Island: Erdbeben verlagern sich

Zahlreiche Erdbeben auf Island – Verlagerung der Erdbeben bei Sundhnúkur

Auf Island hat sich das Wetter wieder gebessert, sodass das seismische Netzwerk nun auch die schwachen Erschütterungen wieder detektieren kann, die die Island-Shakemap so interessant machen. In den letzten 48 Stunden registrierte das isländische Wetteramt (IMO) 130 Erdbeben auf der gesamten Insel. 34 dieser Erschütterungen ereigneten sich im Bereich des Vatnajökull, darunter an den Vulkanen Grímsvötn und Bárðarbunga sowie am nördlich des Gletschers gelegenen Askja-Herðubreið-System.

Die Askja ist zuletzt etwas aus dem Fokus geraten, nachdem im Dezember vorübergehend keine GNSS-Messdaten zur Bodenhebung der Messstation OLAC verfügbar waren. Dennoch setzte sich die Bodenhebung fort: Innerhalb eines Jahres hob sich der Boden dort um 15 cm.

Ähnlich konstant steigt die Bodenhebung bei Svartsengi – mit dem Unterschied, dass sich der Boden hier seit Januar dieses Jahres bereits um gut 15 cm gehoben hat. Seit dem Ende der letzten Eruption im November beträgt die gesamte Hebung sogar fast 30 cm. Inzwischen nimmt auch hier die seismische Aktivität zu, wobei die Erdbebentätigkeit am benachbarten Spaltensystem Krýsuvík noch stärker angestiegen ist. Auf der Reykjanes-Halbinsel wurden innerhalb von zwei Tagen 65 Beben registriert. Nur acht dieser Erschütterungen lagen im Bereich von Svartsengi bzw. an der Sundhnúkur-Kraterreihe. Über mehrere Tage hinweg ist weiterhin eine leicht erhöhte seismische Aktivität entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe festzustellen.

Den Kollegen der Südisländischen Vulkan- und Naturgefahrengruppe fiel auf, dass sich die Bebentätigkeit in den letzten Tagen etwas nach Osten verlagert hat: Zuvor manifestierten sich die meisten Erschütterungen entlang der Kraterreihe, nun treten sie daneben auf. Unklar ist, ob dies den nächsten Eruptionsort beeinflussen könnte und ob sich eine Spalte neben der Kraterreihe öffnen wird – vorausgesetzt, es kommt zu einem weiteren Ausbruch.

Laut IMO-Vulkanologen hält man den Vulkan für eine weitere Eruption bereit. Allerdings hat sich der Kurvenverlauf des Bodenhebungsgrafen in drei Episoden etwas abgeflacht, was darauf hindeutet, dass offenbar weniger Magma in das flach liegende Speichersystem aufsteigt. Diese Reduzierung könnte zum einen darauf zurückzuführen sein, dass die Elastizität des Bodens begrenzt ist und er mit zunehmender Hebung einen immer größeren Gegendruck aufbaut, den aufsteigendes Magma erst überwinden muss. Es ist jedoch auch möglich, dass sich der Magmenaufstieg aus der Tiefe mit der Zeit verlangsamt.

Island: Zunehmende Eruptionswahrscheinlichkeit attestiert

Erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Eruption auf Island – Schneefreie Flächen südlich von Vogar

Nach ein paar winterlichen Schlechtwettertagen auf Island (dazu später mehr) sitze ich nun wieder am heimischen Rechner und kann euch wie gewohnt mit Informationen zu den Vulkanen der Welt versorgen – und natürlich mit den neuesten Nachrichten aus Island.

Wie das isländische Wetteramt (IMO) gestern mitteilte, sehen die Experten für Naturgefahren eine wachsende Wahrscheinlichkeit eines bevorstehenden Vulkanausbruchs auf der Reykjanes-Halbinsel. Die Bodenhebung setzt sich mit ähnlicher Geschwindigkeit wie bisher fort, und die Magmamenge unter Svartsengi übersteigt mittlerweile deutlich das geschätzte Volumen vor dem Ausbruch am 20. November.

Die jüngsten Wetterbedingungen haben vermutlich die Sensitivität des Erkennungsnetzwerks beeinträchtigt, sodass in den letzten Tagen nur eine begrenzte seismische Aktivität registriert wurde. Dennoch ist davon auszugehen, dass die Erdbeben weiterhin leicht zunehmen. Die Wahrscheinlichkeit eines Magma-Durchbruchs und einer Eruption steigt, und alle Hinweise deuten darauf hin, dass es in den kommenden Tagen oder Wochen so weit sein könnte.

Generell weisen die Vulkanologen erneut darauf hin, dass ein Ausbruch mit sehr kurzer Vorwarnzeit einsetzen könnte. Da die Seismik momentan kein verlässliches Instrument zur Erfassung eines bevorstehenden Ausbruchs zu sein scheint, verlässt man sich zunehmend auf Druckänderungen in einem der Bohrlöcher des Geothermalkraftwerks.

Das wahrscheinlichste Szenario ist erneut die Öffnung einer Eruptionsspalte im Gebiet zwischen Sundhnúkur und Stóra-Skógafell. Das von einer Eruption betroffene Gebiet hängt davon ab, ob sich die Eruptionsspalten nach Norden oder Süden ausdehnen.

Vom startenden Flugzeug aus konnte ich heute Morgen mehrere langgestreckte Areale zwischen dem Nordende des Lavastroms und dem Ort Vogar an der Nordküste erkennen. Dabei könnte es sich um Risse im Boden handeln, aus denen warme Gase austreten. Es ist also nicht auszuschließen, dass das Magma unterirdisch weiter nach Norden migriert als bislang angenommen.

Wasser der Blauen Lagune wärmer

Mir ist auch aufgefallen, dass das Wasser in der Blauen Lagune (ja, Leroy und ich haben es geschafft, sie zu besuchen, bevor sie möglicherweise der Lava zum Opfer fällt) wesentlich wärmer und damit angenehmer war als bei meinem letzten Besuch – der allerdings schon einige Jahre zurückliegt.

Damals empfand ich es eher als lauwarm und war von der niedrigen Temperatur enttäuscht. Diesmal entsprach es jedoch wohl den angegebenen 38 Grad. Weniger angenehm war der Preis: letztes Jahr zahlte ich für meine Reservierung noch 77 €, dieses Jahr waren es 104! Zur Erinnerung: letztes Jahr funkte mir der Vulkanausbruch dazwischen, zum Glück blieb er diesmal aus!

Es gibt bereits einen neu angelegten Behelfsparkplatz, der allerdings weniger Stellplätze bietet als der von der Lava verschüttete. Wer bis 14 Uhr ankommt, hat gute Chancen, noch einen Platz für sein Fahrzeug zu bekommen – danach könnte es knapp werden.

Grindavík wirkt erstaunlich intakt

Mein Weg führte mich auch durch Grindavík, das wieder erstaunlich gut aussieht. Zwar sind die Bereiche mit den größten Schäden noch abgesperrt, doch viele Risse in den Straßen wurden verfüllt, sodass man problemlos durchkommt. Viel touristische Infrastruktur gibt es hier allerdings nicht mehr.

Island: Enormer Geltscherschwund

Starker Gletscherschwund auf Island – IMO stellt Vergleichsgrafik online

Dass die Gletscher weltweit auf dem Rückzug sind, ist kein Geheimnis mehr, doch eine neue Studie, die im Wissenschaftsjournal Nature veröffentlicht wurde, zeigt, wie dramatisch die Situation in einigen Ländern ist: Seit Beginn des 21. Jahrhunderts haben Gletscher außerhalb Grönlands und der Antarktis jährlich durchschnittlich 273 Milliarden Tonnen Eis verloren. Besonders besorgniserregend ist, dass sich dieser Verlust in den letzten zehn Jahren erheblich beschleunigt hat.

Insgesamt ist das Gletschervolumen in den vergangenen zwei Jahrzehnten um 5 Prozent geschrumpft. Die Geschwindigkeit dieses Rückgangs variiert regional stark – von etwa 2 Prozent in der Antarktis bis hin zu alarmierenden 39 Prozent in den Höhenlagen Mitteleuropa, sprich vor allem in den Alpen. Dort ist das Schrumpfend er Gletscher besonders dramatisch, denn die Trinkwasserversorgung vieler Gemeinden hängt vom Schmelzwasser der Gletscher ab. Sind diese Verschwunden, gibt es auch nichts mehr zum Trinken. Das ist natürlich nicht nur in den Alpen ein Problem, sondern auch in anderen Gebirgsregionen, z.b. im Himalaya und in den Anden, wo auch die Landwirtschaft vom Schmelzwasser der Gletscher abhängt. Hinzu kommt der Anstieg des Meeresspiegels: in diesem Jahrtausend stieg er bereits um 18 mm. Ein weiteres Problem ist die Aussüßung des Meereswassers, wodurch sich globale Meeresströmungen ändern können, die einen großen Einfluss auf das Klima haben.

Besonders stark betroffen ist auch Island, wo seit dem Jahr 2000 jährlich im Durchschnitt 8,3 Milliarden Tonnen Eis verschwunden sind. Das entspricht einem jährlichen Rückgang der Gletscherhöhe um 93 Zentimeter. Im Jahr 2019 wurde ein erster isländischer Gletscher für tot erklärt. Hierbei handelt es sich um den Okjökull, der komplett verschwunden ist. Doch auch andere Gletscher schmelzen rasant, ein umstand, von dem ich mich bei meinen Islandreisen der letzten 30 Jahre selbst von überzeugen konnte und aktuell auch kann.

Zwar verlangsamte sich der Schmelzprozess isländischer Gletscher seit 2010 aufgrund lokaler Abkühlungen vor der Küste, dennoch verliert Island weiterhin schneller Eis als viele andere Regionen der Erde. Zur Diskussion seht auch, dass sich Eisschwund und Meeresspiegelanstieg durch veränderte Auflast auf die Erdkruste auf vulkanische Aktivität auswirken könnte. Etwas, von dem Island besonders betroffen sein könnte.

Das Bild oben veranschaulicht das Volumen von 1 Kubikkilometer Wasser in Form einer Kugel mit einem Durchmesser von 1.240 Metern. Wäre sie auf gleicher Höhe wie die Hallgrímskirkja (Kirche in Reykjavik) platziert, würde sie den Gipfel des Gebirgszugs Esjan um etwa 360 Meter überragen. Zum Vergleich: Die jährlich schmelzende Eismasse der Gletscher weltweit entspricht dem Volumen von 273 solcher Kugeln.

Der Artikel erscheint nicht zufällig heute, denn ich bin gerade auf Island unterwegs. Auf dem Plan steht heute die Fahrt zur Gletscherlagune Jökullsarlon, die am Ostrand des größten Gletschers Europas liegt, dem Vatnajökull. (Quelle: IMO)

Island: Deutsche Firma berät in Grindavik

Schwarmbeben bei Reykjanestá auf Island – Deutsche Experten beraten in Bezug auf Grindavik

Auf Island wartet man mit Spannung auf einen weiteren Vulkanausbruch, der sich im Svartsengi-Gebiet auf der Reykjaneshalbinsel zusammenbraut. Der Boden hebt sich weiterhin, wobei sich die Bodenhebung den Werten des bisherigen Maximums vom August nähert. Damals endete die Bodenhebung in einer starken Eruption, um direkt nach dem Ausbruch wieder einzusetzen. Der nächste Ausbruch scheint nur noch Tage oder Wochen entfernt zu sein, wobei es sich auch noch bis April oder Mai hinziehen könnte, bis die Bodenhebung so weit über der der vorherigen Eruption liegt, wie es bei 6 der bislang 7 Eruptionen bei Sundhnukur der Fall gewesen war.

Was neben der Bodenhebung bei Svatsengi für einen baldigen Ausbruch spricht, ist der Umstand, dass es in den benachbarten Spaltensystemen wieder vermehrt zu Erdbeben kommt. Anders als direkt bei Svartsengi ist hier der Boden noch nicht ausgeleiert, wodurch sich im Randbereich der Hebungszone größere Spannungen aufbauen als im eigentlichen Kernbereich der Hebung. So kam es gestern zu einem Schwarmbeben bei Reykjanestá, vor der Südwestspitze der Reykjanes-Halbinsel. Das stärkste Einzelbeben hatte eine Magnitude von 2,3.

Natürlich waren die Isländer in den letzten Wochen seit der November-Eruption nicht untätig und haben weitere Maßnahmen zum Schutz wichtiger Infrastruktur ergriffen. Insbesondere hat man die Befestigungs-Wälle bei Svartsengi und teilweise auch um Grindavik herum weiter ausgebaut und bis auf 17 m erhöht. Da ein Ende der Eruptionen nicht in Sicht ist, werden weitere Pläne zum Schutz der Infrastruktur ausgearbeitet.

Die Behörden gehen davon aus, dass es Jahrzehnte dauern könnte, bis auf der Reykjaneshalbinsel wieder ruhigere Zeiten eintreten. Zur Bewältigung der Krise, die eine Menge Geld kostet und somit auch eine wirtschaftliche Herausforderung darstellt, wurde die deutsche Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsfirma Deloitte engagiert, um zusammen mit verschiedenen isländischen Ministerien und Gremien Zukunftsperspektiven für die von den Vulkanausbrüchen heimgesuchte Region zu entwickeln.

Deloitte hilft, die wirtschaftlichen Aspekte der Naturkatastrophe aufzuarbeiten, und setzt dabei auf eine datengestützte Szenarioanalyse, um mögliche Entwicklungen unter unsicheren Bedingungen besser bewerten zu können. Diese Methode soll fundierte Entscheidungen erleichtern und zu besseren Ergebnissen führen. Die Veröffentlichung der Analyseergebnisse ist für Mitte März geplant.

Island: Erdbeben M 5,2 unter Bardarbunga

Erdbeben M 5,2 erschütterte Bardarbunga – Seismizität auch auf Reykjanes erhöht

Datum 22.02.25 | Zeit: 21:04:47 UTC | Koordinaten:  64.663 ; -17.468 | Tiefe: 1,6 km | Mb 5,2

Gestern Abend gab es auf Island einen seismischen Schub, in dessen Folge sich entlang einiger der Vulkanketten auf den beiden Hauptstörungszonen Islands zahlreiche Erdbeben ereigneten. Das stärkste Erdbeben manifestierte sich unter dem subglazialen Vulkan Bardarbunga und hatte eine Magnitude von 5,2. Die Tiefe des Erdbebenherds wird von IMO mit 1,6 Kilometer angegeben. Das Beben manifestierte sich um 21:04:44 UTC unter dem Nordwestrand der Caldera. Es folgten 2 weitere theoretisch spürbare Beben mit den Magnituden 3,0 und 3,1. Zudem gab es eine Reihe schwächerer Beben, die sich sowohl vor als auch nach den stärkeren Beben ereigneten. In dem Kartenabschnitt Vatnajökull wurden nun innerhalb von 48 Stunden 41 Beben registriert.

Die IMO-Experten verweisen darauf, dass vergleichbare Beben unter Bardarbunga nicht unüblich sind. Im April letzten Jahres hatte es eine Erschütterung M 5,4 gegeben. Doch in den vergangenen Monaten gab es eine Steigerung der mittelstarken Erschütterungen unter Bardarbunga.

Bereits drei Stunden vor den stärkeren Beben unter Bardarbunga begann auch in anderen Regionen Islands die Seismizität zu steigen, darunter auch im Bereich der Sundhnukur-Kraterreihe auf Reykjanes. Ich ergänzte den Artikel von gestern mit einer entsprechenden Bemerkung und mutmaßte, dass eine Eruption nicht mehr lange auf sich warten lassen könnte, denn gestern hatte es im Svartsengi-Gebiet insgesamt 7 Erschütterungen gegeben. Darüber hinaus nahm auch die Seismizität im näheren Umfeld zu, unter anderem bei Krysuvik und Reykjanestá, ganz so, wie es vor den anderen Eruptionen auch der Fall war. Doch nach dem stärkeren Erdbeben unter Bardarbunga beruhigte sich die Situation ein wenig.

Tatsächlich gab es nachts auch einige Beben unter der Katla, doch hier kann man nicht von einem Schwarm sprechen. Ob es einen Zusammenhang zwischen dem Aufleben der Seismizität an den verschiedenen Lokationen gibt oder ob das nur ein Zufall war, ist ungeklärt. Ich konnte aber bereits in der Vergangenheit öfter beobachten, dass es nach ruhigeren Phasen zu einem Aufleben der Aktivität in mehreren Regionen der Insel kommt. Mögliche Zusammenhänge könnten Spannungen sein, die durch die Kontinentaldrift entlang der beiden isländischen Riftzonen entstehen. Auf diesen Riftzonen liegen auch die meisten Zentral- und Spaltenvulkane der Insel. Unter Bardarbunga befindet sich zudem noch der zentrale Teil des Island-Mantelplumes, der neben dem Rifting als Hauptmotor des Vulkanismus auf der Insel im Nordatlantik gilt.

In Bezug auf die Situation bei Sundhnukur gibt es bei FB einen Post, nach dem das geothermal erwärmte Leitungswasser, das aus Svartsengi kommt, aktuell besonders heiß sein soll. In dem Beitrag heißt es weiter, dass dies auch einige Tage vor den anderen Eruptionen der Fall gewesen sein soll.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 21.02.25

Leichte Zunahme der Erdbebenaktivität – Vulkanologen auf Island attestierten gesteigertes Ausbruchsrisiko

Auf der isländischen Reykjaneshalbinsel gibt es aktuell nur vergleichsweise wenige Erdbeben: In den letzten 48 Stunden wurden vom seismischen Netzwerk 27 Beben registriert. Auffällig ist aber, dass 10 Beben im Bereich der Sundhnukur-Kraterreiche verortet wurden, was einen leichten Anstieg der Seismizität in dem Bereich widerspiegelt, in dem Vulkanologen den nächsten Ausbruch auf Reykjanes für am wahrscheinlichsten halten. In den letzten Wochen habe ich bereits öfter über einen leichten Anstieg der Bebentätigkeit hier berichtet. Tatsächlich gesellt sich pro Woche ein zusätzliches Beben am Tag hinzu.

Die Erdbeben werden von einer Magmaansammlung verursacht, die den Boden im Svartsengigebiet ansteigen lässt. Die Bodenhebung fluktuierte in den letzten Wochen immer wieder, doch wenn man die Werte über einen längeren Zeitraum mittelt, kommt eine nahezu kontinuierliche Hebung dabei heraus. Ich gehe davon aus, dass sich der Magmenzustrom aus der Tiefe bestenfalls leicht reduziert hat.

IMO veröffentlichte heute einen neuen Artikel zum Geschehen und aktualisierte auch die Gefahreneinschätzung. Jetzt zeigen auch die Modellrechnungen, dass sich unter Svartsengi inzwischen eine ähnliche Menge Magma angesammelt hat wie vor dem Ausbruch am 20. November letzten Jahres. Damit steigt das Eruptionsrisiko signifikant. Die Vulkanologen rechnen in den nächsten Tagen/Wochen mit dem Beginn eines neuen Ausbruchs und schließen nicht aus, dass sich eine Eruptionsspalte weiter in nördlicher oder südlicher Richtung ausbreiten wird, als es bis jetzt der Fall gewesen ist. Sollte sich eine Spalte weiter in Richtung Süden öffnen, wäre Grindavik wieder einmal gefährdet.

Die Vulkanologen betonen, dass sich durch die wiederholten Ausbrüche in dem gleichen Bereich inzwischen durch die Magmaansammlungen und Bodenhebungen weniger Spannungen als zuvor aufbauen, weswegen die Seismizität niedriger ist. Das könnte auch die Vorwarnzeit vor einem Ausbruch weiter verringern. Man geht noch von einer ca. 30-minütigen Warnung durch einen Erdbebenschwarm im Vorfeld der Eruption aus.

Bislang wurde keine Druckänderung in den Bohrlöchern bei Svartsengi festgestellt. Diese Druckänderungen gelten inzwischen als verlässlichstes Anzeichen einer sich anbahnenden Eruption und könnten eher einsetzen als ein Erdbebenschwarm.

Ich selbst bin mit Leroy voraussichtlich über Karneval auf Island, in erster Linie, weil wir Eishöhlen besichtigen wollen und auf Polarlichter hoffen. Einen Vulkanausbruch würden wir natürlich auch mitnehmen.

Island: Parität der Bodenhebung zum November erreicht

Geothermalkraftwerk von Svartsengi und der Thorbjörn im Zentrum der Bodenhebungszone. © Marc Szeglat

Bodenhebung bei Svartsengi auf Niveau wie vor der letzten Eruption – Eruptionsrisiko steigt

Island steht in den letzten Tagen ein wenig im Schatten von Santorin, doch heute ist ein besonderer Tag, denn die Bodenhebung bei Svartsengi hat wieder das Niveau wie vor Beginn der letzten Eruption am 10. November erreicht. Der Paritätszustand trat ein paar Tage später ein, als ich ursprünglich vermutet hatte, da sich der Magmenzufluss bzw. die Hebegeschwindigkeit des Bodens in den letzten 2 Wochen etwas verlangsamt hatte. Ab jetzt steigt das Eruptionsrisiko deutlich an, doch betrachtet man den Verlauf des Eruptionsgeschehens seit Ende 2023 (ja, so lange ist der Beginn der Ausbruchsserie bei Sundhnukur auf einmal her), dann kann es noch einige Wochen dauern, bis die erwartete Eruption startet. Es kann durchaus April werden, bis wir bei gleichbleibender Inflation eine Eruption sehen werden, wenn sie denn überhaupt noch kommt. Auch die isländischen Vulkanologen haben in ihrem letzten Update vom 11. Februar ihre Ausbruchsprognose revidiert und rechnen nun mit einem Ausbruch in den nächsten 4 Wochen. Tatsächlich lässt sich der Ausbruch aber nicht prognostizieren und theoretisch könnte es auch in ein paar Stunden losgehen.

Moderate Erdbebentätigkeit auf Island

Die Erdbebentätigkeit bei Svartsengi begann sich Ende Januar zwar zu steigern, beschränkt sich aber weiterhin auf sporadische Beben: Selten gibt es mehr als 2–3 Erschütterungen am Tag, oft sind es auch weniger. Dafür kommt es vermehrt zu Erdbeben im benachbarten Krysuvik-System, die wahrscheinlich durch Spannungen durch die Hebung bei Svartsengi ausgelöst werden.

Erdbeben gibt es auch in anderen Regionen auf Island. Das stärkste Beben der letzten 48 Stunden manifestierte sich am Samstag unter dem subglazialen Vulkan Bardarbunga, der vom Gletscher Vatnajökull bedeckt ist. Es hatte eine Magnitude im Dreierbereich. Unter der gesamten Insel wurden 87 Beben detektiert, was ein moderater Wert ist. Alles in allem scheint es unter Island in den letzten Tagen etwas ruhiger geworden zu sein, was sich allerdings schnell wieder ändern kann.

Island: zahlreiche Erdbeben unter der Insel

Erhöhte seismische Aktivität in mehreren Gegenden Islands detektiert – Möglicherweise Geisterbeben

In den letzten Tagen wurden auf Island vergleichsweise wenige Erdbeben registriert, doch das änderte sich heute, wobei es sein kann, dass es sich auf der Seite vafri.is teilweise um sogenannte Geisterbeben handelt, die aufgrund einer Systemstörung angezeigt werden.  Besonders auffällig ist ein Erdbebencluster im Zentrum der Insel um das Gebiet des Hofsjökull. Aber auch unter der Katla, dem Vatnajökull und der Tjörnes-Fracture-Zone und auf Snæfellsnes kam es demnach zu zahlreichen Erdbeben. Ausgerechnet auf Reykjanes, was bei uns ja im Fokus des Interesses steht, wurden vergleichsweise wenige Erdbeben registriert.  Vergleicht man die Shakemaps von Vafri und IMO, dann stellt man fest, dass auf IMO nur ein Bruchteil der Beben angezeigt wird. Insgesamt sind es hier 73 Erschütterungen, die sich in den letzten 48 Stunden zugetragen haben. Zwar werden auch auf der IMO-Shakemap Beben in den genannten Regionen angezeigt, allerdings deutlich weniger. Also, eines der beiden Systeme hat eine Fehlfunktion und ich gehe davon aus, dass es sich bei den vielen Beben bei Vafri um Geisterbeben handelt.

Bodenhebung bei Reykjanes verlangsamte sich – Steht Ausbruch bevor?

Dennoch ist ein genauerer Blick auf die Aktivität auf der Reykjanes-Halbinsel interessant, denn hier gab es zuletzt mehrere Beben bei Krysuvik und auch vor der Küste bei Reykjanestá. Beides Gebiete, die von der steigenden Bodenhebung bei Svartsengi beeinflusst werden könnten. Einige Tage vor den letzten Eruptionen stieg in den genannten Arealen die Seismizität signifikant an. Bis jetzt gibt es aber nur einen leichten Anstieg. Hinzu kommen sporadische Beben entlang der Sundhunkur-Kraterreihe, wo auch diesmal wieder eine Eruption erwartet wird. So richtig kommt der finale Magmenaufstieg aber scheinbar nicht in Gang. Auf fast allen GNSS-Messstationen im Svartsengi-Gebiet erkennt man eine seit mehreren Tagen anhaltende Entschleunigung der Bodenhebung. An einigen Messstationen im Norden und Westen des Gebiets kam es zuletzt sogar zu einem Rückgang der Hebung. Das Muster an der Messstation Eldvörp entspricht dabei dem, das wir unmittelbar vor der letzten Eruption gesehen haben. Stellt sich also einmal mehr die Frage, ob es trotz der vergleichsweise geringen Seismizität bald losgeht oder ob man wieder Opfer arglistiger Messungenauigkeiten wird.

Zuletzt haben sich Druckänderungen in Bohrlöchern des Geothermalkraftwerks Svartsengi als zuverlässige Indikatoren eines bevorstehenden Vulkanausbruchs erwiesen: Wenige Stunden vor Eruptionsbeginn stieg hier der Druck an. Leider liegen keine Online-Messergebnisse vor, aber die Sozialen Medien werden es schon zwitschern, wenn was registriert wird.

Island: Bodenhebung bei Svartsengi entschleunigt

Bodenhebung bei Svartsengi auf Island verlangsamte sich – Zahl der Erdbeben bei Sundhunkur steigt langsam

Obwohl sich die Welt momentan um Santorin zu drehen scheint, sollten wir das Geschehen auf Island nicht ganz aus den Augen verlieren: Die Zahl der Mikrobeben entlang der Sundhnukur-Eruptionsspalte ist zwar noch gering, doch es gibt einen leichten Trend der Aktivitätszunahme. So manifestierten sich in den letzten 6 Stunden 3 Beben östlich der Erhebung Sylingafell, also in etwa dort, wo bei den letzten Eruptionen der Hauptförderkanal des Magmas lag.

Die Bodenhebung bei dem westlich gelegenen Gebiet von Svartsengi hat sich in der vergangenen Woche verlangsamt und reduzierte sich auf eine Rate von geschätzten 1,5 bis 2 Kubikmetern pro Sekunde. Das kann zum einen daran liegen, dass tatsächlich weniger Schmelze aus der Tiefe aufsteigt, zum anderen aber auch daran, dass der Gegendruck im flachen Speicherreservoir so groß ist, dass der weitere Magmenzustrom gebremst wird. In diesem Fall wird das Magma früher oder später seitlich ausweichen und zu einer Gangintrusion führen, die letztendlich in einer Eruption gipfeln kann. Sollte sich der Boden mit gleichbleibender Geschwindigkeit heben, dann wird frühestens in einer Woche die Parität zur Hebung vor der letzten Eruption erreicht sein. Meiner Meinung nach steigt dann das Eruptionsrisiko signifikant an.

Die isländischen Vulkanologen sahen den Anstieg des Eruptionsrisikos bereits in der letzten Januar- bzw. ersten Februarwoche. Tatsächlich kann es jederzeit zur Gangbildung oder Eruption kommen, doch bei den meisten Eruptionen überstieg die Bodenhebung das Niveau der Hebung vor der letzten Eruption. Sollte es sich auch diesmal wieder so verhalten, dann müssen wir bestimmt noch 3–4 Wochen warten, bis es losgeht. Andererseits zeigen die leichte Erdbebenzunahme und die Verlangsamung der Bodenhebung, dass es schneller gehen kann.

Die Seismizität auf Island ist momentan vergleichsweise gering: Innerhalb von 48 Stunden wurden nur 49 Beben registriert, darunter ein kleiner Schwarm bei Borganes.