Island: Eruption fluktuiert am 2. September

Eruption auf Island fluktuiert stark – Lavastrom schreitet langsam voran

Das Wetter auf Island ist genauso wechselhaft wie die Stärke der Eruption am Nordende der Sundhnúkur-Kraterreihe auf der Reykjanes-Halbinsel: Wer heute Morgen einen nebelfreien Blick auf die Eruption erhaschen konnte, wundert sich wahrscheinlich über die geringe Aktivität. Nur gelegentlich sieht man etwas Lava über den Kraterrand des neu entstandenen Kegels spritzen, genauso wie gestern Abend während der Dämmerung. Zwischendurch steigerte sich die Aktivität jedoch deutlich, sodass man aus zwei Schloten Aktivität beobachten konnte. Diese reichte von intensivem Lavaspattering bis hin zu einer kleinen Lavafontäne. Diese nächtliche Aktivitätshochphase ging mit einem deutlich erhöhten Lavaausstoß einher, und der Lavastrom erhielt einen deutlichen Schub, der sich auch in der emittierten Wärmestrahlung widerspiegelte. MIROVA detektierte eine sehr hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von 1600 MW.

Die Experten des IMO äußerten sich heute in isländischen Medien zum Fortschritt der Lavafront und lieferten ein nicht ganz einheitliches Bild. Während Sigríður Kristjánsdóttir sagte, dass der Lavastrom kaum noch vorankomme und sich stark verlangsamt habe, meinte Gro Birkefeldt Pedersen, dass sich der Lavastrom zwar verlangsamt habe, aber dennoch innerhalb von 24 Stunden um bis zu 280 Meter weiter vorgedrungen sei. Aktuell ist der Strom gut 2 Kilometer lang und bewegt sich im Gebiet der Gemeinde Vogar. Die Lavafront ist jedoch noch 3,6 Kilometer von der wichtigen Straße Reykjanesbraut entfernt, und es ist sehr fraglich, ob die Eruption so lange anhält oder sich so stark verstärkt, dass die Straße erreicht wird. Auf ihrem Weg zur Straße müsste die Lava mehrere Erdspalten überwinden bzw. auffüllen, was ihre Migration deutlich verzögern würde. Kritische Infrastruktur scheint bis auf Weiteres also nicht gefährdet zu sein.

In Vogar wurde in den vergangenen 24 Stunden nur noch eine leichte Luftverschmutzung registriert, sodass sich auch hier die Situation entspannt hat.

Wie es auf Island weitergeht, ist zwar nicht genau vorherzusagen, doch allem Anschein nach hat der Vulkan bereits begonnen, sein Reservoir wieder aufzufüllen. Nach den Erfahrungen der letzten Monate könnte es zu einer weiteren Eruption im Svartsengi-Areal kommen. Sollten die übergeordneten Trends anhalten, die man in den sechs Eruptionsphasen und zwei Gangbildungen beobachten konnte, könnte der nächste Ausbruch allerdings gut vier Monate auf sich warten lassen. Zwar werden die Pausenintervalle immer länger, dafür aber die Ausbrüche stärker.

Island: Sicht auf Sundhnúkur

Wolken geben Sicht auf Eruption im Norden von Sundhnúkur frei – Lavafontäne stabilisierte sich

Der Vulkanausbruch auf Island geht weiter, und die anhaltende Aktivität konnte visuell bestätigt werden. Nachdem das Geschehen gestern den größten Teil des Tages in Nebel gehüllt blieb, konnte man am Abend und heute Morgen kurze wolkenfreie Zeitfenster mit Sicht auf die Eruption erhaschen. Im Vergleich zu Freitag hat die Kraft der Eruption abgenommen, doch die Aktivität scheint sich gestern stabilisiert zu haben, und man sieht eine konstante Lavafontäne, die schätzungsweise 20 bis 30 Meter über den Rand des neuen Schlackenkegels aufsteigt. Aus einem zweiten Schlot ist Spattering zu sehen, und natürlich ist ein Lavastrom aktiv, der dort aus dem Krater fließt, wo sein Rand am niedrigsten ist.

Aufgrund des schlechten Wetters wurden kaum Erdbeben registriert. Wind und Regen stören die Sensoren, sodass die schwachen Erdbeben nicht vom Hintergrundrauschen unterschieden werden können. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, dass die Seismizität deutlich zurückgegangen ist. Was Sache ist, werden wir erfahren, wenn das Wetter besser geworden ist, doch das könnte dauern, denn für die südwestliche Hälfte der Insel bestehen Unwetterwarnungen.

Gewarnt wird auch vor VOG. Der vulkanisch bedingte Smog enthält in erster Linie viel Schwefeldioxid, aber auch Feinstaub aus den Vegetationsbränden am Rand des Lavastroms, die jetzt durch starke Niederschläge eigentlich gelöscht werden müssten. Der meteorologische Nebel vermischt sich aber mit dem Schwefeldioxid und bildet saure Tröpfchen, die nicht nur schlecht für die Vegetation sind, sondern auch für die Atemorgane von Mensch und Tier. Der Südwind trägt den VOG genau nach Vogar, das nur wenige Kilometer nördlich der Eruptionsstelle liegt, und sorgt dort für Probleme.

Die GPS-Messwerte bestätigen den Trend, dass die Subsidenz bei Svartsengi gestoppt hat und es einen leichten Aufwärtstrend gibt. Es wird also wieder Bodenhebung registriert, was bedeutet, dass mehr Magma aus der Tiefe in das Reservoir unter Svartsengi aufsteigt, als von dort zur Eruption abgeht. Da sich das Reservoir in der Anfangsphase der Eruption so stark entleert hat, dass mehr Magma abgeflossen ist, als seit Ende der letzten Eruption im Mai gespeichert wurde, ist der Druck im Speichersystem vergleichsweise gering, sodass das aus der Tiefe aufsteigende Magma schneller aufsteigen kann als in den letzten Monaten. Das gibt Raum für Spekulationen über die nächste Eruption, obwohl die aktuelle noch nicht beendet ist.

Die Frage ist, ob sich eine der zukünftigen Eruptionen weiter in Richtung Norden verlagern wird oder doch nach Süden Richtung Grindavik. Oder springt die Tätigkeit sogar auf ein anderes Spaltensystem über? Bevor Letzteres eintritt, würde ich vermuten, dass es wieder eine längere Eruptionspause gibt, so wie beim Wechsel des Eruptionszentrums vom Fagradalsfjall nach Sundhúnkur. Durchaus möglich halte ich eine weitere Nordwärtsmigration der Schmelze, und somit könnte eines der nächsten Eruptionszentren dem Siedlungsbereich an der Nordküste unangenehm nahekommen. Einstweilen ist man vor Ort aber noch damit beschäftigt, die Befestigungsanlagen bei Grindavik zu verstärken. Man hat auch damit begonnen, die Risse in den Straßen zu verfüllen, die am 10. November durch das Rifting entstanden sind.

Zusammenfassung: 

  • Die Aktivität im Norden von Sundhnúkur geht weiter
  • Lavafontäne ist gut 20 m hoch
  • Starke Luftverschmutzung durch VOG bei Vogar
  • Subsidenz ist gestoppt und es gibt neue Bodenhebung
  • Magmenreservoir lädt auf, weitere Eruption wahrscheinlich

Island: Erdbeben bei Sundhnúkur und Fagradalsfjall

Erhöhte Erdbebenaktivität bei Sundhnukur und Fagradalsfjall auf Island detektiert

Heute Vormittag ereigneten sich auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel zahlreiche Erdbeben, wobei die meisten unter Sundhnúkur und Fagradalsfjall auftraten. Dies ist ungewöhnlich, da es normalerweise nicht mehr zu so vielen Erdbeben kommt, wenn eine Eruption bereits im Gange ist, insbesondere nicht etwa eine Woche nach Beginn der Eruption. In den letzten 48 Stunden wurden unter Reykjanes 96 Beben registriert, von denen sich mehr als die Hälfte auf die beiden genannten Orte konzentrierte. Es ist nicht auszuschließen, dass sich im Eruptionsgebiet eine weitere Spalte öffnen könnte, wie wir es während der ersten Fagradalsfjall-Eruption im Jahr 2021 erlebt haben. Auch wenn es unwahrscheinlich erscheint, könnte sich sogar dieser Vulkan an den Eruptionen beteiligen. Ein weiteres mögliches Szenario ist, dass die Erdbeben durch Bodensetzungen infolge der Subsidenz verursacht werden, die weiterhin in nahezu konstantem Tempo erfolgt und den flach liegenden Magmenkörper unter Svartsengi langsam entleert.

Analyse der Lavaproben

Heute Morgen erwähnte ich bereits, dass die ersten Analyseergebnisse der Lavaproben veröffentlicht wurden. Diese wurden von der Universität Reykjavik durchgeführt und zeigen im Wesentlichen einen Chemismus der Lava, der den letzten beiden Eruptionen im März und Mai ähnelt: Die MgO-Konzentration in den Proben liegt zwischen 5 und 7 %, und das K2O/TiO2-Verhältnis im Basaltglas variiert zwischen 0,11 und 0,16, ähnlich wie bei den Ausbrüchen im Mai und Juni. Dieses Verhältnis ist jedoch deutlich niedriger als bei früheren Ausbrüchen, bei denen es zwischen 0,21 und 0,23 lag. Dies deutet darauf hin, dass sich seit Ende April Magma mit einer ähnlichen chemischen Zusammensetzung im Magmareservoir unter Svartsengi angesammelt hat.

Petrologisch ähneln die basaltischen Proben stark denen der Eruptionen am Sundhnúksgíga seit Dezember 2023 und enthalten vesikuläres Glas mit Plagioklas-, Olivin- und Augit-Gängen. Die Forscher schließen aus den Analysen, dass sich das Magma in einem tief gelegenen Reservoir gebildet hat. Die Proben weisen auch große Ähnlichkeiten mit jahrhundertealten Lavaproben auf, was darauf hindeutet, dass ähnliche Prozesse wie bei früheren Eruptionsphasen auf Reykjanes am Werk sind. Letztendlich bestätigt dies die Vermutung, dass eine mehrere Jahrzehnte andauernde Eruptionsphase bevorstehen könnte, die auch auf andere Spaltensysteme übergreifen und weitere Infrastruktur gefährden könnte.

Island: Lava mit Polarlichtern am 29.08.24

Vulkanausbruch auf Island hält an und bietet zusammen mit Nordlichtern spektakuläre Lichtshow

Der sechste Ausbruch am Sundhunúkur in Folge lieferte letzte Nacht eine atemberaubende Lichtshow, bei der glühende Lava und Nordlichter um die Aufmerksamkeit der Zuschauer und Fotografen konkurrierten. Unsere Vereinsmitglieder Jochen und Sandra sind weiterhin vor Ort und haben spektakuläre Bilder der Lichtshow aufgenommen.

Wie bereits gestern erwähnt, scheint es aktuell von den Sicherheitsbehörden toleriert zu werden, dass Schaulustige bis zur Lavafront vordringen und auch das Parken am Straßenrand des Grindavikurvegur scheint akzeptiert zu werden, obwohl es keine offiziellen Bekanntmachungen gibt, dass der Zugang zur Eruptionsstelle offen ist. Relativ problemlos kann man bis zur breit aufgefächerten Lavafront vordringen, die sich etwa 3 Kilometer vom Eruptionszentrum entfernt befindet. Die Lavafront ist noch etwa 2 Kilometer von der Straße entfernt. Sollte sich der Lavastrom in den nächsten Tagen nicht deutlich abschwächen, könnte es auch für die Hauptstraße Reykjanesbraut, die zwischen Reykjavik und dem Flughafen Keflavik verläuft, kritisch werden.

Was die Polizei allerdings nicht toleriert, sind Schaulustige, die einfach auf der Schnellstraße Reykjanesbraut anhalten und dort Staus provozieren. Solches Verhalten wird als lebensgefährlich und rücksichtslos angesehen, und die Polizei patrouilliert ununterbrochen, um den Verkehr am Fließen zu halten.

Erstaunlich ist, dass es weiterhin Erdbeben entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe gibt. Die Subsidenz hält an und ist stärker als bei den vorherigen Eruptionen. Laut dem IMO-Wissenschaftler Magnús Tumi stammt die Schmelze aus demselben Reservoir wie bei den früheren Eruptionen. Dass sich die Spalte so weit nördlich auf der Kálfellsheiði, nordöstlich von Stóra-Skógfell, öffnete, kommt für ihn nicht überraschend. Damit habe man gerechnet. Diese Aussage steht etwas im Widerspruch zu früheren Äußerungen, als die IMO-Wissenschaftler befürchteten, dass sich die nächste Eruption näher an Grindavik im Süden ereignen würde.

Einer der von Anfang an meinte, dass in der Nähe von Grindavik keine Gefahr drohe, war der Vulkanologe Þorvalður Þórðarson. Die weite Ausbreitung in Richtung Norden entspreche dem Verhalten einer Eruptionsserie von vor 2500 Jahren, als es hier zum letzten Mal zu Ausbrüchen kam, so Þorvalður in einem Visir-Interview. Der Vulkanologe vermutet, dass sich im unterirdischen Fördersystem möglicherweise etwas verändert hat, als es am 22. August zu einem Erdbeben der Magnitude 4,1 kam. Sollten sich weitere Eruptionen noch weiter nach Norden verlagern, könnten Siedlungen in der Nähe der Hauptstadt gefährdet werden.

Übrigens wurden gerade die ersten Ergebnisse der Lavaproben-Analysen veröffentlicht, aber dazu später mehr.

Island: Stärke des Vulkanausbruchs fluktuiert

Stärke der Eruption auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel fluktuiert – Touristen wagen sich näher heran

Der Vulkanausbruch im Norden der Sundhnúkur-Kraterreihe hält an, hat jedoch gestern im Tagesverlauf an Intensität verloren. Die Anzahl der dauerhaft aktiven Lavafontänen hat sich auf eine reduziert. Die Aktivität fluktuiert jedoch, und nachts stieg zeitweise ein zweiter Schlot wieder in die Aktivität ein und erzeugte eine weitere Lavafontäne. Einige der anderen Schlote köcheln noch ein wenig vor sich hin. Dennoch scheint der Lavaausstoß weiterhin beträchtlich zu sein, da in den GPS-Diagrammen zur Bodendeformation (noch) kein Nachlassen der Subsidenz zu erkennen ist und der Boden weiterhin absinkt. Die Geschwindigkeit des Absinkens ist etwa doppelt so hoch wie bei der letzten Eruption im Mai. Inzwischen ist die Bodenabsenkung etwas größer als die vorherige Bodenhebung, die nach dem Ende der letzten Eruption stattfand. Es wird also Schmelze gefördert, die sich bereits vor der letzten Phase der Bodenhebung im Speichersystem akkumuliert hatte. Das zeigt, dass Magma über längere Zeit hinweg eruptionsfähig bleibt. Derzeit ist unklar, ob nur bereits gespeicherte Schmelze eruptiert wird oder ob es erneut einen Expressweg aus größerer Tiefe gibt. Analysen von Lavaproben werden dieser Frage sehr wahrscheinlich bald auf den Grund gehen.

Gestern wanderten auch mehrere Touristen auf die alte Lavaebene hinaus, um sich der Eruption zu nähern. Laut einem Bericht von MBL beobachtete die Polizei das Geschehen und regelte den Verkehr auf dem Grindavíkurvegur. Allerdings hinderte sie die Schaulustigen nicht daran, das offizielle Sperrgebiet zu betreten. Offenbar sehen die Behörden die Situation derzeit relativ entspannt, möglicherweise weil die Eruption in einiger Entfernung zur kritischen Infrastruktur stattfindet und die Gefahr gering ist, dass die Touristen bis nach Grindavík vordringen. Der Schutz der Bewohner der stark betroffenen Stadt hatte in den letzten Monaten für die Behörden Priorität, daher wurden wohl auch keine Aussichtspunkte in der Nähe der Eruption eingerichtet. Am aktuellen Ausbruchsort könnte sich dies jedoch wieder ändern.

Gestern parkten die Touristen am Straßenrand des teilweise offenen Grindavíkurvegurs. Es wurde lediglich die Warnung ausgegeben, dass man auf den Wanderwegen bleiben soll, wenn man sich von Norden nähert, da abseits der Wege die Gefahr besteht, in das mit Munition kontaminierte Gebiet des ehemaligen Truppenübungsplatzes zu gelangen. Ein Freifahrtschein für Schaulustige wurde dennoch nicht ausgestellt, und offiziell gilt weiterhin das Verbot, sich der Eruption zu nähern. Doch möglicherweise ändert sich das noch.

Zusammenfassung:

  • Stärke der Eruption hat nachgelassen und fluktuiert
  • Nur noch eine größere permanent Lavafontäne aktiv
  • Subsidenz (Bodensenkung) hält unvermindert an
  • Touristen konnten sich der Eruption vom Grindavikurvergur aus ungehindert nähern

Island: Von Lavafontänen und Schwefeldioxidwolken

Lavafontänen weiterhin kraftvoll – Schwefeldioxidwolken erreichten Mitteleuropa

  • Drei Schlot fördern weiterhin Lavafontänen
  • Der Lavaausstoß liegt bei 25 Kubikmetern pro Sekunde
  • Während der Initialphase waren es 1.500 – 2.000 Kubikmeter Lava pro Sekunde
  • Es wurden zwischen 17 und 27 Millionen Kubikmeter Lava gefördert
  • Lavafeld bedeckt eine Fläche von 15,1 Quadratkilometern
  • Schwefeldioxidwolke erreichte Mitteleuropa

Es ist Tag 6 der sechsten Eruption auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel, und verglichen mit den vorangegangenen Eruptionen entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe stabilisierte sich der aktuelle Ausbruch auf einem Niveau, das deutlich höher liegt als es bei den anderen Ausbrüchen nach fast einer Woche der Fall war. Freilich haben die Eruptionsstärke und der Ausstoß an Lava seit der Initialphase stark abgenommen, aber es war auch die stärkste Initialphase aller Ausbrüche, die wir seit Dezember in der Region gesehen haben. Laut einem neuen IMO-Bericht wurden in den ersten Ausbruchsstunden zwischen 1.500 und 2.000 Kubikmeter Lava pro Sekunde gefördert. Bis jetzt sollen zwischen 17 und 27 Millionen Kubikmeter Lava gefördert worden sein, die ein Lavafeld hervorbrachten, das eine Fläche von mehr als 15 Quadratkilometern bedeckt. Der Boden, der seit Oktober letzten Jahres um gut 80 Zentimeter angehoben wurde, sackte bereits um gut 30 Zentimeter ab. Damit wurde bei der Eruption in etwa soviel Lava ausgestoßen, wie sich nach der Vorangegangenen angesammelt hat. Gestern belief sich die Förderrate auf gut 25 Kubikmeter pro Sekunde und lag damit noch auf einem vergleichsweise hohen Niveau.

Schwefeldioxidwolken erreichten Mitteleuropa

Die starke Eruption fördert nicht nur große Mengen Lava, sondern weist auch einen hohen Gasausstoß auf. Sorgen bereitet vor allem das gesundheits- und umweltschädliche Schwefeldioxid, das sich nicht nur auf Island weit verbreitet, sondern in den letzten Tagen auch seinen Weg nach Skandinavien, den Britischen Inseln und Mitteleuropa gefunden hat. Die Boulevardpresse titelte gestern, dass Giftgaswolken Europa erreicht hätten. Natürlich sind solche Darstellungen überspitzt und sollen nur Klicks generieren. Das Schwefeldioxid ist mit Hilfe von Satellitenaufnahmen in höheren Atmosphärenschichten zwar nachweisbar, wirkt sich bislang in Bodennähe aber kaum aus. Anders sieht es in Vulkannähe aus, wo die Konzentrationen sämtliche Grenzwerte überschritten haben und je nach Windrichtung Probleme für Mensch und Tier verursachen können. Hier wirken sich dann auch Gasbestandteile wie Flour negativ aus, welches die Weideflächen kontaminiert. Last but not least gibt es intensive Moosbrände, die klassischen Rauch von Verbrennungen hervorbringen und die Atemluft zusätzlich belasten. Wer auf Island unterwegs ist, sollte die Luftverschmutzung im Auge behalten. Entsprechende Daten und Vorhersagen gibt es auf der IMO-Seite.

Neue Drohnenaufnahmen von zwei Vereinsmitgliedern gefertigt

Unsere Vereinsmitglieder Sandra und Jochen sind vor Ort und haben ein paar schöne Drohnenaufnahmen erstellt. Für Normalsterbliche ist das Gebiet nach wie vor nicht zugänglich. Bei der letzten Eruption war es so, dass man Drohnen im Eruptionsgebiet maximal 60 m hoch fliegen lassen durfte und nicht wie sonst üblich 120 m. Natürlich müssten die Drohnen in Sichtweite bleiben. Wer mit einer Drohne dort unterwegs ist, sollte sich erkundigen, ob es weitere Restriktionen gibt. Erfahrungsgemäß können Hubschrauber auch tiefer als 60 m fliegen und man fühlt sich als Drohnenpilot sehr unwohl, wenn das eigene Fluggerät wohlmöglich außer Sichtweite unterwegs ist und Hubschrauber tief kreisen.

Übrigens: MBL hat nun auch wieder eine Livecam online, die sich auf anderen Webseiten einbinden lässt und einen guten Blick auf die Eruption liefert. Sie steht auf der Erhebung Sandhóll. Ich habe sie von den der Seite zu den Livedaten Grindavik verlinkt.

Island: Weiterhin Förderung von Lavafontänen

Der Vulkanausbruch im Norden von Sundhnúkur geht weiter – Forscher beschreibt ihn als außergewöhnlich

Der Vulkanausbruch auf Island geht auch am fünften Tag weiter und zeigt sich von seiner stabilen Seite: Aus mindestens fünf Schloten entlang des aktiven Spaltensegments im Norden der Sundhnúkur-Kraterreihe werden weiterhin kraftvolle Lavafontänen gefördert. Laut Angaben des Vulkanologieprofessors Þorvaldur Þórðarson erreichen zwei der Lavafontänen Höhen zwischen 75 und 150 Metern. Die anderen drei Jets speien die Lava bis zu 50 Meter hoch. Dass auch noch fünf Tage nach Beginn der Eruption so viele kraftvolle Lavafontänen aktiv sind, bezeichnet der Vulkanologe als ungewöhnlich. Möglicherweise enthält die Schmelze mehr Gas als bei vorherigen Eruptionen, was auf eine längere Speicherzeit im Reservoir hindeutet. Ebenfalls ungewöhnlich ist, dass die Aktivität am Nordende der Spalte am größten ist. Hier hatte sich in der Nacht zum Freitag eine zweite, fast 1 Kilometer lange Eruptionsspalte gebildet, nachdem sich die erste, gut 3,9 Kilometer lange Spalte geöffnet hatte. Genau genommen hat sich die Sundhnúkur-Kraterreihe in Richtung Norden verlängert. In diesem Gebiet soll zuletzt vor etwa 2500 Jahren Lava geflossen sein.

Momentan bewegt sich ein Lavastrom in Richtung Norden, kommt jedoch nur verhältnismäßig langsam voran. Er fließt über das Gelände eines ehemaligen Truppenübungsplatzes, auf dem noch scharfe Granaten vermutet werden, die bei Schießübungen nicht detonierten. Diese werden gerade von Lava überdeckt.

Der Vulkanologe sieht eine Gefahr für die Infrastruktur nördlich der Eruptionsstelle. In einem Interview mit MBL meinte Þorvaldur: „Es ist besorgniserregend, wenn der Lavastrom weiterhin nach Norden fließt. Dann besteht durchaus die Möglichkeit, dass die dortige Infrastruktur im Norden, wie die Wasserquelle von Vogamann und sogar die Hauptstraße Reykjanesbraut, möglicherweise von einem Lavastrom betroffen sein könnte.“ Doch so wie wir die Isländer kennen, würden sie nicht tatenlos zusehen, wie die wichtige Verbindungsstraße zwischen dem internationalen Flughafen und Reykjavik verschüttet wird. Bestimmt würde man schnell Dämme bauen und versuchen, die Lava mit Wasser abzukühlen.

Die Eruption ist ein Paradebeispiel dafür, wie schwer es ist, Vulkanausbrüche vorherzusagen. Über mehrere Wochen hinweg hatte man damit gerechnet, dass die Eruption jederzeit beginnen könnte und war davon ausgegangen, dass sich die Eruptionsspalte eher nach Süden und damit in Richtung Grindavík ausdehnen würde. Dort hatte man die Befestigungsanlagen verstärkt. Auch eine Verlagerung der Aktivität in Richtung Westen wurde zu einem frühen Zeitpunkt in Betracht gezogen. Doch niemand rechnete damit, dass sich der Ausbruch nach Norden verlagern würde.

Erdbeben der Stärke 3,6 bei Krýsuvík

In den letzten 24 Stunden war die Erdbebenaktivität entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe leicht erhöht. Besonders im Vergleich zu vorherigen Eruptionen ist das ungewöhnlich. Bemerkenswert war auch ein Erdbeben der Stärke 3,6 im Spaltensystem von Krýsuvík. Diese Erschütterung hatte ein Hypozentrum in 7,6 km Tiefe und löste einen kleinen Erdbebenschwarm aus. Vermutlich handelte es sich um ein tektonisches Beben infolge der Spannungsänderungen durch die starke Subsidenz bei Svartsengi.

Eishöhleneinsturz auf Island: Ein Todesopfer und mehrere Verletzte

Am Gletscher Vatnajökull auf Island ist eine Eishöhle eingestürzt – Touristengruppe verschüttet

Gestern Nachmittag kam es zu einem tragischen Unglück am Breiðamerkurjökull auf Island, bei dem es sich um eine Gletscherzunge des Vatnajökull handelt. Unweit der Gletscherlagune Jökulsárlón war eine 25-köpfige Reisegruppe am Gletscher unterwegs und besichtigte eine Gletscherhöhle, als diese plötzlich kollabierte. Die herabstürzenden Eismassen trafen mindestens 2 Personen und verletzten sie schwer. Eines der Opfer starb noch am Unfallort. Das Andere wurde mit einem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht. Zwei weitere Personen wurden verschüttet und gelten als vermisst. Die Mehrheit der Touristen konnte sich selbst retten.

Unverzüglich lief eine Rettungsoperation an, bei der 2 Hubschrauber und etwa 100 Einsatzkräfte zum Unglücksort geschafft wurden. Aufgrund der schweren Zugänglichkeit des Areals konnte kein schweres Gerät zur Bergung eingesetzt werden und die Rettungskräfte mussten die Eismassen per Handarbeit wegschaffen. Bis zum späten Abend konnten die Vermissten noch nicht geborgen werden. Unter den Rettungskräften befanden sich auch auf solche Fälle spezialisierte Feuerwehrleute. Auch der Zivilschutz war zugegen,

In einem RUV-Interview äußerte sich ein Tourist, der die Eishöhle kurz vor dem Kollaps verlassen hatte. Er meinte, die Eishöhle hätte nur eine geringe Tiefe von wenigen Metern gehabt. So wie er sie beschreibt, hört es sich eher nach einer Eisbrücke oder einem Eisbogen an. Das Foto der Eishöhle stammt von diesem Touristen der namentlich unerwähnt bleiben will und wurde kurz vor dem Unglück gemacht.

Eishöhlen sind auf Island beliebte Touristenmagneten. Sie zu besuchen ist immer mit einem gewissen Risiko verbunden, denn es können sich immer größere Eisblöcke lösen. Besonders gefährlich ist es zur aktuellen Jahreszeit. Im Spätsommer und Herbst, wenn es lange keinen Frost mehr gegeben hat, sind die Eishöhlen am instabilsten. Im Winter hingegen können ihre Eingänge zugeschneit sein. Am besten besucht man sie im Frühling oder im Frühsommer.

Ich selbst habe auf Island bereits mehrere Eishöhlen besichtigt: Es handelt sich um sehr fotogene Naturphänomene. Insbesondere faszinierten mich Eishöhlen geothermischen Ursprungs, die entstehen, wenn am Rand eines Gletschers heiße Quellen und Fumarolen austreten und so die Kavernen in das Eis schmelzen. Beim Betreten der Eishöhlen schaute ich mich immer genau um, ob bereits große Eisbrocken auf dem Boden liegen, oder dicke Risse zu erkennen sind. aber selbst wenn man solche Hinweise auf Instabilitäten nicht entdeckt, entsteht ein mulmiges Gefühl beim Betreten einer Eishöhle. Das Video unten entstand vor 20 Jahren am Vatnajökull.

Gletscherlauf im Osten des Vatnajökulls

Die Gletscherzunge Breiðamerkurjökull befindet sich im Süden des Vatnajökulls, bei dem es sich um den größten Gletscher Europas handelt. Aus dem Sidujökull, einer anderen Gletsccherzunge im Südosten des Vatnajökulls, findet gerade der Gletscherlauf der Skafta statt, bei dem eine der beiden subglazialen Kavernen entwässert, in der sich das geothermale Schmelzwasser des Vulkans Grimsvötn ansammelt. Dementsprechend seismisch aktiv ist das Gletschergebiet derzeit.

Island: Stärkster Ausbruch der Serie

Vulkanausbruch auf Island geht weiter – Stärkster Ausbruch der Serie

Heute ist Tag 4 der neuen Eruption auf Island, und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Allerdings verkleinerte sich der aktive Teil der Spalte weiter, und heute Morgen erkennt man auf der Vogastapi-Livecam noch Lavafontänen, die aus sechs bis sieben Schloten aufsteigen, um die sich mittlerweile ein langgestreckter Schlackenkegel zu bilden beginnt. Im weiteren Verlauf könnten sich um die  Schlotbereiche separate Krater bilden, vorausgesetzt, alle Schlote bleiben aktiv. Erfahrungsgemäß wird sich die Aktivität bald auf einen Schlotbereich konzentrieren.

Die Anfangsphase der Eruption war die stärkste der Ausbruchsserie entlang der Sundhnukur-Kraterreihe. Laut IMO-Deformationsexperte Benedikt Ófeigsson wurden in den ersten Stunden schätzungsweise 20 Millionen Kubikmeter Lava gefördert, was den bis dato stärksten Ausbruch im Mai um 5 Millionen Kubikmeter übertraf. Auch die von Lava bedeckte Fläche ist um 30 % größer als bei dem letzten Ausbruch und bedeckt eine Fläche von 12 Quadratkilometern. Bis gestern Mittag war der längste Arm des Lavastroms noch 3200 Meter von der wichtigen Straße Reykjanesbraut entfernt, die die Hauptstadt Reykjavik mit dem internationalen Flughafen in Keflavik verbindet. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass die Straße vom Lavastrom zerstört wird. Dies könnte allerdings der Fall sein, sollte sich die Eruptionsspalte bei einer der nächsten Eruptionen – sofern es welche geben wird – weiter nach Norden ausbreiten.

Sorgen bereitet momentan die Tatsache, dass nördlich der Eruptionsspalte ein ehemaliger Truppenübungsplatz liegt. Dort könnten noch scharfe Granaten herumliegen, die bei Kontakt mit Lava explodieren könnten. Mir ist nicht bekannt, wie abgesichert das Gelände ist, aber falls Schaulustige versuchen, zur Lavafront vorzudringen, könnten sie auf das Gelände gelangen und sich in größerer Lebensgefahr befinden, als ihnen bewusst ist. Explodierende Granaten töten nicht nur durch ihre Explosion selbst, sondern vor allem durch Splitter, die noch in mehreren Hundert Metern Entfernung vom Explosionsort wirken können.

Die Erdbebentätigkeit im Svartsengi-Gebiet ist gering, was als Anzeichen gilt, dass die Spannungen durch die Bodenhebung vorerst abgebaut sind und es als unwahrscheinlich angesehen werden kann, dass sich jetzt weitere Eruptionsspalten öffnen werden. Die GPS-Daten zeigen, dass sich die Subsidenz des Bodens deutlich verlangsamt hat aber noch nicht ganz zum Erliegen gekommen ist. Für genaue Interpretationen ist es noch zu früh, doch es deutet sich an, dass ungefähr die doppelte Menge an Lava eruptiert wird, als aus großer Tiefe in das Speichersystem einströmt.

Wir sind also noch ein Stück weit von einem Gleichgewicht entfernt. Spannend dürfte auch die ersten Analysen der Lavaproben sein, die wir bestimmt in der nächsten Woche erwarten dürfen. Es sieht aber nicht danach aus, als hätte sich etwas grundlegendes am Eruptionsverhalten im Vergleich zur letzten Eruption geändert.