Neues vom Gletscherlauf auf Island

Am Grimsvötn entwässert die östliche Kaverne

In den vergangenen beiden Tagen thematisierte ich bereits den Gletscherlauf im isländischen Fluss Skafta, der durch Schmelzwasser des Vulkans Grimsvötn verursacht wird. Zur Diskussion stand, dass das Schmelzwasser aus 2 Kavernen unter dem Gletscher Vatnajökull stammen könnte. Die Wissenschaftler vom IMO unternahmen gestern einen Observierungsflug und konnten Indizien dafür sammeln, dass die östliche Kaverne (Eystri Skaftárketill) entwässert. Sie entdeckten ein recht großes Gebiet auf dem Gletscher, in dem sich die Eisdecke deutlich abgesenkt hat. Konzentrisch verlaufende Risse durchziehen das Gletschereis. Über der westlichen Kaverne wurde keine Absenkung der Eisdecke beobachtet. Dafür fanden die Forscher dort eine Schmelzwasserlagune vor. Außerdem sammelte sich entlang einer Eisklippe am Rand der Lagune Tephra an. Woher diese stammt, geht aus den Beschreibungen vom IMO nicht hervor. Wahrscheinlich ist es Material von einer der letzten Eruptionen des Grimsvötn, das im Eis abgelagert wurde und nun frei liegt.

Die Entwässerung der östlichen Caldera ist weniger günstig in Bezug auf ein steigendes Eruptionsrisiko des Grimsvötn-Vulkans, denn dieser Prozess steht im Verdacht, durch Druckentlastung Eruptionen triggern zu können, was in den letzten Jahrzehnten offenbar zwei Mal der Fall war. Hierfür muss der Vulkan aber für eine Eruption bereits ein. Das Gewicht des Wassers lastet auf den Vulkan und erhöht den Druck auf den Magmenkörper, der seinerseits unter Druck steht. Fließt das Schmelzwasser ab, verringert sich der Druck auf den Magmenkörper, wodurch in diesem Gas dekomprimiert wird und der Gasdruck im Magmenkörper steigt. Durch diesen Druckanstieg kann der finale Magmenaufstieg ausgelöst werden, sodass es zu einem Vulkanausbruch kommen kann.

Davon abgesehen, stellt ein Gletscherlauf für sich genommen schon eine Naturgefahr dar, doch es sieht so aus, als würde der aktuelle Gletscherlauf nicht eskalieren. Der maximale Wasserfluss belief sich bis jetzt bei ca. 750 Kubikmeter pro Sekunde. Heute Morgen lag er bei 640 Kubikmeter. Bis jetzt ist keine Infrastruktur in Gefahr.

Erdbeben und Gletscherlauf auf Island am 30.08.23

Erdbeben M 3,7 unter Vulkan Katla auf Island

Datum 29.08.23 | Zeit: 23:49:58 UTC | 63.621 ; -19.121 | Tiefe: 1,1 km | Md 3,7

Kurz vor Mitternacht ereignete sich unter dem subglazialen Vulkan Katla ein Erdbeben der Magnitude 3,7. Das Hypozentrum lag in 1 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 4,6 km nord-nordwestlich von Hábunga lokalisiert. Der Erdstoß war in der Region wahrnehmbar und konnte besonders im Ort Vik deutlich gespürt werden. Es folgten einige Nachbeben, von denen das stärkste eine Magnitude von 2,8 hatte. Seit Jahresbeginn wurde unter Katla ein Anstieg der seismischen Aktivität verzeichnet, doch das letzte Mal, dass ein Ereignis dieser Größenordnung festgestellt wurde, war am 23. Juli. Seit Anfang 2023 wurden achtzehn Erdbeben der Stärke M 3,0 oder höher registriert, die meisten davon in einem Schwarm am 30. Juni.

Die Katla-Caldera liegt unter dem Gletscher Myrdalsjökull und ist statistisch gesehen mit einem Ausbruch überfällig. In den letzten Jahren gab es häufig Anzeichen dafür, dass sich der Vulkan auf eine Eruption vorbereitet: Es gab Schwarmbeben, die mit Phasen der Bodenhebung einhergingen. Es kam sogar zu Schmelzwasser-Gletscherläufen, und es wurde spekuliert, ob es nicht eine kleine Eruption unter dem Eis gegeben hatte. Doch bislang kam es zu keinem größeren Ausbruch.

Gletscherlauf Skaftá

Aktuell gibt es einen Gletscherlauf, der sich am benachbarten Gletscher Vatnajökull ereignet. Der Vatna ist der größte Gletscher Islands und bedeckt gleich mehrere große Vulkane. Der Gletscherlauf lässt den Fluss Skaftá anschwellen und steht im Zusammenhang mit der Freisetzung geothermaler Energie des Vulkans Grimsvötn. Wie bereits gestern berichtet wurde, entwässert eine der beiden subglazialen Kavernen, in denen sich Schmelzwasser angesammelt hatte. Der Schmelzwasserzustrom in den Kavernen erfolgt relativ gleichmäßig. Die Entwässerung beginnt, wenn der Wasserdruck bzw. der Wasserstand in den Kavernen zu hoch wird und einen Schwellenwert überschreitet. Allem Anschein nach handelt es sich bisher um einen kleinen Gletscherlauf. Der Wasserfluss der Skaftá erhöhte sich auf 620 Kubikmeter pro Sekunde und beträgt nur etwas mehr als 1/10 der Wassermenge, die beim großen Gletscherlauf von 2015 transportiert wurde.

Erdbeben und Vulkane in Island – News vom 24.08.23

Staat: Island | Koordinaten: 65.03, -16.75 | Aktivität: Fumarolisch

Geophysikalische Untersuchungen der Askja zeigen keine Veränderungen gegenüber Vorjahr

Gestern kehrten die isländischen IMO-Geowissenschaftler von ihrer jährlichen Messkampagne an der Askja zurück. In Zeitungsstatements nahmen sie sofort den Ausbruchsprognosen der letzten Tage den Wind aus den Segeln. Sie konnten keine signifikanten Veränderungen in den geophysikalischen Parametern im Vergleich zum Vorjahr feststellen. Weder die Gas- und Wassertemperaturen noch die Zusammensetzung der Fluide sollen sich laut ersten Analysen verändert haben, was mich doch überrascht. Dies ist besonders bemerkenswert, da der Vulkan nun eine Bodenhebung von 70 cm aufweist. Diese Bodenhebung wird weiterhin auf die Intrusion eines Magmenkörpers zurückgeführt, der bereits bis in etwa 3 km Tiefe aufgestiegen ist. Der Magmenkörper wird auf ein Volumen von über 20 Millionen Kubikmetern geschätzt. Das wirft die Frage auf, was einen Ausbruch noch verhindert?

Bevor Entwarnung gegeben wird, sollten jedoch die Messwerte der letzten Jahreskampagne berücksichtigt werden, denn sie fiel ja schon in den Zeitraum der Bodenhebung. Die Werte wurden in den Berichten nicht veröffentlicht. Parkrangern zufolge hatte sich bereits die Wassertemperatur des Viti-Kratersees erhöht. Daher erscheint mir die Situation noch nicht vollständig geklärt.

Zahlreiche Erdbeben erschüttern Island

Heute war aus seismischer Sicht erneut ein unruhiger Tag in Island. Innerhalb von 2 Tagen wurden fast 200 Erdbeben erfasst. Der stärkste Erdstoß ereignete sich vorgestern am Bardarbunga mit einer Magnitude von 3,0. Heute traten Schwarmbeben an der Tjörnes-Fracture-Zone und auf der Reykjanes-Halbinsel auf. Am Schildvulkan Skjaldbreið wurden 14 schwache Erschütterungen registriert. Einzelne Erdbeben traten auch unter der Katla und im Bereich des Grimsvötn auf. Vier Beben sind von der Askja zu verzeichnen, womit sich der Kreis schließt. Mich verwundert an der Askja nicht nur die starke Bodenhebung, sondern auch das Fehlen massiver Schwarmbeben, wie wir es vom Campi Flegrei kennen. Die Bodenhebung an der Askja verläuft deutlich schneller als in der süditalienischen Caldera. Offenbar ist der Untergrund der Askja flexibler und ermöglicht ein leichteres Aufsteigen von Fluiden im Vergleich zum Campi Flegrei. Doch warum es keine erkennbaren geochemischen Auffälligkeiten gibt, bleibt vorerst unbeantwortet.

Vulkan Askja vor Ausbruch? News vom 23.08.23

Vulkanologe sieht Anzeichen für bevorstehenden Vulkanausbruch der Askja auf Island

Am isländischen Vulkan Askja gab es in den letzten 48 Stunden 5 schwache Erdstöße, was eigentlich kein ungewöhnlich hoher Wert für einen Vulkan ist, der sich scheinbar auf einem Ausbruch vorbereitet. Besorgniserregend ist hingegen die Bodenhebung von mehr als 60 cm innerhalb von 2 Jahren. So sieht es offenbar auch der isländische Vulkanologe und Geochemiker Ármann Höskuldsson, der an der Geowissenschaftlichen Fakultät der Universität Island beschäftigt ist. Gegenüber der Zeitung MBL sagte er in einem Interview: „Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass Askja auf dem Weg zu etwas Großem ist. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Askja dieses Jahr ausbrechen wird, wenn die Bodenhebung nicht langsamer wird. Askja bereitet sich vor und hat den Entwicklungsstand erreicht, den ich für sehr besorgniserregend halte.“ Große Sorge bereitet dem Wissenschaftler der Umstand, dass der Vulkan noch während der Touristensaison ausbrechen könnte, die bereits Ende September endet. Denn der Vulkanologe geht davon aus, dass sich kein effusiver Ausbruch zusammenbraut, wie es zuletzt an der Askja der Fall war, sondern dass der Vulkan explosiv ausbrechen wird.

In seinem Ausbruchsszenario geht Ármann von einer starken explosiven Eruption mit hoch aufsteigender Aschewolke aus. Beim Kollaps dieser Eruptionswolke könnte eine Flut pyroklastischer Dichteströme entstehen, die sich in alle Richtungen bis zu 20 km weit ausbreiten könnten. Solche pyroklastischen Ströme können Geschwindigkeiten von mehr als 100 km/h erreichen. Eine Flucht ist kaum möglich. Im Falle einer nur kurzen Vorwarnzeit bliebe nicht genug Zeit, alle Touristen aus dem weitläufigen Gelände zu evakuieren. Allein der Marsch vom Öskjavatn zum Parkplatz dauert gut eine Stunde. Und selbst, wenn man das Auto erreicht hat, kommt man über die Piste mit der Furt nicht schnell weg.

Besorgt ist der Vulkanologe auch, weil es keine stabile Telefonverbindung in der entlegenen Gegend des Hochlandes gibt, sodass Touristen und Hüttenbetreiber nicht informiert werden können, wenn ein Schwarmbeben den finalen Magmenaufstieg ankündigen sollte. Letzte Woche schlugen besorgte Tourenanbieter vor, bereits jetzt vorsorglich einen mobilen Funkverstärker aufzustellen, um die Telefonverbindung sicherzustellen – eine Praxis, die ich durchaus von anderen Eruptionen auf Island kenne.

Ármann schließt mit der Hoffnung, dass genug Vorwarnzeit bleibt, um alle Menschen in Sicherheit zu bringen, sollte es zum Vulkanausbruch kommen. Es stellt sich natürlich die Frage, warum man weiterhin Touren anbietet, wenn die allgemeine Besorgnis so groß ist?

Erdbeben auf Island am 20.08.23

Erdbeben an verschiedenen Vulkanen auf Island

Datum 20.08.23 | Zeit: 12:03:45 UTC | 40.8320, -17.450 | Tiefe: 4,0 km | Md 3,2

Heute wurden an mehreren Vulkanen auf Island kleine Schwarmbeben registriert. Insgesamt zeigt die Erdbebenkarte von IMO 166 schwache Erdstöße an. Das stärkste Einzelbeben manifestierte sich am subglazialen Vulkan Bardarbunga und brachte es auf Md 3,2. Das Hypozentrum lag 4 km tief. Das Epizentrum wurde 5,5 km nordöstlich des Vulkans lokalisiert.

Nordöstlich des Vatnajökulls, unter dem der Bardarbunga liegt, schließen sich die Vulkane Askja und Herdubreid an. Während es an der Askja nur wenige Erschütterungen gab, wurden im Bereich des Tafelvulkans Herdubreid 24 schwache Beben detektiert. Herdubreid hängt am Tropf seines Zentralvulkans Askja. Dieser Vulkan steht seit 2 Jahren immer wieder in den News, weil seitdem Bodenhebung registriert wird. Aktuell beläuft sie sich an der Messstation KASK auf fast 44 cm. Einen Spitzenwert maß die Station OLAC: dort wurden im Juni 60 cm Bodenhebung festgestellt, bevor sie den Geist aufgab. Die Askja war vorgestern auch das Gesprächsthema einer Konferenz isländischer Wissenschaftler, die auch InSAR-Messungen diskutierten. Aktuell ist ein Team am Vulkan, das neue Messungen durchführt. Ergebnisse werden für Donnerstag erwartet. In einem Statement wiesen die Forscher darauf hin, dass Besuchern der Gegend empfohlen wird, die Anweisungen der Ranger genau zu beachten, die alle in Absprache mit dem isländischen Katastrophenschutz und der Polizei im Nordosten erstellt wurden. Reisenden wird vom Baden in Víti abgeraten und von einem längeren Aufenthalt in der Gegend abgeraten. Sie betonen, dass für den Vulkan Askja weiterhin ein gewisses Maß an Unsicherheit besteht. Auch Reiseveranstalter zeigen sich alarmiert und raten zur Vorsicht, einstellen tun sie ihre Touren bis jetzt aber nicht.

Ein weiterer Erdbebenschwarm wurde vom seismischen Netzwerk 5 bis 6 km südöstlich des Schildvulkans Skjaldbreid detektiert. Dort waren es 20 Beben innerhalb der letzten 2 Tage. Dieser Vulkan gehört zum Zentralvulkan unter dem Langjökull.

Fünfzig Beben waren es an diesem Wochenende im Bereich der Reykjanes-Halbinsel. Dort ereignete sich ein Erdbeben M 2,9, das 1,3 km nördlich vom Keilir lag. Es war der stärkste Erdstoß auf Reykjanes seit Ende der Fagradalsfjall-Litli-Hrútur-Eruption.

In der Woche vom 7.-13. August wurden 1255 Erdstöße unter Island festgestellt. Ein deutlicher Anstieg gegenüber der Woche davor, als knapp 900 Beben gezählt wurden.

Bodenhebungen auf Island – News vom 16.08.23

Heute wurde von IMO bekanntgegeben, dass neue InSAR-Messungen an zwei Stellen auf Island Bodenhebungen anzeigten. Die Messergebnisse wurden gestern auf einer wissenschaftlichen Konferenz präsentiert und diskutiert. Die Bodenhebungen wurden in zwei großen Calderen festgestellt, von denen eine in den letzten Monaten immer wieder Thema war. Die Bodenhebung in der zweiten Caldera dürfte jedoch für viele überraschend sein. Deshalb beginne ich mit dieser.

In der Torfajökull-Caldera hebt sich der Boden

Bei dieser Caldera handelt es sich um die Torfajökull-Caldera, die jüngst Schauplatz eines Schwarmbebens war. Bereits während der Erdbeben wurde über ihre Ursache spekuliert. Jetzt wurde bestätigt, dass sie mit Bodenhebungen einhergingen. Die Hebung beträgt mehrere Zentimeter und ist sowohl in InSAR- als auch in GPS-Daten erkennbar. Die Bodenhebung begann offenbar bereits Mitte Juni. Die wahrscheinlichste Ursache für die Erdbeben und die Bodenhebung ist das Eindringen von Magma in den Untergrund der Caldera, die zuletzt im Jahr 1477 ausbrach.

Das Vulkansystem Torfajökull umfasst einen Zentralvulkan und einen Spaltenschwarm, der sich in nordöstlich-südwestlicher Richtung erstreckt und etwa 40 km lang und 30 km breit ist. Die Caldera im Zentralvulkan hat Ausmaße von 18×12 km. In ihr befindet sich das größte geothermische Gebiet Islands mit einer Fläche von ungefähr 150 Quadratkilometern. Die bekanntesten geothermischen Erscheinungen in der Torfajökull-Caldera sind in Landmannalaugar und bei Hraftinusker zu finden. Letzteres Thermalgebiet hat meine besondere Aufmerksamkeit erregt, denn hier sprudeln heiße Quellen nicht nur am Rand eines kleinen Gletschers, sondern auch darunter, was – zumindest bei meinem Besuch vor fast 20 Jahren – zu beeindruckenden Eishöhlen führte, in denen es mächtig dampfte.

In den kommenden Wochen werden die Forscher daran arbeiten, die Daten weiter zu analysieren und Modelle zu erstellen, um die Tiefe und das Ausmaß des neuen Magmakörpers zu bestimmen.

Möglicherweise phreatische Eruption in der Askja-Caldera

Der zweite Vulkan in einer Caldera, bei dem eine Bodenhebung festgestellt wurde, ist die Askja. Darüber habe ich gestern erst geschrieben, und die neuen Auswertungen der InSAR-Daten durch die IMO bestätigen eine kontinuierliche Bodenhebung. Neu ist die Information, dass es vor einigen Tagen offenbar zu einer kleinen phreatischen Eruption gekommen sein könnte. Diese ereignete sich östlich des Víti-Kraters, nahe dem Lavafeld Bátshraun. Die Berichterstatter schließen aber nicht aus, dass es sich bei der vermeidlichen Dampfwolke um eine Staubwolke gehandelt haben könnte, die von einem Erdrutsch oder Staubteufel aufgewirbelt wurde.

Schwarmbeben auf Island am 14.08.23

Massives Schwarmbeben vor Reykjanes-Halbinsel auf Island

Datum 13.08.23 | Zeit:  20:29:03 UTC |  63.637 ; -23.344 | Tiefe: 5,4 km | Mb 4,5

Seit gestern Abend bebt vor der Südwestspitze der Reykjanes-Halbinsel wieder die Erde. Langsam lässt der Erdbebenschwarm, bestehend aus mehr als 370 einzelnen Erschütterungen, wieder nach. 17 dieser Erdstöße hatten Magnituden von mindestens 3. Das stärkste Beben erreichte eine Magnitude von 4,5 auf der Momenten-Magnituden-Skala (Mb). Es hatte sein Hypozentrum in einer Tiefe von 5,4 km und das Epizentrum wurde etwa 5,4 km süd-südwestlich von Geirfugladrangur lokalisiert. Geirfugladrangur ist eine kleine Felseninsel, die sich etwa 30 km vor der Küste von Reykjanes befindet. Somit liegen die Epizentren ungefähr 35 km südwestlich von Reykjanestá. Diese Beben manifestieren sich entlang des Reykjanes Ridge, einer Verlängerung des Mittelatlantischen Rückens. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie tektonischer Natur sind, doch es lässt sich nicht ausschließen, dass aufsteigendes Magma das Spannungsfeld in der Region beeinflusst und indirekt zu den Beben führt.

Das Verteilungsmuster der Erdbeben unterscheidet sich jedoch von demjenigen, das wir in den Tagen vor dem Ausbruch am Fagradalsfjall gesehen haben. Damals waren die Beben über einen wesentlich größeren Bereich verteilt. Falls Magmenbewegungen involviert sind, könnten sie eher mit einer langfristigen Vorbereitung auf den nächsten Ausbruch auf Reykjanes in Verbindung stehen.

Am Wochenende traten entlang des magmatischen Gangs zwischen Fagradalsfjall und Keilir weitere schwache Erdbeben auf. Diese wiesen sehr geringe Magnituden im Bereich der Mikroseismizität auf und stehen höchstwahrscheinlich mit Abkühlungs- und Schrumpfungsprozessen in Verbindung. Dennoch kann nicht vollständig ausgeschlossen werden, dass Magmenbewegungen die Ursache für diese Beben sein könnten.

Eine weitere bemerkenswerte Meldung aus Island in Verbindung mit Erdbebentätigkeit betrifft den starken Gasgeruch, der gestern bei Blágnýpujökull am Hofsjökull wahrgenommen wurde. Dieser trat nach einem Erdbeben der Magnitude 3,0 auf, das im Zusammenhang mit einem kleinen Bebenschwarm auftrat. Wie bei praktisch jedem größeren Gletscher auf Island befindet sich auch unter dem Hofsjökull ein Zentralvulkan. Dieser Vulkan besteht aus einer Caldera mit den Maßen 7×6 km und wurde erst im Jahr 1983 entdeckt. Der Zentralvulkan unter dem Hofsjökull bildet das Herzstück eines Vulkansystems, das sich über eine Länge von 90 km erstreckt. Ein Gasgeruch in Verbindung mit Erdbeben könnte ein Indiz für fumarolische oder magmatische Aktivität unter dem Vulkan sein.

Erdbeben auf Island am 10.08.23

Schwarmbeben auf Reykjanes und beim Langjökull

Ein paar Tage nach dem Ende der Fagradalsfjall-Eruption nahm die Seismik auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel wieder zu. Innerhalb von 2 Tagen wurden 73 schwache Erdbeben registriert. Viele von ihnen manifestierten sich entlang des magmatischen Gangs, der in Südwest-Nordostrichtung zwischen den beiden Vulkanen Fagradalsfjall und Keilir verläuft. Fast alle Erschütterungen hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Diese wird immer ein wenig anders definiert. Während dieser Bereich bei manchen Autoren Magnituden kleiner 1 umfasst, reicht er bei anderen Autoren bis 1,5. Neun Erdbeben hatten laut IMO Magnituden zwischen 1 und 2. Die Hypozentren liegen überwiegend in Tiefen zwischen 4 und 7 km, also ebenfalls in einem Bereich, in dem der Dyke verläuft. Unklar ist der Grund für die Beben: Sie könnten magmatischer Natur sein und von Fluidbewegungen ausgelöst werden oder Setzungsbeben sein, die infolge der Abkühlung und Schrumpfung einer Restschmelze entstehen oder durch den Zusammenbruch von Hohlräumen. Natürlich kommen auch rein tektonische Prozesse infrage, denn der Gang läuft parallel mit der Hauptbruchzone des lokalen Störungssystems.

Erdbeben gibt es aber nicht nur auf der Reykjanes-Halbinsel, sondern auch an anderen Lokalitäten auf Island, an denen wir in den letzten Wochen bereits Schwarmbeben gesehen haben. Besonders interessant sind die Erdbeben, die sich 5-7 km südöstlich des Schildvulkans Skjaldbreið ereignen. Dieser gehört zum Langjökull-System und ist nicht unbedingt einer der bekanntesten Feuerberge der Insel. Die Beben sind ebenfalls von geringen Magnituden, wobei der stärkste Erdstoß der letzten Stunden bei m 2,1 lag. Die Tiefen der Erdbebenherde liegen ebenfalls zwischen 4 und 6 km und somit in einer Zone, in der sich gerne Magma akkumuliert. Ob das tatsächlich der Fall ist, ist bis jetzt nicht geklärt. Ein weiteres Indiz für Magmeninflation wäre eine Bodenhebung. Berichte hierzu stehen aber aus oder sind mir zumindest nicht bekannt. Öffentlich zugängliche Messwerte gibt es nicht. Da die Gegend quasi nicht besiedelt ist, wird es auch nicht unbedingt eine systematische Überwachung geben.

Weitere Erdbeben gab es an den Vulkanen Katla, Torfajökull, Askja und Herdubreid. Auch die Tjörnes-Fracture-Zone bleibt seismisch aktiv. Insgesamt registrierten das seismische Netzwerk innerhalb von 48 Stunden 214 Erdbeben auf Island.

Erdbeben am 07.08.23: Japan

Erdbeben Mb 5,5 südlich von Kagoshima auf Kyushu

Datum 06.08.23 | Zeit: 18:12:42 UTC | 30.815 ; 131.374 | Tiefe: 25 km | Mb 5,5

In Japan bebte die Erde, mal wieder! Am interessantesten für den Vulkan-Kontext auf Vnet sind zwei Erschütterungen, die sich vor der Südküste der Insel Kyushu zutrugen. Die beiden Beben hatten laut GFZ-Potsdam die Magnituden 5,5 und 5,2 und Hypozentren in 25 und 35 km Tiefe. Die Epizentren lagen gut 120 km südöstlich von Kyushu. Das EMSC verortete sie allerdings 37 km ost-nordöstlich von Nishinoomote auf der Insel Tanegashima.

Tektonisch betrachtet stand das Erdbeben mit der Subduktion am Nankai-Graben in Verbindung, der östlich von Kyushu verläuft. Hier wird die philippinische Platte und die Mikroplatten subduziert, die im Süden von Kyushu dem eurasischen Kontinent vorgelagert sind.

In der Nähe des Epizentrums befinden sich gleich mehrere als aktiv eingestufte Vulkane. Am nächsten befinden sich die Feuerberge der nördlichen Ryukyu-Inseln, von denen der Vulkan Shintake auf der Vulkaninsel Kuchinoerabu-jima und die Kikai-Caldera am bekanntesten sein dürften. Bei Kagoshima liegt dann noch der allseits bekannte Sakurajima, der in den letzten Tagen einige Ascheemissionen abließ. Falls einer der Vulkane auf die Erdstöße reagieren sollte, dann am ehesten dieser Vulkan. Aber auch der Shintake könnte für eine Eruption bereit sein.

Radioaktiv kontaminiertes Kühlwasser von Fukushima soll im Pazifik entsorgt werden

Mit Erdbeben im Zusammenhang steht auch eine weitere Meldung aus Japan, die ich wenig erfreulich finde: Im Jahr 2011 beschädigte ein Tsunami, der vom Tōhoku-Erdbeben ausgelöst wurde, das Atomkraftwerk Fukushima. Für Deutschland war die Katastrophe Grund genug, um aus der Kernenergie auszusteigen, obwohl kurz zuvor eine Renaissance dieser Technologie geplant war. In Japan setzte man einige Jahre den Neubau von Atomkraftwerken aus, doch das ist inzwischen überholt, obwohl das Atomkraftwerk in Fukushima bis heute Probleme bereitet. So muss der havarierte Reaktor gekühlt werden, wobei das Kühlwasser radioaktiv verseucht wird. Bis jetzt speicherte man das verstrahlte Wasser in Tanks, doch die Kapazitäten hierfür gehen aus. Daher wird bald das radioaktive Kühlwasser in den Pazifik geleitet. Godzilla lässt grüßen! Mir fällt dazu nur ein passendes Zitat von Albert Einstein ein: „Nur zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit. Beim ersten bin ich mir nicht sicher.“ Hinzu kommt, dass es statistisch zwar wenig wahrscheinlich ist, dass sich in den nächsten Jahrzehnten ein vergleichbares Erdbeben nebst Tsunami vor der Küste Japans ereignen wird, ausgeschlossen ist eine neuerliche Naturkatastrophen dieses Ausmaßes aber nicht. Japan is ganz definitiv kein guter Standort für Atomreaktoren.


Weitere Erdbebenmeldungen:

Island-Region mit Erdbeben Mw 4,9

Datum 06.08.23 | Zeit: 14:26:33 UTC | 67.770 ; -18.623 | Tiefe: 10 km | Mw 4,9

Gestern manifestierte sich nördlich von island ein Erdbeben der Magnitude 4,9. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 10 km. Das Epizentrum wurde 180 km nördlich von Siglufjörður verortet. Der Erdstoß stand mit der Divergenz am mittelatlantischen Rücken in Verbindung. Auch weiter südlich bebte es an der Tjörnes-Fracture-Zone. Hier wurden innerhalb von 48 Stunden 40 schwache Erschütterungen festgestellt.

Die Bebentätigkeit auf Südisland und im Bereich von Langjökull und Torfajökull ist ebenfalls leicht erhöht und es gab einige schwache Erdbeben. Entlang der Reykjanes-Halbinsel wurden im bekannten Beobachtungszeitraum 31 Erschütterungen registriert. Es gibt keinen signifikanten Anstieg der Seismizität entlang des Magmatischen Gangs, der den Fagradalsfjall mit Schmelze versorgte. Daher gehe ich nicht von einer Reaktivierung der pausierenden Eruption aus.