Island: Gletscherflut am Vatnajökull

Hinweise auf Gletscherlauf vom Grímsvötn verdichten sich

Heute Morgen schrieb ich bereits kurz über den Gletscherlauf am Grimsvötn, der sich bis jetzt überwiegend durch eine erhöhte Seismizität ankündigt. Es wurde eine Zunahme von Hochwasserbeben detektiert, die besonders in dem Frequenzbereich von 2–4 Hz schwingen und damit vulkanischem Tremor ähnelt, nur dass hier die Erdbebenquelle an der Oberfläche sitzt. Diese Erschütterungen gehen von einem Gebiet beim Grímsfjall aus und migrieren mit dem ablaufenden Wasser weiter südwärts. Das Wasser fließt durch subglaziale Kanäle, die am Fuß des Skeiðarárjökull-Gletschers münden und in den Fluss Gígjukvísl strömen.

Der Höhepunkt des Abflusses wird voraussichtlich Ende dieser Woche erreicht, falls sich die Flut wie frühere Ereignisse entwickelt. Der Spitzenabfluss in Gígjukvísl dürfte 1–2 Tage später folgen und wahrscheinlich 1.000 m³/s nicht überschreiten, wodurch keine signifikanten Schäden an der Infrastruktur, wie Straßen und Brücken, erwartet werden.

Aktuell wird das Wasservolumen im Grímsvötn-See auf etwa 0,25 km³ geschätzt, ähnlich oder geringfügig weniger als vor der letzten Flut. Obwohl das GPS-Gerät auf dem Gletscher derzeit keine Daten liefert, ermöglichen seismische Messungen im Grímsfjall die Überwachung des Flutverlaufs.

Der Gletscherlauf wird von einem subglazialen See gespeist, der sich in einer Eiskaverne bildet, indem sich Schmelzwasser ansammelt, dessen Eis durch Erdwärme schmolz. Es gibt aber auch einen gewissen Anteil Oberflächenschmelzwasser. Wenn der Wasserdruck ein kritisches Niveau erreicht, kann es zu einem plötzlichen Abfluss durch den Gletscher kommen.

Gefahren und Sicherheitsmaßnahmen

Reisende auf dem Vatnajökull sollten in der Umgebung von Grímsfjall besondere Vorsicht walten lassen, da sich neue Kessel auf der Gletscheroberfläche bilden können. Am Gletscherrand von Skeiðarárjökull besteht zudem die Gefahr von Gasemissionen, insbesondere in Hochwassergebieten.

Gletscherausbrüche am Grímsvötn lösen nicht immer Vulkanausbrüche aus, doch Druckentlastungen durch sinkende Wasserstände können als Auslöser fungieren. Solche Ereignisse traten zuletzt 2004 sowie in den Jahren 1934 und 1922 auf. Seit 2004 wurden jedoch 13 Fluten beobachtet, ohne dass es zu einer Eruption kam.

Hintergrund zu Grímsvötn

Grímsvötn zählt zu den aktivsten Vulkansystemen Islands und liegt unter dem Gletscher Vatnajökull. Der letzte Ausbruch des Grimsvötn manifestierte sich im Jahr 2011 und Vulkanologen rechneten bereits mehrmals mit neuen Eruptionen, die dann aber doch ausblieben. Auch im letzten Jahr wurde oft eine steil zunehmende Bodenhebung detektiert, die sich dann aber innerhalb weniger Tage in Wohlgefallen auflöste.

Island: Schwarmbeben und Gletscherlauf am Vatnajökull

Schwarmbeben am Bardarbunga und Gletscherlauf am Grimsvötn auf Island

Datum 14.01.25 | Zeit: 06:29:19 UTC | Koordinaten: 64.664 ; -17.476 | Tiefe: 4,9 km | Mb 4,8

Auf Island spielen sich heute Morgen unerwartete Ereignisse im Bereich des Gletschers Vatnajökull ab: Um 06:08 UTC setzte ein Erdbebenschwarm im Norden der Bárðarbunga-Caldera ein, der bis jetzt anhält und aus mehr als 80 Einzelbeben besteht. Fünf dieser Erschütterungen hatten Magnituden über 3 und wären somit theoretisch spürbar gewesen – allerdings befand sich niemand in der Region, der als Zeuge infrage käme. Das stärkste Einzelbeben erreichte eine Magnitude von 4,8 bei einer Herdtiefe von 4900 Metern. Das Epizentrum wurde 3.600 Meter nördlich des Zentrums der Caldera von Bárðarbunga lokalisiert. Diesem Beben wurde zunächst eine Magnitude im Dreierbereich zugeordnet und anschließend hochgestuft. Daher gehe ich davon aus, dass es von einem Seismologen gegengeprüft wurde der die Magnitude bestätigte. Somit wäre es bereits das zweite ungewöhnliche Erdbeben am Bárðarbunga in diesem Jahr.

Die Tiefen der Erdbeben variierten zwischen knapp 9.000 und 800 Metern unter dem Meeresspiegel.

Sehr wahrscheinlich wird der Erdbebenschwarm durch Fluidbewegungen im Magmaspeichersystem verursacht, das infolge einer zunehmenden Magmenakkumulation unter Druck gerät. Dies erzeugt Spannungen entlang der Störungen im Bereich des Calderadachs. Obwohl der Bárðarbunga-Vulkan langsam auflädt, bleibt ungewiss, wann der nächste Ausbruch stattfinden wird. Die letzte Eruption ereignete sich im Jahr 2014. Damals entleerte sich der Magmenkörper so stark, dass das Calderadach um mehr als 100 Meter absank. Man ging damals davon aus, dass es Jahrhunderte dauern würde, bis der Vulkan wieder ausbruchsbereit ist. Inzwischen ist man sich dessen nicht mehr so sicher.

Unter dem Vatnajökull befinden sich noch weitere Zentralvulkane. Einer davon ist Grímsvötn, wo heute ebenfalls einige Erdbeben registriert wurden. Diese traten in der Nähe von Grímsfjall auf, einem Teil des Grímsvötn-Vulkansystems. Laut einer kurzen Mitteilung des IMO (Icelandic Meteorological Office) manifestiert sich derzeit ein kleiner Gletscherlauf. Dabei fließt Schmelzwasser aus einer Eiskaverne in der Nähe des Vulkans ab. Es besteht die Gefahr, dass die Druckentlastung durch das abfließende Wasser das Magmaspeichersystem von Grímsvötn destabilisieren und einen Vulkanausbruch auslösen könnte. Obwohl bei früheren Ausbrüchen solche Korrelationen beobachtet wurden, tritt dies nicht allzu häufig auf, so dass die Gefahr durch den Gletscherlauf eher subtil ist. Größere Gletscherläufe können aber eine Gefahr für Autofahrer auf der Ringstraße darstellen, falls die Wasserfluten diese Überfluten sollten.

Island: Erdbeben und Status der Bodenhebung

Moderate Seismizität auf Island – Messungen zur Bodenhebung bei Svartsengi zeigen uneinheitliches Bild

Die Erdbebentätigkeit auf Island kann man in den letzten 48 Stunden als moderat bezeichnen: Unter der Insel wurden 88 Beben innerhalb von 2 Tagen detektiert. Auffällig ist, dass es entlang der Tjörnes-Fracture-Zone im Norden von Island wieder vermehrt zu Erdbeben gekommen ist. Unruhe herrschte auch im Bereich des Vatnajökull, wo es an der Askja bebte, aber auch im Bereich der Vulkane Bárðarbunga und Grímsfjall.

Wie so oft im Winter ist die Übertragung der GNSS-Signale der Askja ausgefallen, und es liegen keine Daten zur Entwicklung der Bodenhebung vor. Lediglich die Station DYNG sendet noch, und hier deutet es eher auf eine einsetzende Subsidenz als auf Hebung hin.

Die Daten zur Bodendeformation auf der Reykjanes-Halbinsel, insbesondere im Svartsengi-Gebiet, sind ein wenig widersprüchlich: Je nach verwendetem Netzwerk zeigen die Daten auf den Seiten der Universität Reykjavik abweichende Werte im Vergleich zu den Seiten des IMO. Das letztere Netzwerk zeigt momentan eine Stagnation der Bodendeformation an, während es im Netzwerk der Universität so aussieht, als würde die Hebung anhalten. Sehr wahrscheinlich ist das auch der Fall. Die Seismizität in der Svartsengi-Region bleibt gering. Erdbeben gab es in den letzten Tagen vor allem bei Krýsuvík, Keilir und Reykjanestá.

Diskussion um ein Erwachen der Vulkane auf Snæfellsnes

Am Grjótarvatn auf der Snæfellsnes-Halbinsel gibt es weiterhin Erdbeben. Das stärkste der letzten Stunden ereignete sich heute Abend und hatte eine Magnitude von 2,4. Eine Bodenhebung wurde hier zwar noch nicht festgestellt, dafür jedoch eine länger anhaltende Tremorepisode, die auf Magmabewegungen im tieferen Untergrund hindeutet. Die Forscher machen sich Sorgen um ein mögliches Erwachen der Vulkane in dieser Region.

Entsprechend besorgt äußerte sich der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson über die Aktivität in der Radiosendung Spursmála, in der er gemeinsam mit dem CEO von Play Airlines auftrat. Kernpunkt der Diskussion war die mögliche Standortwahl für einen neuen Flughafen. Der Vulkanologe schloss nicht aus, dass das Ljósufjöll-Vulkansystem auf Snæfellsnes neues Leben zeigen könnte. Als sicheren Standort für einen neuen Flughafen konnte er die Halbinsel nicht empfehlen. Er erklärte, dass er die Region um Egilsstaðir für die sicherste halte.

Island: Erdbeben Mb 4,1 am Bardarbunga

Mittelstarkes Erdbeben erschüttert Gletschervulkan Bardarbunga

Datum 08.01.25 | Zeit: 03:33:53 UTC | Koordinaten: 64.677 ; -17.471 | Tiefe: 0,1 km | Mb 5,1

Unter dem subglazialen Vulkan Bardarbunga manifestierte sich heute Nacht um 3:33 Uhr ein Erdbeben der Magnitude 4,1. Das Hypozentrum befand sich in nur 100 m Tiefe unter dem Meeresspiegel. Das Epizentrum wurde im Norden der großen Caldera festgestellt. IMO berichtet von leichten Nachbeben, die allerdings nicht auf der Shakemap zu sehen sind. Vielmehr markiert der Erdstoß das (vorläufige) Ende eines Schwarms, der sich aus über 30 Beben zusammensetzt.

Das letzte mittelstarke Erdbeben gab es am Bardarbunga am 8. Dezember 2024. Es hatte eine Magnitude von 5,1 und setzte somit das 32-Fache an Energie frei, wie das aktuelle Erdbeben. Die Amplitude des Signals auf dem Seismogramm war 10 Mal so groß.

Die GNNS-Messungen an den Messstationen um Bardarbunga und Grimsfjall zeigen eine Bodenhebung von 5–7 Zentimetern seit Oktober 2024 an. Allerdings haben sich diese Messungen nicht als sonderlich zuverlässig erwiesen und könnten Störeinflüssen unterliegen.

Der Calderavulkan liegt unter dem größten Gletscher Europas  und befindet sich nach der großen Eruption 2014 in einem Wiederaufladungsprozess. Wobei es bis jetzt nicht vorhersagbar ist, wann der Bardarbunga wieder zu einer Eruption bereit sein wird. Es könnten Jahre, aber auch Jahrzehnte vergehen. Manchmal entwickelt sich an einem Vulkan aber auch alles viel schneller (oder langsamer) als angenommen.

Natürlich gibt es auch in anderen Regionen Islands Erdbeben. Unter der gesamten Insel ereigneten sich in den letzten 48 Stunden 122 Erschütterungen. Ein Bebenspot liegt dabei weiterhin im Bereich des Grjotarvatn, wo sich in dem bekannten Zeitraum 27 Beben zutrugen. Das stärkste brachte es heute Morgen auf Mb 2,9. Hier gibt es einen deutlichen Trend einer zunehmenden Seismizität, die sehr wahrscheinlich mit einer Magmenakkumulation in größerer Tiefe zusammenhängt.

Im Bereich der benachbarten Reykjaneshalbinsel waren es 39 Beben innerhalb von 2 Tagen. Die meisten Erschütterungen kumulierten sich wieder im Krysuvik-System und am Fagradalsfjall. An der GNNS-Messstation KRIV (Krysuvik) drehte der bis dato Subsidenz anzeigende Trend auf einen leichten Uplift. Wenigstens wenn man den Messungen der Uni Reykjavik Glauben schenkt, denn auf der Seite von IMO wird weiterhin eine Bodensenkung angezeigt. An den wenigen Messstationen am Fagradalsfjall ist kein deutlicher Trend erkennbar und es gibt trotz der Erdbeben wohl keine signifikante Bodendeformation.

Island: Beben und Bodenhebung am 06.01.25

Schwarmbeben am Grjótárvatn und Bodenhebung auf Reykjanes gehen weiter

Am Grjótárvatn setzen die Erdbeben ihre Aktivität fort. Innerhalb von 48 Stunden wurden 38 schwache Erschütterungen registriert. Die stärkste davon ereignete sich heute Morgen um 08:30 Uhr und erreichte eine Magnitude von 2,4. Das Hypozentrum lag in 15,6 Kilometern Tiefe, während sich das Epizentrum 25,5 Kilometer nördlich von Borgarnes befand. Wie berichtet, wurde vor drei Tagen tief sitzender Tremor festgestellt, und IMO-Forscher vermuteten Bewegungen magmatischer Fluide im Untergrund. Der Vulkanismus im Osten von Snæfellsnes steht mit dem Ljósufjöll-Vulkansystem in Verbindung, und es scheint, als würde dieses System allmählich erwachen.

Situation auf Reykjanes

Auch das GPS-System, das Daten zur Bodenhebung auf Reykjanes liefert, ist wieder aktiv. Seit dem 30. Dezember hatte es keine Daten gesendet, doch seit gestern werden wieder Messwerte übermittelt und auf den bekannten Plattformen angezeigt. Ende des Jahres gab es einen Rücksetzer in der Bodenhebung, und es war unklar, ob dies auf einen messtechnischen Fehler zurückzuführen war oder darauf, dass Schmelze unterirdisch abgeflossen ist. Die aktuellen Daten belegen, dass es sich um einen messtechnischen Fehler handelte. Die Bodenhebung hat sich seitdem praktisch nicht verändert, doch die Kurve verläuft insgesamt weniger steil wie vor den anderen Eruptionen. An der Messstation SENG beträgt sie nach wie vor gut 13 Zentimeter seit dem Ende der letzten Eruption. An den Stationen SKSH und SUND sind mittlerweile fast 15 Zentimeter erreicht worden. Da das Eruptionsrisiko steigt, wenn sich im Speichersystem wieder so viel Magma angesammelt hat wie bei der letzten Eruption ausgestoßen wurde, könnte es noch bis in den Februar hinein dauern, bis das Risiko spürbar zunimmt.

Vor der nächsten Eruption wäre auch ein Anstieg der Seismizität im Bereich von Sundhnúkur zu erwarten. Allerdings zeigte sich bei der letzten Eruption ein merklicher Anstieg der Erdbebenaktivität erst wenige Stunden zuvor, mit einer nur kurzen seismischen Krise unmittelbar vor dem Ausbruch. Derzeit ist die Seismizität gering, und es treten nur vereinzelte Erdbeben auf. Etwas höhere seismische Aktivität wird hingegen am Fagradalsfjall und im Krýsuvík-System beobachtet.

Übrigens hat es auch wieder einige Beben unter Bardarbunga gegeben.

Island: Tremor am Grjótárvatn

Anhaltende Erdbebenaktivität nahe des Grjótárvatn – Tremor deutet Magmenbewegungen an

In den letzten Wochen rückt die Gegend um den Grjótárvatn immer mehr in den Fokus der Berichterstattung über Island: Gut 20 Kilometer nord-nordwestlich von Borganes am Anfang der Snæfellsnes-Halbinsel scheint das Ljósufjöll-Vulkansystem langsam aus seinem Schlaf zu erwachen, denn es werden praktisch kontinuierlich Erdbeben registriert, so dass man von einem langsamen Schwarmbeben sprechen kann. Zudem wurde gestern Abend gegen 18:00 Uhr erstmalig vulkanischer Tremor aufgezeichnet. Dieses langanhaltende Erdbebensignal von ca. 40 Minuten Dauer hatte eine niedrige Frequenz und deutet auf Magmenbewegungen hin. Die genaue Tiefe des Tremors wurde von IMO nicht kommuniziert.

In einem RUV-Artikel äußerte sich IMO-Naturgefahrenexpertin Ingibjörg Andrea Bergþórsdóttir zum Tremor und meinte, dass solche Signale typisch für aktive Vulkangebiete sind. Sie werden auch am Fagradalsfjall und Bárðarbunga registriert. Während diese beiden Vulkane in den letzten Jahren aktiv waren, ist die letzte Eruption im Ljósufjöll-System schon ein wenig her, denn sie manifestierte sich im 12. Jahrhundert, genauer im Jahr 1148 n. Chr. Damit war das Vulkansystem wenige Jahrzehnte vor der letzten Eruptionsphase auf Reykjanes aktiv gewesen. Diese ereignete sich zwischen 1210 und 1240 n. Chr. Dieses zeitnahe Auftreten von Eruptionsphasen lässt eine gewisse Zyklizität vermuten. Doch noch ist im Ljósufjöll-System kein Magma bis zur Oberfläche aufgestiegen und es ist nicht sicher, dass es dort überhaupt auf absehbare Zeit zu einer Eruption kommen wird. Ausgeschlossen ist es allerdings auch nicht. Auf Reykjanes dauerte es ca. 5 Jahre zwischen den ersten Anzeichen des Erwachens und den ersten Eruptionen am Fagradalsfjall. Ernst wird es, wenn Bodenverformungen festgestellt werden.

Daten zur Bodenhebung bei Svartsengi

Zwar gibt es noch keine Bodenhebung am Grjótárvatn, dafür gibt es aber einen neuen IMO-Bericht zur Bodenhebung bei Svartsengi, welche weiterhin anhalten soll. Allerdings beruft sich der Bericht, der heute veröffentlicht wurde, auch nur auf Daten bis zum 30. Dezember. Scheinbar liegen auch den Forschern seitdem keine aktuellen Messungen vor, was auf einen Systemfehler schließen lässt. Jedenfalls betrug die Magmenzuflussrate in das flach liegende Speichersystem zuletzt ca. 3 Kubikmeter pro Sekunde und lag damit auf Augenhöhe mit den Daten zur letzten Eruption. Bei anhaltendem Zustrom würde bis Monatsende wieder eine vergleichbare Bodenhebung wie vor der letzten Eruption erreicht sein und dann steigt das Ausbruchsrisiko signifikant an.

Island: Erdbeben und Eisdämme

Seismizität auf Island bleibt hoch – keine Daten zur Bodenhebung

Auch im neuen Jahr bleibt die Erdbebentätigkeit auf Island generell erhöht und es gehen Spekulationen umher, dass neben den Vulkansystemen auf Reykjanes weitere Vulkanregionen aktiv werden könnten, die man bis vor wenigen Monaten weniger auf dem Radar hatte. Dazu zählen die Gletschervulkansysteme Hofs- und Langjökull und das Ljósufjöll-System beim Grjotarvatn in der Snæfellsnes Volcanic Zone. Hier gibt es aktuell auch wieder Erdstöße. In den vergangenen 48 Stunden wurden hier 21 Erschütterungen registriert. Das stärkste Beben brachte es auf Mb 2,1. Das Epizentrum wurde 28 km nördlich von Borgarnes detektiert.

Natürlich gibt es auch weiterhin Erschütterungen an den Systemen auf Reykjanes. Während es direkt bei Svartsengi seismisch relativ ruhig ist, konzentrieren sich die Beben auf die Gebiete von Fagradaslfjall und Krysuvik. Erschütterungen wurden auch bei Bláfjallaskáli und vor der Küste nahe Eldey registriert.

Zur Bodenhebung lassen sich momentan mangels neuer Messwerte keine Aussagen treffen. Die letzten Messpunkte auf den GPS-Grafiken stammen vom 30. September. Der letzte Stand war, dass es an den meisten Messstationen eine Subsidenz gab, gefolgt von einer kurzen Seitwärtsbewegung. Genau das Bild, das sich einige Tage vor Beginn der letzten Eruption zeigte. Seit Silvester wurden die Grafiken nicht mehr aktualisiert. Eine meiner Lieblingsseiten der Uni Reykjavik ist gar nicht mehr erreichbar. Ob es im Zusammenhang mit dem Jahreswechsel IT-Probleme oder Umstellungen gibt, oder warum sonst die Daten nicht mehr aktualisiert werden, wurde nicht kommuniziert. Aufgrund des Datenmangels lassen sich Prognosen über den weiteren Verlauf des Geschehens von meiner Seite her momentan nicht erstellen.

Das IMO ist momentan auch noch aus einem anderen Grund beschäftigt, denn der Winter hat auf Island Einzug gehalten. Frostige Temperaturen sorgten vermehrt für Eisbildungen auf verschiedenen Flüssen. Es ist aber nicht kalt genug, dass sich auf fließenden Gewässern eine geschlossene Eisdecke bildet, sondern nur Eisschollen, die mit der Strömung treiben. An Hindernissen wie Brückenpfeilern staut sich das Eis nun auf und bildet Dämme, was einerseits den Druck auf Wasserbauwerke erhöht und auch die Flusspegel ansteigen lässt, wodurch es zu Überflutungen kommen könnte.

Island: Schwarmbeben Eldey am 30.12.24

Schwarmbeben bei Eldey auf Island aus mehr als 200 Einzelbeben – Erschütterungen bis zur Katla

Das Schwarmbeben beim Palagonitfelsen Eldey vor der Südwestspitze der isländischen Reykjanes-Halbinsel, das am frühen Morgen des 29. Dezembers begann, setzte sich bis heute Morgen mit verringerter Intensität fort. Das IMO (Icelandic Meteorological Office) registrierte mehr als 200 Einzelbeben. Zwei davon hatten Magnituden über 3: Zu Beginn der Serie ereignete sich ein Beben der Stärke M 3,2, während sich am Nachmittag das bislang stärkste Beben der Serie mit einer Magnitude von M 3,6 manifestierte. Dieses Beben hatte seinen Erdbebenherd in 10 Kilometern Tiefe und ein Epizentrum 3,7 Kilometer nord-nordöstlich von Eldey. Die IMO-Wissenschaftler stuften diesen Erdbebenschwarm als „schwach“ ein, wobei er meiner Einschätzung nach durchaus zu den intensiveren Schwärmen zählt, auch wenn solche Ereignisse noch erheblich stärker ausfallen können. Der Schwarm beeinflusste auch einen größeren Umkreis in Südisland und führte zu einer erhöhten Seismizität bis hin zur Katla unter dem Gletscher Mýrdalsjökull. Dort bebte es überwiegend nordwestlich des Gletschers, außerhalb der Caldera. Auch im Bereich der Hekla wurden einige Erschütterungen registriert.

Bemerkenswert ist zudem ein Beben der Stärke M 3,8, das sich gestern um 16:26 UTC am Bárðarbunga ereignete. Das Hypozentrum lag in 3,9 Kilometern Tiefe, während das Epizentrum 5,3 Kilometer nordöstlich von Bárðarbunga lokalisiert wurde. Dabei handelt es sich um einen großen Zentralvulkan unter dem Gletscher Vatnajökull. Innerhalb des Einzugsbereichs des Gletschers wurden in den letzten 48 Stunden 21 Erdbeben verzeichnet. Einige dieser Erschütterungen stehen in Verbindung mit der Askja-Caldera nördlich des Vatnajökull, wo eine anhaltende Bodenhebung seit Juli 2021 mittlerweile 81 Zentimeter erreicht hat.

Auf der Reykjanes-Halbinsel selbst war die Seismizität in den letzten 24 Stunden gering. Die Messwerte zur Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet (und darüber hinaus) zeigen weiterhin einen Rücksetzer an, der vermutlich auf Messungenauigkeiten zurückzuführen ist. Eine detaillierte Betrachtung der GNSS-Messdaten zeigt jedoch an den Stationen im Südwesten des Gebiets – insbesondere an den Stationen GEVK und Eldvörp – einen länger anhaltenden Rücksetzer, der einem Muster entspricht, das vor den letzten Eruptionen beobachtet wurde. Die Messstation GEVK liegt westlich von Grindavík. Es ist nicht auszuschließen, dass Magma unterirdisch abfließt, wobei unklar bleibt, wohin. Eine bevorstehende Eruption so kurz nach dem Ende der vorherigen erscheint zwar unwahrscheinlich, kann jedoch nicht ausgeschlossen werden.

Island: Schwarmbeben bei Eldey am 29.12.24

Schwarmbeben erschüttert Vulkanfelsen Eldey vor Reykjanes – Stärkstes Beben M 3,2

Heute Morgen begann ein Erdbebenschwarm vor der Südwestspitze der isländischen Reykjaneshalbinsel. Das stärkste Einzelbeben hatte eine Magnitude von 3,2 und ereignete sich um 04:02 UTC. Das Epizentrum wurde von IMO 3,7 km nördlich von Eldey verortet. Das Hypozentrum lag in 9,8 Kilometern Tiefe. Drei weitere Beben hatten Magnituden im Zweierbereich, die restlichen waren schwächer. Insgesamt manifestierten sich bis jetzt etwa 30 Erschütterungen.

Eldey ist eine kleine Felseninsel aus Palagonit und somit vulkanischen Ursprungs. Sie ist vermutlich bei einem submarinen Vulkanausbruch im Jahr 1210 entstanden. Die Eruption ging vom Reykjanesrücken aus, der die Verlängerung des Mittelatlantischen Rückens darstellt und bei Reykjanes über den Meeresspiegel angewachsen ist. Das Eiland liegt etwa 15 km vor der Küste von Reykjanestá.

Erdbebenschwärme kamen hier in den letzten Jahren vergleichsweise oft vor und könnten mit der Magmenintrusion unter der Reykjaneshalbinsel im Zusammenhang stehen. Besonders häufig sahen wir diese Schwarmbeben im auslaufenden Jahr, wenn sich die Spannungen bei Svartsengi infolge der Magmenakkumulation zu erhöhen begannen.

Die Bodenhebung bei Svartsengi liegt derzeit bei etwa 12 Zentimetern seit Ende der letzten Eruption am 9. Dezember. Die letzten GPS-Messungen zeigten an praktisch allen Messstationen einen leichten Rücksetzer, von dem ich annehme, dass er mit Messungenauigkeiten zusammenhängt.

Leider ist die Seite mit den am besten aufgelösten GPS-Grafiken seit einigen Tagen offline, sodass sich nur noch ein weniger differenziertes Bild erstellen lässt, als wir es in den letzten Monaten gewohnt waren. Nichtsdestotrotz kann man sagen, dass nicht ganz die Hälfte der Bodenhebung erreicht ist, wie es vor dem letzten Ausbruch der Fall war. Sobald man sich der Parität zur Bodenhebung wie vor der letzten Eruption annähert, steigt das Eruptionsrisiko. Die Parität dürfte bei gleichbleibender Bodenhebung Anfang Februar erreicht sein.

Erdbeben gab es in den letzten Tagen nicht nur bei Eldey, sondern auch an anderen Lokationen auf Reykjanes, wobei hauptsächlich die Beben bei Krýsuvík auffielen.

Update 20:30 Uhr: Das Schwarmbeben hat sich im Tagesverlauf deutlich verstärkt und setzt sich aus mehr als 100 Einzelbeben zusammen. Die Aktivität ist noch nicht vorbei.