Island: Bodenhebung und Erdbeben am 28.01.24

Neue Erdbeben auf Reykjanes – Bodenhebungsrate bleibt hoch

Nachdem es heute Morgen noch im IMO-Update hieß, dass die Erdbebentätigkeit entlang des Magmatischen Gangs bei Grindavik signifikant nachgelassen hat, gibt es heute Mittag wieder keinen Erdbebenschub. Doch nicht nur in der Gegend von Grindavik bebt es, sondern auch an den anderen Risssystemen. Besonders auffällig sind die Beben im Bereich von Bláfjallaskáli, über die ich gestern schon berichtete und wo es heute weitere Beben gegeben hat. Die beiden stärksten Erschütterungen heute brachten es auf M 2,9 und M 2,8. Bis jetzt gibt es im Hengill-System noch keine Bodenhebung, doch sollte auch dieses Spaltensystem magmatisch aktiv werden, wäre es für die Isländer deutlich dramatischer als die Aktivität bei Grindavik. Die Gegend im Übergangsbereich zwischen Reykjanes und Südisland ist dichter besiedelt und beherbergt ebenfalls ein Geothermalkraftwerk, das die Hauptstadt mit Strom und Fernwärme versorgt.

Die Bodenhebung bei Svartsengi hält unvermindert an. Zuletzt kommunizierte das IMO eine Hebungsrate von 8 mm pro Tag. An der Messstation Blal, die an der Blauen Lagune steht, ist sie immer noch besonders hoch, und der aktuelle Messpunkt machte einen Satz nach oben. Unklar ist, ob sich die Bodenhebung weiter beschleunigte, oder ob die Messung nicht korrekt war. Die nächsten Stunden werden es zeigen. Im Angesicht dieser Bodenhebung finde ich es von den Betreibern der Blauen Lagune sehr couragiert, den Badebetrieb aufrecht zu erhalten. Aber ich bin mir sicher, dass die Nachfahren der Wikinger auch nass und halbnackig bei Minusgraden zu den Bussen sprinten und sich evakuieren lassen. Wer den Bus verpasst, der rennt dann barfuß über die alten Lavaströme und testet, wie unangenehm ein Barfußgang über Aa-Lava sein kann.

Apropos Wikinger: Morgen trifft man sich wieder zu einer Konferenz und will diskutieren, wie es in Grindavik weitergehen soll. Der vor Lava schützende Erdwall um die Stadt ist fast fertiggestellt. Plan ist es, den Anwohnern der Stadt möglichst schnell wieder den Tageszugang zu ihren Häusern zu ermöglichen.

Langsame Hebung der Hekla hält an

Habe ich übrigens schon erwähnt, dass es auch eine leichte Bodenhebung an der Messstation Fedgar (FEDG) gibt, die im Bereich der Hekla steht? Hier setzte die Hebung letzten Juli ein und beträgt mittlerweile ca. 3 cm. Auch ein Mikrobeben gab es dort heute. Mich würde es nicht wundern, wenn wir in den nächsten Monaten und Jahren weitere spannende Vulkanausbrüche auf Island sehen würden.

Island: Erdbeben bei Bláfjalla

Erdbeben der Stärke 3,1 in der Gegend von Bláfjalla

Datum 27.01.2024 | Zeit: 05:28:21 UTC | Lokation: 64.023 ; -21.693 | Tiefe: 4,5 km | Mb 3,1

Auf Island kommt die Erde nicht zur Ruhe: Heute Morgen kam es gegen 6:30 Uhr Ortszeit zu einem Erdbeben der Magnitude 3,1, das sich nordnordwestlich von Bláfjallaskála ereignete. Dort liegt der Bláfjöll mit seinem beliebten Schigebiet. Der Erdstoß wurde auch in der nahe gelegenen Hauptstadt wahrgenommen. Die Tiefe des Hypozentrums wurde vom IMO mit 4,5 km angegeben.

Bjarki Kaldalóns Friis, Experte für Naturgefahren beim isländischen Wetteramt, sagt, dass seismische Aktivität genau in diesen Gebieten nicht häufig vorkommt, jedoch sowohl nordöstlich als auch südöstlich des betroffenen Areals. Es folgten kleine Nachbeben. Nahe des aktuellen Bebenspots ereignete sich letzte Nacht vor elf Uhr ein Erdbeben der Stärke 2,4. Laut Bjarka gibt es keine Anzeichen für einen Vulkanausbruch.

Die seismische Aktivität im Magmatunnel bei Sundhnúksgíga und Grindavík ist in der letzten Woche deutlich zurückgegangen. Bjarki sagt, dass dort in den letzten 24 Stunden etwa zwanzig Erdbeben registriert wurden. Ich gebe zu bedenken, dass wegen des schlechten Wetters auf Reykjanes vielleicht nicht alle Erdbeben registriert werden können. Bei Svartsengi steigt das Land immer noch um ca. acht Millimeter pro Tag an.

Unterdessen wurden in Grindavik neue Risse im Boden entdeckt und die Pläne, die Bewohner ab Freitag tagsüber wieder zu ihren Häusern zu lassen, wurden aufgeschoben. Grund für die Aufschiebung war auch teilweise das schlechte Wetter, wegen dem die Reparaturarbeiten in Grindavik verzögert wurden. Man musste weitere Kabel verlegen und die Stromversorgung in allen Stadtgebieten wiederherzustellen. Dabei wurde eine neue Hauptstromleitung durch das noch heiße Lavafeld verlegt. In den letzten Tagen tauchten in den Sozialen Medien immer wieder Bilder vom Lavafeld auf, auf dem man Bautrupps sah, die Wasser auf die Lava spritzen, um diese abzukühlen. Vermutlich war man bereits da mit dem Bau neuer Leitungen beschäftigt. Inzwischen werden vier große Drohnen eingesetzt, um den Boden bei Grindavik zu beobachten und um die Risse zu kartieren.

Übrigens, es gibt auch Erdbeben unter den beiden subglazialen Vulkanen Katla und Grimsvötn.

Island: Bodenhebung bleibt am 26.01.24 hoch

Bodenhebung höher als vor der letzten Eruption

Im Svartsengi-Gebiet der isländischen Reykjaneshalbinsel ist die Bodenhebung weithin hoch und liegt über dem Niveau wie vor der Eruption am 14. Januar. Das geht aus einem Update hervor, das die IMO-Wissenschaftler gestern veröffentlichten. Demnach hebt sich der Boden bei Svartsengi mit einer durchschnittlichen Rate von 8 mm pro Tag. Vor der Eruption lag dieser Wert bei 5 mm. Heute ist auch an der Messstation SKSH wieder Parität zum Bodenhebungsniveau wie vor der letzten Eruption erreicht worden. Damit steigt die Eruptionswahrscheinlichkeit wieder an.

Obwohl man jederzeit mit einem neuen Vulkanausbruch rechnen muss, senkten die Katastrophenschützer von IMO die Gefahrenstufe für die Region etwas und brachten eine neue Gefahrenkarte heraus. Äußerlich unterscheidet sie sich kaum von der vorherigen Karte, mit der Ausnahme, dass die Farbkodierungen der Gefahrenzonen anders sind. Nichtsdestotrotz betont IMO, dass das Gefahrenpotenzial generell hoch bleibt. Vor allem in Grindavik drohen weitere Erdbewegungen.

Auf der Seite der isländischen Meteorologiebehörde ist heute zu lesen, dass die Erdbebentätigkeit entlang der magmatischen Intrusionen in den letzten Tagen signifikant abgenommen hat. Die Magmenbewegung in den Dykes ist fast zum Stillstand gekommen. Das Magma, das unter Svartsengi aufsteigt und sich in einem Magmenkörper in ca. 5 km Tiefe akkumuliert, vollzeiht seinen Aufstieg praktisch geräuschlos und löst kaum Erdbeben aus. Ein Zeichen dafür, dass die Aufstiegswege frei sind und die Schmelze ungehindert aufsteigen kann.

Kampf um Grindavik geht weiter

Der Geophysiker Benedikt Sigurðsson meinte gegenüber dem Fernsehsender RUV, dass nichts diesen Magmenaufstieg stoppen könnte. Er rechnet mit dem nächsten Vulkanausbruch in 3-4 Wochen und ist der Meinung, dass man in nächster Zeit mit einer Eruption alle 5 bis 6 Wochen rechnen müsse. Derweilen gehen die Arbeiten an der Befestigungsanlage um Grindavik weiter. Offenbar sind die Isländer nicht bereit, die Stadt kampflos aufzugeben. Und so erleben wir ein weiteres Kapitel Man versus Lava.

Island: Bodenhebung auf Rekordniveau

Bodenhebung bei Svartsengi auf Höchststand – Grindaviknigs können bald zurück

Allen Unkenrufen zum Trotz, die gestern in den sozialen Medien verbreitet wurden, dass die Bodenhebung bei Svartsengi gestoppt hätte, geht diese unvermindert weiter und hat sogar ein Rekordniveau von ca. 50 cm innerhalb von 10 Wochen erreicht. Damit steigt der Boden wesentlich schneller an, als es etwa an der Askja der Fall gewesen war. Besagte Unkenrufe kamen durch kurzfristige Messschwankungen zustande, wie wir sie in den letzten Wochen öfter sahen. Vielleicht stockte die Bodenhebung auch kurzfristig. Wenn das der Fall gewesen sein sollte, gab sie anschließend wieder mächtig Gas. Nicht nur bei Svartsengi ist die Bodenhebung hoch, sondern auch an anderen Messstationen. So ist bei der Station SKSH bald wieder das Bodenhebungsniveau wie vor der letzten Eruption erreicht. Anders als direkt bei Svartsengi war hier der Boden am 14. Januar um fast 100 mm abgesunken.

Die Erdbebentätigkeit auf Reykjanes ist weiterhin hoch und heute Mittag ereignete sich vor der Südwestspitze der Halbinsel ein Beben der Magnitude 3,0. Es lag 2.6 km nordwestlich von Eldey. Tatsächlich sind gerade alle 5 Spaltensysteme von Reykjanes seismisch aktiv, was wir in dieser Art eigentlich zuletzt ganz zu Beginn der Aktivität auf Reykjanes sahen. Das heißt jetzt zwar nicht, dass man gleich überall mit Eruptionen rechnen muss, zeigt aber das große Unruhepotenzial der Gegend nahe der Hauptstadt. Vielleicht sind die Spannungen im Svartsengi aufgrund der großen Bodendeformation nun so stark, dass sie Entspannungsbeben in anderen Systemen triggern.

Von diesen Vorgängen zeigen sich Polizeichef und Bürgermeister von Grindavik unbeeindruckt und sprachen bei RUV davon, dass es von Freitag an wieder möglich sein soll, die Bewohner von Grindavik in ihre Häuser zurückkehren lassen: Die Versorgung mit Heißwasser und Strom sei weitestgehend wiederhergestellt und man würde an neuen Fluchtrouten arbeiten. Zunächst geht es wohl darum, dass man den Zugang wieder über Tag erlaubt. Dennoch könnte der nächste Ausbruch jederzeit starten. Es ist auch nicht vorhersagbar, wo der nächste Ausbruch stattfinden wird, auch wenn es am wahrscheinlichsten ist, dass sich wieder Spalten entlang eines der beiden neuen Rifts bilden werden.

Island: Krýsuvík wird aktiver

Erdbeben und Bodenhebung gehen weiter – Spaltensystem Krýsuvík erwacht

Auf der isländischen Reykjaneshalbinsel hat sich seit meinem letzten Update nicht viel verändert: Bodenhebung und Erdbebenaktivität halten weiter an, scheinen sich aber etwas abzuschwächen bzw. zu verlagern. IMO berichtete heute Morgen, dass es gestern etwa 30 Erschütterungen am Dyke gegeben hat. Nur 7 Beben wurden dort nachts detektiert. Schaut man sich allerdings die Shakemap an, erhält man aber nicht den Eindruck, dass es signifikant weniger Erdbeben als in den letzten Wochen gibt. Insbesondere gibt es eine Zunahme der Erdbebentätigkeit im Krýsuvík-Spaltensystem, zu dem einige Autoren auch den Fagradalsfjall zählen.

In einem MBL-Interview äußerte sich der Vulkanologe Ármann Hösk­ulds­son und meinte, dass er eindeutige Anzeichen dafür sehe, dass das Krýsuvík-System aktiver wird und rechnet damit, dass es sich auf eine Eruption vorbereitet. Das Brisante daran ist, dass sich die nordöstlichen Ausläufer der Spalten bis vor die Tore der Hauptstadt erstrecken. Dieses System war auch für die letzten Eruptionen nahe Reykjavik verantwortlich, was allerdings schon einige Jahrhunderte her ist. Als Anzeichen des Erwachens nannte der Vulkanologe die Erdbebenaktivität der Region sowie ein An- und Abschwellen des Bodens, das durch die Bewegung magmatischer Fluide verursacht wird. Allerdings machte Ármann die Einschränkung, dass man nicht sagen könne, wann es zu einem Ausbruch kommen könnte. Es könnte zeitnahe geschehen oder noch Jahrzehnte dauern.

Ármann Hösk­ulds­son gab bereits gestern bei MBL Statements ab. In einem bestätigte er quasi, was ich seit längerem vermute: dass das Magmenspeichersystem im Bereich von Svartsengi viel komplexer ist, als man zu Anfangs dachte. Die Vorgänge lassen sich nicht mehr durch die Bildung eines Sills unter Svartsengi erklären, denn dafür breitet sich die Schmelze unterirdisch in zu vielen Richtungen und mit zu unterschiedlichen Geschwindigkeiten aus. Auch dass es beim jüngsten Ausbruch nicht zu einer deutlichen Absenkung bei Svartsengi kam, sondern andere Areale absackten, zeigt, dass die Schmelze aus einem verzweigten Speichersystem in den neuen Magmatischen Gang intrudierte.

Grimsvötn: Gletscherlauf hinterlässt Depressionen

Gletscherlauf am Grimsvötn beendet – Zwei Absenkungen entstanden

Der Gletscherlauf des subglazialen Vulkans Grimsvötn unter dem isländischen Gletscher Vatnajökull ist vorbei und der Wasserstand des Flusses Gígjukvísl hat sich wieder normalisiert. Der Höhepunkt der Gletscherflut war bereits vor einer Woche erreicht worden. Inzwischen sind fast alle geophysikalischen Parameter wieder auf den Normalzustand zurückgekehrt, abgesehen von der leicht erhöhten Seismizität, die man bereits Wochen vor dem Gletscherlauf registrierte. So wurden in der letzten Woche 21 schwache Erschütterungen festgestellt. Zwei der Beben hatten Magnituden im 2er-Bereich. Die Beben gehen mit einer langsam ablaufenden Magmenakkumulation unter dem Vulkan einher, die immer wieder für Bodenhebungen sorgt. Mit Beginn der Gletscherflut nahm die Bodenhebung ab, doch inzwischen sind wieder leicht steigende Tendenzen auszumachen.

Auf Satellitenbildern entdeckten IMO-Forscher zwei Bereiche auf dem Gletscher, in denen sich das Eis abgesenkt hat und Depressionen bildet. Während sich eine Absenkung in dem gleichen Gebiet befindet, in dem bereits beim Gletscherlauf von 2021 eine Subsidenz registriert wurde, scheint es sich beim zweiten Kessel um eine Neubildung zu handeln. Man kann davon ausgehen, dass sich die Vertiefungen über den Kavernen bildeten, in denen das Wasser gespeichert war, das während der Gletscherflut ablief. Die Hohlräume im Eis sind wohl wenigstens zum Teil eingestürzt bzw. abgesunken. Die Eiskessel befinden sich in der Nähe der Route östlich von Grímsfjall, und es wird empfohlen, diese Kessel zu meiden, wenn man diese Routen benutzt.

Am Grimsvötn besteht aufgrund der Druckentlastung durch den Wasserabfluss ein erhöhtes Eruptionsrisiko. Die Forscher gehen davon aus, dass vor einer Eruption eine seismische Krise einsetzten wird, weisen aber darauf hin, dass es unter Umständen nur eine kurze Vorwarnzeit geben könnte. Gletscherfahrer sollten die Gegend meiden und besonders vorsichtig sein, wenn sie über das Eis fahren.

Island: Bauvorhaben gestoppt

Bau eines neuen Parkplatzes bei Landmannalaugar gestoppt

Im letzten Jahr berichtete ich über zwei große Bauvorhaben in isländischen Thermalgebieten, mit denen der Tourismus der Region gestärkt werden soll. Hierbei handelte es sich um den Ausbau der Anlagen am Kerlingarfjöll und bei Landmannalaugar. Während an der ersten Lokation bereits ein neues Hotel entstanden ist, lehnte man einen ersten Antrag zum Parkplatzausbau bei Landmannalaugar ab. Hier geht nach einer Klage der isländischen Naturschutzorganisation das Vorhaben in eine neue Prüfung. Eigentlich sollte der neue Parkplatz bereits im letzten Herbst gebaut werden.

Der jetzige Parkplatz ist schon groß und wurde in den letzten Jahren deutlich erweitert. Als ich 2002 dort war, fanden auf dem Parkplatz nur eine Handvoll Autos Platz. Er wurde vor einer tiefen Furt angelegt, für Fahrzeuge, die diese nicht passieren können. Hinter der Furt gelangt man dann zum Campingplatz und der bewirtschafteten Hütte am Landmännerbad. Die Anlage war in den letzten Jahren ebenfalls deutlich erweitert worden. Doch offenbar reicht das nicht für den aktuellen Besucheransturm, denn auch hier ist die Errichtung eines neuen Hotels geplant.

Als ich 2021 erneut die Gegend besuchte, war ich über den Touristenansturm schon ein wenig entsetzt. Er hatte sich gegenüber 2003 deutlich vergrößert und ich würde sagen, dass ca. 50 Fahrzeuge geparkt waren. Gefühlt waren es Hunderte! Doch die Stellplätze reichten nicht aus, und zahlreiche Autos standen am Pistenrand.

Nach der gestoppten Parkplatzerweiterung, diskutiert man jetzt erstmal über Zugangskontrollen. Wahrscheinlich wird das Parken am Pistenrand dann verboten werden. Für Besucher ist es natürlich frustrierend, wenn man den weiten Weg für ein Bad im heißen Fluss oder eine ausgiebige Wanderung antritt und dann abgewiesen wird. Landmannalaugar bietet auch weit und breit die einzige Übernachtungsmöglichkeiten. Alternativ kann man sich auf einen Wanderparkplatz in 15 km Entfernung stellen. Toiletten gibt es dort aber nicht. Es sieht so aus, als hätten die Probleme des Massentourismus Island erreicht.

Der Parkplatz war nur der erste Schritt für einen enormen Ausbau der Infrastruktur Landmannalaugars. Auf einem bis jetzt unbebauten Areal etwas abseits der alten Anlage sollten ein Hotel und ein neuer Campingplatz für 150 Zelte und 50 Wohnmobile entstehen. 120 Gäste sollten Platz in Übernachtungshütten finden. Auf dem Parkplatz sollten 200 Fahrzeuge geparkt werden können. Außerdem plante man den Bau einer künstliche Badelagune. Wie es weitergeht, ist ungewiss. Jedenfalls wird es immer schwieriger werden, den ursprünglichen Charme der Gegend zu bewahren. Sinnvoll erscheint mir, wenn täglich nur eine bestimmte Anzahl an Permits für den Besuch der Gegend ausgegeben wird, auch wenn das dann wieder eine Einschränkung der Reisefreiheit bedeutet, über die ich mich dann aufregen werde.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 23.01.24

Zahlreiche Erdbeben auf Reykjanes – Bodenhebung bleibt hoch

Gestern gab es auf der Reykjaneshalbinsel zahlreiche Erdbeben, die sich nicht nur bei Svartsengi manifestierten, sondern auch an anderen Spaltensystemen der Halbinsel. Insgesamt zeigen die IMO-Tabellen 132 Erschütterungen in den letzten 48 Stunden an. Vor allem am Krýsuvík-System bebte es oft. Dort zeigen die GPS-Messungen aktuell aber keine Bodenhebung an. Im Gegenteil, an der Messstation KRIV kann man eine leichte Subsidenz ablesen. Einige Erdbeben gab es auch im Hengill-System, doch hier könnten die Erschütterungen wieder mit dem Geothermalkraftwerk in Verbindung stehen.

Bei Svartsengi ereignete sich am Nachmittag ein kleiner Schwarm. Auffällig ist, dass sich viele Erdbeben auf einer Linie in Richtung Norden aneinander reihten, was untypisch ist, da die Störungszonen eher in nordöstlicher Richtung streichen. Die Bodenhebung hält weiter an. Da die Messpunkte streuen, ist es nicht ganz einfach die Hebungsrate zu bestimmen. In der Interpolation erkennt man eine leichte Entschleunigung der Hebegeschwindigkeit, doch das ist mit Zunahme des Drucks im Fördersystem normal, da das aufsteigende Magma gegen den steigenden Druck arbeiten muss, um weiter aufzusteigen. Daher kann sich der Aufstieg verlangsamen, je voller das System wird. Bei anhaltendem Magmenzufluss dürfte bei Svartsengi in 3-4 Tagen wieder das Bodenhebungsniveau wie vor dem letzten Ausbruch am 14. Januar erreicht sein. Dann steigt das Ausbruchsrisiko wieder an.

Wissenschaftliche Aufarbeitung der letzten Eruption

Inzwischen sind die isländischen Wissenschaftler damit beschäftig, den letzten Ausbruch genauer zu analysieren. Im Fokus der Arbeit steht die südliche Eruptionsspalte, die sich mittags vor den Toren Grindaviks öffnete. Diese Spaltenöffnung geschah, nachdem die Evolution der nördlichen Hauptspalte bereits abgeschlossen schien. Ármann Höskuldsson, Professor für Vulkanologie an der Universität von Island, sagte gegenüber der Zeitung MBL, dass er es für möglich hält, dass das Magma der südlichen Spalte eigentlich aus der längeren Nordspalte stammte. Die Schmelze sei unterirdisch geflossen, bis sie auf eine geologische Barriere gestoßen sei, und sei dann an der Oberfläche durchgebrochen.

Übrigens, mich erreichten mehrere Zuschriften von Lesern, die mich darauf hinwiesen, dass die GPS-Messstation BLAL an der Blauen Lagune steht. Vielen Dank dafür! Ich hatte über diese Messstation in Bezug auf die Bodenhebung berichtet. Dort konnte man in den letzten Tagen eine höhere Hebungsrate ablesen, als an der benachbarten Svartsengi-Messstation. Interessanterweise ist die Blaue Lagune seit dem Wochenende wieder geöffnet. Man mag es offenbar spannend!

Island: Erdbeben auf Reykjanes und am Grimsvötn

Mehrere Erdbeben unter Gletschervulkan Grimsvötn

Unter dem isländischen Gletschervulkan Grimsvötn gab es weitere Erdbeben mit Magnituden über 2. Die stärkste Erschütterung brachte es auf Mb 2,4 und hatte ein Hypozentrum in 9 km Tiefe. Das Epizentrum dieses Bebens lag am Rand des Vatnajökulls und einige Kilometer vom Grimsvötn entfernt. Ein weiteres Beben Mb 2,3 manifestierte sich in nur 100 m Tiefe in unmittelbarer Nähe zum Vulkan. Die Erschütterungen stehen mit Bodenhebungen im Zusammenhang, die von den GPS-Messstationen detektiert werden. Die Warnstufe des Grimsvötn steht auf „Gelb“ und mittelfristig gesehen könnte es zu einer Eruption kommen.

Die Gefahr einer Eruption bei Svartsengi auf Reykjanes ist deutlich höher als am Grimsvötn und hat auch dramatischere Auswirkungen auf die Region Grindavik, als es im Allgemeinen die Eruptionen des entlegenen Gletschervulkans haben. Gestern ereigneten sich wieder zahlreiche Erdbeben im betroffenen Gebiet, das nicht nur im direkten Umfeld von Svartsengi liegt, sondern sich bis auf die Gegend vom Fagradalsfjall und Krýsuvík erstreckt. Am stärksten scheint mir momentan die Bodenhebung an der Messstation Blal zu sein, von der ich nicht weiß, wo genau sie sich befindet. Hier hat die Bodenerhebung bereits Bodenhebungsniveau vom Zeitpunkt unmittelbar vor der Eruption am 14. Januar überschritten. Die Messstation Svartsengi zeigt eine Verlangsamung der Bodenhebung, doch hierbei könnte es sich wieder um eine Messungenauigkeit handeln.

In Grindavik wurde inzwischen eine Geodätische Messkampagne gestartet, zu der Spezialisten aus den Niederlanden anreisten. Sie setzten u.a. eine große Drohne ein, um die Höhenänderungen des Bodens genau zu kartieren. Bereits jetzt wurden mehr Risse festgestellt als man bisher annahm.

In den Sozialen Medien wird unterdessen darüber diskutiert, wie sinnvoll die Erhaltungsmaßnahmen für den Ort Grindavik tatsächlich sind. Auch wenn viele Gebäude noch bewohnbar sind, steht es um die Versorgungsinfrastruktur nicht so gut aus: zahlreiche Leitungen wurden beschädigt und die vielen Hohlräume unter der Stadt machen ein Betreten des Areals gefährlich. Manche meinen, dass es sinnvoller sei, die Stadt aufzugeben, insbesondere, weil es unabsehbar ist, welche Schäden noch entstehen werden. Doch die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.