Von Erdbeben, Bodenhebungen und Wasserleitungen bei Grindavik

Erdbebenaktivität auf Island bleibt hoch – Forscher rechnen mit baldigen Vulkanausbruch

Schaut man sich heute die Erdbebenkarte des Isländischen Wetteramtes an, erkennt man zahlreiche Erdbeben, die sich entlang der großen Störungssysteme auf Island verteilen, die häufig auch mit Zentralvulkanen gekoppelt sind. Besonders auffällig sind die Beben unter dem Vatnajökull, wo der Fokus auf Grimsvötn liegt. Hier ist die Seismizität seit Tagen leicht erhöht, doch seit Anfang Januar tritt die Bodenhebung auf der Stelle. Erdbeben gab es auch am Askja-System und unter der Katla, die mit dem Myrdalsjökull vergletschert ist. Während es hier keinen nennenswerten Bodendeformationen gibt, findet im Bereich der Askja noch eine moderate Inflation statt. Allerdings ist dieser Vulkan aus dem Fokus der Öffentlichkeit geraten, denn spätestens seit November sind alle Augen auf die Reykjaneshalbinsel gerichtet, die weiterhin moderat seismisch aktiv ist. In den letzten 48 Stunden wurden 60 Erschütterungen registriert. Das ist ein gutes Stück von den Werten entfernt, die wir noch zum Jahresanfang dort sahen, trotzdem hält die Bodenhebung im Gebiet von Svartsengi unvermindert an.

Die IMO-Wissenschaftler veröffentlichten gestern Abend eine Notiz, nach der sich das Magmenreservoire bei Svartsengi im Eiltempo füllt. Sie rechnen damit, dass Ende Februar/ Anfang März wieder 10 Millionen Kubikmeter Magma aufgestiegen sein werden, was in etwa der Menge entspricht, die beim letzten Ausbruch ausgestoßen wurde. Ab dann steigt das Ausbruchsrisiko wieder signifikant an. Das soll allerdings nicht heißen, dass es vorher nicht zu einer Eruption kommen könnte, oder dass es zwingend zu einer Eruption kommen muss.

Trinkwasserleitungen von Grindavik werden unter Druck gesetzt

Während sich die Natur also auf eine weitere Manifestation der Erdgewalten vorbereitet, versuchen die Menschen von Grindavik weiterhin die bereits entstandenen Schäden in ihrer Stadt zu reparieren. Seit Tagen arbeitete ein Team daran, die Trinkwasserversorgung in Grindavik wiederherzustellen. Die geborstene Leitung scheint nun repariert zu sein und man hat damit begonnen, langsam wieder Druck im Leitungssystem aufzubauen. Nach und nach wird die Wasserversorgung in den verschiedenen Stadtgebieten wiederhergestellt. Eine gute Nachricht für jene, die nicht aufgeben.

Neue Eruption am Fagradalsfjall auf Island möglich

Unter dem Svartsengi-Gebiet auf Island geht die Bodenhebung weiter. An der Messtation SKSH (Skipastigshranu) hat die Bodenhebung wieder das gleiche Niveau wie vor der letzten Eruption am 8 Februar erreicht. Bei den vorangegangenen Ereignissen wurde das vorherige Bodenhebungsniveau oft um gut 50 mm überschritten, als die nächste Eruption einsetzte. Bei der aktuellen Hebungsrate kann man dann in 7 bis 10 Tagen mit einer weiteren Eruption rechnen. An der Messtation Seng wird voraussichtlich in drei Tagen Parität zum vorherigen Hebungsniveau erreicht sein.

Bodenhebung und Erdbeben unter Fagradalsfjall – Weitere Eruption erscheint möglich

Die Erdbebentätigkeit ist bei Svartsengi relativ gering, was darauf hindeutet, dass die Magma-Aufstiegswege aus der Tiefe frei sind und nicht erst gegen Widerstand angearbeitet werden muss, damit sich das Magma einen Weg bahnen kann. Generell wurden heute nur wenige Erdbeben auf Reykjanes detektiert, was an starkem Wind liegen kann. In den letzten Tagen sah es anders aus und es gab an den meisten der Spaltensysteme auf der Reykjanes-Halbinsel Erschütterungen, was nicht nur Spekulationen über einen möglichen submarinen Ausbruch bei Eldey auslöste, sondern auch wieder das Geschehen am Fagradalsfjall in den Fokus rückte. Hier brachte MBL gestern Abend ein Interview mit Geophysiker Freysteinn Sigmundsson heraus. Er erklärte, dass die meisten isländischen Geophysiker davon ausgehen, dass sich auch der nächste Vulkanausbruch auf Reykjanes aller Wahrscheinlichkeit nach wieder entlang der Sundhnúka-Kraterreihe manifestieren wird. Freysteinn ist aber der Meinung, dass sich das eines Tages wieder ändern wird. Dann könnte sich die Aktivität wieder in Richtung Fagradalsfjall verlagern, wo wir die ersten drei Eruptionen der neuen Ausbruchsserie auf der Reykjaneshalbinsel sahen. Dafür sprechen nicht nur die Erdbeben, die dort immer wieder auftreten, sondern auch, dass es bis jetzt keine nennenswerte Deflation gab. Das vor Monaten intrudierte Magma befindet sich noch im Untergrund, und obwohl sich im Oktober die Aktivität nach Svartsengi verlagerte, gab es unter dem Fagradalsfjall noch eine leichte Bodenhebung von 30 mm.

Der Geophysiker gibt auch zu bedenken, dass es immer mehr danach aussieht, als wären die Vulkane Islands unterirdisch weiter vernetzt als man bisher annahm. Ein Umstand, auf den ich auch bereits hinwies. Es stellt sich die Frage, ob man auch die Spaltensysteme auf Reykjanes isoliert für sich betrachten sollte.

Island: Grindavikings dürfen in ihre Häuser zurück

Bewohner von Grindavik dürfen in ihre Häuser zurück

Das Spiel um Grindavik geht in eine weitere Runde, denn wieder einmal ist die gesetzlich festgeschriebene Höchstdauer für Zwangsevakuierungen auf Island um, und so blieb dem lokalen Polizeichef nichts anderes übrig, als den Bewohnern von Grindavik die Rückkehr in ihre Häuser zu erlauben. Sie dürfen sich jetzt wieder permanent in der Stadt aufhalten. Er betonte ausdrücklich, dass er die Stadt eigentlich für unbewohnbar hält und dass die Rückkehrer in eigener Verantwortung handeln. Öffentliche Einrichtungen wie Schulen und Kindergärten bleiben geschlossen.

Tatsächlich waren bereits erste Bewohner der Stadt gegen die Evakuierungen gerichtlich vorgegangen. Ein erster Grindaviking zog heute seine Klage wieder zurück.

Während wir uns in den Sozialen Medien bereits darüber Gedanken gemacht haben, ob es nicht besser sei Grindavik aufzugeben, scheinen die direkt Betroffenen wenigstens teilweise anders darüber zu denken: Sie kämpfen um den Erhalt des kleinen Fischerortes an der Südküste von Reykjanes, der in den letzten Monaten von multiplen geologisch bedingten Naturkatastrophen heimgesucht wurde: Erdbeben, Spaltenöffnungen und Vulkanausbrüche können einen echten Nachfahre der legendären Wikinger offenbar nicht erschüttern. So ist man weiter voll des Tatendrangs, nicht nur an Land, sondern auch zu Wasser, denn in den letzten Tagen kreuzte wieder ein Reparaturschiff vor der Küste und kümmerte sich um kaputte Leitungen am Meeresgrund.

Anzeichen für eine baldige Beruhigung der Erdgewalten gibt es nicht. Zwar hatte es gestern den Anschein, als hätte die Bodenhebung nachgelassen, doch heute sieht es wieder anders aus. Der Boden hebt sich zwar nicht mehr so schnell wie nach dem letzten Ausbruch, doch hat wieder Werte eingenommen, die wir mittlerweile als ortsüblich bezeichnen können. Die Bodenhebung liegt heute um 5 mm am Tag.

Schwarmbeben bei Hellisheiði

Ein Schwarmbeben ereignet sich aktuell am Hengill-Spaltensystem in der Gegen des Hellisheiði-Kraftwerks. Es ist gut möglich, dass die Erschütterungen menschengemacht sind und mit dem Kraftwerk in Verbindung stehen, da Wasser unter Druck in den Boden gepumpt wird.

Island: Straße nach Vulkanausbruch bereits repariert

Straße nach Grindavik wurde in Rekordzeit repariert

Nur 10 Tage nachdem der Grindavikvegur durch den Lavastrom des jüngsten Vulkanausbruchs unterbrochen wurde, ist die Straße wieder repariert und kann nun mit 50 km/h befahren werden. Nachdem ein Provisorium bereits vor dem Wochenende fertiggestellt worden war, wurde die Straße nun finalisiert und mit Fahrbahnmarkierungen und Temperatursensoren ausgestattet. Sie liegen direkt unter dem Schotter und messen Temperaturen von mehr als 50 Grad. Außerdem arbeitet man innerhalb der Befestigungsanlagen von Svartsengi an einer weiteren Piste, die Fragmente einer Nebenstraße zur Blauen Lagune miteinander verbinden soll.
Die Isländer bewiesen so einmal mehr, zu welchen Leistungen sie imstande sind, und dass, obwohl ihr kleines Volk nur so viele Einwohner hat wie eine deutsche Großstadt! Ihr Erfolgsrezept: Schnelles und entschlossenes Handeln anstelle Zögerlichkeit und endloser bürokratischer Prozesse, die bei uns alles maßlos verzögern! Wie nachhaltig das Engagement der Isländer ist, steht allerdings auf einem anderen Blatt geschrieben, denn es gibt Anzeichen dafür, dass der nächste Vulkanausbruch bei Svartsengi nicht mehr lange auf sich warten lassen könnte!

Bodenhebung verringerte sich

Diese Anzeichen manifestieren sich nicht nur in Erdbeben, die sich in der Verlängerung des Magmatischen Gangs vor der Küste bei Grindavik ereignen, sondern auch in einer deutlichen Verringerung der Bodenhebung, so wie wir sie einige Tage vor den letzten Eruptionen sahen. Sie deutet darauf hin, dass der Gegendruck im oberen Fördersystem größer wird, weshalb das Magma aus der Tiefe langsamer aufsteigt. Allerdings ist das nur ein Indiz, kein Beweis, dass sich die nächste Eruption anbahnt. So hatte es auch bei den letzten Aufladephasen zwischendurch einen Rückgang der Hebungsrate gegeben, nur um nach 1-2 Tagen wieder zuzulegen. Eigentlich ist es noch ein wenig zu früh für die nächste Eruption. Statistisch gesehen sollte sie erst in 2 bis 3 Wochen erfolgen. Natürlich ist es immer möglich, dass die Magmenintrusion stoppt und erst einmal Ruhe eintritt.

Dafür gab es heute auch an anderen Lokationen auf Island eine rege Bebentätigkeit. Besonders erwähnenswert sind die Beben in der Torfajökull-Caldera, an deren Rand sich das Landmännerbad befindet. Unter dem Vatnajökull gab es ebenfalls Beben, die mit dem Vulkanismus zusammenhängen können. Hier liegt besonders der Grimsvötn im Fokus des Geschehens. Einige Kilometer weiter nördlich bebt es an der Askja. Hier zeigen einige GPS-Messstationen ebenfalls wieder Bodenhebung an.

Island: Erdbeben am Bardarbunga und auf Eldey

Island wurde von 2 Beben mit Magnituden über 3 erschüttert

Letzte Nacht ereigneten sich auf Island zwei Erdbeben mit Magnituden über 3, die nicht direkt miteinander in Verbindung standen. Das stärkere Beben hatte eine Magnitude von 3,5 und manifestierte sich in 4,1 Kilometer Tiefe am subglazialen Calderavulkan Bardarbunga. Das Epizentrum wurde 3,2 Kilometer südöstlich der Caldera verortet. Es gab auch eine Handvoll schwächerer Erschütterungen im Bereich der Caldera. Der Bardarbunga liegt unter dem Gletscher Vatnajökull, der als der größte seiner Art in Europa gilt. Einige Erschütterungen wurden auch am Grimsvötn, sowie im Askja-Herdubreid-System festgestellt.

Das zweite Beben brachte es auf Mb 3,2 und hatte eine Herdtiefe von 5,3 Kilometer. Das Epizentrum befand sich 70 Meter westnordwestlich von Eldeyjardrangur bei dem Eiland Eldey vor der Westküste von Reykjanes. Dieses Beben war Teil eines Schwarmbebens, das bereits seit einigen Tagen im Gange ist. Die Beben hier stehen mit der Aktivierung der Spaltensysteme auf Reykjanes zusammen, in deren Folge sich die Eruptionen am Fagradalsfjall und in der Svartsengi-Gegend sahen. Natürlich werfen die Erdbeben bei Eldey die Frage auf, ob man dort auch mit einer Eruption rechnen muss. Der Leiter für Deformationsmessungen beim Isländischen Meteorologischen Amt, Benedikt Gunnar Ófeigsson, äußerte sich gestern Abend in einem MBL-Interview, und sagte sinngemäß, dass man die Situation genau beobachtet. Auf Eldey gibt es nicht nur ein seismische Messstationen, sondern es werden seit einigen Wochen auch GPS-Messungen durchgeführt, die bis jetzt kein Anomalien zeigen. Sehr wahrscheinlich sind die Erdbeben dort tektonischen Ursprungs, oder reagieren auf Veränderungen des Spannungsfeldes durch die Intrusion bei Svartsengi. Seit den Ausbrüchen dort hat auch die Seismizität bei Eldey zugenommen, auch wenn es dort früher bereits Schwarmbeben gab.

Die Abfolge der Ereignisse bei Svartsengi befinde sich auf dem gleichen Weg wie vor dem letzten Ausbruch, und wenn es so weitergeht, sei das nächste Ereignis zwei bis drei Wochen entfernt, so die Aussage des IMO-Experten. Er meinte auch, dass man den genauen Ort des nächsten Ausbruchs nicht vorhersagen kann, doch am wahrscheinlichsten sei wieder ein Ausbruch im Gebiet von Stóra-Skógfell und Sundhnúkar.

Erneut Start des Badebetriebs in der Blauen Lagune

Dieser Meinung sind wohl auch die Betreiber der Blauen Lagune, denn das Thermalressort nahm seinen Betrieb wieder auf und empfängt Badegäste. Das Thermalbad mit dem angrenzenden Hotel, das offenbar vor der letzten Eruption ebenfalls geöffnet war, musste am 8. Februar evakuiert werden. Der Vorgang dauerte 40 Minuten, war aber erst abgeschlossen, nachdem die Eruption bereits begonnen hatte. Man verweiset als Begründung für die Fortsetzung des Betriebs in der anhaltenden Krisensituation auf die wirtschaftliche Bedeutung der Anlage für Island.

Ich kann mir vorstellen, dass einige Badegäste aktuell auch wegen des Nervenkitzels kommen, den ein Bad in einem potenziellen Eruptionsgebiet mit sich bringt.

Island am 16.02.23: Grindavik ohne Warmwasser

Erdbeben vor der Westküste von Reykjanes – Bodenhebung geht weiter

In den letzten 24 Stunden gab es ein Schwarmbeben vor der Westküste von Reykjanes, wo sich viele Erdbeben im Bereich der kleinen Insel Eldey manifestierten. Natürlich gab es auch Beben bei Svartsengi, Fagradalsfjall und an den anderen Spaltensystemen der Halbinsel. Insbesondere im Svartsengi-Gebiet sind die Erdbeben mit der Magmenintrusion gekoppelt, die den Boden weiter anhebt. Die Bodenhebung folgt ähnlichen Trends und Geschwindigkeiten wie diejenigen, die nach der Gangausbreitung am 10. November 2023 beobachtet wurden. In den letzten Tagen schwankte sie zwischen 5 und 10 mm am Tag.

Modellrechnungen der Wissenschaftler vom IMO, die auf GPS-Daten basieren, deuten darauf hin, dass sich die Magmaansammlung vom Ende des Ausbruchs am 9. Februar bis zum 14. Februar auf etwa 2 Millionen Kubikmeter beläuft. Es wird geschätzt, dass zu Beginn des Ausbruchs am 8. Februar etwa 10 Millionen Kubikmeter Magma vom Svartsengi-Gebiet in Richtung der Kraterreihe Sundhnúkur geflossen sind. Wenn sich die Magmaansammlung mit der gleichen Rate fortsetzt, wird sich bis Ende Februar oder Anfang März voraussichtlich insgesamt 10 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt haben. Zu diesem Zeitpunkt steigt die Wahrscheinlichkeit einer neuen Dyke-Intrusion und eines Vulkanausbruchs signifikant.

Im westlichen Teil des Fagradalsfjalls wurde seit dem 12. Februar eine seismische Aktivität beobachtet. Etwa 80 kleine Erdbeben mit einer Stärke von 1,5 oder weniger wurden verzeichnet. Die Tiefe der Erdbeben unter dem westlichen Teil des Berges Fagradalsfjall liegt zwischen 6 und 8 km. Das Gebiet wird kontinuierlich überwacht, aber derzeit zeigen die Deformationsdaten keine Anzeichen einer Magmaansammlung.

IMO brachte gestern auch eine aktualisierte Gefahrenkarte heraus, die bis zum 22. Februar gültig ist. Die wichtigsten Änderungen beinhalten eine verringerte Wahrscheinlichkeit für das Öffnen von Eruptionsspalten in allen Zonen. Die Wahrscheinlichkeit von Dolinen und Verwerfungsbewegungen wird in Grindavík immer noch als hoch eingestuft.

Kein warmes Wasser in Grindavik

Neben Wissenschaftlichem gibt es auch Neuigkeiten aus Grindavik: Wie Páll Erland, Direktor von HS Veitna gegenüber MBL bekannt gab, gelangt weniger als die Hälfte des Warmwassers, das von Svartsengi nach Grindavík gepumpt wird, in die Stadt. Der größte Teil verschwindet durch ein Leck, das noch aufgespürt werden muss. Man geht aber davon aus, dass das Problem in den nächsten Tagen gelöst werden kann.

Grindavik: der langsame Niedergang einer isländischen Stadt

Sind die Schäden in Grindavik so groß, dass der Kampf vergebens scheint?

Grindavik war vor den jüngsten Eruptionen auf Island ein kleiner Fischerort, der nur eingefleischten Islandreisenden bekannt gewesen sein dürfte. Nun wird die Stadt immer mehr zum Synonym einer schleichenden Vulkankatastrophe, die, anders als in Pompeji, nicht über Nacht alles in Schutt und Asche legt, aber dafür unablässig an die Infrastruktur des Ortes nagt. Solange, bis wohl keine andere Wahl bleibt, als den Ort aufzugeben. Heute erschien in der Onlineausgabe des isländischen Senders RUV ein Artikel, der enthüllt, dass die Schäden durch den letzten Ausbruch vor einer Woche größer sind, als zunächst bekannt wurde. So wurde nicht nur die Warmwasserleitung gekappt, was sich auf den größten Teil der Reykjaneshalbinsel auswirkte, sondern auch die Trinkwasserversorgung von Grindavik. Zudem wurde ein wichtiges Stromkabel gekappt, das vom Geothermalkraftwerk Svartsengi nach Grindavik führt. Der RUV-Artikel enthüllt auch, dass viele Abwasserrohre der Kanalisation in Grindavik beschädigt sind. Bevor die Stadt wieder bezogen werden kann, wären umfangreiche Sanierungsmaßnahmen nötig.

In einem anderen Bericht von MBL heißt es, dass einer große Firme in Grindavik die 22 Angestellten offenbar dauerhaft beurlaubt hat und sie nun Arbeitslosengeld beziehen müssen. Der Chef der Firma verlangt von Seiten der Regierung Klarheit, wie es in Grindavik weitergehen soll. Auch andere Chefs von mehr als 100 Betrieben in Grindavik schließen sich dieser Forderung an.

Die Prognosen für die Region sind nicht gut. Es ist kein Ende der magmatischen Aktivität im Untergrund sichtbar. Im Gegenteil: In isländischen FB-Gruppen gibt es Berichte, nach denen kurz vor der letzten Eruption ein deutlicher Anstieg der Inflation festgestellt worden war, der bis jetzt nicht abgeflacht ist. Ich kann diesen Anstieg anhand der GPS-Messdaten allerdings nur bedingt nachvollziehen. Für mich sieht der Verlauf des Grafen ähnlich aus wie nach der Intrusion am 10. November. Die tägliche Hebungsrate liegt demnach bei etwas mehr als 10 mm pro Tag, und je weiter die Bodenerhebung fortschreitet, desto größer wird der Gegendruck im Fördersystem, so dass die Kurve langsam abflachen wird, bis es wahrscheinlich zu einer weiteren Eruption kommt. Sollten die Berichte in den FB-Gruppen stimmen, kann das aktuelle Pausenintervall kürzer ausfallen und es droht wieder eine Eruption mit erhöhtem Lavaausstoß. Ansonsten werden wir Vulkanspotter wohl noch 2 bis 4 Wochen auf den nächsten Vulkanausbruch warten müssen.

Übrigens, die GPS-Messstation GOHN (Fagradalsfjall) ist wieder online und deutet eine schwache Bodenhebung an.

Island: Eigentümer von Grindavik bekommen Entschädigung

Erdbeben und Bodenhebung gehen weiter – Regierung kauft Häuser

Heute sitze ich wieder am heimischen PC und kann in gewohnter Manier die Daten aus Island auswerten und sehe, dass auf der Reykjaneshalbinsel Bodenhebung und Erdbeben weitergehen. Die Erdbebentätigkeit ist weiter recht hoch, insbesondere wenn man bedenkt, dass der jüngste Ausbruch bereits für beendet erklärt wurde. Normalerweise würde man direkt nach einer Eruption erst einmal eine Phase mit Entspannung erwarten, doch die gibt es auf Reykjanes nicht. In den letzten 48 Stunden wurden von IMO 122 Erdbeben registriert. Sie manifestierten sich entlang des Svartsengi-Systems, aber auch am benachbarten Fagradalsfjall und im Krýsuvík-System. Die Daten der GPS-Messungen sind hier nicht ganz eindeutig. Während an einigen Stationen im Krýsuvík-System eine leichte Subsidenz angezeigt wird, deuten die letzten Messungen der Messstation am Kleifarvatn eine leichte Bodenhebung an. Deutlich stärker fällt sie da im Bereich von Svartsengi aus, wo sich der Boden im Schnitt mit 10 mm am Tag hebt. Besonders groß scheint die Hebungsrate gerade an der Station Eldvörp zu sein, wo der Graph besonders steil ansteigt. Ein Ende der magmatischen Prozesse ist hier nicht in Sicht, und die Isländer und besonders die Grindavikings müssen sich auf weitere Gangintrusionen und Vulkanausbrüche einstellen. Grindavik wird nicht so schnell zur Ruhe kommen und es ist nicht absehbar, was für Schäden dort noch entstehen werden und ob die Stadt jemals wieder bewohnbar werden wird.

Das haben nun wohl auch die führenden Politiker von Island eingesehen und haben nach zähem Ringen beschlossen, den Grundeigentümern in Grindavik ihre Immobilien abzukaufen, damit sie an anderer Stelle ein neues Leben beginnen können. Ihnen wird als Kaufpreis 95% der Summe angeboten, die man im Falle eines Totalschadens von der isländischen Naturkatastrophenversicherung bekäme. Dieses Angebot gilt insbesondere für die Eigentümer, deren Häuser bis jetzt noch bewohnbar sind. Die direkt Geschädigten werden von der Versicherung entschädigt. Dies wurde beschlossen, nachdem die Premierministerin Katrín Jakobsdóttir gestern Grindavik besuchte.

Eine gute Nachricht gibt es wenigstens für die Region von Reykjanes: Gestern füllten sich die Heißwassertanks wieder, nachdem man am Vortag die vom Lavastrom zerstörte Warmwasserleitung repariert hatte.

Island: Heißwasserversorgung läuft wieder

Heißwasserleitung und Straße repariert – Erdbebenaktivität hoch

Nach dem jüngsten Ausbruch am Donnerstag, bei dem eine Heißwasserleitung und eine Straße zerstört wurden, klotzen die Isländer richtig rein und haben die Heißwasserversorgung wiederhergestellt. Auch der unterbrochene Grindavikurvegur wurde wieder behelfsmäßig repariert, indem eine Piste über den noch heißen Lavastrom angelegt wurde, so dass die Unterbrechung der Straße bei der Kreuzung zur Blauen Lagune überbrückt wurde. Der erstarrte Lavastrom ist zwar oberflächlich abgekühlt, aber in seinen tieferen Schichten herrschen noch Temperaturen von bis zu 700 Grad. Die Straße dient in erster Linie als Arbeitsstraße, damit wichtige Materialien nach Grindavik und zum Geothermalkraftwerk transportiert werden können. Die Arbeiten dort gehen weiter und auch in Grindavik ist man immernoch dabei, die Häuser zu sichern.

Unterdessen hält die Erdbebentätigkeit an. In den letzten 48 Stunden gab es 163 Erschütterungen im Bereich der Reykjaneshalbinsel. Die Beben manifestierten sich nicht nur im Svartsengigebiet, sondern auch bei Krýsuvík und Bláfjallaskáli.

Die Bodenhebung setzte direkt nach der Eruption ein bzw. wurde in den GPS-Daten sichtbar. Man kann davon ausgehen, dass der Magmenzustrom aus der Tiefe erst gar nicht stoppte, sondern auch während der Eruption anhielt. Die Kurve verläuft recht steil und die Hebungsrate liegt bei gut 10 Millimeter am Tag. Damit ist sie schneller als kurz vor der Eruption, was ein Indiz dafür ist, dass jetzt der Gegendruck im oberen Speichersystem geringer ist als in den Tagen vor dem Ausbruch. Bei diesem wurden ca. 15 Millionen Kubikmeter dünnflüssiger Basaltschmelze ausgestoßen. Noch nie zuvor wurde in so kurzer Zeit ein größerer Schmelzfluss auf Island beobachtet. Die IMO-Wissenschaftler hatten berechnet, dass seit der Eruption vom 14. Januar ca. 9 Millionen Kubikmeter Lava in das obere Speichersystem aufgestiegen waren. Also wurde auch Magma gefördert, dass sich vorher angesammelt hatte.

Morgen geht es wieder nach Hause und ab Mittwoch wird Vnet wieder wie gewohnt aktualisiert. Bald kommt dann mein Reisebericht zu den Geschehnissen am Vesuv und der Campi Flegrei. So richtig begeistert bin ich hiervon nicht. Vor allem nervt der Verkehrsinfarkt und die touristischen Entwicklungen am Vesuv, die ich nur noch als Nepp bezeichnen kann!