Island: Das Warten auf Reykjanes geht weiter

Warten auf den Ausbruch auf Reykjanes geht weiter – Erdbebenaktivität nimmt zu

Seit Wochen wird auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel ein unmittelbar bevorstehender Vulkanausbruch erwartet, und langsam fühlt es sich an, als würde man auf Godot warten, der niemals kommt. Doch im Gegensatz zu Becketts Stück scheint es ziemlich sicher zu sein, dass der Ausbruch kommen wird – die Frage ist nur, wann. Leider kann ich darauf keine belastbare Antwort geben. Was ich jedoch sagen kann, ist, dass die Erdbebenaktivität auf der Reykjanes-Halbinsel seit gut zwei Wochen kontinuierlich zunimmt und heute einen neuen Höhepunkt erreicht hat: Das seismische Netzwerk des IMO registrierte in den letzten 48 Stunden 223 Erschütterungen auf der Halbinsel, die meisten davon entlang der Sundhnukur-Kraterreihe. Besorgniserregend ist die Konzentration der Erdbeben in einem Gebiet zwischen Thorbjörn und Grindavík Nord. Diese Region liegt in der Verlängerung der eigentlichen Kraterreihe und im Bereich des Rifts vom 10. November. Zwar gab es auch unmittelbar vor den letzten Eruptionen Beben in dieser Region, jedoch waren diese bei weitem nicht so stark wie jetzt. Daher wächst bei den IMO-Forschern die Sorge, dass es diesmal nördlich von Grindavík zu einer Spaltenöffnung kommen könnte. Sollte dieses Worst-Case-Szenario eintreten, wäre der ganze Kampf um Grindavík, den man seit November letzten Jahres führt, vergeblich gewesen.

Nicht nur die Erdbeben halten an, sondern auch die Bodenhebung. An der Messstation Svartsengi deutet sich in den letzten Tagen tatsächlich eine leichte Abflachung der Hebung an, was als Hinweis darauf interpretiert wird, dass der Druck im flach gelegenen Magmenreservoir unter Svartsengi inzwischen so hoch ist, dass es dem Magma schwerfällt, aus tieferen Regionen aufzusteigen. Genaue Zahlen liegen zwar noch nicht vor, aber es wird davon ausgegangen, dass sich seit Ende der letzten Eruption am 29. Mai mindestens 20 Millionen Kubikmeter Schmelze angesammelt haben. Ich vermute, dass es inzwischen gut 24 bis 25 Millionen sind, da die 20-Millionen-Marke schon seit längerem vermutet wird und mittlerweile deutlich überschritten sein müsste.

Zu Beginn erwähnte ich Godot: Natürlich besteht keine hundertprozentige Gewissheit, dass der Ausbruch tatsächlich kommt, denn nach wie vor können wir nicht in die Tiefen der Erde blicken und genaue Vorhersagen über zukünftige Ereignisse machen. Letztendlich besteht immer die Möglichkeit, dass der Magmen-Nachschub aus der Tiefe versiegt und der Ausbruch ausbleibt. Es könnte auch zu einer unterirdischen Intrusion eines magmatischen Gangs kommen, die vorerst wieder Druck aus dem System nimmt. Doch letztlich glauben die wenigsten Forscher daran.

Auf ganz island wurden übrigens 354 Erdbeben festgestellt. Das lag u.a. daran, dass es ein Schwarmbeben an der Tjörnes-Fracture-Zone gab, das aus 67 Erschütterungen bestand. Auch die Bebentätigkeit im Bereich vom Vatnajökull ist erhöht. Dort wurden 31 Beben festgestellt. Einige davon manifestierten sich im Bereich der Askja.

Island: 3 Erdbeben mit Magnituden im Dreierbereich

Erdbebenaktivität unter Bardarbunga und Katla weiter erhöht – Drei Erdbeben im Dreierbereich

Der Untergrund auf Island ist alles andere als stabil. Zwar droht er nicht überall nachzugeben, doch zahlreiche Erdbeben zeugen von der Dynamik der Erdkruste entlang der kontinentalen Naht zwischen Europa und Nordamerika. Genaugenommen besteht die Insel aus einem Stück angehobener Ozeankruste entlang des Mittelatlantischen Rückens, die durch einen Mantelplume nach oben gedrückt wurde. Die hieraus resultierende vulkanische Aktivität hat die Kruste zusätzlich verdickt, so dass sie über den Meeresspiegel hinausragt. Klassische Sedimente kommen auf Island nur im geringen Umfang vor und spielen bei der Bildung des Untergrunds eine untergeordnete Rolle. Die Prozesse, die zur Inselbildung führten, sind noch lange nicht abgeschlossen, und augenblicklich erleben wir eine aktive Phase, die zahlreiche Erdbeben und Vulkanausbrüche hervorbringt und tektonische Prozesse erzeugt, von deren Dokumentation Geowissenschaftler sonst nur träumen.

Konkret manifestierten sich diese Prozesse in drei Erdbeben mit Magnituden im Dreierbereich. Zwei dieser Erschütterungen hatten die Magnituden 3,5 und 3,1 und ereigneten sich wenige Kilometer vom Bardarbunga entfernt, der unter dem Gletscher Vatnajökull liegt. Sie sind auf der IMO-Shakemap mit den bekannten grünen Sternchen markiert und hatten Hypozentren in 5 und 3 Kilometern Tiefe.

Kein grünes Sternchen erhielt seltsamerweise ein Beben M 3,0, dass sich gestern gegen 16:45 UTC unter dem Vulkan Katla zutrug, der vom Gletscher Myrdalsjökull bedeckt ist. Der Grund für das fehlende Sternchen wird sein, dass IMO in seinen Berichten mit gerundeten Zahlen arbeitet und die tatsächliche Magnitude ganz knapp unter 3,0 lag. Hier wurde das Hypozentrum in nur 100 m Tiefe unter dem Meeresspiegel verortet. Katla zeigte sich in den letzten 2 Wochen recht aktiv und hatte einen Gletscherlauf, der mit der hydrothermalen Aktivität des Vulkans unter dem Eis zusammen hing. Wissenschaftler erwarten seit Jahren einen Vulkanausbruch. Ein Vulkanausbruch des Bardarbungas wird wohl noch einige Jahrzehnte auf sich warten lassen, auch wenn sich unter der Caldera bereits wieder Magma akkumuliert. Hier ist die letzte Eruption gerade einmal 10 Jahre her.

Als Nächstes wird wohl mit aller Wahrscheinlichkeit wieder mit vulkanischer Aktivität entlang der Sundhnukur-Kraterreiche auf der Reykjanes-Halbinsel zu rechnen sein. Hier könnte eine Eruption nur Tage, bestenfalls Wochen entfernt sein. Die Erdbebenaktivität war in den letzten Tagen hoch, doch für die Nacht zeigen die IMO-Tabellen keine Erdbeben an. Vielleicht liegt ein Übertragungsfehler vor.

Update: Wie vermutet handelte es sich bei der nächtlichen Lücke um einen Übertragungsfehler. Die Listen wurden aktualisiert und zeigen intensive Tätigkeit. Auffallend viele Beben südwestlich vom Thorbjörn und somit in der Nähe von Grindavik.

Island: Polizeichef sorgt sich um Norden von Grindavik

Erdbebenaktivität hält an und schürt Sorgen um den Norden von Grindavik – Apell des Polizeichefs

Die Erdbebenaktivität auf der isländischen Reykjaneshalbinsel ist auch heute deutlich erhöht: Innerhalb von 48 Stunden wurden von IMO 157 Erschütterungen detektiert. Die meisten Beben konzentrieren sich auf das Svartsengigebiet und hier auf einen Bereich nördlich von Grindavik und südlich von Thorbjörn. Aber auch westlich des Orts bebt es. Die Bodenhebung scheint heute nachgelassen zu haben, was allerdings auch wieder eine der berühmten Messungenauigkeiten sein kann. Erst wenn mehrere Tage lang vergleichbare Werte ermittelt werden, kann man davon ausgehen, dass es ein neuer Trend ist. Sollte sich dieser Bestätigen, kommen zwei Szenarien in Betracht: Entweder lässt der Magmenstrom aus der Tiefe nach, weil das tiefe Reservoir erschöpft ist, oder weil der Gegendruck im oberen System zu groß wird. Letztere Möglichkeit würde auf eine baldige Eruption hindeuten.

In den Medien sind heute zwei Personen prominent gewesen, die beide die gleiche Besorgnis geäußert haben. Bei der einen Person handelt es sich um IMO-Bodendeformationsspezialist Benedikt Gunnar Ófeigsson, der bestätigte, dass sich die Seismizität auf hohem Niveau befindet. Er zeigte über die Nähe der Epizentren zum Norden von Grindavik besorgt und befürchtet, dass es hier zu einer Spaltenöffnung kommen könnte. Bei der anderen Person handelt es sich um den regionalen Polizeichef Úlfar Lúðvíksson, der meinte, es wäre unverantwortlich, in Grindavik zu übernachten, und rät allen Bewohnern der Stadt, diese spätestens am Abend zu verlassen. Bevor nicht eine erneute Notlage ausgerufen wird, hat der Polizeichef nicht die Befugnis, die Stadt zu räumen, was er allerdings am liebsten machen würde. Insbesondere hält er es für unvertretbar, wenn sich Kinder in der Stadt aufhalten und Leute im Norden von Grindavik übernachten. Die meisten Anwohner hätten sich inzwischen zwar ein anderes Nachtquartier gesucht, dennoch hätten letzte Nacht mehr als 30 Personen auf 20 Häusern verteilt in Grindavik genächtigt. Vier dieser Häuser lagen in einem besonders gefährdeten Gebiet im Norden, dort, wo sich am ehesten eine Spalte öffnen könnte.

Bereits gestern äußerte sich Benedikt in einem MBL-Artikel über die anhaltende Bodenhebung an der Askja. Zwar wäre diese dieses Jahr nicht so hoch wie in den beiden Vorjahren, aber sie würde konstant anhalten und das Ausbruchsrisiko stiege auch hier.

Island am 14.08.24: Neues IMO Update

Update der Vulkanologen bestätigt hohes Magmavolumen – Erdbeben gehen weiter

Die Erdbebenaktivität entlang der Sundhnukur-Kraterreihe bei Svartsengi auf Reykjanes geht weiter und hat sich gegenüber dem Vortag wieder intensiviert. Innerhalb von 48 Stunden registrierte das seismische Netzwerk von IMO 164 schwache Erschütterungen auf Rekjanes. Die meisten davon manifestierten sich bei Reykjanestá und in dem Gebiet von Sundhunkur, wobei es auch zu Beben am Fagradalsfjall und bei Krysúvik kam. In der Nähe des Kleiftavatn ereignete sich der stärkste Erdstoß der letzten Stunden. Er hatte eine Magnitude von 2,3.

Die IMO-Forscher veröffentlichten auch ein Update zur Aktivität und bestätigten, dass sich im Magmenkörper unter Svartsengi mehr als 20 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt haben. Hierbei handelt es sich nur um den Zufluss ins System seit Ende Mai, als die letzte Eruption endete. Das Erdbebenmuster entspricht dem vor den letzten Eruptionen. In der letzten Wochen wurden pro Tag zwischen 60 und 80 Beben in dem Gebiet der Kraterreihe zwischen Stóra-Skógfell und Grindavik detektiert. Die Hypozentren dieser Erdbeben liegen überwiegend in Tiefen zwischen 2 und 4 Kilometern. Die Forscher sehen eine Verlangsamung der Bodenhebung, was ich anhand der öffentlich zugänglichen Daten nicht bestätigen kann. Nichtsdestotrotz deutet eine Verlangsamung der Bodenhebung darauf hin, dass der Druck im System steigt, weswegen es Magma in größerer Tiefe schwerfällt, aufzusteigen. Demnach würde man sich also der erwarteten Eruption nähern.

Aus der Grafik wird ersichtlich, dass das Pausenintervall zwischen den Eruptionen länger wird und dass immer mehr Bodenhebung registriert wird, bevor es zu einer Eruption kommt. Dieses Phänomen beobachtete man schon bei früheren eruptiven Phasen auf Island, etwas bei den Krafla-Feuern in den 1970er Jahren. Eine Erklärung könnte sein, dass der Untergrund durch das wiederholte Aufblähen infolge von Intrusionen quasi ausleiert und immer größere Magmamengen nötig werden, um entsprechenden Druck und Spannungen aufzubauen, bis der Boden aufreißt und Lava sprudelt.

Die Gefahreneinschätzung blieb gegenüber der Vorwoche unverändert. Besonders entlang der Sundhunkur-Kraterreihe und für Grindavik gilt ein hohes Gefahrenpotenzial.

Island: Ein Vulkansystem im Westen könnte erwachen

Erdbebenserie im Westen Islands schürt Befürchtungen zum Erwachen des Vulkansystems Ljósufjöll

Im Zuge meiner Berichterstattung über die erhöhte Erdbebentätigkeit auf Island, die wir am Wochenende beobachten konnten, erwähnte ich eine Erdbebenserie im Westen der Insel, etwa dort, wo die Snæfellsnes-Halbinsel beginnt. Nicht nur mir sind diese Erdbeben aufgefallen, sondern auch anderen Journalisten und Geowissenschaftlern auf Island. Die isländische Medienseite RUV veröffentlichte daraufhin einen Artikel, der die Vorgänge auf der Snæfellsnes-Halbinsel genauer beleuchtet und den ich als Grundlage für weitere Recherchen nutzte.

Seit Samstag wurden in der Region Grjótárvatn nördlich von Borgarnes 14 Erdbeben mit einer Magnitude über 1 registriert. Das stärkste dieser Beben ereignete sich gestern Nachmittag mit einer Magnitude von 2,6. Die Beben traten im Bereich des Vulkansystems Ljósufjöll auf, das sich im Schatten der gleichnamigen Bergkette auf Snæfellsnes erstreckt und sich über viele Kilometer in Ost-West-Richtung ausdehnt.

Die Vulkansysteme in Westisland und auf der Snæfellsnes-Halbinsel, darunter Ljósufjöll, Helgrindur und Snæfellsjökull, waren in den letzten 10.000 Jahren aktiv und gelten somit nicht als erloschen. Auch nach der Eiszeit kam es in diesen Gebieten zu kleineren und mittelgroßen Lavaausbrüchen, zum Beispiel bei Eldborg in Hnappadalur und Grábrók in Bifröst.

In der Neuzeit ist das Vulkansystem Ljósufjöll insgesamt 23 Mal ausgebrochen, wobei die meisten Eruptionen in den Tälern Hnappadalur und Hítardalur stattfanden.

Die aktuelle Erdbebenserie ist kein Einzelfall, denn seit Beginn der Eruptionen im Gebiet der Reykjanes-Halbinsel kommt es auch auf Snæfellsnes vermehrt zu Erdbeben. Daher werden nun Spekulationen laut, dass das Vulkansystem Ljósufjöll zum Leben erwachen könnte. Jóhanna Malen Skúladóttir, eine Expertin für Naturgefahren beim isländischen Wetterdienst, kommentierte jedoch, dass bisher keine Bodendeformationen wie auf Reykjanes festgestellt werden konnten.

Fokus liegt weiter auf Reykjanes-Halbinsel

Es scheint zwar möglich, dass das Vulkansystem Ljósufjöll erwacht ist, doch bevor es zu Eruptionen kommt, würde man noch weitaus stärkere Erdbebenschwärme und eine Bodenhebung erwarten. Der Fokus bleibt daher weiterhin auf die Reykjanes-Halbinsel gerichtet, wo es heute Vormittag einen Erdbebenschwarm bei Reykjanestá gab. Die Zahl der Erdbeben im Bereich der Reykjanes-Halbinsel stieg auf 153, ausgenommen sind die Beben 20 Kilometer westlich von Eldey, wo es zu 6 weiteren Erschütterungen kam. Das stärkste Beben hier brachte es auf eine Magnitude von 3,05.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 13.08.24

Erdbebenaktivität nach Hochphase am Wochenende rückläufig – Bodenhebung bei Svartsengi konstant

Nach der Erdbebenhochphase, die am Wochenende zu einer erhöhten Erdbebenaktivität an den Vulkansystemen entlang der Hauptstörungszonen führte, hat sich die Situation gestern etwas abgekühlt und weitestgehend „normalisiert“, sofern man den Zustand, den wir seit Monaten auf Island sehen, als normal bezeichnen kann. IMO registrierte auf ganz Island innerhalb von 48 Stunden 163 Erschütterungen, wobei die Erdbebenaktivität in einigen Regionen wie Askja und Grimsfjall immer noch als leicht erhöht angesehen werden konnte.

Im Bereich der Askja wird wieder eine Bodenhebung detektiert und man darf sich fragen, wie lange es wohl noch dauern wird, bis es dort zur Eruption kommt. Innerhalb von 2 Jahren stieg der Boden um gut 79 Zentimeter an. Die Bodenhebung an der Messstation OLAC ist dabei am weitesten fortgeschritten und zeigt wieder eine kontinuierliche Zunahme an und nicht so einen steilen Peak, wie wir ihn im Frühjahr sahen. Es steigen also wieder kontinuierlich magmatische Fluide auf und sammeln sich unter der Caldera an.

Eine ähnliche Kontinuität sehen wir unter Svartsengi auf der Reykjaneshalbinsel, wo es nur minimale Fluktuationen gibt, die möglicherweise auf Schwankungen der Messgenauigkeit zurückzuführen sind. Die italienischen Geoforscher vom INGV betonen in ihren Berichten zur Bodenhebung der Campi Flegrei immer, dass man die exakte Bodenhebungsrate immer nur 12 bis 18 Tage rückwirkend zum Messzeitpunkt bestimmen kann, weil man erst nach diesem Zeitraum Effekte, die durch Erdrotation, Schwankungen der Erdumlaufbahn und Gravitation entstehen, aus den GPS-Daten herausrechnen kann. So wird es sich auch auf Island verhalten.

Obgleich es weiterhin Erdbeben unter den Spaltensystemen und Sundhnukur gibt, sind wir ein Stück weit von der Bebenrate am Wochenende entfernt: IMO registrierte innerhalb von 48 Stunden 88 Beben auf Reykjanes. Einige Beben manifestierten sich heute wieder offshore, mit Epizentren, die 22 Kilometer südwestlich der Felseninsel Eldey verortet wurden.

Nach wie vor rechnen selbst Skeptiker wie der isländische Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson fest mit einer Eruption in den nächsten Tagen. In einem neuen MBL-Interview meinte der Forscher der Uni Reykjavik aber, dass eine Eruption höchstwahrscheinlich in dem bekannten Gebiet entlang der Sundhnukur-Kraterreihe stattfinden wird. Eine Spaltenöffnung innerhalb der Befestigungsanlagen um Grindavik bzw. im Ort selbst schließt er kategorisch aus. In diesem Areal im südlichen Reykjanes sei es seit 14.000 Jahren nicht mehr zu einer Eruption gekommen. Weiter meint er, der Magmenkörper unter Svartsengi sei so groß, wie es vor keiner anderen Eruption der Serie der Fall war. Daher rechnet er mit einem besonders starken Ausbruch.

Update: Vormittags ereignete sich ein Schwarmbeben bei Reykjanestá und bei Eldey gab es ein Beben m 3,0.

Island: Erhöhte Erdbebenaktivität am 11. August

Zahlreiche Erdbeben in verschiedenen Regionen von Island detektiert – Erdbebenaktivität auf Reykjanes war besonders hoch

Zusammenfassung:

  • Insgesamt 260 Erdbeben innerhalb von 48 Stunden
  • Die stärksten Erdbeben lagen auf dem Reykjanes-Ridge und hatte die Magnituden 3,1 und 2,9
  • 165 Erdbeben auf Reykjanes, viele davon bei Svartsengi/Sundhnukur
  • Schwarmbeben mit 30 Erschütterungen unweit Snæfellsnes
  • Erdbeben bei Hveravellir westlich vom Langjökull
  • Beben und Schwefelgeruch bei der Katla
  • Mehrere Erschütterungen unter den Zentralvulkanen beim Vatnajökull

Auf Island bebt die Erde, was an sich nichts Ungewöhnliches ist, doch am Wochenende war die Seismizität besonders hoch. Das Isländische Wetteramt (IMO) registrierte auf ganz Island 260 Erschütterungen innerhalb von 48 Stunden. Ohne dass es an einem bestimmten Ort zu einem starken Schwarmbeben kam, ist das schon beachtlich. Kleinere Schwarmbeben gab es nicht nur in der bekannten Vulkanzone von Svartsengi auf Reykjanes, sondern auch in anderen Vulkanregionen entlang der Hauptstörungszonen, die mit dem Mittelatlantischen Rücken in Verbindung stehen. Dieser war sehr aktiv und verursachte die beiden stärksten Erschütterungen, die Magnituden von 3,1 und 2,9 erreichten und sich weit draußen vor der Küste von Island manifestierten. Ihre Epizentren wurden 161,1 km südlich von Eldeyjarboði verortet. Wie das IMO mitteilte, standen sie in keiner direkten Verbindung mit den Ereignissen auf Reykjanes.

Im Bereich der westlichen Vulkanzone gab es ein kleines Schwarmbeben zwischen den Gletschern Langjökull und Hofsjökull, genauer gesagt, unweit des Thermalgebiets Hveravellir. Weiter westlich, auf der Karte von Snæfellsnes, manifestierte sich ein weiteres Schwarmbeben. Die Epizentren lagen 28 km nördlich von Borgarnes. Das seismische Netzwerk registrierte hier 30 Erschütterungen in unterschiedlichen Tiefen.

In der östlichen Vulkanzone ereigneten sich überwiegend Erdbeben im Bereich der Zentralvulkane auf der Karte des Vatnajökull. Hier gab es 31 Erschütterungen, viele davon im Bereich von Askja und Herdubreid.

Im Süden von Island ereigneten sich einige Beben im Bereich der Katla. Am Samstag wurde hier erneut eine erhöhte elektrische Leitfähigkeit des Wassers im Fluss Skálm festgestellt, und es wurde zunächst ein Gletscherlauf vermutet. Doch der Wasserpegel stieg nur leicht. Dennoch wurde der Geruch von Schwefelwasserstoff wahrgenommen, was auf eine erhöhte hydrothermale Aktivität unter dem Mýrdalsjökull hindeutet, die vom Vulkan Katla ausgehen könnte.

Auf Reykjanes wurden 165 Erschütterungen festgestellt. Praktisch jedes Spaltensystem war betroffen. Der Schwerpunkt der Seismizität lag allerdings entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe. Die Bodenhebung setzt sich unvermindert fort, und je länger sie anhält, desto wahrscheinlicher wird das Einsetzen eines weiteren Vulkanausbruchs.

 

Island: Weitere Zunahme der Seismizität am 10.08.24

Erdbebenaktivität bei Sundhnukur hat weiter zugenommen – Bodendeformation bei Krysuvik

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel werden die Anzeichen eines bevorstehenden Vulkanausbruchs immer prägnanter. Die Bodenhebung geht mit einer konstanten Rate weiter und die Erdbebenaktivität nimmt infolge der steigenden Spannungen im Untergrund kontinuierlich zu. Die Daten deuten darauf hin, dass der Magmadruck weiter zunimmt, und dies ist ein ähnlicher Trend wie in den Wochen vor früheren Ausbrüchen.

Wie IMO gestern Nachmittag berichtete, wurden seit Montag, dem 5. August, fast 300 Erdbeben registriert. Bei den Erdbeben handelt es sich um schwache Erschütterungen mit Magnituden unter M2,0. Die meisten Beben haben geringe Magnituden unter M1,0 und liegen somit im Bereich der Mikroseismizität. Der Schwellenwert, ab dem ein Beben als Mikrobeben gehandelt wird, ist nicht einheitlich geregelt. Manche Institute setzen ihn bei M 1,5, andere bei M 1,0. Die Gefahreneinschätzung bleibt unverändert und man hält es für wahrscheinlich, dass es entlang der Sundhnukur-Kraterreihe bald zu einer Eruption oder Intrusion kommen wird.

Die Bodenhebungen sind inzwischen wieder so groß, dass es auch zu messbaren Bodendeformationen in den umliegenden Systemen kommt, die einige zehner Kilometer von Svartsengi und Sundhnukur entfernt liegen. Besonders auffällig ist die Deformation im Krysuvik-System, wo die GPS Werte nicht nur eine vertikale Hebung von gut 3 Zentimetern seit Ende der letzten Eruption am 29. Mai anzeigen, sondern vor allem einen horizontalen Versatz von fast 4 Zentimetern. Ähnliche Werte konnte man 1 bis 2 Wochen vor den vorangegangenen Eruptionen aus den Diagrammen ablesen.

Ob der Magmenaufstieg bei Svartsengi so weitreichende Wirkungen hat, dass auch das Hengill-System davon beeinflusst wird, ist fraglich. Bodendeformationen. Anfang der Woche berichtete ich über die phreatische Explosion im Thermalgebiet Hveravelir. Nun war ein Journalist von MBL mit dem isländischen Geologen Þráinn Friðriksso vor Ort. De Geologe erklärte, dass es sehr wahrscheinlich erst zu einem Erdrutsch kam. Durch die Druckentlastung wurde dann die Dampfexplosion getriggert, die Ton und andere Sedimente in einem großen Umkreis verteilte. Als Ursache für den Erdrutsch sieht der Spezialist einen mit Wasser übersättigten Boden. Island erlebt einen der regenreichsten Sommer der letzten Jahre, der möglicherweise durch den Hunga-Tonga-Ha’apai- Ausbruch von 2022 verursacht wird.

Island: Studie zur Grabenbildung am 10. November

Grabenbildung vom 10. November gut dokumentiert – einmalige Gelegenheit für die Forschung

Am 10. November 2023 wurden Geowissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen Zeugen einer Grabenbildung, die sie in noch nie dagewesener Genauigkeit dokumentierten. Eigentlich erwarteten sie einen Vulkanausbruch, denn über Wochen hatte sich Magma im Untergrund angesammelt. Doch was sie dann erlebten, überstieg ihre Erwartungen und stellte gleichzeitig für die Bewohner von Grindavík eine Katastrophe dar.

Auch Vnet berichtete in Echtzeit von den Geschehnissen, deren offensichtliche Symptome in Form von Erdbeben auftraten, von denen einige Magnituden im Fünferbereich erreichten. In sozialen Medien berichteten Anwohner von Grindavík von Rissen, die sich in Straßen und Häusern auftaten. Zu diesem Zeitpunkt dachte man noch, diese Risse seien nur Folgen der Erdbeben. Doch wie sich später zeigte, gingen Erdbeben und Rissbildungen mit massiven Erdbewegungen einher, die in dieser Form nur selten wissenschaftlich dokumentiert worden waren. Als klar wurde, dass es sich um einen außergewöhnlich starken seismischen Schwarm handelte, wurden Grindavík und das Geothermiekraftwerk evakuiert.

Erst nach und nach wurde klar, welche massiven Erdbewegungen stattgefunden hatten, und die Forscher staunten nicht schlecht, als sie feststellten, dass man Zeuge einer Grabenbildung geworden war. Sie begannen mit der Auswertung der Daten und veröffentlichten nun eine Studie zu dem Ereignis, an deren Erstellung ein internationales Team beteiligt war. Als Hauptautoren gelten Gregory P. De Pascale und Tomáš J. Fischer. Zudem arbeiteten viele Forscher des IMO und der Universität Reykjavík an diesem Papier mit.

Es wurden sämtliche Daten des Ereignisses ausgewertet, die zur Verfügung standen. Die Daten stammten von seismischen Stationen, Satellitenradar (InSAR), GPS, bodengestützten Geräten sowie drohnengestützten Lidar- und Bildaufnahmen. Zudem wurden präzise Landvermessungen durchgeführt und auch Drohnen zur Erkundung und Vermessung eingesetzt. Bald stand fest, dass sich nicht nur ein paar Risse geöffnet hatten, sondern dass man Zeuge einer Grabenbildung geworden war. Tatsächlich bildeten sich zwei parallel verlaufende Gräben, die sich entlang von Störungszonen absenkten, während der Bereich zwischen den Tälern angehoben wurde und nun einen sogenannten Horst bildet. Solche Horst-und-Graben-Strukturen findet man häufiger entlang von kontinentalen Plattengrenzen. Trotz der Magmaansammlung im Untergrund gehen die Forscher davon aus, dass die Schmelze bei der Grabenbildung eine untergeordnete Rolle spielte und vermuten tektonische Kräfte hinter dem Ereignis. Nichtsdestotrotz kam es parallel zur Grabenbildung zur Intrusion eines magmatischen Gangs. Wahrscheinlich drang das Magma in einen neu gebildeten Riss ein.

Die Untersuchungen ergaben, dass die Gräben größtenteils innerhalb weniger Stunden entstanden, zeitgleich mit der seismischen Aktivität. Das neue System umfasst zwei Täler, fünf Verwerfungen und etwa 12 Spalten, mit einer vertikalen Verschiebung von fast 3 Metern und einer Breite von etwa 4,5 Kilometern – deutlich breiter als die meisten anderen bekannten Grabenstrukturen.

Insgesamt liefert die Untersuchung neue Erkenntnisse über die Entstehung von Gräben und könnte das Verständnis ihrer Bildung und Funktion an ähnlichen Orten auf der Erde und auf anderen Planeten verbessern. (Quelle: https://doi.org/10.1029/2024GL110150)