Island: Erdbeben Mb 4,5 unter Bardarbunga

Isländischer Calderavulkan von stärkerem Erdbeben erschüttert – Kein Tremor registriert

Datum 06.10.24 | Zeit: 17:56:24 UTC | 64.671 ; -17.461  | Tiefe: 1,8 km | Mb 4,5

Unter dem subglazialen Calderavulkan Bardarbunga gab es gestern Abend weitere Erdbeben. Ersten Meldungen zufolge hatte der stärkste Erdstoß eine Magnitude von 5,0, doch dann begann eine Korrekturorgie, bei der das Beben zunächst auf M 3,9 herabgestuft wurde, um dann auf M 4,7 wieder hochgestuft zu werden. Eine letzte Korrektur kam dann zu dem Schluss, dass es eine Magnitude von 4,5 hatte und einen Erdbebenherd in 1,8 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 4,7 Kilometer nordöstlich des Calderamittelpunktes bestimmt.

Durch die häufigen Korrekturen zeigen einige Erdbebendienste noch andere Werte an. Der letzte Wert, den ich hier weitergebe, stammt vom zuständigen Observatorium IMO. Damit war es in diesem Jahr das drittstärkste Beben am Bardarbunga. Ein großer Schwarm blieb aus, dennoch gab es einige schwächere Nachbeben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,7.

In den letzten Tagen gab es eine Serie von Erdbeben mit Magnituden über 3 unter den gletscherbedeckten Calderavulkan. Forscher gehen davon aus, dass die gesteigerte Erdbebenaktivität mit Magmenakkumulation unter dem Vulkan zusammenhängen könnte. Tatsächlich messen einige GPS-Stationen am Rand des Gletschers und westlich der Caldera eine Bodenhebung von 5 Zentimetern seit Mai dieses Jahres. Die Bodenhebung beschleunigte sich in diesem Zeitraum etwas, und auch zuvor gab es eine langsame Inflation. Schaut man sich die GPS-Verlaufskurven genauer an, erkennt man einen kleinen Rücksetzer in den letzten Tagen und es gibt Meldungen, dass sich im Eis über der Caldera zwei Absenkungen gebildet haben bzw. größer geworden sind, als sie zuvor waren. Solche Depressionen auf dem Eis entstehen häufig infolge einer gesteigerten geothermischen Aktivität unter dem Eis, welche selbiges schmelzen lässt. Meistens sind es heiße Gase, die aus subglazialen Fumarolen austreten, gelegentlich aber auch ein kleiner effusiver Vulkanausbruch, der das Eis schmilzt. Da kein Tremor registriert wurde, ist eine Eruption aber unwahrscheinlich.

Island: Schwarmbeben am Ljósufjöll

Am Vulkan Ljósufjöll auf der Snæfellsnes-Halbinsel manifestierte sich ein Erbebenschwarm

Die Erde auf Island kommt nicht zur Ruhe und nach und nach gibt es an den unterschiedlichsten Zentralvulkanen immer häufiger Erdbeben. Ob es wirklich zu einer seismischen Aktivitätszunahme kommt oder ob die Wahrnehmung eine andere geworden ist, weil das seismische Netzwerk und die Kommunikation immer besser werden, vermag ich nicht zu beantworten. Fakt ist, dass es heute am Ljósufjöll auf der Snæfellsnes-Halbinsel zu einem kleinen Erdbebenschwarm kam, der sich aus gut 13 flach liegenden Erschütterungen mit geringen Magnituden zusammensetzt. Ljósufjöll ist eines der größten Vulkansysteme im Westen von Island und liegt in einer Gegend, in der wir in den letzten Monaten eine Zunahme der seismischen Aktivität beobachten konnten, die auch andere Vulkane erfasste.

Neuer Seismograf  am Grjótárvatn installiert

Seit 2021 beobachten isländische Geoforscher hier bereits eine Aktivitätszunahme und Ende des Monats wurde in dem Areal ein neuer Seismograf installiert. Er fühlt der Erde den Puls im Hítárdalur, etwa 5 km nordwestlich des Grjótárvatn. Die Forscher vermuten hinter den Beben eher tektonische Prozesse, allerdings liegt die Region westlich der isländischen Hauptstörungszonen, und ein wenig auffällig ist es schon, dass sich die Beben überwiegend im Bereich der Vulkane ereignen. Natürlich liegen die Vulkane dort, wo es bereits Schwächezonen in der Erdkruste gibt, die sich oft in Störungen manifestieren, dennoch könnte mindestens ein Teil der Beben mit Magmenaufstieg in Verbindung stehen. Doch um das herauszufinden, bedarf es nicht unbedingt neuer Seismografen, sondern zusätzlicher GPS-Messstationen, die Hinweise auf Bodenhebung liefern.

2021, ein besonderes Jahr für Island, in dem die Eruptionsserie auf Reykjanes begann. Vielleicht gibt es zwischen den beiden Halbinseln eine Kopplung, indem die Spannungen durch die Bodenhebungen auf Reykjanes auch auf Snæfellsnes einwirken und dort die Beben auslösen. Vielleicht fließen aber auch magmatische Fluide bis nach Snæfellsnes und erhöhen dort direkt den Druck auf Störungen.

Erdbeben auf Reykjanes halte an

Apropos Reykjanes. Dort gab es heute auch wieder mehrere Erdbeben, die diesmal nicht nur auf Krysuivk und Fagradalsfjall beschränkt waren, sondern auch bis nach Sunhnukur reichten. Insgesamt wurden auf Reykjanes 55 Beben innerhalb von 48 Stunden festgestellt. Die Bodenhebung bei Svartsengi hält unvermindert an und beträgt fast 16 Zentimeter.

Weitere Erdbeben am Bardarbunga

Gerade werden auch weitere Erdbeben mit Magnituden über 3 am Bardarbunga angezeigt. Erste Meldungen gingen sogar von einem Beben M 5,0 aus, doch der Wert wurde herabgestuft. Details folgen später.

Island: Kontroverse um Bau eines Flughafens bei Hvassahraun

Kontroverse Diskussion um neuen Flughafen auf Lavafeld Hvassahraun vor Reykjavik entbrannt

Seit einigen Jahren wird in Island darüber nachgedacht, den Hauptstadtflughafen in Reykjavik einige Kilometer südwestlich auf das alte Lavafeld Hvassahraun zu verlegen. Hauptgründe dafür sind zum einen die Lärm- und Abgasbelastung für die Anwohner am bestehenden Flughafen, zum anderen die kurze Start- und Landebahn, die es größeren Flugzeugen unmöglich macht, den Flughafen anzufliegen. Daher wird der Hauptstadtflughafen nur für den regionalen Flugverkehr genutzt, meist mit zweimotorigen Turbopropmaschinen. Auch die Hubschrauber für Rundflüge, die oft bei Vulkanausbrüchen gebucht werden, sind dort stationiert.

Bereits vor mehreren Jahren wurde eine sechsköpfige Expertenkommission eingerichtet, um eine Machbarkeitsstudie zu erstellen, die nun vorgestellt wurde. In der Studie heißt es, dass es nur wenige Gründe gegen die Verlegung des Flughafens gebe und die Experten stuften das Risiko eines Vulkanausbruchs in der Gegend als gering ein. Allerdings beruhen die wesentlichen Daten dieser Studie auf Informationen aus der Zeit vor den Ausbrüchen im Svartsengi-Gebiet.

Das Lavafeld Hvassahraun liegt am Rand der bekannten Spaltenvulkane auf Reykjanes, doch der südlichste Teil des potenziellen Flughafengebiets vor den Toren Reykjavíks liegt nur zwei Kilometer vom Krýsuvík-System entfernt, einem Gebiet, in dem es in den letzten Tagen und Wochen häufig zu Schwarmbeben gekommen ist. Sollte es im Krýsuvík-System zu einer Eruption kommen, könnten Lavaströme bis zum geplanten Flughafen vordringen.

Auch der bekannte Vulkanologieprofessor Þorvaldur Þórðarson meldete sich zu Wort und kritisierte, dass die vulkanischen Gefahren von der Arbeitsgruppe kaum berücksichtigt worden seien. Er betonte, dass Lava dort, wo sie bereits geflossen ist, jederzeit wieder fließen könnte – eine Erkenntnis, die auf Island jedoch wenig überrascht, da die Insel fast vollständig aus Lava besteht.

Der isländische Verkehrsminister sprach sich ebenfalls gegen die Verlegung des Flughafens aus und betonte, dass sein Ministerium dafür keine Mittel bereitstellen werde. Der Minister zeigte sich visionär, indem er darauf hinwies, dass es in einigen Jahren elektrisch betriebene Flugzeuge geben werde, die emissionsfrei und leiser seien. Es gibt zwar bereits erste Prototypen elektrisch betriebener Propellerflugzeuge, doch Passagiermaschinen sind von der Serienreife noch ein gutes Stück entfernt.

Island: Erdbeben M 3,9 am Bardarbunga

Zwei mittelstarke Erdbeben M 3,9 und M 3,7 erschütterten auf Island subglazialen Vulkan Bardarbunga

Datum 05.10.24 | Zeit: 10:37:32 UTC |  64.613 ; -17.490 | Tiefe: 2,7 km | Mb 3,9

Heute Mittag kam es auf Island am subglazialen Vulkan Bardarbunga zu einem seismischen Doppelschlag in Form von zwei Erdbeben mit Magnituden von 3,9 und 3,7. Sie traten mit nur wenigen Sekunden Abstand auf und wurden 3,6 Kilometer süd-südöstlich des Calderazentrums verortet. Die Erdbebenherde lagen in 2,7 und 3,0 Kilometer Tiefe. Es gab einige schwächere Beben, doch ein Schwarm blieb aus. Die Beben am Bardarbunga könnten mit einer langsamen Magmaakkumulation in Verbindung stehen, die bereits nach der Eruption von 2014 einsetzte. Allerdings ist vorerst nicht mit einem neuerlichen Ausbruch des Vulkans zu rechnen.

Natürlich gab es auch an anderen Orten auf Island Erdbeben. Interessant ist ein kleiner Schwarm im westlichen Bereich der Katla, wobei einige Beben auch in der Nähe des Fimmvörðuháls-Passes lagen. Eine GPS-Messstation verzeichnet dort tatsächlich eine leichte Bodenhebung, die sich in den letzten Wochen auf 2 Zentimeter summierte. Ob sich hieraus jedoch ein längerfristiger Trend ergibt oder ob sich die vermeintliche Bodenhebung bald wieder verflüchtigt, ist unklar.

Selbstverständlich dürfen in einem Beitrag über Erdbeben auf Island die Geschehnisse auf der Reykjanes-Halbinsel nicht unerwähnt bleiben: Hier setzt sich der Trend der letzten Tage fort, dass es vor allem im Krýsuvík-System und am Fagradalsfjall bebt. 37 Erschütterungen wurden hier innerhalb von zwei Tagen registriert. Leider ist das GPS-Netzwerk in diesem Bereich stark ausgedünnt, sodass eine lokal begrenzte Bodenhebung möglicherweise unbemerkt bleibt. Was man am Fagradalsfjall erkennen kann, ist eine leichte Hebung, die wahrscheinlich der Hebung im Svartsengi-Bereich geschuldet ist. Bei Krýsuvík hingegen sieht man eine leichte Subsidenz, also eine Absenkung des Bodens, nachdem es im letzten Jahr eine geringe Hebung gegeben hatte.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 01.10.2024

Erdbeben Mb 3,2 am Bardarbunga – Erhöhte Seismizität bei Krysuvik

Die Erdbebenaktivität auf Island ist weiterhin leicht erhöht. Unter der gesamten Insel wurden innerhalb von 48 Stunden 176 Erschütterungen festgestellt. Das Stärkste manifestierte sich unter dem subglazialen Vulkan Bardarbunga. Es hatte eine Magnitude von 3,2 und ein Hypozentrum in 0,1 Kilometern Tiefe. Verortet wurde es von IMO 6.1 km nordöstlich von Bárðarbunga. Theoretisch war es stark genug, damit es von Menschen wahrgenommen werden konnte, doch entsprechende Berichte liegen nicht vor. Dafür registrieren einige Messstationen ab Calderavulkan seit Juni eine Anhebung des Bodens, die deutlich schneller abläuft, als es zuvor der Fall war. Besonders an der Messstation KISTA, die am Rand des Gletschers steht, hob sich der Boden seitdem um 5 Zentimeter. Eine halb so starke Bodenhebung messen GPS-Stationen am Grimsvötn sowie am südlich gelegenen Öræfajökull, wo es in den letzten Tagen auch zu einzelnen Beben kam. Da es im Bereich des Vatnajökull zu einer generellen Bodenhebung kam, stellt sich die Frage, warum das so ist. Möglicherweise wird das ganze Gebiet vom Islandhotspot angehoben. Es könnte sich aber auch um ein messtechnisches Phänomen handeln.

Weiter nördlich und außerhalb des Eisschildes des Gletschers liegt die Askja-Caldera, wo wir seit einiger Zeit eine permanent erhöhte Bebentätigkeit sehen, die einhergeht mit einer Anhebung des Bodens infolge von Magmeninflation. Nach einigen Schwankungen in den letzten Monaten hebt sich der Boden nun wieder mit einer Rate, die wir vor den Schwankungen gesehen haben. An der Messstation OLAC liegt die Hebung bei 80 Zentimetern seit Beginn der Hebungsphase. In diesem Jahr betrug die Hebung gut 12 cm.

Auf der Reykjanes-Halbinsel konzentriert sich die Bebentätigkeit auf den Bereich von Krysuvik und Fagradalsfjall, in denen es bereits in den vergangenen Tagen bebte. Eine Bodenhebung in diesen Gebieten scheint nicht Ursache der Seismizität zu sein. Im Gegenteil, im Krysuvik-System gibt es einen leicht deflationären Trend. Dafür hält die Bodenhebung im benachbarten Svartsengi-System weiter an, allerdings ohne großartige Seismizität. Der Boden hob sich seit Ende der letzten Eruption bereits um 12 Zentimeter. Ein Stopp des Magmenaufstiegs zeichnet sich nicht ab. Prognosen, nach denen die Aktivität im Spätsommer enden sollte, haben sich offensichtlich nicht erfüllt.

Island: Droht ein Jahrzehnte lang andauernder Vulkanausbruch?

Isländischer Vulkanologe sieht die Möglichkeit eines Jahrzehnte lang andauernden Vulkanausbruchs auf Reykjanes

Auf Island halten die Erdbebenaktivität und die Bodenhebung weiterhin an, wobei es paradox erscheint, dass gerade in dem Bereich der größten Bodenhebung praktisch keine oder nur wenige Erdbeben auftreten. Stattdessen bebte es heute erneut in der Gegend von Hvannadalshnúkur im Vulkanmassiv des Öræfajökull, einem großen Vulkan am Südrand des Vatnajökullgletschers. Doch die Erdbebenaktivität soll nicht das Hauptthema dieses Blogeintrags sein; vielmehr möchte ich Euch von einem Interview mit dem bekannten isländischen Vulkanologen Prof. Þorvaldur Þórðarson berichten, das heute in Morgunblaðið veröffentlicht wurde.

Þórðarson hält es für möglich, dass die Aktivität entlang der Sundhnúkagígar-Kraterreihe so weit zunimmt, dass sie in einem Ausbruch mündet, der mehrere Jahre andauern könnte. Dabei könnte sich sogar ein Schildvulkan bilden. Dies würde bedeuten, dass nicht nur die wichtige Reykjanesbraut-Straße, sondern auch weitere Infrastrukturen auf der Halbinsel Reykjanes gefährdet wären.

Der Professor erklärte, dass Schildvulkane auf Island oft in einem einzigen langanhaltenden Ausbruch entstehen, der sich über mehrere Jahrzehnte erstrecken kann. Um jedoch große Schildvulkane wie Skjaldbreiður zu formen, müsste ein Ausbruch bis zu 100 Jahre andauern.
Falls der nächste Ausbruch erneut zwischen den Erhebungen Sundhnúkur und Stóra-Skógfell beginnt, könnte die Wahrscheinlichkeit eines länger andauernden Ausbruchs steigen. Þórðarson betont jedoch, dass dies nicht das wahrscheinlichste Szenario sei, auch wenn die Wahrscheinlichkeit dafür wachse.



Vergleich mit dem Puʻu ʻŌʻō-Krater am Kilauea auf Hawaii

In seinen Ausführungen verwies der Vulkanologe auf Hawaii, wo der Ausbruch des Vulkans Kilauea 1983 begann und 35 Jahre anhielt. Vermutlich meint er die Puʻu ʻŌʻō -Eruption, bei der sich ein schildartiger Nebenkegel auf der Flanke des Kilauea bildete. Allerdings ist der Puʻu ʻŌʻō  kein eigenständiger Schildvulkan, und um zu einem solchen heranzuwachsen, hätte er bei gleichbleibender Förderrate Jahrhunderte bis Jahrtausende gebraucht. Auf welcher wissenschaftlichen Grundlage die Spekulationen beruhen, bleibt der medienaffine Professor jedoch schuldig. Tatsächlich widersprechen seine Aussagen den jüngsten Forschungen, die vermuten lassen, dass die Eruptionen entlang von Sundhnúkur von einer Magmadomäne in der Erdkruste gespeist werden, in der sich das Magma in mehreren kleinen Taschen ansammelt. Ob ein Jahrzehnte andauernder Ausbruch ohne Unterbrechung von einer solchen Magmadomäne gespeist werden kann, bleibt unklar.

Island: 3 Erdbeben im Dreierbereich bei Katla und Keilir

Erdbeben unter der Katla – stärkstes Erdbeben des Jahres

Die Erde auf Island bleibt unruhig: Seit gestern Abend gab es an 2 verschiedenen Orten 3 Erdbeben mit Magnituden im Dreierbereich. Das stärkste Erdbeben M 3,6 manifestierte sich heute Morgen unter dem subglazialen Vulkan Katla in einer Tiefe von nur 0,2 Kilometer. Das Epizentrum wurde 6,4 km nordöstlich von Goðabunga lokalisiert. Damit befand es sich am Nordrand der Caldera unter dem Gletscher Myrdalsjökull. Ein Zusammenhang mit dem Gletscherlauf vom Wochenende kann nicht ausgeschlossen werden, auch wenn das Beben für ein Eisbruchbeben eigentlich zu stark war. Außerdem gab es drei schwächere Nachbeben.

Laut IMO-Expertin Bjarki Kaldalóns Friis war es das stärkste Beben, das sich dieses Jahr unter Katla manifestiert hat. Das Zweitstärkte ereignete sich im Februar und hatte eine Magnitude von 3,4. Sie hält diese Beben für normal und sagte gegenüber MBL: Es würde kein Grund zur Sorge bestehen.

Interessant finde ich ein schwaches Beben, das sich unter dem Hekla-Gipfel ereignete, der in Sichtweite vom Myrdalsjökull liegt. Hier kommt es in den letzten Monaten immer häufiger zu Erschütterungen. Ein mögliches Anzeichen für ein langsames Aufheizen des Vulkans.

Zwei Erdbeben in Sichtweite von Keilir im Krysuvik-System

Bereits gestern Abend bebte es gleich zweimal im Bereich des Spaltensystems von Krysuvik und dem Kegel des vulkanischen Keilir. Die Beben hatten die Magnituden 3,6 und 3,3 und Hypozentren um 5 km Tiefe. Die Epizentren wurden knapp 5 Kilometer östlich vom Keilir lokalisiert. Damit lagen sie etwa auf halbem Weg zwischen Keilir und dem Kleifarvatn im Ridge des Krysuvik-Systems. In diesem Bereich gab es in den letzten Monaten häufiger Erdbeben und es stellt sich natürlich die Frage nach der Ursache. Wahrscheinlich sind es tektonische Erschütterungen, die möglicherweise Reaktionen auf das geänderte Spannungsfeld infolge der Magmenintrusion bei Svartsengi und Fagradalsfjall darstellen. Der erste magmatische Gang, der 2021 beim Fagradalsfjall intrudierte, streckte seine Finger bis an den Südrand des Keilir aus. Aktuell wird hier aber keine nennenswerte Bodendeformation festgestellt. Diese Beben hatte ich bereits gestern am Rande erwähnt.

Katla: 4. Gletscherlauf seit Juli

Auf Island findet ein weiterer Gletscherlauf des Myrdalsjökull statt – Subglazialer Vulkan Katla Mitverursacher

Gestern berichtete ich über eine erhöhte seismische Tätigkeit des Vulkans Katla, der sich unter dem isländischen Gletscher Myrdalsjökull verbirgt. Wie sich heute herausstellte, wurden einige der flacher gelegenen Erdbeben von einem kleinen Gletscherlauf verursacht, der heute aber schon wieder fast vorbei ist. Es war bereits der dritte kleine Gletscherlauf, der seit dem Großen im Juli registriert wurde. Bei dem großen Gletscherlauf wurde eine Brücke der Ringstraße beschädigt, die über den Fluss Skálm führt. In diesem Fluss manifestierte sich auch die aktuelle Gletscherflut.

Heute Abend haben die Messwerte im Fluss Skálm wieder fast normale Werte erreicht, was darauf hindeutet, dass die Gletscherflut dort so gut wie beendet ist. Zuvor waren die elektrische Leitfähigkeit und der Wasserstand des Flusses deutlich gestiegen, allerdings ohne katastrophale Werte zu erreichen.

IMO Expertin für Naturkatastrophen Minney Sigurðardóttir meinte in einem Interview mit MBL, dass diese kleinen Gletscherläufe nichts Ungewöhnliches für die Sommermonate seien, ergänzte aber, dass die vom Vulkan verursachte Erdwärme unter dem Gletscher die Eisschmelzen beschleunigt, was zu kleinen Schmelzwasserläufen führt.

In einer Mitteilung des isländischen Wetteramts wurden die Menschen aufgefordert, in der Nähe des Flusses vorsichtig zu sein, da in der Region eine mögliche Gasverschmutzung droht. Sie merkte jedoch an, dass die Warnung voraussichtlich im Laufe des Tages zurückgezogen wird.

Die Wetterlage und Windverhältnisse spielen dabei eine Rolle, wobei die mögliche Gasbelastung hauptsächlich die Flussquelle am Gletscherfuß betrifft. Bisher seien jedoch keine Berichte über Vorfälle eingegangen.

Im Bereich des größten Gletschers Europas -Vatnajökull- ereigneten sich über das Wochenende auch auffällig fiele Beben, die weit über den Gletscher streuten. Mein Spekulatius dazu ist, dass sich hier vielleicht auch ein Gletscherlauf anbahnt, doch dafür liegen die meisten Beben eigentlich zu tief.

Erdbeben auf Reykjanes

Die Bebentätigkeit im Bereich der Katla war heute gering. Anders sah es allerdings auf Reykjanes aus, wo es weiterhin eine erhöhte Seismizität in den Systemen von Krysúvik und Fagradalsfjall gibt. Ganz aktuell tauchten gerade auf der IMO Erdbebenkarte zwei grüne Sternchen im Bereich von Keilir auf. Den ersten Werten zufolge kamen die Beben auf die Magnituden 3,6 und 3,3. Die Hypozentren wurden in 5 km Tiefe festgestellt. Das sind aber automatisch erstellte Werte, die noch korrigiert werden könnten.

Island: Magma aus verschiedenen Quellen

Ausbruch auf der Sundhúnkur-Spalte. © Marc Szeglat

Neue Lavaprobenanalysen der Sundhnúkur-Eruptionen verblüffen Forscher – Magma stammt aus unterschiedlichen Quellen

Eine neue Studie, die gestern im Fachmagazin Science veröffentlicht wurde und über die der isländische Fernsehsender RUV berichtete, brachte Überraschendes zutage: Das Magma, aus dem die Lava der verschiedenen Ausbrüche der Sundhnúkur-Kraterreihe seit Dezember letzten Jahres stammt, kommt nicht aus einer einzigen Quelle, sondern aus mehreren verschiedenen. Dieser Umstand erfordert eine Überarbeitung des bisherigen Modells der Magmaspeicher unter Svartsengi und Fagradalsfjall. Gleichzeitig erschwert die hohe Variabilität der Schmelzzusammensetzung die Vorhersage zukünftiger Eruptionen auf der Reykjanes-Halbinsel.

An der Studie arbeiteten 20 Wissenschaftler aus verschiedenen Institutionen unter der Leitung des Geowissenschaftlichen Instituts der Universität Reykjavik zusammen. Im Rahmen der Untersuchung entdeckten sie, dass die Lava der Eruptionen nicht aus einer einzigen Magmaquelle stammt, sondern dass verschiedene Magmalinsen in der Erdkruste miteinander interagieren und so die Vulkanausbrüche auslösen.

Die Forscher untersuchten Lavaproben, die bei den ersten vier Eruptionen der Serie an verschiedenen Stellen des Lavafelds gesammelt wurden. Während sich die chemische Schmelzzusammensetzung des Basaltmagmas innerhalb einer Eruptionsphase nur wenig veränderte, zeigten sich zwischen den einzelnen Ausbrüchen deutliche Unterschiede. Die Forscher sprechen nun nicht mehr von einem einzelnen Magmenkörper, in dem sich das Magma ansammelt, sondern von einer Magmendomäne, die sich in mittleren Tiefen der Erdkruste gebildet hat.

Die unerwartete chemische Vielfalt der Schmelze macht die Vorhersage zukünftiger Eruptionen komplizierter. Zunächst war man von einer gleichmäßigen chemischen Zusammensetzung der Lava ausgegangen, doch die Ergebnisse der Studie zeigen eine viel komplexere Dynamik im Magmasystem.

Magmadomäne unter Svartsengi. © Simon Matthews, University of Iceland.

Ein in der Studie veröffentlichtes Bild veranschaulicht diese Komplexität anhand eines Querschnitts von der Erdoberfläche bis in den Erdmantel. Es wird deutlich, dass das Magma im Fagradalsfjall aus der Grenzschicht zwischen Kruste und Mantel aufgestiegen ist, während das Magma in der Sundhnúkur-Kraterreihe überraschend vielfältig war, obwohl es aus der gleichen Magmakammer stammt. Die Ergebnisse tragen nicht nur zum Verständnis isländischer Vulkane bei, sondern liefern auch wichtige Hinweise für das globale Verständnis von Vulkansystemen. (Quellen: Science/RUV)