Nachrichten über Vulkanausbrüche, Erdbeben und Naturkatastrophen
Island
Island ist die größte Vulkaninsel im Atlantik, ja sogar der Welt. Hier gibt es immer wieder fantastische Vulkanausbrüche: Im langjährigen Mittel kommt es alle 5 Jahre zu einer Eruption. Seit 2021 verkürzten sich die Eruptionsintervalle deutlich, und auf der Reykjaneshalbinsel folgt ein Ausbruch dem nächsten.
Der Vulkanausbruch aus Island geht weiter – Neue Erdbeben bereiten Sorgen
Auf Island dauert der Vulkanausbruch bei Svartsengi weiter an, jedoch lässt sich ein leicht rückläufiger Trend beobachten. In den letzten Tagen hat der Tremor etwas nachgelassen und entsprechend hat sich der Lavaausstoß verringert. Dennoch brodelt die Lava immer noch im Krater auf der Sundhnukar-Spalte, und es wird weiterhin ein Lavastrom gefördert. MIROVA zeigt eine moderate Wärmestrahlung mit einer Leistung von 128 MW an.
Die Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet setzt sich fort und bleibt im Großen und Ganzen konstant. Seit Beginn des Ausbruchs hat sich der Boden um fast 8 Zentimeter gehoben, und es fehlen nur noch etwa 2 Zentimeter bis zur Parität mit dem Niveau vor dem Ausbruch. Es wird also weiterhin Magma in die flach gelegenen Reservoirs unter Svartsengi gefördert.
Der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson spekuliert in einem Interview mit MBL darüber, dass der Ausbruch in den nächsten zwei Wochen enden könnte, und dass sich wahrscheinlich eine weitere Eruption entwickeln wird, ähnlich wie wir es seit dem letzten Herbst bereits vier Mal gesehen haben. Er schließt jedoch auch nicht aus, dass eine mehrjährige Pause eintreten könnte. Es ist natürlich auch denkbar, dass sich der Ausbruch an eine andere Stelle auf Reykjanes verlagert. Die an Sundhnukar angrenzenden Eruptionsspalten wie Eldvörp oder das Krýsuvík-System wären dafür prädestiniert, wo gestern wieder mehrere Erdbeben auftraten.
Was die Erdbeben betrifft: Gestern gab es wieder zahlreiche, die sich auf verschiedene seismisch aktive Zonen Islands verteilten. Besonders betroffen waren Grímsvötn/Bardarbunga unter dem Vatnajökull, das Askja-System und die Tjörnes-Fracture-Zone. Þorvaldur Þórðarson sieht die Gefahr, dass auch Vulkane jenseits der Reykjaneshalbinsel aktiv werden könnten, und wies darauf hin, dass einige Vulkane statistisch gesehen für einen Ausbruch fällig wären. Dazu zählen Grímsvötn, Askja und Katla. Den Vulkan Hekla erwähnte der Vulkanologe nicht, dennoch zählt er zu den isländischen Vulkanen, die ebenfalls wieder fällig wären.
Immobilienpreis auf Island steigen kräftig
Auf Reykjanes bleiben die Probleme bestehen, und vor allem sorgt man sich um die Bewohner von Grindavik. Viele Betroffene, deren Häuser durch die Erdbewegungen im Stadtgebiet unbewohnbar geworden sind, warten weiterhin auf Zahlungen von den Versicherungen, ein Prozess, der sich über Monate hinziehen kann. Darüber hinaus haben auch viele andere Bewohner der Stadt beschlossen, sie zu verlassen. Infolgedessen steigen die Miet- und Immobilienpreise auf Island kräftig, was sich natürlich auf den Gesamtmarkt auswirkt.
Bericht zur Islandreise zwischen dem 1. und 6. April 2024 mit einem Besuch in Grindavik und Sundhnukar
Osterzeit – Reisezeit, so war es zumindest in diesem Jahr für Leroy und mich. Bereits kurz vor Beginn der Sundhnukar-Eruption am 16. März hatten wir die Reise gebucht. Ich wollte mich unabhängig von einer möglichen Eruption von den Erdkräften, die in Grindavik zu enormen Verschiebungen geführt hatten, selbst überzeugen, während Leroy von einem Tag in der Blauen Lagune träumte. Und als uns ein unschlagbar günstiges Flugangebot von Icelandair ins Haus flatterte, konnte ich nicht widerstehen und buchte kurzerhand zwei Flüge von Amsterdam aus. Der Haken dabei war, dass wir nur Handgepäck mitnehmen durften, was jedoch mit 10 kg großzügig bemessen war. Unser Plan war es, mit dem Minicamper den Golden Circle zu befahren.
Als wir dann am Ostermontag in Keflavik landeten, waren wir über den Camper, den ich bei rent.is gemietet hatte, wenig begeistert. Wie so oft in letzter Zeit fühlte ich mich auch von diesem Autovermieter über den Tisch gezogen. Gegen Aufpreis hatte ich einen Fiat Doblo Maxi aus dem Baujahr 2022 gebucht und bekam einen klapprigen Renault Kangoo mit eingedrückter Hecktür, dessen Liegefläche 20 Zentimeter kürzer war als die des Fiat. Auf meine Beschwerde hin meinte die Dame am Schalter des Autovermieters, dass alles dasselbe sei. Das Hauptmerkmal der gebuchten Kategorie sei der Plugin-Stromanschluss. Na toll, anstatt einer Webasto Standheizung hatten wir nun einen elektrischen Heizlüfter, der nicht einmal einen Umfallnotausschalter hatte! Und Strom? Den bekommt man wohl nur auf einem Campingplatz! Zum Glück hatten wir unsere Winterschlafsäcke ins Handgepäck gequetscht, was natürlich auf Kosten der Wechselkleidung ging. Also nicht kleckern!
Ziemlich wütend auf den Autovermieter begannen wir unsere Reise und fuhren zur Vulkan-Straßensperre auf dem Grindavikurvegur. Nicht dass ich mich etwa der Illusion hingab, nur meinen Presseausweis zücken zu müssen und zusammen mit Leroy Zugang zum Sperrgebiet zu bekommen, aber ich hoffte doch wenigstens auf ein paar Informationen, wie man eine Genehmigung erhalten könnte. Doch Fehlanzeige: Der junge Mann, der mit einem Privatwagen die Straße blockierte, gab sich erstaunlich ahnungslos. Dafür war ich über den regen Fahrverkehr erstaunt, denn unzählige Autos durften die Sperre passieren.
Also erstmal zurück nach Keflavik und Richtung Ghúnaver-Thermalgebiet, wo wir die erste Nacht auf dem Parkplatz verbringen wollten. Von der Straße aus sah man nicht nur den Dampf des Thermalgebiets, sondern auch den des Vulkans aufsteigen. Die Sonne ging erst spät unter, und die Nacht versprach kalt und windig zu werden. Bei einer kurzen Besichtigung der Thermalquellen kam ich mir vor, als würde ich nackt im Wind stehen, und fror trotz Daunenjacke im Nu durch. Leroy blieb gleich im Wagen sitzen. Nachts fiel das Thermometer dann auf 7 Grad unter Null. Heizung war ebenfalls nicht vorhanden, und so mussten wir uns auf unsere Schlafsäcke verlassen. Zum Glück gehörten zum Mietequipment zwei weitere Schlafsäcke, sodass wir uns damit zusätzlich zudecken konnten und die Nacht gut überstanden.
Morgens fuhren wir gleich nach Reykjavik und organisierten für den Nachmittag einen Hubschrauber, der uns über die Eruption von Sundhnukagigar fliegen sollte. Die Wartezeit bis zu unserem Slot verbrachten wir mit Sightseeing in der isländischen Hauptstadt. Am Flughafen angekommen hatten wir Glück, denn die beiden anderen Plätze im Heli blieben unbesetzt. Leroy durfte vorne sitzen und freute sich riesig über die Gelegenheit. Der Senkrechtstart eines Helikopters ist immer etwas Besonderes, und die Luft war klar, auch wenn inzwischen Wolken aufgezogen waren. So schwebten wir über Reykjavik in Richtung Südwesten, passierten den auffälligen Kegel des Keilirs und hielten auf das große Sundhnukar Lavafeld zu. Jeremy, der Pilot, verkündete, dass er leider nicht tiefer als 400 Meter fliegen dürfe und dass gerade über dem aktiven Kraterkegel ein Schneeschauer aufzieht. Na toll, dachte ich! Doch Jeremy schaffte es, vor dem Schneeschauer zu bleiben, und ich bekam einen guten Überblick über das Geschehen. Nur wurde nichts aus den Nahaufnahmen durch die Bresche im Kraterkegel, dennoch war ich froh, den Flug unternommen zu haben. Nachdem wir gut 10 Minuten über der Eruption gekreist waren, drehten wir auch schon wieder ab und überflogen auf dem Rückflug nach Reykjavik den Fagradalsfjall und folgten in etwa der Spur des Magmatischen Gangs, der vor drei Jahren die Geschehnisse auf der Reykjaneshalbinsel ins Rollen gebracht hatte. Es ist immer wieder schön, wenn man die Gelegenheit bekommt, das zu sehen, worüber man schreibt! Grindavik durften wir allerdings nicht überfliegen, denn man wollte die Bewohner des leidgeplagten Ortes vor Katastrophentouristen schützen.
Nach einem High Five navigierte uns Leroy zu einem Diner, wo wir uns einen Nachmittagsburger gönnten. Da wir noch über drei Stunden Tageslicht zur Verfügung hatten, brachen wir zum Haukadalur mit dem Geysir Strokkur auf. Auf dem Weg dorthin passierten wir eine fast menschenleere Gegend. Der Schnee hatte uns eingeholt und machte die Straßen rutschig. Ein Nordmann zu sein, das muss früher sehr hart gewesen sein, dachte ich mir so und merkte, dass Leroy ein wenig mulmig zumute war, zumal ich was von Trolle und Elfen erzählte und über Wikinger plapperte. An der kontinentalen Naht bei Thingvellir legten wir einen kurzen Stopp ein, und Leroy bekam nicht nur eine Lektion in Plattentektonik, sondern auch Geschichtsunterricht, denn hier war es, wo das erste demokratische Parlament der Welt tagte. Eine Stunde später standen wir dann auch schon am Geysir und staunten. Ein äußerst effektiver Tag!
Die Nacht verbrachten wir auf einem Wohnmobil-Stellplatz in der Nähe vom Haukadalur, der tatsächlich über Sanitäranlagen verfügte. Bei dem starken Wind war das definitiv ein Vorteil, dennoch bekam Leroy eine weitere Lektion: Nicht gegen den Wind pinkeln, besonders nicht, wenn man nur eine Wechselhose dabei hat! Hier probierten wir auch den Heizlüfter aus, der den Geruch eines alten Föns verbreitete, der voller verbrannter Haare steckte. Na toll!
Am nächsten Morgen besichtigten wir den halbgefrorenen Wasserfall Gullfoss und staunten über die Monstertrucks, die Gruppen chinesischer Touristen ins Hochland fuhren. Also, wir staunten über die gigantischen Räder der Trucks, nicht über die allgegenwärtigen Chinesen. Anschließend ging es zurück zum Geysir. Der Wind hatte nachgelassen, und so vertieften wir uns ein wenig in unsere Smartphones, um Zeitlupenaufnahmen des Geysirs zu machen. Anschließend kehrten wir im Geysir’s Inn ein und verzehrten das teuerste Frühstück der Reise, das nicht einmal besonders gut war. Nachmittags fuhren wir dann über Selfoss zu den Wasserfällen Seljalandsfoss und Skógafoss, wo wir uns in Nieselweite des letztgenannten Wasserfalls wieder auf einen Campingplatz begaben. Ich hatte die Gegend noch gut von meinem Fimmvördurhalspass-Abenteuer in Erinnerung, dass ich im Jahr 2010 mit Martin zusammen erlebte.
Überraschenderweise waren Leroy und ich nicht allein und trafen auf weitere Island-Enthusiasten, die hier in ihren Wohnmobilen nächtigten. Ich hatte mir zu Hause die letzte Folge der Netflix-Serie „Katla“ auf das Tablet geladen und schaute sie mir nun im Schatten des Gletschervulkans an. Tatsächlich war mir die Serie eigentlich zu langweilig gewesen (zu wenig Vulkanausbruch), und ich hatte sie nie zu Ende geschaut, doch hier, in Sichtweite der Originalschauplätze, bekam das Gezeigte eine andere Bedeutung, umso mehr, als wir morgens zur Gletscherzunge Sólheimajökull und nach Vík fuhren. Am Stadtrand des kleinen Dorfes entstand in den letzten Jahren ein Einkaufszentrum, in dem man auch relativ gut und günstig essen kann.
Da Leroy unbedingt in einem Thermalbad schwimmen gehen wollte, die Blaue Lagune wegen des Vulkanausbruchs geschlossen war (tatsächlich hatte ich am Tag des Eruptionsbeginns bereits Tickets gebucht gehabt), und die Sky Lagoon Tage im Voraus ausgebucht war, durchforsteten wir das Netz nach Alternativen. Wir machten uns auf den Weg zum Laugarvatn, um am Ufer des gefrorenen Sees im Fontana-Spa zu baden. Am Ufer des Sees gibt es heiße Quellen, die genutzt werden, um das legendäre Geysirbrot zu garen. Da der lokale Campingplatz eine Schlammoase war, fuhren wir zurück zum Wohnmobil-Stellplatz am Geysir. Die Küche des Restaurants war bereits geschlossen, und so versuchten wir auf dem Campingkocher, der zum Mietequipment des Campers gehörte, eine Fünf-Minuten-Terrine warm zu machen. Leider funzelte der Gasbrenner nur so vor sich hin, und das Wasser wurde nur lauwarm. Doch nach einer halben Stunde vor dem Heizlüfter war die Fünf-Minuten-Terrine dann endlich genießbar.
Unseren letzten Tag wollten wir in Vulkannähe verbringen. Da kam es gerade recht, dass Manfred mir eine Nachricht schickte, dass sich der isländische Journalistenverband den Weg nach Grindavik freigeklagt hatte. Wir näherten uns Grindavik über die südliche Küstenstraße und stießen bereits am Abzweig zum Kleiftavatn auf die Straßensperre. Dort erfuhr ich, dass für den Nachmittag eine Pressefahrt durch Grindavik geplant war. Sie sollte am Kreisverkehr am Grindavikurvegur beginnen. Wunderbar, auf dem Weg dorthin konnten wir uns also noch das Thermalgebiet von Sétlun im Krýsuvík-System ansehen, was mich ziemlich beeindruckte.
Pünktlich um 15 Uhr fanden wir uns am vereinbarten Treffpunkt ein, doch von Pressevertretern fehlte jede Spur. Also fuhren wir zur Straßensperre, und dort zeigte man sich überraschend kooperativ: 15 Minuten später saßen wir in einem geländegängigen Einsatzwagen und wurden zum Polizeichef von Grindavik gefahren, der grünes Licht für eine journalistische Fototour durch die Stadt und zum Vulkan gab. Die Schäden in Grindavik konzentrierten sich entlang einer Schneise, die sich in Nord-Süd-Richtung durch die Stadt zog und dem Rift vom 10. November folgte. Während viele Häuser am Stadtrand unbeschädigt zu sein schienen, wiesen Straßen und Gebäude im Zentrum des Rifts große Schäden auf. Nach der Begutachtung der Stadt ging es Richtung Sundhnukargira und dem neuen Kraterkegel. Da der Wind ungünstig stand, näherten wir uns dem Lavafeld von Südosten her und hielten auf dem Hagafell an. Von dort konnten wir über das Lavafeld bis zum Krater blicken, der aber bestimmt noch über 1 Kilometer entfernt war. Trotz des starken Windes steuerte ich meine Drohne für einen kurzen Inspektionsflug zum Kegel. Das Fluggerät protestierte vom ersten Meter an und warnte vor dem Wind. Nach ein paar Aufnahmen vom Kegel und der brodelnden Lava im Inneren gelang es mir, die Drohne mit dem letzten Batteriestrom gegen den Wind zurückzusteuern. Ein krönender Abschluss einer fantastischen Vater-Sohn-Vulkanreise nach Island.
Vulkanausbruch auf Island geht weiter – Neues Modell zum Magmenkörper
Auf Island geht der Vulkanausbruch im Svartsengi-Gebiet weiter. Die Aktivität scheint leicht zu fluktuieren, denn wenn man durch die Aufzeichnungen der Livestream-Aufzeichnungen scrollt, erkennt man Phasen mit intensiverer Spatter- und Lavastromtätigkeit, die sich mit ruhigeren Phasen abwechseln. Der Tremor ist relativ stabil, allerdings gab es parallel zu den Schwarmbeben der letzten Tage ein paar Turbulenzen, als das niedrige Frequenzband anzog und eine Zeit lang über dem mittleren Frequenzband lag. Das für den vulkanischen Tremor relevante Frequenzband 2-4 Hz zeigt aber nur geringe Schwankungen. Die Bodenhebung bei Svartsengi kam infolge des Erdbebenschwarms scheinbar ein wenig ins Stocken, wobei es auch sein kann, dass einfach die Messgenauigkeit variierte. Interpoliert man den Verlauf des Graphen, so zeigt sich die Bodenhebung stetig: Seit Eruptionsbeginn beträgt sie ca. 70 mm. Die Bodenhebung findet statt, weil mehr Magma aus der Tiefe aufsteigt, als am Vulkan eruptiert wird.
Interessant ist ein neues Modell des Speicher und Fördersystems des Magmas, das jüngst von der Forschern der schwedischen Universität Uppsala veröffentlicht wurde. Demnach stammt das Magma, dass bei den Eruptionen der Sundhnukar-Kraterreiche gefördert wird und sich vorher unter Svartsengi akkumuliert aus einem großen Magmenkörper in größerer Tiefe, der sich unter Fagradalsfjall gebildet hat. Dieser Magmenkörper soll sich zwischen 8 und 12 Kilometern Tiefe befinden und nicht -wie bisher angenommen- in mehr als 15 Kilometern. Von diesem Magmenkörper zweigt seitlich ein Schlot ab, der sich für das flacher gelegene Reservoir unter Svartsengi verantwortlich zeigt. Dieser Magmenkörper soll sich in Tiefen von 2-5 Kilometern befinden und fördert das Magma durch einen schräg aufsteigenden Schlot in Richtung Sundhnukar. Die Schmelze, die bei den Fagradalsfjall-Eruptionen gefördert wurde, stieg demnach ohne weitere Zwischenstopps direkt aus dem tiefen Magmenkörper auf.
Dieses Modell würde auch erklären, warum das Krysuvik-System so unter Spannungen gerät, dass sich dort Erdbebenschwärme ereignen. Klar ist aber auch, dass es sich nur um ein Modell handelt. Eine andere Vorstellung ist, dass sich in der Asthenosphäre unter Reykjanes an mehreren Stellen Magmen bilden, die durch die jeweiligen Risssysteme aufsteigen, wobei es natürlich auch zur Zwischenspeicherung in mittleren und geringen Tiefen kommen kann.
Eruption des Sundhnúkar-Kraters hält an – Bodenhebung unter Svartsengi konstant
Auf der isländischen Reykjaneshalbinsel geht die vulkanische Aktivität weiter. Übers Wochenende hat der Tremor am Vulkankrater auf der Sundhnukar-Kraterreihe leicht abgenommen, was aber keine nennenswerte Auswirkung auf den Vulkanausbruch zu haben scheint. Die Kraterwände sind aber so hoch geworden, dass es der Lava immer schwerer fällt, über diese hinaus ausgeworfen zu werden. Eine Zunahme der Auswurfhöhe werden wir wohl erst erleben, wenn die Krateröffnung immer kleiner wird und sich so mehr Gasdruck im System aufbauen kann.
Die Bodenhebung unter Svartsengi ist ähnlich konstant wie die Eruption einige Kilometer östlich, was ein Indiz dafür ist, dass mehr Magma aus der Tiefe aufsteigt als am Krater eruptiert wird. Die Magmenakkumulation verändert bereits wieder das Spannungsfeld im Untergrund, so dass es vermehrt zu Erdbeben kommt. Der Schwarm gestern, der sich zwischen Thorbjörn und Grindavik manifestierte, ist wahrscheinlich auf diese Spannungsänderungen zurückzuführen gewesen. Die Erschütterungen manifestierten sich entlang des Rifts, das sich bei der Intrusion vom 10. November gebildet hat. Die Beben waren allesamt schwach. Stärkere Erschütterungen sind wohl erst zu erwarten, wenn es zu einer neuen Intrusion kommen sollte, doch solange die Förderwege des Magma offen sind und die Eruption in Gang bleibt, ist die Gefahr hierfür relativ gering. Eine Intrusion würde wahrscheinlich einen Lavaschub am Krater verursachen, so dass es dort zu einer signifikanten Verstärkung der Eruption käme.
Grindavíkurvegur wieder offiziell geöffnet
Am Samstag wurde die Straße Grindavíkurvegur, die von Norden kommend an Svartsengi vorbeiführt und in Grindavik mündet, wieder für den Verkehr geöffnet. Die Öffnung gilt nur für Einwohner von Grindavík, Ersthelfer und Mitarbeiter von Unternehmen in Grindavík und in Svartsengi. Die Straße war vom letzten Lavastrom zum zweiten Mal unterbrochen worden. Obwohl schnell neuer Schotter über das noch heiße Lavafeld verlegt worden war, dauerte die Öffnung der Straße nun doch länger als nach der ersten Reparatur. Grund hierfür war u.a., dass man eine neue Kurve eingebaut hat, die zwischen zwei sich überlappenden Segmenten des Schutzwalles führt. Die Konstruktion wurde so angelegt, dass potenzielle Lavaströme an den Schutzwällen entlang verlaufen, ohne durch die Bresche der Straße in die Stadt eindringen zu können.
Weitere Erdbeben erschüttern isländische Vulkane – Eruption und Bodenhebung bei Svartsengi halten an
Gestern gab es weitere Erdbeben an verschiedenen Vulkanen auf Island. Darunter befand sich ein Erdbeben M 3,0 unter dem Bardarbunga. Besonders betroffen waren auch die Vulkansysteme vom Fagradalsfjall und Krysuvik, wo sich mehrere schwache Erdstöße manifestierten. Es bleibt unklar, ob die Erschütterungen mit den Vorgängen bei Svartsengi stehen oder ob es sich um isolierte Ereignisse handelt, die darauf hindeuten könnten, dass sich im tieferen Untergrund Magma akkumuliert. Klar hingegen ist, dass die Eruption bei Sundhnukar anhält. Subjektiv betrachtet schien mir der Lavaausstoß heute etwas geringer geworden zu sein, als er es in den letzten Tagen war. Anhand der Livecamaufnahmen lässt sich das aber nicht immer genau abschätzen. Für einen leichten Aktivitätsrückgang spricht, dass der Tremor leicht rückläufig ist. Auf jeden Fall spritzt immer noch Lava über den immer höher werdenden Kraterrand hinaus.
Die Bodenhebung bei Svartsengi zeigt sich seit über einer Woche konstant und nahm seitdem um gut 4 cm zu. Aus der Tiefe unter der Blaue Lagune steigt also mehr Magma aus, als am westlich gelegenen Krater eruptiert wird. Das bringt mich auf zwei mögliche Szenarien: a) die Eruption verstärkt sich in den nächsten Tagen wieder und fängt evtl. an zu pulsieren, wenn der Druck im Fördersystem steigt, oder b) sie endet trotz des Magmennachschubs. In diesem Fall würde sich die Bodenhebung wieder beschleunigen, und früher oder später gibt es eine neue Spalteneruption. Vorausgesetzt, der Magmenaufstieg hält entsprechend lange an.
Aufgrund der Gasverschmutzung infolge des Vulkanausbruchs musste das Thermalresort der Blauen Lagune gestern wieder geschlossen bleiben. Offenbar wurde der Badebetrieb heute wieder aufgenommen. Für Badegäste, die ihren Aufenthalt online buchen und gleich bezahlen müssen, ist das eine weniger schöne Situation. Die Betreiber der Lagune versprechen zwar, dass der Betrag wieder auf die Kreditkarte zurücküberwiesen wird, aber das kann mehrere Wochen dauern. Ein weiteres Problem für Islandreisende ergibt sich dann daraus, dass das Alternativbad der Sky Lagoon auf Tage ausgebucht ist. Trotz der enormen Preise von über 60 € für das günstigste Ticket erfreut sich ein Bad im Thermalwasser großer Beliebtheit.
Isländische Landvermesser haben das Lavafeld neu vermessen – Eruption und Bodenhebung gehen weiter
Der Vulkanausbruch an der Sundhnukar-Kraterreihe geht weiter und ein Ende der Eruption ist nicht unmittelbar in Sicht, allerdings ist der Tremor heute leicht rückläufig. Nach einem IMO-Bericht hat die Kraft der Eruption nachgelassen, allerdings nicht der Lavaausstoß. Er bewegt sich etwa auf dem Niveau der Vorwoche und es gibt eine gewisse Balance zwischen der anhaltenden Bodenhebung bei Svartsengi und der Förderrate am aktiven Krater. In den letzten Tagen quoll die Lava mit einer Förderrate von 3,6 Kubikmetern pro Sekunde aus dem Krater.
Betrachtet man heute Abend die Eruption via LiveCam, dann sieht man, dass die Flanken des Kraterkegels inzwischen rundherum geschlossen sind. Dort, wo bis vor 10 Tagen die Bresche im Krater war, dampft es heute stark und es sieht so aus, als wäre die brodelnde Schmelze im Kraterinneren dabei, sich durch die Schwachstelle der Narbe zu schweißen. Hier könnte in den nächsten Stunden ein Materialversagen eintreten, was zu einem Kollaps der Kraterwand führt. Da zumindest augenblicklich die Lava hoch im Kegel zu stehen scheint, droht im Falle eines Kollaps eine Sturzflut glühender Lava. Sollte die Kraterwand standhalten, könnte es zu einem Lavaüberlauf kommen.
Einem gestern veröffentlichten Bericht von IMO ist zu entnehmen, dass das Lavafeld von Vermessungstechnikern neu vermessen wurde. Demnach bedeckt es eine Fläche von 6,14 Quadratkilometern und ist nahe des Kraters bis zu 22 Metern dick. Die Lavazunge, die während der Initialphase Richtung Norden floss und dann Richtung Svartsengi abbog, ist im Schnitt zwischen 2 und 4 m mächtig. Das Gesamtvolumen der geförderten Lava beläuft sich auf 31,3 Millionen Kubikmeter.
Die Blaue Lagune hat übrigens seit Sonntag wieder geöffnet. Offenbar ist die Gasverschmutzung der Luft nicht mehr besorgniserregend hoch. Als ich letzten Freitag an der Sundhnukar-Kraterreihe unterwegs war, schlug das Gaswarngerät zweimal an.
Das Bild mit der Übersicht über das Lavafeld (oben links) entstand bei einem Hubschrauberflug am 2. April. Seitdem hat sich das Feld nicht wesentlich in seiner Fläche vergrößert.
Erdbebentätigkeit steigerte sich auf Island wieder – Bodenhebung an zwei Vulkanen
Mit Beginn der Eruption der Sundhnúkar-Kraterreiche im Svartsengigebiet auf Island nahm die Seismizität nicht nur auf der Reykjanes-Halbinsel ab, sondern auch in weiten Teilen Islands. Das änderte sich in den letzten Tagen, denn es wurden wieder zahlreiche Erdbeben registriert. Auf der ganzen Insel waren es innerhalb von 48 Stunden 113 Erschütterungen. Sicher ist das kein neuer Rekordwert, aber eine deutliche Zunahme gegenüber den letzten 3 Wochen. Auffällig ist eine Zunahme der Seismizität am Fagradalsfjall, im Kysuvik-System und am Bláfjöll, wobei es unklar bleibt, ob die Beben hier im Zusammenhang mit einem geänderten Spannungsfeld im Bereich von Svartsengi stehen, oder ob sie erste Symptome einer tiefen Magmenakkumulation im Untergrund sind. Natürlich kann es sich auch um eigenständige tektonische Erschütterungen in den jeweiligen Spaltensystemen handeln: Man darf nicht vergessen, dass ganz Island auf dem Mittelatlantischen Rücken liegt. Entlang der kontinentalen Naht findet Divergenz statt, weil sich die Platten von Amerika und Eurasien voneinander entfernen. So lassen sich natürlich auch die Erdbeben außerhalb von Reykjanes erklären, auch wenn sich die meisten davon an Zentralvulkanen ereigneten. Das stärkste Erdbeben hatte übrigens eine Magnitude von 2,9 und lag unter dem Hofsjökull.
Die erwähnte Bodenhebung manifestiert sich z.B. im Bereich von Svartsengi. Im Vergleich zur früheren Hebungsrate vor der Eruption ist sie aber gering. Innerhalb von 3 Wochen hob sich der Boden um 4 Zentimeter. Berücksichtigt man aber, dass die Eruption noch im Gange ist und ein Lavastrom gefördert wird, darf man die Vorgänge weiterhin mit Spannung beobachten. Anzeichen für ein baldiges Ende des Ausbruchs gibt es nicht und die Parallelen zur ersten Fagradalsfjall-Eruption werden immer deutlicher.
Starke Bodenhebung der Askja detektiert
Stärker als bei Svartsengi präsentiert sich die Bodenhebung der Askja. An der Messstation OLAC schoss der Boden in den letzten 4 Wochen um fast 15 Zentimeter in die Höhe. Seit Beginn der Hebungsphase hob sich der Boden um 80 Zentimeter. Stellt sich die Frage, wie elastisch der Untergrund noch ist und ob es nicht bald zu Brüchen kommt. Auffällig ist, dass die anderen Messstationen in der Caldera dem steilen Aufwärtstrend von OLAC nicht folgen.
Verstärkter Schub ließ Lava aus dem Krater überlaufen – Parallelen zur Fagradalsfjall-Eruption
Gestern Nachmittag begann gegen 15:00 Uhr Lava über den Rand des neuen Kraters auf der Sundhnúkar-Spalte überzulaufen. Außerdem nahm die Höhe des Lavaauswurfs deutlich zu. In den Tagen zuvor schloss sich die offene Südwestflanke des Kegels, durch die zuvor die Lava abfließen konnte. Dadurch nahm der Gegendruck durch die Auflast der Lavasäule im Förderschlot zu, so dass die Aktivität nachließ. Da aber weiter Magma aus der Tiefe aufsteigt, überschreitet der Druck im Fördersystem nach einiger Zeit die Auflast, so dass vermehrt Magma aufsteigen kann und es zum Überlauf kommt. Dieser Prozess kann sich nun stetig widerholen.
Das Seismogramm zeigte während des Lavaüberlaufs eine Zunahme schwacher Erdstöße und eine kleine Tremorspitze. Große Fluktuationen blieben aber aus. Gegen 21:45 Uhr endete der Lavaüberlauf. Danach sah man auf der Livecam, dass ein Lavastrom in Richtung Norden floss. Bislang bahnte sich die Schmelze ihren Weg in südlicher Richtung.
Dieses Verhalten erinnert an die erste Fagradalsfjall-Eruption von 2021, als es im weiteren Verlauf Pulse gab, die mehrere Hundert Meter hohe Lavajets erzeugten. Einige Wochen später reichte der Gasdruck nicht mehr aus, um solche Jets zu generieren, aber dann kam es zu einem intervallartigen Verlauf der Eruption, bei dem sich Pausen mit Lavaüberläufen abwechselten. Es ist zwar nicht gesagt, dass es sich diesmal genauso verhalten wird, doch eine Tendenz dazu ist gegeben. Die aktuelle Eruption ähnelt der ersten Fagradalsfjall-Eruption dahingehend, dass nach der Initialphase, bei der der magmatische Gang leerlief, die Schmelze direkt aus einem tiefen Magmenreservoir in der Asthenosphäre aufsteigt und am Vulkan austritt.
Interessant ist die widersprüchliche Aussage zweier isländischer Vulkanologen, die bei MBL nachzulesen ist. Ármann Höskuldsson sagte, dass die Veränderung ein Zeichen dafür sei, dass die Kraft des Ausbruchs nachgelassen habe. Er sagt das Ende des Ausbruchs in dieser Woche voraus. Der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson meinte, der Ausbruch könne noch mehrere Wochen andauern. Die beiden populären Vulkanologen lagen in den letzten Wochen mit ihren Prognosen häufig daneben. Ármann war es, der bereits vor Ostern meinte, dass die Eruption die Feiertage nicht überleben würde. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass Þorvaldur Recht behalten könnte. Wissenschaftlich zu belegen sind beide Prognosen allerdings nicht. Sie basieren bestenfalls auf Erfahrungswerten.
Eruption der Sundhnúkar-Kraterreihe hält an – Bodenhebung bestätigt
Auf Island geht der Sundhnúkar-Ausbruch bei Svartsengi weiter, beschränkt sich inzwischen aber auf einen Kraterkegel. Die Eruption begann vor drei Wochen und erzeugte in ihrem Anfangsstadium den größten Lavaausstoß der Serie bei Svartsengi. Ich bin heute von meiner Stippvisite auf Island zurückgekehrt und konnte mir selbst ein Bild der Lage machen. Am Dienstag näherte ich mich der Eruption per Helikopter und sah noch Aktivität aus zwei Kratern, wobei sich die stärkste Aktivität auf den jetzt noch aktiven Krater konzentrierte. Gestern wurde ich dann mit einem Wagen der lokalen Einsatzkräfte durch Grindavik gefahren und konnte die Schäden in der Stadt begutachten. Im Anschluss ging es vom Südosten her auf den Husafjall, von wo ich aus einen Blick über das Eruptionsgebiet hatte und kurz eine Drohne in Richtung Krater fliegen lassen konnte. In den drei Tagen zwischen meinen beiden Beobachtungen hatte sich die Aktivität subjektiv verringert, was sich allerdings nicht im Tremor niederschlägt, denn dieser hat seitdem leicht zugenommen. Vom aktiven Krater ging gestern ein Lavastrom aus, der nur noch auf einer Länge von ca. 200 m Rotglut an der Oberfläche zeigte. Weiter vorangeschrittene Lavafronten waren inaktiv. Die Verschnaufpause nutzen die Isländer, um die Dämme um Grindavik und Svartsengi zu verstärken. Man schreckt auch nicht davor zurück, die erst wenige Wochen alten Lavafelder zu bearbeiten.
Das Eruptionsgebiet und insbesondere Grindavik sind weiträumig abgesperrt. In erster Linie geht es darum, die Bewohner von Grindavik zu schützen und Neugierige fernzuhalten. Gestern wurde aber aufgrund einer erfolgreichen Klage des isländischen Journalistenverbands Pressevertretern wieder der Zugang ins Sperrgebiet gestattet, allerdings nur in Begleitung einer Eskorte. Frei bewegen darf man sich nicht. Dennoch habe ich Glück gehabt, dass ich dann als einer der ersten Journalisten wieder ins Gebiet reingelassen wurde.
Einstweilen wurde von Seiten der IMO-Wissenschaftler eine Zunahme der Bodenhebung unter Svartsengi bestätigt. Anhand der GPS-Messdaten lässt sich dieser Umstand sehr schön nachvollziehen. Es wird also weniger Lava bei der Eruption ausgestoßen, als an Magma aus der Tiefe ausgestoßen wird.
Wie lange die Eruption noch anhalten wird, ist ungewiss. Prognosen, dass sie Ostern nicht überdauern wird, haben sich offensichtlich nicht bestätigt. Es scheint sich aber zu bestätigen, dass mit weiteren Eruptionen zu rechnen ist, nachdem der aktuelle Ausbruch vorbei ist. Bilder und ein ausführlicher Reisebericht folgen in Kürze.