will die Bodenstrukturen untersuchen. Beim Bau neuer Gebäude hat man früher einfach alte Risse und Erdfälle verfüllt und Häuser auf diese potenziellen Schwächezonen gesetzt. Das will man künftig vermeiden. Nun sollen Zäune um neu entstandene Schwächezonen gezogen werden. Weiteres Geld fließt in die Befestigungsanlagen und man will beschädigte Gebäude reparieren. Dafür werden 470 Millionen ISK zur Verfügung gestellt. Das entspricht ca. 4,1 Millionen Euro. Es sieht so aus, als würden die Isländer nicht aufgeben. Man muss ihnen auch ein großes Lob aussprechen, für die Entschlossenheit und das Tempo, mit dem sie Schäden reparieren und den Erdgewalten die Stirn bieten.

Island: Erdbeben im Süden nehmen zu

Zahlreiche Erdbeben erschüttern mehrere Lokationen im Süden von Island – Auch Katla betroffen

Im Süden von Island ereigneten sich an unterschiedlichen Orten zahlreiche Erdbeben. Allen voran sind wieder die Störungssysteme auf der Reykjanes-Halbinsel betroffen gewesen, es bebte aber auch im Bereich von Selfoss und bei den Gletschervulkanen Eyjafjallajökull und Katla. Unter ganz Island wurden 178 Erdbeben detektiert.

Unter Reykjanes bebte die Erde innerhalb von 2 Tagen 134 Mal. Das ist zwar ein Stück von dem entfernt, was wir während Schwarmbeben beobachten konnten, die vor allem in der Anfangsphase der magmatischen Aktivität unter der Halbinsel auftraten, liegt aber deutlich über langjährige Durchschnittswerte. Der Schwerpunkt der Bebenaktivität liegt im Bereich des Magmatischen Gangs, der sich am 10. November 2023 im Svartsengi-Gebiet bildete und eine Rifting-Episode auslöste. Die Erdbeben erstrecken sich bis in den Norden von Grindavik. Erdebbencluster bildeten sich aber auch unter Fagradalsfjall, Krysuvik und Reykjanestá. Im Hengill-System gab es einen Erdstoß mit M 2,4, der ein Epizentrum südwestlich vom Thingvallavatn hatte.

Im Süden von Island konzentrierten sich die Erdstöße im Bereich von Selfoss, wo die South-Iceland-Seismic-Zone verläuft. Hier könnten durchaus starke Erdbeben auftreten. Weiter östlich liegen die Gletschervulkane Eyjafjallajökull und Katla, unter denen seit Montag 19 Erschütterungen festgestellt wurden. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,1. Während es keine Indizien dafür gibt, dass unter Eyjafjalakökull mittelfristig ein Vulkanausbruch stattfinden könnte, sieht es mit der Katla anders aus. Hier rechnen einige isländische Vulkanologen mit einem Ausbruch innerhalb von 2 Jahren. Allerdings kommen solche Spekulationen bereits seit 15 Jahren immer wieder auf.

Realistisch hingegen sind die Einschätzungen, dass es in den nächsten Tagen/Wochen zu einem erneuten Ausbruch entlang der Sundhnukur-Spalte bei Svartsengi kommen wird. Die Erdbeben hier sind Ausdruck der anhaltenden Bodenhebung infolge einer Magmenansammlung in 4-5 Kilometern Tiefe, deren Zentrum sich im Bereich Blaue Lagune/Geothermalkraftwerk Svartsengi befindet und sich mehrere Kilometer weit ausdehnt. So hebt sich auch der Boden im Bereich der vulkanischen Erhebung Thorbjörn, der zu Anfang der Geschehnisse im Jahr 2020 im Zentrum der Bodenhebung lag.

Update 17:00 Uhr: Erdbebenaktivität bei Svartsengi hat sich im Tagesverlauf intensiviert. Vulkanausbruch köntne nur noch Stunden entfernt sein.

Island: Starke Veränderungen bei Hellisheidi

Geothermalgebiet Hveradalir veränderte sich stark – Phreatische Explosion vermutet

Im Thermalgebiet Hveradalir nahe des Geothermalkraftwerks Hellisheidi (Hellisheiði) hat es Mitte Juli offenbar eine größere phreatische Explosion gegeben, wie erst jetzt bekannt wurde. Laut einem Bericht in der FB-Gruppe „Eldfjalla- og náttúruvárhópur Suðurlands“ entdeckte man einen großen Sprengkrater mit mehr als einem Dutzend Metern Durchmesser. Vor dem Krater erstreckt sich ein breiter Schlammfächer ausgestoßener Sedimente. Wahrscheinlich lief der Schlamm nach der Dampfexplosion aus dem Krater aus. Es soll einen Augenzeugen geben, der das Geschehen beobachtete. In der Nähe liegt ein hölzener Gehsteg, und die Gesamtsituation erinnert ein wenig an die Geschehnisse vom 23. Juli, als es in der Yellowstone-Caldera zu einem ähnlichen Vorfall kam: Dort waren allerdings zahlreiche Wanderer auf dem Gehsteg unterwegs, die vor dem niederprasselnden Sprengmaterial flüchten mussten. Wie durch ein Wunder wurde niemand ernsthaft verletzt. Bei der Eruption auf Island wurden auch giftige oder/und heiße Gase emittiert, denn die Vegetation um den Schlammvulkan herum ist abgestorben.

Bereits im letzten Jahr wurden in dem Areal nahe der Ringstraße neue Dampfaustritte gesichtet und es kamen Spekulationen auf, dass auch hier ein Vulkan erwachen könnte. Das Gebiet leigt auf dem Hengill-Spaltensystem, im Übergangsbereich der Reykjanes-Halbinsel zu Südisland. Das Hengil-System ist groß und erstreckt sich bis hinter Thingvellir am Thingvallavatn. Das Gebiet umfasst drei aktive Zentralvulkane, von denen Hengill der bekannteste ist. Die letzten Eruptionen manifestierten sich im Hengillsystem vor gut 1900 Jahren. Es stimmt also nicht bei der Reykjanes-Eruptionsphase von vor 800 Jahren ein. Trotzdem wird nicht ausgeschlossen, dass es hier im Zuge der neuen Aktivitätsphase auf der Reykjaneshalbinsel in einigen Jahren ebenfalls zu Vulkanausbrüchen kommen könnte. Die starken morphologischen Veränderungen und die phreatische Eruption können (müssen aber nicht zwangsläufig) mit einer Magmenakkumulation im Untergrund zusammenhängen. Generell schiebt man phreatische Eruptionen aber dem Hydrothermalsystem großer Vulkane in die Schuhe.

Aktuelle Erdbebensituation auf Reykjanes

In den letzten 48 Stunden manifestierten sich wieder mehr als 100 Erschütterungen im Bereich der Reykjanes-Halbinsel. Viele der Beben ereigneten sich im Bereich von Svartsengi/Sundhnukur und Grindavik. Mehrere Erschütterungen wurden auch im Bereich von Fagradalsfjall und Krysuvik registriert. Ein kleineres Schwarmbeben gab es bei Raufarhólshellir, unweit des oben beschriebenen Gebiets am Hengill-System.

Die Bodenhebung soll leicht abgenommen haben, und gepaart mit der Zunahme der Seismizität folgt das Geschehen dem bekannten Muster vor einer Eruption. So sehen die IMO-Wissenschaftler ein erhöhtes Ausbruchsrisiko und rechnen innerhalb der nächsten Tage mit einer Eruption oder Gangbildung.

Island: Erdbeben nehmen auf Reykajnes zu

Zunahme der Seismizität bei gleichbleibender Bodenhebung – Vulkanausbruch kommt näher

In den vergangenen zwei Tagen nahm die Erdbebentätigkeit unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel weiter zu, wobei es vor allem entlang der Sundhnukur-Kraterreihe zu schwachen Erschütterungen kam. Erdbeben gab es aber auch an den 4 anderen großen Störungssystemen außerhalb des Svartsengi-Systems, zu dem die Sundhnukur-Kraterreihe gehört. Insgesamt registrierte IMO innerhalb von 48 Stunden 101 Erdbeben im Bereich der Reykjaneshalbinsel. Auf ganz Island waren es 148 Erschütterungen.

Die Bodenhebung im Svartsengibereich geht parallel zu den Erdbeben weiter. Es gibt leichte Fluktuationen in den einzelnen Messwerten, doch im Großen und Ganzen ist die Hebungsrate seit Wochen konstant, wobei es eine minimale Abflachung der Kurve bei der Messstation Svartsengi gibt. Wahrscheinlich, weil der Widerstand des sich füllenden Speicher- und Fördersystems immer größer wird, je mehr Schmelze sich in ihm befindet. Aus der Tiefe aufsteigend Schmelze wird somit etwas gebremmst.

Die Daten sehen so aus, als würde sich in nächster Zeit ein weiteres Ereignis in Form der Bildung eines magmatischen Gangs oder einer Eruption geben, wobei unter den Wissenschaftlern eine Kontroverse aufgekommen ist, ob Grindavik nun mehr gefährdet ist als sonst. Die Zeit wird zeigen, welche der Fraktionen Recht gehabt haben wird.

In Grindavik selbst hat man sich sehr gut auf das Kommende eingestellt: Die Schutzwälle sind verstärkt worden und nun verlegt man ein Schaluchsystem zur Kühlung der Lava, wenn sie wieder über die Wälle strömen sollte, so wie es in der Schlussphase der letzten Eruption nahe des Geotehrmalkraftwerks geschah. Damals hatte man schon die Lavaströme abgekühlt, doch hatte man hiermit nur mäßigen Erfolg, weil die Kapazität der Schläuche und Pumpen zu gering war.

Auf einer Länge von 4 Kilometern werden zehn Zoll dicke Leitungen verlegt, die aus großen Tanks gespeist werden. Diese Schläuche und Pumpanlagen sind Teil eines neuen Kühlsystems, das kürzlich für eine halbe Milliarde Kronen gekauft wurde und auch zur Brandbekämpfung genutzt werden kann. Zu dem Pumpsystem gehören große Wassertanks, aus denen die Anlage gespeist wird.

Die Isländer haben erstmals 1973 Lava mit Wasser gekühlt, um den Hafen von Heimaey zu retten.

Während man sich in Bezug auf einen bevorstehenden Vulkanausbruch bei Sundhnukur ziemlich sicher ist, spekuliert man in isländischen Medien darüber, welcher isländische Vulkan noch aktiv werden könnte. Vulkanologe Ármann Höskuldsson rechent damit, dass es innerhalb von 2 Jahren zu Eruptionen von Askja und Katla kommen könnte.

Island: Neue Erkenntnisse zur Herkunft des Magmas

Endphase der ersten Fagradalsfjall-Eruption. © Marc Szeglat

Studie zeigt, dass das Magma der ersten Fagradalsfjall-Eruption in der Erdkruste zwischengespeichert wurde

Seit 2021 faszinieren uns die Vulkanausbrüche auf Island. Die Eruptionen auf der Reykjanes-Halbinsel begannen mit den Fagradalsfjall-Feuern und setzten sich seit Oktober 2023 mit den Sundhnúkur-Feuern fort. An beiden, nur wenige Kilometer voneinander entfernten Lokationen, gab es mehrere Intrusionen und Spalteneruptionen, die große Mengen Lava förderten und ausgeprägte Lavafelder entstehen ließen. Wissenschaftler vermuten, dass diese Eruptionen nur die ersten einer Serie sind, die mehrere Jahrzehnte andauern und nach und nach auch auf weitere Spaltensysteme der Reykjanes-Halbinsel übergreifen könnten.

Um zukünftige Ereignisse besser vorhersagen zu können, ist das Verständnis der Eruptionsmechanismen entscheidend. Dazu gehört, wie das Magma entsteht, aufsteigt und gegebenenfalls in Magmenkörpern zwischengespeichert wird, bevor sich ein oberflächennaher magmatischer Gang bildet oder eine Eruption beginnt.

Ein internationales Team aus Geoforschern und Studenten unter der Leitung der Scripps Institution of Oceanography der UC San Diego sammelte fortwährend Lavaproben der basaltischen Eruptionen auf Island sowie von den Ausbrüchen auf La Palma (2021) und am Mauna Loa (2022) und analysierte sie im Labor. Es entstand eine detaillierte Zeitreihenanalyse der geochemischen Komponenten der Lavaproben. Mithilfe von Spektrometern wurden die elementaren Inhaltsstoffe der Gesteinsproben untersucht und die Signaturen bestimmter Isotope wie Osmium analysiert, um Hinweise darauf zu erhalten, unter welchen Bedingungen ein Magma entstanden beziehungsweise gespeichert wurde.

Osmium kommt in unterschiedlichen Isotopen vor, die durch radioaktiven Zerfall von Rhenium entstehen, welches in den Gesteinen der Erdkruste vorkommt. Spuren von Osmium in der eruptierten Lava gelten als Indizien dafür, dass eine Schmelze längere Zeit in der Kruste zwischengespeichert wurde, wo sie mit Krustenmaterial kontaminierte, bevor sie final aufstieg und in Form von Lava eruptierte. Die Forscher entdeckten in den Lavaproben der ersten Fagradalsfjall-Eruption von 2021 hohe Konzentrationen der Osmium-Isotope und schlossen daraus, dass das ursprüngliche Magma vor der Eruption längere Zeit in der Erdkruste zwischengespeichert wurde. Ähnliches konnten sie für die La Palma-Eruption nachweisen, während entsprechende Spuren in der Lava vom Mauna Loa fehlten.

Entgegen früheren Studien, die behaupteten, dass nur das Magma der ersten Eruptionstage der Fagradalsfjall-Eruption in der Erdkruste zwischengespeichert wurde, zeigt die neue Studie, dass auch die Schmelze des späteren Eruptionsverlaufs aus der Erdkruste stammt und nicht, wie bislang angenommen, direkt aus dem Erdmantel aufgestiegen ist. Erste bei späteren Eruptionen im Fagradalsfjall-Gebiet fehlten die Osmium-Isotope und man geht davon aus, dass die Schmelze ohne längeren Zwischenstopp in der Erdkruste eruptierte.

Die Forscher schließen daraus, dass die Bildung größerer krustaler Magmenkörper und die Interaktion der Schmelze mit dem Krustenmaterial eine Voraussetzung für basaltische Eruptionen sind, die große Volumina an Lava fördern. Nachfolgende Eruptionen nutzen dann freie Aufstiegswege, die als Expressautobahnen aus der Tiefe des Erdmantels angelegt sind. (Quelle: nature.com/articles/s41586-024-07750-0)