Nachrichten über Vulkanausbrüche, Erdbeben und Naturkatastrophen
Island
Island ist die größte Vulkaninsel im Atlantik, ja sogar der Welt. Hier gibt es immer wieder fantastische Vulkanausbrüche: Im langjährigen Mittel kommt es alle 5 Jahre zu einer Eruption. Seit 2021 verkürzten sich die Eruptionsintervalle deutlich, und auf der Reykjaneshalbinsel folgt ein Ausbruch dem nächsten.
Eruption auf Island hat stark nachgelassen – Seismizität weiterhin hoch
Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel hat der Vulkanausbruch bereits stark nachgelassen und scheint sich bereits seinem Ende zu nähern. Er könnte aber jederzeit wieder aufleben und sich deutlich intensivieren, denn die Bildung des magmatischen Gangs scheint noch nicht abgeschlossen zu sein. Immer noch wird eine intensive Seismizität registriert, die stark an die Erdbebenschwärme erinnert, die wir zu Anfang der Eruptionsphase 2023 gesehen haben. Auf der IMO-Shakemap werden bis jetzt 870 Beben angezeigt und nach einer kurzzeitigen Abnahme der Erdbebenhäufigkeit intensivierte sie sich wieder, wobei es in den letzten Stunden zu auffällig vielen Beben im Bereich vom Keilir kommt. Mehrere Beben hatten Magnituden im Dreierbereich. Laut Vafri.is kam es auch zu zwei Beben mit der Magnitude 4,2.
Dass die Erdbeben so lange und stark nach Eruptionsbeginn anhalten, ist sehr ungewöhnlich und gibt Grund für die Spekulation, dass aus größerer Tiefe neues Magma intrudiert. Anhand der negativen Bodendeformation sieht man, dass aber auch ein großer Teil der Schmelze abgelaufen ist, die sich seit November in 4–5 Kilometern Tiefe akkumuliert hat. Sie wurde nur zum geringen Teil eruptiert und speiste vor allem den Gang, der sich im Südwesten bis unter dem Meer bei Grindavik ausgebreitet hat und im Nordosten 3 Kilometer weiter migrierte, als es bislang der Fall gewesen war.
Die Lava erwischte wieder eine Warmwasserleitung, die nach Grindavik führt und legte auch einen Strommast um. In Grindavik kam es zudem zu Bodendeformationen.
Der oberflächlich sichtbare Teil des Ausbruchs ähnelte dem vom Januar 2024, als sich mehrere kurze Spaltensegmente in Richtung Grindavik öffneten und sogar den Stadtrand erreichten. Ein kurzer Lavastrom zerstörte einige Häuser dort. Beim aktuellen Ausbruch folgte die Spaltenöffnung der Linie von damals und es öffnete sich eine kurze Spalte nahe der Gewächshäuser vor dem Stadtrand im Nordosten. Diese kurze Spalte lag bereits innerhalb der Befestigungsanlagen, die auch während der Öffnung der Hauptspalte durchschnitten wurden. Dennoch hielten die Deiche die größte Lavamenge davon ab, in Richtung Grindavik zu fließen, so dass die Stadt erneut verschont wurde. Die Lava steht aber bis kurz unterhalb der Dammkrone und sollte ein neuer Lavaschub kommen, könnten diese überflossen werden.
Es bleibt äußerst spannend auf Island. Insbesondere die anhaltende Bebentätigkeit signalisiert, dass dieser Ausbruch doch noch nicht der letzte entlang von Sundhnúkur sein könnte, denn irgendetwas könnte sich im Untergrund geändert haben.
Eruption Nr. 8 begann heute bei Sundhnúkur auf Island – Lava fließt Richtung Grindavik
Heute Morgen begann um 09:47 Uhr Ortszeit (11:47 Uhr MESZ) der erwartete Vulkanausbruch auf Island. Wieder öffnete sich eine Spalte im Gebiet der Sundhnúkur-Kraterreiche, aber diesmal deutlich weiter südlich, als es bei den letzten Eruptionen der Fall gewesen war. Die Spalte durchschneidet den Schutzwall vor Grindavik und Lava fließt nun auf den Ort zu.
Anders als bei den letzten Eruptionen in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 kündigte sich die Eruption mit einem sehr starken Schwarmbeben an. Allerdings wurde es mir bei IMO am frühen Morgen noch nicht angezeigt, offenbar wurde die Shakemap erst nach Dienstbeginn aktualisiert. Bei MBL gab es aber bereits einen Artikel, in dem es hieß, dass eine unterirdische Gangintrusion begonnen hat. Nachdem ich die Erdbebenmeldungen bei IMO kontrolliert hatte und keine ungewöhnliche Aktivität sah, hielt ich es für einen Aprilscherz. So kann einen das Datum foppen!
Doch zurück zu Eruption selbst, von der noch nicht viele Daten vorliegen. Auf der Livecam sieht man aber, dass sich südlich der vulkanischen Erhebung von Hagafell eine Eruptionsspalte geöffnet hat, deren Länge mit 500 m angegeben wurde. Die Lavafontänen sind aber noch nicht so stark, wie es bei den bereits erwähnten Vorläufereruptionen war. Da der Eruptionsbeginn nun gut eine Stunde her ist, könnte die Initialphase aber noch nicht abgeschlossen sein und sich der Ausbruch verstärken. Es ist auch gut möglich, dass sich weitere Spalten öffnen werden.
Grindavik wurde direkt heute Morgen mit Beginn der seismischen Krise Evakuiert, wobei sich 8 Personen weigerten den Ort zu verlassen. Während ich diese Zeilen schreibe, wird bekannt, dass sich die Spalte bis fast zu einem Gewächshaus hin geöffnet hat, dass nahe Grindavik liegt. Die Hauptspalte erweitert sich in Richtung Norden und damit weg von der Stadt. Svartsengi ist moment nicht direkt gefährdet. Die Lava breitet sich überwiegend in Richtung Thorbjörn aus.
Der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson vergleicht die Ausbruch mit jenem vom Januar 2024, der vergleichsweise schwach war aber sich auch nahe Grindavik abspielte und sogar einige Häuser abfackelte.
IMO schreibt, dass der magmatische Gang eine Länge von gut 11 Kilometern hat und es der längste Gang seit der Gangbildung vom November 2023 ist. Es könnte sich tatsächlich noch eine längere Spalte öffnen. Wenn man die starke Seismizität berücksichtigt, könnte es sein, dass wir eine neue Intrusion erleben, die nicht nur aus dem bereits akkumulierten Magma gespeist wird, sondern auch von Schmelze, die aus größerer Tiefe direkt aufsteigt.
Erneute Zunahme der Seismizität bei Svartsengi auf Island – 30 Zentimeter Bodenhebung seit letzter Eruption
Im Eruptionsgebiet entlang der Sundhnúkur-Kraterreiche auf Island gab es in den letzten 24 Stunden eine deutliche Zunahme der Erdbebenaktivität. Das Erdbebenportal vafri.is zeigt auf seiner Shakemap 16 schwache Erschütterungen an, die bis nach Grindavik hinabreichten. Die stärkste Magnitude war 1,2 in einer Tiefe von 5,2 Kilometern, als genau dort, wo sich typischerweise Magma akkumuliert, bevor es ausbricht. Die meisten Beben lagen aber im Bereich der letzten Eruptionsstelle östlich vom Sylingafell. Sollte es zu einem neuen Ausbruch kommen, dann ist das wieder der wahrscheinlichste Ort, von dem die Spaltenöffnung ausgeht. Ungewiss ist, wie weit sich eine Spalte nach Norden oder Süden öffnen wird. Im Extremfall könnte sie im Norden die wichtige Straße zwischen dem Flughafen Keflavik und der Hauptstadt Reykjavik unterbrechen, während sie im Süden bis nach Grindavik hinein laufen könnte. Nachdem die Bodenhebung letzte Woche ins Stocken geraten war, ging sie in den letzten Tagen weiter und scheint nun abermals zu stocken. Es stellt sich immer die Frage, ob es Messungenauigkeiten sind, die meistens dadurch zustande kommen können, dass die Bahnen der GPS-Satelliten um wenige Millimeter schwanken, oder ob es tatsächlich Schwankungen im Magmenzustrom aus der Tiefe gibt. Zu erwarten wäre eine kontinuierliche Abnahme des Zustroms, da der Gegendruck im oberen Speichersystem immer größer wird und das aufsteigende Magma gegen diesen ankämpfen muss. Was auch immer die Ursache für die Schwankungen sein mag, so hat die Bodenhebung wieder ca. 30 Zentimeter seit dem letzten Ausbruch erreicht. Ein Wert, bei dem es bereits früher Eruptionen gab. Das ist ein möglicher Anhaltspunkt um ein baldigen Eruptionsbeginn zu vermuten aber kein hinreichendes Kriterium.
Tatsächlich kommt nun auch der oft zitierte Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson auf die Idee, dass Vulkanausbrüche schwer vorherzusagen sind. Er äußerte sich in einem MBL-Artikel sinngemäß, dass die bisherigen Annahmen zur Vorhersage von Ausbrüchen nicht zuverlässig seien. Ein Ausbruch könne heute, morgen, übermorgen oder gar nicht beginnen. Ein Problem, das man auch von anderen Vulkanen her kennt, etwa wenn es um die Regelmäßigkeit von Paroxysmen am Ätna geht: Ein paar Eruptionen scheinen einem bestimmten Muster zu folgen, das dann irgendwann durchbrochen wird. Wir Menschen müssen lernen, uns von unseren schematischen Denkmustern zu befreien und vor allem von unserer Zeitvorstellung in Bezug auf geologische Prozesse. Zudem ist es eine Frage der Definition, ob es sich um verschiedene Ausbrüche handelt oder nicht doch um Episoden eines lang anhaltenden Ausbruchs.
Erdbeben M 3,2 erschüttert auf Island Gegend beim Keilir
Heute Mittag ereignete sich in Island um 15:02 UTC ein Erdbeben der Magnitude 3,2. Die IMO verortete das Beben 3,5 km östlich der vulkanischen Erhebung Keilir. Das Hypozentrum lag in 5 Kilometern Tiefe. Darüber hinaus gab es weitere Erdbeben im nahen Spaltensystem von Krýsuvík.
Wer schon länger die Nachrichten über Island verfolgt, erinnert sich vielleicht daran, dass in diesem Areal der erste magmatische Gang endete, der sich zu Beginn der Tätigkeitsphase auf der Reykjanes-Halbinsel manifestiert hatte. Damals rechnete man bereits mit einem Ausbruch, doch dieser ließ noch einige Wochen auf sich warten und ereignete sich schließlich erst im März 2021.
Die Erdbebentätigkeit im Svartsengi-Gebiet hat in den letzten Stunden nachgelassen. Dafür gab es, nach mehreren Tagen, in denen die Bodenhebung stagnierte, wieder ein Hebungssignal. Die IMO-Wissenschaftler werten dies als Zeichen dafür, dass sich weiterhin ein Vulkanausbruch zusammenbraut und der Druck im Fördersystem steigt.
Die Forscher berichten, dass sich die größte Menge Magma seit Beginn der aktuellen Ausbruchsserie im Untergrund angesammelt hat. Nach wie vor ist es jedoch nicht möglich, vorherzusagen, wann es zu einer Eruption kommt – falls es überhaupt noch dazu kommt. Zunächst rechnete man relativ sicher damit, dass eine Eruption bereits Mitte Februar einsetzen würde, als die Bodenhebung das gleiche Niveau wie vor dem vorherigen Ausbruch erreicht hatte.
Die Warnungen vor einer möglichen Eruption bleiben bestehen, ebenso wie die Gefahreneinstufung und die Gefahrenkarte, die im Vergleich zur Vorwoche unverändert sind. Als wahrscheinlichster Ausbruchsort gilt das bekannte Eruptionsgebiet im Bereich von Sundhnúkur und Stóra-Skógfell.
Während es auf Reykjanes in den letzten 48 Stunden genauso viele Erdbeben gab wie zuvor, wurden unter ganz Island 155 Beben registriert. 79 davon ereigneten sich im Bereich der Tjörnes-Fracture-Zone, wo die seismische Aktivität jedoch ebenfalls nachgelassen hat.
Von Eishöhlen, Nordlichtern und ein viel zu teures Butterbrot – Reportage zur Island-Kurzreise im März 2025
Island, die magische Insel im Nordostatlantik, hat weitaus mehr zu bieten als die mannigfaltigen Erscheinungen des Vulkanismus. Nicht umsonst nennt man die Insel international Iceland und assoziiert sie mit dem Bild von „Feuer und Eis“. Obgleich Leroy und ich auf unserem Kurzurlaub über Karneval hofften, dass der lang erwartete Vulkanausbruch auf Reykjanes beginnen würde, war es doch das Eis, das uns letztendlich lockte und den entscheidenden Anstoß zu unserer Reise gab: Auf der Agenda stand ein Besuch der Crystal Ice Cave am Vatnajökull, und falls genug Zeit sein sollte, auch ein Abstecher zur Katla-Eishöhle. Tatsächlich hofften wir auch, ein paar Nordlichter zu Gesicht zu bekommen, und wir wollten auch unser Bad in der Blauen Lagune nachholen, das uns der Vulkanausbruch im letzten März vermasselt hatte. Wer weiß, vielleicht eine der letzten Chancen, dort im warmen Wasser zu dümpeln, bevor der nächste Ausbruch die Lagune verschlingt und mit Lava verfüllt.
Gesagt, getan – wir machten uns am letzten Februartag auf nach Island, natürlich mit einer Beurlaubung für Leroy in der Tasche, denn die zwei freien Tage um Karneval reichten für unser Vorhaben nicht ganz aus. Im Vorfeld unseres Fluges drehte sich mir beim Checken der Wetternachrichten ein wenig der Magen um, denn es war fast kontinuierlich schlechtes Wetter vorausgesagt.
Da wir wieder von Amsterdam aus flogen (die Flugpreise von deutschen Flughäfen aus sind inzwischen nur noch als unverschämt zu bezeichnen), ging der erste Tag doch fast ganz für die Anreise drauf. Erst am späten Nachmittag konnten wir auf Island unseren Minicamper in Empfang nehmen und uns auf den Weg machen, um etwas zu essen zu fassen.
Essen gehen ist auf Island so eine Sache, denn wenn man nicht unbedingt über 100 € für ein Abendessen bezahlen möchte, geht man am besten in einen American Diner, um Burger zu essen, oder zu KFC. Wir wählten Letzteres, das man in Keflavik findet. Von dort aus fuhren wir dann zu den Gunnuhver Hot Springs nahe am Reykjanestá-Leuchtturm. Zum einen gibt es hier einen abseits der Straße gelegenen Parkplatz, auf dem man ganz gut nächtigen kann, zum anderen finde ich das Rauschen und Zischen der Hochdruckgasaustritte dort beruhigend. Natürlich hoffte ich insgeheim auch auf ein spürbares Erdbeben, die hier vor der Küste immer ganz gerne in Schwärmen auftreten. Tatsächlich gab es nachts auch einen scharfen Ruck im Auto, der durch ein Erdbeben ausgelöst worden sein könnte. Oder war es doch nur eine der brutalen Windböen, die uns nachts erfassten und am Wagen rüttelten?
Grindavik und das Bad in der Blauen Lagune – 15 € für ein Butterbrot
Morgens drehten wir im eiskalten Wind eine Runde um das Thermalgebiet und besichtigten dann Grindavík, bevor wir zu unserem Termin in der Blauen Lagune fuhren, den wir bereits zu Hause online (obligatorisch) gebucht hatten. Nur durch das Glück einer Stornierung eines anderen Gastes des Resorts hatten wir eine Woche vor Reiseantritt einen freien Platz für Samstag um 13 Uhr ergattert – für den schlappen Preis von 104 €, wobei der 12-jährige Leroy noch kostenlos durchkam. Im letzten Jahr hatte ich noch 77 € für das Ticket bezahlt, das ich dann ja aufgrund des Ausbruchs und der Schließung der Lagune nicht wahrnehmen konnte – und das natürlich trotz anderslautender Versicherungen vonseiten der Blauen Lagune nicht zurückerstattet wurde. Naja, irgendwie muss man die von Vulkankatastrophen heimgesuchten Isländer ja unterstützen, wobei ich denke, dass der Vulkanausbruch und das unter der Blauen Lagune aufsteigende Magma den Besucheransturm gefördert, anstatt ausgebremst haben. Aber immerhin schafften wir es diesmal.
Da wir vor unserem Termin noch etwas Zeit hatten und noch nicht gefrühstückt hatten, wagten wir einen Besuch im Self-Service-Restaurant der Lagune. Mich lachte ein eingepacktes Sandwich an, doch in dem Moment, in dem meine Hand sich ihm näherte, erspähte ich den Preis von umgerechnet ca. 15 €! Wie von einem Elektroschocker getroffen, zuckte meine Hand zurück, und ich schlenderte kopfschüttelnd zur Kaffeebar, um dort den teuersten Kaffee zu bestellen, den ich wohl jemals in einer mäßig gemütlichen Atmosphäre zu mir genommen hatte. Irgendwie fühlte ich mich an deutsche Flughäfen erinnert, wobei ein Butterbrot dort etwa die Hälfte kostet. Vielleicht war ich in der Apotheke eines Flughafens gelandet? Leroy und ich schlenderten zu unserem Camper zurück und bereiteten erst einmal eine Brotzeit zu, bevor wir dann endlich schwimmen gehen konnten.
Nun ja, was soll ich sagen – Umkleide und Dusche des Spas haben sicherlich schon bessere Zeiten erlebt und sind zudem viel zu klein dimensioniert für die Besuchermassen, weshalb wohl auch immer nur eine begrenzte Anzahl an Terminen ausgegeben wird. Außerdem gab es nicht einmal Umkleidekabinen, sondern man musste sich vor den Spinden umziehen. Im Eintrittspreis inbegriffen sind aber Handtücher und ein Freigetränk, das man an der Bar im kieselgurgefärbten blauen Wasser zu sich nehmen kann. Das Wasser selbst war deutlich wärmer, als ich es von meinem letzten Besuch hier vor gut 20 Jahren in Erinnerung hatte. Vielleicht kommt das ja durch die zusätzliche Erdwärme des unter einem aufsteigenden Magmas. Baden in einem gigantischen Kochtopf – und man selbst ist die Fleischeinlage. Ein pikanter Gedanke.
Durch das warme Wasser und die kalte Luft dampfte es gewaltig, sodass man hier nicht nur im Wasser, sondern auch im Nebel saß und von der bizarren Landschaft drumherum kaum etwas sah. Apropos Kieselgur: Dieser lagerte sich früher als Schlamm am Boden der Lagune ab, und wer mochte, konnte ihn vom Boden aufnehmen und sich damit einschmieren. Jetzt war der Boden blitzblank, und den Schlamm gab es an einer Ausgabestelle. Im Eintritt inbegriffen war ein Löffel voll Schlamm, um ihn sich als Gesichtsmaske ins Gesicht zu schmieren. Wer mehr wollte, musste dafür nun halb so viel wie für ein Butterbrot bezahlen. Sagt mir mal einer, die Isländer seien nicht geschäftstüchtig!
Nach gut drei Stunden beendeten wir unser Bad und machten uns auf den Weg Richtung Vík, denn für den nächsten Tag stand der Besuch der Eishöhle auf dem Programm. Sie liegt in der Nähe der Gletscherlagune Jökulsárlón am Fuße des mächtigen Vatnajökull – eine ca. sechsstündige Fahrt von Grindavík aus. Wenigstens die Hälfte der Strecke wollte ich noch schaffen. Unser Nachtquartier bezogen wir am Skógafoss unweit der Katla, ein Ort, an dem ich immer wieder gerne bin. Nachts regnete es in Strömen, doch am nächsten Morgen überraschte uns Sonnenschein. Gut gelaunt brachen wir in Richtung Vatnajökull auf, aber nicht, ohne im Einkaufszentrum von Vík zu frühstücken.
Natürlich muss man heutzutage den Besuch einer Eishöhle im Voraus online buchen. Ich erledigte das jedoch erst am Vortag und hatte Glück noch zwei Plätze zu bekommen. Ein nicht ganz billiges Vergnügen, das mit 150 € pro Person zu Buche schlug. Ebenso selbstverständlich war es, dass wir zu einer bestimmten Zeit am Treffpunkt erscheinen mussten, was uns ein wenig unter Zeitdruck setzte. Die Tour-Veranstalter werben damit, dass die Kristall-Eishöhlen auf dem Breiðamerkurjökull liegen und man Helm und Steigeisen braucht, was aber von den Veranstaltern zur Verfügung gestellt werden kann. Nur entsprechend stabile Wanderstiefel und wasserdichte, warme Kleidung sollte man mitbringen.
Schock an der Gletscherlagune Jökulsárlón: Wo sind all die Eisberge geblieben?
Um 12 Uhr – eine Stunde vor Tourbeginn – erreichten wir die Gletscherlagune Jökulsárlón, auf deren Parkplatz der Treffpunkt lag. Als ich auf den Parkplatz einbog, traf mich der Schlag! Es kam einer Nahtoderfahrung gleich, bei der vor dem inneren Auge der Film des Lebens abläuft. Ich erinnerte mich, wie ich hier vor 20 Jahren nur einer Handvoll Autos begegnet war. Tagelang campierte ich damals auf einem Feldweg am Ufer der Gletscherlagune und beobachtete den Tanz der Eisberge. Nun waren die Eisberge bis auf einige kümmerliche Reste verschwunden, stattdessen war der große Schotterparkplatz randvoll mit Autos. So voll, dass ich 15 Minuten lang kreiste, ohne einen Stellplatz zu ergattern. Vollkommen entnervt steuerte ich die Küste auf der anderen Seite der Ringstraße an, wo es noch einen Parkplatz gab, von dem aus man etwa zehn Minuten zur Lagune lief. Da der Tourbeginn näher rückte, packten wir hastig unsere sieben Sachen und kramten Steigeisen und Helme hervor – schließlich sollte es auf den Breiðamerkurjökull gehen. Diese gewaltige Gletscherzunge des Vatnajökulls prägte wie kaum eine andere Eismasse das Schicksal der Isländer.
Von der bewegten Geschichte des Breiðamerkurjökull erzähle ich an anderer Stelle mehr. Hier nur so viel: Die ersten Siedler Islands fanden an seiner Stelle ein bewaldetes Tal vor, das erst durch einen Kälteeinbruch und eine Vulkankatastrophe entwaldet und für Jahrhunderte unbewohnbar wurde. In dieser Phase drang die Gletscherzunge bis zur Küste vor. Heute zieht sich der Gletscher dank des menschengemachten Klimawandels im Rekordtempo zurück – so weit, dass kaum noch Eisberge in die vom Gletscher geschaffene Schmelzwasserlagune Jökulsárlón kalben, oder besser gesagt kalbten, denn ich habe die Gletscherlagune noch nie so Eisbergfrei gesehen wir jetzt.
Aufgerödelt und overdressed erreichten Leroy und ich den Parkplatz und fanden den Superjeep, der uns auf das Eis bringen sollte – oder zumindest dachten wir das. Mit uns versammelten sich 13 weitere Reisende, von denen die wenigsten für eine Gletschertour gewappnet schienen. Doch der Jeep war es: mit einem Meter durchmessenden Reifen, deren Luftdruck sich vom Fahrersitz aus regulieren ließ. Vom Parkplatz aus fuhren wir gut drei Kilometer über die Ringstraße, bevor wir auf eine Piste abbogen. Mit großem Brimborium ließ der Fahrer Luft aus den Reifen ab – schließlich könne man nur mit einem Superjeep diese Strecke bewältigen. Ich beobachtete etwas zweifelnd einen normalen SUV, der uns entgegenkam.
Das Geheimnis der Kristall-Eishöhle – Sie liegt nicht auf dem Breiðamerkurjökull
Während der Fahrt erzählte der Guide, dass sich die Eishöhlen ständig verändern und sie immer wieder neue entdeckten. Nach gut sechs Kilometern Pistenfahrt stoppten wir auf einer Schotterfläche, etwa einen Kilometer vom Rand der Gletscherzunge entfernt. „Nanu, schon Pinkelpause?“, dachte ich. Doch nichts da – im Eiltempo marschierten wir auf einen nahegelegenen Bergrücken zu. Dessen Rand war noch vor wenigen Jahren vom zurückweichenden Gletscher geschliffen worden, und auf ihm hatten sich Massen von Schotter aus den Seitenmoränen abgelagert. Genau auf diese Moräne steuerte unser Guide zielsicher zu. Nach fünf Minuten standen wir vor einem unscheinbaren Loch im Schotter, unter dem sich offenbar noch Resteis befand. Einer nach dem anderen verschwand in dieser Öffnung. Eine der Mitreisenden hielt kurz vor der Schwärze inne und fragte den Guide ernsthaft, ob es in der Höhle dunkel und eng sein könnte, denn sie und ihr Mann litten ein wenig unter Klaustrophobie. Meine Steigeisen hatte ich übrigens im Jeep gelassen.
Die ganze Tour erinnerte mich immer mehr an den Besuch des Antelope Canyons, den ich im Sommer nach 30 Jahren ein zweites Mal besucht hatte, was ich hätte besser sein lassen sollen! In der Resteishöhle war es ähnlich voll, sodass sich bei mir kein richtiges Abenteuergefühl einstellen wollte. Das Eis war jedoch stellenweise von einem beeindruckend klaren Blau, wie man es in der Natur nur selten sieht. Ich kam mir vor wie im Inneren eines riesigen Wick-Blau-Hustenbonbons und wartete darauf, jeden Moment ausgespuckt oder runtergeschluckt zu werden.
Wie immer auf Gruppenführungen blieb zu wenig Zeit, um in Ruhe vom Stativ zu fotografieren und Leute anzumotzen, die einem durchs Bild rennen, also begnügte ich mich damit, mit dem Smartphone einige Bilder zu knipsen. Jetzt, wo ich wusste, dass man die Höhle bequem mit einem SUV erreichen konnte und sie außerhalb der Tourenzeiten wohl menschenleer wäre, nahm ich mir vor, bei meiner nächsten Islandreise hierher zurückzukehren, um ungestört Bilder zu schießen.
Als wir die Höhle nach gut 30 Minuten verließen, schien es, als träten wir in eine andere Zeit: Der Sonnenschein war einem beginnenden Schneesturm gewichen, die Sicht war eingeschränkt. Zurück an der Gletscherlagune peitschte uns auf dem Weg zum Auto Hagel ins Gesicht – und Leroy erfuhr, was echtes Wetter ist. Auf der Rückfahrt zum Skógafoss wurde es immer heftiger, und im Nu verwandelte sich die Ringstraße in einen Eiskanal. Da hatte ich ihn, den Abenteueraspekt, den ich in der Eishöhle vermisst hatte. Aus der eigentlich dreistündigen Fahrt wurden fünf Stunden mit Sichtweiten von teilweise unter 50 Metern. Als wir – ohne Schneeketten dabei zu haben – den steilen Straßenabschnitt hinter Vík passiert hatten und uns dem Campingplatz bei Skógafoss näherten, war ich verdammt froh.
Der Schneefall ging erst in den Morgenstunden in Regen über, und da das Wetter nicht besser wurde, verwarfen wir die Idee, die Katla-Eishöhle zu besuchen, und entschieden uns stattdessen für das Eyjafjallajökull-Vulkanmuseum mit seiner Lava-Show. Angesichts des horrenden Eintrittspreises begnügten wir uns aber damit, einen Kaffee aus dem Automaten zu trinken und den 20-minütigen Vulkanfilm zu gucken, was bereits mehr kostete, als ein Kinoabend in Deutschland.
Mittags machten wir uns auf den Weg zum Haukadalur und dem Geysir Strokkur. Doch auch hier war es bewölkt, sodass das Fotografieren des Geysirs wenig Sinn machte – zumal er trotz des schlechten Wetters von unzähligen Touristen umringt war. Beeindruckt hat mich jedoch die wild sprudelnde Quelle Blesi, die im vergangenen Sommer plötzlich einen Hitzeschub bekam und anfing zu kochen.
Einmal Sky-Lagoon bitte sehr
Am Nachmittag fuhren wir zurück nach Reykjavik und bezogen in einem kleinen Ort vor der Stadt Quartier. Da keine Wetterbesserung in Sicht war, beschlossen wir, unseren letzten Tag noch einmal dem Baden zu widmen und testeten die Sky Lagoon. Einmal baden gehen für ca. 150 € ist zwar verrückt, aber man gönnt sich ja sonst nichts. Natürlich musste man auch hier online reservieren und eine feste Eintrittszeit einhalten. Im Gegensatz zur Blauen Lagune war das Spa jedoch modern ausgestattet, und der in einem Lavastrom an der Küste angelegte Poolbereich war ansprechend gestaltet – wäre da nicht der unablässige Wind gewesen, der einem das Gehirn gefror und Hagel ins Gesicht peitschte. Das siebenstufige Saunaritual, das hier zelebriert wird, sollte man sich aber nicht entgehen lassen.
Am Abend fuhren wir zurück nach Keflavik, wo unser Flieger am frühen Morgen startete. Unser Quartier war ein beschrankter Campingplatz, dessen Schranke sich nur nach Online-Zahlung öffnete. Wie ich es hasse! Doch nachts hatten wir dann doch noch Glück: Gegen Mitternacht rissen die Wolken auf, und wir konnten über der Reykjanes-Halbinsel und dem wilden Nordatlantik eine spektakuläre Nordlicht-Show erleben, womit Leroys größter Wunsch für diese Reise in Erfüllung ging!
Schwarmbeben in an der Tjörnes-Fracture-Zone auf Island
Heute Morgen begann im Norden von Island ein Erdbebenschwarm, der sich aus mehr als 7 Erschütterungen zusammensetzt. Die Epizentren manifestierten sich etwa 10 km westlich der Stadt Kópasker in der Bucht von Öxarfjörður. Das stärkste Ereignis der Magnitude 2,4 wurde um 14:39 Uhr registriert. Kurz danach ließ die Intensität des Schwarms stark nach. Bereits um 11:11 Uhr gab es ein Erdbeben der Magnitude 2,3. Es liegen keine Meldungen über spürbare Erdbeben vor.
Die Bucht von Öxarfjörður gehört zur Erdbebenzone Tjörnes, und Erdbeben sind in der Region relativ häufig.
Bei der Tjörnes-Fracture-Zone (TFZ) handelt es sich um eine seismisch aktive Transformstörung vor der Nordküste Islands. Sie verbindet das nordöstliche Ende des Mittelatlantischen Rückens (Reykjanes-Laugarnes-Riftzone) mit dem Kolbeinsey-Rücken weiter nördlich. Die TFZ besteht aus mehreren Strike-Slip-Störungen (Blattverschiebungen) und Verwerfungen, die durch die westwärts gerichtete Verschiebung der nördlichen Riftzone entstehen. Die Tjörnes-Fracture-Zone ist eine der aktivsten seismischen Regionen Islands. In den Jahren 2012 und 2013 gab es eine Schwarmbebenserie mit mehreren Erdbeben über M 5,0.
Deutliche Steigerung der Seismizität bei Sundhnúhur Heute bebte es aber nicht nur an der TFZ, sondern auch in anderen Regionen von Island, so dass in den letzten 48 Stunden 215 Beben detektiert wurden. 27 Beben ereigneten sich in der Vatnajökull-Region und 26 waren es im Süden von Island, wobei es auch ein Beben an der Hekla gab. Auf der Reykjanes-Halbinsel wurden 71 Beben festgestellt, die sich an mehreren Spaltensystemen ereigneten. Auffallend ist, dass es im Svartsengi-Gebiet und hier speziell entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe eine deutliche Zunahme der Aktivität gab: In den letzten 24 Stunden manifestierten sich fast 2 Dutzend Beben, als praktisch jede Stunde eine Erschütterung. Doch da die Natur nicht viel von Statistik hält, kamen die Beben gehäuft vor und die meisten manifestierten sich gestern Abend und heute Morgen. Natürlich liegt die Vermutung nahe, dass sie durch das aufsteigende Magma entstanden ist und der Druck im Fördersystem steigt. Die Bodenhebung hat in den letzten Tagen stark nachgelassen, so wie es vor der letzten Eruptionen der Fall gewesen war. Durchaus möglich, dass der erwartete Ausbruch doch bald beginnt.
IMO-Wissenschaftler ziehen Parallelen zwischen Sundhnúkur und Krafla – Eruption könnte weiter auf sich warten lassen
Unter dem Svartsengi-Gebiet auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel sammelt sich weiterhin Magma an, was heute ein paar Erdbeben mehr auslöste als in den vergangenen Tagen. In der Region wurden in den letzten 24 Stunden zehn schwache Erschütterungen registriert. Drei der Beben manifestierten sich nordwestlich von Grindavik. Diese leichte Zunahme der seismischen Aktivität lässt jedoch keine verlässlichen Rückschlüsse darauf zu, wann der nächste Ausbruch stattfinden wird.
In den letzten Wochen hat sich der Magmenaufstieg deutlich verlangsamt. Je langsamer sich Magma ansammelt, desto schwieriger wird es, den Zeitpunkt des nächsten Ausbruchs mit einer Genauigkeit von mehr als ein paar Monaten abzuschätzen – oder überhaupt sicherzustellen, dass es erneut zu einer Eruption kommt.
Allerdings gibt es bislang keine Hinweise in den verfügbaren Daten oder Modellberechnungen, die eine erneute Beschleunigung der Magmaansammlung unter Svartsengi in Zukunft ausschließen.
Noch vor wenigen Wochen war das IMO davon überzeugt, dass es im März zu einem Ausbruch kommen würde. Doch laut einer aktuellen Stellungnahme scheinen die Forscher mittlerweile weniger sicher. Sie ziehen Parallelen zur Krafla-Eruptionsserie im Norden Islands, die zwischen 1975 und 1984 andauerte. Ähnlich wie bei der aktuellen Situation kam es damals zu mehreren eruptiven Episoden mit immer längeren Pausen dazwischen. Vor der letzten Krafla-Eruption pausierte die Aktivität sogar über zwei Jahre. Ein Szenario, das nun auch für Sundhnúkur nicht mehr ausgeschlossen wird.
Nach dem Ende der Krafla-Eruption setzte sich die Bodenhebung über Jahre fort, ohne dass es zu weiteren Ausbrüchen kam. Erst 1990 endeten die Bodendeformationen endgültig.
Der Vergleich zwischen Sundhnúkur und Krafla ist nicht neu und wurde bereits vor über einem Jahr angestellt. Doch während frühere Eruptionen wertvolle Erkenntnisse liefern, lassen sie sich selten eins zu eins auf aktuelle Ereignisse übertragen. Somit bleibt es möglich, dass es bald zu einem weiteren Ausbruch in der Sundhnúkur-Kraterreihe kommt – ebenso wie eine Verlagerung der Aktivität in ein anderes Spaltensystem auf Reykjanes nicht ausgeschlossen werden kann. Natürlich könnte die Aktivität auch ohne einen weiteren Ausbruch enden.
Starker Schwefelgeruch in Grindavik beunruhigte Bürger – Feuerwehr alarmiert
Gestern nahmen Anwohner von Grindavik einen starken Schwefelgeruch wahr, der Sorgen weckte, dass in der Stadt oder in ihrer unmittelbaren Nähe Magma aufgestiegen sein könnte und kurz vor dem Ausbruch stand. Die Feuerwehr wurde alarmiert und rückte aus, um dem Phänomen auf die Schliche zu kommen, doch offenbar verlief die Suche nach der Quelle der Emissionen erfolglos. Es lässt sich nicht ausschließen, dass etwas Magma unter die Stadt migrierte oder dass sich vulkanische Gase entlang eines magmatischen Gangs ausbreiteten und in der Stadt diffus austraten. Zudem könnte natürlich der Wind Gase von der Sundhnúkur-Kratereihe nach Grindavik getragen haben. Im Gebiet der letzten Eruptionen kommt es immer noch zu starken Dampfentwicklungen.
Die Anwohner von Grindavik stehen mit der Wahrnehmung starken Schwefelgeruchs nicht alleine da, denn am anderen Ende Europas trägt sich Vergleichbares zu: Die Bewohner von Pozzuoli in Süditalien wohnen nicht nur am Rand eines Vulkans, sondern mitten drin. In der Caldera Campi Flegrei wurden in den letzten Wochen immer wieder erhöhte Schwefeldioxidwerte gemessen und auch der Geruch von faulen Eiern lag in der Luft. Dieser Gestank wird allerdings nicht von Schwefeldioxid verursacht, sondern von Schwefelwasserstoff. Ich kann mir gut vorstellen, dass man in Grindavik auch dieses Gas gerochen hat.
Gestern gab es nicht besonders viele Erdbeben auf Island, aber im Bereich der Sundhnúkur-Kratereihe gab es 5 schwache Erschütterungen. Die Seismizität bewegt sich seit Tagen auf ähnlichem Niveau, ohne signifikant anzusteigen. Die Bodenhebung hat sich zudem wieder etwas verlangsamt, wobei nicht differenziert werden kann, ob es sich um Messfehler handelt oder ob sich der Boden tatsächlich langsamer hebt. Generell hält die Bodendeformation aber weiter an und es kommt zu Magmaaufstieg. Trotz aller Bemühungen lässt sich nicht prognostizieren, wann es zum nächsten Ausbruch kommen wird, vorausgesetzt, es kommt tatsächlich einer. Doch davon gehen die meisten Wissenschaftler aus.
Erdbeben M 4,2 erschüttert Bardarbunga auf Island – Erdbebenserie reißt nicht ab
Datum 19.03.2025 | Zeit: 08:21:02 UTC | Koordinaten: 64.622 ; -17.434 | Tiefe: 4,7 km | M 4,2
Der isländische Gletschervulkan Bardarbunga wurde heute Morgen um 08:21:02 UTC von einem Erdbeben der Magnitude 4,2 erschüttert. Das Hypozentrum befand sich in 4,7 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag 4,9 Kilometer östlich des Calderazentrums. Kurz zuvor ereignete sich zwei Kilometer entfernt ein Erdbeben der Magnitude 2,9. Es folgten weitere, schwächere Beben.
Erdbeben mit Magnituden im Viererbereich sind unter dem Bardarbunga bekannt und treten in den letzten Monaten immer häufiger auf. Die Beben sind häufig tektonischen Ursprungs und manifestieren sich entlang der Brüche am Boden der Caldera. Forscher vermuten, dass ein magmatisch bedingter Druckanstieg im Speichersystem des Vulkans Spannungen erzeugt, die letztendlich die Erdbeben auslösen. Die Beben sind somit Ausdruck eines Aufheizens des magmatischen Systems, was mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem Vulkanausbruch führen wird. Wann dieser jedoch kommt, lässt sich nicht prognostizieren. Die erneute Aufheizphase nach der großen Eruption im Jahr 2014 dürfte ein langer Prozess sein, der mehrere Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte dauert. Manchmal überraschen Vulkane jedoch und bereiten sich schneller auf die nächste Eruption vor, als man annimmt.
Generell gibt es unter mehreren Vulkansystemen auf Island Anzeichen für ein Aufladen der magmatischen Systeme – Prozesse, die mit Erdbeben einhergehen. So wurden bereits im Januar rund 2.100 Erdbeben registriert, was einem leichten Anstieg im Vergleich zu den letzten drei Monaten entspricht. Die höchste Aktivität wurde auf der Halbinsel Reykjanes beobachtet, gefolgt von Grjótárvatn und Bardarbunga. Das stärkste Erdbeben des Monats wurde am 14. Januar mit einer Magnitude von 4,9 in Bardarbunga gemessen. Insgesamt überstiegen 30 Erdbeben die Stärke 3,0, davon 21 in Bardarbunga.
In den letzten 48 Stunden wurden im Kartenabschnitt des Vatnajökull 44 Beben registriert, die meisten davon tatsächlich im Bereich des Bardarbunga. Unter ganz Island waren es im gleichen Zeitraum 132 Beben. Einige davon manifestierten sich auch wieder im Areal von Grjótárvatn, das ebenfalls Anzeichen eines Aufheizungsprozesses zeigt.
Auf der Reykjanes-Halbinsel und insbesondere im Bereich von Svartsengi war es in den letzten Stunden relativ ruhig und der Ausbruch lässt weiter auf sich warten.