Island: Erdbeben M 3,3 unter Katla

Erdbeben Mb 3,3 erschüttert isländischen Gletschervulkan Katla – Ein Mikrobeben unter Hekla

Einer der gefährlichsten Vulkane auf Island wurde gestern Abend von mehreren Erdbeben erschüttert. Das seismische Netzwerk von IMO registrierte 9 Erschütterungen im Bereich des Gletschers Myrdalsjökull, der die Katla-Caldera bedeckt. Der stärkste Erdstoß brachte es auf eine Magnitude von 3,3 und lag somit in dem Magnitudenbereich, in dem Erdbeben gespürt werden können, insbesondere wenn die Erdbebenherde so flach liegen, wie es gestern unter Katla der Fall war: Das Hypozentrum wurde in 100 m Tiefe ausgemacht. Die Höhen- bzw. Tiefenangaben von Erdbeben beziehen sich normalerweise auf das Niveau des Meeresspiegels und nicht auf die tatsächliche Oberfläche der Lokation. Somit befand sich der Erdbebenherd tatsächlich fast 1500 m unter der Oberfläche, denn der Gletscher über dem Vulkan hat eine Gipfelhöhe von 1376 m. Drei weitere Beben hatten Magnituden im Zweierbereich. Zwei brachten es auf Mb 2,8 und eins auf Mb 2,3. Es war die stärkste Erdbebenserie unter Katla seit vielen Monaten. Statistisch gesehen ist ein Ausbruch hier überfällig, und daher werden Erdbeben und andere Änderungen der Katla immer besonders argwöhnisch betrachtet. Das Gefahrenpotenzial einer subglazialen Eruption ist immer besonders groß, da Schmelzwasser vom Gletscher in Interaktion mit der Lava tritt, was Explosionen verstärken kann und Gletscherläufe und Lahars auszulösen vermag. So könnten große Aschewolken entstehen, die den Flugverkehr beeinträchtigen und nahegelegene Siedlungen von Schmelzwassermassen bedroht werden. Doch die aktuellen Erdbeben sind nicht als Vorzeichen eines unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruchs zu sehen, sondern zeigen nur, dass Katla unruhig schläft und sich evtl. langfristig auf eine neue Eruption vorbereitet.

Statistisch überfällig sind auch andere Vulkane auf Island, etwa die Hekla, die in Sichtweite der Katla liegt und die gestern ebenfalls von 3 schwachen Erdbeben heimgesucht wurde. Die Erschütterung hier hatte eine Magnitude von 0,1 und war extrem schwach. Die GPS-Messdaten einiger Stationen der Region zeigen im Verlauf von einem Jahr eine leichte Bodenhebung von 1 bis 2 Zentimetern an. Hekla hat die Eigenschaft, mit nur wenigen Vorzeichen und geringer Vorwarnzeit auszubrechen, doch ich gehe auch hier davon aus, dass das jetzt nicht der Fall sein wird.

Island: Lavastrom mit Wasser gekühlt

Lavastrom überwand Schutzdeich bei Svartsengi – Lava wurde mit Wasser gekühlt

Gestern drohte ein Lavastrom den Schutzdeich in der Nähe von Svartsengi zu überwinden und es begann ein neues Kapitel im Kampf Mensch gegen Lava: Die Feuerwehr von Grindavik rückte zunächst mit Löschwagen an, um die Lava abzukühlen. Abends verlegte man dann in Zusammenarbeit mit anderen Hilfskräften Schläuche und Rohre von einem Hydranten beim Geothermalkraftwerk zum Schutzdamm und begann gegen 20:30 Uhr, den zähen Aa-Lavastrom in größerem Umfang mit Wasser zu kühlen. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Lava tatsächlich die Krone des Damms überwunden und begann auf der anderen Seite hinabzufließen. Zur gleichen Zeit schütteten Bagger weiteres Schottermaterial zur Verstärkung des Damms auf. Offenbar gelang es den Kräften dann, ein weiteres Vordringen der Lavamassen zu verhindern, wobei nicht ganz klar ist, ob das der Verdienst der Menschen war oder ob der Lavanachschub nachließ. Die Feuerwehr war mit ihrer Arbeit nicht ganz zu frienden, denn es gelang nicht, die Lava in ausreichendem Maße abzukühlen, da über die improvisierte Leitung nicht genug Wasser geleitet werden konnte. Jetzt plant man den Bau richtiger Pipelines und den Einsatz starker Pumpen, um größere Wassermassen an die Lavafront bringen zu können, wenn die Lava einen weiteren Anlauf nehmen sollte, die Dämme zu überwinden. Die Einsatzleitung der Feuerwehr ist sich sicher, dass das Geothermalkraftwerk zerstört wird. Sollen die Dämme nachhaltig von Lava überwunden werden.

Das Löschen von Lava hat man auf Island zuletzt 1973 bei der Eruption auf der Westmännerinsel Heimaey erfolgreich durchgeführt.

Was nicht kommuniziert wurde (oder mir vielleicht entgangen ist), war, woher die Lava kam, die den Deich bei Svartsengi überwunden hat. Vermutlich lief wieder der sekundäre Lavasee beim Sylingafell über, wo sich der größte Teil der eruptierten Schmelze ansammelt. Berichte darüber, dass der Grindavikurvegur erneut überflossen wurde, gab es aber nicht. Möglicherweise floss die Lava durch einen unterirdischen Tunnel, was eine weitere Gefahreneinschätzung schwierig macht.

Ein Ende der Eruption ist nicht in Sicht und man weiß auch nicht, ob es nach der aktuellen Eruption an dieser Stelle weitere geben wird. Die Bodenhebung hält auf jeden Fall weiter an und es gibt nur relativ leichte Fluktuationen. Die IMO-Wissenschaftler teilten gestern mit, dass 1 bis 2 Kubikmeter Magma pro Sekunde in dem Reservoire unter Svartsengi gespeichert werden und so die Bodenhebung verursachen. Die Förderrate der Lava am Krater wird mit 10 Kubikmeter pro Sekunde angegeben, so dass insgesamt 12 Kubikmeter Magma aus größerer Tiefe aufsteigen müssen.

Von Erdbeben und Bodenhebung auf Island

Eruption auf Island geht unverändert weiter – Erdbebenaktivität zieht an mehrere Lokalitäten an

Auf Island geht der Vulkanausbruch an der Sundhnukur-Spalte ohne großartige Veränderungen weiter. Der aktive Krater wächst weiter und hat inzwischen eine beachtliche Größe erreicht. Gestern näherten sich einige Personen dem Krater und bildeten einen schönen Größenvergleich. Nachts war die Gegend wolkenfrei, und man konnte das Lavaspattering sehr gut beobachten. Dieses fand nicht nur aus dem Krater statt, sondern auch aus dem mit Lava gefüllten Becken an seiner Basis. Die Lava floss überwiegend in Richtung Norden, aber auch im Süden bildete sich ein kurzer Strom, der dann einen Bogen schlug und am Krater vorbeifloss. Die Bodenhebung unter Svartsengi hält an, wodurch die Spannungen an den verschiedenen Risssystemen auf Reykjanes wieder ansteigen. Das führt zu einer Zunahme der Seismizität, von der allerdings die aktive Spalte ausgeschlossen ist.

Erdbeben und Bodenhebung in der Askja-Caldera

Die Seismizität hat nicht nur auf Reykjanes zugenommen, sondern auch an anderen vulkanischen Hotspots, insbesondere im Bereich der Askja, wo sich in den letzten Stunden mehr als 20 Erschütterungen ereigneten. Interessant ist, dass die meisten Beben diesmal nicht am assoziierten Herdubreid stattfanden, sondern einige Kilometer südöstlich davon und vor allem in der Askja-Caldera selbst. Hier kam es östlich des Öskjuvatn zu einem Schwarmbeben. Darüber hinaus setzte auch wieder eine deutliche Inflation ein, die den Boden in der Caldera schnell anhebt. Ob und wann die Inflation in einer Eruption enden wird, ist unklar, doch früher oder später könnte es durchaus zu einer Eruption kommen.

Erdbebenhäufigkeit am Hofsjökull hat zugenommen

In diesem Zusammenhang ist ein Artikel interessant, der in der Zeitschrift Iceland Review erschienen ist. Darin wird beleuchtet, dass in den letzten 10 Jahren die Seismizität unter dem Gletschervulkan Hofsjökull deutlich zugenommen hat: Es ist von einer Verzehnfachung der Aktivität die Rede, was auf eine erhöhte vulkanische Aktivität hindeutet. Auffällig ist ein signifikanter Anstieg seit 2020. Trotz dieser Entwicklungen ist unklar, was das konkret bedeutet, da es seit der Besiedelung Islands keine Ausbrüche des Hofsjökull gegeben hat und davor nur fünf kleinere Ausbrüche innerhalb von 10.000 Jahren.

Hofsjökull ist etwa 1800 Meter hoch, mit einem Durchmesser von 35 bis 40 Kilometern, und speist vier Gletscherflüsse. Bei den bisherigen fünf Ausbrüchen war der Gletscher viel kleiner als heute. Erst 1970 wurde entdeckt, dass sich unter der bis zu 700 Meter dicken Eisschicht ein Vulkan mit großem Krater befindet. Vulkanologe Páll Einarsson zeigt sich gelassen und bezeichnet Hofsjökull als einen der „faulsten“ Vulkane in Island, da er nur während der letzten Eiszeit kleinere Lavafelder produzierte.

Island: Wanderweg zum Aussichtspunkt geöffnet

Eruption geht weiter – Wanderweg A zum Aussichtspunkt am Fagradalsfjall geöffnet

Auf Island geht der Vulkanausbruch am Krater auf der Sundhnukur-Eruptionsspalte ohne große sichtbare Änderungen weiter. Im Krater köchelt ein Lavateich, von dem Lavaspattering ausgeht, das allerdings kaum über den hoch angewachsenen Kraterrand spritzt und so via den Livecams am Hegafell und Thorbjörn nicht einsehen kann. Einsehen konnte, muss es heißen, denn am späten Nachmittag kam es zu einem Kollaps am Krater, bei dem ein Stück der oberen Kraterwand abgetragen wurde. Nun kann man durch die Lücke wieder etwas Lava spritzen sehen.

Der größte Teil der Lava fließt in Richtung Norden und sammelt sich in einem Becken am Fuß des Kraterkegels. Die Höhe des Lavapegels variiert, und besonders wenn die Lava in einem nicht einsehbaren Ablauf verschwindet, kommt es zu Lavaspattering in dem Becken. Es kam inzwischen auch zu einem kurzweiligen Überlauf der Lava aus ihrem Kanal.

Die Lava emittiert eine Thermalstrahlung mit einer Leistung von 1400 MW, was auf einen mittelgroßen Lavastrom hindeutet, der ca. 1000 m lang ist.

Die Bodenhebung bei Svartsengi geht auf niedrigem bis moderatem Niveau weiter. Seitdem sie wieder nachweisbar ist, hat sich der Boden bei Svartsengi um gut 4 cm angehoben. Parallel zur Bodenhebung hat auch die Seismizität auf Reykjanes in den letzten Tagen wieder leicht zugenommen. Innerhalb von 48 Stunden wurden 48 Erschütterungen registriert. Die meisten Beben gab es am Fagradalsfjall und bei Krysuvik.

Eine gute Nachricht gibt es für all jene, die in den Ferien einen Urlaub auf Island geplant haben: Die Zugangsbeschränkungen wurden gelockert, und man darf von Osten kommend an der Küstenstraße (427 Suðurstrandarvegur) bis zum Parkplatz P1 am Fagradalsfjall fahren. Von dort aus kann man den Wanderweg A bis zum Rand des Hügelkomplexes wandern, von wo aus man aus gut 2500 m Entfernungen einen Blick auf das aktuelle Eruptionsgebiet bei Sundhnukur hat. Bleibt zu hoffen, dass die Eruption lange genug andauert, damit Urlauber auf ihre Kosten kommen. Und falls ihr plant, gleich loszulaufen: Denkt an plötzliche Wetterumschwünge auf Island und rüstet Euch gut aus.

Island: Neue Daten zur Eruption

IMO brachte ein Update mit neuen Daten zur Größe der Eruption auf Reykjanes

Es gab ein neues Update des IMO zur Eruption auf der Sundhnukur-Spalte, in dem eine neue Karte des Lavafelds veröffentlicht wurde. Graue Bereiche der Karte zeigen das Lavafeld, das seit Dezember 2023 entstanden ist. In Ocker gehalten sind die neuen Lavaflächen, und rotbraune Farbtöne markieren die mächtigsten Lavaablagerungen. Im Nordosten beim Sýlingarfell fällt der mächtigste Bereich der Lavaablagerungen auch mit dem Lavateich zusammen, von dem aus am letzten Samstag der Lavastrom ausging, der über den Grindavikurvegur geflossen ist. Aktuell strömt die Lava hauptsächlich in diese Richtung und der Lavateich füllt sich wieder auf.

Im Update wurde bestätigt, dass der aktuelle Ausbruch die größte Fördermenge aller Eruptionen an dieser Stelle aufweist. Bis zum 10. Juni wurden 41 Millionen Kubikmeter Lava gefördert, die eine Fläche von 9,2 Quadratkilometern bedecken. Der Märzausbruch förderte 35 Millionen Kubikmeter Lava.

Im Zeitraum vom 3. bis 10. Juni wurde die Förderrate auf 10 Kubikmeter pro Sekunde geschätzt. Vom Nachmittag des 29. Mai bis zum 3. Juni betrug der Lavafluss etwa 27 Kubikmeter pro Sekunde, die Eruption ist also seitdem schwächer geworden. Die Förderrate lag aber immer noch über jener, die wir Anfang April gesehen haben, als der Boden unter Svartsengi stärker anstieg als es jetzt der Fall ist, was eine Erklärung dafür sein könnte, dass die Bodenhebung unter Svartsengi momentan noch langsamer abläuft als in der zweiten Aprilhälfte, als die Eruptionsspalte halb so produktiv war wie es bis zum 10. Juni der Fall war.

Interessant ist, dass die Kurve des Graphen zur Bodenhebung an der Eldvörp-Messstation momentan steiler verläuft als bei Svartsengi. Möglicherwiese ist das ein Indiz dafür, dass sich die Struktur des Speicherreservoirs ändert und nach Westen verlagert. In der letzten Aktivitätsphase von Reykjanes vor 800 Jahren verlagerten sich die Eruptionen zu der Kraterreihe dort.

Die Gaswolke driftete weit über den Atlantik hinaus und war zwei Tage nach Eruptionsbeginn – als der Schwefeldioxid-Ausstoß am höchsten war – sogar in Nordschottland nachweisbar. In Edinburgh war die Konzentration des vulkanischen Gases um das 2322-Fache überhöht und betrug 1161 Mikrogramm. Deutlich mehr als in den schlimmsten Perioden der Schwerindustrie. Edinburgh liegt fast 1400 Kilometer von der Reykjaneshalbinsel entfernt.

Übrigens kam es gestern erneut zu Lufverschmutzung durch den hohen Gasausstoß der Eruption, was darauf hindeutet, dass noch einiges an Lava austritt. Der Wind wehte das Gas in Richtung Westen, sodass die Blaue Lagune geschlossen blieb. Schlecht für alle, die bereits ein Online-Ticket gekauft hatten!

Island: Magma-Art änderte sich

Vulkan Sundhnukur bleibt aktiv – Eruptionsverhalten und Magma-Art änderten sich

In den letzten zwei Tagen war das Wetter auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel schlecht: Wolken und Nebel zogen über das Land hinweg und gaben nur kurze Blicke auf die Eruption an der Sundhnúkur-Spalte frei, sodass eine genaue Einschätzung der Lage schwierig war. Tatsächlich kann man bei besserem Wetter nun beobachten, dass die Stärke des Vulkanausbruchs fluktuiert, wenigstens in Bezug auf das, was wir auf den Livecams sehen können. An der Basis des aktiven Kraterkegels hat sich im Bereich des Ablaufkanals ein Lavapool gebildet, dessen Pegel im Zeitverlauf um mehrere Dezimeter schwankt. Der Lavaspiegel steigt bis zur Oberkante des Beckenrands und versucht sich manchmal an einem Überlauf, was nicht so richtig klappt. Dann fällt der Pegel wieder und es kommt zeitweise zu Lavaspattering aus mehreren Öffnungen, wenn die Lava in einem Tunnel verschwindet. Ob hier aktiv Lava aufsteigt oder ob es nur zu starken Entgasungen kommt, die das Lavaspattering auslösen, ist nicht eindeutig zu erkennen. Generell scheint die Schmelze zäher zu sein als zuvor und fließt nicht mehr so schnell ab. Das ist ein Indiz dafür, dass nicht nur weniger Lava gefördert wird, sondern dass sich auch ihr Chemismus geändert hat.



Neue chemische Analyse von Lavaproben deuten veränderte Magma-Art an

Diese Hypothese wird durch neue Untersuchungen von Lavaproben bestätigt, die gestern Abend von der Universität Reykjavik veröffentlicht wurden. Demnach hat sich das Verhältnis der Konzentrationen von Kaliumdioxid zu Titandioxid verschoben und generell wurde eine geringere Konzentration dieser Oxide nachgewiesen, als es noch bei der letzten Analyse der Fall war. Geowissenschaftler Ol­geir Sig­mar­sson vom Institut für Geowissenschaften an der Universität von Island erklärte gegenüber der Zeitung MBL, dass der Chemismus der Lava nun näher an dem liegt, was während der ersten Eruptionsphase des Fagradalsfjall-Vulkans im Jahr 2021 gefördert wurde. Das zugrunde liegende Magma war älter als die Schmelze späterer Eruptionen und verweilte länger in einem Speicherreservoir als andere Magmen. Mit anderen Worten wird jetzt sehr wahrscheinlich Lava gefördert, deren Magma älter ist als zuvor. Es könnte sich also um eine Restschmelze handeln, die darauf hindeutet, dass sich etwas im Untergrund geändert hat. Hier gibt es zwei Szenarien: Der flache Magmenkörper unter Svartsengi ist fast leer und pumpt alte Restschmelze vom Boden des Reservoirs nach oben, oder der Aufstiegskanal von diesem Reservoir ist abgeschnitten und es läuft Schmelze aus einem anderen Speichersystem aus. Hier könnte ich mir vorstellen, dass Schmelze aus älteren Gangbildungen abfließt. Ähnliches wurde ja bereits während der Endphase der März-Eruption vermutet.

Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson ist der Meinung, dass die veränderte Schmelzzusammensetzung anzeigt, dass sich die Eruptionsphase an der Sundhnúkur-Kraterreihe ihrem Ende zuneigt. Er erklärt, dass zu Beginn der Eruption am Fagradalsfjall altes Magma gefördert wurde, das sich schon vor Beginn der Hebungsphase im Jahr 2020 dort angesammelt haben könnte. Als der Ausbruch dann losging, wurde die alte Schmelze vor der neuen hergetrieben, wobei wohl ein Teil der alten Schmelze im Reservoir verblieb. Diese Restschmelze tritt nun aus.

Allerdings geht der Forscher nicht darauf ein, dass wir wieder Bodenhebung unter Svartsengi sehen und offenbar weiterhin Magma aus dem tiefer gelegenen Magmenkörper in den kleineren und flacher gelegenen Speicher unter Svartsengi aufsteigt. Die Hebungsrate ist aber noch geringer als wir es im April gesehen haben.

Island: Bodenhebung von Forschern bestätigt

Eruption bei Sundhnukur schwächelt heute Mittag – Bodenhebung von Wissenschaftlern inzwischen bestätigt

Der neue Ausbruch der Sundhnuhur-Kraterreihe bei Svartsengi dauert nun seit 14 Tagen an. Es ist noch ein Krater aktiv, der bis heute Nacht eine relativ stabile Aktivität zeigte. Heute Mittag ist es sehr neblig und die Kameras geben nur selten Blicke frei. Bei meinen Beobachtungen konnte ich keine glühende Lava mehr ausmachen, dafür aber reichlich Dampf. Der Tremor ist noch erhöht, von daher könnte der Ausbruch nur pausieren.

In den letzten Tagen wurde in vielen Teilen des Hauptstadtgebiets und im westlichen Teil Südislands eine erhebliche Luftverschmutzung durch vulkanische Gase festgestellt. Aktivitäten im Freien sollten in den betroffenen Gebieten vermieden werden. Dennoch hat die Blaue Lagune geöffnet.

Messungen deuten darauf hin, dass die Landhebung wieder eingesetzt hat. Lava sammelt sich weiterhin in einem Lavasee südöstlich von Sýlingarfell. Der Ausbruch an der Kraterreihe Sundhnúkur bleibt stabil. Die Seismizität war in der letzten Woche sehr gering, es wurden nur wenige Erdbeben festgestellt.

In den letzten Tagen gewann der Lavastrom an der Basis von Sýlingarfell wieder an Kraft im Westen zuzunehmen. Die Lava fließt weiter nach Nordwesten entlang eines ähnlichen Kanals wie am Samstag und ist noch einige hundert Meter von der Straße entfernt. Lava sammelt sich weiterhin im Lavateich und könnte in den nächsten Tagen erneut durchbrechen.

Messungen zeigen, dass die Landhebung am letzten Wochenende wieder eingesetzt hat und die zuvor festgestellte Absenkung aufgehört hat. Die Hebungsrate kann noch nicht genau ermittelt werden, aber es wird angenommen, dass der Zufluss von Magma in das Magmareservoir den Abfluss aus dem Krater überschritten hat.

Die Gaskonzentration in der Luft überschreitet die Grenzwerte für gesundheitliche Auswirkungen. In vielen Teilen des Hauptstadtgebiets und im westlichen Teil Südislands wird inzwischen erhebliche Luftverschmutzung gemessen. Die höchsten SO2-Werte im Hauptstadtgebiet haben 500 μg pro Kubikmeter überschritten und die Verschmutzung wird voraussichtlich den ganzen Tag über anhalten. Menschen mit empfindlichen Atemwegen können Beschwerden verspüren. Bei so hohen Gaskonzentrationen ist es ratsam, von körperliche Aktivitäten im Freien abzusehen.

Heute Morgen haben sich Nebelwolken über dem westlichen Teil des Landes gebildet, und es war sichtbarer Vulkansmog zu sehen, der durch die Umwandlung von SO2-Gas in SO4 entsteht. Vulkansmog besteht aus sehr feinen Schwefelpartikeln (SO4), die durch chemische Reaktionen der Vulkanfahne mit Feuchtigkeit und Sauerstoff in der Atmosphäre mithilfe von Sonnenlicht entstehen. Dieser Smog wird nicht mit SO2-Gasdetektoren gemessen, ist aber als blauer Nebel sichtbar. Eine Zunahme von Feinstaub kann auf das Vorhandensein von SO4 hinweisen.

Die Wetterprognosen sagen eine Variabilität der Windrichtung voraus. In vielen Teilen der südwestlichen Ecke Islands ist Gasverschmutzung messbar. Heute wird Südostwind erwartet, der das Gas nach Nordwesten wehen wird. (Quelle IMO)

Island: Forscher widersprechen sich

Eruption auf Island hält an – Geoforscher widersprechen sich in Zeitungsinterviews

Der Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjaneshalbinsel hält an und weiterhin strömt Lava aus dem größten Krater, der sich im Laufe der letzten beiden Eruptionen auf der Sundhnukar-Kraterreiche gebildet hat. Der Kraterkegel hat eine respektable Höhe erreicht, und es spritzt nur selten glühende Tephra über den Kraterrand. Dafür quillt an der Basis des Kegels Lava heraus, die überwiegend in Richtung Norden fließt und ungefähr bis zum Hügel Sýlingafell strömt. Dort akkumuliert sich die Lava und es bildet sich ein neuer Lavateich. Das Lavafeld in Kraternähe wird immer mächtiger.

Die seit letzter Woche zu beobachtende Bodenhebung bei Svartsengi tritt in den Verlaufskurven der GPS-Messungen immer weiter hervor. Geophysikprofessor Magnús Tumi Guðmundsson meinte in einem MBL-Interview, dass es keine Anzeichen dafür gebe, dass sich der Zustrom vom Schmelze in das flach gelegene Reservoire unter Svartsengi seit Eruptionsbeginn verlangsamt hätte. Damit widerspricht er den Aussagen des Vulkanologen Þorvaldur Þórðarson, der am Vortag in einem Interview gesagt hatte, dass er berechnet hätte, dass der Magmenszustrom beständig schwächer werde und vermutlich Ende August/Anfang September zum Erliegen käme und damit die Eruptionen im Svartsengigebiet aufhören würden. Dafür sieht Magnús Tumi keine Anzeichen. Er schließt zwar nicht aus, dass die Eruption Ende des Somemrs enden könnte, meint aber auch, dass sie auch im nächsten Jahr noch anhalten könnte. Er vergleicht die aktuellen Vorgänge auf Reykjanes mit den letzten historischen Eruptionen im 13. Jahrhundert. Damals kam es zu eruptiven Phasen an drei Spaltensystemen, und wenn man die geförderte Lavamenge mit jener der aktuellen Eruptionen und Intrusionen am Fagradalsfjall und Svartsengi vergleicht, wurde etwa die Hälfte der Magmenmenge von damals eruptiert.

Konkret wurden bei der aktuellen Eruptionsphase innerhalb von 7 Monaten 70 bis 80 Millionen Kubikmeter Lava eruptiert. Bei der größten Intrusion am 10. November drangen 100 Millionen Kubikmeter Magma in den Untergrund ein und sorgten zur bekannten Riftingepisode nebst Gangbildung. Auf die Größe der anderen Gangbildungen geht Magnús Tumi nicht näher ein. Konsens scheint darin zu bestehen, dass beide Wissenschaftler die aktuelle Eruption für die stärkste bei Sundhnukur halten, und dass jede bisherige Eruption immer etwas stärker war als die vorangegangene. Mal sehen, ob sich dieser Trend fortsetzen wird.

Übrigens forschen beide hier genannte Geowissenschaftler an der Universität von Reykjavik.

Island: Lavastrom 800 m von Leitung entfernt

Lavastrom näherte sich bis auf 800 m an wichtiger Heißwasserleitung – Dämme halten Lava stand

Der Vulkanausbruch an der Sundhnukur-Kraterreihe geht weiter und es strömt Lava aus dem letzten verbliebenen aktiven Kegel, der sich bereits während der März-Eruption gebildet hatte. Am Samstag überfloss die Lava erneut die wichtige Straße Grindavikurvegur und strömte weiter in Richtung Svartsengi. Die Lavafron befand sich zuletzt ca. 800 m von einer wichtigen Heißwasserleitung entfernt. Insgesamt gab es drei Lavaschübe, als sich zu einem Lavasee angestaute Lavamassen in Richtung Straße ergossen. Der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson meinte gegenüber MBL, dass sich im Krater etwas verändert hätte, was die Förderwege und letztendlich auch die Richtung der Lavaströme beeinflusst hätte. Der Lavastrom auf der Südseite des Kraters wurde blockiert und abgewürgt, so dass es zu einem verstärkten Ausstoß in Richtung Süden gekommen ist, was es letztendlich dem Lavastrom ermöglichte, soweit Richtung Geothermalkraftwerk vorzudringen. Doch Þorvaldur gab sich im Interview optimistisch und meinte, dass die Dämme halten. Allerdings schränkte er sein Gutachten insofern ein, dass er zugab, dass man die Dämme nicht immer höher bauen könnte und irgendwann das Ende der Fahnenstange erreicht sein würde.
Eine akute Gefahr für die Blaue Lagune sieht er nicht. Am Mittwoch will man das Thermalbad wieder öffnen, vorausgesetzt, es kommt nicht zu einer erneuten Verstärkung des Lavaausstoßes in Richtung Süden.

Eruptive Phase bei Svartsengi könnte im Herbst enden

Obwohl immer noch vergleichsweise viel Lava aus dem Krater strömt, lässt die Förderrate langsam nach, mit der Folge, dass es wieder einen leichten Anstieg der inflationsbedingten Bodenhebung bei Svartsengi gibt. Þorvaldur Þórðarson glich Förderrate und Inflation miteinander ab und kommt zu dem Schluss, dass der Magmenaufstieg in den flach gelegenen Magmenkörper unter Svartsengi langsam nachlässt. Sollte der Trend fortbestehen, rechnet er Ende August/Anfang September mit einem Ende der Aktivität an dieser Stelle. Generell heißt da aber nicht, dass die Aktivität der Reykjaneshalbinsel enden wird, denn es gilt als wahrscheinlich, dass sich dann woanders ein neues Speichersystem in geringer Tiefe entwickeln wird und möglicherweise ein anderes Spaltensystem in eine eruptive Phase eintritt.