Island: Schwarmbeben bei Reykjanestá am 12.03.25

Erdbebenschwarm nahe Leuchtturm von Reykjanestá auf Island – Über 100 Beben detektiert

Heute Nachmittag manifestierte sich im Bereich der Südwestspitze von Reykjanes, genauer in der Nähe des Leuchtturms von Reykjanestá ein Erdbebenschwarm. Laut IMO wurden ca. 100 Erdbeben registriert. Der stärkste Erdstoß hatte eine Magnitude von 3,4 und lag onshore. Das Hypozentrum befand sich in nur 3600 m Tiefe. Zwei weitere Erschütterungen hatten Magnituden im Dreierbereich. Diese beiden Bebe lagen offshore, kurz vor der Küste.

Die Erdbeben waren in Grindavík zu spüren gewesen. Vergleichbare Erdbebenschwäre haben wir hier in den letzten Jahren öfters gesehen und dürften mit den Vorgängen bei Svartsengi in Verbindung stehen: Durch die Bodenhebungen dort entstehen Spannungen, die sich im größeren Umfeld verteilen und an Störungszonen Erdbeben auslösen. Natürlich lässt es sich auch nicht ganz ausschließen, dass die Beben durch Fluidbewegungen verursacht werden. Eine eigenständige Bodenhebung wurde in dem Areal bis jetzt aber nicht detektiert, obgleich sich auf Interferogrammen bis hierhin die Bodenhebung von Svartsengi auswirkt.

Im Dezember 2024 ereignete sich vor der Südwestspitze von Reykjanes ein ähnlich starker Erdbebenschwarm. Der Schwerpunkt lag damals in der Nähe von Eldey, etwa 10 km südwestlich von Reykjanestá. Auch im August 2024 und September 2023 kam es bei Reykjanestá zu Erdbebenschwärmen. Oft begann sich hier die Seismizität kurz vor (Stunden bis wenige Tage) dem Einsetzen der Eruptionen bei Sundhnúkur zu steigern. Dort gab es heute 5 Erschütterungen, also einige weniger als gestern.

Erdbeben M 3,5 unter Bardarbunga

Das war aber nicht alles an Erdbeben, mit denen Island heute aufwartete: Gestern eingeschlossen gab es unter der ganzen Insel 236 Erschütterungen. 32 Beben manifestierten sich im Bereich des Vatnajökulls und insbesondere unter dem subglazialen Vulkan Bardarbunga. Das stärkste Beben hier brachte es auf Mb 3,5. An der GNSS-Messstation DYNC wird seit August ein kontinuierlich anhaltender horizontaler Versatz von mittlerweile 20 mm in nördlicher Richtung detektiert. Zunächst ging eine Bodenhebung mit dieser nordwärtsgerichteten Bodenbewegung einher, die zuletzt aber stagnierte.

Island: Steigerung der Ausbruchswahrscheinlichkeit

Erdbeben signalisieren erhöhte Ausbruchswahrscheinlichkeit bei der Sundhúnkur-Kraterreihe auf Island

Die Lage auf der isländischen Reykjaneshalbinsel spitzte sich in den letzten Stunden zu, da es eine signifikante Zunahme der Seismizität entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe gab. Innerhalb der letzten 24 Stunden manifestierten sich 15 Erschütterungen im Gebiet von Svartsengi, wobei nicht alle Beben entlang der Kraterreihe lagen, sondern einige auch streuten und Grindavik erschütterten. Die Beben hatten geringe Magnituden und lagen in Tiefen von ca. 3 Kilometern und somit bereits ziemlich flach. Die Bodenhebung hält noch weiter an, eine seitliche Intrusion lässt sich aus den Werten noch nicht ableiten.

In einem RUV-Interview äußerte sich IMO-Naturgefahrenexpertin Steinunn Helgadóttir dahingehend, dass eine Eruption bevorzustehen scheint. Sie verwies auch explizit auf die Beben bei Grindavik. Es kann nicht als ausgeschlossen angesehen werden, dass sich ein magmatischer Gang in dem Bereich bilden wird. Obwohl sich vergleichsweise wenige Anwohner der Stadt auch dort aufhalten, ist sie nicht evakuiert. Einige Betriebe, besonders die Fischverarbeitung am Hafen, scheinen ihren Betrieb wieder aufgenommen zu haben. Als ich vorletzte Woche Samstag dort unterwegs war, sah ich zahlreiche Fahrzeuge dort geparkt.

Interessanterweise äußerte sich der isländische Vulkanologe Ármann Höskuldsson erst gestern in einem VISIR-Interview dahingehend, dass er denkt, dass die Eruptionsserie bei Sundhnúkur bereits vorbei ist. Allerdings wollte er sich nicht ganz festlegen und schloss noch einen weiteren Ausbruch bei Sundhnukur nicht ganz aus. Für wahrscheinlicher hält er aber eine Verlagerung der Eruption auf eines der anderen Spaltensysteme auf Reykjanes.

Von diesen scheint mir das Krysúivik-System ein guter Kandidat zu sein. Das Schwarmbeben von gestern schwächte sich zwar ab, dennoch gibt es dort auch heute noch Erdbeben. Innerhalb der letzten 48 Stunden registrierte IMO auf Reykjanes 113 Erschütterungen. Unter ganz Island waren es 173.

IMO brachte soeben ein Update der Gefahrenlage heraus und bestätigt im Wesentlichen das oben Aufgeführte. Ergänzend wiesen die Vulkanologen darauf hin, dass es seit Beginn der Ausbruchsserie im Dezember 2023 keine größere Bodenhebung und Magmenakkumulation gab als jetzt. Daraus lässt sich ableiten, dass ein besonders starker Ausbruch droht, von dem einige Forscher annehmen, dass er eher nicht kommt. Geheimnisvolle Welt der Uneinigkeit!

Island: Schwarmbeben bei Setlun

Schwarmbeben im Krysúvik-System nahe Thermalgebiet Setlun – Über 100 Beben detektiert

Auf der isländischen Reykjaneshalbinsel war gestern aus seismischer Sicht einiges los, denn es gab eine erhöhte Seismizität im Krysúvik-Spaltensystem, in deren Folge mehr als 100 Beben registriert wurden. Die meisten Erschütterungen manifestierten sich westlich des Thermalgebiets Setlun, das ich bei meinem Islandbesuch im letzten Jahr besichtigen konnte. Während die meisten Beben Magnituden kleiner 1 hatten und somit in den Bereich der Mikroseismizität fielen, brachte es der stärkste Erdstoß auf eine Magnitude von 3,0. Das Hypozentrum lag in 5 Kilometern Tiefe. In diesem Tiefenbereich ereigneten sich auch die meisten anderen Beben. Dieser ist typisch für magmatisch bedingte Erschütterungen infolge einer Magmenakkumulation, obgleich in dem Areal in den letzten Monaten keine Bodenhebung detektiert wurde, sondern sogar eine Absenkung. Eine mögliche Trendwende setzte im Februar ein, wobei unklar ist, ob eine vermeintliche Bodenhebung nicht mit der Aktivität bei Svartsengi zusammenhängt.

Im Sommer 2023 hatte sich der Boden bei Krysúvik deutlich gehoben und Vulkanologen rechneten sogar damit, dass sich die Aktivität vom damals noch aktiven Fagradalsfjall-Bereich ins benachbarte Krysúvik-System verlagern würde. Doch wie wir wissen, kam es anders und die Aktivität wanderte ins westlich gelegene Svartsengi-Gebiet, anstatt nach Osten. Gestern bebte es auch im Bereich Fagradalsfjall-Keilir, wo die Eruptionsserie auf Reykjanes 2021 begann.





Einige Erdstöße wurden auch im Bereich der Sundhnukur-Kraterreihe verzeichnet. Die Bebentätigkeit hier lag in etwa auf dem Niveau der Vortage. Das gleiche gilt für die Bodenhebung, die nach einem sehr wahrscheinlich messtechnisch bedingten Rücksetzer weiter anhält. Nach Einschätzung des Vulkanologen Þorvaldur Þórðarson könnte sich eine Eruption um den 20. März ereignen, wobei es natürlich immer sein kann, dass die unterirdische Aktivität stoppt, ohne dass es zu einer weiteren Eruption kommen kann.

Þorvaldur spekuliert in einem MBL-Interview darüber, dass die vulkanische Aktivität auf Reykjanes sogar 200 bis 300 Jahre anhalten könnte – ein Garant dafür, dass es uns Vulkanspottern nicht langweilig wird, insbesondere, da es auch an anderen Stellen auf Island zu Vulkanausbrüchen kommen wird. Ziemlich weit oben auf der Liste möglicher Vulkanausbrüche stehen die Vulkane unter dem Vatnajökull einschließlich der Askja nördlich des Gletschers.

Island: Seismizitätszunahme bei Sundhnúkur

Steigerung der Erdbebenaktivität bei Sundhnúkur – Experte sieht letztes Kapitel der Eruptionsserie gekommen

In den letzten 24 Stunden wurden entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe nahe Svartsengi sieben Erschütterungen registriert. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 2 und lag östlich der vulkanischen Erhebung Sylingafell – in etwa dort, wo sich infolge der Eruptionsserie der größte Schlackenkegel auf der Spalte gebildet hat.

Die Messdaten zur Bodenhebung bei Svartsengi zeigen heute erneut einen Rücksetzer der Hebung. Dies könnte auf eine Messungenauigkeit zurückzuführen sein, aber auch darauf hindeuten, dass Magma beginnt, unterirdisch in Richtung der Eruptionsspalte zu migrieren. Falls Letzteres zutrifft, könnte der erwartete Vulkanausbruch in den nächsten Stunden tatsächlich beginnen – sicher ist das jedoch nicht.

Benedikt Gunnar Ófeigsson, Geophysiker und Leiter der Deformationsmessung beim isländischen Wetterdienst, äußerte sich gestern in einem RÚV-Interview dahingehend, dass es unter Umständen noch länger dauern könnte, bis es zu einem Ausbruch kommt. Er beobachtet einen deutlichen Rückgang der Hebungsgeschwindigkeit und geht davon aus, dass sich der Magmenzustrom vom tiefen in das flacher gelegene Magmenreservoir in den letzten Wochen halbiert hat. Derzeit würden also noch etwa 1,5 bis 2,5 Kubikmeter Magma pro Sekunde aufsteigen – ein vergleichsweise hoher Wert, der jedoch rückläufig ist.

Aufgrund des nachlassenden Magmenzustroms hält Benedikt es für wahrscheinlich, dass das letzte Kapitel der Eruptionen an der Sundhnúkur-Kraterserie begonnen hat. Der nächste Ausbruch könnte der letzte in dieser Region von Reykjanes sein.

Seit dem letzten Ausbruch auf der Halbinsel Reykjanes sind rund drei Monate vergangen – die längste Pause seit der Bildung der Magmakammer unter Grindavík vor anderthalb Jahren.

Die Landhebung begann im Oktober 2023 unter Svartsengi, gefolgt von zwei außergewöhnlichen Magmaaufstiegen unter Grindavík, die mit starken Rissbewegungen vergleichbar mit denen im Krafla-System einhergingen. Die letzte größere Rissbildung fand im Januar statt: seither wurden außerhalb der Schlote keine nennenswerten Verschiebungen mehr beobachtet.

Der IMO-Experte hält es zudem für möglich, dass die Schmelze im Untergrund stecken bleibt und es in dieser Region letztlich zu keinem weiteren Ausbruch mehr kommt.

Island: Erdbeben verlagern sich

Zahlreiche Erdbeben auf Island – Verlagerung der Erdbeben bei Sundhnúkur

Auf Island hat sich das Wetter wieder gebessert, sodass das seismische Netzwerk nun auch die schwachen Erschütterungen wieder detektieren kann, die die Island-Shakemap so interessant machen. In den letzten 48 Stunden registrierte das isländische Wetteramt (IMO) 130 Erdbeben auf der gesamten Insel. 34 dieser Erschütterungen ereigneten sich im Bereich des Vatnajökull, darunter an den Vulkanen Grímsvötn und Bárðarbunga sowie am nördlich des Gletschers gelegenen Askja-Herðubreið-System.

Die Askja ist zuletzt etwas aus dem Fokus geraten, nachdem im Dezember vorübergehend keine GNSS-Messdaten zur Bodenhebung der Messstation OLAC verfügbar waren. Dennoch setzte sich die Bodenhebung fort: Innerhalb eines Jahres hob sich der Boden dort um 15 cm.

Ähnlich konstant steigt die Bodenhebung bei Svartsengi – mit dem Unterschied, dass sich der Boden hier seit Januar dieses Jahres bereits um gut 15 cm gehoben hat. Seit dem Ende der letzten Eruption im November beträgt die gesamte Hebung sogar fast 30 cm. Inzwischen nimmt auch hier die seismische Aktivität zu, wobei die Erdbebentätigkeit am benachbarten Spaltensystem Krýsuvík noch stärker angestiegen ist. Auf der Reykjanes-Halbinsel wurden innerhalb von zwei Tagen 65 Beben registriert. Nur acht dieser Erschütterungen lagen im Bereich von Svartsengi bzw. an der Sundhnúkur-Kraterreihe. Über mehrere Tage hinweg ist weiterhin eine leicht erhöhte seismische Aktivität entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe festzustellen.

Den Kollegen der Südisländischen Vulkan- und Naturgefahrengruppe fiel auf, dass sich die Bebentätigkeit in den letzten Tagen etwas nach Osten verlagert hat: Zuvor manifestierten sich die meisten Erschütterungen entlang der Kraterreihe, nun treten sie daneben auf. Unklar ist, ob dies den nächsten Eruptionsort beeinflussen könnte und ob sich eine Spalte neben der Kraterreihe öffnen wird – vorausgesetzt, es kommt zu einem weiteren Ausbruch.

Laut IMO-Vulkanologen hält man den Vulkan für eine weitere Eruption bereit. Allerdings hat sich der Kurvenverlauf des Bodenhebungsgrafen in drei Episoden etwas abgeflacht, was darauf hindeutet, dass offenbar weniger Magma in das flach liegende Speichersystem aufsteigt. Diese Reduzierung könnte zum einen darauf zurückzuführen sein, dass die Elastizität des Bodens begrenzt ist und er mit zunehmender Hebung einen immer größeren Gegendruck aufbaut, den aufsteigendes Magma erst überwinden muss. Es ist jedoch auch möglich, dass sich der Magmenaufstieg aus der Tiefe mit der Zeit verlangsamt.

Island: Zunehmende Eruptionswahrscheinlichkeit attestiert

Erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Eruption auf Island – Schneefreie Flächen südlich von Vogar

Nach ein paar winterlichen Schlechtwettertagen auf Island (dazu später mehr) sitze ich nun wieder am heimischen Rechner und kann euch wie gewohnt mit Informationen zu den Vulkanen der Welt versorgen – und natürlich mit den neuesten Nachrichten aus Island.

Wie das isländische Wetteramt (IMO) gestern mitteilte, sehen die Experten für Naturgefahren eine wachsende Wahrscheinlichkeit eines bevorstehenden Vulkanausbruchs auf der Reykjanes-Halbinsel. Die Bodenhebung setzt sich mit ähnlicher Geschwindigkeit wie bisher fort, und die Magmamenge unter Svartsengi übersteigt mittlerweile deutlich das geschätzte Volumen vor dem Ausbruch am 20. November.

Die jüngsten Wetterbedingungen haben vermutlich die Sensitivität des Erkennungsnetzwerks beeinträchtigt, sodass in den letzten Tagen nur eine begrenzte seismische Aktivität registriert wurde. Dennoch ist davon auszugehen, dass die Erdbeben weiterhin leicht zunehmen. Die Wahrscheinlichkeit eines Magma-Durchbruchs und einer Eruption steigt, und alle Hinweise deuten darauf hin, dass es in den kommenden Tagen oder Wochen so weit sein könnte.

Generell weisen die Vulkanologen erneut darauf hin, dass ein Ausbruch mit sehr kurzer Vorwarnzeit einsetzen könnte. Da die Seismik momentan kein verlässliches Instrument zur Erfassung eines bevorstehenden Ausbruchs zu sein scheint, verlässt man sich zunehmend auf Druckänderungen in einem der Bohrlöcher des Geothermalkraftwerks.

Das wahrscheinlichste Szenario ist erneut die Öffnung einer Eruptionsspalte im Gebiet zwischen Sundhnúkur und Stóra-Skógafell. Das von einer Eruption betroffene Gebiet hängt davon ab, ob sich die Eruptionsspalten nach Norden oder Süden ausdehnen.

Vom startenden Flugzeug aus konnte ich heute Morgen mehrere langgestreckte Areale zwischen dem Nordende des Lavastroms und dem Ort Vogar an der Nordküste erkennen. Dabei könnte es sich um Risse im Boden handeln, aus denen warme Gase austreten. Es ist also nicht auszuschließen, dass das Magma unterirdisch weiter nach Norden migriert als bislang angenommen.

Wasser der Blauen Lagune wärmer

Mir ist auch aufgefallen, dass das Wasser in der Blauen Lagune (ja, Leroy und ich haben es geschafft, sie zu besuchen, bevor sie möglicherweise der Lava zum Opfer fällt) wesentlich wärmer und damit angenehmer war als bei meinem letzten Besuch – der allerdings schon einige Jahre zurückliegt.

Damals empfand ich es eher als lauwarm und war von der niedrigen Temperatur enttäuscht. Diesmal entsprach es jedoch wohl den angegebenen 38 Grad. Weniger angenehm war der Preis: letztes Jahr zahlte ich für meine Reservierung noch 77 €, dieses Jahr waren es 104! Zur Erinnerung: letztes Jahr funkte mir der Vulkanausbruch dazwischen, zum Glück blieb er diesmal aus!

Es gibt bereits einen neu angelegten Behelfsparkplatz, der allerdings weniger Stellplätze bietet als der von der Lava verschüttete. Wer bis 14 Uhr ankommt, hat gute Chancen, noch einen Platz für sein Fahrzeug zu bekommen – danach könnte es knapp werden.

Grindavík wirkt erstaunlich intakt

Mein Weg führte mich auch durch Grindavík, das wieder erstaunlich gut aussieht. Zwar sind die Bereiche mit den größten Schäden noch abgesperrt, doch viele Risse in den Straßen wurden verfüllt, sodass man problemlos durchkommt. Viel touristische Infrastruktur gibt es hier allerdings nicht mehr.

Island: Enormer Geltscherschwund

Starker Gletscherschwund auf Island – IMO stellt Vergleichsgrafik online

Dass die Gletscher weltweit auf dem Rückzug sind, ist kein Geheimnis mehr, doch eine neue Studie, die im Wissenschaftsjournal Nature veröffentlicht wurde, zeigt, wie dramatisch die Situation in einigen Ländern ist: Seit Beginn des 21. Jahrhunderts haben Gletscher außerhalb Grönlands und der Antarktis jährlich durchschnittlich 273 Milliarden Tonnen Eis verloren. Besonders besorgniserregend ist, dass sich dieser Verlust in den letzten zehn Jahren erheblich beschleunigt hat.

Insgesamt ist das Gletschervolumen in den vergangenen zwei Jahrzehnten um 5 Prozent geschrumpft. Die Geschwindigkeit dieses Rückgangs variiert regional stark – von etwa 2 Prozent in der Antarktis bis hin zu alarmierenden 39 Prozent in den Höhenlagen Mitteleuropa, sprich vor allem in den Alpen. Dort ist das Schrumpfend er Gletscher besonders dramatisch, denn die Trinkwasserversorgung vieler Gemeinden hängt vom Schmelzwasser der Gletscher ab. Sind diese Verschwunden, gibt es auch nichts mehr zum Trinken. Das ist natürlich nicht nur in den Alpen ein Problem, sondern auch in anderen Gebirgsregionen, z.b. im Himalaya und in den Anden, wo auch die Landwirtschaft vom Schmelzwasser der Gletscher abhängt. Hinzu kommt der Anstieg des Meeresspiegels: in diesem Jahrtausend stieg er bereits um 18 mm. Ein weiteres Problem ist die Aussüßung des Meereswassers, wodurch sich globale Meeresströmungen ändern können, die einen großen Einfluss auf das Klima haben.

Besonders stark betroffen ist auch Island, wo seit dem Jahr 2000 jährlich im Durchschnitt 8,3 Milliarden Tonnen Eis verschwunden sind. Das entspricht einem jährlichen Rückgang der Gletscherhöhe um 93 Zentimeter. Im Jahr 2019 wurde ein erster isländischer Gletscher für tot erklärt. Hierbei handelt es sich um den Okjökull, der komplett verschwunden ist. Doch auch andere Gletscher schmelzen rasant, ein umstand, von dem ich mich bei meinen Islandreisen der letzten 30 Jahre selbst von überzeugen konnte und aktuell auch kann.

Zwar verlangsamte sich der Schmelzprozess isländischer Gletscher seit 2010 aufgrund lokaler Abkühlungen vor der Küste, dennoch verliert Island weiterhin schneller Eis als viele andere Regionen der Erde. Zur Diskussion seht auch, dass sich Eisschwund und Meeresspiegelanstieg durch veränderte Auflast auf die Erdkruste auf vulkanische Aktivität auswirken könnte. Etwas, von dem Island besonders betroffen sein könnte.

Das Bild oben veranschaulicht das Volumen von 1 Kubikkilometer Wasser in Form einer Kugel mit einem Durchmesser von 1.240 Metern. Wäre sie auf gleicher Höhe wie die Hallgrímskirkja (Kirche in Reykjavik) platziert, würde sie den Gipfel des Gebirgszugs Esjan um etwa 360 Meter überragen. Zum Vergleich: Die jährlich schmelzende Eismasse der Gletscher weltweit entspricht dem Volumen von 273 solcher Kugeln.

Der Artikel erscheint nicht zufällig heute, denn ich bin gerade auf Island unterwegs. Auf dem Plan steht heute die Fahrt zur Gletscherlagune Jökullsarlon, die am Ostrand des größten Gletschers Europas liegt, dem Vatnajökull. (Quelle: IMO)

Island: Deutsche Firma berät in Grindavik

Schwarmbeben bei Reykjanestá auf Island – Deutsche Experten beraten in Bezug auf Grindavik

Auf Island wartet man mit Spannung auf einen weiteren Vulkanausbruch, der sich im Svartsengi-Gebiet auf der Reykjaneshalbinsel zusammenbraut. Der Boden hebt sich weiterhin, wobei sich die Bodenhebung den Werten des bisherigen Maximums vom August nähert. Damals endete die Bodenhebung in einer starken Eruption, um direkt nach dem Ausbruch wieder einzusetzen. Der nächste Ausbruch scheint nur noch Tage oder Wochen entfernt zu sein, wobei es sich auch noch bis April oder Mai hinziehen könnte, bis die Bodenhebung so weit über der der vorherigen Eruption liegt, wie es bei 6 der bislang 7 Eruptionen bei Sundhnukur der Fall gewesen war.

Was neben der Bodenhebung bei Svatsengi für einen baldigen Ausbruch spricht, ist der Umstand, dass es in den benachbarten Spaltensystemen wieder vermehrt zu Erdbeben kommt. Anders als direkt bei Svartsengi ist hier der Boden noch nicht ausgeleiert, wodurch sich im Randbereich der Hebungszone größere Spannungen aufbauen als im eigentlichen Kernbereich der Hebung. So kam es gestern zu einem Schwarmbeben bei Reykjanestá, vor der Südwestspitze der Reykjanes-Halbinsel. Das stärkste Einzelbeben hatte eine Magnitude von 2,3.

Natürlich waren die Isländer in den letzten Wochen seit der November-Eruption nicht untätig und haben weitere Maßnahmen zum Schutz wichtiger Infrastruktur ergriffen. Insbesondere hat man die Befestigungs-Wälle bei Svartsengi und teilweise auch um Grindavik herum weiter ausgebaut und bis auf 17 m erhöht. Da ein Ende der Eruptionen nicht in Sicht ist, werden weitere Pläne zum Schutz der Infrastruktur ausgearbeitet.

Die Behörden gehen davon aus, dass es Jahrzehnte dauern könnte, bis auf der Reykjaneshalbinsel wieder ruhigere Zeiten eintreten. Zur Bewältigung der Krise, die eine Menge Geld kostet und somit auch eine wirtschaftliche Herausforderung darstellt, wurde die deutsche Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsfirma Deloitte engagiert, um zusammen mit verschiedenen isländischen Ministerien und Gremien Zukunftsperspektiven für die von den Vulkanausbrüchen heimgesuchte Region zu entwickeln.

Deloitte hilft, die wirtschaftlichen Aspekte der Naturkatastrophe aufzuarbeiten, und setzt dabei auf eine datengestützte Szenarioanalyse, um mögliche Entwicklungen unter unsicheren Bedingungen besser bewerten zu können. Diese Methode soll fundierte Entscheidungen erleichtern und zu besseren Ergebnissen führen. Die Veröffentlichung der Analyseergebnisse ist für Mitte März geplant.

Island: Erdbeben M 5,2 unter Bardarbunga

Erdbeben M 5,2 erschütterte Bardarbunga – Seismizität auch auf Reykjanes erhöht

Datum 22.02.25 | Zeit: 21:04:47 UTC | Koordinaten:  64.663 ; -17.468 | Tiefe: 1,6 km | Mb 5,2

Gestern Abend gab es auf Island einen seismischen Schub, in dessen Folge sich entlang einiger der Vulkanketten auf den beiden Hauptstörungszonen Islands zahlreiche Erdbeben ereigneten. Das stärkste Erdbeben manifestierte sich unter dem subglazialen Vulkan Bardarbunga und hatte eine Magnitude von 5,2. Die Tiefe des Erdbebenherds wird von IMO mit 1,6 Kilometer angegeben. Das Beben manifestierte sich um 21:04:44 UTC unter dem Nordwestrand der Caldera. Es folgten 2 weitere theoretisch spürbare Beben mit den Magnituden 3,0 und 3,1. Zudem gab es eine Reihe schwächerer Beben, die sich sowohl vor als auch nach den stärkeren Beben ereigneten. In dem Kartenabschnitt Vatnajökull wurden nun innerhalb von 48 Stunden 41 Beben registriert.

Die IMO-Experten verweisen darauf, dass vergleichbare Beben unter Bardarbunga nicht unüblich sind. Im April letzten Jahres hatte es eine Erschütterung M 5,4 gegeben. Doch in den vergangenen Monaten gab es eine Steigerung der mittelstarken Erschütterungen unter Bardarbunga.

Bereits drei Stunden vor den stärkeren Beben unter Bardarbunga begann auch in anderen Regionen Islands die Seismizität zu steigen, darunter auch im Bereich der Sundhnukur-Kraterreihe auf Reykjanes. Ich ergänzte den Artikel von gestern mit einer entsprechenden Bemerkung und mutmaßte, dass eine Eruption nicht mehr lange auf sich warten lassen könnte, denn gestern hatte es im Svartsengi-Gebiet insgesamt 7 Erschütterungen gegeben. Darüber hinaus nahm auch die Seismizität im näheren Umfeld zu, unter anderem bei Krysuvik und Reykjanestá, ganz so, wie es vor den anderen Eruptionen auch der Fall war. Doch nach dem stärkeren Erdbeben unter Bardarbunga beruhigte sich die Situation ein wenig.

Tatsächlich gab es nachts auch einige Beben unter der Katla, doch hier kann man nicht von einem Schwarm sprechen. Ob es einen Zusammenhang zwischen dem Aufleben der Seismizität an den verschiedenen Lokationen gibt oder ob das nur ein Zufall war, ist ungeklärt. Ich konnte aber bereits in der Vergangenheit öfter beobachten, dass es nach ruhigeren Phasen zu einem Aufleben der Aktivität in mehreren Regionen der Insel kommt. Mögliche Zusammenhänge könnten Spannungen sein, die durch die Kontinentaldrift entlang der beiden isländischen Riftzonen entstehen. Auf diesen Riftzonen liegen auch die meisten Zentral- und Spaltenvulkane der Insel. Unter Bardarbunga befindet sich zudem noch der zentrale Teil des Island-Mantelplumes, der neben dem Rifting als Hauptmotor des Vulkanismus auf der Insel im Nordatlantik gilt.

In Bezug auf die Situation bei Sundhnukur gibt es bei FB einen Post, nach dem das geothermal erwärmte Leitungswasser, das aus Svartsengi kommt, aktuell besonders heiß sein soll. In dem Beitrag heißt es weiter, dass dies auch einige Tage vor den anderen Eruptionen der Fall gewesen sein soll.