Keine Lava mehr am Krater sichtbar – Einsatzkräfte kämpften gegen Lavastrom
Die Situation im isländischen Eruptionsgebiet auf Reykjanes ist aufgrund des schlechten Wetters heute Morgen unklar. Bevor das Wetter umschlug, konnte man bis ca. 21:30 Uhr (Ortszeit) via Livecam verfolgen, wie die Einsatzkräfte in der Nähe des Geothermalkraftwerks Svartsengi weiterhin gegen die Lava kämpften. An zwei Stellen drang der Lavastrom über den Schutzdeich am Fuß der vulkanischen Erhebung Sylignafell. Die Lava trat nahe am Grindavíkurvegur über den Deich und man versuchte mit allen Mitteln zu verhindern, dass sie die Straße überquerte. Auf der anderen Straßenseite liegen Dampfleitungen und ein Bohrloch des Kraftwerks, das sich nur wenige hundert Meter entfernt befindet. Sollte das Kraftwerk beschädigt oder sogar zerstört werden, wäre das für Grindavík und andere Orte der Halbinsel fatal, denn sie erhalten Strom und Fernwärme von dort. Entsprechend groß ist der Einsatz, den die Isländer im Kampf gegen die Lava leisten.
Ganz so schlecht stehen die Chancen nicht, dass sie den Kampf vorerst gewinnen werden, denn es sieht so aus, als hätte der Lavanachschub, der vom Krater auf der Sundhnúkur-Spalte ausging, gestoppt. Während gestern noch Bilder vom Vortag auftauchten, die Lava am Boden des Kraters und des Beckens an seiner Basis dokumentierten, belegen aktuellere Aufnahmen, dass dort gestern Nachmittag keine Schmelze mehr zu sehen war. Allerdings ist ein Vulkanausbruch ein dynamischer Prozess und heute Nacht konnte man via Livecam durch den Nebel hindurch etwas Lava sehen, die am Kraterrand austrat.
Der Tremor befindet sich im wichtigen Frequenzband 2-4 Hz auf Talfahrt, und es sieht tatsächlich so aus, als hätte sich die Lavapumpe abgeschaltet. Dennoch scheint es noch unterirdische Vibrationen zu geben, die in tieferen Frequenzen schwingen. Daher lässt sich noch nicht sagen, ob die Eruption vorbei ist oder nur pausiert. Doch bei keiner der Eruptionen an der Sundhnúkur-Spalte setzte eine pulsierende Tätigkeit ein, wie wir sie während der ersten Fagradalsfjall-Eruption erlebt haben. Nichtsdestotrotz kann der Lavastrom bei Svartsengi noch eine Weile weiter fließen, denn er wird wahrscheinlich von sekundären Magmenakkumulationen bei Sylignafell gespeist.