Eishöhleneinsturz auf Island: Ein Todesopfer und mehrere Verletzte

Am Gletscher Vatnajökull auf Island ist eine Eishöhle eingestürzt – Touristengruppe verschüttet

Gestern Nachmittag kam es zu einem tragischen Unglück am Breiðamerkurjökull auf Island, bei dem es sich um eine Gletscherzunge des Vatnajökull handelt. Unweit der Gletscherlagune Jökulsárlón war eine 25-köpfige Reisegruppe am Gletscher unterwegs und besichtigte eine Gletscherhöhle, als diese plötzlich kollabierte. Die herabstürzenden Eismassen trafen mindestens 2 Personen und verletzten sie schwer. Eines der Opfer starb noch am Unfallort. Das Andere wurde mit einem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht. Zwei weitere Personen wurden verschüttet und gelten als vermisst. Die Mehrheit der Touristen konnte sich selbst retten.

Unverzüglich lief eine Rettungsoperation an, bei der 2 Hubschrauber und etwa 100 Einsatzkräfte zum Unglücksort geschafft wurden. Aufgrund der schweren Zugänglichkeit des Areals konnte kein schweres Gerät zur Bergung eingesetzt werden und die Rettungskräfte mussten die Eismassen per Handarbeit wegschaffen. Bis zum späten Abend konnten die Vermissten noch nicht geborgen werden. Unter den Rettungskräften befanden sich auch auf solche Fälle spezialisierte Feuerwehrleute. Auch der Zivilschutz war zugegen,

In einem RUV-Interview äußerte sich ein Tourist, der die Eishöhle kurz vor dem Kollaps verlassen hatte. Er meinte, die Eishöhle hätte nur eine geringe Tiefe von wenigen Metern gehabt. So wie er sie beschreibt, hört es sich eher nach einer Eisbrücke oder einem Eisbogen an. Das Foto der Eishöhle stammt von diesem Touristen der namentlich unerwähnt bleiben will und wurde kurz vor dem Unglück gemacht.

Eishöhlen sind auf Island beliebte Touristenmagneten. Sie zu besuchen ist immer mit einem gewissen Risiko verbunden, denn es können sich immer größere Eisblöcke lösen. Besonders gefährlich ist es zur aktuellen Jahreszeit. Im Spätsommer und Herbst, wenn es lange keinen Frost mehr gegeben hat, sind die Eishöhlen am instabilsten. Im Winter hingegen können ihre Eingänge zugeschneit sein. Am besten besucht man sie im Frühling oder im Frühsommer.

Ich selbst habe auf Island bereits mehrere Eishöhlen besichtigt: Es handelt sich um sehr fotogene Naturphänomene. Insbesondere faszinierten mich Eishöhlen geothermischen Ursprungs, die entstehen, wenn am Rand eines Gletschers heiße Quellen und Fumarolen austreten und so die Kavernen in das Eis schmelzen. Beim Betreten der Eishöhlen schaute ich mich immer genau um, ob bereits große Eisbrocken auf dem Boden liegen, oder dicke Risse zu erkennen sind. aber selbst wenn man solche Hinweise auf Instabilitäten nicht entdeckt, entsteht ein mulmiges Gefühl beim Betreten einer Eishöhle. Das Video unten entstand vor 20 Jahren am Vatnajökull.

Gletscherlauf im Osten des Vatnajökulls

Die Gletscherzunge Breiðamerkurjökull befindet sich im Süden des Vatnajökulls, bei dem es sich um den größten Gletscher Europas handelt. Aus dem Sidujökull, einer anderen Gletsccherzunge im Südosten des Vatnajökulls, findet gerade der Gletscherlauf der Skafta statt, bei dem eine der beiden subglazialen Kavernen entwässert, in der sich das geothermale Schmelzwasser des Vulkans Grimsvötn ansammelt. Dementsprechend seismisch aktiv ist das Gletschergebiet derzeit.

Island: Stärkster Ausbruch der Serie

Vulkanausbruch auf Island geht weiter – Stärkster Ausbruch der Serie

Heute ist Tag 4 der neuen Eruption auf Island, und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Allerdings verkleinerte sich der aktive Teil der Spalte weiter, und heute Morgen erkennt man auf der Vogastapi-Livecam noch Lavafontänen, die aus sechs bis sieben Schloten aufsteigen, um die sich mittlerweile ein langgestreckter Schlackenkegel zu bilden beginnt. Im weiteren Verlauf könnten sich um die  Schlotbereiche separate Krater bilden, vorausgesetzt, alle Schlote bleiben aktiv. Erfahrungsgemäß wird sich die Aktivität bald auf einen Schlotbereich konzentrieren.

Die Anfangsphase der Eruption war die stärkste der Ausbruchsserie entlang der Sundhnukur-Kraterreihe. Laut IMO-Deformationsexperte Benedikt Ófeigsson wurden in den ersten Stunden schätzungsweise 20 Millionen Kubikmeter Lava gefördert, was den bis dato stärksten Ausbruch im Mai um 5 Millionen Kubikmeter übertraf. Auch die von Lava bedeckte Fläche ist um 30 % größer als bei dem letzten Ausbruch und bedeckt eine Fläche von 12 Quadratkilometern. Bis gestern Mittag war der längste Arm des Lavastroms noch 3200 Meter von der wichtigen Straße Reykjanesbraut entfernt, die die Hauptstadt Reykjavik mit dem internationalen Flughafen in Keflavik verbindet. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass die Straße vom Lavastrom zerstört wird. Dies könnte allerdings der Fall sein, sollte sich die Eruptionsspalte bei einer der nächsten Eruptionen – sofern es welche geben wird – weiter nach Norden ausbreiten.

Sorgen bereitet momentan die Tatsache, dass nördlich der Eruptionsspalte ein ehemaliger Truppenübungsplatz liegt. Dort könnten noch scharfe Granaten herumliegen, die bei Kontakt mit Lava explodieren könnten. Mir ist nicht bekannt, wie abgesichert das Gelände ist, aber falls Schaulustige versuchen, zur Lavafront vorzudringen, könnten sie auf das Gelände gelangen und sich in größerer Lebensgefahr befinden, als ihnen bewusst ist. Explodierende Granaten töten nicht nur durch ihre Explosion selbst, sondern vor allem durch Splitter, die noch in mehreren Hundert Metern Entfernung vom Explosionsort wirken können.

Die Erdbebentätigkeit im Svartsengi-Gebiet ist gering, was als Anzeichen gilt, dass die Spannungen durch die Bodenhebung vorerst abgebaut sind und es als unwahrscheinlich angesehen werden kann, dass sich jetzt weitere Eruptionsspalten öffnen werden. Die GPS-Daten zeigen, dass sich die Subsidenz des Bodens deutlich verlangsamt hat aber noch nicht ganz zum Erliegen gekommen ist. Für genaue Interpretationen ist es noch zu früh, doch es deutet sich an, dass ungefähr die doppelte Menge an Lava eruptiert wird, als aus großer Tiefe in das Speichersystem einströmt.

Wir sind also noch ein Stück weit von einem Gleichgewicht entfernt. Spannend dürfte auch die ersten Analysen der Lavaproben sein, die wir bestimmt in der nächsten Woche erwarten dürfen. Es sieht aber nicht danach aus, als hätte sich etwas grundlegendes am Eruptionsverhalten im Vergleich zur letzten Eruption geändert.


Island: Vulkanausbruch geht am 24.08.24 weiter

Der Vulkanausbruch bei Sundhnúkur auf Island geht weiter und hat sich weitestgehend stabilisiert

Die Spalteneruption auf Island, die am Abend des 22. August begann, setzt sich auf moderatem Niveau fort und scheint weitgehend stabil zu sein. Lava strömt aus zwei Stellen im Norden des Spaltensystems an die Oberfläche, bildet zunächst kleine Lavafontänen und fließt dann als Lavaströme weiter. Der Großteil des ursprünglich fast fünf Kilometer langen Systems aus zwei Eruptionsspalten ist jedoch inaktiv geworden. Entlang der beiden aktiven Segmente am Nordende der Spalten bilden sich Schlote und Hornitos, die in den nächsten Tagen zu Schlackenkegeln heranwachsen können. Erfahrungsgemäß wird sich die Aktivität wieder auf wenige Kraterkegel konzentrieren. In der Vergangenheit war es so, dass bei länger anhaltenden Eruptionen zum Schluss nur noch ein Kraterkegel aktiv blieb.

Tatsächlich ist es bisher nicht völlig auszuschließen, dass sich weitere Eruptionsspalten öffnen werden, doch dieses Risiko ist vergleichsweise gering: Auch wenn noch keine Zahlen vom IMO vorliegen, war die Initialphase der Eruption ziemlich stark, und der größte Teil des Drucks im Fördersystem dürfte sich abgebaut haben. Erste Messdaten zur Bodendeformation zeigen, dass die Bodenhebung, die sich seit dem Ende der letzten Eruption akkumuliert hatte, bereits wieder abgebaut wurde. Die verbleibende Eruption fördert immer noch mehr Lava, als aus der Tiefe nachströmt, und die Subsidenz geht mit verringerter Rate weiter.

Die verbleibenden Eruptionsstellen im Norden des Sundhnukur-Gebiets liegen viel näher an der Hauptstraße Reykjanesbraut als es bei den vorherigen Ausbrüchen der Fall war. Und auch der Grindavikurvegur ist nicht sicher, denn es fehlt der Schutz der vorgelagerten Vulkanhügeln. Je nach Förderrate und Dauer der Eruption droht zumindest der Grindavikurvegur wieder von Lava unterbrochen zu werden.

Schaulustige Person ist verunglückt und brach sich das Bein

Die Eruption kann vergleichsweise gut von den Straßen aus gesehen werden, und gestern Abend hielten zahlreiche Schaulustige am Straßenrand und auf Nebenwegen an, um das Spektakel zu bewundern. Die Einsatzkräfte waren stark gefordert, die Menschen daran zu hindern, sich der Eruption zu nähern. Manche gelangten dennoch näher heran und mussten zurückgewiesen werden. In dem unwegsamen Gelände kam es auch zu einem Unfall, als eine Person in eine Spalte trat und sich das Bein brach. Þorbjörg Pálsdóttir, die Einsatzleiterin der Bodenkontrolle in Grindavík, äußerte gegenüber der Zeitung MBL, dass die meisten Menschen den Anweisungen der Sicherheitskräfte folgen, manche sich jedoch unverantwortlich verhalten: Sie parken am Straßenrand der viel befahrenen Kraftfahrtstraße, reißen die Türen auf und gefährden so andere Autofahrer. Manche kommen direkt vom Flughafen und stürmen zum Vulkan. Mmh, das kommt mir irgendwie bekannt vor.

Ein Vorteil der Lage der aktiven Eruptionsstellen ist, dass sie ein gutes Stück von Grindavik entfernt liegen und das Gelände relativ eben ist. Sollte der Ausbruch länger andauern, kann ich mir gut vorstellen, dass hier Parkplätze und Aussichtspunkte eingerichtet werden, um die Eruption für Touristen zugänglich zu machen. Die nahe gelegene Blaue Lagune soll heute übrigens wieder geöffnet werden.

Island: Nordende der Spalte bleibt aktiv

Der Vulkanausbruch auf Island geht weiter – Phreatische Eruption erzeugte Asche-Dampfwolke

Der Vulkanausbruch auf Island, der gestern Abend begann, setzt sich fort, hat sich jedoch im Vergleich zur Initialphase deutlich abgeschwächt. Laut einem Update des isländischen Wetteramts (IMO) von 16 Uhr sind noch zwei Spaltensegmente im Norden der Fissur aktiv. Der aktivste Teil befindet sich in einem fast einen Kilometer langen Abschnitt, der sich erst in der Nacht geöffnet hat, nachdem die Hauptspalte, die fast vier Kilometer lang ist, vollständig aufgebrochen war. Diese Eruptionsspalte befindet sich in einem Gebiet, das bisher von der Aktivität verschont geblieben war. Südlich von Stóra-Skógafell gibt es derzeit keine vulkanische Aktivität mehr. Entgegen den Vorhersagen vieler Geoforscher hat sich die Aktivität nach Norden verlagert und nicht wie prognostiziert nach Süden. Grindavík bleibt somit vorerst verschont. Allerdings sind Vulkanausbrüche sehr dynamische Prozesse, bei denen jederzeit unvorhergesehene Entwicklungen möglich sind.

Am Nachmittag gab es eine Phase phreatomagmatischer Aktivität (siehe Titelbild), ähnlich der, die gegen Ende der Initialphase des letzten Ausbruchs beobachtet wurde. Asche- und Dampfwolken stiegen aus einem Teil der nördlichen Fraktur auf. Vermutlich floss ein Lavastrom in diesen bereits inaktiven Teil der Eruptionsspalte zurück und geriet in Kontakt mit Grundwasser. Das war zumindest die Theorie, die in den sozialen Medien während der ähnlichen Ereignisse des letzten Ausbruchs verbreitet wurde.

Schwefelwolke zog bis nach Schottland

Vulkanische Asche- und Gaswolken vermischten sich mit den Rauchwolken der Moosfeuer und breiteten sich schnell über ein weites Gebiet in Richtung Süden aus. Satellitenbilder zeigen, dass die Schwefeldioxidwolke bereits mehr als 1.000 Kilometer in Richtung Schottland gezogen ist.

Während die Luftverschmutzung hoch ist, haben die Seismizität und die Bodenverformung nachgelassen, wovon besonders die Region Grindavík profitiert. Hier wurde die Gefahrenstufe von „Rot“ auf „Orange“ gesenkt.

In der Nacht wurden übrigens die sogenannten Grindavík-Schläfer – es handelt sich um 22 Personen – sowie die Gäste der Blauen Lagune mitsamt dem Ressorthotel evakuiert. Dort sollen sich 1.300 Personen aufgehalten haben. Es scheint, als würde die Gefahr eines Vulkanausbruchs eher zusätzliche Besucher anlocken als abschrecken. Sehr wahrscheinlich wird alles darangesetzt, so schnell wie möglich wieder zu eröffnen.

Island: Weitere Infos zur Eruption am 23.08.24

Ausbruch hält mit verminderter Intensität an – Nachts gab es eine zweite Spaltenöffnung mit Erdbeben M 4,0

Der Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel hält mit verminderter Intensität an. Nachdem es in den frühen Morgenstunden zunächst so aussah, als würde die Eruption bald enden, sieht man jetzt, dass sie sich stabilisiert hat. Im Wesentlichen ist noch eine Sektion der ursprünglich 3,9 Kilometer langen Eruptionsspalte auf einigen Hundert Metern Länge aktiv. Dieser Part befindet sich im Norden des Eruptionsgebiets. Die meisten Webcams decken den Eruptionsbereich nicht ab oder haben nur eine marginale Einsicht. Nur eine der mir bekannten Cams bei Vogastapi zeigt momentan das Geschehen. Weiter südlich gibt es außerdem noch 2 aktive Schlote.

Die Spaltenöffnung vollzog sich nicht in einem Rutsch. Sie ging von einem Punkt in der Nähe des Förderschlotes aus, der bei den letzten beiden Eruptionen am längsten aktiv war. Unmittelbar vor dem Durchbruch der Lava dampfte es zunehmend stark. Zunächst breitete sich der Riss auf einer Länge von gut 1,4 Kilometern aus, bevor seine Expansion zunächst stoppte. Dann gab es um 22:37 Uhr im Norden der Spalte ein Erdbeben Mb 4,0. Sein Epizentrum lag 3 km nordöstlich von Stóra-Skógsfell und die Spalte begann sich weiter zu öffnen. Innerhalb von 40 Minuten dehnte sich der Riss um weitere 1,5 Kilometer Länge aus.

Gegen 2 Uhr nachts entstand ein weiteres Spaltensegment, das ungefähr ein Kilometer lang ist Es schließt sich mit einer kleinen Lücke am Nordende der ersten Spalte an. Aus den ersten Beschreibungen ging nicht hervor, dass die Gesamtlänge des Spaltensystems also fast 5 Kilometer beträgt. Die Karte unten zeigt den zweiten Riss noch nicht. Er liegt außerhalb des bis jetzt aktiv gewesenen Gebiets.

Zunächst ergoss sich relativ viel Lava aus der Eruptionsspalte. Sie floss überwiegend nach Westen und Osten. Der westliche Strom hielt auf die Hauptstraßen nach Grindavik zu, stoppte aber wenige Hundert Meter vor dem Grindavikurvegur. Vorerst scheint er seiner erneuten Zerstörung entgangen zu sein. In Richtung Süden floss nur wenig Lava und sie hielt sich von Grindavik fern. Damit sind die schlimmsten Befürchtungen der IMO-Vulkanologen bislang nicht eingetreten. Im Vorfeld der Eruption wurde spekuliert, dass sich eine Eruptionsspalte im Bereich der nördlichen Befestigungen von Grindavik öffnen könnte. Grund hierfür war eine Zunahme der Seismizität in diesem Bereich.

Island: Der 6. Vulkanausbruch hat am 22.08.24 begonnen

Der erwartete Vulkanausbruch bei Svartsengi auf Island hat begonnen – Fast 4 Kilometer lange Eruptionsspalte öffnete sich

Auf Island hat am Abend des 22. August der erwartete Vulkanausbruch angefangen. Gegen 21.25 Uhr öffnete sich entlang der Sundhunukur-Kraterreiche ein neuer Eruptionsspalt. Die Initialzündung manifestierte sich östlich der vulkanischen Erhebung Sýlingarfell als eine Dampfwolke über 1 Kilometer hoch aufstieg. Von dort aus breitete sich der Riss auf einer Länge von 3,9 Kilometern überwiegend in nördlicher Richtung  aus. Lavafontänen wurden gefördert, die Lavaströme speisten, die nach Osten und Westen flossen und fließen. Erneut könnte der Grindavíkurvegur – die Hauptstraße nach Grindavik – von der Lava überflossen werden. In Richtung Grindavik flossen zunächst keine Lavaströme. Da sich die Seismizität auf dem nördlichen baschnitt der Sundhnkur-Kraterreihe konzentrierte, ging man nicht davon aus, dass sich die Eruptionsspalte weiter in Richtung Grindavik ausdehnen würde.

Dem Ausbruch voran ging eine kurze seismische Krise, die um 20:48 UTC einsetzte. Die meisten Epizentren lagen zwischen Stóra-Skógfell und Sýlingarfell. Der Druck in Bohrlöchern nahm zu. Minuten vor der Eruption brachte IMO eine Warnung heraus, dass die Ausbreitung eines Magmatischen Gangs begonnen hätte und der Ausbruch unmittelbar bevorsteht.

Das Geschehen konnte gut per Livestream verfolgt werden und wer – wie ich – gestern Abend bereits offline war, der kann jetzt noch eine Aufzeichnung des Eruptionsbeginns sehen. Wie auch bei den letzten Eruptionen war die Initialphase die stärkste und war somit auch die Hauptphase des Ausbruchs. Seine Kraft hat deutlich schneller nachgelassen, als es bei den letzten beiden Ausbrüchen der Fall gewesen war. Bereits 4 Stunden nach Eruptionsbeginn nahm die Intensität der Lavafontänen deutlich ab und die Länge des aktiven Teils der Spalte schrumpfte. Heute Morgen ist nur noch ein kleiner Teil aktiv und der Lavaausstoß hat stark nachgelassen. Es sieht so aus, als würde die Tätigkeit im Laufe des Tages bereits versiegen oder sich nur noch auf einen Schlot beschränken. Der Eruptionsverlauf würde dann jenen der ersten kurzlebigen Eruptionen ähneln, wie sie zu Beginn der Eruptionsphase typisch waren.

RUV-Livecam auf dem Sylingarfell. In der Aufzeichnung, die noch einige Stunden lang verfügbar ist, erkennt man wie die Spalte ins Bild hineinwächst.

Betrachtet man die Grafen zur Bodenhebung, dann erkennt man, dass diese deutlich zurückgegangen ist. Es ist noch zu früh um detailliert auf die Werte einzugehen, aber es wurde in der kurzen Zeit eine beachtliche Menge Lava gefördert. Die Erdbebentätigkeit hat stark nachgelassen, ist aber noch erhöht. Es ist nicht völlig auszuschließen, dass sich kurzfristig eine weitere Eruptionsspalte öffnen wird.

Island: Gefährliche Bereiche in Grindavik werden eingezäunt

Besonders gefährliche Bereiche in Grindavik sollen eingezäunt werden

Aus Grindavik gibt es Neuigkeiten, denn bereits in den kommenden Tagen soll damit begonnen werden, besonders gefährliche Bereiche in Grindavik einzuzäunen. Zum Einsatz kommen Arbeitsplatzzäunen, wie sie zur Abgrenzung von Baustellen genutzt wurden. Diese Maßnahme findet im Rahmen eines Aktionsplans zur Instandsetzung von Straßen, Freiflächen und weiterer Infrastruktur statt.

Es wurde bekanntgegeben, dass es sich nicht vermeiden lässt, dass bei den Einfriedungsarbeiten Privatgrundstücke betreten werden.

Die Stadt Grindavík hat eine Karte veröffentlicht, auf der die Bereiche, die abgesperrt werden sollen, in Rot und Gelb gekennzeichnet sind. Beide farblich markierten Bereiche werden eingezäunt, aber eventuell auf unterschiedliche Weise.

Im Wesentlichen werden zwei Nord-Süd-orientierte Bereiche abgesperrt, die quer durch ganz Grindavik verlaufen und die von den beiden Riftarmen unterwandert sind, die sich am Schicksalstag Grindaviks bildeten: dem 10. November. Obwohl man mit aller Kraft versucht, die Stadt vor ihrem endgültigen Untergang zu bewahren, ist es noch lange nicht sicher, ob dieses auch gelingt. Bis jetzt ist der weitere Verlauf des Geschehens völlig offen. Die Aktivität könnte jederzeit einschlafen, aber auch eskalieren, wobei es schlimmstenfalls direkt zur Öffnung einer Eruptionsspalte in Grindavik kommen könnte.

Erdbeben auf Reykjanes halten an

Vom seismischen Standpunkt aus gesehen ist die Lage gegenüber meinem letzten Update gestern unverändert, und seit gestern gab es gut 60 Erdbeben entlang des Rifts bzw. der Sundhnukur-Kraterreihe. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2 und manifestierte sich zwischen Westgrindavik und der Antennenanlage. Die Bodenhebung setzt sich fort. Je nachdem, welche Graphen zur Bodendeformation man betrachtet, könnte es eine leichte Verlangsamung der Bodenhebung geben. In zeitlich weniger gut aufgelöster Darstellung erkennt man allerdings eher eine Erhöhung des Anstiegs.

Die Seismizität bei Reykjanestá und Fagradalsfjall ist abgeklungen. Dafür gab es einige Erschütterungen im Krysuvik-System und ein Beben 2,2 im Brennisteinsfjöll-System.

Die Erdbebentätigkeit im Bereich des Vatnajökulls ist ebenfalls noch etwas erhöht.

Island: Erdbeben am 21.08.24

Die Erdbebensituation auf Island bleibt angespannt: In den letzten 48 Stunden wurden 245 Erdbeben auf der gesamten Insel verteilt registriert. Bebenspots lagen auf der Reykjanes-Halbinsel, im Bereich des Vatnajökulls einschließlich Askja und Herdubreid und bei Borgarnes auf der Snæfellsnes-Halbinsel. Vereinzelte Beben ereigneten sich entlang der Tjörnes-Fracture-Zone und unter der Katla.

  • Im Bereich von Reykjanes gab es 171 Erschütterungen
  • Unter Vatnajökull und an der Askja bebte es 45 Mal
  • Bei Borgarnes wurden 12 Beben registriert

Die erhöhte Bebentätigkeit im Bereich vom Grimsfjall unter dem Vatanjökull wird mit dem Gletscherlauf in Verbindung stehen, über den ich bereits heute Morgen schrieb. Die Erdbeben der Askja stehen mit der Bodenhebung infolge von Magmenakkumulation unter dem Vulkan zusammen. Doch was uns alle am meisten beschäftigt, ist nach wie vor die Situation auf Reykjanes.

Intrusion oder Eruption kann jederzeit beginnen

Die seismische Tätigkeit bleibt im Bereich von Svartsengi hoch und in seinem jüngsten Update von gestern Mittag titelte IMO, dass man jederzeit mit einer Intrusion oder Eruption rechen müsse. An manchen Tagen wurden in der letzten Woche bis zu 90 Erschütterungen bei Sundhnukur festgestellt. Gestern waren es 70. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 1,7 und konnte nicht gespürt werden. Einige Beben gab es auch unter Stóra-Skógfell, doch die Beben wurden noch nicht von final aufsteigendem Magma ausgelöst. Dabei hat sich unter Svartsengi die größte Menge Magma angesammelt, seit die Aktivität im Herbst letzten Jahres begann. Man rechnet dementsprechend mit einem großen Ausbruch.

Entsprechend nervös ist man in Grindavik und arbeitet weiterhin fieberhaft an einer Erhöhung der Deichanlagen, insbesondere im Norden von Grindavik und beim Geothermalkraftwerk. Der Polizeichef der Region Suðurnes überwacht täglich, wie viele Menschen in Ihren Häusern in Grindavik übernachten. Ihre Anzahl reduzierte sich kontinuierlich. Waren letzte Woche noch 34 Häuser nachts bewohnt, sind es nun nur noch 22. Am liebsten würde er die Stadt zumindest über Nacht ganz räumen, aber die isländischen Gesetze erlauben Zwangsevakuierungen nur über einen gewissen Zeitraum. Nach dem Ende der unmittelbaren Gefahrenlage hat jeder das Recht, in sein Haus zurückzukehren. Aber so richtig gemütlich ist es in Grindavik derzeit bestimmt nicht und für die Sicherheitskräfte und den Polizeichef wäre es bestimmt einfacher, nachts nicht parat stehen zu müssen, um bei Gefahr schnell genug reagieren zu können.

Island: Gletscherlauf am Vatnajökull

Anzeichen für einen Gletscherlauf im Fluss Skaftár am Vatanjökull

Seit gestern Abend steigt die elektrische Leitfähigkeit im Fluss Skaftá langsam an. Zudem haben Wasserstand und Fließgeschwindigkeit des Flusses bei Sveinstind zugenommen. Das geht aus einer Pressemeldung der Isländischen Meteorologiebehörde (IMO) hervor. Die Forscher meinen, dass die Veränderungen vermutlich nicht auf Gletscherschmelze oder Niederschläge zurückzuführen sind, sondern darauf hin deuten, dass ein Gletscherlauf in der Skaftá begonnen hat. Die Quelle dieses Laufs ist sehr wahrscheinlich im Vestari-Skaftár-Kessel zu finden. Hierbei handelt es sich um die westliche der zwei Eiskavernen in der Nähe des subglazialen Vulkans Grimsvötn. Der letzte Gletscherlauf aus diesem Kessel fand im September 2021 statt. Läufe aus dem westlichen Kessel sind in der Regel kleiner als jene aus dem östlichen.

Der Durchfluss bei Sveinstind betrug um 20:30 Uhr etwa 149 m³/s, es wird jedoch erwartet, dass der maximale Durchfluss während dieses Gletscherlaufs 750 m³/s nicht überschreiten wird. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass auch Wasser aus dem östlichen Eystri-Skaftár-Kessel hinzufließt.




Szenarien und Empfehlungen

Es ist entscheidend, dass Anwohner und Personen, die sich im Überschwemmungsgebiet aufhalten, sich der möglichen Gefahren bewusst sind, und dass Betreiber über mögliche Naturgefahren informiert sind:

  • In den nächsten Tagen wird es zu Überschwemmungen entlang der Skaftá-Ufer kommen. Es ist möglich, dass nahegelegene Straßen überflutet werden.
  • Schwefelwasserstoff, der mit dem Abfluss des Gletschers transportiert wird, kann in hoher Konzentration Augen- und Atemwegsreizungen verursachen. Touristen wird dringend empfohlen, sich während des Gletscherlaufs vom Flusslauf der Skaftá oberhalb von Skaftárdal sowie von den Rändern von Skaftárjökull, Tungnárjökull und Síðujökull fernzuhalten.
  • Rund um den Kessel können sich schnell gefährliche Risse bilden. Reisende zum Vatnajökull sollten daher Abstand zu den Kesseln und den Rändern der genannten Gletscher halten, wo Wasser an die Oberfläche gelangen könnte.

Hintergrundinformationen zum Skaftá-Gletscherlauf

Es gibt zwei Hauptkessel, einen östlichen und einen westlichen, auf der Westseite des Vatnajökull. Diese Kessel entstehen durch Erdwärme, die das Gletschereis schmilzt und Wasseransammlungen erzeugt. Wenn der Wasserdruck zu hoch wird und nicht mehr zurückgehalten werden kann, entleeren sich die Kessel und verursachen einen Gletscherlauf. Die Läufe aus dem östlichen Kessel sind in der Regel größer als die aus dem westlichen. Seit 1955 sind 58 Gletscherläufe in der Skaftá bekannt, wobei jeder Kessel in der Regel alle zwei Jahre entleert wird. In seltenen Fällen kam es sein, dass die Druckentlastung infolge des Gletscherlaufes auf den Untergrund einen Ausbruch des Grimsvötn auslöst. Voraussetzung hierfür ist, dass der Vulkan geladen und für eine Eruption bereit ist. Statistisch gesehen ist eine Eruptions des Grimsvötn überfällig. Es kommt auch immer wieder zu Bodenhebungsphasen, wobei die letzte einige Monate her ist.

Den letzten Gletscherlauf aus dem Westkessel im September 2021 konnte ich tatsächlich dokumentieren. Zu dieser Zeit war ich auf Island, weil ich auf den Ausbruch des Fagradalsfjall wartete. (Quelle IMO)