Vulkan Askja am 18.07.23

Staat: Island | Koordinaten: 65.03, -16.75 | Aktivität: Fumarolisch

Inflation in der isländischen Askja-Caldera bleibt hoch

Obwohl im Augenblick alle Augen auf die Eruption am Fagradalsfjall gerichtet sind, bleibt es an einem weiteren isländischen Vulkan spannend! Gemeint ist die Askja, deren Caldera zum Teil vom See Öskjuvatn eingenommen wird. Die GPS-Stationen nordwestlich des Sees zeigen eine lineare Bodenhebung an. Die Messstation OLAC wies bis Anfang Juni mit 60 cm die stärkste Bodenhebung auf, allerdings gab es von dieser Station seitdem keine neuen Daten mehr. An der Station KASC beträgt die Bodenhebung inzwischen 42 cm. Die isländischen Vulkanologen gehen davon aus, dass die Bodenhebung von Magma hervorgerufen wird, das sich in ca. 3 km Tiefe ansammelt. Sollte dem so sein, könnte sich eine größere Eruption anbahnen, wobei bis jetzt unklar ist, ob sie effusiver oder explosiver Natur sein wird. Auch eine Mischform kommt infrage.

Die Bodenhebung wird von InSAR-Aufnahmen bestätigt. Die Farbringe liegen im Nordwesten der Caldera am engsten zusammen, entsprechend ist hier die Inflation am größten. Die Bodenhebung hat aber praktisch den gesamten Calderabereich erfasst. Die innere Öskjuvatn-Caldera entstand im Jahr 1875 bei einer plinianischen Eruption. Ein vergleichbarer Vulkanausbruch heutzutage würde sehr wahrscheinlich den Flugverkehr massiv beeinträchtigen.

Die Bodenhebung wird von einer moderaten Seismizität begleitet. Neben einzelnen Erdbeben, die praktisch täglich stattfinden, gibt es auch immer wieder Schwarmbeben. Vor dem Einsetzen einer Eruption würde ich eine seismische Krise erwarten.

Während des Winters machte die Caldera Schlagzeilen, weil es zu einer ungewöhnlichen Eisschmelze kam, die wohlmöglich durch Hydrothermie ausgelöst wurde.

Die Hebungsphase begann im September 2021, als ich das letzte Mal auf der Insel war. Sollte die Fagradalsfjall-Eruption anhalten, plane ich für August/September einen erneuten Besuch der Insel. Eigentlich wäre das ein toller Zeitpunkt für eine Eruption der Askja

Fagradalsfjall-Litli-Hrútur-Eruption am 17.07.23

Zugang zur Eruptionsstelle wieder gestattet

Heute Nachmittag kam das langersehnte „Go“ zur erneuten Öffnung der Eruptionsstelle der Fagradalsfjall-Eruption. Der Zugang wird allerdings kontrolliert und ist nur vom Parkplatz 2 am Fagradalsfjall möglich. Auf der Karte sieht man die erlaubte Wanderroute blau eingezeichnet. Das rot schraffierte Gebiet ist Sperrgebiet und darf nicht betreten werden. Dies ist wohl eine Konsequenz der Eskapaden einiger Besucher der Eruptionsstelle, bevor sie am Donnerstag geschlossen wurde. Man darf sich der Spalte wohl nur bis auf 1 km annähern. Auch der ideale Aussichtspunkt auf dem Litli-Hrútur liegt innerhalb des Sperrgebiets, was ich sehr schade finde. Was man von den zugänglichen Orten aus sieht, werden bestimmt die Fotos zeigen, die man in den nächsten Stunden in den sozialen Medien präsentiert kriegen wird. Drohnenpiloten dürfte die eingeschränkte Annäherung egal sein, denn sie genießen den Vulkan aus der Vogelperspektive. Der zuständige lokale Polizeichef hat angekündigt, dass die Gegend weiterhin kontrolliert wird und das Wanderer, die sich nicht an die Regeln halten, aus dem Gebiet verwiesen werden. tatsächlich suchte man auch letzte Nacht wieder nach Vulkanspottern, die sich offenbar ins Sperrgebiet geschlichen hatten und deren geparkte Fahrzeuge entdeckt wurden. Außerdem wurden an geparkten Autos in der Gegend des Sperrgebiets Strafzettel gehängt. Die Höhe des Bußgelds stand auf diesen nicht.

Der Vulkanausbruch selbst geht weiter und je mehr sich der Krater schließt, desto höher werden die Lavafontänen. Der Pegel des Lavastroms in seinem Kanal war heute recht niedrig. Es kann aber jederzeit zu Blockaden und einem Lavaüberlauf kommen. Die Erdbebenaktivität fluktuiert und es wechseln sich vergleichsweise ruhige Phasen mit stärkeren Phasen ab. Gerade kam es zu einer intensiveren Tremorphase. Am GPS-Messpunkt am Fagradalsfjall wird weiter Subsidenz infolge von Deflation gemessen. Sie beträgt bereits 6 cm und ist damit doppelt so groß wie die hier gemessene Bodenhebung vor der Eruption.

Kleiner Hinweis: In den nächsten Tagen wird Vnet nicht so regelmäßig wie gewohnt aktualisiert. Ich bitte um Verständnis.

Fagradalsfjall- Litli-Hrútur- Eruption auf Island am 16.07.23

Fagradalsfjall- Litli-Hrútur Eruption: Zugang bleibt gesperrt

Der Vulkanausbruch auf Island, der letzten Montag begann, geht ohne große sichtbare Änderungen weiter. Der Kegel um die Förderschlote wächst und schließt sich immer mehr. Gestern wurde berichtet, dass der Kegel 22 m hoch sei und täglich um etwa 3 Meter wächst. Die Lavafontäne reicht kaum bis über den Kraterrand hinaus. Sie speist einen Lavastrom, der in Richtung Südwesten fließt und ein Tal vor dem eigentlichen Fagradalsfjall-Gebiet langsam füllt. Jüngst kam es zum Kontakt des neuen Lavastroms mit der Lava vom letzten Jahr.

Die Gasbelastung der Luft bleibt groß, hinzu kommt der Smog vom Moosbrand. Gestern bekämpfte man die Feuer im Westen des neuen Kegels per Hubschrauber. Heute wollte man sich die andere Seite vornehmen. Auf den Webcam-Aufnahmen sieht es allerdings so aus, als wären die Löschbemühungen von bescheidenem Erfolg gekrönt gewesen, denn es brennt weiterhin. Der Wind ist nicht mehr so stark wie gestern, was zur Folge hat, dass sich die Gegend um die Eruption mächtig eintrübt.

Heute Morgen tagten die Verantwortlichen auf Island und beschlossen, den Zugang zur Eruption und zum Fagradalsfjall gesperrt zu lassen! Als Grund wird die starke Luftverschmutzung angegeben, aber sicherlich spielen auch die teils befremdlich anmutenden Szenen eine Rolle, die sich in den ersten Tagen der Eruption vor Ort abgespielt haben. Darüber, dass zig Leute auf dem neuen Kraterkegel herumturnten und Leute ihre Kräfte in Bezug zum langen Anmarsch überschätzten, habe ich bereits geschrieben. Eine Leserin berichtete mir heute von ihrem tollen Erlebnis vor Ort, erzählte aber auch, dass Betrunkene nebst ihren Wodkaflaschen auf dem gerade oberflächlich abgekühlten Lavastrom lagen und schliefen. Man weiß nicht, ob es Touristen oder Einheimische waren, aber erfahrungsgemäß benehmen sich die meisten Touristen derart daneben. Auf Bali hat das ja bereits zur dauerhaften Sperrung der Vulkane geführt. Angesichts solcher Ereignisse frage ich mich immer öfter, wo das alles noch hinführen soll? Auf jeden Fall will man morgen früh die Lage neu beurteilen und entscheiden, ob wieder geöffnet wird.

Übrigens, die Erdbebentätigkeit im Eruptionsgebiet zog heute Nacht wieder etwas an und es kann gut sein, dass aus der Tiefe neue Magma Richtung Oberfläche strömt.

Vulkanausbruch am Fagradalsfjall am 15.07.23

Satellitenfoto der Reykjanes-Halbinsel mit der Eruption. Schön zu sehen sind der Flughafen (links) und die Hauptstadt (rechts oben). © Sentinel-hub

Lavaüberläufe am Fagradalsfjall-Litli-Hrútur während der Nacht

Die Aktivität am isländischen Vulkan Fagradalsfjall geht fast unverändert weiter. Die Aktivität konzentriert sich auf Förderschlote im neuen Kraterkegel, der zusehends höher wird und dessen Öffnung sich verkleinert. Verengt sich der Krater weiter, könnte es sein, dass die Lavafontäne höher steigt, da sie sich nicht mehr ausbreiten kann. Der Lavastrom fließt aus einer Bresche in der Kraterwand und ist im oberen Bereich getunnelt. Während der Nacht kam es offenbar mehrmals zu Blockaden im Tunnel, so dass der Lavastrom über den Deckel floss und sich schnell ausbreitete. Es ist auch möglich, dass es Phasen mit verstärktem Lavaausstoß gab, die das Überlaufen des Stroms verursachten. Solche Pulse sahen wir vor allem im späteren Verlauf der Eruption von 2021. Sollte es schon Pulse gegeben haben, manifestierten sie sich nicht in eine Verstärkung der Lavafontäne.

Inzwischen sind mehrere Mitglieder der Vulkanologischen Gesellschaft e.V. vor Ort und berichteten, dass der Zugang zum Vulkan weiterhin gesperrt sei. Die Zufahrten der Parkplätze am Fagradalsfjall sind mit Betonblöcken abgesperrt. Wenn man beabsichtigen würde, den Zugang zeitnahe wieder zu freizugeben, hätte man wahrscheinlich nicht aufwendig mit Betonblöcken abgesperrt. Auch die Pisten in Richtung des Eruptionsgebietes sind gesperrt. Wanderungen von Startpunkten jenseits der gesperrten Pisten sind sehr weit und bestenfalls für sehr gut trainierte Vulkanspotter eine Alternative. Klar ist auch, dass an der Eruptionsstelle Einsatzkräfte unterwegs sind und man einer Entdeckeng kaum entgehen dürfte. Von daher bleibt nur die Hoffnung, dass der Zugang doch noch offiziell ermöglicht wird. Es soll Pläne geben, einen näher gelegenen Parkplatz zu schaffen.

Weiterführender Link: Analysen Universität Reykjavik.

Fagradalsfjall- Litli-Hrútur Eruption am 13.07.23

Litli-Hrútur Eruption am Fagradalsfjall geht weiter

Am Montag begann auf Island die sogenannte Litli-Hrútur-Eruption, die auch heute anhält. Auf der LiveCam erkennt man eine kleine Lavafontäne, die sich nur noch wenige Meter über den Lavarand erhebt, der sich inzwischen um den noch aktiven Teil der Eruptionsspalte gebildet hat. Da der Bildausschnitt der Kamera eng gefasst ist, erkennt man auf der Livecam nichts vom Lavastrom, doch ich gehe davon aus, dass er durch eine Bresche im Südwesten des länglichen Kraterrands abfließt und in Richtung Fagradalsfjall strömt. Wahrscheinlich fließt die Lava bereits zum Teil unterirdisch durch Tubes, wobei es auch zum Überlaufen der Lava kommen kann. Die Seismizität ist heute weiter zurückgegangen, und es sieht so aus, als wäre der Magmanachschub aus der Tiefe dabei zu versiegen. Offizielle Informationen gibt es dazu nicht.

Die isländischen Medien berichten momentan ausführlicher über die Schaulustigen am Vulkan als über die Eruption selbst. Gestern Abend um 22 Uhr sollen noch 400 Autos auf dem Parkplatz gestanden haben. Hier ist wieder eine Kontroverse entbrannt, wie man den Zugang zur Eruption besser regeln kann, denn es sind wie immer Menschen unterwegs, die weder von Vulkanen eine Ahnung haben noch erfahrene Wanderer sind. Folglich kommt es zu Fehleinschätzungen und Menschen, die sich bei der 10 km langen Wanderung zum Vulkan verlaufen, verletzen oder überanstrengen. Gestern mussten die Rettungskräfte 7 Personen aus dem Gelände bergen. Die Einsatzkräfte kommen an ihr Limit, und die Regierung hat für Freitag eine Sondersitzung angekündigt, auf der diskutiert werden soll, wie man den Zugang zur Eruptionsstelle besser regeln kann. Es wurde in Aussicht gestellt, im Eiltempo weitere Ranger einzustellen und das Personal aufzustocken.

Das dritte Jahr infolge wird davor gewarnt, das neu entstandene Lavafeld zu betreten, da Lebensgefahr droht. In einem Mbl-Interview sagte der ICE-SAR-Sprecher Jón Þór Víglundsson, dass es klar sei, dass Wanderer, die auf dem Lavafeld in Schwierigkeiten geraten, nicht schnell gerettet werden könnten. Der einzige Weg sei ein Einsatz mit dem Rettungshubschrauber. Zu Fuß würden keine Rettungskräfte den Wanderern auf das Lavafeld folgen.

Vulkanausbruch auf Island am 12.07.23

Der Vulkanausbruch beim Fagradalsfjall geht abgeschwächt weiter

Die Spalteneruption, die am Montagnachmittag auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel begann, hat sich gestern deutlich abgeschwächt, hält aber noch an. Die Aktivität konzentriert sich auf wenige Schlote der Spalte, die sich als erstes geöffnet hatte. Um die Förderschlote wächst aktuell ein Schlackenkegel. Es wird eine bis zu 30 m hohe Lavafontäne gefördert, wie wir es bereits von der Eruption im letzten Jahr her kennen. Der größte Teil des Lavastroms, der in Richtung Fagradalsfjall fließt, ist inzwischen gedeckelt, doch zwischendurch kommt es zu Lavaüberläufen an der Oberfläche.

Der Tremor nahm stark ab. Die Erdbebenaktivität ist ebenfalls stark rückläufig, aber immer noch erhöht. Es könnte also weiter Magma aufsteigen, wobei das bereits vorhandene Material im Magmatischen Gang noch lange nicht vollständig eruptiert sein dürfte. Die Vulkanologen von IMO schrieben gestern, dass ein neues Interferogramm des Zeitraums 09.-10. Juli zeigte, dass der Magmatische Gang kurz vor der Eruption noch einen Kilometer länger wurde und bis unter die Vulkanerhebung des Keilir reicht. Dabei verengten sich alte tektonische Spalten an den Flanke des Gangs, was bedeutet, dass dieser sich in der Breite ausdehnte. Es wird darauf hingewiesen, dass sich jederzeit neue Eruptionsspalten im Bereich des Gangs öffnen könnten, so wie es bei der Eruption 2021 der Fall gewesen war. Am wahrscheinlichsten sei die Entstehung neuer Spalten im Bereich der aktuell tätigen Fissur bei der Erhebung Litli-Hrútur. Das neu entstandene Lavafeld wird Driffellshraun genannt. Wie so oft zeigen sich die Isländer ziemlich kreativ bei der Namensgebung ihrer Eruptionen und es dauert einige Tage, bis sich ein allgemein gültiger Name durchgesetzt hat.

Der Zugang zur Eruptionsspalte wurde freigegeben und Touristen ist eine Besichtigung des Naturspektakels erlaubt. Es wird betont, dass man pro Weg 10 km Wandern muss, also 20 km die Gesamtstrecke und das nur fitte Wanderer den Weg riskieren sollte. Außerdem ist die Luftqualität in dem Gebiet schlecht: nicht nur die vulkanischen Gase sorgen für Luftverschmutzung, sondern auch Moosbrände. Die beigefügte Karte zeigt den offenen Wanderweg. Ein Zugang über andere Routen ist nicht gestattet. Geparkt werden darf nur in aufgewiesene Arealen (die wahrscheinlich kostenpflichtig sind und nur über eine Smartphone-App bezahlt werden können) und nicht am Straßenrand.

Die Fotos aus dem eingebetteten FB-Beitrag unten zeigen die Eruption am ersten Abend.

Vulkan Fagradalsfjall-Eruption – Status am 11.07.23

Eruptionsspalte gestern Abend. © Isak Finnbogason

Der Vulkanausbruch bei Litli Hrútur am Vulkan Fagradalsfjall geht weiter

Der Vulkanausbruch, der gestern um 16:40 Uhr in der Nähe von Litli Hrútur auf Island begann, geht weiter. Während des Initialstadiums der Eruption öffnete sich eine ca. 200 m lange Eruptionsspalte, die sich innerhalb von ca. 2 Stunden auf 900 m verlängerte. Zahlreiche kleine Lavafontänen schossen aus der Spalte hoch und förderten einen Lavastrom, der in Richtung des südwestlich gelegenen Vulkans Fagradalsfjall strömte. Die erste Schätzung der Ausstoßmenge zu Beginn des Ausbruchs ist im Vergleich zu früheren Ausbrüchen in diesem Gebiet deutlich höher. Die Wissenschaftler vom IMO betonen, dass die Gasverschmutzung im Umfeld des Ausbruchs hoch und gefährlich ist. Das Gas wird in Richtung Reykjanes geweht und verbreitet sich auch in der Hauptstadtregion. Reisenden wird geraten, sich nicht in das Gebiet zu begeben, bis die Einsatzkräfte die Möglichkeit hatten, die Lage zu beurteilen. Gasverschmutzung in der Nähe des Ausbruchs kann gefährlich sein. Auch an steilen Hängen ist Vorsicht geboten, denn nach den starken Erdbeben kann es zu Steinschlag kommen.

Die starke Seismizität ließ bereits in den Stunden vor dem Vulkanausbruch nach und ist bis heute Morgen immer noch erhöht. Neben den Erdbeben, die schwächere Erschütterungen zum Teil überlagerten, wurde ein vergleichsweise schwacher Tremor registriert.

Aktuell sieht man auf einer neu positionierten Livecam, dass der größte Teil der Eruptionsspalte seine Aktivität bereits eingestellt hat. Die Eruption konzentriert sich auf einen Teil der Spalte im zuerst gebildeten Spaltenbereich. Hier wird eine langgestreckte Lavafontäne ausgestoßen. Der Lavastrom fließt entlang der Spalte und könnte die weiter unten liegenden Teile des Risses verkleben.

Wie lange der Ausbruch anhalten wird, ist ungewiss. Nach dem starken Magmenaufstieg der letzten Tage wird er wohl nicht ganz so schnell enden. Es liegt im Bereich des Möglichen, dass sich neue Spalten entlang des magmatischen Gangs öffnen werden, besonders, wenn es zu einer Pause an der aktuellen Eruptionsstelle kommen sollte.

Fagradalsfjall mit Vulkanausbruch am 10.07.23

Eruptionsspalte mit Lavastrom bei Litla Hrêt. © IMO

Erwartete Eruption auf Island hat begonnen

Am späten Nachmittag öffnete sich gegen 16:20 Uhr (Ortszeit) eine erste ca. 200 m lange Eruptionsspalte nahe dem isländischen Vulkan Fagradalsfjall. Die Spalte befindet sich nordöstlich des Vulkans an einem Ort, der Litla Hrêt genannt wird. Er wurde in den letzten Tagen als einer der wahrscheinlichen Eruptionsorte gehandelt. IMO schreibt, dass der Fußmarsch dorthin lang sei und man sich besser noch nicht auf dem Weg macht, sondern wartet, bis Experten die Eruptionsstelle gesichtet und freigegeben haben. Für mich hört sich das noch nicht nach einer Vollsperrung an.


Nach der Phase mit intensiven Magmenaufstiegs scheint der aktuelle Ausbruch erst einmal überraschend klein zu sein, doch man weiß ja noch nicht, wie er sich weiter entwickeln wird. Sowohl der Ausbruch von 2021, als auch die enorm große Bardarbunga-Eruption im Jahr 2014 begannen ähnlich bescheiden wie die aktuelle Eruption, bevor sie sich enorm verstärkten.

Das Gelände hinter dem Fagradalsfjall ist flach und es gibt keine Täler zu füllen. Die Lava folgt einem schwachen Gefälle in Richtung Fagradalsfjall, wo sie auf die vulkanische Erhebung stoßen wird, die ein natürliches Hindernis darstellt. Wenn das Gefälle ausgeglichen ist, könnte die Lava in Richtung Norden fließen.

Auf einem der Livestreams sieht man den Ausbruch dampfen. Die Kamera steht auf einer vulkanischen Erhebung, die ich noch zum Fagradalsfjall-Komplex rechnen würde. Es scheint ein altes Eruptionszentrum gewesen zu sein, denn man kann auf Satellitenaufnahmen eine leichte Depression im Gipfelbereich erkennen, die mal ein Krater gewesen sein könnte.

Livestream Keilir. © RUV

Für mich persönlich kommt der Ausbruch mal wieder zur ungünstigsten Zeit, da ich nächste Woche Familienurlaub in Kenia machen werde. Für mich kommt eine Island-Reise dann erst danach in Betracht.

Update 21:30 Uhr: Inzwischen haben sich 2 weitere kurze Spalten im Bereich der ersten Eruptionsspalte geöffnet. Die beiden neuen Spalten liegen leicht seitlich versetzt zur ersten Spalte. Ich schätze die Gesamtlänge auf gut 350 m. Die Erste Spaltet öffnete sich genau auf einer Jeep-Piste.

Es liegen Berichte vor, nach denen Wanderer aus dem Eruptionsgebiet evakuiert wurden. Straßensperren werden errichtet und die zuvor angekündigte Sperrung des Eruptionsgebiets etabliert.

Vulkan Fagradalsfjall mit Update am 07.07.23

Vulkanausbruch am Fagradalsfjall könnte stärker werden

Während der Vulkanausbruch am isländischen Vulkan Fagradalsfjall auf sich warten lässt, werden die Erwartungen an den Vulkan immer größer. Isländische Forscher haben die neusten geophysikalischen Daten durch den Computer laufen lassen und renderten ein Modell des magmatischen Gangs, der sich zwischen den Vulkanen Fagradalsfjall und Keilir ausbreitet. Laut IMO-Expertin Lovísa Mjöll Guðmundsdóttir zeigt das Modell einen Lavazustrom von 88 Kubikmeter pro Sekunde. Damit fließt fast doppelt soviel Lava in den Dyke wie vor der letzten Eruption im August 2022, als etwa 49 Kubikmeter Inflation pro Sekunde berechnet wurden. Im Vergleich zu 2021 ist das Verhältnis noch größer: Damals kam man auf einen Zustrom von 34 Kubikmeter pro Sekunde. Allerdings war die Eruption im letzten Jahr wesentlich kurzlebiger als der Erste Ausbruch 2021 als langfristig gesehen deutlich mehr Lava austrat. Dennoch meinen die Forscher, dass die Initialphase eines neuen Ausbruchs stärker sein könnte, als bei den beiden vorherigen Eruptionen. Sollte es so kommen, dann kann man davon ausgehen, dass der Zugang zur Eruptionsstelle nicht so schnell für Neugierige freigeben wird. Da die Erdbeben bis 1 km an die Erdoberfläche heranreichen, könnte ein Vulkanausbruch bald losgehen.

Mich erinnert das Geschehen an die Aufheizphase vor dem ersten Ausbruch, die sich über Wochen hinzog. Damals akkumulierte sich mehr Magma im Gang, als vor der zweiten Eruption. Es baute sich so ein großer Druck auf, dass das Magma nach der Entleerung des Dyks direkt aus dem Bereich der Asthenosphäre aufstieg und ohne längeren Reifungsprozess in der Erdkruste eruptiert wurde.

Schaut man sich die Lage der Erdbeben in der von Mike entdeckten 3D-Grafik an, dann erkennt man, dass sich das Magma in einer Tiefe zwischen 5 und 10 km seitwärts auszubreiten scheint und sich dort ein Magmenkörper nicht nur in Richtung Keilir ausdehnt, sondern weit darüber hinaus. Der magmatische Gang könnte demnach über 10 km lang sein und somit doppelt so groß wie vor der Eruption 2021.

Auf der erwähnten Grafik erkennt man auch einen zweiten Bebencluster. Dieser manifestiert sich vor der Südwestspitze der Reykjanes-Halbinsel und setzt sich nicht bis zur Erdoberfläche fort. Das stärkste Erdbeben dort brachte es auf M 4,4 und ereignete sich etwa 3,3 km nordöstlich der Felseninsel Eldey. Die IMO-Forscher halten die Beben dort für tektonisch und sehen keine Hinweise für Magmenaufstieg, dennoch wurde der Alarmstauts auf „gelb“ erhöht.

Eldey gehört zum Vulkansystem von Geirfuglasker, das auf dem submarinen Teil des Reykjanes-Rücken liegt. Die Kollegen von Volcano Café vertreten die These, dass unter diesem System der Island-Mantelplume Magma nach oben pumpt und es eine diagonal verlaufende Verbindung zum Fagradalsfjall gibt. Grund für diese Hypothese liefert wiederum die Lage von Erdbeben.