Fagradalsfjall: Neue Bodenhebung im Oktober detektiert

Update: Sorry, da ist mir ein alter Artikel von IMO von vergangenen Jahr als aktuell angezeigt worden. Vnet-Leser Patrik machte mich darauf aufmerksam. Es gibt also keine neuen Bodenhebung am Fagradalsfjall.

Neue Messungen bestätigen Bodenhebung von 3 Zentimetern am Fagradalsfjall – Magmenakkumulation die Ursache

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel bleibt die Lage äußerst spannend, auch wenn der Hype in den Mainstreammedien nachgelassen hat. Dennoch lohnt es sich, die Situation weiterhin im Auge zu behalten, da sich innerhalb von Wochen neue Vulkanausbrüche ereignen könnten.

Einer der potenziellen Ausbruchskandidaten ist der Fagradalsfjall, der von 2021 bis 2023 aktiv war und in den vergangenen Wochen wieder vermehrt seismische Aktivität zeigte. Es gab Erdbeben, die mit Erschütterungen im benachbarten Krýsuvík-System einhergingen. Ich hatte über eine Bodenhebung als Ursache für die Beben spekuliert und in diesem Zusammenhang das stark reduzierte GPS-Messsystem kritisiert: Ausgerechnet die wichtigste Messstation GONH, im Herzen des Fagradalsfjall-Komplexes, ist seit der letzten Eruption Mitte vergangenen Jahres offline. Allerdings stellte sich nun heraus, dass dies nur für die Öffentlichkeit gilt, denn in einem IMO-Update wurde heute ein Plot der Messstation veröffentlicht, der eine stark ansteigende Kurve zeigt. Seit Juli hat sich der Boden um gut 3 Zentimeter gehoben. Auch InSAR-Satellitenaufnahmen zeigen eine Bodenhebung, die ein recht großes Gebiet umfasst und sich bis weit in den Norden von Reykjanes erstreckt, bis in die Region um den Keilir. Diese vulkanische Erhebung war Endpunkt früherer Intrusionen und befindet sich am Rand des Gebiets, das für den neuen Regionalflughafen vorgesehen ist.

Laut IMO wird die Bodenhebung durch die Ansammlung von Magma in etwa 10 Kilometern Tiefe verursacht. Die Forscher vergleichen die Situation mit der vor den letzten Eruptionen des Fagradalsfjall und halten es für möglich, dass es erneut zu einer Intrusion und zur Bildung eines magmatischen Gangs kommen könnte. Auch ein Vulkanausbruch ist nicht ausgeschlossen. Ein Ausbruch könnte sich innerhalb von Wochen oder Monaten ereignen.

Ich frage mich, ob es zu einer gleichzeitigen Eruption am Fagradalsfjall und bei Sundhnúkur kommen könnte oder ob die Aktivität wieder zum Fagradalsfjall zurückverlagert wird, wie ich bereits früher spekuliert habe. Beide Ausbruchsorte werden von der gleichen Magmadomäne gespeist.

In der vergangenen Woche wurden auf der Reykjanes-Halbinsel etwa 520 Erdbeben registriert, und in dieser Woche sind es bereits mehr als 220. Zwei Erdbeben mit Magnituden über 3 wurden letzte Woche gemessen: eines mit M 3,3 westlich von Kleifarvatn und ein weiteres mit M 3,2 etwa 5 km nordöstlich von Grindavík. Vor den Eruptionen des Fagradalsfjall in den Jahren 2022 und 2023 wurden kurz vor den Ausbrüchen, als sich der Magmakorridor der Oberfläche näherte, Tausende von Erdbeben registriert.

Erdbeben auf Island am 05.10.23

Erdbeben M 4,7 unter isländischem Gletschervulkan Bardarbunga

Datum 04.10.23 | Zeit: 16:11:57 UTC | Lokation: 64.626 ; -17.443 | Tiefe: 0,1 km | Mb 4,7

Gestern manifestierte sich unter dem isländischen Gletschervulkan Bardarbunga ein Erdbeben der Magnitude 4,7. Das Hypozentrum lag in nur 100 m Tiefe unter dem Meeresspiegel. Das Epizentrum wurde 4,3 km ost-südöstlich vom Bardarbunga lokalisiert. Es folgten mehrere schwache Erschütterungen. Erdbeben dieser Stärke kommen unter Bardarbunga immer wieder vor und könnten vom Wiederaufladen des Vulkans stammen. Seit der Eruption von 2014 hebt sich der Boden der Caldera wieder langsam an. Innerhalb eines Jahres hob sich der Boden um 30 mm. Es wird aber wahrscheinlich noch lange Zeit dauern, bis es am Bardarbunga wieder zu einem Ausbruch kommen wird.

Einige Erdbeben ereigneten sich auch im Bereich des Herdubreids. Hier wird ein Zusammenhang mit der Aktivität der Askja vermutet, an deren Tropf der Tafelvulkan hängt. Die Bodenhebung an der Askja ließ in den letzten Wochen signifikant nach und kam praktisch zum Stillstand. An der Messstation OLAC stagniert der Wert bei ca. 69 cm. Das heißt zwar nicht, dass die Gefahr eines Ausbruchs gebannt ist, aber die Wahrscheinlichkeit einer Eruption hat mit dem Stopp der Bodenhebung erst einmal abgenommen. Generell wurde hier innerhalb von 2 Jahren eine enorme Bodenhebung registriert, wie ich sie von keinem anderen Vulkan her kenne, sieht man einmal von der Beule am Mount St. Helens ab, die sich in den Wochen vor der Eruption auf der Vulkanflanke bildete. Man muss sich die Frage stellen, ob die Bodenhebung nicht durch Bradyseismos hervorgerufen wurde, so wie wir es von der Campi Flegrei und der Laguna del Maule her kennen.

Natürlich gab es auch weitere Erdbeben und der Reykjanes-Halbinsel. Hier gab es heute Morgen ein Erdbeben M 3,3 bei Krisuvik. M3.3 Insgesamt wurden im Bereich von Reykjanes innerhalb von 48 Stunden 60 Beben registriert. Einige auch unter dem Fagradalsfjall. Die Seismizität ist in den letzten Tagen aber deutlich niedriger, als es zuvor der Fall war. In der 39. Kalenderwoche wurden unter Island 1900 Erschütterungen detektiert, was der höchste Wert seit der letzten Eruption am Fagradalsfjall darstellt.

Erdbeben unter isländischer Reykjanes Halbinsel am 27.09.23

Anhaltender Erdbebenschwarm unter Reykjanes auf Island

Datum 26.09.23 | Zeit: 18:42:39 UTC | Lokation: 63.929 ; -21.99 | Tiefe: 6,5 km | Md 3,3

Unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel bebt es weiterhin. In den letzten 48 Stunden registrierte IMO 260 Erschütterungen. Die beiden stärksten Beben hatten die Magnituden 3,3 und 3,1. Sie manifestierten sich gestern Abend 6.0 km nordöstlich von Krýsuvík und 7,7 km west-nordwestlich von Grindavík. Sie lagen in 2 unterschiedlichen Erdbebenclustern. Ein dritter Bebenspot bildete sich bereits am Wochenende, 6 km westlich von Raufarhólshellir, wo die bekannte Lavahöhle liegt. Hier ist das Vulkansystem Bláfjöll von den Beben betroffen. Wir erleben ähnliche Bebenmuster wie vor den letzten Eruptionen am Fagradalsfjall, wo es überall bebte, nur nicht unbedingt dort, wo sich dann die Eruption etablierte. Besonders vor den ersten beiden Ausbrüchen sahen wir monatelang eine signifikant erhöhte Seismizität unter den verschiedensten Spalten- und Vulkansystemen auf Reykjanes. Vermutlich wurden sie durch geänderte Spannungsverhältnisse aufgrund des Auf- und Abstiegs magmatischer Fluide verursacht.

Die Bodenhebung zeigt heute an den meisten Messstationen leicht rückläufige Werte, wobei man die Messergebnisse immer mitteln sollte. Der Trend zur Hebung bleibt aber bestehen. Der Wert an der Messstation ODDF fällt aus dem Rahmen: Dort machte der aktuelle Messpunkt einen Sprung um 20 mm nach oben. Die Messstation befindet sich im Gebiet des Bebens bei Krýsuvík und nicht weit vom letzten Eruptionszentrum entfernt.

Erdbeben gab es in den letzten Tagen aber nicht nur unter Reykjanes, sondern auch unter dem Vatnajökull. Dort waren die Vulkansysteme Grimsvötn und Bardarbunga betroffen. Unter dem Grimsvötn hob sich der Boden seit Mitte Juni um gut 30 mm. Der aktuelle Trend der Bodendeformation zeigt wieder eine leichte Subsidenz. Dennoch könnte sich der Vulkan auf eine Eruption vorbereiten.

Im Bereich der Askja scheint es ruhiger geworden zu sein. Es werden nur wenige Erdbeben detektiert und die Bodenhebung pauseiert an den meisten Messstationen.

Insgesamt sind es unruhige Zeiten auf Island und es sieht so aus, als würden mehrere Vulkane aufladen, ohne dass ein Vulkanausbruch unmittelbar bevorstehen würde. Innerhalb der nächsten Monate könnte es aber zu einer Eruption kommen.

Erdbeben auf Island – News vom 20.09.23

Erdbeben bei den Vulkanen Thorbjörn und Skjaldbreiður

Heute Nacht gab es einen weiteren Erdbebenschwarm unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel. IMO detektierte 103 Erschütterungen, die sich an verschiedenen Lokalitäten ereigneten. Einige Beben wurden nahe den Vulkanen Fagradalsfjall und Keilir festgestellt. Die Mehrzahl der Erdbeben manifestierte sich allerdings in einem Bereich, der 4 bis 5 km nördlich von Grindavik lag. Dort befindet sich der Thorbjörn-Vulkan, von dessen Gipfel man prima die Blaue Lagune sehen kann. Dieser Vulkan ist dem regelmäßigen Vnet-Leser kein Unbekannter, denn dort ereigneten sich in den letzten 3 Jahren oft Erdbebenschwärme, die man als Vorbereitung der Eruptionen am Fagradalsfjall ansehen kann. Viele dieser Erdbebenschwärme gingen mit Bodenhebungen einher, bevor sie dann Richtung Fagradalsfjall switchten. Aktuell geben die GPS-Daten aber diesbezüglich nichts her. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass die Beben Indikatoren für weitere vulkanische Tätigkeit auf Reykjanes sind, die bestimmt nur noch einige Monate auf sich warten lassen wird.

Weitere Erdbeben, die mit dem Vulkanismus auf Island in Zusammenhang stehen, manifestierten sich in den letzten Tagen am Schildvulkan Skjaldbreiður, der zum Langjökull-Vulkansystem gehört. Die erhöhte Seismizität hier begann im Juni dieses Jahres. Seitdem gab es mehr als 800 Erschütterungen und der isländische Professor Þorvaldur Þórðarson hält es für möglich, dass sich dort ein Vulkanausbruch zusammenbraut. Das stärkste Erdbeben der letzten Tage hatte eine (automatisch ermittelte und noch nicht bestätigte) Magnitude von 3,6 und ein Hypozentrum in 2,9 km Tiefe. Die Region um den Skjaldbreiðu sah in den letzten zehntausend Jahren 26 Eruptionen, was im isländischen Vergleich nicht viel ist. Dafür waren die Eruptionen stärker, als etwa auf Reykjanes. Das Vulkangebiet, zu dem Skjaldbreiður gehört, liegt auf einem 120 km langen Spaltensystem, das sich von Thingvellir bis unter den Langjökull erstreckt. Auch das Haukadalur mit den bekannten Geysiren Strokkur und dem Großen Geysir gehören zu diesem System.

Þorvaldur Þórðarson wurde wieder in einem Zeitungsartikel von MBL zitiert und der Vulkanologe gibt zu bedenken, dass es nicht klar ist, ob es einen Zusammenhang zwischen der neuen Aktivität auf der Reykjanes-Halbinsel und dem angrenzenden Gebiet um dem Skjaldbreiður gibt. Der Island-Mantelplume wäre stark genug um beide Vulkane gleichzeitig mit Schmelze zu versorgen.

Weiter Erdbeben am Fagradalsfjall – News vom 16.09.23

Weiterer Erdbebenschwarm am Fagradalsfjall auf Island

Unter dem Isländischen Vulkan Fagradalsfjall gab es gestern einen weiteren Erdbebenschwarm. IMO registrierte in den letzten 48 Stunden 78 Beben. Die meisten Erschütterungen konzentrieren sich im Bereich des Fagradalsfjall-Vulkans und waren von geringer Magnitude. Die Hypozentren streuten grob in Tiefen zwischen 4 und 8 km, wobei es auch einige Ausreißer gab, die entweder flacher oder tiefer lagen. Die Daten sprechen dafür, dass die Beben im Zusammenhang mit dem magmatischen Gang stehen, der die letzten 3 Eruptionen auf Island mit Schmelze versorgte.

Gestern erschien bei MBL auch wieder ein Artikel, in dem der isländische Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson zu Wort kam. Er meinte, dass die Bodenhebung in der Region weiter anhält und rechnet in den nächsten Monaten mit einer weiteren Eruption auf Reykjanes. Der Forscher hält es für gut möglich, dass sich das Eruptionszentrum dann weiter Richtung Osten verlagern könnte. Statistisch gesehen rechnet er im Juni nächsten Jahres mit einem Ausbruch, da sich das Pausenintervall der letzten beiden Eruptionen jeweils um einige Tage verkürzte. Zwischen dem ersten und dem zweiten Ausbruch sind 321 Tage vergangen und dann 318 Tage zwischen dem zweiten und dem dritten Ausbruch. „Wenn sich dieses Muster fortsetzt, stehen wir irgendwann im Juni nächsten Jahres vor einem Ausbruch“, äußert sich Þorvaldur Þórðarson gegenüber MBL.

Östlich des Keilirs wurde eine Aufheizung des Bodens detektiert, worüber ich im letzten Update zu diesem Thema schon berichtete. Gestern wurde auf Youtube auch ein neues Drohnenvideo veröffentlicht, das Thermalaufnahmen zeigt, die diese Bodenerwärmung zu bestätigen scheinen. Allerdings muss man auch klarstellen, dass es auf Reykjanes mehrere Thermalgebiete gibt und warme Bodenstellen sollten auch ohne oberflächennahe Magmenintrusion keine Seltenheit sein.

In dem erwähnten Zeitungsartikel sprach der Vulkanologe auch über den Vulkan Katla, der ebenfalls Zeichen der Unruhe von sich gibt. Þorvaldur meint, dass der Vulkan innerhalb von 30 Jahren zu einer Eruption bereit sein könnte, vorausgesetzt, das Tempo der Aufladung ändert sich nicht. Das ist dann wesentlich länger, als andere Vulkanologen bereits vor Jahren postulierten.

Tatsächlich sehe ich aktuell unter der Katla eine stärkere Bodenhebung aus den IMO-GPS-Daten, als es am Fagradalsfjall ablesbar ist. Während sich an der Katla-Messstation AUST der Boden in den letzten 3 Monaten um gut 50 mm hob, erkennt man an der Fagradalsfjall-Messstation FEFC seit April eine Bodenhebung von knapp 30 mm. Anzumerken ist hier, dass es schon vor der Eruption im Juli zu einer Deflation kam und die Bodenhebung jetzt wieder so groß ist wie drei Wochen vor dem Ausbruch.

Erdbebentätigkeit unter Island hoch – News vom 12.09.23

Erdbebenschwarm und steigende Geothermie unter Reykjanes-Halbinsel

Datum 11.09.23 | Zeit: 19:02:55 UTC | Lokation: 63.667 ; -23.388 | Tiefe: 11.3 km | Mb 3,4

Unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel ist die seismische Aktivität weiter hoch. IMO registrierte in dem Bereich 177 Erschütterungen innerhalb von 48 Stunden. Die meisten Beben fallen auf einen Schwarm, der sich vor der Südwestspitze der Halbinsel ereignete. Dort gab es 3 Beben mit Magnituden größer als 3. Die stärkste Erschütterung brachte es auf M 3,4 in 11 km Tiefe. Die Beben lagen offshore und wurden zwischen dem Ort Reykjanestá und der Felseninsel Geirfugladrangur verortet. Einzelne Beben ereigneten sich aber auch im Bereich von Fagradalsfjall und Keilir, wo wir beim eigentlichen Grund für diesen Post wären: In den letzten Monaten gab es nicht nur Beben entlang des magmatischen Gangs zwischen den beiden vulkanischen Erhebungen, sondern auch östlich des Keilir. Damals spekulierte ich, dass die Beben magmatischen Ursprung sein könnten, was nun durch den Vulkanologen Þorvaldur Þórðarson indirekt bestätigt wurde.

In einem Interview mit der isländischen Zeitung MBL sagte er, dass es einen Trend dazu geben würde, dass sich die Eruptionen, die am Fagradalsfjall im Meradlair-Tal begonnen haben, weiter in Richtung Nordosten verlagern. Seiner Meinung nach könnte der nächste Ausbruch sogar östlich des Keilirs stattfinden, weil man dort einen signifikanten Anstieg der geothermalen Aktivität beobachtet hat, was auf Magmenintrusion zurückzuführen sein könnte. Bereits im Sommer, als es zum letzten Ausbruch bei Litla-Hrút kam, hatte sich zwischen Keilir und Trolladyngja ein neues Thermalgebiet mit Fumarolen gebildet, um denen sich Schwefel abgelagert hat. Außerdem starben Moose und Flechten in dem betroffenen Areal.

Während man im Yellowstone die Aktivität nun aufs Hydrothermalsystem schieben würde und einen Zusammenhang mit einer Magmenintrusion von sich weisen würde, halten die Isländer einen Vulkanausbruch für möglich. Ich denke, die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, ob die Isländer recht behalten sollen. Þorvaldur Þórðarson meint auf jeden Fall, dass man die Gegend im Auge behalten sollte.

Erdbeben M 3,8 auf Island am 09.09.23

Erdbeben Md 3,8 unter Reykjanes-Halbinsel

Datum 09.09.23 | Zeit: 03:24:38 UTC | 63.92 ; -22.045 | Tiefe: 6,0 km | Mw 6,9

Gestern Abend manifestierte sich auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel ein moderates Erdbeben der Magnitude 3,8. Dieser Wert stammt von IMO. Beim EMSC kam man auf M 3,3. Der Erdstoß ereignete sich um 03:24 Uhr und lag nur 2 km westlich von Kleifarvatn. Dem IMO liegen Berichte darüber vor, dass das Erdbeben im Hauptstadtgebiet zu spüren gewesen war. Dieses Erdbeben war nur das Initialbeben eines stärkeren Erdbebenschwarms. Das seismische Netzwerk registrierte innerhalb von 2 Tagen 182 Beben unter der Reykjaneshalbinsel. Die Hypozentren streuen zwischen 10 und 1 km Tiefe. Der Schwarm passt in das Muster an Erdbebenschwärmen, wie wir es ca. 2-3 Monate vor der letzten Eruption sahen. Die Erdbeben gehen mit einer noch vergleichsweise schwachen Bodenhebung einher, die nichtsdestotrotz vom Aufstieg magmatischer Fluide zeugt. Das Netz an GPS-Messstationen ist recht weit verstreut und kann bei weitem nicht genau detektieren, wie groß die Bodenhebung in einigen Klometern Entfernung zu den Stationen ist. Aussagekräftiger sind da dann InSAR-Messungen, die aber nur in unregelmäßigen Zeitabständen offengelegt werden. Es sieht also so aus, als würde sich unter Reykjanes der nächste Vulkanausbruch zusammenbrauen. Sollte der aktuelle Trend anhalten, dann sehen wir diesen Ausbruch möglicherweise früher als gedacht.

Es ist aber keineswegs sicher, dass der nächste Vulkanausbruch tatsächlich auf Reykjanes manifestieren wird, denn Askja lädt ebenfalls weiter auf und könnte innerhalb weniger Tage oder Wochen eruptieren. Längerfristig betrachtet könnte auch die Katla ausbrechen. Selbst unter Bardarbunga ist wieder eine schwache Bodenhebung infolge von Inflation zu sehen. Auf Monatssicht betrug die Bodenhebung hier gut 20 mm, ein Wert, der in etwa mit dem anderer Vulkane übereinstimmt. Sieht so aus, als würde sich Schmelze aus dem Erdmantel relativ gleichmäßig auf verschiedene verteilen.

Erdbeben und Bodenhebung auf Island am 07.09.23

Schwarmbeben und Deformation am Fagradalsfjall auf Island

Heute Morgen ereignete sich ein kleiner Erdbebenschwarm am Fagradalsfjall auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel. Die Beben waren von geringen Magnituden und manifestierten sich im Bereich des magmatischen Gangs, der den Vulkan bei Eruptionen mit Magma versorgt. Die Hypozentren schwankten zwischen 5 und 7 km Tiefe. Unklar ist, ob die Beben durch Magmenaufstieg verursacht wurden, oder ob es sich eher um Abkühlungs- und Schrumpfungsprozesse handelte. Da sich in der Gegend auch tektonische Störungen befinden, lässt sich eine entsprechende Herkunft der Erschütterungen nicht ausschließen. Für die erste Theorie spricht, dass es weiterhin eine Bodenhebung infolge von Inflation gibt. Leider ist die GPS-Messstation direkt am Vulkan seit der letzten Eruption im Juni offline, doch die benachbarte Station Festarfjall und Krisuvik zeigt eine Bodenhebung von 20 mm seit Eruptionsende an. In der letzten Woche lag die Bodenhebung noch bei 18 mm. Es handelt sich allerdings um Rohdaten, die noch korrigiert werden könnten. An der Festarfjall-Messstation wurde vor der letzten Eruption eine ähnliche Bodenhebung angezeigt, wie es jetzt der Fall ist. Isländische Vulkanologen zeigten sich bereits erstaunt, dass es so kurz nach der Eruption wieder Bodenhebungen gibt. Erstaunlicher Weise zeigten die GPS-Messungen vor der letzten Eruption nur geringe Bodenhebungen direkt am Fagradalsfjall an. Aktuell sind keine Werte aus dem direkten Umfeld von Vulkan und Magmatischen Gang online bzw. öffentlich zugänglich. Bis sich Genaueres sagen lässt, müssen wir wohl auf neue InSAR-Karten warten.

Unter Reykjanes wurden in den letzten 48 Stunden 59 Erschütterungen detektiert. Bei weitem nicht alle Erdbeben gehörten zum Schwarmbeben am Fagradalsfjall, so kann man in der Tat nur von einem kleinen Schwarmbebens sprechen. In der letzten Woche ereigneten sich unter Island „nur“ gut 500 Beben und damit halb so viel, wie in den Wochen zuvor. IMO schreibt dazu, dass es den ersten Herbstrum gegeben hat, und der Wind könnte die Detektion schwache Erdbeben vereitelt haben. So könnte die tatsächliche Erdbebentätigkeit stärker gewesen sein.

Bodenhebung gibt es aktuell auch am subglazialen Vulkan Katla. Die Messstation AUST zeigt eine Bodenhebung von 40 mm seit Juli 2023. Auch die Askja bläht sich weiter auf. Hier liegt der Maximalwert bei 680 mm.

Erdbeben und Bodenhebung auf Island – News vom 02.09.23

Erdbeben und Bodenhebung auf isländischer Reykjanes-Halbinsel

Datum 01.09.23 | Zeit: 17:55:13 UTC | 63.791 ; -22.865 | Tiefe: 10 km | Md 3,1

Auf Island kommt die Erde nicht zur Ruhe und wird es wohl in den nächsten Äonen auch nicht: Gestern Nachmittag gab es vor der Südwestspitze der Reykjanes-Halbinsel ein Erdbeben der Magnitude 3,1. Das Epizentrum wurde 7,2 km nordöstlich der Insel Eldey verortet. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe. Es gab weitere schwache Erdbeben in der Region. Insgesamt registrierte IMO 46 Erschütterungen am Reykjanes-Ridge.

Einen Erdbebenschwarm gab es auch in der Nähe des Fagradalsfjall-Vulkans und am Keilir, also in den Regionen, in denen sich der magmatische Gang erstreckt, der die drei Eruptionen am Fagradalsfjall mit Schmelze versorgte. Interessanterweise veröffentlichte die isländische Zeitung MBL heute einen Artikel, in dem sich ein Vulkanologe zu Wort meldet. Demnach wird in der beschriebenen Region bereits wieder Bodenhebung infolge von Magmenaufstieg festgestellt. Laut IMO-Wissenschaftler Benedikt Gunnar Ófeigsson ist es der frühste Beginn von Bodenhebung, der nach den Eruptionen auf Reykjanes beobachtet wurde. Benedikt ist Spezialist für Krustenbewegungen und geht davon aus, dass die Bodenhebung ein frühes Anzeichen der nächsten Eruption ist. Genaugenommen muss man sich da fragen, ob wir überhaupt von verschiedenen Eruptionen sprechen können, oder ob der Ausbruch nicht nur pausiert. Aber letztendlich ist da nur eine Definitionsfrage, die an der Sache nichts ändert: Mit hoher Wahrscheinlichkeit sehen wir in den nächsten Monaten einen weiteren Vulkanausbruch auf Reykjanes.

Die Bodenhebungen lassen sich mit den Grafen der verschiedenen GPS-Messstationen, die man auf der Seite von IMO einsehen kann, nur bedingt nachverfolgen. Gerade die Messstationen am Fagradalsfjall sind seit der letzten Eruption im Juli offline. Weiter entfernte Einheiten zeigen eine Bodenhebung von bis zu 18 mm. Allerdings können gravitative Einflüsse die Messungen verfälschen. Fest steht aber, dass es eine Bodenhebung gibt.

Nicht nur am Fagradalsfjall gibt es Bodenhebung infolge von Magmenaufstieg, denn auch der Calderavulkan Askja scheint sich auf eine Eruption vorzubereiten. Hier gibt es die positive Nachricht, dass die Messstation OLAC wieder online ist. Sie liegt im Zentrum des Areals mit der stärksten Bodendeformation und misst eine Hebung von 68 cm.