Island: Eruption für Touristen zugänglich

Vulkanausbruch auf Island geht weiter – Touristen können sich der Lava nähern

Reykjavik, 22.07.2025Auf der Reykjanes-Halbinsel geht der Vulkanausbruch weiter. Die Eruption ist stabil und der Tremor bewegt sich ohne größere Schwankungen seitwärts. Der Vulkan fördert allerdings nicht nur Lava in Form einer Fontäne, die einen Lavastrom speist, sondern auch viel Gas. Dieses verbreitet sich mit dem Wind über ein großes Areal. Nachdem am Wochenende vor allem die Hauptstadtregion von den Gas- und Rauchschwaden heimgesucht wurde, muss heute die Gegend zwischen Vogar und Keflavik dran glauben.

Die Luftqualität wird als schlecht eingestuft und vor allem Menschen mit Atemwegserkrankungen sollten sich in geschlossenen Räumen aufhalten. Natürlich wird die Luft in Vulkannähe nicht gerade besser und wer sich dem Ort des Geschehens nähert, sollte nicht gegen den Wind aufmarschieren.

Tatsächlich wurde noch kein offiziell zugänglicher Aussichtspunkt für Touristen eingerichtet, dennoch wird es von den Behörden offenbar toleriert, wenn sich Vulkanspotter dem aktiven Krater bis zum Rand des Lavastroms vom Osten her annähern. Als Ausgangspunkt für eine Tour zum Vulkan wurde der Parkplatz 1 am Fagradalsfjall wieder geöffnet. Von dort folgt man einem Pfad am Westrand des bekannten Vulkans bis zum Rand des Lavastroms. Was man nicht machen sollte, ist, auf das frische Lavafeld hinauszumarschieren: Die frische Lava ist äußerst unwegsam und wer stürzt oder durch dünne Krusten einbricht, riskiert Verletzungen, die von Hautabschürfungen über verstauchte Knöchel bis zu tiefen Fleischwunden und Brüchen reichen können. Im Extremfall drohen Verbrennungen.

(Update: Vnet-Leserin Julia berichtete mir heute, dass es am Stora-Skogfell einen Parkplatz gibt, von wo aus man die Erhöhung besteigen kann. Auch der Litla-Skogfell ist über eine Schotterstraße zugänglich. Von dort aus soll man den besten Blick auf den Krater haben.)

Von der Aktivität her könnte sich eine Tour zum Vulkan durchaus lohnen: Letzte Nacht klarte es wieder auf und der Nebel gab den Blick auf den neu entstandenen Krater frei. Die Lavafontäne stieg höher auf als es zuvor der Fall war, vermutlich weil sich die Kraterwände immer weiter schließen und weniger Lava als Strom abfließt, was den Druck im Fördersystem erhöht.

Die Daten zur Bodenhebung sind uneinheitlich: Betrachtet man die Messkurven der Universität Reykjavik, die zeitlich höher aufgelöst sind, scheint die Hebung zu stagnieren. In diesem Fall halten sich Magmenakkumulation im oberen Speicher und Lava-Förderrate in etwa die Waage. Die öffentlich zugänglichen Graphen vom IMO scheinen dagegen steiler zu verlaufen und zeigen somit an, dass weniger Lava eruptiert wird, als sich im Speicher ansammelt. Beide Szenarien signalisieren, dass die Eruption noch eine Weile weitergehen könnte. Zuverlässige Prognosen über Dauer und Verlauf der Eruption lassen sich aber nicht anstellen, da es zu viele unbekannte Faktoren gibt, die das Geschehen beeinflussen können. Wer sich auf den Weg nach Island macht, um den Ausbruch zu beobachten, könnte auch zu spät kommen. Weitere Risikofaktoren sind das Wetter und sich evtl. ändernde Zugangsberechtigungen bzw. Sperren.

Island: Nachts gab es freie Sicht auf den Vulkanausbruch

Vulkanausbruch auf Island hält an – Freie Sicht lieferte stimmungsvolle Bilder

Reykjavik, 21.07.2025In der letzten Nacht klärten die Wolken im Eruptionsgebiet auf Reykjanes auf und gaben die Sicht auf den Vulkan im Norden der Sundhnúkur-Kraterreihe frei. Zu sehen war eine kleine Lavafontäne, die nicht nur einen Lavastrom speiste, sondern auch einen immer höher werdenden Kraterkegel schuf.

Stagnierende Bodenhebung. © IMO

Der Vulkanausbruch ist stabil und zeigt keine Anzeichen dafür, sich abzuschwächen. Nachdem der Tremor vor 2 Tagen etwas anstieg, bewegt er sich konstant seitwärts und macht keine Anstalten, zu fallen. Die Bodenhebung ließ in den vergangenen Stunden nach und folgt dem Tremor auf seinem Pfad. Es scheint sich in etwa ein Gleichgewicht zwischen Magmenaufstieg in das flach liegende Speicherreservoir unter Svartsengi und der Förderrate der Eruption eingestellt zu haben. Da sich das Reservoir im Initialstadium der Eruption weniger schnell entlud als bei vorherigen Eruptionen, ist dort noch einiges an Schmelze vorhanden, so dass die Eruption tagelang oder sogar wochenlang weitergehen könnte. Gute Voraussetzungen für Vulkanspotter, wäre da nicht das hartnäckige Band aus Tiefdruckgebieten, das von Island aus quer durch Europa zieht und von zwei Hochdruckgürteln flankiert wird, so dass in dem gesamten Wettergeschehen kaum Bewegung ist.

Die isländische Wetterbehörde warnt explizit vor schlechter Luftqualität infolge des Gasausstoßes durch die Eruption und die Vegetationsbrände am Rand des Lavaastroms. Wer sich dem Ort des Geschehens nähern will, sollte unbedingt einen Atemschutz dabei haben, am besten in Form einer Gasmaske mit entsprechenden Filtern. Bis jetzt gibt es westlich der Eruption keine Parkplätze für Touristen und wer sich auf den Weg macht, muss teils durch wegloses Gelände wandern. Bei den schnell aufziehenden Wolken kann man sich im Nebel leicht verirren! Entsprechend ist so eine Aktion nur was für Ortskundige und erfahrene Vulkanspotter. Vom Osten her kann man sich vom Parkplatz 1 am Fagradalsfjall aus auf den Weg machen und bis zum Rand des Lavafelds vordringen. Etwaigen Verboten ist natürlich Folge zu leisten.

Island: Erdbeben Mb 3,5 bei Krysúvik

Spürbares Erdbeben erschütterte Krysúvik – Vulkanausbruch geht weiter

Reykjavik, 20.07.2025Heute Nacht um 02:55:35 Uhr UTC ereignete sich bei Krýsuvík ein Erdbeben der Magnitude Mb 3,5. Die Herdtiefe betrug gut 5 Kilometer. Das Epizentrum lag westlich des Thermalgebiets Setlun, das ich für eines der schönsten auf Reykjanes halte. Es folgte ein Nachbebenschwarm, der aus 12 Erschütterungen bestand.

Auch bereits vor dem beschriebenen Beben wurden einige Stunden zuvor mehrere Beben im Spaltensystem östlich von Fagradalsfjall und Svartsengi registriert. Generell ist die Seismizität in dem Areal seit Wochen erhöht, und es stellt sich die Frage, ob die Beben mit den Spannungen infolge des Magmenaufstiegs bei Svartsengi zusammenhängen oder ob sie einen anderen Ursprung haben. Nicht auszuschließen ist die Möglichkeit, dass die Seismizität mit der Magmendomäne unter dem Fagradalsfjall zusammenhängt, die sich in größerer Tiefe möglicherweise auch bis unter Krýsuvík ausdehnt.

Betrachtet man die leichten Schwankungen der GNSS-Messungen in dem Areal, stellt man fest, dass es in den Akkumulationsperioden bei Svartsengi auch bei Krýsuvík einen leichten Bodenhub von ca. 20 mm gibt. Mit dem Einsetzen der Eruptionen fällt die Hebung dann vergleichsweise schnell wieder ab. Die Schwankungen sind jedoch recht klein. Es stellt sich daher die Frage, ob diese geringen Schwankungen ausreichen, um die Beben hervorzurufen – zumal es im Zentrum der größten Bodenhebung kaum Beben gibt. Daher vermute ich, dass die Beben durch lokale Effekte wie Fluidbewegungen entlang von Störungszonen ausgelöst werden.

Aktivität bei Sundhnúkur hält an

Unterdessen geht die Eruption im Norden von Sundhnúkur weiter – leider größtenteils unter Ausschluss der Öffentlichkeit, denn Nebel und Smog lassen kaum Blicke auf das Eruptionsgeschehen zu. Darum habe ich heute auch kein Foto für euch! Durch den Dunst hindurch lässt sich jedoch erahnen, dass weiterhin glühende Lava gefördert wird. Der Schlackenkegel um die beiden Förderschlote hat deutlich an Höhe gewonnen.

IMO warnt vor einer anhaltenden starke Luftverschmutzung infolge des Gasausstoßes und Moosbrand. Vnet-Leserin Julia berichtete auch davon, dass sie während der Initialphase der Eruption Peles-Haar gesehen hat. Die feinen Lavafäden können Augen- und Hautirritationen auslösen und sollten keinesfalls eigeatmet werden.

Der Tremor hat gestern wieder etwas zugenommen und bewegt sich heute seitwärts. Ähnlich verhält es sich mit der Bodenhebung: Es gibt eine leichte Inflation. Zudem wurden neue Messdaten mit geringerer zeitlicher Auflösung veröffentlicht, auf denen gut zu erkennen ist, dass bisher nur etwa die Hälfte der Hebung abgebaut wurde, die sich seit Anfang April angesammelt hatte. Die Förderrate der Lava ist geringer als bei den vorherigen Eruptionen. Da sich der Boden wieder hebt und das Reservoir sich auffüllt, könnte der Ausbruch lange anhalten oder sich sogar wieder verstärken. Sollte der Ausbruch in wenigen Tagen enden, wird die Eruptionspause kürzer gewesen sein als zuletzt.

Island: Vulkanausbruch stabilisierte sich

Vulkanausbruch auf Island geht weiter – Eruption stabilisierte sich auf niedrigem Niveau

Reykjavik, 19.07.2025Auf Island geht der Vulkanausbruch Nr. 9 weiter. Gestern Morgen endete der Rückgang des Tremors, und die Eruption stabilisierte sich auf einem relativ niedrigen Niveau – jenem, von dem wir wissen, dass es tagelang oder sogar mehrere Wochen lang anhalten kann. Allerdings sind Vulkanausbrüche letztlich unberechenbar; es ist ebenso möglich, dass sich die Eruption wieder verstärkt oder rasch zu einem Ende kommt.

Aufgrund des schlechten Wetters mit tief hängenden Wolken geben die Livecams nur sporadisch Blicke auf das Geschehen frei. In der vergangenen Nacht waren noch zwei Schlote im zentralen Bereich der Eruptionsspalte aktiv. Der Hauptschlot fördert eine kleine Lavafontäne, während der weniger aktive Schlot spattert. Ein Lavastrom ergießt sich aus den Schloten und wird auch von der Fontäne gespeist.

Der Gasausstoß ist weiterhin erhöht. Winde aus dem Süden treiben das vulkanische Gas in Richtung Reykjavík, wo die Luftverschmutzung derzeit hoch ist. Unter den vulkanischen Gasen, die viel Schwefeldioxid enthalten, mischen sich auch Gase aus der Verbrennung der Vegetation am Lavarand. Dabei handelt es sich vor allem um Moos, das unter starker Dampf- und Rauchentwicklung verglüht. Im gesamten Areal herrscht Smog, der die Luftqualität stark beeinträchtigt und – zusammen mit der Bewölkung – die Sicht auf das eruptive Geschehen einschränkt.

Während der Tremor stabil ist und sich im Diagramm seitwärts bewegt, zeigen die GNSS-Daten eine nach oben gerichtete Kurve. Die Bodenhebung verläuft jedoch langsamer, als es die Messpunkte gestern noch vermuten ließen. Wie immer gilt: Es gibt eine gewisse Streuung der Messwerte, und man muss sie über mehrere Tage beobachten, bevor sich ein gemittelter Graph ergibt. Dennoch verläuft die Bodenhebung schneller als vor Beginn der Eruption – und das, obwohl der Vulkanausbruch noch aktiv ist. Die Druckentlastung im oberen Magmenspeicher ermöglicht es dem Magma aus tieferen Bereichen, schneller aufzusteigen. Wenn sich das obere Reservoir zunehmend füllt, verlangsamt sich der Magmaaufstieg, und die Geschwindigkeit der Bodenhebung nimmt ab.

Meiner Einschätzung nach gibt es bislang keine Anzeichen dafür, dass die Magmenakkumulation in der Tiefe stoppt oder signifikant nachlässt. Die Eruptionen auf der Reykjanes-Halbinsel werden uns wohl noch länger begleiten – auch wenn sich das eruptive Muster ändern und Ausbrüche an anderer Stelle auftreten könnten. Das Krýsuvík-System halte ich dabei für einen geeigneten Kandidaten: Die anhaltenden Schwarmbeben deuten darauf hin, dass sich im tieferen Untergrund etwas tut – auch wenn an der Oberfläche bislang keine stärkeren Bodendeformationen festzustellen sind.

Generell könnten die isländischen Spezialisten vom IMO recht behalten: Die nächste Eruption könnte noch im Herbst stattfinden, wahrscheinlich Richtung Ende November/Anfang Dezember.

Island: Vulkanausbruch hält am 18. Juli an

Eruption auf Island hält an und nimmt den gewohnten Verlauf – Bodenhebung setzte bereits wieder ein

Reykjavik, 18.07.2025Der Vulkanausbruch, der vor 2 Tagen auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel begann, geht auch heute weiter. Die Eruption verhält sich ähnlich wie die vorausgegangenen Ereignisse entlang von Sundhnúkur und nimmt ihren gewohnten Verlauf: Nach einer starken Initialphase mit der Bildung einer langen Eruptionsspalte und hohem Lavaausstoß nimmt die Aktivität von den Enden der Spalte her ab. Zuletzt konzentriert sich die Tätigkeit auf einen Bereich im Zentrum der Spalte, so wie es aktuell auch der Fall ist.

Lage der Spalte. © IMO

Allerdings kann es gefährlich sein, sich an Eruptionen oder deren Verlauf zu gewöhnen, denn manchmal werden bekannte Muster durchbrochen und man erlebt eine Überraschung. Die Initialphase der neunten Eruption seit November 2023 verlief etwas langsamer, als es bei den Vorgängern der Fall war. Gestern hüllte sich der Ort des Geschehens die meiste Zeit in Wolken, so dass der Vulkanausbruch im Verborgenen ablief. Erst gegen Abend klarte es längere Zeit auf. Zu diesem Zeitpunkt meldete IMO, dass etwa 10 Stellen entlang der Spalte noch aktiv waren. Auf den Livecams konnte man heute nur einen kleinen aktiven Abschnitt der Spalte beobachten und dieser war auch nur teilweise einsehbar: Entlang eines kleinen Segments der Spalte hat sich ein länglicher Wall aus Tephra gebildet. In diesem langgestreckten Schlackenkegel sind noch 3–4 Schlote aktiv. Der mittlere dieser Schlote fördert die höchste Lavafontäne, die vielleicht bis zu 50 m hoch wird. Die Schlote an den Seiten sind strombolianisch tätig oder zeigen Lavaspattering. Die Fontäne speist einen Lavastrom, der bis außerhalb des Sichtbereichs der Kamera fließt und mindestens mehrere Hundert Meter lang ist. Gestern Abend wurde eine Wärmestrahlung mit fast 3000 MW-Leistung gemessen. Zu diesem Zeitpunkt war der Lavastrom möglicherweise länger als 1 Kilometer.

Der Tremor hat deutlich abgenommen, ist aber noch erhöht. Die Bodenhebung folgte dem Tremor und fiel anfangs steil ab. Inzwischen hat sich die Subsidenz nicht nur deutlich verringert, sondern scheint bereits wieder in eine vergleichsweise schnelle Hebung infolge von Inflation übergegangen zu sein. Das bedeutet, dass deutlich weniger Lava eruptiert wird, als in der Tiefe aufsteigt und sich im Magmenkörper unter Svartsengi akkumuliert. Der nächste Ausbruch ist somit praktisch schon in Vorbereitung, obwohl die aktuelle Eruption noch nicht vorbei ist und noch tagelang weitergehen könnte. Eine Verstärkung der aktuellen Eruption ist ebenfalls möglich.

Auch wenn noch keine offiziellen Daten zur Eruption vorliegen, scheint sie bis jetzt zwar nicht zu den größten der Serie zu zählen, wesentlich kleiner war sie aber meiner Einschätzung nach bis jetzt auch nicht. Da das Eruptionszentrum fernab von Infrastruktur lag, verlief sie bis jetzt aber glimpflich.

Island: Länge der aktiven Eruptionsspalte verkürzte sich

Vulkanausbruch bei Sudhnúkur auf Island hält an – Aktiver Teil der Eruptionsspalte kürzer

Reykjavik, 17.07.2025Der Vulkanausbruch auf Island geht weiter, hat sich aber seit der Hochphase gestern Vormittag abgeschwächt. Während die Gesamtlänge der aktiven Eruptionsspalte gestern Vormittag fast 3000 m betrug, ist sie jetzt nur noch wenige hundert Meter lang. Die genaue Größe lässt sich aufgrund des dichten Nebels nicht abschätzen. Auf einer Livecam konnte man heute Morgen einen Blick auf ein relativ kurzes aktives Teilstück der Spalte erhaschen, die sich nordöstlich von Stóra Skógfell befindet.

Die Seismizität und der Tremor sind weiterhin stark rückläufig und halten sich an bekannte Muster, wie wir sie bei den meisten vorherigen Eruptionen auch gesehen haben. Die Gefahr, dass sich die Eruption wieder verstärkt und ausdehnt, ist gering, aber nicht gleich null.

Erste Daten von IMO zeugen davon, dass sich das neu entstandene Lavafeld bis gestern Mittag auf 3,2 Quadratkilometer ausgedehnt hatte. Die Lava fließt überwiegend in Richtung Osten, wo sie Senken im Gelände auffüllt. Die Region ist nicht bebaut und Infrastruktur ist zurzeit nicht gefährdet. Die Eruptionsspalte drang so weit in Richtung Norden vor, wie es bei noch keiner der vorangegangenen Eruptionen seit November 2023 der Fall gewesen war. Damit folgt die Spalte der Spur des Ganges, der sich beim Ereignis im April gebildet hat, und nähert sich weiter dem Highway zwischen Keflavik und Reykjavik an. Die Reykjanesbraut ist eine der wichtigsten Verkehrsadern Islands und das Küstengebiet nördlich der Straße ist besiedelt. Sollte der Lavastrom einer der nächsten Eruptionen die Straße unterbrechen, dann hat man ernste Schwierigkeiten. Mich würde es nicht wundern, wenn bald neue Diskussionen um den Bau eines weiteren Flughafens in der Nähe von Reykjavik entbrenne würden, auf dem auch größere Jets landen können. Vermutlich wäre es aber weise, so einen Flughafen nicht im Norden von Reykjanes zu bauen, sondern lieber östlich von Reykjavik.

Für das Eruptionsgebiet gilt die höchste Gefahrenwarnstufe. Während der Badebetrieb der Blauen Lagune heute weitergeht, ist der Zugang nach Grindavik für Touristen gesperrt. Urlauber, die den dortigen Campingplatz nutzen wollen, dürften enttäuscht sein. In der Stadt haben sich scheinbar einige Risse gebildet, die bereits verfüllt werden.

Island: Eruptionsspalte verlängerte sich am Vormittag

Eruptionsspalte verlängerte sich im Laufe des Vormittags – weitere Spaltenöffnung nahe Fagradalsfjall

Reykjavik, 16.07.2025Der neunte Vulkanausbruch entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe geht weiter, doch der Tremor schwächt sich bereits ab. Auch die Erdbeben haben praktisch aufgehört, was darauf hindeutet, dass die Gangbildung abgeschlossen ist. Zuvor öffneten sich im Laufe des Vormittags weitere Spaltensegmente, so dass sich die ursprüngliche Spalte auf gut 2400 m verlängerte. Westlich des Fagradalsfjall entstand eine 500 m lange Spalte. 

Wie der aktuelle Stand der Eruption ist, lässt sich leider nicht sagen, denn das Wetter ist schlecht und die Livecams sind in Wolken gehüllt. Aus den isländischen Presseberichten geht hervor, dass die Entwicklung der Eruptionsspalte ungewöhnlich dynamisch war und sich über mehrere Stunden erstreckte. Zunächst wurde die Eruption von den IMO-Fachleuten als vergleichsweise klein beschrieben und offenbar wollte man die Fehleinschätzungen der letzten Tage nicht eingestehen, denn es hieß, dass die Eruption startete, obwohl man meinte, dass der Magmenkörper unter Svartsengi noch nicht über das entsprechende Volumen verfügte. Zu dem Zeitpunkt, als die Eruptionsspalte zwischen 700 und 1000 m lang war, wurde die Förderrate mit ca. 500–700 Kubikmetern pro Sekunde angegeben. Das entspricht etwa einem Drittel der bei früheren Eruptionen geförderten Höchstrate. Doch zu diesem Zeitpunkt hielten die Erdbeben noch an und der unterirdische Gang breitete sich aus und offenbar brach das Magma auch bis zur Oberfläche durch, wie die weiteren Spaltenöffnungen belegen. Bis zum Mittag dürfte die Förderrate temporär an jene anderer starker Eruptionen gereicht haben.

Dass man vor Ort völlig überrascht war, zeigt auch der Umstand, dass der Bürgermeister von Grindavik nicht informiert wurde, als die seismische Krise begann. Fannar Jónasson meinte, dass es nicht so schlimm sei, weil sich die Eruptionsspalte weit im Norden von Sundhnúkur geöffnet habe, und spekulierte, dass IMO vielleicht unter Personalmangel leidet, weil auch viele Mitarbeiter in den Ferien sind. Am Morgen übernahm dann der Zivilschutz das Kommando und rief den Notstand aus. Grindavik ist nun wieder touristisches Sperrgebiet.

Das Thermalressort „Blaue Lagune“ und das Geothermalkraftwerk wurden vor Grindavik evakuiert. Der Polizeichef von Suðurnes wies darauf hin, dass Touristen das Gebiet der Eruption nicht betreten dürfen. Außerdem wurde eine Flugverbotszone für Drohnen eingerichtet. Medienvertreter dürfen zumindest bis nach Grindavik.

Die Geschehnisse zeigen einmal mehr, wie schnell sich Situationen in Vulkangebieten ändern können und wie schnell selbst Fachleute falsche Prognosen erstellen können. Daher gilt es, an Vulkanen immer mit allem zu rechnen.

Island: Vulkanausbruch Nr. 9 hat nachts begonnen

Auf Island hat der 9. Vulkanausbruch in Folge begonnen – Lavafontänen entlang einer Eruptionsspalte

Reykjavik, 16.07.2025Heute Nacht begann auf Island der 9. Vulkanausbruch in Folge. Um 03:54 Uhr begann sich im nördlichen Bereich der Sundhnúkur-Kraterreihe eine Eruptionsspalte zu öffnen, die eine Länge von mehreren hundert Metern erreicht. Lavafontänen bilden einen Vorhang aus Lava und speisen Lavaströme, die zu den Seiten abfließen. Infrastruktur ist bis jetzt nicht gefährdet. Die gesundheitsschädliche Gaswolke zeiht Richtung Norden.

Seismische Krise begann nach Mitternacht

Die Eruptionsspalte liegt nordöstlich der vulkanischen Erhebung Stóra Skógfell und südöstlich von Litla-Skógfell und damit in der Region, auf der sich bereits im August 2024 die Eruption konzentrierte. Sie befindet sich deutlich weiter nördlich, als sich die meisten anderen Spalten öffneten. Bis jetzt handelt es sich um eine nicht ganz so große Eruption. Doch wie anhaltende Erdbeben zeigen, geht sie wahrscheinlich wieder mit der Bildung eines magmatischen Ganges einher, der sich entlang der gesamten Länge der Sundhnúkur-Kraterreihe erstreckt. Die Beben beginnen am nördlichen Stadtrand von Grindavík und reichen im Norden fast bis zu dem Highway zwischen Keflavík und Reykjavík. Der magmatische Gang wird aber nicht bis in die äußeren Bebenzonen ragen, sondern etwas kürzer sein. Die Erdbeben begannen diesmal früher als vor den letzten Eruptionen und setzten kurz nach Mitternacht (UTC) ein.

Für die IMO-Vulkanologen kam die Eruption offenbar überraschend, denn sie schrieben noch gestern, dass sich erst zwei Drittel des Magmas wieder akkumuliert hätten, das bei der letzten Eruption im April eruptiert wurde bzw. in den damals sehr langen Gang abfloss. Ich habe in meinem Update gestern vorsichtig vor einer möglicherweise bevorstehenden Eruption gewarnt und rechnete bereits in den letzten Wochen mit einer Eruption in der zweiten Julihälfte. Die aktuellen Vorgänge scheinen meine These zu stützen, dass bei der großen Gangbildung im April ein Großteil der Schmelze aus dem tief unter Fagradalsfjall liegenden Magmaspeicher stammt. Die eruptierte Lava kam hingegen aus dem flacheren Speichersystem unter Svartsengi.

Mit dem Eruptionsbeginn haben wir auch die Bestätigung, dass die korrigierten GNSS-Messdaten gestern richtig waren: Sie zeigten eine stagnierende Bodenhebung und der Graph bewegte sich einige Tage seitwärts. In dieser Zeit floss das Magma bereits unterirdisch aus Richtung Svartsengi nach Sundhnúkur ab. Offenbar gibt es ein offenes Fördersystem, denn die Seismizität war nur marginal erhöht und verlief längs der Kraterreihe und nicht von West nach Ost.

Island: Störung in den GNSS-Messdaten behoben

IMO behebt Fehler in den GNSS-Messungen – Bodenhebung bei Svartsengi scheint zu stagnieren

Reykjavik, 14.07.2025Das isländische Wetteramt hat nach einer Woche der Fehlersuche nun herausgefunden, warum die GNSS-Messungen einen Sprung machten und ungenau waren. Die Ursache lag nicht etwa in einem Sonnensturm, sondern im Wesentlichen daran, dass am 7. Juli ein neuer Satellit aktiviert wurde, der am 30. Mai in die Umlaufbahn geschossen wurde. Man hatte offenbar vergessen, die hierfür nötigen Korrekturwerte in das System einzugeben. Das Problem wurde durch eine weitere Störung in der Datenverarbeitung verschärft, da Daten ausländischer Stationen nicht richtig übertragen wurden.

Bodenhebung SENG. © IMO

Die Probleme wurden nun behoben und die Messungen der letzten Woche korrigiert. Der resultierende Graph zur Bodenhebung bei Svartsengi überzeugt allerdings wenig, denn es wird praktisch eine Stagnation der Hebung angezeigt. Solche Stagnationen sahen wir im letzten Jahr öfters, entweder unmittelbar vor einer Eruption oder einige Tage davor. Betrachtet man allerdings die Messreihen der Universität Reykjavik, dann scheint sich die Bodenhebung unbeirrt fortzusetzen. Interessant ist aber, dass bei diesen Messreihen ein horizontaler Bodenversatz in südliche Richtung angezeigt wird, der sehr wohl andeuten könnte, dass Magma begonnen hat, ins Fördersystem und Richtung Sundhnúkur zu fließen.

Die Erdbebenaktivität bei Sundhnúkur ist heute allerdings nicht erhöht und bewegt sich im Rahmen, den wir letzte Woche gesehen haben. Einen kleinen Schwarm gab es wieder offshore bei Eldey. Das Krysúvik-System wurde von mehreren Erdbeben erschüttert.

Weiterhin auffällig ist die Seismizität bei der Hekla im Süden Islands, wo es an der Störung, die ca. 10 Kilometer südwestlich der Basis des Vulkans liegt, weitere Erschütterungen gab. Ob sie rein tektonischer Natur sind oder mit Fluidbewegungen zusammenhängen, ist Gegenstand von Spekulationen. Eine Bodenhebung kann weder an der Hekla noch an der benachbarten Katla eindeutig diagnostiziert werden.