Island: Erdbeben unter Vatnajökull nehmen zu

Erdbeben auf Island:  Mb 3,4 unter Bárðarbunga – Mb 3,0 am Hamarin

Nach einigen Tagen mit geringer Erdbebenaktivität unter Island nimmt diese seit dem Wochenende wieder zu. Der zuvor beobachtete Rückgang der Seismizität könnte allerdings auf schlechtes Wetter zurückzuführen sein, da unter solchen Bedingungen vor allem stärkere Erdbeben von den Seismometern registriert werden.

Erdbeben Island. © IMO

Seit Sonntag traten unter dem Vatnajökull zwei Erdbeben mit Magnituden im Dreierbereich auf. Am Sonntagabend ereignete sich ein Erdstoß der Magnitude Mb 3,0 am Hamarin, der sich nahe dem Westrand des Gletschers befindet. Das Beben war Teil eines Schwarmbebens mit insgesamt zwölf Erschütterungen, das bis heute anhält. Das stärkere Ereignis erhielt keinen grünen Stern. Hamarin wird dem Bárðarbunga-System zugeordnet, liegt jedoch außerhalb der Caldera. Zwischen Juni und November wurde dort eine Bodenhebung von etwa fünf Zentimetern gemessen, die inzwischen stagniert.

Gestern Mittag kam es direkt unter der Bárðarbunga-Caldera zu einem weiteren Erdstoß der Magnitude Mb 3,4 mit einer sehr geringen Herdtiefe von nur rund 100 Metern. Eine öffentlich zugängliche GNSS-Messstation direkt an der Bárðarbunga existiert nicht, doch die Stationen am Rand des Gletschers zeigen leichte Bodendeformationen. Den dort gemessenen Werten ist jedoch stets mit einer gewissen Skepsis zu begegnen. Laut den Vulkanologen des IMO wird allerdings bereits seit längerer Zeit eine Bodenhebung detektiert, was darauf hindeutet, dass sich der Vulkan weiterhin auf seine nächste Eruption vorbereitet.

Insgesamt wurden unter dem Vatnajökull innerhalb von 48 Stunden 34 Erdbeben registriert.

Auf dem Reykjanes Ridge vor der gleichnamigen Halbinsel im Südwesten Islands ereignete sich gestern ein Erdbeben der Magnitude 3,2. Das Hypozentrum lag in etwa zehn Kilometern Tiefe, das Epizentrum rund elf Kilometer südwestlich von Eldeyjarboði. Auf der Halbinsel selbst wurden nur wenige Erschütterungen registriert, obwohl die Wetterbedingungen am Morgen nicht optimal vorhergesagt waren.

Die jüngsten GNSS-Messungen bei Svartsengi deuten auf eine leichte Subsidenz hin, die jedoch möglicherweise erneut auf Messunsicherheiten zurückzuführen ist. Insgesamt hat sich die Geschwindigkeit der Bodenhebung, insbesondere in den Randbereichen der Hebungszone, deutlich verlangsamt. Es scheint derzeit weniger Magma aus dem tiefen Speichersystem in flachere Bereiche aufzusteigen als noch im Sommer. Zunehmend stellt sich daher die Frage, ob der Druck im Magmaspeicher diesmal noch ausreichen wird, um eine neue Eruption auszulösen.

Island: Neubewertung der Gefahrenlage am 10. Dezember

Gefahrenlage bei Svartsengi auf Island wurde neu bewertet – längste Eruptionspause seit Beginn der Serie

Auf der isländischen Halbinsel Reykjanes ist es aus seismischer Sicht in den letzten Tagen recht ruhig gewesen, was daran liegen kann, dass aufgrund von Schneefällen Erdbeben mit geringen Magnituden von den Seismometern nicht registriert werden konnten. Die Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet setzt sich seit einer Verringerung der Hebegeschwindigkeit Anfang November vergleichsweise konstant fort und ist auf einem Niveau angelangt, an dem jederzeit mit einer Eruption zu rechnen ist. Turnusgemäß veröffentlichte IMO gestern einen neuen Bericht zur Gefahreneinschätzung. Die Details lest Ihr unten, wenn ihr wollt. Im Großen und Ganzen hat sich gegenüber der letzten Einschätzung vom 25. November nichts geändert.

Bodenhebung

Die jüngste Gefahreneinschätzung des Isländischen Meteorologischen Amtes (IMO) bestätigt, dass die vulkanische Situation auf der Reykjanes-Halbinselangespannt bleibt auch wenn akute Anzeichen eines unmittelbar bevorstehenden Ausbruchs derzeit fehlen. Grund für die Anspannung ist die weiterhin anhaltende, wenn auch langsame Magmaakkumulation unter dem Vulkansystem Svartsengi. Dieser Prozess hält die Wahrscheinlichkeit weiterer Ereignisse wie Intrusionen oder Eruptionen aufrecht.

Nach Angaben des IMO verläuft die Magmaansammlung in den vergangenen Wochen stabil, wenn auch deutlich langsamer als noch im Sommer. Seit dem letzten Ausbruch im Juli wurden mehr als 17 Millionen Kubikmeter Magma registriert. Damit erreicht das aktuelle Volumen den fünftgrößten Wert seit Beginn der Messreihen im Dezember 2023. Frühere Modellierungen zeigen, dass seit März 2024 die für einen neuen Magmaaufstieg nötige Menge gestiegen ist und nun typischerweise zwischen 17 und 23 Millionen Kubikmetern liegt.

Diese Entwicklung steht im Einklang mit Einschätzungen von Benedikt Ófeigsson vom isländischen Wetterdienst, der bereits zuvor betonte, dass die Magmazufuhr zwar anhalte, die langsame Akkumulationsrate jedoch zu größerer zeitlicher Unsicherheit führe. Demnach kann ein neuer Ausbruch durchaus stattfinden, doch der Zeitpunkt bleibt schwer vorherzusagen – möglicherweise liegen noch Monate dazwischen.

Die seismische Aktivität bleibt dagegen schwach. In den vergangenen zwei Wochen wurden lediglich zwölf kleine Erdbeben zwischen Stóri Skógfell und Grindavík gemessen. Dieses geringe Bebenaufkommen deutet darauf hin, dass derzeit kein unmittelbarer Druckanstieg erfolgt, der auf einen baldigen Durchbruch des Magmas hinweisen würde.

Die Gefahreneinschätzung des IMO bleibt vorerst unverändert und gilt bis zum 6. Januar. Gleichzeitig weist die Behörde darauf hin, dass die Wetterbedingungen der kommenden Tage die Sensitivität von Messinstrumenten beeinflussen könnten. Regen und starke Winde könnten insbesondere die Genauigkeit von GPS-, Glasfaser- und seismischen Messungen beeinträchtigen. Das könnte eine extrem kurz Vorwarnzeit im Falle eines neuen Ausbruchs bedingen.

Island: Erdbeben Mb 5,0 am Reykjanes-Ridge

Mittelstarkes Erdbeben Mb 5,0 erschüttert Reykjanes-Ridge bei Island – bis jetzt keine Auswirkungen auf Svartsengi

Am Morgen des 9. Dezember 2025 ereignete sich in der Region südwestlich von Reykjavík ein Erdbeben der Magnitude 5,0. Der Erdstoß mit einer Tiefe von etwa 10 Kilometern wurde um 10:12 Uhr UTC registriert und lag rund 328 Kilometer süd-südwestlich der isländischen Hauptstadt sowie etwa 286 Kilometer südwestlich von Grindavík. Trotz der Stärke des Erdbebens gibt es bislang keine Wahrnehmungsmeldungen, da das Epizentrum offshore und weit entfernt von besiedelten Regionen liegt.

Erdbeben Reykjanes-Ridge. © EMSC

Das Erdbeben manifestierte sich an jenem Teil des Mittelatlantischen Rückens, der als Reykjanes-Ridge bekannt ist: hierbei handelt es sich um jenen Teil des submarinen Gebirges, der bei Island aus der Tiefe des Ozeans aufsteigt und die gleichnamige Halbinsel bildet, auf der wir seit 2021 die intensive vulkanische Aktivität sahen. Die Insel liegt genau auf dem divergenten Mittelatlantischen Rücken, jener kontinentalen Naht, an der die Eurasische und die Nordamerikanische tektonische Platte auseinanderdriften. Dieses Auseinanderbrechen der Erdkruste führt regelmäßig zu Erdbeben und vulkanischer Aktivität, da hier Magma aus dem Erdmantel an die Oberfläche steigt und neue Kruste bildet.

Island ist somit nicht nur ein Stück Land, sondern eine lebendige Schnittstelle zweier Kontinentalplatten. Die kontinuierliche Bewegung von etwa zwei Zentimetern pro Jahr verursacht Spannungen in der Erdkruste, die sich immer wieder in Form von Erdstößen entladen, wie es heute wieder passiert ist.

Der Erdstoß stand zwar in einem tektonischen Zusammenhang mit den Geschehnissen auf der Reykjanes-Halbinsel, zeigte bis jetzt aber keine Auswirkungen auf die im Untergrund brodelnde magmatische Aktivität. Unter dem Svartsengigebiet hebt sich der Boden langsam weiter, wobei die aktuellen GNSS-Messwerte eine weitere Verlangsamung der Heberate andeuten. Entweder verlangsamt sie sich, weil aus dem tiefen Reservoir weniger Schmelze aufsteigt, oder weil der flach liegende Magmenspeicher aufgrund des hohen Gegendrucks der bereits vorhandenen Schmelze nicht mehr neues Magma aufnehmen kann. Theroretisch müsste der Druck groß genug sein um eine neue Eruption zu triggern.

Aufgrund des schlechten Wetters auf Island – heute Morgen gab es um Reykjavik herum Schneechaos – können schwache Erdbeben nicht detektiert werden, so dass die IMO-Shakemap ungewöhnlich leer ist.

Island: Neuer Gletscherlauf der Skafta hat begonnen

Neuer Gletscherlauf in der Skaftá auf Island: Einblick in ein verborgenes System unter dem Vatnajökull

Auf Island hat ein erneuter Gletscherlauf in der Skaftá eingesetzt. Der Fluss entwässert den Westen des Vatnajökull-Gletschers, unter dem der subglaziale Vulkan Grimsvötn verborgen liegt. Bereits in der Nacht zum Sonntag begann der Wasserstand des Flusses, langsam zu steigen, und stabilisierte sich im Verlauf des Montags. Der Abfluss bleibt bislang moderat, dennoch zeigt das Ereignis einmal mehr die komplexen Prozesse unter dem Vatnajökull, wo sich Schmelzwasser in zwei subglazialen Kavernen sammelt und in unregelmäßigen Abständen schlagartig entleert.

Gletscherlauf 2021

Unter dem Eis des Vatnajökull existieren zwei bedeutende Wasseransammlungen, die als östliche und westliche Skaftárkessel bekannt sind. In diesen Hohlräumen sammelt sich Schmelzwasser, das durch die geothermisch bedingte Eisschmelze entsteht, sodass sich über Monate oder Jahre hinweg große Wassermengen ansammeln können. Sobald der Wasserdruck eine bestimmte Schwelle übersteigt, hebt er die darüberliegende Eiskappe an und schafft sich einen schmalen Abflussweg. Das Wasser strömt dann in kurzer Zeit in die umliegenden Flussläufe, was sich an rasant steigenden Pegeln bemerkbar macht. Welche der beiden Kavernen diesmal der Auslöser ist, lässt sich aufgrund der ähnlichen chemischen Signaturen des austretenden Wassers derzeit noch nicht sicher feststellen. Fest steht, dass das Wasser stark nach Schwefelwasserstoff riecht, ein Indiz dafür, dass es sich tatsächlich um Schmelzwasser handelt, das infolge der geothermischen Aktivität des Vulkans entstanden ist.

Der Gletscherlauf auf Island ist im Kontext von Vnet von gewisser Relevanz, da die Entleerung eines solchen Schmelzwasserbeckens in seltenen Fällen den Druck im Untergrund so verändert, dass vulkanische Aktivität begünstigt wird: Durch die Druckentlastung auf den Boden und dem darunter befindlichen Magma können in seltenen Fällen Eruptionen des Grimsvötn getriggert werden, doch die meisten Gletscherläufe verlaufen ohne anschließende Eruption.

Der aktuelle Gletscherlauf in der Skaftá gilt als vergleichsweise mild, die Infrastruktur ist vorerst nicht gefährdet. Dennoch erinnern diese Vorgänge daran, wie aktiv und empfindlich das Zusammenspiel von Eis, Wasser und Vulkanismus im Inneren des Vatnajökull geblieben ist.

Island: Zwei Erdbeben im Dreierbereich unter Vatnajökull

Vatnajökull auf Island von Doppelbeben Mb 3,4 und 3,2 erschüttert – Bodenhebung bei Svartsengi geht weiter

Unter dem Vatnajökull im Osten Islands wurden heute gegen 10:10 UTC zwei Erdbeben mit den Magnituden 3,4 und 3,1 registriert. Sie folgten mit nur wenigen Minuten Abstand zueinander und hatten Herdtiefen von nur 600 Metern, was typischerweise dazu führt, dass Erschütterungen lokal deutlicher wahrgenommen werden können, auch wenn die Magnitude schwach bis moderat ist. Da die östliche Vatnajökull-Gegend aber unbewohnt ist, liegen keine Wahrnehmungsmeldungen vor.

Erdbeben Island. © EMSC/Leaflet

Das Epizentrum des stärkeren Bebens lag bei den Koordinaten 64,457° und –17,716°. Nächstgrößere Stadt ist Höfn, das ca. 123 Kilometer westlich der Epizentren liegt. Eher ungewöhnlich ist, dass sich die Beben nicht an einem der Vulkansysteme unter dem Gletscher manifestierten, sondern unter dem Randbereich des Gletschers. Dass die Beben nahe der Oberfläche lokalisiert wurden, könnte damit zusammenhängen, dass sie mit Eisbewegungen verknüpft sind. Wenig weiter westlich verläuft auch der Ostarm der isländischen Hauptstörungszone, die ebenfalls für derartige Erschütterungen verantwortlich gewesen sein könnte. Am 11. September wurde zuletzt ein ähnlich starker Erdstoß in der Region detektiert.

In den letzten Monaten wurde am Ostrand des Vatnajökulls eine leichte Bodenhebung detektiert, die sich zuletzt abschwächte und inzwischen stagniert – ein Vorgang, der für den Randbereich des größten Gletschers Islands nicht untypisch ist.

Bodenhebung und Erdbeben gibt es auch auf der Reykjaneshalbinsel, wobei sich die Hebung bei Svartsengi Anfang November abschwächte, seitdem aber weitestgehend konstant anhielt. Meiner Meinung nach müsste das Magmaspeichersystem voll und bereit sein, mit dem nächsten Ausbruch zu beginnen. Das Bodenhebungsniveau entspricht dem, das wir vor den meisten anderen Eruptionen gesehen haben. Die Seismizität liefert aber keine Anzeichen für einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch, wobei mit einer seismischen Krise nur Minuten vor der Eruption zu rechnen ist. Dennoch steigerte sich vor den vorangegangenen Ausbrüchen bereits Tage vor der Eruption die Erdbebentätigkeit spürbar. Bis jetzt kommt es zwar immer wieder zu vereinzelten Erdbeben bei Grindavík und entlang von Sundhnúkur, doch von einer signifikanten Steigerung kann nicht die Rede sein. So ist es gut möglich, dass die Pause – die bereits jetzt die längste seit Beginn der Eruptionsserie ist – noch ein paar Tage anhält.

Island: Nächtliches Schwarmbeben bei Reykjanestá

Erdbebenschwarm erschüttert Südwestspitze von Reykjanes – stärkstes Beben Mb 3,3

Datum: 28.11.2025 | Zeit: 23:13:49 UTC | Koordinaten 63.629 ; -23.503 | Tiefe: 10 km | Mb 3,3

In der Nacht zum Samstag wurde das Reykjanes-Spaltensystem von mehreren Erdbeben an 2 Lokationen erschüttert. Zuerst bebte es 12.0 km westsüdwestlich von Geirfugladrangur, in der Nähe der kleine Insel Eldey. Hier manifestierte sich um 23:13:49 UTC das stärkste Beben der Serie: es hatte eine Magnitude von 3,3 und ein Hypozentrum in 10 Kilometern Tiefe. Es gab an dieser Stelle noch einige schwächere Erdbeben. In den Frühen Morgenstunden des Samstags ereignete sich dann kurz vor der Küste von Reykjanestá ein kleines Schwarmbeben. Hier gab es 12 Beben. Die beiden stärksten hatten die Magnituden 2,5 und 2,4. Die restlichen beben lagen im Bereich der Mikroseismizität.

Reykjanes. © IMO

Das Reykjanes-Spaltensystem – und besonders der Offshore-Teil – ist mit dem mittelatlantischen Rücken assoziiert, der sich auf der Reykjanes-Halbinsel an Land fortsetzt. Die Beben hier können rein tektonischer Natur sein, aber auch mit Fluidbewegungen im Zusammenhang stehen. Ebenfalls Fluidgesteuert könnte ein Mikrobeben unter Grindavik im benachbarten Svartsengi-Spaltensystem gewesen sein. Interessanterweise bebt es hier momentan am häufigsten unter der leidgeplagten Stadt, die vor 2 Jahren von starken Erdbewegungen heimgesucht und schwer beschädigt wurde. Generell bewegt sich die Seismizität im Svartsengigebiet auf niedrigem Niveau, obwohl sich hier der Boden hebt. Dass lässt darauf schließen, dass alles was tektonisch brechen konnte bereits gebrochen ist. Nach wie vor bleibt die Unsicherheit groß, wann es zum nächsten eruptiven Ereignis kommen wird.

Wandern wird auf unserer gedanklichen Reise auf Reykjanes ein Vulkansystem weiter nach Westen, sehen wir, dass es heute im Bereich des Fagradalsfjall eine leicht erhöhte Seismizität gibt: hier wurden 3 Mikrobeben detektiert. Ruhiger ist es indes im Krysuvik-System geworden, wo in den letzten 24 Stunden nur 2 Erschütterungen hinzu kamen.

Insgesamt registrierte IMO im Bereich des Reykjanes-Rückens innerhalb von 48 Stunden 40 Erschütterungen – kein Spitzenwert, aber ein Anzeichen, dass die seismovulkansiche Aktivität der Region weiter geht, auch wenn es im Jahresverlauf ruhiger geworden ist.

Island: Schwarmbeben am Öræfajökull

Schwarmbeben erschütterte den Öræfajökull im Vatnajökull-Gebiet

In der Nacht zum Mittwoch begann am höchsten Vulkan Islands – dem Öræfajökull – ein Schwarmbeben, das sich bis jetzt aus 16 schwachen Erschütterungen zusammensetzt und sich auch heute Vormittag mit einzelnen Beben fortsetzt. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,1 und ein Hypozentrum in 4,2 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 26,8 km nördlich von Hvannadalshnjúku verortet.

Öræfajökull

Erdbeben in dieser Vulkanregion des Vatnajökulls sind nicht völlig ungewöhnlich, kommen aber nicht so häufig vor wie etwa unter Bardarbunga oder Gimsvötn. Im Jahr 2018 gab es allerdings eine Phase signifikant erhöhter Aktivität, als es zu zahlreichen Schwarmbeben kam, die durch Bodenhebung ausgelöst wurden. Damals fürchtete man einen Ausbruch des Vulkans und erhöhte den Alarmstatus, doch nach einigen Monaten entspannte sich die Situation wieder.

Es bleibt abzuwarten, ob das Schwarmbeben ein isoliertes Ereignis bleibt oder ob sich in den nächsten Wochen vergleichbare Ereignisse wiederholen. Dann könnten die Beben andeuten, dass der Öræfajökull weiter auflädt.

Ähnlich verhält es sich mit einem weiteren subglazialen Vulkan Islands: Katla liegt unter dem Gletscher Mýrdalsjökull und zeigt ebenfalls immer wieder Phasen mit erhöhter Schwarmbebenaktivität. Anders als am Öræfajökull vermuten Wissenschaftler, dass es hier bereits zu kleineren Eruptionen unter dem Eis kommt. Diese bringen Gletscherfluten von Schmelzwasser hervor, wie sie zuletzt im Sommer festgestellt wurden. Unter dem Myrddalsjökull ereigneten sich in den letzten Stunden 12 schwache Erschütterungen – zu wenige, um auf einen subglazialen Vulkanausbruch hinzuweisen, genug, um den anhaltenden Aufheizungsprozess der Katla zu bestätigen.

Situation auf Reykjanes unverändert

Dagegen gibt es im Svartsengi-Gebiet auf Reykjanes immer noch wenige Erdbeben: Zwar werden täglich ein bis zwei Erschütterungen registriert, doch diese geben keinen Anlass zu glauben, dass die erwartete Eruption in Kürze beginnen wird. Die Bodenhebung hält aber auf vergleichsweise niedrigem Niveau an.

Im benachbarten Krysuvik-System gibt es zwar weiterhin eine erhöhte Seismizität, doch die Subsidenz (Bodensenkung) hat aufgehört und in den letzten Wochen ist sogar eine leichte Bodenhebung zu erkennen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Eruptionswahrscheinlichkeit im Svartsengi-Gebiet weiter hoch ist. Dennoch gibt es Anzeichen, dass sich der Magmenaufstieg aus der Tiefe reduziert hat. Möglicherweise, weil der Gegendruck im flachen Speichersystem zu groß geworden ist. Die Tätigkeit unter Krysuvik könnte aber auch andeuten, dass sie die Prozesse und Druckverhältnisse im tiefen Magmenkörper, dessen Zentrum unter Fagradalsfjall liegt, geändert haben. In diesem Fall sind zuverlässige Prognosen, wie es auf Reykjanes weitergeht, unmöglich zu erstellen.

Island: 17 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt

Magmaakkumulation unter Svartsengi wächst weiter – Risiko für neuen Ausbruch bleibt hoch

Unter dem isländischen Vulkan Svartsengi nimmt das Magmavolumen weiter zu. Wie der Isländische Wetterdienst mitteilt, setzt sich die Magmaakkumulation seit dem letzten Ausbruch im Juli unvermindert fort. Die Zuwachsrate blieb zuletzt weitgehend konstant, sodass sich inzwischen rund 16 bis 17 Millionen Kubikmeter Magma unter dem System angesammelt haben. Damit nähert sich das Volumen jenem Wert, der nach bisherigen Erfahrungen einen erneuten Ausbruch wahrscheinlich macht.

Beim letzten Ausbruch am 16. Juli 2025 strömten zwischen 11 und 13 Millionen Kubikmeter Magma aus dem Reservoir unter Svartsengi und wurden in Form von Lava und Gas an der Sundhnúkur-Kraterreihe eruptiert. Die Vulkanologen gehen davon aus, dass ein neuer Ausbruch dann wahrscheinlicher wird, sobald sich ein vergleichbares Magmavolumen erneut angesammelt hat. Bereits Anfang Oktober hatten Modellrechnungen ergeben, dass dieses Niveau erneut erreicht wurde – seither befindet sich das Gebiet in einer Phase erhöhter Ausbruchsgefahr.

Gleichzeitig erschwert die aktuelle Entwicklung präzise Vorhersagen. Der Magmazufluss liegt nach IMO-Einschätzung derzeit bei etwa einem Kubikmeter pro Sekunde und hat im Vergleich zu den vorherigen Eruptionszyklen deutlich abgenommen. Es gilt: Je langsamer Magma aufsteigt, desto schwieriger ist es, den Zeitpunkt einer Eruption einzuschätzen. Die Fachleute betonen, dass sich der nächste Ausbruch bestenfalls im Rahmen mehrerer Monate eingrenzen lässt.

Im Mittel traten bei den Ausbrüchen seit März 2024 zwischen 21 und 23 Millionen Kubikmetern Magma aus Svartsengi aus. Sollte die derzeitige Akkumulationsrate konstant bleiben, wäre dieses Volumen nach Meinung der Forscher Anfang Februar 2026 erreicht. Die Modellrechnungen zeigen, dass das System weiterhin auf einen kritischen Schwellenwert zusteuert.

Meiner Einschätzung nach hat sich die Bodenhebung in den letzten Wochen zwar verlangsamt, aber wie man an dem Graphen zur Bodenhebung erkennen kann, entlud sich bei der letzten Eruption nicht das komplette Magmenreservoir und es verblieb einiges an Restschmelze im Magmenkörper. Daher ist der Druck im Magmenkörper bereits jetzt wieder auf hohem Niveau und ein Ausbruch sollte deutlich vor Februar einsetzen.

Während in Svartsengi und Grindavík lediglich geringe seismische Aktivität registriert wird, hat sich die Bodenabsenkung im benachbarten Krýsuvík nahezu stabilisiert. Die Gefahrenkarte bleibt vorerst unverändert und wird am 9. Dezember erneut überprüft. Die Behörden beobachten die Lage aufmerksam – ein neuer Ausbruch bleibt möglich.

Island am 19.11.2025: Schwarmbeben bei Reykjanes

Schwarmbeben vor der Südwestspitze von Reykjanes – Mehr als 200 Beben seit gestern Abend

Gestern Abend begann gegen 21:00 UTC ein Schwarmbeben vor der Küste der Westspitze von Reykjanes. Seitdem manifestierten sich mehr als 200 Erschütterungen mit Magnituden kleiner als 3. Die stärkste Magnitude wird mit Mb 2,3 angegeben. Die Erdbebenherde streuen, liegen aber überwiegend vergleichsweise flach, in weniger als 10 km Tiefe. Die Epizentren bilden einen Cluster ca. 6 km südwestlich von Reykjanestá, jenem Ort, der für seinen Leuchtturm bekannt ist.

Island. © IMO

Laut Aussage von IMO-Naturgefahrenspezialistin Bryndís Ýr Gísladóttir gegenüber der Lokalpresse sind Schwarmbeben in dieser Region seit der Reaktivierung der Aktivität auf Reykjanes nicht selten und stellen keine unmittelbare Gefahr für die Bevölkerung dar, obgleich die stärksten Erschütterungen in der Region gespürt werden konnten.

Meiner Erfahrung nach kommt es zu stärkeren Schwärmen in diesem Bereich des Reykjanes-Spaltensystems, je näher die Eruption bei Svartsengi rückt, das nur wenige Kilometer vom Reykjanes-System entfernt liegt.

Die Bodenhebung bei Svartsengi schwächte sich in den letzten Tagen leicht ab, geht aber dennoch weiter. Sie hat inzwischen Größen erreicht, die typisch für den Beginn einer neuen Eruption oder Gangintrusion sind. Demnach kann der erwartete Ausbruch nun jederzeit einsetzen, ohne dass es zu weiteren Vorwarnzeichen kommt, wenn man den heutigen Schwarm bei Reykjanestá nicht als solches interpretieren will. Bereits vor den letzten Eruptionen wurde die direkte Vorwarnzeit, die durch den Beginn einer seismischen Krise bei Svartsengi gekennzeichnet war, immer kürzer und lag zuletzt bei deutlich unter einer Stunde. Etwas mehr Zeit verschafft die Beobachtung der Drucksteigerung in Bohrlöchern des Geothermalkraftwerks Svartsengi.

In den letzten Tagen gab es nicht nur Erdbeben auf der Reykjanes-Halbinsel, sondern auch unter dem Mýrdalsjökull mit der Katla und an der westlich gelegenen Hekla. Im Umfeld dieses Vulkans auf Südisland gibt es eine leichte Bodenhebung von ca. 20 mm. Möglich, dass wir hier den übernächsten Ausbruch auf Island sehen werden. Der Aufheizungsprozess der Hekla verläuft typischerweise vergleichsweise still und bereits vereinzelt auftretende Beben gelten als Hinweis hierauf.