Island: Starkes Erdbeben Mb 5,1 unter Bardarbunga

Starkes Erdbeben Mb 5,1 erschüttert Calderavulkan Bardarbunga – Zahlreiche Erdbeben gingen voran

Datum 08.12.24 | Zeit: 01:49:45 UTC | Koordinaten: 64.521 ; -17.569 | Tiefe: 3,9 km | Mb 5,1

Heute Nacht bebte es um 01:49:45 Uhr UTC unter dem isländischen Calderavulkan Bardarbunga mit einer Magnitude von 5,1. Das Epizentrum wurde 4,1 km ost-südöstlich des Calderazentrums verortet. Der Erdbebenherd befand sich nach Angaben des IMO in 3,9 Kilometern Tiefe. Es war das zweite starke Erdbeben unter der Caldera in diesem Jahr. Am 21. April gab es sogar ein noch stärkeres Beben mit einer Magnitude von 5,4.

Dem aktuellen Erdbeben gingen einige Tage erhöhter seismischer Aktivität voraus, die sich besonders gestern im Tagesverlauf steigerte. Obwohl der Erdstoß vergleichsweise stark war, gibt es keine Wahrnehmungsmeldungen, was der Abgeschiedenheit der Region geschuldet sein dürfte.

Tatsächlich hielt ich mich 2014 wenige Tage vor der Eruption nur 50 Kilometer vom Bardarbunga entfernt auf und konnte auch keines der stärkeren Erdbeben dort spüren.




Laut IMO sind solche Erschütterungen unter dem Vulkan nicht unüblich, allerdings auch nicht alltäglich. Sie weisen darauf hin, dass sich unter dem Vulkan etwas tut. Was genau der Auslöser des Bebens war, bleibt jedoch spekulativ. Bereits während der großen Eruption im Jahr 2014 sackte das Dach der Caldera um mehr als 100 Meter ab. Erdbeben könnten also weiterhin eine Erscheinung dieser Subsidenz sein. Andererseits gibt es Hinweise darauf, dass direkt nach der Eruption eine erneute Magmenakkumulation einsetzte, ähnlich wie im Fall von Svartsengi. In diesem Fall könnten starke Beben auch mit Magmenaufstieg zusammenhängen, indem aufsteigendes Magma Druck auf das Calderadach ausübt und Erdbeben entlang von Störungszonen in diesem Gesteinsdeckel auslöst. Last but not least kommen rein tektonische Prozesse infrage, denn wie die meisten großen Zentralvulkane Islands liegt auch die Bárðarbunga-Caldera im Bereich des Störungsgürtels, der mit dem mittelatlantischen Rücken in Zusammenhang steht, der sich in zwei Armen geteilt quer durch Island zieht.

Die Bardarbunga-Caldera liegt unter dem großen Eisschild des Vatnajökull. Der Gletscher ist der mächtigste in Europa und bedeckt mehrere große Calderavulkane. Dass sich gerade hier so viele Vulkane befinden, liegt nicht nur an der großen divergenten Störungszone, sondern auch am Island-Mantelplume, dessen Zentrum unter dem Vatnajökull vermutet wird. Dass ausgerechnet unter dem größten Gletscher Europas vermutlich der größte Mantelplume liegt, der Schmelze aus dem Erdmantel zur Oberfläche transportiert, mutet ein wenig skurril an: Zwei gegensätzliche Superlative aus Feuer und Eis treffen hier aufeinander. Na, wenn das mal kein Stoff für Mythen und Legenden ist.

Island: Neue Bodenhebung bei Svartsengi bestätigt

Bodenhebung bei Svartsengi durch InSAR-Aufnahme bestätigt – Eruption auf Island flaut weiter ab

Der Vulkanausbruch auf der Sundhnúkur-Eruptionsspalte liegt im Sterben und flaut langsam ab. Zwar ist es denkbar, dass er einen neuen Schub Lebensenergie in Form von Magma bekommt, doch besonders wahrscheinlich ist es nicht. Es fließt noch etwas Lava aus dem Förderschlot, doch sie schafft es nicht sonderlich weit und bewegt sich nur in Kraternähe. Dennoch, wie heißt es so schön: Jedem Ende wohnt ein Anfang inne, was hier besonders schön zutrifft. Schaut man sich die Grafen zu den GPS-Daten genauer an, dann erkennt man eine leichte Zunahme der Bodenhebung, die parallel zur Abschwächung der Aktivität an Fahrt zunimmt. Das Magmenreservoir unter Svartsengi hat also wieder angefangen, sich aufzuladen. Die Bodenhebung verläuft an der Messstation HSO2, die südwestlich der Blauen Lagune steht, schneller, als an der SENG-Station nordöstlich des Resorts, die hier meistens als Referenz herhalten muss. Vielleicht ergibt sich hieraus sogar eine Verlagerung der eruptiven Aktivität in die westlich gelegene Eldvörp-Kraterreihe beim nächsten Ausbruch. Entsprechendes wurde bereits vor Monaten von dem einen oder anderen isländischen Vulkanologen proklamiert.

Die Bodenhebung wurde nun auch durch InSAR-Aufnahmen bestätigt. Man erkennt, dass sich die Region der größten Hebung tatsächlich südwestlich der Blauen Lagune befindet. Die Radardaten, mit deren Hilfe der Abstand zwischen Satellit und Erdoberfläche gemessen wurde, stammen aus dem Zeitraum vom 30. November bis zum 4. Dezember. In diesem Zeitraum hob sich der Boden um gut 2,8 Zentimeter, was einem Farbringdurchgang entspricht. Die Bodenhebung läuft insgesamt noch etwas langsamer ab als vor der Eruption, diese ist aber noch nicht ganz beendet und wir können mit einer weiteren Beschleunigung der Hebung rechnen, sobald die Eruption vorbei ist.

Tatsächlich hat die Blaue Lagune gestern wieder ihren Betrieb aufgenommen. Die Zufahrt kann aber nur über die Route No. 44 durch Grindavik erfolgen, wo privat Anreisende parken müssen und den Rest des Weges per Shuttlebus zurücklegen müssen. Derweil werden neue Parkplätze an der Blauen Lagune gebaut. Der ursprüngliche Parkplatz wurde von Lava verschüttet. Die Piste über das frische Lavafeld parallel zum Grindavikurvegur ist bereits fertiggestellt, aber nur für geländegängige Fahrzeuge von Behörden und Bautrupps freigegeben.

Island: Von Vulkanen und Erdbeben am 06.12.24

Erdbebenschwarm bei Krysúvik – Vulkanausbruch schwächelt

Heute fange ich meinen Bericht zu den Vorgängen auf Island mal nicht mit dem stark schwächelnden Vulkanausbruch an, sondern mit einem Erdbebenschwarm, der sich zur Stunde bei Krysúvik zuträgt. Zwischen 11:00 und 14:20 UTC manifestierten sich 26 Beben überwiegend geringer Magnituden in Tiefen zwischen 5 und 7 Kilometern. Das stärkste Beben brachte es aber immerhin auf Mb 2,4. Die Epizentren lagen am Ostufer des Kleifarvatn, wo sich bis jetzt nicht viele vergleichbare Ereignisse ereigneten, denn die meisten Beben in dieser Region manifestierten sich entweder unter dem Zentrum des Sees oder westlich davon. Im Frühjahr vergangenen Jahres hatten sich im Krysúvik-System Bodendeformationen angebahnt und einige Forscher glaubten, dass sich dieses System auf einen Vulkanausbruch vorbereiten würde, doch dann konzentrierten sich die Ausbrüche auf die Sundhnúkur-Kraterreihe und die Aktivität bei Krysúvik nahm ab. Seit einigen Wochen nimmt die Seismizität hier aber wieder zu und wer weiß, vielleicht sehen wir hier eines Tages einen Vulkanausbruch.

Der Ausbruch bei Sundhnúkur hatte gestern stark nachgelassen und viele rechneten schon mit einem baldigen Aus der Eruption, doch momentan sieht es so aus, als hätte er sich auf Vortagesniveau stabilisiert. Es ist noch ein Förderschlot aktiv, in dem Lava kocht und spattert, was einen kurzen Lavastrom speist. Verglichen mit der Aktivität vergangener Woche ist der Ausbruch aber nur noch ein Schatten seiner selbst und es darf bezweifelt werden, ob er das Wochenende überdauert.

Gletscherlauf am Myrdalsjökull bzw. Katla

Dennoch wird es auf Island nicht langweilig werden, dafür sorgen schon noch die anderen Vulkansysteme der Insel nahe des Polarkreises: Zu diesen zählt die Katla, die unter dem Gletscher Myrdalsjökull liegt. Es gibt Hinweise darauf, dass ein weiterer Gletscherlauf entlang des Flusses Skálm begonnen hat. Es wäre das dritte dieser Ereignisse seit dem stärkeren Gletscherlauf im Juli. Die elektrische Leitfähigkeit des Flusswassers hat stark zugenommen, was ein Hinweis darauf ist, dass das Wasser mit vulkanischen Fluiden und Sedimenten kontaminiert ist. IMO warnt vor Gasverschmutzung und einem möglicherweise bevorstehenden Hochwasser. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der subglaziale Vulkan eine stärkere geothermale Aktivitätsphase aufweist oder dass es zu einem kleinen Lavaaustritt gekommen ist. Letzte Woche berichtete ich über eine ungewöhnliche Erdbebenserie außerhalb der Caldera. Möglicherweise ein Vorzeichen der aktuellen Ereignisse.

Vermehrt zu Erdbeben ist es auch unter dem Vatnajökull-Gletscher gekommen, der u.a. die Vulkane Bardarbunga und Grimsvötn bedeckt, die als Ursprung der Beben angesehen werden können. Zudem bebte es am Tafelvulkan Herdubreid, der nördlich des Gletschers liegt.

Island: Eruption geht am Nikolausabend weiter

Neu veröffentlichte Landsat-8-Aufnahme vom 23. November, als die Lava die Blaue Lagune erreicht hatte. © NASA

Vulkanausbruch auf Island geht auf geringem Niveau weiter – Bau der Piste nach Grindavik hat begonnen

Die Eruption auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel hält weiter an, allerdings hat sich die Förderrate seit gestern weiter verringert: Soweit ich es anhand der Livecamaufzeichnungen überprüfen konnte, scheint auch nur noch der linke Krater aktiv zu sein. Ein Wechsel zwischen den beiden Aktivitätszentren, so wie wir es in den letzten Tagen beobachten konnten, findet nicht mehr statt. Ich vermute mal, dass der Nikolaus keine Lust mehr hatte, den Schalter immer wieder umzulegen, und mit seinem Schlitten bereits unterwegs ist, die Kinder zu bescheren. Aufgrund immer wieder durchziehender Wolken ist es momentan schwer, sich ein genaues Bild der Lage zu machen, aber es sieht so aus, als würde die Lava recht ruhig aus dem verbliebenen Schlot fließen, so dass ein Lavastrom aktiv ist. Zuletzt floss die Lava in Richtung Fagradalsfjall, wo es auch in den letzten 48 Stunden zu einigen Erdbeben gekommen ist.

Die Bodenhebung unter Svartsengi geht weiter und aus einer neuen Grafik wird ersichtlich, dass sich der Boden noch nicht wieder ganz so schnell hebt wie vor der Eruption. Es könnte sein, dass am Förderschlot doch noch mehr Lava austritt, als man sehen kann. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, dass sich die Aufstiegsrate des Magmas, das sich unter Svartsengi akkumuliert, reduziert hat. Die Schmelze steigt seit fast 14 Monaten ununterbrochen auf, wobei sich die Aufstiegsrate im März verringerte und sich das Pausenintervall zwischen den Eruptionen verlängerte. Zugleich ist seitdem die Förderrate des Lava deutlich angestiegen. Irgendetwas hat sich zu diesem Zeitpunkt verändert.

Was sich nicht verringerte, sind die Anstrengungen der Isländer im Kampf gegen die Naturgewalten. Sie geben nicht auf und haben es bis jetzt tatsächlich geschafft, die wichtigsten Infrastrukturen bei Svartsengi, der Blauen Lagune und Grindavik vor ihrer Zerstörung zu bewahren. Aktuell hat man damit begonnen, eine neue Piste über das noch heiße Lavafeld zu bauen, um die Nordverbindung nach Gindavik wiederherzustellen. Zunächst wird die Piste aber nur für Geländewagen befahrbar sein. Noch ist es unklar, wann wieder PKWs darüber verkehren dürfen.

Island: Eruption schwächelt heute

Eruption auf isländischer Reykjanes-Halbinsel schwächelt, ist aber noch nicht vorbei

Zwei Wochen nach Beginn der Eruption zeigen sich Schwächen in der Aktivität des Vulkans bei Stóra Skógfell auf der Sundhnúkur-Kraterreihe. In der vergangenen Nacht ließen sowohl der Lavaausstoß als auch die Intensität der Spritzaktivität aus den beiden abwechselnd aktiven Kratern nach, obwohl die Eruption generell weiterhin andauert. Es gibt jedoch Phasen, in denen nur noch wenig Lava aus den Schloten austritt. Diese Ruheperioden treten vor allem nach einem Wechsel der Aktivität zwischen den Kratern auf, insbesondere wenn sich die Aktivität vom rechts im Bild sichtbaren Krater auf den linken verlagert.

Parallel zum Rückgang des Lavaausstoßes hat auch der Tremor etwas abgenommen, sodass man sagen kann, dass die Eruption ihren Höhepunkt überschritten haben könnte. Zwar lassen sich keine genauen Prognosen über die Dauer der Eruption erstellen, doch als Vulkanspotter würde ich derzeit nicht unbedingt nach Island reisen, zumindest nicht mit dem Ziel, diese Eruption zu dokumentieren. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass wir in den kommenden Monaten einen weiteren Ausbruch erleben werden. Die bisher noch geringe Bodenhebung lässt keine präzisen Rückschlüsse darauf zu, wann eine weitere Eruption zu erwarten ist, doch ein Zeitrahmen Richtung Frühling scheint möglich. In den nächsten Tagen dürfte sich die Bodenhebung beschleunigen, was bei nachlassender Aktivität zu erwarten ist.

Heute veröffentlichte MBL ein Interview mit dem IMO-Wissenschaftler Benedikt Gunnar Ófeigsson, der angibt, dass sich das Eruptionsverhalten des Vulkans seit der letzten Woche nicht verändert habe. Vermutlich wurde das Interview jedoch bereits gestern geführt und basiert auf den am Nachmittag veröffentlichten IMO-Analysen, die wiederum einen Tag älter sein dürften.

Gestern wurde zudem eine aktualisierte Gefahreneinstufung veröffentlicht, die in einigen Regionen eine Entspannung der Situation gegenüber der Vorwoche zeigt. Die wichtigsten Änderungen betreffen Zone 1 (Svartsengi), wo das Gesamtrisiko von „erheblich“ (orange) auf „mäßig“ (gelb) herabgestuft wurde. Diese Anpassung spiegelt das Fehlen von Lavaströmen in Richtung Svartsengi in den letzten Tagen wider. In Zone 6 wurde die Gefährdung von „hoch“ (rot) auf „erheblich“ (orange) reduziert, da das Risiko eines Tephra-Niederschlags nun als gering eingestuft wird. In den Zonen 5 und 6 bleibt die Gasbelastung eine erhebliche Gefahr, während sie in Zone 3 weiterhin eine extreme Bedrohung darstellt.

Island: Kegel auf Eruptionsspalte höher geworden

Schlackenkegel um Förderschlot auf Island ist gewachsen

Die Eruption auf der isländischen Sundhnúkur-Eruptionsspalte geht auch am 13. Tag nach Eruptionsbeginn weiter und präsentiert sich weitestgehend stabil. Der Tremor variiert nur in geringem Maße und bewegt sich seitwärts. Ähnliches kann man von der Bodenhebung sagen, die vor gut einer Woche wieder einsetzte. Seitdem hob sich der Boden im Bereich von Svartsengi – wo ein flach liegender Magmenkörper vermutet wird – um 2 Zentimeter.

Visuelle Livecam-Beobachtungen zeigen, dass der Kegel/Hornito um den aktiven Förderschlot seit gestern weiter gewachsen ist. Allerdings habe ich den Eindruck, dass die Lava nur noch aus dem Krater spritzt und keine Fontäne mehr aufsteigt. Stattdessen läuft die Lava recht ruhig aus einer Bresche im Kegel. Subjektiv betrachtet hat sich die Förderrate reduziert, so wie man es nach fast 2 Wochen eruptiver Tätigkeit erwartet. Sollte sich der Ausbruch weiterhin so entwickeln wie die Vorgänger, dann hat die Eruption wahrscheinlich mehr als die Hälfte ihrer Lebenszeit hinter sich und es ist kontinuierlich mit einem leichten Rückgang der Förderrate zu rechnen. Trotzdem könnte die Eruption natürlich noch Überraschungen parat haben.

Der Schwefeldioxid-Ausstoß ist weiterhin hoch und es gibt eine Gaswarnung für die Keflavik-Region und sogar für Orte auf der weiter nördlich gelegenen Snæfellsnes-Halbinsel.

Apropos Snæfellsnes: Das Schwarmbeben an der Basis der Halbinsel beim Grjotarvatn geht weiter, wenn auch nur auf niedrigem Niveau. Die Beben manifestieren sich 20 bis 30 Kilometer nördlich von Borganes.

Doch zurück zum Vulkan: Im Bereich der Blauen Lagune ist es etwas ruhiger geworden, nachdem man zum Eruptionsstaat die Deichanlagen verstärkt hatte. Sie wurde um 3–4 Meter erhöht und damit konnte man gerade dem schnell anwachsenden Lavastrom mithalten. Die Wiedereröffnung war ursprünglich für letzten Freitag geplant, was sich aber als unrealistisch herausstellte. Die Lagune ist bis einschließlich morgen geschlossen, dann will man die Situation neu bewerten.

Island: Vulkanausbruch und Erdbeben am 2. Dezember

Eruption auf Island geht weiter – Schwarmbeben am Fagradalsfjall

Auf Island geht der Vulkanausbruch weiter und heute Vormittag konnte man das Geschehen noch auf der Livecam verfolgen. Subjektiv betrachtet sah es für mich so aus, als hätte die Förderrate seit gestern etwas nachgelassen. Dafür spricht auch eine geringere Thermalstrahlung, die heute noch bei 924 MW lag und somit etwa 10 % niedriger war als es gestern der Fall war. Auch der Tremor ist etwas rückläufig. Aber nichtsdestotrotz stößt der Vulkan einiges an Lava aus und verursacht damit auch eine Gasverschmutzung der Luft. Winde aus dem Südosten treiben die Gaswolken in Richtung Nordwesten auf die Hauptstadtregion zu und IMO gab eine entsprechende Warnung heraus.

Die Bodenhebung im Bereich von Svartsengi bleibt unverändert gering, dennoch steigt der Boden leicht an. Seit der Trendwende hob sich der Boden um 1 bis 2 Zentimeter. Es wird also weniger Lava ausgestoßen, als aus der Tiefe aufsteigt. Da sich der Boden bereits wieder zu heben begann, als die Förderrate der Eruption noch höher war, kann man das als Indiz interpretieren, dass die Eruption nicht nur direkt aus dem flach liegenden Magmenkörper unter Svartsengi gespeist wurde, sondern auch aus einer anderen Quelle. Möglicherweise befand sich Magma in oberflächennahen Gängen und Sills, die jetzt leergelaufen sind.

Interessanterweise gab es heute auf Reykjanes einen kleinen Erdbebenschwarm in der Nähe vom Fagradalsfjall. Die Epizentren wurden ca. 1,5 Kilometer südwestlich der vulkanischen Erhebung detektiert, die bis zum Sommer 2023 Schauplatz der Eruptionen war. Somit dürften die Beben auf halber Strecke zum aktuellen Eruptionszentrum gelegen haben. Nicht auszuschließen, dass in diesem Areal ein kleiner Dyke intrudierte. Natürlich können die Veränderungen im Spannungsfeld infolge des Vulkanausbruchs auch lokale Störungszonen aktivieren.

Erdbeben gab es auch im Krysúvik-System bis hin zum Keilir. Bei Krysúvik war in den letzten Wochen eine Bodenhebung zu sehen gewesen, die sich mit Einsetzen der Eruption in Subsidenz verwandelt hat. Also hob sich der Boden hier infolge der Magmenakkumulation unter Svartsengi.

Island: Eruption bleibt am 1. Dezember stabil

Vulkanausbruch auf Island geht weiter – Nur geringe Variationen in den Messdaten

Der Vulkanausbruch No. 7 entlang der Sudhnúkur-Kraterreihe geht weiter und zeigt dabei nur wenige Variationen in den Messdaten: Der Tremor hat gegenüber dem Vortag minimal nachgelassen und ebenso leicht hebt sich der Boden im Bereich von Svartsengi. Es sieht so aus, als wäre die Förderrate etwas niedriger als in den Vortagen, doch im Großen und Ganzen bleibt die Eruption stabil.

Im Laufe der Nacht gab es wieder zwei Phasen, bei denen die Aktivität von dem einen auf den anderen Förderschlot wechselte und sich intensivierte. Der erste Lavaüberlauf, den ich auf den Livestream-Aufzeichnungen angeguckt habe, zog sich über fast drei Stunden hin. Der zweite dauerte hingegen nur wenige Minuten. Welcher Prozess hinter diesem Umswitchen der Aktivität steckt, bleibt unklar. Ich kann mir da nur ein verzweigtes Fördersystem vorstellen, das in Abhängigkeit vom Druck in der Leitung das Magma in verschiedene Förderkanäle lenkt.

Die kleinen Lavafontänen in den beiden Kratern, von denen nur in den Umschaltphasen beide gleichzeitig aktiv sind, speisen Lavaströme, die in südöstliche Richtung auf Fagradalsfjall und Sandhól zufließen.

Die Luftverschmutzung durch vulkanische Gase bleibt hoch und überschritt an der Messstation Húsafell, östlich von Grindarvík, die Grenzwerte und ist demnach gesundheitsschädlich. Wer dem Gas über längere Zeiträume hinweg ausgesetzt ist, riskiert nicht nur kurzzeitige Negativeffekte in Bezug auf die Gesundheit, sondern läuft Gefahr, irreparable Schäden in den Atemwegen und dem Herzkreislaufsystem zu erleiden. Oft machen sich solche Schäden (wie etwa COPD) erst Jahre nach der Exposition bemerkbar. Betroffen sind hiervon vor allem Menschen, die in der Region wohnen, und insbesondere die Arbeiter, die in der Nähe der Lavaströme werkeln.

Auf Youtube habe ich ein schönes Video von Kristján Kristinsson entdeckt, das am 28. November (also dem 9. Tag der Eruption) gefilmt wurde. Es zeigt sehr eindrücklich wie intensiv die Eruption aus der Nähe betrachtet noch ist.

Island: Erdbeben an der Katla

Erdbebenserie unter der Außenflanke der Katla

Heute Nacht manifestierte sich im Bereich des subglazialen Vulkans Katla eine Erdbebenserie, die aus neun Einzelbeben bestand. Die Magnituden lagen zwischen 0,9 und 1,4. Die Hypozentren befanden sich in einer Tiefe von weniger als 5 Kilometern. Das Besondere an diesem kleinen Schwarm ist, dass sich die Beben nicht unter der Caldera ereigneten, sondern unter der südwestlichen Flanke nahe der Basis des Vulkans, der vom Gletscher Mýrdalsjökull bedeckt ist. Die Beben reihen sich überwiegend wie Perlen auf einer Schnur auf und folgen dem Verlauf der Gletscherzunge Sólheimajökull. Würden die Beben flacher liegen, würde ich sie als Indiz für einen sich anbahnenden Gletscherlauf interpretieren, doch dafür sind sie zu tief gewesen. Ich kann mich nicht daran erinnern, in diesem Areal schon vergleichbare Beben gesehen zu haben. Darüber hinaus gab es einige Beben im Bereich der Caldera sowie bei der weiter nordwestlich gelegenen Hekla. Ob es sich um tektonische Erschütterungen handelte oder ob magmatische Fluide ihre Finger im Spiel hatten, ist ungewiss.




Doch diese Bebenserie war nicht die einzige, die Island in den letzten 48 Stunden erschütterte. Insgesamt wurden unter der größten vulkanischen Insel der Welt mehr als 100 Beben verzeichnet. Auffällig sind dabei die anhaltenden Beben unter einem weiteren Gletscher, der gleich mehrere Vulkane bedeckt: dem Vatnajökull. Hier gab es 24 Beben, die meisten davon im Bereich der Bárðarbunga-Caldera.

Beben gab es auch an der beginnenden Snæfellsnes-Halbinsel, nahe Grjótarvatn, gut 20 Kilometer von Borgarnes entfernt. Der stärkste Erdstoß erreichte hier eine Magnitude von 2,7.

Natürlich bebte es ebenfalls im Bereich der Reykjanes-Halbinsel, wobei sich die meisten Beben auf das Krýsuvík-System konzentrierten. Einige Beben ereigneten sich auch vor der Küste bei Reykjanestá und am Fagradalsfjall.

Eisdämme könnten Flüsse im Süden blockieren

Neben Vulkanen und Erdbeben gibt es auf Island weitere Naturgewalten, die aktuell für Schlagzeilen sorgen. Dabei handelt es sich nicht um vulkanisch bedingte Luftverschmutzung, sondern um sich aufschiebende Eismassen in den Flüssen Ölfusá und Hvítá im Süden der Insel. Diese Eisdämme blockieren oft Brücken und lassen die Flusspegel ansteigen, sodass es zu Überschwemmungen kommen kann. Das Isländische Meteorologische Institut (IMO) warnt davor, dass die Dämme mindestens bis zur nächsten Woche bestehen bleiben könnten, da erst dann wärmeres Wetter erwartet wird.