Island: Bodenhebung und Erdbeben am 09.08.24

Anzahl schwacher Erdbeben nimmt weiter zu – Bodenhebung konstant

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel kommt die Erde entgegen früheren Prognosen auch im August nicht zur Ruhe und hebt sich weiter an. Die Hebungsrate ist nahezu konstant und eine Abschwächung, wie man sie noch in der letzten Woche gesehen haben will, ist in den Grafiken praktisch nicht erkennbar oder so minimal, dass sie zu vernachlässigen ist. IMO schrieb in seinem letzten Update am 6. August, dass die Erdbebenrate im Wochenverlauf von durchschnittlich 30 am Tag auf 60 angestiegen ist. Seitdem gab es nochmals eine Zunahme der Seismizität. Gestern wurden innerhalb von 48 Stunden 150 Erschütterungen detektiert. Es soll genug Druck im System sein, dass jederzeit eine neue Eruption oder Intrusion eintreten kann. Man geht von zwei Szenarien zu den Lokationen aus:

Szenario 1 – Ausbruch zwischen Stóra-Skógfell und Sundhnúkur. Ähnlicher Ort wie die Ausbrüche, die am 18. Dezember 2023, 8. Februar, 16. März und 29. Mai 2024 begannen.

Szenario 2 – Ausbruch südlich von Sundhnúkur, in der Nähe von Hagafell. Eine Spalte hier könnte sich nach Süden in Richtung Grindavík ausbreiten. Ähnlicher Ort wie der Ausbruch, der am 14. Januar 2024 begann.

Aber da Vulkane ja immer für eine Überraschung gut sind, ist es auch nicht ganz auszuschließen, dass sich der Eruptionsort verlagern wird. Immer an der gleichen Stelle wird ja langsam langweilig.

Aktionsplan für Grindavik beschlossen

Über Langeweile können sich die Menschen vor Ort nicht beschweren. Trotz der Gefahr weiterer Schäden in Grindavik hat die isländische Regierung einen Aktionsplan für Grindavik beschlossen und Gelder freigegeben. In einem ersten Schritt sollen die Schäden genau erfasst werden und man will die Bodenstrukturen untersuchen. Beim Bau neuer Gebäude hat man früher einfach alte Risse und Erdfälle verfüllt und Häuser auf diese potenziellen Schwächezonen gesetzt. Das will man künftig vermeiden. Nun sollen Zäune um neu entstandene Schwächezonen gezogen werden. Weiteres Geld fließt in die Befestigungsanlagen und man will beschädigte Gebäude reparieren. Dafür werden 470 Millionen ISK zur Verfügung gestellt. Das entspricht ca. 4,1 Millionen Euro. Es sieht so aus, als würden die Isländer nicht aufgeben. Man muss ihnen auch ein großes Lob aussprechen, für die Entschlossenheit und das Tempo, mit dem sie Schäden reparieren und den Erdgewalten die Stirn bieten.

Island: Erdbeben im Süden nehmen zu

Zahlreiche Erdbeben erschüttern mehrere Lokationen im Süden von Island – Auch Katla betroffen

Im Süden von Island ereigneten sich an unterschiedlichen Orten zahlreiche Erdbeben. Allen voran sind wieder die Störungssysteme auf der Reykjanes-Halbinsel betroffen gewesen, es bebte aber auch im Bereich von Selfoss und bei den Gletschervulkanen Eyjafjallajökull und Katla. Unter ganz Island wurden 178 Erdbeben detektiert.

Unter Reykjanes bebte die Erde innerhalb von 2 Tagen 134 Mal. Das ist zwar ein Stück von dem entfernt, was wir während Schwarmbeben beobachten konnten, die vor allem in der Anfangsphase der magmatischen Aktivität unter der Halbinsel auftraten, liegt aber deutlich über langjährige Durchschnittswerte. Der Schwerpunkt der Bebenaktivität liegt im Bereich des Magmatischen Gangs, der sich am 10. November 2023 im Svartsengi-Gebiet bildete und eine Rifting-Episode auslöste. Die Erdbeben erstrecken sich bis in den Norden von Grindavik. Erdebbencluster bildeten sich aber auch unter Fagradalsfjall, Krysuvik und Reykjanestá. Im Hengill-System gab es einen Erdstoß mit M 2,4, der ein Epizentrum südwestlich vom Thingvallavatn hatte.

Im Süden von Island konzentrierten sich die Erdstöße im Bereich von Selfoss, wo die South-Iceland-Seismic-Zone verläuft. Hier könnten durchaus starke Erdbeben auftreten. Weiter östlich liegen die Gletschervulkane Eyjafjallajökull und Katla, unter denen seit Montag 19 Erschütterungen festgestellt wurden. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,1. Während es keine Indizien dafür gibt, dass unter Eyjafjalakökull mittelfristig ein Vulkanausbruch stattfinden könnte, sieht es mit der Katla anders aus. Hier rechnen einige isländische Vulkanologen mit einem Ausbruch innerhalb von 2 Jahren. Allerdings kommen solche Spekulationen bereits seit 15 Jahren immer wieder auf.

Realistisch hingegen sind die Einschätzungen, dass es in den nächsten Tagen/Wochen zu einem erneuten Ausbruch entlang der Sundhnukur-Spalte bei Svartsengi kommen wird. Die Erdbeben hier sind Ausdruck der anhaltenden Bodenhebung infolge einer Magmenansammlung in 4-5 Kilometern Tiefe, deren Zentrum sich im Bereich Blaue Lagune/Geothermalkraftwerk Svartsengi befindet und sich mehrere Kilometer weit ausdehnt. So hebt sich auch der Boden im Bereich der vulkanischen Erhebung Thorbjörn, der zu Anfang der Geschehnisse im Jahr 2020 im Zentrum der Bodenhebung lag.

Update 17:00 Uhr: Erdbebenaktivität bei Svartsengi hat sich im Tagesverlauf intensiviert. Vulkanausbruch köntne nur noch Stunden entfernt sein.

Island: Starke Veränderungen bei Hellisheidi

Geothermalgebiet Hveradalir veränderte sich stark – Phreatische Explosion vermutet

Im Thermalgebiet Hveradalir nahe des Geothermalkraftwerks Hellisheidi (Hellisheiði) hat es Mitte Juli offenbar eine größere phreatische Explosion gegeben, wie erst jetzt bekannt wurde. Laut einem Bericht in der FB-Gruppe „Eldfjalla- og náttúruvárhópur Suðurlands“ entdeckte man einen großen Sprengkrater mit mehr als einem Dutzend Metern Durchmesser. Vor dem Krater erstreckt sich ein breiter Schlammfächer ausgestoßener Sedimente. Wahrscheinlich lief der Schlamm nach der Dampfexplosion aus dem Krater aus. Es soll einen Augenzeugen geben, der das Geschehen beobachtete. In der Nähe liegt ein hölzener Gehsteg, und die Gesamtsituation erinnert ein wenig an die Geschehnisse vom 23. Juli, als es in der Yellowstone-Caldera zu einem ähnlichen Vorfall kam: Dort waren allerdings zahlreiche Wanderer auf dem Gehsteg unterwegs, die vor dem niederprasselnden Sprengmaterial flüchten mussten. Wie durch ein Wunder wurde niemand ernsthaft verletzt. Bei der Eruption auf Island wurden auch giftige oder/und heiße Gase emittiert, denn die Vegetation um den Schlammvulkan herum ist abgestorben.

Bereits im letzten Jahr wurden in dem Areal nahe der Ringstraße neue Dampfaustritte gesichtet und es kamen Spekulationen auf, dass auch hier ein Vulkan erwachen könnte. Das Gebiet leigt auf dem Hengill-Spaltensystem, im Übergangsbereich der Reykjanes-Halbinsel zu Südisland. Das Hengil-System ist groß und erstreckt sich bis hinter Thingvellir am Thingvallavatn. Das Gebiet umfasst drei aktive Zentralvulkane, von denen Hengill der bekannteste ist. Die letzten Eruptionen manifestierten sich im Hengillsystem vor gut 1900 Jahren. Es stimmt also nicht bei der Reykjanes-Eruptionsphase von vor 800 Jahren ein. Trotzdem wird nicht ausgeschlossen, dass es hier im Zuge der neuen Aktivitätsphase auf der Reykjaneshalbinsel in einigen Jahren ebenfalls zu Vulkanausbrüchen kommen könnte. Die starken morphologischen Veränderungen und die phreatische Eruption können (müssen aber nicht zwangsläufig) mit einer Magmenakkumulation im Untergrund zusammenhängen. Generell schiebt man phreatische Eruptionen aber dem Hydrothermalsystem großer Vulkane in die Schuhe.

Aktuelle Erdbebensituation auf Reykjanes

In den letzten 48 Stunden manifestierten sich wieder mehr als 100 Erschütterungen im Bereich der Reykjanes-Halbinsel. Viele der Beben ereigneten sich im Bereich von Svartsengi/Sundhnukur und Grindavik. Mehrere Erschütterungen wurden auch im Bereich von Fagradalsfjall und Krysuvik registriert. Ein kleineres Schwarmbeben gab es bei Raufarhólshellir, unweit des oben beschriebenen Gebiets am Hengill-System.

Die Bodenhebung soll leicht abgenommen haben, und gepaart mit der Zunahme der Seismizität folgt das Geschehen dem bekannten Muster vor einer Eruption. So sehen die IMO-Wissenschaftler ein erhöhtes Ausbruchsrisiko und rechnen innerhalb der nächsten Tage mit einer Eruption oder Gangbildung.

Island: Erdbeben nehmen auf Reykajnes zu

Zunahme der Seismizität bei gleichbleibender Bodenhebung – Vulkanausbruch kommt näher

In den vergangenen zwei Tagen nahm die Erdbebentätigkeit unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel weiter zu, wobei es vor allem entlang der Sundhnukur-Kraterreihe zu schwachen Erschütterungen kam. Erdbeben gab es aber auch an den 4 anderen großen Störungssystemen außerhalb des Svartsengi-Systems, zu dem die Sundhnukur-Kraterreihe gehört. Insgesamt registrierte IMO innerhalb von 48 Stunden 101 Erdbeben im Bereich der Reykjaneshalbinsel. Auf ganz Island waren es 148 Erschütterungen.

Die Bodenhebung im Svartsengibereich geht parallel zu den Erdbeben weiter. Es gibt leichte Fluktuationen in den einzelnen Messwerten, doch im Großen und Ganzen ist die Hebungsrate seit Wochen konstant, wobei es eine minimale Abflachung der Kurve bei der Messstation Svartsengi gibt. Wahrscheinlich, weil der Widerstand des sich füllenden Speicher- und Fördersystems immer größer wird, je mehr Schmelze sich in ihm befindet. Aus der Tiefe aufsteigend Schmelze wird somit etwas gebremmst.

Die Daten sehen so aus, als würde sich in nächster Zeit ein weiteres Ereignis in Form der Bildung eines magmatischen Gangs oder einer Eruption geben, wobei unter den Wissenschaftlern eine Kontroverse aufgekommen ist, ob Grindavik nun mehr gefährdet ist als sonst. Die Zeit wird zeigen, welche der Fraktionen Recht gehabt haben wird.

In Grindavik selbst hat man sich sehr gut auf das Kommende eingestellt: Die Schutzwälle sind verstärkt worden und nun verlegt man ein Schaluchsystem zur Kühlung der Lava, wenn sie wieder über die Wälle strömen sollte, so wie es in der Schlussphase der letzten Eruption nahe des Geotehrmalkraftwerks geschah. Damals hatte man schon die Lavaströme abgekühlt, doch hatte man hiermit nur mäßigen Erfolg, weil die Kapazität der Schläuche und Pumpen zu gering war.

Auf einer Länge von 4 Kilometern werden zehn Zoll dicke Leitungen verlegt, die aus großen Tanks gespeist werden. Diese Schläuche und Pumpanlagen sind Teil eines neuen Kühlsystems, das kürzlich für eine halbe Milliarde Kronen gekauft wurde und auch zur Brandbekämpfung genutzt werden kann. Zu dem Pumpsystem gehören große Wassertanks, aus denen die Anlage gespeist wird.

Die Isländer haben erstmals 1973 Lava mit Wasser gekühlt, um den Hafen von Heimaey zu retten.

Während man sich in Bezug auf einen bevorstehenden Vulkanausbruch bei Sundhnukur ziemlich sicher ist, spekuliert man in isländischen Medien darüber, welcher isländische Vulkan noch aktiv werden könnte. Vulkanologe Ármann Höskuldsson rechent damit, dass es innerhalb von 2 Jahren zu Eruptionen von Askja und Katla kommen könnte.

Island: Neue Erkenntnisse zur Herkunft des Magmas

Endphase der ersten Fagradalsfjall-Eruption. © Marc Szeglat

Studie zeigt, dass das Magma der ersten Fagradalsfjall-Eruption in der Erdkruste zwischengespeichert wurde

Seit 2021 faszinieren uns die Vulkanausbrüche auf Island. Die Eruptionen auf der Reykjanes-Halbinsel begannen mit den Fagradalsfjall-Feuern und setzten sich seit Oktober 2023 mit den Sundhnúkur-Feuern fort. An beiden, nur wenige Kilometer voneinander entfernten Lokationen, gab es mehrere Intrusionen und Spalteneruptionen, die große Mengen Lava förderten und ausgeprägte Lavafelder entstehen ließen. Wissenschaftler vermuten, dass diese Eruptionen nur die ersten einer Serie sind, die mehrere Jahrzehnte andauern und nach und nach auch auf weitere Spaltensysteme der Reykjanes-Halbinsel übergreifen könnten.

Um zukünftige Ereignisse besser vorhersagen zu können, ist das Verständnis der Eruptionsmechanismen entscheidend. Dazu gehört, wie das Magma entsteht, aufsteigt und gegebenenfalls in Magmenkörpern zwischengespeichert wird, bevor sich ein oberflächennaher magmatischer Gang bildet oder eine Eruption beginnt.

Ein internationales Team aus Geoforschern und Studenten unter der Leitung der Scripps Institution of Oceanography der UC San Diego sammelte fortwährend Lavaproben der basaltischen Eruptionen auf Island sowie von den Ausbrüchen auf La Palma (2021) und am Mauna Loa (2022) und analysierte sie im Labor. Es entstand eine detaillierte Zeitreihenanalyse der geochemischen Komponenten der Lavaproben. Mithilfe von Spektrometern wurden die elementaren Inhaltsstoffe der Gesteinsproben untersucht und die Signaturen bestimmter Isotope wie Osmium analysiert, um Hinweise darauf zu erhalten, unter welchen Bedingungen ein Magma entstanden beziehungsweise gespeichert wurde.

Osmium kommt in unterschiedlichen Isotopen vor, die durch radioaktiven Zerfall von Rhenium entstehen, welches in den Gesteinen der Erdkruste vorkommt. Spuren von Osmium in der eruptierten Lava gelten als Indizien dafür, dass eine Schmelze längere Zeit in der Kruste zwischengespeichert wurde, wo sie mit Krustenmaterial kontaminierte, bevor sie final aufstieg und in Form von Lava eruptierte. Die Forscher entdeckten in den Lavaproben der ersten Fagradalsfjall-Eruption von 2021 hohe Konzentrationen der Osmium-Isotope und schlossen daraus, dass das ursprüngliche Magma vor der Eruption längere Zeit in der Erdkruste zwischengespeichert wurde. Ähnliches konnten sie für die La Palma-Eruption nachweisen, während entsprechende Spuren in der Lava vom Mauna Loa fehlten.

Entgegen früheren Studien, die behaupteten, dass nur das Magma der ersten Eruptionstage der Fagradalsfjall-Eruption in der Erdkruste zwischengespeichert wurde, zeigt die neue Studie, dass auch die Schmelze des späteren Eruptionsverlaufs aus der Erdkruste stammt und nicht, wie bislang angenommen, direkt aus dem Erdmantel aufgestiegen ist. Erste bei späteren Eruptionen im Fagradalsfjall-Gebiet fehlten die Osmium-Isotope und man geht davon aus, dass die Schmelze ohne längeren Zwischenstopp in der Erdkruste eruptierte.

Die Forscher schließen daraus, dass die Bildung größerer krustaler Magmenkörper und die Interaktion der Schmelze mit dem Krustenmaterial eine Voraussetzung für basaltische Eruptionen sind, die große Volumina an Lava fördern. Nachfolgende Eruptionen nutzen dann freie Aufstiegswege, die als Expressautobahnen aus der Tiefe des Erdmantels angelegt sind. (Quelle: nature.com/articles/s41586-024-07750-0)

Island: Schwarmbeben bei Reykjanestá am 31. Juli

Neuer Erdbebenschwarm vor der Küste bei Reykjanestá – Neue Gefahrenkarte veröffentlicht

Heute Nacht manifestierte sich vor der Südwestspitze der Reykjanes-Halbinsel ein kleiner Erdbebenschwarm, der aus 17 Einzelbeben bestand. Das Isländische Meteorologische Institut (IMO) verortete die Epizentren in einem Gebiet, das etwa 1 Kilometer vor der Küste bei Reykjanestá lag. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,8 und ein Hypozentrum in 5,6 Kilometern Tiefe. Die Beben stehen vordergründig mit dem Reykjanes-Störungssystem in Verbindung, das hier in der Verlängerung des Mittelatlantischen Rückens auf Land trifft und über den Meeresspiegel aufsteigt. Vor den Eruptionen und Intrusionen der letzten Monate wurde in dieser Region häufig eine Zunahme der Erdbebenaktivität beobachtet, was nahelegt, dass sie im Zusammenhang mit der Bodenhebung im Bereich von Svartsengi steht. Dadurch werden auch überregional Spannungen im Boden erzeugt, die die Störungszonen auf und vor der Halbinsel aktivieren können.

Innerhalb von 48 Stunden registrierte IMO 80 Erdbeben auf Reykjanes. Laut Wissenschaftlern hat die Seismizität auch entlang der Sundhnukur-Kraterreihe zugenommen, und es wird damit gerechnet, dass ein neuer Vulkanausbruch in den nächsten Tagen beginnen könnte. Zwischen 16 und 19 Millionen Kubikmeter Magma haben sich seit Ende der letzten Eruption zusätzlich im Speichersystem unter Svartsengi angesammelt, und der Druck dürfte ausreichen, damit die Schmelze final aufsteigt. Allerdings konnte beobachtet werden, dass sich von Eruption zu Eruption immer mehr Magma ansammeln musste, damit es zu einem Ausbruch kam. Sollte dies auch diesmal der Fall sein, könnte die neue Eruption noch einige Tage länger auf sich warten lassen.

IMO veröffentlichte gestern Nachmittag eine Aktualisierung der Gefahreneinschätzung. Im Großen und Ganzen hat sich gegenüber der vorherigen Gefahrenkarte nichts geändert, doch man betont die Möglichkeit, dass sich im Nordosten von Grindavik Intrusionen bilden könnten oder sich sogar Eruptionsspalten öffnen könnten. Offenbar wird weiterhin davon ausgegangen, dass sich die eruptive Tätigkeit entlang von Sundhnukur in den Süden des Systems verlagern wird.

Trotz der vergleichsweise hohen Ausbruchsgefahr wird der Betrieb der Blauen Lagune aufrecht gehalten. Die Leitung des Ressorts argumentiert, dass man in der Gegend inzwischen zahlreiche Gasmesssensoren aufgestellt hat. Doch, was wenn sich das aufsteigende Magma mal einen anderen Weg als bisher suchen sollte?

Erdbeben unter Katla
Tatsächlich manifestierten sich nicht nur Erdbeben im Bereich der Reykjanes-Halbinsel, sondern auch im Süden von Island und hier speziell unter dem subglazialen Vulkan Katla. Sieben Stück wurden innerhalb von 2 Tagen festgestellt. Man kann zwar noch nicht von einer seismischen Krise sprechen, aber vielleicht steigert sich die Aktivität ja weiter.

Island: Gletscherlauf möglicherweise Anzeichen einer Aktivitätssteigerung

Gletscherlauf am Myrdalsjökull könnte auf erhöhte Aktivität der Katla hindeuten – Weitere Ereignisse nicht ausgeschlossen

Der Gletscherlauf des Mýrdalsjökull, der am Wochenende eine Unterbrechung der Ringstraße verursachte, indem die Wassermassen einen Teil des Damms vor einer Brücke zerstörten, könnte ein Anzeichen für eine erhöhte Aktivität des subglazialen Vulkans Katla sein. Dies behauptet IMO-Deformationsexperte Benedikt Ófeigsson in einem Interview mit Vísir. Frühere Aussagen von Forschern deuten darauf hin, dass der starke Gletscherlauf nicht von einem Vulkanausbruch unter dem Eis ausgelöst wurde, sondern höchstwahrscheinlich aus Kavernen im Eis stammt, in denen sich Schmelzwasser gesammelt hatte. Ein Teil des Schmelzwassers könnte normales Schmelzwasser gewesen sein, das entsteht, wenn Gletschereis im Sommer vermehrt schmilzt. Allerdings wurde ein starker Schwefelgeruch des Schmelzwassers beschrieben, was darauf hindeutet, dass der Vulkan zumindest teilweise an der Schmelzwasserproduktion beteiligt war.

Die Gletscherflut hat inzwischen stark nachgelassen, doch die Pegel der Flüsse in der Region sind noch immer leicht erhöht.

Benedikt betonte, dass der Gletscherlauf wahrscheinlich den Beginn einer erhöhten Aktivität des Vulkans unter dem Eis signalisiert. Er verwies auf ähnliche Ereignisse in der Vergangenheit, darunter eine Gletscherflut im Jahr 2011, die eine monatelange erhöhte Aktivität der Katla zur Folge hatte. Diese Aktivität manifestierte sich vor allem in einer erhöhten Seismizität mit häufigen Schwarmbeben.

Benedikt erwähnte auch, dass die Beziehung zwischen Gletscherlauf und Seismizität noch nicht vollständig verstanden ist, stellte aber klar, dass ein so starker Gletscherlauf erhebliche Spannungsänderungen unter dem Gletscher verursachen könnte.

Ringstraße bereits wieder geöffnet – Verkehr um Island läuft wieder

Etwas, das in Deutschland aufgrund der Bürokratie undenkbar wäre, wurde in Island im Eiltempo geschafft: Der beschädigte Damm vor der Brücke wurde bereits repariert, und der Verkehr rollt seit gestern Abend wieder über die Ringstraße. Einfach unglaublich, wie schnell die Nordländer das regeln! Da kann sich das Deutschlandtempo noch eine gute Scheibe von abschneiden! Aber unsere Bürokraten und Politiker sind bekanntlich völlig Beratungsresistent!

Weitere Erdbeben auf Reykjanes

Ob sich die Aktivität der Katla tatsächlich weiter steigern wird, werden wir in den nächsten Wochen und Monaten sehen. Was wir bereits jetzt erkennen können, ist eine langsame Zuspitzung der Situation entlang der Sundhnukur-Kraterreiche bei Svartsengi auf Reykjanes. Heute Nachmittag kam es vor den Toren von Grindavik wieder zu einem kleinen Erdbebenschwarm. IMO-Experten interpretieren das Nachlassen der Bodenhebung in den letzten beiden Tagen nicht als Messungenauigkeit, sondern als Anzeichen dafür, dass der Gegendruck im Fördersystem zu hoch wird und es dem Magma schwerer fällt aufzusteigen. Ich gehe allerdings davon aus, dass es noch einige Tage/Wochen bis zur nächsten Eruption dauern wird.

Island: Steigerung der Mikroseismizität unter Sundhnukur

Seismischer Schwarm entlang der Sundhnukur-Spalte sorgte für Alarmstimmung

Entgegen mancher Prognosen hat sich die Situation im Bereich von Svartsengi-Sundhnukur nicht entspannt. Im Gegenteil, wie das isländische meteorologische Institut (IMO) berichtet, hat die seismische Aktivität entlang der Sundhnukur-Eruptionsspalte in den letzten Tagen leicht zugenommen. Gestern meldete die isländische Meteorologiebehörde, dass es zu einem Schwarm von Mikrobeben bei Sundhnukur gekommen sei. Dieses Ereignis wird als Druckbeaufschlagung im Fördersystem interpretiert und führte zu der Warnung vor einem möglicherweise bevorstehenden Vulkanausbruch oder der Bildung eines weiteren magmatischen Gangs. Die Forscher geben einen Zeitraum von 14 Tagen an, in dem ein solches Ereignis wahrscheinlich auftreten könnte. Sie halten sogar Schäden in Grindavík für möglich.

Gestern kam es auch nordwestlich von Eldey auf der Halbinsel Reykjanes zu einem Erdbebenschwarm, wobei das stärkste Beben eine Stärke von 3,2 aufwies.

Ein weiteres Indiz für einen sich anbahnenden Vulkanausbruch ist die kontinuierlich anhaltende Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet. Seit dem 5. Juni hat sich der Boden um mehr als 20 Zentimeter gehoben. Der Verlauf der Kurve aus den GPS-Daten hat sich in den vergangenen zwei Tagen abgeflacht, doch hierbei könnte es sich um ungenaue Messergebnisse handeln, wie es in den letzten Monaten häufig vorkam. Die Forscher sehen keine Anzeichen einer Abschwächung des Magmenaufstiegs, der letztendlich für Erdbeben und Bodenhebung verantwortlich ist.

Direkt nach der letzten Eruption Ende Mai prognostizierten einige Forscher noch das Abklingen der Tätigkeit bei Svartsengi und rechneten damit, dass der Magmenaufstieg an dieser Location im August/September enden würde. Danach sieht es momentan nicht aus, und langfristige Prognosen über den weiteren Verlauf des Geschehens lassen sich nicht stellen.

Da Reisezeit ist, erreichen mich immer wieder Fragen, ob es sicher ist, nach Island zu reisen und ob man in der Blauen Lagune schwimmen gehen sollte. Generell besteht momentan keine großräumige Gefahr für Island. Das Eruptionsgebiet ist lokal begrenzt, und die bisher aufgetretenen effusiven Eruptionen wirkten sich bestenfalls infolge von Luftverschmutzungen durch vulkanische Gase auf ein größeres Gebiet aus. Sollte es zu einer ungewöhnlich starken Eruption kommen, muss man mit der temporären Sperrung des Flughafens Keflavík rechnen, und im Extremfall könnte die Hauptstraße zwischen Reykjavík und dem Flughafen gesperrt werden. Ansonsten kann man nach aktuellem Kenntnisstand seine Islandreise unbeschwert antreten. Ein Bad in der Blauen Lagune sehe ich etwas zwiespältig: Hier besteht ein geringes bis moderates Risiko, dass man die Auswirkungen eines Vulkanausbruchs zu spüren bekommt. Die größte Gefahr besteht darin, dass die Lagune gesperrt wird und man die Online-Tickets nicht erstattet bekommt, wie es bei mir der Fall war.

Myrdalsjökull: Gletscherlauf verursacht Sperrung der Ringstraße

Gletscherlauf am Myrdalsjökull wird wahrscheinlich nicht von einem subglazialen Vulkanausbruch der Katla verursacht

Der Gletscherlauf auf Island ist stärker als zunächst angenommen und führte zur Sperrung der Ringstraße zwischen Vík nach Kirkjubæjarklaustri. Damit ist die wichtigste Straße Islands unterbrochen. Zudem gab es heute weitere Erdbeben unter dem subglazialen Vulkan Katla.

Wie IMO in einem späten Update gestern um 21 Uhr mitteilte, deuteten die geophysikalischen Daten darauf hin, dass der Gletscherlauf nicht das Ergebnis eines Vulkanausbruchs der Katla unter dem Gletscher ist. Dennoch handelt es sich um einen starken Gletscherlauf: Der Wasserdurchfluss an der Brücke über Skálm betrug zu seinem Höchststand von etwa 1.000 m³/s. Damit ist der Jökulhlaup Vergleichbar mit den Gletscherläufen in Múlakvísl in den Jahren 2011 und 1955, und es wird erwartet, dass es mehrere Tage dauern kann, bis sich die Strömung in Skálm normalisiert.

Die isländische Meteorologiebehörde überwacht das Gebiet weiterhin, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass der  Lauf durch einen Vulkanausbruch verursacht wurde, obgleich es weitere Erdbeben unter dem Vulkan gab und auch Schwefelgeruch wahrgenommen wurde. Das Schmelzwasser, das diesen Gletscherlauf verursachte, stammt aus den Kavernen unter dem Eis. Ein GPS-Messgerät auf der Austmannsbunga zeigt, dass die Veränderungen in der Caldera einem regulären Gletscherlauf entsprechen, wobei unklar bleibt, warum bei solchen Läufen manchmal mehr Wasser freigesetzt wird.

Ein Patrouillenflug der Küstenwache, bestätigte, dass der Abfluss nur vom Sandfellsjökull kam und von dort in den Flusslauf des Skálm gelangte. Fotos von diesem Flug zeigen die Quelle des Laufs am Gletscherausläufer des Sandfellsjökull im östlichen Teil des Mýrdalsjökull.

Der Jökulhlaup begann im Fluss Skálm gestern um 13:20 Uhr und war möglicherweise größer als der große Lauf im Jahr 2011. Das Abflusswasser fließt in seiner jetzigen Form vom Sandfellsjökull in den Skálmar-Kanal und hat die Brücke und Teile der Ringstraße überflutet. Die Straße wurde gesperrt, da das Hochwasser die Brücke beschädigte.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass weiteres Wasser unter dem Gletscher hervorkommt und möglicherweise auch den Fluss Múlakvísl erreicht. Die erhöhte Turbulenz, die gestern Morgen gemessen wurde, könnte darauf hinweisen, dass noch mehr Wasser erwartet wird.