Erdbeben Mb 3,2 am Bardarbunga auf Island

Isländischer Gletschervulkan wird von Erdbeben Mb 3,2 gerockt

Am Nordrand des subglazialen Vulkans Bardarbunga ereignete sich heute Morgen ein Erdbeben der Magnitude 3,2. Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von 0,1 Kilometern und lag somit sehr oberflächennahe. obwohl das Beben unter Garantie zu Spüren war, gibt es keine Wahrnehmungsmeldungen, da die Gegend praktisch unbewohnt ist.

Vatnajökull ist der Gletscher, der den großen Calderavulkan bedeckt, der zum letzten Mal im Jahr 2014 ausgebrochen ist und das größte isländische Lavafeld seit der Laki-Eruption im 18. Jahrhundert erzeugte. Einige Erdbeben gab es auch an den benachbarten Vulkanen Grimsvötn und Askja. Die GPS-Daten vom Grimsvötn zeigen einen deutlichen horizontalen Versatz von 15 mm, während scheinbar Subsidenz eingesetzt hat.

Die Vulkane nahe des Island-Mantelplumes bereiten sich nur langsam auf ihre nächsten Eruptionen vor. Deutlich schneller steuert der Vulkanismus auf der Reykjaneshalbinsel einem neuen Ausbruch entgegen.

Mehr als 10 Millionen Kubikmeter Magma akkumuliert

Wie die Forscher von IMO heute Nachmittag mitteilten, hat sich im Magmaspeichersystem unter Svartsengi wieder so viel neues Magma akkumuliert, wie bei der Gangbildung am 2. März abgeflossen ist. Seit der letzten Eruption am 8. Februar sammelten sich somit mehr als 10 Millionen Kubikmeter Schmelze an und das nächste Ereignis könnte jederzeit beginnen. So rechnet man auf Island entweder mit einer weiteren Gangbildung oder mit einer Eruption der Schmelze an der Oberfläche.

Heute war die Erdbebentätigkeit im Svartsengigebiet vergleichsweise gering und es wurden nur einige Erschütterungen detektiert. Allerdings weist IMO darauf hin, dass es windig ist, und die Witterungsbedingungen könnten die Seismometer sabotieren, sodass nicht alle Erschütterungen von den Messgeräten erfasst werden können.

Die Grafiken der GPS-Messungen flachten sich etwas ab, ganz so, wie wir es vor den letzten Manifestationen der Erdgewalten auf Reykjanes sahen. Hier könnte der Gegendruck der Schmelze im Speichersystem neu aufsteigendes Magma aus größerer Tiefe ausbremsen.

Island: Erdbeben an verschiedenen Spaltensystemen

Weitere Erdbeben an verschiedenen Spaltensysteme auf Reykjanes – Bodenhebung hält an

Auf der isländischen Reykjaneshalbinsel kommt der Erdboden nicht zur Ruhe. Weiterhin steigt Magma mit einer Rate von 0,5 Millionen Kubikmetern unter Svartsengi auf, wo es sich in einem Reservoire akkumuliert. Nicht ausgeschlossen werden kann, dass Magma von hier aus ins benachbarte Fagradalsfjall-System migriert, wo es ebenfalls zu Erdbeben und Bodenhebung kommt. Seit Anfang Februar hob sich der Boden am Fagradalsfjall um ca. 20 mm. Im Vergleich zu den Hebungsraten bei Svartsengi mag das nicht viel erscheinen, doch auch hier ist eine Eruption möglich.

Heute konzentrieren sich die Erdbeben nicht nur an den beiden bereits genannten Lokalitäten, sondern auch bei Reykjanestá an der äußersten Südwestspitze der Halbinsel. Interessant sind auch anhaltende Beben im Bereich von Bláfjallaskáli. Praktisch in allen Spaltensystemen auf Reykjanes bebt es irgendwo.

Die gestern von mir erwähnte Subsidenz im Bereich von Eldvörp und Skipastigshraun ist schon wieder Geschichte und die neuen Messpunkte liegen wieder im Trend der Inflation im Svartsengi-Bereich.

Die IMO-Vulkanologen schrieben gestern Nachmittag, dass der Druck im Svartsengi-System weiter steigt und damit auch das Risiko einer weiteren Eruption oder Dykebildung.

Vulkanologe Ármann Höskuldsson äußerte sich in einem RUV-Beitrag, dass er damit rechnet, dass es in nächster Zeit zu einer Eruption entlang der Eldvörp-Kraterreihe kommen wird. Eldvörp liegt im Westen des Svartsengi-Systems und grenzt direkt an das benachbarte Reykjanes-Spaltensystem, in dem heute die Erdbeben bei Reykjanestá stattfanden. Der Vulkanologe würde es begrüßen, wenn sich die Aktivität in den Westen verlagern würde, weil die Ausbrüche dann nicht mehr die Infrastruktur bei Svartsengi gefährden würden.

Doch aktuell sieht es so aus, als würde das nächste Ereignis wieder die Gegend zwischen Stóra-Scógfell und Hagafell treffen. Hier könnte es innerhalb weniger Tage zu einem Ausbruch kommen, der nach einer nur kurzen Vorwarnzeit, sogar innerhalb von 30 Minuten, einsetzen könnte.

Island: deutlicher Abfall der Bodenhebung im Westen

Signifikanter Rückgang der Bodenhebung an Messstationen im Westen

An einigen GPS-Messstationen auf Island erkennt man einen deutlichen Rückgang der Bodenhebung, die mit der Gangbildung am Samstag begann. Vorausgesetzt, die Messwerte sind korrekt, könnte diese Subsidenz anzeigen, dass Magma unterirdisch abfließt. Ähnliches sahen wir kurz vor der einen oder anderen Eruption, allerdings war der Rückgang der Bodenhebung nicht so stark wie aktuell: An der Messstation ELDC (Eldvörp) beträgt der Abfall 30 mm. An der Messstation SKSH (Skipastigshraun) sind es fast 20 mm. Diese beiden Messstationen liegen westlich der Messstation SENG (Svartsengi) die beim Geothermalkraftwerk steht, unter dem der Hauptaufstiegskanal der Schmelze vermutet wird. Bei Svartsengi ist die Bodenhebung stabil, ohne dass es in den letzten Tagen zu einem größeren Abfall der Bodenhebung gekommen wäre. Hier steigt weiterhin Schmelze auf und sammelt sich in 4 bis 5 Kilometer Tiefe an. Im westlichen Teil des Magmaspeichersystems könnte sich allerdings etwas geändert haben. Welche Auswirkungen das haben wird ist bis jetzt nicht abzusehen.

Die Seismizität befindet sich in etwa auf dem erhöhten Niveau der letzten Tage, wobei sich die Beben eher östlich von Svartsengi, als im Westen manifestieren. Auffällig sind weiterhin die Beben im Bereich vom Fagradalsfjall. Hier scheint sich ebenfalls Magma anzusammeln, denn an der GPS-Messstation FEFC (Festarfjall) gibt es eine leichte Inflation, die mittlerweile gut 40 mm beträgt.

Erdbeben gibt es auch im Krysuvik-System und insbesondere nahe dem Geothermalkraftwerk Hellisheiði, das im Hengil-Spaltensystem liegt. Hier könnten die Erbeben menschengemacht sein, obwohl einige isländische Geowissenschaftler auch hier Anzeichen einer möglichen Magmaakkumulation sehen.

Blaue Lagune hat Badebetrieb wieder aufgenommen

Den geologischen Manifestationen der Erdgewalten zum Trotz hat man im Thermalressort der Blauen Lagune den Badebetrieb wieder aufgenommen. Tatsächlich gilt die Öffnung nicht nur fürs Bad, sondern auch für die angeschlossenen Restaurants und Hotels. Wer ein gültiges Onlineticket gekauft hat, darf mit dem Privatwagen anreisen und offenbar auch den Grindavíkurvegur (die Hauptstraße nach Grindavik) passieren.

Island: Magmavolumen der Intrusion bestimmt

Nach Dyke-Bildung vom Samstag wurde das Volumen der Intrusion berechnet – Weitere Erdbeben in der Nacht

Wie das isländische Wetteramt mitteilte, wurde das Volumen der Dyke-Intrusion vom Samstag modelliert: Demnach drangen 1,3 Millionen Kubikmeter Schmelze in den Untergrund ein. Die Schmelze migrierte dabei vom tiefer gelegenen Magmareservoir unter Svartsengi in Richtung der Sundhnúks-Kraterreihe, wobei es in flachere Gescheinshorizonte eindrang, was ein Schwarmbeben auslöste.

Aktuell nimmt das Magmavolumen unter Svartsengi weiter zu, was zu einem neuen Magmafluss und sogar zu einem Vulkanausbruch führen könnte. Ein Ausbruch kann sehr kurzfristig beginnen, sogar in weniger als 30 Minuten. Am wahrscheinlichsten ist, dass es im Gebiet zwischen Stóra-Skógfell und Hagafell zu einer Eruption kommt. „Zuvor wurde berechnet, dass sich unter Svartsengi innerhalb von 24 Stunden rund eine halbe Million Kubikmeter Magma ansammeln. Unter sonst gleichen Bedingungen wird die Gesamtmenge an Magma unter Svartsengi bis zum morgigen Dienstag etwa 9 Millionen Kubikmeter betragen“, heißt es in dem Bericht. Bei früheren Ereignissen floss das Magma, als die Gesamtmenge an angesammeltem Magma unter Svartsengi zwischen 8 und 13 Millionen Kubikmeter betrug.

Es wird darauf hingewiesen, dass es nach wiederholten Ausbrüchen im Fagradalsfjall Fälle gab, in denen Magma ohne große seismische Aktivität an die Oberfläche kroch. „Es muss davon ausgegangen werden, dass es zu einer Weiterentwicklung der Aktivität auf der Sundhnúks-Kraterserie kommen könnte“, heißt es in der Mitteilung. Sollte es ohne Vorwarnung zu einer Eruption kommen, könnte es vor allem die Badegäste in der Blauen Lagune und die Bewohner von Grindavik heiß-kalt erwischen.

Durch die unterirdische Magmaansammlung wurde auch heute Nacht wieder ein Schwarmbeben bei Svartsengi ausgelöst. Innerhalb von 2 Tagen registrierte IMO gut 350 Erdbeben auf der Reykjaneshalbinsel. Sie manifestierten sich nicht nur bei Svartsengi, sondern auch an einigen der anderen Spaltensysteme.

Neue Realität auf Reykjanes

Der Geologieprofessor Magnús Tumi Guðmundsson meinte gegenüber dem Sender RUV, dass die Aktivität auf Reykjanes jahrelang so weitergehen könnte. Man ist also in einer neuen Realität angekommen, die zeigt, dass die Entwicklung unseres Planeten nicht abgeschlossen ist.

Evakuierung der Blauen Lagune auf Island

Magmenintrusion schuf neuen Dyke auf Island – Blaue Lagune wurde evakuiert

Nachdem es gestern auf Island zu einer weiteren Intrusion eines magmatischen Gangs kam, die von zahlreichen Erdbeben begleitet wurde, herrscht heute ein wenig Katerstimmung bei Vulkanologen und Vulkanspottern, denn eigentlich hatte man mit einem neuen Vulkanausbruch gerechnet gehabt. Trotzdem lösten Intrusion und Schwarmbeben einige Unannehmlichkeiten aus, denn das Thermalressort der Blauen Lagune wurde evakuiert.

Zur Zeit als das Schwarmbeben einsetzte, befanden sich rund 800 (!) Gäste in dem Thermalresort. Laut Aussage der Betreibergesellschaft war die Evakuierung nach 40 Minuten abgeschlossen. Stellt sich die Frage, ob die Gäste in dieser Zeit das Ressort verlassen hatten, oder ob sie tatsächlich auf sicheren Boden standen?

Dass es gestern nicht zum Ausbruch kam, zeigt, wie ungenau die Prognosemodelle sind. Genauso können sie versagen, wenn es zu einem Ausbruch kommt, mit dem man eigentlich nicht gerechnet hatte. Im Untergrund des Areals befinden sich zahlreiche magmatische Gänge, und es könnte auch zu Eruptionen kommen, die sich nur wenige Minuten vorher durch Erdbeben ankündigen. Zudem kann es ebenfalls zu einer massiven Intrusion kommen, bei der starke Erdbeben zerstörerische Wirkung entfalten. Ein gewagtes Spiel, das man da in der Blauen Lagune treibt!

Katerstimmung nach ausgebliebenen Vulkanausbruch

In Zeitungen und sozialen Medien gab es im Vorfeld der Ereignisse einige Spekulationen über Zeitpunkt und Ort der erwarteten Eruption. Nun ist die Enttäuschung groß, weil man mit den Prognosen falsch lag. In einigen Foren wurde sogar gewettet und Tipps angenommen, wann es zu einem Ausbruch kommt, wobei natürlich viele auf dieses Wochenende tippten, was ja noch nicht vorbei ist. Doch was war Geschehen?  Nachdem morgens die Seismizität auf der Reykjaneshalbinsel bereits erhöht war, setzte am Nachmittag ein Schwarmbeben ein, das auf eine Magmenintrusion entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe in geringer Tiefe hindeutete. Gegen 16 Uhr UTC erreichte der Schwarm seinen Höhepunkt, nur um gut 2 Stunden später wieder abzuflauen. Auch ich hatte damit gerechnet, dass sich spätestens am Abend eine Eruptionsspalte öffnen würde, doch der Vulkan hat anders entschieden und beließ es bei der Intrusion. Besonders groß kann diese nicht gewesen sein, denn die GPS-Daten zeigen nur an wenigen Messtationen eine leichte Subsidenz an, wenn sie denn überhaupt Abweichungen anzeigen. Weiterhin ungeklärt ist die Frage, ob es auch unter dem Kleifarvatn eine Intrusion gegeben haben könnte, denn dort hatte bereits am Morgen ein Schwarmbeben stattgefunden.
Übrigens gab es nachts nur die üblichen Erdbeben im Gebiet des erwarteten Ausbruchs. Die Bodenhebung hält unvermindert an und es besteht weiterhin ein hohes Eruptionsrisiko. Einige Vulkanologen meinen, dass es jetzt erstmal ein paar Tage braucht, bis wieder genug Druck im System herrscht, dass es zu einem neuen Ausbruchsversuch kommen kann. Da es aber nur eine kleine Intrusion war, sollte dieser Druckaufbau schnell erledigt sein.

Island: Anstieg der Erdbebentätigkeit bei Svartsengi

Signifikante Zunahme der Seismizität bei Svartsengi und im Krysuvik-System- Vulkanausbruch könnte kurz bevorstehen

Gegen 16:00 UTC setzte auf der isländischen Reykjaneshalbinsel bei Svartsengi ein Schwarmbeben ein, das dem erwarteten Vulkanausbruch unmittelbar vorausgehen könnte. Die Epizentren konzentrieren sich im Bereich von Sýlingarfell, Stóra-Skógfell und der Sundhnúkur-Kraterreihe, also dort, wo man mit einer neuen Spaltenöffnung rechnen muss. IMO schreibt nur einen knappen Kommentar dazu und warnt davor, dass 1 Kilometer östlich von Sýlingarfell eine Magmenintrusion begonnen hätte und dass die Wahrscheinlichkeit für eine Eruption hoch ist.

Bis jetzt werden auf der gesamten Reykjaneshalbinsel 239 Beben angezeigt, die sich in den letzten 48 Stunden ereigneten.

Interessanterweise begann die Seismizität bereits heute Morgen zu steigen und konzentrierte sich da noch auf einen Bereich, der ca. 5 Kilometer nordöstlich von Krýsuvík verortet wurde. Die meisten Beben manifestierten sich dort unter dem Kleifarvatn. Ob es unter dem See ebenfalls zu einer Magmenintrusion kommt ist ungewiss. Die Beben könnten auch tektonischer Art sein und im Zusammenhang mit Spannungen im Erdboden stehen, die durch den Magmenaufstieg bei Svartsengi verursacht werden.

Der Tremorgraph zeigt bis jetzt das typische Bild eines Schwarmbebens, schießt aber noch nicht in die Höhe, wie es für eine Eruption typisch ist. Von daher gehe ich davon aus, dass sich das Magma in ca. 1 Kilometer Tiefe noch horizontal ausbreitet. Auch wenn eine Eruption sehr wahrscheinlich ist, muss es nicht zwingend dazu kommen. Theoretisch könnte die Schmelze auch noch stecken bleiben. Bedenkt man allerdings, dass sich seit dem 8. Februar wieder gut 10 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt haben, dann ist ein Ausbruch schon recht wahrscheinlich.

Die Livecams sind auf jeden Fall auf das Gebiet der möglichen Spaltenöffnung ausgerichtet, und das bei schönstem Wetter!

Nun beginnt der Tremor zu steigen und die Schmelze könnte sich weiter der Oberfläche nähern. Erdbeben reichen vergleichsweise nahe an Grindavik heran, aber momentan sieht es noch nicht danach aus, als würde die Intrusion den Ort erreichen. Noch stoppt die Ausbreitung des Gangs ca. 2000 m nördlich von Grindavik. Es sieht auch danach aus, als würde sich die Situation langsamer entwickeln, als es vor den letzten Eruptionen der Fall war. Noch kann man es nicht als gesichert ansehen, dass wir heute Abend tatsächlich eine Eruption sehen werden.

Update 20:00 Uhr: Die Erdbebentätigkeit hat widererwartend abgenommen und momentan sieht es so aus, als wäre der Vulkanausbruch für heute abgesagt. Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson meinte auf RUV, dass sich durch die oberflächennahe Magmenintrusion der Druck im Magmenkörper unter Svartsengi reduziert habe und es nun einige Tage dauern könnte, bis die Schmelze einen neuen Ausbruchsversuch unternehmen wird.

Island: Neue Eruption in den nächsten Tagen erwartet

Bodenhebung und Erdbeben halten an – Neuer Vulkanausbruch wird immer wahrscheinlicher

Bodenhebung und Erdbebentätigkeit sind auf der isländischen Reykjaneshalbinsel weiterhin erhöht. In den letzten 48 Stunden registrierte IMO 188 Erschütterungen. Die meisten davon manifestierten sich entlang des Magmatischen Gangs nördlich von Grindavik. So ist die Bodenhebung im Bereich von Svartsengi auch am höchsten: Seit der Gangbildung vom 10. November hob sich der Boden an der Messstation SENG um mehr als 600 mm an! Seit der letzten Eruption am 8. Februar waren es 120 mm. Das entsprechen fast 10 Millionen Kubikmeter Magma, die sich im Untergrund akkumuliert haben. Die letzten Events (Gangbildung oder Eruption) starteten bei einer Magmenansammlung zwischen 8 und 13 Millionen Kubikmetern. So muss man nun jederzeit mit einem vergleichbaren Ereignis rechnen. Aber natürlich stecken wir alle nicht selbst im Erdboden fest und wissen nicht genau, was da unten vor sich geht. So könnte sich auch noch über längere Zeit Magma ansammeln, bevor es raus will, oder der Magmenaufstieg versiegt, was ich aber für weniger Wahrscheinlich halte. Nach allem, was die Experten an Wissen zusammengetragen haben, sieht es so aus, als würde man sich auf Island auf eine lang anhaltende Tätigkeitsphase einstellen müssen. Sie könnte mehrere Jahrzehnte andauern und auch auf andere Spaltensysteme übergreifen. Momentan halte ich es für am wahrscheinlichsten, dass wieder das Fagradalsfjallsystem in die Eruptionen einstimmen wird, denn hier gab es in den letzten Tagen wieder einen Anstieg der Seismizität und auch eine leichte Bodendeformation.

In den letzten Stunden ereigneten sich einige Erdbeben unter dem subglazialen Vulkan Katla. Hier wurden 10 Erschütterungen registriert. Die Stärkste hatte eine Magnitude von 2,9. Am Grimsvötn gab es zwei Beben mit den Magnituden 2,7 und 2,6.

Bodenhebung am Vatnajökull infolge von Eisschwund

Der gesamte Bereich des Vatnajökulls, unter dem mehrere große Zentralvulkane liegen, hebt sich mit einer jährlichen Rate von 20 bis 30 Millimeter, worüber ich bereits am Montag geschrieben hatte. Nun ist in den sozialen Medien das zugehörige Interferogramm aufgetaucht. Vulkanologe Thorvaldur Þórðarson hält es für gut möglich, dass die Bodenhebung durch eine gesteigerte Tätigkeit des Islandmantelplumes verursacht wird. Dem widersprach nun ein anderer Forscher: Sig­ur­jón Jóns­son meint, dass die großflächige Landhebung eher durch eine Verringerung der Eislast des Gletschers verursacht wird.

Thorvaldur Þórðarson war es übrigens auch, der in einem Interview meinte, dass heute mit einem neuen Vulkanausbruch bei Svartsengi zu rechnen sein soll. Nun, ein paar Stunden haben wir noch, um die Prognose wahr werden zu lassen.

Island: Neue Schutzwälle für Grindavik

Neue Deichanlagen um Grindavik – Bodenhebung auf Höchststand

Der Kampf um Grindavik geht nicht nur weiter, sondern wird intensiviert. Gestern wurde mit dem Bau weiterer Befestigungsanlagen begonnen und bereits existierende Wälle, die die Stadt gegen Lavaströme schützen sollen, werden verstärkt und erhöht. Die Wälle sind bis zu 4 Meter hoch und eine Anlage im Nordosten der Stadt hat ihren Nutzen bereits unter Beweis gestellt, als sie bei der Eruption vom 14. Januar einen Lavastrom umgelenkt hat. Aktuell arbeiten bis zu 50 Personen an dem Ausbau der Lavaschutzdämme und es wird schweres Gerät eingesetzt, um die enormen Landmassen zu bewegen. Natürlich sollte man auch nicht vergessen, dass man hier massiv gegen den Naturschutz arbeitet, denn es wird großflächig Material bewegt und keine Rücksicht auf etwaige Vegetation genommen, die auf den weiten Lavaflächen sehr lange braucht, um Fuß zu fassen. Außerdem ist es mehr als fraglich, ob Grindavik gerettet werden kann, denn es könnten sich auch Spalten innerhalb der Befestigungsanlage öffnen. Falls Straßen unterbrochen werden, haben die Deiche dann den Effekt, dass sie evtl. Fluchtwege über flaches Land blockieren. Aber klar: Aufgeben liegt nicht in der Natur der Isländer.

Einige Anwohner von Grindavik, die trotz anders lautender Empfehlungen in ihre Häuser zurückgekehrt sind, beschweren sich öffentlich über Touristen, die nun durch Grindavik fahren dürfen, wenn sie ein Ticket für die Blaue Lagune haben. Sie würden schamlos zerstörte Häuser fotografieren und auf der frischen Lava rumklettern. Ja, alles hat seine Schattenseiten: Island profitiert vom Tourismus, und wenn man das auch im Katastrophenfall tut, dann muss man halt auch ihre Neugierde aushalten.

Derweilen gab es gestern einen Erdbebenschwarm entlang des Rifts vom 10. November. Die Beben konzentrierten sich auf einen Bereich vor der nördlichen Stadtgrenze von Grindavik. Täglich fließen bis zu 0,4 Millionen Kubikmeter Magma in das Speichersystem unter Svartsengi und man rechnet praktisch ständig mit dem Start eines neuen Vulkanausbruchs. Wann er letztendlich losgeht, weiß niemand. Gewiss ist nur, dass die Bodenhebung an der Messstation SKSH einen neuen Rekordwert eingenommen hat. Seit der letzten Eruption am 8. Februar hob sich der Boden um 120 mm.

Unterschied zwischen den beiden Eruptionsgebieten auf Island

Eruptionen an zwei nahe beieinander liegenden Eruptionsgebieten unterscheiden sich in Förderraten und Aufstiegswege

In den letzten Monaten und Jahren sahen wir an zwei unterschiedlichen Lokationen auf der isländischen Reykjaneshalbinsel insgesamt 7 Eruptionen. Die Vulkanausbrüche kamen nicht völlig überraschend, denn erstens waren Ausbrüche auf Reykjanes statistisch gesehen fällig, und zweitens gab es seit 2019 einen signifikanten Anstieg der Erdbebentätigkeit, die mit Bodendeformationen einherging. Nach einer Phase der Unsicherheit war klar, dass sich im Untergrund Magma ansammelte. Bald kam es zu vier Intrusionen Magmatischer Gänge, die sich im Bereich des Fagradalsfjall-Vulkans manifestierten. Am 19. März 2021 ereignete sich dann der erste Vulkanausbruch, der gut ein halbes Jahr andauerte. Es folgten zwei weitere Eruptionen im Bereich des Fagradalsfjalls, die sich im August 2022 und Juli 2023 ereigneten. Im Spätsommer 2023 setzte wieder Bodenhebung ein und man rechnete mit einer Eruption im gleichen Areal, doch kurz darauf verlagerte sich die Aktivität einige Kilometer weiter westwärts und im Bereich des Geothermalkraftwerks Svartsengi begann sich der Boden zu heben. Bereits im Januar 2020 hatte es hier eine erste Magmenintrusion gegeben. Jetzt folgten drei weitere. Die stärkste manifestierte sich am 10. November 2023 und ging einher mit der Bildung eines Grabens, der sich bis nach Grindavik hineinzog. Seitdem riss der Magmenzustrom aus der Tiefe nicht mehr ab und es ereigneten 3 kurzlebige Spalteneruptionen im Svartsengi-Vulkansystem nahe dem Sundhnúkur-Kraterfeld. Die jüngste Eruption am 8. Februar förderte überraschend viel Lava und es entstanden Schäden an der Infrastruktur.

Isländische Geoforscher haben nun die Dykeintrusionen und Eruptionen genauer untersucht und stießen dabei auf unterschiedliche Arten der Magmenspeicherung und des Aufstiegs der Schmelze, die für die Eruptionen der beiden Lokalitäten verantwortlich sind. Maßgeblich unterschieden sich die Ausbrüche in Dauer und Förderraten: Während die Vulkanausbrüche am Fagradalsfjall mindestens mehrere Wochen anhielten und überschaubare Mengen Lava förderten, hielten die eruptiven Hauptphasen der Eruptionen bei Svartsengi nur wenige Stunden an, kamen aber auf erheblich höhere Förderraten pro Sekunde.

Die Unterschiede zwischen den magmatischen Systemen unter Fagradalsfjall und dem Sundhnúkur-Kraterfeld zeigen sich in der Art und Weise, wie das Magma vor Ereignissen akkumuliert und sich innerhalb der Erdkruste bewegt. In Fagradalsfjall steigt das Magma aus Tiefen von 10-15 km auf und speist seitliche Dykeintrusionen in der oberen Erdkruste. Sie lagen in tiefen zwischen 1 und 6 km. Im Gegensatz dazu befindet sich das Magma in Svartsengi auf einem viel flacheren Niveau, und sammelt sich vor den Intrusionen in etwa 4-5 km Tiefe in einem größeren Magmenkörper, von dem man anfänglich annahm, es sei ein Sill. Woher das Magma genau stammt, ist noch spekulativ. Vom Chemismus her handelt es sich um einen MORB, wie er für Reykjanes typisch ist, und zumindest die Schmelze, die am Fagradalsfjall gefördert wurde, scheint ein Basalt zu sein, der entlang der divergenten Störungszone des Mittelatlantischen Rückens aufstieg. Doch die enormen Schmelzströme, die sich unter Svartsengi zusammenbrauten, könnten ihren Ursprung im isländischen Mantelplume haben.

Wie dem auch sei: Heute gab es wieder eine rege Bebentätigkeit auf Reykjanes und insbesondere im südlichen Endbereich der Risse des Sundhnúkur-Kraterfelds, die an Grindavik heranreichen. Innerhalb der nächsten Tage wird ein weiterer Vulkanausbruch erwartet.