Island: Von Erdbeben und Rissen

Weitere Erdbeben bei Svartsengi – Riss unter Sporthalle von Grindavik

Nachdem es gestern Abend bei Svartsengi seismisch recht ruhig war, lebte die Erdbebenaktivität gegen Mitternacht wieder auf und seitdem ist ein neuer Schwarm im Gange, der auch die Spalten bei Krýsuvík in Bewegung versetzt hat. Aktuell zeigt die Reykjanes-Erdbebenliste bei IMO 193 Erschütterungen für die letzten beiden Tage an. Die Erdbebenherde liegen in Tiefen, wie sie einerseits für Störungszonen typisch sind, andererseits aber auch für Intrusionen. Wahrscheinlich ist es immer noch das Magma, das Spannungen erzeugt und Störungszonen aktiviert. Einige Erdstöße gab es auch bei Bláfjallaskáli. Die Erdbebentätigkeit vor der Westküste scheint abgeflaut zu sein.

Die Bodenhebung, ja, die macht mir gerade ein paar Sorgen, nicht etwa, weil die Hebungskurve steil abgehen würde, sondern weil sie sich signifikant abgeflacht hat. Es wird zwar noch eine leichte Bodenhebung detektiert, doch das ist nichts im Vergleich zu vorher. Als Vulkan-o-Mane hoffe ich ja immer auf Eruptionen, natürlich im Gegensatz zu den Anwohnern des betroffenen Areals. Sorry dafür!

Nichtsdestotrotz haben sich ja bereits seit der letzten Eruption zwischen 9 und 13 Millionen Kubikmeter Magma im Untergrund angesammelt, und es könnte jederzeit zu einem Vulkanausbruch oder/und einer neuen Riftingepisode mit Dykeintrusion kommen.

Erst nach und nach werden die Folgen der vorangegangenen Episoden in ihrem ganzen Ausmaß klar. Gestern Abend machte ein MBL-Artikel die Runde, in dem es hieß, dass ein weiterer großer Riss entdeckt wurde: Er verbarg sich bis jetzt unsichtbar unter dem Kunstrasen in der Sporthalle von Grindavik, wo man ihn bei Aufräumarbeiten entdeckt hatte. Der Riss, den man draußen vor der Sporthalle schon gesehen hatte, ist bis zu 9 m tief und stellenweise mehr als einen Meter breit. Wäre jemand unbedacht über die Sportfläche gerannt, hätte er durch den Rasen in den Riss stürzen können. Dieses Beispiel macht klar, wie gefährlich die Situation in Grindavik ist: Auch unter normalen Hausböden könnten verdeckte Risse lauern, die irgendwann nachgeben und Menschen fressen.

Schaut man sich beim IMO die größere Shakemap an, dann erkennt man, dass es aktuell auch einige Beben im Bereich des Vatnajökulls gibt. Hier konzentrieren sich die Erschütterungen am Grimsvötn und Bardarbunga. Während bestimmt noch Jahrzehnte ins Land gehen werden, bis Bardarbunga wieder aufgeladen ist, könnte am Grimsvötn kurzfristig eine Eruption starten.

Island: Erdbeben unter Katla am 06.02.24

Erdbeben Mb 3,4 erschüttert Katla – Situation bei Svartsengi kritisch

Datum 04.02.2024 | Zeit: 04:17:16 UTC | Lokation: 63.628  ; -19.056  | Tiefe: 0,1 km | Mb 3,4

Heute Morgen bebte es unter dem subglazialen Vulkan Katla mit einer Magnitude von 3,4. Das Beben ereignet sich um 7:51 Uhr Ortszeit. Das Hypozentrum wurde in nur 100 m Tiefe ausgemacht. Solche Erschütterungen unter der Katla sind nicht alltäglich, kommen aber immer wieder vor. Ungewöhnlich war eher, dass es ein einzelnes Erdbeben war und keinen Erdbebenschwarm auslöste. Das liegt die Vermutung nahe, dass die Erschütterung im Zusammenhang mit Eisbewegungen auftrat, zumal das Hypozentrum sehr flach lag.

Die Erdbebenaktivität auf Reykjanes war gestern wie berichtet sehr hoch. Inzwischen ebbte sie ab, aber es gibt immer noch Erdbeben vor der Westküste der Halbinsel und entlang der Magmatischen Gänge bei Svartsengi. In den letzten 48 Stunden ereigneten sich mehr als 250 Beben.

Die Bodenhebung bei Svartsengi verlangsamte sich deutlich. Diesmal nicht nur an der Messstation SENG, sondern auch im gesamten Umfeld. Entweder hat der Magmenzustrom aus der Tiefe deutlich nachgelassen oder das Magma wird durch den Gegendruck im gefüllten Speichersystem ausgebremst.

Einem neuen IMO-Bericht zufolge, der gestern Abend veröffentlicht wurde, sollen sich im Speicherreservoire unter Svartsengi auf einmal zwischen 9 und 13 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt haben. Letzte Woche war noch von 6 Millionen Kubikmeter die Rede. Diesen Wert hatte ich bereits damals für zu niedrig gehalten. Die Vulkanologen gehen nach wie vor davon aus, dass das System unter Druck steht und es bald zur Eruption kommen könnte.

Als Vorwarnsystem werden nun Bohrlöcher des Geothermalkraftwerks eingesetzt, in denen 40 bis 50 Minuten vor den letzten drei Ereignissen der aktuellen Hebungsphase der Gasdruck deutlich anstieg. Inzwischen gilt es als gesichert, dass dieser Druckanstieg als Frühwarnindikator einer bevorstehenden Intrusion angesehen kann, und es wurde ein System entwickelt, das die IMO-Wissenschaftler automatisch per E-Mail benachrichtigt, wenn es zu einem Druckanstieg kommt. So hat man neben der Seismik ein weiteres Instrument zur Kurzfristprognose eines bevorstehenden Vulkanausbruchs in der Hand.

Island: Drei Schwarmbeben am 05.02.24

Schwarmbeben an drei unterschiedlichen Spaltensystemen auf Reykjanes

Heute ging es auf der isländischen Reykjaneshalbinsel hoch her, als es an drei verschiedenen Lokationen Erdbebenschwärme gab. Angefangen hatte die Aktivität am Reykjanes-Spaltensystem ganz im Westen der Halbinsel, wo sich die Erdbeben zwischen der Küste und dem Eiland Eldey manifestierten. Die Erdbeben dort hatten bereits am Wochenende begonnen, der Höhepunkt des Schwarms wurde aber erst heute Nacht erreicht. Nicht ganz so verwunderlich ist, dass das Svartsengi-System mit einstieg, denn auch dort hatte es gestern schon vermehrt gebebt. Das System ist ja bekanntermaßen auch magmatisch geladen und instabil. Nicht ganz so offensichtlich war, dass dann heute ein drittes Spaltensystem in die Aktivität einstieg: Krýsuvík! Hier streiften die Beben auch das nördliche Randgebiet vom Fagradalsfjall. Gegen Nachmittag hat sich die Erdbebentätigkeit dann wieder vor die Westküste verlagert. Bis jetzt werden 266 Erschütterungen in den IMO-Tabellen angezeigt, wobei die Daten erst heute Nachmittag aktualisiert wurden. Irgendwie hat man dort im Augenblick eine lange Leitung, denn ein Statement zu den Geschehnissen gab es vom IMO bis jetzt nicht. Man kann auch davon ausgehen, dass es deutlich mehr Erdbeben gab, als bis jetzt angezeigt wurden.

Die stärksten Erschütterungen hatten Magnituden im 2er-Bereich. Hiervon werden 56 Beben angezeigt. Die meisten beben hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Die meisten Hypozentren lagen flacher als 8 Kilometer.

Ob die Beben tektonischer Natur waren oder im Zusammenhang mit einer Magmenintrusion, ist unklar. Möglicherweise erzeugte aufsteigendes Magma Spannungen, die tektonische Störungen aktivierten.

Die Bodenhebung bei Svartsengi verlangsamte sich heute deutlich und es könnte sein, dass die Elastizitätsgrenze der Deckschichten erreicht ist, was eine mögliche Erklärung für die Erdbeben sein könnte. In diesem Fall ist in den nächsten Stunden/Tagen mit einem neuen Vulkanausbruch oder einer Dyke-Intrusion zu rechnen. Neusten IMO-Berechnungen zufolge sollt das Reservoire unter Svartsengi nun 9 Millionen Kubikmeter Magma gefasst haben und hat sich somit in den letzten Tagen deutlich vergrößert.

Island: Erdbeben am 04.02.24

Zahlreiche Erdbeben auf der Reykjaneshalbinsel

Nach einer recht ruhigen Nacht gab es heute Mittag wieder zahlreiche Erdbeben auf der isländischen Reykjaneshalbinsel. Gut 40 der Beben manifestierten sich im Bereich von Svartsengi/Grindavik aber nicht nur dort bebte es. Einen Bebencluster kann man wieder vor der Küste von Reykjanestá ausmachen. Südwestlich der vorgelagerten Insel Eldey gab es auch den stärksten Erdstoß der Serie, der es auf eine Magnitude von 2,6 brachte und ein Hypozentrum in fast 12 km Tiefe hatte. Die Beben nördlich von Grindavik hatten geringe Magnituden und lagen flacher als 3 km. Zeitweise sah es so aus, als würde sich eine seismische Krise aufbauen wollen, die dem erwarteten Vulkanausbruch vorausgehen würde, doch dann ebbte die Aktivität erst einmal wieder ab. In den letzten 48 Stunden verzeichnete IMO 132 Erschütterungen auf Reykjanes.

Die Bodenhebung im Raum Svartsengi hält an, schreitet an den verschiedenen Messstationen aber unterschiedlich schnell voran. Während sich die Hebung bei Svartsengi etwas zu verlangsamen scheint, schreitet sie an der etwas südwestlich gelegenen Messstation SKSH unvermindert schnell voran. Ähnliches Ausbremsen der Bodenhebung bei Svartsengi erlebten wir auch einige Tage vor den letzten beiden Eruptionen. Wissenschaftliche Prognosen, wann es wieder soweit sein wird, lassen sich nach wie vor nicht erstellen. Hier muss man sich tatsächlich auf sein Bauchgefühl verlassen, und das kann sich irren.

Laut IMO-Spezialisten Pálmo Erlendsson bleibt die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs in den nächsten Tagen/Wochen hoch. Davon scheinen sich die Grindavikings nicht sonderlich beeindrucken zu lassen, denn schaut man sich die Livecams an, präsentiert sich der Ort hell erleuchtet.

55 Gebäude in Grindavik als Totalschaden eingestuft

Die isländische Naturkatastrophenversicherung hat indes 55 Gebäude als Totalschaden eingestuft und hat vor, die Geschädigten zu entschädigen. Und hierin liegt wohl auch der Kampf um Grindavik begründet, den man aus der Ferne nur schwer nachvollziehen kann: Hausbesitzer, deren Häuser nicht zerstört sind, bekommen auch keine Entschädigung von der Versicherung, obwohl sie ihre Häuser auch (momentan) nicht mehr bewohnen dürfen. Sie sind natürlich daran interessiert, dass Grindavik nicht zum dauerhaften „No Go Area“ wird.

Island: Gebäudeschäden in Grindavik vergrößerten sich

Bodendeformationen verursachen Verstärkung von Gebäudeschäden in Grindavik

Die Gebäudeschäden in Grindavik haben sich verstärkt, so die Einschätzungen von Grindaviks Stadtvorsitzenden Hjálmar Hallgrímsson. In erster Linie vergrößerten sich bereits vorhandene Schäden an Gebäuden und Straßen, die durch die Magmenintrusionen entstanden sind, die sich seit dem 10. November im Gebiet von Svartsengi zutrugen und ihre Finger bis unter Grindavik ausstreckten. Laut Berichten in der isländischen Zeitung MBL sind vor allem Gebäude im Industriegebiet am östlichen Stadtrand betroffen. Der Graben, der in Folge der Intrusion vom 14. Januar entstand, ist dort besonders tief und sackt anscheinend immer noch etwas nach.

Die Risse im Boden haben nicht nur die Straßen zerrissen, sondern auch Wohnhäuser. So musste gestern eine Haubesitzerin angeseilt werden, als sie ihr Haus betreten wollte, weil unter dem Haus ein klaffender Riss verläuft: Es besteht die Gefahr, dass das ganze Haus in dem Spalt versinken könnte, besonders wenn es zu neuen Erschütterungen und Bodenbewegungen kommen sollte. Und die Gefahr hierfür ist weiterhin hoch, denn auch heute gab es wieder schwache Erdbeben bei Svartsengi. in den letzten Stunden gab es 4 schwache Beben unter Grindavik und einige Beben manifestierten sich vor der Küste der Fischereistadt.

IMO registrierte in den letzten beiden Tagen 103 Erschütterungen auf der Reykjaneshalbinsel. Neu ist ein Bebenspot vor der Westküste bei Reykjanestá. Hier gab es u.a. ein Beben der Magnitude 2,9. Somit sind tatsächlich alle bekannten Spaltensysteme der Halbinsel seismisch aktiv.

Heute Morgen war das Wetter schlecht und es gab gelben Unwetteralarm, daher könnte es sein, dass nicht alle aufgetretenen Erdbeben detektiert wurden. Tatsächlich war das Wetter so schlecht, dass der Flugbetrieb in Keflavik zeitweise eingestellt werden musste.

In Bezug auf die Bodenhebung gibt es heute keine klaren Messwerte, denn die letzte Messung scheint daneben zu liegen: Sie zeigt einen deutlich tiefer liegenden Wert an, so wie wir es zwischendurch immer mal wieder gesehen haben. Bevor man eine klare Aussage treffen kann, ob die Bodenhebung tatsächlich zurückgegangen ist, müssen wir weitere Daten abwarten.

Island: Erdbeben bei Krysuvik am 02.02.24

Erdbeben M 3,3 im Krýsuvík-System – Neue Gefahrenkarte für das Svartsengi-Gebiet

Datum 02.02.2024 | Zeit: 04:03:58 UTC | Lokation: 63.92 ; -22.09 | Tiefe: 5 km | Mb 3,3

Heute Nacht um 4:03 Uhr gab es auf der Halbinsel Reykjanes ein Erdbeben der Magnitude 3.3. Es manifestierte sich im Krýsuvík-System in der Nähe vom Djúpavatn. Der Erdbebenherd befand sich in 8 km Tiefe. Eine halbe Stunde später gab es im gleichen Gebiet ein weiteres Ereignis der Magnitude 2,6. Es folgten einige kleinere Nachbeben. Obwohl die Magnitude des ersten Erdstoßes im wahrnehmbaren Bereich lag, gingen bei den Erdbebenexperten von IMO keine Wahrnehmungsmeldungen ein. In den letzten Tagen und Wochen gab es öfter Erdbeben im Krýsuvík-System, und manche Geowissenschaftler denken, dass sich auch hier mittelfristig ein Vulkanausbruch anbahnen könnte. Dafür sprach eine schwache Bodenhebung, die im letzten Herbst dort detektiert wurde. Allerdings misst man dort aktuell eine leichte Subsidenz.

Anders sieht es hingegen in der Nachbarschaft aus: am wenige Kilometer westlich gelegenen Fagradalsfjall gibt es eine schwache Bodenhebung, die man an der Messstation GOHN sehen kann, die seit einigen Tagen sporadisch wieder online ist und Daten liefert. Seit Dezember hob sich der Boden um 15 mm.

6,5 Millionen Kubikmeter Magma unter Svartsengi

Wiederum einige Kilometer westlich liegt das aktuelle Sorgenkind Svartsengi, wo Seismizität und Bodenhebung weiterhin anhalten. Es sieht so aus, als würde die Hebungsrate leicht nachlassen, was bekanntermaßen damit zu tun haben kann, dass der Druck im Magmensystem immer weiter ansteigt. Daher benötigt aufsteigendes Magma immer mehr Power, um in geringere Tiefen aufzusteigen, was natürlich den Zustrom bremst.

Die Bodenhebung beträgt an der Messstation SENG seit dem 10. November inzwischen 55 cm. Seit der Eruption vom 18. Dezember hob sich der Boden um 24 cm.

Auf GPS-Daten basierende Modelle deuten darauf hin, dass sich unter der Svartsengi-Region etwa 6,5 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt haben. Ich hätte gedacht, dass es mehr ist.

Die IMO-Forscher gehen davon aus, dass es innerhalb der nächsten 14 Tage wahrscheinlich zu einem neuen Ausbruch kommen wird. Da das Eruptionsrisiko gestiegen ist, wurde die Gefahrenkarte aktualisiert und Zone 4 – wo ein Ausbruch am Wahrscheinlichsten scheint – wieder in rot markiert.

Island: Sorge vor starkem Erdbeben bei Brennisteinsfjöll

Bodenhebung und Erdbebenaktivität auf Reykjanes stabil

Gestern wurden im Svartsengi-Gebiet 40 schwache Erdbeben detektiert. In den ersten Stunden des heutigen Tages waren es 15. Die Bodenhebung hält unvermindert an und hat selbst an den Stationen, wo es während der Eruption am 14. Januar zu einer größeren Bodenabsenkung kam, das damalige Hebungsniveau überschritten.

Heute Morgen traf sich auch wieder der Wissenschaftsrat von IMO zu einer Sitzung und man diskutierte die aktuelle Situation. Gegenüber der Zeitung MBL sagte der Wissenschaftler Einar Bessi Gestsson, dass der Landanstieg und die Ansammlung von Magma unter Svartsengi weitergehen. Im Untergrund hat sich jetzt wieder ungefähr die Magmenmenge akkumuliert, wie vor dem letzten Ausbruch, obwohl es in den Modellrechnungen einige Unsicherheiten gäbe, ob die gleiche Magmenmenge bereits jetzt wieder vorhanden ist, oder ob sich dieser Status erst in den nächsten Tagen einstellen wird. Tatsächlich steigt das Magma schneller auf als es noch Anfang des Jahres der Fall war. Die Hebungsrate liegt bei ca. 8 mm am Tag.

Der IMO-Forscher rechnet damit, dass sich bald wieder eine neue Aktivitätsepisode ereignen wird. Wie genau diese aussehen wird, lässt sich jetzt noch nicht sagen. Es kann sich wieder ein Dyke bilden, einhergehend mit Bodendeformationen, Rissbildungen und Erdbeben, denen eine Eruption folgt. Allerdings muss es nicht zwingend zu einem Vulkanausbruch kommen, wie wir am 10. November erfahren haben.

Forscher fürchten starkes Erdbeben bei Brennisteinsfjöll

Unterdessen fürchten Wissenschaftler auch, dass es im Gebiet um den Vulkan Brennisteinsfjöll zu einem starken Erdbeben kommen könnte. Im dem zugehörigen Spaltensystem können Erdbeben mit Magnituden im 6er-Bereich auftreten. Ein solches Beben in unmittelbarer Nähe zur Hauptstadt Reykjavik hätte möglicherweise starke Auswirkungen auf die Infrastruktur.

Starke Erdbeben kommen im Brennisteinsfjöll-Gebiet etwa alle 50 Jahre vor und statistisch gesehen wäre es jetzt wieder soweit. Hinzu kommen die Erdbeben von Wochenende, die man als Vorbeben interpretieren könnte. Kristín Jónsdóttir, Leiterin der Abteilung für Naturgefahren beim IMO, sagte, dass es in der Region häufig zu sogenannten Bypass-Erdbeben kommt, die im Zusammenhang mit dem Auseinanderdriften der beiden Kontinentalplatten von Europa und Nordamerika in Verbindung stehen. Die Erdbeben manifestieren sich entlang der 17 Kilometer langen Hvalhnúks-Verwerfung, an der sich bereits wieder große Spannungen aufgebaut haben. Die Aktivität der Verwerfung tritt unabhängig von den anderen Geschehnissen auf der Reykjaneshalbinsel auf. Unruhige Zeiten für Island und seine Bewohner, von denen natürlich auch Touristen betroffen sein könnten.

Wenn man in absehbarer Zeit Island bereisen möchte, sollte man vielleicht über ein paar Vorsichtsmaßnahmen nachdenken. Dazu zählt auch, dass man ein Auge auf die Erdbebensicherheit der Gebäude hat, in denen man sich aufhalten will. Alte mehrstöckige Hotels würde ich im Hauptstadtgebiet aktuell meiden. Wenn man im Zelt oder Camper übernachtet, ist es auch ratsam, sich seinen Schlafplatz nicht in der Nähe von steilen Berghängen und Klippen zu suchen. Außerdem ist es sinnvoll, sich über Fluchtrouten zu informieren und auf evtl. Warnungen zu hören, die über Cellbroadcast automatisch auf jedem Mobiltelefon in den gefährdeten Regionen ausgegeben werden.

Island: Erdbeben am 30. Januar

Erdbeben auf Reykjanes und am Bardarbunga

In den letzten 48 Stunden ereigneten sich auf Island 144 schwache Erdbeben, die vom automatischen System von IMO detektiert wurden. Da das Wetter besonders im Süden der Insel schlecht ist, kann es sein, dass mehrere Beben nicht registriert wurden. Einige Erschütterungen gab es im Norden der Insel entlang der TFZ und deren Erweiterungen an Land, aber auch im Bereich der Askja und unter dem Vatnajökull bebte es. Mehrere Erschütterungen gab es hier am subglazialen Vulkan Bardarbunga. Im Süden von Island konzentrierten sich die Erschütterungen auf die Bereiche Katla und Hekla. Die meisten Erdbeben ereigneten sich wieder auf der Reykjaneshalbinsel, auf der mehrere Spaltensysteme seismisch aktiv geworden sind.

Risiko für den geplanten Flughafen Hvassahrauni sollte überprüft werden

Die Bodenhebung bei Svartsengi hält an und summierte sich seit dem 11. Dezember auf respektable 53 Zentimeter. Ein Ende der Bodenhebung ist nicht in Sicht und in den letzten Tagen wurde das Erwachen anderer Spaltensysteme auf Reykjanes diskutiert.

Die Diskussionen rissen auch heute nicht ab und in den isländischen Zeitungen wurden Interviews mit dem Vulkanologen Þorvaldur Þórðarson veröffentlicht. Auch er rief dazu auf, den Katastrophenschutz zu stärken und in Planung befindliche Bauvorhaben zu überprüfen. Insbesondere nahm er auf Pläne Bezug, einen neuen Flughafen vor den Toren von Reykjavik zu bauen. Der Vulkanologe meinte, dass der geplante Bau des Flughafens in Hvassahrauni keine gute Wahl sei. Das Risiko müsse überprüft werden, besonders, da es Anzeichen für ein Erwachen der Vulkane Heidmörk, Krísuvík und in Bláfjöll gebe. Selbst wenn sie in Hvassahrauni oder in den Siedlungen Garðabær und Hafnarfjörður keine Eruptionsspalten öffnen sollten, könnten Lavaströme der oben genannten Vulkane diese Areale erreichen.

Der geplante Flughafen Hvassahrauni soll zunächst als Lokalflughafen dienen und später auch internationale Flugverbindungen bedienen können. Þorvaldur Þórðarson meinte, dass Hvassahrauni ähnlich gefährdet wäre wie Kevlafik, wo der aktuelle internationale Flughafen von Island liegt. Auch die Auswirkungen von Vulkanausbrüchen auf systemrelevante Infrastruktur im Hauptstadtgebiet gehören nach Meinung des Vulkanologen auf den Prüfstand.

Island: Vulkansystem Brennisteinsfjöll erwacht

Erdbebenaktivität ist heute relativ gering – Trotzdem Sorge um Brennisteinsfjöll

In den letzten Stunden war es auf Reykjanes aus seismologischer Sicht vergleichsweise ruhig und IMO registrierte nur eine moderate Erdbebentätigkeit. Trotzdem hält die Bodenhebung bei Svartsengi unvermindert an und es akkumuliert sich weiter Magma im Untergrund. Dass es trotz anhaltender Bodenhebung auch im Randbereich von Svartsengi kaum Erdbeben entlang der Magmatischen Gänge gibt, zeugt meiner Meinung nach davon, dass sich die Schmelze unterhalb der Gänge sammelt und den Boden anhebt, was auf ein komplexes Magmensystem hindeutet.

Die isländischen Medien berichten heute über die Erdbeben, die sich am Wochenende beim Vulkansystem Brennisteinsfjöll (zu deutsch „Schwefelberge“) ereigneten. Das Vulkansystem erstreckt sich vom Ostufer des Sees Kleifarvatn etwa bis zur Ringstraße auf der Hellisheiði und grenzt ans Hengill-Spaltensystem.

Laut Professor Ármann Höskuldsson, einem isländischen Vulkanologen, sei sicher anzunehmen, dass die Brennisteinsfjöll in Island aktiv werden könnten. Dies basiert auf der aktuellen Aktivität im Reykjanesskagi-Gebiet. Es wird darauf hingewiesen, dass seismische Aktivitäten und Veränderungen in der Erdkruste mit Vorsicht gemessen werden sollten.

Professor Ármann Höskuldsson betont, dass es vernünftig wäre, über Möglichkeiten und potenzielle Schutzmaßnahmen nachzudenken. Er empfiehlt präventive Maßnahmen zu planen und sich auf mögliche Ausbrüche vorzubereiten. Als besonders problematisch gilt, dass das Zentrum des Vulkansystems auf dem Rand eines Höhenzuges liegt und die Lava dort dazu neigt, in Richtung der Hauptstadtregion abzuströmen. Ármann verweist auf die Situation bei Grindavik. Dort schützte man das Geothermalkraftwerk und nun auch Grindavik mit eiligst angelegten Schutzwällen, die wie Dämme aussehen und auch so funktionieren. Wahrscheinlich schweben ihm ähnliche Maßnahmen für die Vororte von Reykjavik vor, denn am Brennisteinsfjöll könnten sich ähnliche Eruptionen ereignen.

Aber es droht nicht nur Gefahr durch einen Vulkanausbruch. Der Vulkanologe weist darauf hin, dass es in der Region stärkere Erdbeben mit Magnituden um 6 geben könnte. Auch darauf solle man sich besser vorbereiten. Stellt sich nur die Frage: Wie? Viel mehr als den Menschen Verhaltensweisen bei Erdbeben beizubringen und Vorräte anzulegen kann man wohl kaum machen. Wobei, da gibt es so ein tolles Erdbebenbett, das sich im Falle von Erdstößen automatisch in einen sarkophagartigen Minibunker verwandelt… .

Übrigens, ein paar Erdbeben gab es auch wieder unter der Askja. Dort entschleunigte sich die Bodenhebung zwar, aber gestoppt hat sie noch nicht. So geht auch von diesem entlegenen Vulkan im isländischen Hochland ein Eruptionsrisiko aus.