Fagradalsfjall: Rätsel um schnelle Bodenhebung vor Eruption gelöst

Im letzten Jahr hielt uns der Fagradalsfjall-Ausbruch in Atem und bescherte einigen von uns ein einmaliges Vulkan-Erlebnis. Doch auch schon vor Beginn der Eruption ging es auf, bzw. unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel heiß her: Massive Schwarmbeben sorgten für Aufregung, umso mehr sie teilweise mit starken Bodendeformationen verbunden waren. In schneller Folge hob und senkte sich der Untergrund im Bereich von Grindavik und dem Geothermalkraftwerk Svartsengi. Es kam zu Bodenhebungen von bis zu 12 cm. Kurz darauf senkte sich der Boden wieder. Die Wissenschaftler eines gemeinsamen Forschungsprojektes von Iceland GeoSurvey (ÍSOR) und dem Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ unter Beteiligung der Tschechischen Akademie der Wissenschaften, reagierten sofort und installierten neuen Messsonden auf Reykjanes, um den Vorgängen den Puls zu führen. Jetzt veröffentlichte das internationale Team seine Forschungsergebnisse, in der Zeitschrift Nature Geoscience.

Vulkanausbruch ohne Bildung einer flachen Magmakammer

Das Besondere an der Situation auf Island war, dass die beschriebenen Vorläuferphänomene zu einem Vulkanausbruch an einer divergenten Plattengrenze führte, ohne dass es zur Bildung eines großen Magmen-Reservoirs in 4-5 km Tiefe gekommen wäre. Dass das Magma während des Vulkanausbruchs schnell aus großer Tiefe aufgestiegen war, ergab die Analyse der eruptierten Lava bereits während des Vulkanausbruchs. Was aber, so fragten sich die Wissenschaftler, verursachte die Bodenhebung bei Grindavik, wenn es kein Magmenkörper war, der in die Erdkruste intrudierte? Aus allen verfügbaren Daten modellierten sie nun ein Bild der Vorläuferphänomene. Torsten Dahm, einer der Mitautoren der Studie, erklärte in einer Pressemeldung des GFZ: „Wir waren zunächst verwundert über die relativ schnelle Absenkung unmittelbar nach den Hebungszyklen, die schwer zu erklären ist, wenn Magma in flache Ebenen eingedrungen ist. Schließlich entwickelten wir ein poro-elastisches Modell, bei dem Fluide mit geringer Dichte wie Kohlendioxid in einen bereits bestehenden Grundwasserleiter in vier Kilometern Tiefe an der Wurzel des geothermischen Systems eindringen. Dies löste das Rätsel und konnte überraschenderweise auch die Hebung und das schnelle Absinken zusammen mit den spezifischen Mustern der Seismizität erklären.“

Großes Tiefenreservoir könnte Reykjanes weitere Vulkanausbrüche bescheren

Die Überwachung zeigte deutlich drei Episoden von Hebung und erhöhter Seismizität, denen jeweils ein relativ schnelles Absinken folgte. Vierzehn Monate nach Beginn der Unruhen kam es am Fagradalsfjall, acht Kilometer östlich des Hebungszentrums, zu einem Vulkanausbruch. Unter dem Eruptionszentrum war dann kurz vor der Eruption ein Magmatischer Gang intrudiert. Das Magma stammte aus dem Grenzbereich zwischen Erdmantel und der Erdkruste und stieg aus 15-20 km Tiefe schnell auf. Dort hatte sich ein großes Magemen-Reservoir gebildet, das vom isländischen Wissenschaftler Ólafur Flóvenz wie folgt beschrieben wird: „Wir schätzen, dass das Mindestvolumen des entgasten Magmas unter der Eruptionsstelle mindestens in der Größenordnung von zwei bis neun Kubikkilometern liegt. Nur ein kleiner Teil dieses Volumens wurde bei dem sechs Monate dauernden Ausbruch des Fagradalsfjall eruptiert. Das deutet auf eine große Magmaquelle hin, die für wiederholte Eruptionen in der Zukunft bereit ist.“

Erdbeben-News 01.05.22: Island

Unter Island hat es wieder mehrere Erdbeben in Regionen gegeben, die im Zusammenhang mit dem Vulkanismus interessant sind. Auf der Erdbebenkarte erkennt man Erschütterungen an den Vulkanen und Risssystemen im Südwesten der Insel, unter dem Vatnajökull, an der Askja und im Norden an der TFZ. Das stärkste Erdbeben manifestierte sich unter dem -sonst ehr ruhigen- Langjökull.

  • Unter dem Langjökull gab es ein Erdbeben M 3,4
  • Sie könnten im Zusammenhang mit dem Vulkanismus im Hochland stehen
  • Unter Reykjanes gab es weitere Erschütterungen beim Fagradalsfjall

Erdbeben unter dem Langjökull

Datum: 01.05.22 | Zeit: 08:12:50 UTC | Lokation: 64.65 ; -20.32 | Tiefe: 2,9 km | Md 3,4

Die stärkste Erschütterung manifestierte sich gestern, als es unter dem Langjökull ein Erdbeben der Magnitude 3,4 gab. Der Erdbebenherd befand sich in einer Tiefe von 2,9 km und hatte einen Epizentralpunkt, der 14.0 km südlich von Eiríksjökull lokalisiert wurde. Es gab noch 4 schwächere Nachbeben. Bereits vor 2 Wochen gab es ein Schwarmbeben in der Region, nachdem es lange Zeit zuvor ruhig war. Es umfasste 27 Erschütterungen.

Der Langjökull ist der zweitgrößte Gletscher auf Island und unterliegt starken Veränderungen und schrumpft. Einerseits ist das dem Klimawandel geschuldet, andererseits aber auch geothermischen Prozessen, denn unter dem Gletscher gibt es aktiven Vulkanismus. Bekannt ist eine große Caldera unter dem Eis, sowie mehrere Schildvulkane und Eruptionsspalten. Es gibt ein Zentralvulkan, dessen verschiedenen Erscheinungsformen über das vergletscherte Gebiet hinaus reichen. Für Menschen sichtbare Manifestationen des Vulkanismus der Region ist das Thermalgebiet bei Hveravellier. Aber auch das bekannteste Thermalgebiet Islands, das Haukadalur liegt in einem Rift, dass zum Langjökull-System gehört. Im Haukadalur befinden sich die Geysire Strokkur und der Große Geysir.

Während des Holozäns gab es „nur “ 32 Ausbrüche des Vulkansystems. Der jüngste Ausbruch ereignete sich im 9. Jahrhundert. Daher steht das Langjökull-System nicht im Fokus des Interesses der Vulkanophilen, obwohl die erwähnten assoziierten Thermalgebiete zu den interessantesten Areale der Insel gehören.

Die erwachende Seismizität der Region könnte mit Bewegungen magmatischer Fluide zusammenhängen. Allerdings verläuft das Vulkansystem parallel zu einer der tektonischen Hauptstörungszonen Islands und so sind auch rein tektonische Ursachen für die Erdbeben möglich.

Erdbeben unter der Reykjanes-Halbinsel auf Island

Erdbeben gab es auch wieder unter der Reykjanes-Halbinsel. Hier manifestierten sich die meisten Erschütterungen der letzten Tage im Bereich von Grindavik und dem Fagradalsfjall. Das stärkste Beben der letzten 48 Stunden brachte es auf Md 2,8. Das Hypozentrum lag 5,4 km tief. Blogger und Erdbebenexperte Jón Frimann schrieb dazu, dass die Beben wahrscheinlich in Zusammenhang mit Dyke-Intrusion stehen. IMO hält sich in der letzten Zeit bedeckt und Informationen zu etwaigen Bodenhebungen gibt es nicht.

Reykjanes: Vulkanologe hält weiteren Vulkanausbruch für wahrscheinlich

  • Es kam zu weiteren Schwarmbeben unter Reykjanes
  • IMO detektierte 86 Beben innerhalb von 48 Stunden
  • Ein Vulkanologe hält einen Ausbruch innerhalb eines Jahres für wahrscheinlich

Schwarmbeben unter Reykjanes

In den vergangenen Wochen ist wieder ein steigender Trend in Bezug auf die Häufigkeit von Schwarmbeben unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel zu erkennen, wobei die Seismizität unter Island generell hoch ist. Der letzte Bebenschub kam gestern. IMO zeigt 124 Erschütterungen in den letzten 48 Stunden an. Die meisten Erdbeben konzentrierten sich um Grindavik. Es gibt aber auch Erschütterungen an anderen Spaltensysteme unter Reykjanes. Die Beben könnten mit Magmenbewegungen zusammenhängen.

Vulkanologe hält weitere Eruption für wahrscheinlich

In einem RUV-Interview kam der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson zu Wort. Der Wissenschaftler vertritt die Meinung, dass auf Reykjanes sogar mehrere Eruptionen gleichzeitig möglich sind und sieht eine große Wahrscheinlichkeit, dass es innerhalb von einem Jahr einen weiteren Ausbruch auf der Halbinsel geben könnte. Er äußerte Überlegungen, wie sich die verschiedenen Ausbruchsarten auswirken könnten und stellte Vergleiche mit der Fagradalsfjall-Eruption an, die uns letztes Jahr in Atem gehalten hat. Diesen Vulkanausbruch bezeichnete Þorvaldur Þórðarson als kleine touristische Eruption, die keine größeren Probleme verursachte. Bei einer größeren Eruption stellt nicht nur die Lava ein Problem dar, sondern vor allem das Schwefeldioxid, dass die Luft stark verschmutzen könnten. Anders beurteilt er eine submarine Eruption vor der Küste: obwohl bei einem Unterwasserausbruch viel Dampf entsteht, würde das Meerwasser wie eine Filterwaschanlage wirken und einen Großteil des Schwefels herauswaschen, so dass es zu einer geringeren Schwefeldioxidbelastung in der Luft kommen würde. Auch des Ascheeintrag in der Luft wäre bei einer Eruption an Land größer, als bei einem Ausbruch Unterwasser.

Hintergrund zu diesen Überlegungen ist wohl ein Erdbebenschwarm, der sich in der letzten Woche vor der Westspitze von Reykjanes zugetragen hatte. Auch vor der Fagradalsfjall-Eruption gab es dort massive Schwarmbeben, die wahrscheinlich mit Magmenintrusion einhergingen. So scheint es der Wissenschaftler für möglich zu halten, dass es dort zu einem Ausbruch kommen könnte. Was Þorvaldur Þórðarson bei seinen Gedanken unberücksichtigt lässt, ist, dass submarine Eruptionen das marine Ökosystem stark beeinträchtigen könnte, was isländische Fischer nicht erfreuen dürfte.

Ein Blick auf die Karte enthüllt, dass es gestern auch zu Erdbeben an vielen anderen Lokationen auf Island kam. Besonders die Beben unter dem Vatnajökull sind für uns interessant, da hier ebenfalls aktive Vulkane liegen, die zu einem Ausbruch bereit zu sein scheinen.

Island: Neue Erdbeben am 13.04.22

Heute ist in der Welt der Erdbeben einiges los! Ich beginne meinen Bericht nicht mit dem stärksten Beben, sondern mit den Meisten. Sie ereigneten sich auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel.

Zusammenfassung:

  • Unter Westreykjanes bebte es 323 Mal
  • Stärkste Erschütterung hatte M 3,9
  • Weitere Beben unter dem Vatnajökull
  • Ein Schwarm gab es zwischen Hveravellir und Langjökull

Reykjanes: Starkes Schwarmbeben

Datum: 12.04.22 | Zeit: 21:21:53 UTC | Lokation: 63.854; -22.620 | Tiefe: 6 km | Mb 3,9

Unter der Westspitze der isländischen Reykjanes-Halbinsel manifestierte sich ein starker Erdbebenschwarm, so wie wir ihn in den Monaten vor der Fagradalsfjall-Eruption öfters sahen. IMO registrierte innerhalb von 48 Stunden 323 Erschütterungen. 8 Beben hatten Magnituden größer als 3. Das Stärkste brachte es auf M 3,9 und hatte ein Hypozentrum in 6 km Tiefe. Dae Epizentrum wurde 7.3 km NE of Reykjanestá lokalisiert. Beim EMSC wurde das Beben mit M 4,2 bewertet und weiter östlich lokalisiert. Das zeigt, wie schwer es ist Erdbebendaten auszuwerten.

Die Beben streuten in einem relativ großen Umkreis und es wurden auch Erschütterungen nahe am Fagradalsfjall und bei Grindavik festgestellt. Betrachtet man die Shakemap genauer, stellt man fest, dass sich die Beben entlang 3 verschiedener Störungssysteme ereigneten. Der östlichste Cluster folgt in etwa den Verlauf des Magmatischen Gangs am Fagradalsfjall.

Interpretation der Erdbeben

Die Interpretation der Erdbeben ist -wie so oft- schwierig. Betrachtet man die Tiefe der Hypozentren, dann möchte man auf rein tektonisch bedingte Erdbeben tippen. Den Aufstieg eines Magmenkörpers aus größeren Tiefen kann ich nicht erkennen. Dennoch ist es möglich, dass Magmenintrusion die Spannungen in der Erdkruste erhöhte und die tektonischen Störungszonen aktivierte. Genauere Untersuchungen werden zeigen, ob es zu einer Bodenhebung kam. Isländische Geowissenschaftler habe ja bereits im Zusammenhang mit der Fagradalsfjall-Eruption hervorgesagt, dass der Reykjanes-Halbinsel unruhige Zeiten bevorstehen und dass Ereignisse entlang der zahlreichen tektonischen Spaltensystemen oft in Schüben erfolgen, die mehrere Jahrzehnte andauern können. So muss man in dem Gebiet zwischen dem internationalen Flughafen von Keflavik und der Hauptstadt Reykjavik mit weiteren Erdbeben und Vulkanausbrüchen rechnen.

Bei den Eruptionen auf Reykjanes handelt es sich meistens um effusive Spaltenausbrüchen, die sich für gewöhnlich nur lokal auswirken. Dennoch könnten Lavaströme die wenigen Hauptverkehrswege unterbrechen. Selbst bei effusiven Eruptionen könnten Eruptionswolken entstehen, die den Flugverkehr beeinträchtigen.  Das ist besonders dann der Fall, Wenn Magma und Wasser interagieren. Erdbeben größerer Magnituden bergen Zerstörungspotenzial. Vor allem die Geothermiekraftwerke der Region könnten in Mitleidenschaft gezogen werden, was die Stromversorgung der Hauptstadt gefährden würde.

Weitere Erdbeben unter Island

Doch die Beben auf Reykjanes waren nicht die Einzigen, die Island erschütterten. Beben ereigneten sich auch in Südisland. Unter der Hekla kam es zu einer Erschütterung. 18 Beben manifestierten sich unter den subglazialen Vulkane des Gletschers Vatnajökull. Zudem kam es zu einem kleineren Schwarmbeben zwischen dem Thermalgebiet Hveravellier und dem Gletscher Langjökull. Hier wurden 27 schwache Erschütterungen registriert.

Erdbeben-News 08.04.22: Island

  • Auf Island bebte es 256 Mal
  • Die Erdbeben manifestierten sich entlang der divergenten Plattengrenzen
  • Es waren Vulkangebiete betroffen

Auf Island ist erdbebentechnisch gesehen heute einiges los! In den letzten 48 Stunden registrierte IMO 256 Erschütterungen unter der gesamten Insel. Die Beben verteilen sich überwiegend in 4 Zonen entlang der großen divergenten Störungszonen, die die Insel von Südwest nach Nordost durchziehen.

Die meisten Beben wurden im Bereich der Reykjanes-Halbinsel festgestellt. Hier detektierte IMO 133 Beben. Die Erschütterungen waren überwiegend sehr schwach und hatten Magnituden kleiner als 1. Zudem lagen die Hypozentren flach. Sie manifestierten sich in der Gegend von Grindavik und dort schwerpunktmäßig am Fagradalsfjall und Krýsuvík. Vereinzelte Beben gibt es auch in Südisland, genauer, im Bereich von Hekla.

Der zweite Bebenspot befindet sich bei den großen Vulkansystemen unter dem Vatnajökull und zieht sich bis zur Askja. In diesem Areal registrierten die Seismometer 30 Erdbeben. Grimsvötn-Grimsfjall und Bardarbunga wurden genauso erschüttert wie die Askja. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 1,9 und ein Hypozentrum in 4 km Tiefe.

Ein weiterer Erdbebencluster suchte die Tjörnes-Fracture-Zone (TFZ) in Nordisland heim. 67 Erdbeben wurden detektiert. Die Meisten ereigneten sich einige Kilometer nordöstlich der Insel Grimsey. Dort gibt es submarinen Vulkanismus.

Interpretationsversuch der Erdbeben auf Island

Inwieweit die Erdbeben tektonischer Natur waren, und ob es auch vulkanotektonische Erschütterungen gab, lässt sich mit den mir zur Verfügung stehenden Daten nicht sagen. Die sehr flach gelegenen Erdbeben auf Reykjanes könnten Setzungserdbeben entlang des Magmatischen Gangs sein, allerdings gab es auch Beben, die sich nicht am Dyke ereigneten. Diese Mikrobeben könnten infolge von Fluidbewegungen entstanden sein. Auf der anderen Seite ist praktisch jedes Spaltensystem der Region betroffen, so dass tektonische Erdbeben ebenfalls möglich sind.

Eine Interpretation des Geschehens im Bereich vom Vatnajökull ist ebenfalls nicht einfach. Zwar ist ein aktives Vulkangebiet betroffen, aber ich gehe ehr von tektonischen Erschütterungen aus, wobei eine klare Abgrenzung nicht möglich ist, denn auch tektonische Erdbeben können indirekt durch Magmenintrusion ausgelöst werden.

Die Erdbeben entlang der TFZ halte ich auch für tektonischen Ursprungs. Schwarmbeben, die mit Magmenintrusion assoziiert sind, sind dort für gewöhnlich weitaus intensiver. Alles in allem sieht es so aus, als würde die Divergenz entlang der Störungszonen zuschlagen und sich Europa und Nordamerika weiter voneinander entfernen.

Reykjanes: Neuer Erdbebenschwarm am 03.03.22

Datum: 03.04.22 | Zeit: 14:19:16 UTC | Lokation: 63.884, -22.398 | Tiefe: 5,9 km | Mb 3,3

  • Unter Reykjanes gab es ein neues Schwarmbeben
  • Es wurden 226 Erdbeben registriert
  • Die stärkste Erschütterung brachte es auf M 3,3

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel manifestierte sich gestern Abend ein neues Schwarmbeben. Schauplatz des Geschehens war die Gegend um die Blaue Lagune, ca. 5 km nördlich von Grindavik und in Sichtweite des Fagradalsfjall-Vulkans. Die meisten Beben manifestierten sich am Hügel Sýlingarfell. Diese vulkanische Erhebung liegt im Osten der Blauen Lagune. In der Region wurde vor 2 Jahren erstmalig Bodenhebung registriert, die durch Inflation ausgelöst wurde. IMO registrierte in den letzten 48 Stunden 226 Erdstöße unter der Reykjanes-Halbinsel. Zwei Beben hatten Magnituden über 3, wobei es die stärkste Erschütterung auf M 3,3 brachte. Die Hypozentren lagen in Tiefen um 5 km und damit relativ flach. Es war der intensivste Erdbebenschwarm seit Monaten, auch wenn wir in den vergangenen Jahren durchaus stärkere Schwärme dort gesehen haben. Wodurch er ausgelöst wurde ist bislang nicht kommuniziert worden. Auch ist noch nicht klar, ob es eine Bodenhebung infolge von Inflation gab.

Frühere Schwarmbeben auf Reykjanes wurden durch Intrusion verursacht

Die Beben, die sich in der Region um die Blaue Lagune Anfang 2020 manifestierten, spielten sich in der gleichen Tiefe wie jetzt ab. Allerdings wurden dort bei einigen Schwarmbeben bis zu 4 Mal mehr Erschütterungen detektiert, als es jetzt der Fall war. Damals hob sich der Boden um den Thorbjorn bis zu 8 cm an. Beim Thorbjorn handelt es sich um einen vulkanischen Hügel südlich der Blaue Lagune, wobei Thorbjorn und Sýlingarfell ca. 1 km voneinander entfernt liegen. Erst in den folgenden Monaten verlagerten sich Erdbebenaktivität und Inflation in Richtung Osten, wo dann am Fagradalsfjall die Intrusion stattfand, die letztendlich zur Eruption führte.

Mehrere isländische Geowissenschaftler gehen davon aus, dass es auf Reykjanes in den nächsten Jahren weitere Eruptionen geben wird. Aber wir wissen ja, dass die längerfristige Vorhersage von Vulkanausbrüchen praktisch unmöglich ist. Selbst wenn ein Vulkan statistisch gesehen überfällig ist, oder die geophysikalischen Parameter eine bevorstehende Eruption andeuten, heißt das noch lange nicht, dass sich die Vulkane dran halten. Aber natürlich bin ich für einen Vulkanausbruch in unbewohnten Gegenden immer zu haben.

Erdbeben unter dem Bardarbunga am 25.03.22

An mehreren Lokationen auf Island gibt es weitere Erdbeben. Die Meisten sind mit den Riftsystemen unter den Vulkanen assoziiert. Besonders hervorzuheben sind die Erschütterungen unter dem Vatnajökull und auf Reykjanes.

Bardarbunga: Erdbeben Mb 4,1

Datum: 25.03.22 | Zeit: 7:02:3 UTC | Lokation: 64.619; -17.384 | Tiefe: 0,1 km | Mb 4,1

Unter dem isländischen Gletschervulkan Bardarbunga gab es heute Morgen ein Erdbeben der Magnitude 4,1. Es hatte ein Hypozentrum in nur 100 m Tiefe und manifestierte sich 7,2 km östlich der Caldera. Es war die stärkste Erschütterung seit vielen Monaten unter dem Vatnajökull. IMO detektierte in den letzten 48 Stunden 12 Beben im Bereich von Europas größtem Gletscher. Nur wenige Beben ereigneten sich direkt unter dem Eis. Die meisten Beben gab es im Bereich von Askja und Herdubreid.

Tickende vulkanische Zeitbomben unter dem Eis

Zur Erinnerung: Unter dem Vatnajökull liegt nicht nur der große Zentralvulkan Bardarbunga, sondern auch die Feuerberge Grimsvötn und Öræfajökull. Der Bardarbunga streckt seine Finger bis zur Askja aus. Obwohl diese einen eigenständigen Zentralvulkan bildet, migrierte der Magmatische Gang, der 2014 die Holuhraun-Eruption mit Magma versorgte, bis an den Rand der Askja. Zur Askja zählt auch der Tafelbergvulkan Herdubreid.

In den letzten Jahren gab es häufig Schwarmbeben unter allen hier erwähnten Vulkanen. Im Jahr 2017 begann unter dem Öræfajökull eine Phase erhöhter Seismizität, während derer es auch zu Magmenintrusion kam. Man rechnete schon mit einem Vulkanausbruch, als sich die Situation wieder beruhigte. Doch unter dem Vulkan schlummert Magma und es kann jederzeit zu neuen Intrusionen kommen, die letztendlich in einer Eruption gipfeln. Das Gleiche gilt für Askja und Grimsvötn, denn im vergangenen Jahr kam es unter beiden Vulkanen zu Bodenhebungen. Statistisch gesehen ist eine Eruption des Grimsvötn überfällig. Aktuell hat das Tempo der Bodenhebung etwas abgenommen.

Schwarmbeben unter Fagradalsfjall

Und was ist mit Fagradalsfjall? Der Jahrestag des Eruptionsanfang jährte sich letzte Woche. Auch im Einzugsbereich des Fagradasfjalls gibt es weitere Erdbeben. IMO registrierte in den letzten 48 Stunden 80 Erschütterungen auf Reykjanes. Viele davon ereigneten sich im Bereich des Magmatischen Gangs. Hier könnten die Beben durch Intrusion, aber auch durch Setzungsprozesse infolge der Magmenabkühlung ausgelöst werden. Wissenschaftler sind sich aber einig, dass es auf Reykjanes weitere vulkanische Aktivität geben wird.

Erdbeben am 17.03.22: Iran

Südiran: Erdbeben Mw 5,8

Datum: 16.03.22 | Zeit: 23:15:45 UTC | Lokation: 26.99 N ; 54.60 E | Tiefe: 10 km | Mw 5,8

Im Süden des Irans gab es einen Erdstoß der Magnitude 5,8. Das Hypozentrum lag 10 km tief. Das Epizentrum wurde 56 km nordwestlich von Bandar-e Lengeh lokalisiert. In der Region gab es in den letzten Monaten häufiger Erdbeben. Erdbeben dieser Magnitude erzeugen bereits häufig Schäden an betagter Bausubstanz und auch Todesopfer sind möglich. Meldungen über Schäden liegen aktuell nicht vor. Dafür gibt es beim EMSC 2 Wahrnehmungsmeldungen. Sie bezeugen einen recht lange andauernden Erdstoß, der deutlich gespürt wurde.

Häufig starke Erdbeben im Iran

Die Gegend der Provinz Hormozgan wurde schon oft von starken Erdbeben erschüttert. Zuletzt ereigneten sich dort im November letzten Jahres 2 starke Erdbeben mit den Magnituden 6,4 und 6,3, die mindestens ein Todesopfer forderten. Im November 2017 waren bei einem starken Erdbeben im Iran mehr als 400 Menschen getötet worden. Die letzte wirklich große Erdbebenkatastrophe des Irans ereignete sich im Jahr 2003, als infolge eines Erdbebens der Magnitude 6,7 gut 31.000 Menschen den Tod fanden.

Die häufigen Erdbeben der Region sind ihrer Lage an einer dominanten Störungszone geschuldet, entlang derer die Kontinentale Naht zwischen der Eurasischen Platte und der Platte Arabiens verläuft. Im Zuge dieser Plattenkollision bildete sich im Bandar-Abbas-Gebiet ein Faltenschubgürtel, der von zahlreichen Störungen durchzogen ist. Im Osten der Provinz Hormozgan liegt der Makran-Akkretionskeil. Er zeugt von der Konvergenz der Platten, die mit gewaltigen Kräften aufeinander zugeschoben werden. Dabei werden Gesteine der tiefen Erdkruste abgehobelt und wie Sägespäne beim Hobeln aufgeschoben. Im Extremfall werden sogar Mantelgesteine ans Tageslicht gefördert, wie es z.b. im Süden von Kreta der Fall ist. Dieser Prozess hält seit Jahrmillionen an und wird der Alpen-Himalaya-Orogenese zugerechnet. Weiter im Osten des Irans gibt es eine weitere markante Plattengrenze mit dem Indo-Australischen Kontinent, auf dem auch das erdbebengefährdete Nachbarland Pakistan liegt.


Weitere Erdbeben-Meldungen

Island: Erdbeben M 3,0

Datum: 17.03.22 | Zeit: 10:49:01 UTC | Lokation: 63.90 ; -22.11 | Tiefe: 5,3 km | Ml 3,0

Auf der isländischen Reykjanes-Insel gab es heute Nachmittag einen Erdstoß der Magnitude 3,0. Das Hypozentrum lag 5,3 km tief. Das Epizentrum wurde 2.9 km nordwestlich von Krýsuvík verortet. Damit manifestierte sich der Erdstoß im Bereich des Magmatischen Gangs, der im letzten Jahr die Eruption am Fagradalsfjall gespeist hat. Ansonsten ist es in der Region seismisch verhältnismäßig ruhig.

Erdbeben-News 05.03.22: Island

  • An der isländischen Tjörnes-Fracture-Zone gab es einen Erdbebenschwarm
  • Unter der Reykjanes-Halbinsel gab es weitere Erschütterungen
  • Erdbeben erschüttern den Vatnajökull

Island: Schwarmbeben an der Tjörnes-Fracture-Zone

Datum: 05.03.22 | Zeit: 06:51:25 UTC | Lokation: 67.19 ; -18.86 | Tiefe: 10 km | Mb: 3,2

Das IMO registrierte an der isländischen Tjörnes-Fracture-Zone ein Schwarmbeben. Es umfasst bis jetzt 30 Erschütterungen. Zwei Beben brachten es auf Magnituden über 3. Das Stärkere hatte eine Magnitude von 3,2 und ein Hypozentrum in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 9.1 km west-nord-westlich von Kolbeinsey lokalisiert. Bei der Tjörnes Fracture-Zone (TFZ) handelt es sich quasi um ein Teil des Mittelozeanischen Rückens, der auch quer durch Island verläuft. Entlang der Kontinentalen Naht driften Europa und Nordamerika auseinander, wodurch sich der Atlantik vergrößert. Die Naht selbst bietet Magma eine tolle Aufstiegsmöglichkeit. Die Schmelze flickt den Riss. Als Motor hinter diesem Prozess wurde früher das aufsteigende Magma vermutet, dass die Kontinente auseinanderdrückt. Heute geht man davon aus, dass die abtauchenden Ozeanplatten entlang der Subduktionszonen die Platten auseinanderziehen.

Nicht nur an der TFZ gibt es Beben, sondern auch am Südwestende der isländischen Störungszone des Mittelozeanischen Rückens, genauer, unter der Reykjanes-Halbinsel. IMO zeichnete dort innerhalb von 48 Stunden 67 Erdstöße auf. Viele von ihnen lagen im Bereich von Grindavik. Die Vermutung liegt nahe, dass es dort weiteren Bewegungen Magmatischer Fluide im Untergrund gibt. Inwieweit diese Bewegungen evtl. Bodenhebungen verursachen, wurde nicht kommuniziert und ist daher spekulativ.

Als dritten isländischen Bebenspot möchte ich den Bereich von Europas größtem Gletscher hervorheben: unter dem Vatnajökull registrierte IMO in dem bekannten Zeitfenster 32 schwache Erdbeben. Einige manifestierten sich im Bereich der Vulkansysteme von Grimsvötn und Bardarbunga. Erdbeben gab es auch unter dem Tafelbergvulkan Herdubreid.

Einzelne Erschütterungen auf Südisland

Ein Blick auf die Übersichtskarte zeigt, dass es im Bereich von Südisland einzelne Erschütterungen unter verschiedenen Lokalitäten gab. Hervorheben möchte ich zwei Beben unter der Katla und eines im der Nähe der Hekla.